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Seitenzahl: 152
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 264
Textanalyse und Interpretation zu
Thomas Mann
BUDDENBROOKS
Thomas Brand
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Mann, Thomas: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Roman. Frankfurt a. M.: Fischer (Fischer Taschenbuch 9431), 1989, 59. Auflage 2010.
Über den Autor dieser Erläuterung: Thomas Brand, geboren 1959, verheiratet, zwei Kinder, Studium der Germanistik und ev. Theologie in Göttingen und Berlin, nach Durchführung eines theologischen Forschungsprojektes seit 1992 Lehrer für Deutsch und ev. Religion an Gymnasien, zunächst in Dresden und in Fürstenwalde (Spree), seit 2005 Schulleiter in Berlin. Autor von Lernhilfen verschiedener Verlage und von Königs Erläuterungen und Lernhilfen des Bange Verlages.
für jakob und fabian
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2. Auflage 2012
ISBN 978-3-8044-6949-5
© 2002, 2011 by C. Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Fassade vom Buddenbrookhaus in Lübeck © ullstein bild – Imagebroker.net
Hinweise zur Bedienung
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Thomas Mann: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
Vorstufen zu den Buddenbrooks
Die Materialsammlung als Gemeinschaftsunternehmen
Fertigstellung. Selbsteinschätzung. Rezeption
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Stammbaum
Johann Buddenbrook sr.
Konsul Johann („Jean“) Buddenbrook
Thomas Buddenbrook („Tom“)
Antonie Buddenbrook („Tony“), gesch. Grünlich, gesch. Permaneder
Christian Buddenbrook
Hanno Buddenbrook
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
Sprache
Formen der Ironie
Buddenbrooks als naturalistischer Roman? Zur literaturgeschichtlichen Einordnung
3.7 Interpretationsansätze
Buddenbrooks als Familienroman
Die Buddenbrooks als Repräsentanten der Dekadenz?
Gesellschaft und Gesellschaftskritik
Kunst und Künstler im Verhältnis zur Realität
4. Rezeptionsgeschichte
Der Weg der Buddenbrooks zum Klassiker
Die Aufnahme der Buddenbrooks in der zeitgenössischen Literaturkritik
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 ***
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 **
Literatur
Zitierte Ausgabe
Gesamtausgabe
Selbstkommentar
Lernhilfen und Kommentare für Schüler
Sekundärliteratur
Internet-Adressen
Verfilmungen der Buddenbrooks
Verfilmung des Lebens von Thomas Mann und seiner Familie
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht.
Im 2. Kapitel beschreiben wir Thomas Manns Leben und stellen den zeitgeschichtlichen Hintergrund dar:
Thomas Mann lebte von 1875 bis 1955 in Deutschland, in der Emigration in Frankreich und den USA, schließlich in der Schweiz.
Seine großbürgerliche Herkunft und sein künstlerisches Selbstbewusstsein, aber auch sein Freiheitssinn prägten sein Schaffen.
Buddenbrooks (1901) ist Thomas Manns erster und vermutlich bekanntester Roman, für den er 1929 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Es folgten noch zahlreiche andere Werke.
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation:
Buddenbrooks – Entstehung und Quellen:
Ursprünglich war nur eine Künstler-Novelle um Hanno Buddenbrook, den jüngsten Spross der Familie, geplant, doch entwickelte Thomas Mann mit seinem Bruder Heinrich ab 1897 den Plan eines umgreifenden Familienporträts, das er dann bis Sommer 1900 allein vollendete. Zu diesem Zeitpunkt war er gerade einmal 25 Jahre alt. Der Roman erschien 1901 in zwei Bänden.
Inhalt:
Der Roman umfasst 11 Teile und stellt chronologisch den Aufstieg und Niedergang der Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook dar. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Geschwister Antonie (Tony), Thomas, Christian und (am Rande) Clara Buddenbrook. Das Geschäft, ein Handelshaus, erreicht, als es von Thomas übernommen wird, einen Höhepunkt, um dann unaufhaltbar dem Niedergang entgegenzugehen. Thomas’ Sohn Hanno, der letzte männliche Spross der Familie, ist dem Künstlertum zu- und dem Geschäftsleben abgeneigt und stirbt früh. Dem Niedergang des Geschäfts entspricht der Niedergang der Familie.
Chronologie und Schauplätze:
Der Roman spielt von 1835 bis 1877 in Lübeck und umfasst damit ungefähr die Spanne einer Generation.
Personen:
Die Hauptpersonen sind:
Thomas Buddenbrook:
ehrgeizig,
standes- und pflichtbewusst,
am Ende resignativ und ausgepowert,
Tony Buddenbrook:
naiv, kindlich,
widerstandsfähig,
auf Familienehre bedacht,
Christian Buddenbrook:
exaltiert, überspannt,
kein geschäftlicher Ehrgeiz,
Lebemann, zum Künstlertum hingezogen,
hypochondrisch,
nicht belastbar,
Hanno Buddenbrook:
kränklich,
fantasiebegabt,
empfindsam, introvertiert, grüblerisch,
künstlerisch veranlagt.
Stil und Sprache:
Thomas Mann schreibt realistisch, wobei seine Sprache aber auch eine Nähe zum Naturalismus aufweist. Sie ist
nüchtern und genau,
detailreich durch komplexe, lange Sätze,
im Stil oft ironisch,
abwechslungsreich durch die Verwendung von Sprachvarianten.
Vier Interpretationsansätze bieten sich an:
Buddenbrooks ist
ein Familienroman,
ein Dekadenzroman,
ein Gesellschaftsroman,
ein Künstler-Roman.
Thomas Mann (1876–1955), Porträt von 1900 © ullstein bild
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
1875
Lübeck
Geburt am 6. Juni als zweiter Sohn einer patrizischen Kaufmannsfamilie. Eltern sind der Speditionskaufmann und spätere Senator Heinrich Mann und seine Frau Julia (geb. da Silva-Bruhns). Geschwister: Heinrich (1871–1950), Julia (1877–1927, Freitod), Carla (1881–1910, Freitod) und Karl Victor (1890–1949)
1891
Lübeck
Tod des Vaters; Liquidation der Firma aufgrund testamentarischer Verfügung
16
1893
Lübeck
Übersiedlung der Mutter mit den drei jüngsten Geschwistern nach München; Thomas Mann besucht weiterhin das Gymnasium in Lübeck;
Mitarbeit an der von ihm mit herausgegebenen Zeitschrift Der Frühlingssturm. Monatszeitschrift für Kunst, Literatur und Philosophie; Prosaskizzen, Aufsätze
18
1894
Lübeck
Antipathie gegenüber der Schule; Verlassen des Gymnasiums in der Obersekunda;
19
München
Übersiedlung nach München zur Mutter und den Geschwistern; Volontärstätigkeit bei einer Versicherungsgesellschaft; erste Novelle, Gefallen, erscheint in der Zeitschrift Die Gesellschaft.
1895
München
Aufgabe des bürgerl. Berufs, Entschluss zu einer Existenz als freier Schriftsteller; Gasthörer an der Technischen Hochschule, Plan für eine journalistische Laufbahn
20
1895–1896
München
Beiträge für die konservative Zeitschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt (Hrsg. Heinrich Mann)
20–21
1896–1898
Rom/Palestrina
Gemeinsamer Italien-Aufenthalt mit seinem Bruder Heinrich; Beginn der Arbeiten an Buddenbrooks
21–23
1898
München
Veröffentlichung der Novellensammlung Der kleine Herr Friedemann bei S. Fischer
23
1898–1900
München
Lektor und Korrektor beim Simplicissimus (satir. Zeitschrift). 1900 wurde er als „Einjährig-Freiwilliger“ zum Dienst im Münchner Leibregiment eingezogen. Seine militärische Laufbahn endete nach drei Monaten wegen Dienstuntauglichkeit.
23–25
1901
München
Erscheinen von Buddenbrooks
26
1903
München
Tristan (Novellensammlung); wichtiges Thema ist der Gegensatz von Alltagsleben und Kunst.
28
1905
München
Heirat mit der aus einer Gelehrten- und Industriellenfamilie stammenden Katja Pringsheim (1883–1980); Kinder: Erika (1905–1969), Klaus (1906–1949, Freitod), Golo (1909–1994), Monika (1910–1992), Elisabeth (1918–2002), Michael (1919–1977, Freitod)
30
1913
München
Beginn der Arbeiten an Der Zauberberg
38
1918
München
Betrachtungen eines Unpolitischen: Verteidigung des Kaisertums und Kriegsbegeisterung führen zum Bruch mit dem Bruder.
43
1922
München
Von deutscher Republik (Rede): Befürwortung der Republik; Aussöhnung mit dem Bruder
47
1923
Weßling (Oberbayern)
Tod der Mutter
48
1924
München
Der Zauberberg (Zeit- und Bildungsroman)
49
1926
Berlin
Ernennung zum Mitglied der neu gegründeten Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste; Ernennung zum Professor ehrenhalber durch den Senat der Hansestadt Lübeck; Beginn der Arbeit an den Joseph-Romanen
51
1929
Stockholm
Nobelpreis für Literatur (für Buddenbrooks)
54
1930
Berlin
Deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft (Mahnrede angesichts des Stimmenzuwachses der NSDAP);
Mario und der Zauberer (Erzählung)
55
1933
Europareise; nach der nationalsozialistischen Machtergreifung keine Rückkehr nach Deutschland;
58
Sanary-sur- Mer,
Küsnacht
Emigration nach Sanary-sur-Mer (Südfrankreich), dann nach Küsnacht (Schweiz);
erster Band der Joseph-Tetralogie (Die Geschichten Jaakobs)
1934
Erste USA-Reise;
zweiter Band der Joseph-Tetralogie (Der junge Joseph)
59
1936
Küsnacht/Zürich
Öffentliche Absage an NS-Deutschland; Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft; tschechische Staatsbürgerschaft;
dritter Band der Joseph-Tetralogie (Joseph in Ägypten)
61
1938
Princeton (USA)
Übersiedlung in die USA; Gastprofessur an der Universität
63
1939
Pacific Palisades (USA)
Übersiedlung nach Kalifornien;
Lotte in Weimar (Roman)
64
1940–1945
USA
Monatliche Radioreden Deutsche Hörer!, die über die BBC nach Deutschland ausgestrahlt werden
65–70
1943
Pacific Palisades
Vierter Band der Joseph-Tetralogie (Joseph, der Ernährer)
1945
Pacific Palisades
Warum ich nicht nach Deutschland zurückkehre (Offener Brief), Vertreten der Kollektivschuld-These
70
1947
Pacific Palisades
Doktor Faustus (Roman)
72
1949
Erster Deutschlandbesuch nach dem Krieg;
Freitod des Sohnes Klaus
74
1951
Pacific Palisades
Der Erwählte (Roman)
76
1952
Zürich
Übersiedlung in die Schweiz nach Kommunismus-Anklage vor dem „Ausschuss für unamerikanische Umtriebe“
77
1954
Zürich
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull. Der Memoiren erster Teil (Roman);
Ehrenbürgerschaft von Lübeck
79
1955
Zürich
Tod am 12. August
80
ZUSAMMENFASSUNG
Wichtige Einflüsse auf Thomas Mann:
Herkunft aus dem Großbürgertum, explizit für Buddenbrooks und das gesamte Frühwerk von Bedeutung;
PhilosophieNietzsches und Schopenhauers, besonders was den Gegensatz von Kunst und Alltagsleben betrifft, ebenfalls ein tragender Bestandteil v. a. des Frühwerks;
Musik, bes. Richard Wagners;
nach zunächst demokratieskeptischen Tendenzen schließlich entschieden humanistisch-demokratisches Engagement, ohne jedoch dabei parteipolitisch tätig zu werden.
Wichtig zum Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts:
1871:
Gründung des Deutschen Reiches nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg
Wilhelm I., König von Preußen, wird deutscher Kaiser (1871–1888).
Otto von Bismarck wird Reichskanzler (1871–1890) und gilt als einflussreichster europäischer Staatsmann.
1875:
Vereinigung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV, gegründet 1863 von Ferdinand Lassalle) mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP, gegründet 1869 von August Bebel und Wilhelm Liebknecht)
1878:
Inkrafttreten der „Sozialistengesetze“: Verbot sozialistischer und sozialdemokratischer Organisationen im Deutschen Reich
1888:
Wilhelm II., deutscher Kaiser und König von Preußen bis 1918,
preußisch-deutscher Nationalismus, zugleich Aufstieg zu führender Industrienation in Europa
1890:
Rücktritt Bismarcks vom Amt des Reichskanzlers,
Ende der „Sozialistengesetze“, SDAP benennt sich in SPD um, Erstarken der sozialistischen Bewegung in ganz Europa
1914:
Beginn des 1. Weltkriegs
1917:
Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg
1918:
Ende des 1. Weltkriegs, Kapitulation Deutschlands, Novemberrevolution im Deutschen Reich, Ausrufung der Republik, Abdankung des Kaisers
1919:
Gründung der Weimarer Republik
Lübeck im 19. Jahrhundert – wissenswerte Aspekte für den Hintergrund der Handlung des Romans:
Großer Wohlstand Lübecks durch Handelsflotte (u. a. Getreideimport)
Hansestadt Lübeck ist souveränes Mitglied des Deutschen Reiches.
Der Senat ist die höchste Institution des Staates (14 Senatoren, darunter Thomas Manns Vater).
1803 wird durch den Reichsdeputationshauptschluss den Hansestädten Neutralität bei allen Reichskriegen zugesichert.
1806 besetzt Blücher im Oktober das neutrale Lübeck, wird aber von den im November anrückenden Franzosen vertrieben.
1813 wird Lübeck, das seit 1810 Frankreich zugeschlagen worden war, durch die Schweden befreit. Durch den Frieden wird Lübeck wieder selbstständig und Mitglied des Deutschen Bundes.
1866 erklärt die Stadt ihren Beitritt zum Norddeutschen Bund.
1868 tritt die Stadt dem Zollverein bei.
Allmählich zurückgehende wirtschaftliche Blüte (Aufhebung der Vorrechte für Zünfte und Handelsgenossenschaften 1866, Schutzzölle gegen russische Getreideimporte 1878, Nord-Ostsee-Kanal 1887–1895)
Im Folgenden werden einige Ereignisse und Einflüsse aufgeführt, die für die Entstehung von Buddenbrooks von Bedeutung sind. Sie sind nicht als repräsentativ zu bezeichnen. Besonders dreierlei ist hier zu nennen: die Einflüsse der Philosophien Nietzsches (Künstler-Thematik) und Schopenhauers (Thema von Verfall und Tod), die Zusammenarbeit Thomas Manns mit seinem Bruder Heinrich (Familienroman) und verschiedene Einflüsse auf die Schreibweise.
Lübeck um 1900, Blick auf die Altstadt. Vorne der Holstenhafen, im Hintergrund St. Marien und ganz rechts das Holstentor. © ullstein bild
Jahr
Ereignis/Einfluss
1875
Geburt als zweites Kind der Lübecker Kaufmanns- und Patrizierfamilie Mann; familiäre Einflüsse großbürgerliche Kultur, literarisch-musische Einflüsse, materielle Sicherheit
1893
Mitarbeit am und Mitherausgabe des Frühlingssturm. Monatszeitschrift für Kunst, Literatur und Philosophie gegen preußischen Drill in Schule und Leben, Einfluss der Dichtung Heinrich Heines
1894
Nach dem Tod des Vaters und der Liquidation des Geschäfts Übersiedlung zur Mutter und den Geschwistern nach München. Dort Prosa-Skizzen und erste veröffentlichte Novelle (Gefallen) Psychologie in der Literatur, Einfluss Paul Bourgets („Dilettantismus“: Introspektion, Außenseiter-Position des Künstlers)
1895
Aufgabe der Anstellung bei einer Versicherung, neues Berufsziel: Journalismus Schreiben als Beruf: Kritiken
Nietzsche-Rezeption: Künstlertum, Weltdistanz
1895–1896
Mitarbeit an der vom Bruder Heinrich Mann herausgegebenen Zeitschrift Das Zwanzigste Jahrhundert konservative, stellenweise antisemitische Grundhaltung, später von Thomas Mann nur schwer eingestanden.
1896–1898
Italien-Aufenthalt mit Heinrich Mann gemeinsame Materialsammlung zu den Buddenbrooks, Detailfülle. Der Roman selbst wird allein von Thomas Mann verfasst.
1898
München: Tätigkeit als Lektor und Korrektor für die Zeitschrift Simplicissimus Vertrautheit mit satirischem Schreiben;
Schopenhauer-Rezeption: Metaphysik des Todes
ZUSAMMENFASSUNG
Die Künstler-Thematik im Werk Thomas Manns (Auswahl):
1901:
Buddenbrooks (Familie – Geschäft – Kunst)
1903:
Tristan und Tonio Kröger (Künstler als Antibürger)
1912:
Der Tod in Venedig (Künstlertum und Verfall)
1924:
Der Zauberberg (philosophische Reflexion)
1930:
Mario und der Zauberer (gefährliche Ambivalenz des Künstlers)
1939:
Lotte in Weimar (Ambivalenz des Goethe-Kults)
1947:
Dr. Faustus (Künstler-Existenz)
Weitere wichtige Werke:
1933–
1943:
Joseph und seine Brüder (Tetralogie)
1951:
Der Erwählte
1954:
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Eine wesentliche Konstante im Werk Thomas Manns ist das Verhältnis von Künstler und Gesellschaft. Zumeist erscheinen beide als Gegensätze; der Künstler ist Repräsentant des Un-, wenn nicht Antibürgerlichen. Das gilt sowohl für die frühen Erzählungen und Novellen als auch für einzelne Erzählungen, die nach Buddenbrooks erschienen sind, wie etwa Tonio Kröger (1903), Tristan (1903) und Das Eisenbahnunglück (1909). Eng mit dem Thema Künstler – Gesellschaft zusammen hängt die Verfalls-Thematik, z. B. in Der Tod in Venedig (1912), wo der Schriftsteller Gustav Aschenbach aufgrund einer homoerotischen Verliebtheit sehenden Auges in die Katastrophe läuft. Jedoch wird das Künstlertum auch ambivalent behandelt: In Mario und der Zauberer (1930) erscheint der Artist/Künstler in Gestalt von Cipolla als Verführer, und das Olympiertum Goethes erfährt, nicht ohne ironischen Bezug auf Thomas Mann selbst, in Lotte in Weimar (1939) eine ambivalente Bewertung.
Mit der Schopenhauer- und Nietzsche-Rezeption zeichnet sich in Buddenbrooks bereits etwas ab, was im Nachfolgeroman Der Zauberberg (1924) zur Vollendung gelangen sollte: die Aufnahme und Reflexion von Standpunkten der idealistischen Philosophie; was sich im ersten Roman noch in sporadischen Grübeleien des Senators oder einigen Gesprächen und Gedanken zur Musik Richard Wagners erschöpft, wird in Der Zauberberg zum Gegenstand des ständigen Dialogs zwischen Settembrini und Naphta.
ZUSAMMENFASSUNG
Ursprünglicher Plan Thomas Manns: Künstler-Novelle um Hanno Buddenbrook
1896/97:
Materialsammlung zusammen mit dem Bruder Heinrich Mann
1900:
Fertigstellung des Manuskripts
1901:
Druck und Erscheinen von Buddenbrooks
Vorstufen zu den Buddenbrooks
Zwischen 1894 und 1896 verfasst Thomas Mann erste Novellen und Erzählungen, die nach Überarbeitungen 1898 von S. Fischer im Rahmen der Reihe Collection Fischer als Novellensammlung herausgebracht werden. Darunter befinden sich auch Der kleine Herr Friedemann und Der Bajazzo. Im Anschluss daran ist es der Verleger selbst, der, vermutlich aus verkaufsstrategischen Gründen, einen Roman anregt.
Doch beschäftigt sich Thomas Mann bereits zuvor mit der in den Buddenbrooks ausgearbeiteten Thematik. 1896 weilt er zusammen mit seinem Bruder Heinrich in Rom. Dort entwerfen sie offenbar auf Initiative und unter der Federführung des Älteren eine
„endlose() Bilderfolge, die wir ‚Das Lebenswerk’ nannten und deren eigentlicher Titel ‚Die soziale Ordnung’ lautete. Wirklich stellten diese Blätter ... die menschliche Gesellschaft in allen ihren Typen und Gruppen dar, vom Kaiser und Papst bis zum Lumpenproletarier und Bettler ...“[1]
Das Interesse an einem umfassenden, den Menschen in seinen verschiedensten Erscheinungsformen und seelischen Zuständen zeigenden Werk wird jedoch schon hier deutlich.
Die Materialsammlung als Gemeinschaftsunternehmen
1897 verlegen die Brüder ihre Wohnung aus Rom in das 30 km südöstlich gelegene Palestrina. Hier beginnt Thomas Mann, unterstützt von seinem Bruder, mit den ersten Arbeiten für die Buddenbrooks. Zunächst plant er lediglich eine Novelle um Hanno Buddenbrook, doch entwickelt der Stoff eine Eigendynamik:
„(W)ährend ich mich eigentlich nur für die Geschichte des sensitiven Spätlings Hanno und allenfalls für die des Thomas Buddenbrook interessiert hatte, nahm all das, was ich nur als Vorgeschichte behandeln zu können geglaubt hatte, sehr selbstständige, sehr eigenberechtigte Gestalt an.“[2]
Die Arbeiten bestehen im „Aufstellen von Stammbäumen, (dem) Berechnen chronologischer Schemata und Kapiteleinteilungen“[3]; Namenslisten, Eigenschaften bestimmter Haupt- und Nebenfiguren, Redewendungen und Stichwortsammlungen werden gesammelt und später zu einem großen Teil in den Roman eingearbeitet. Dabei bedient sich Thomas Mann der verschiedensten Quellen: Die Mutter steuert ein Kochbuch bei, das sie eigens in die alte Schreibweise überträgt; ein Cousin des Vaters berät in handels- und finanztechnischen Details; die Schwester Julia fertigt ein ausführliches Dossier über das Vorbild für Tony Buddenbrook an. Wie viel der ältere Bruder beisteuert, kann nicht quantifiziert werden, da beide Brüder zur Zeit der Entstehung des Romans eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft bilden und der wesentliche Austausch mündlich vonstattenging.
Trotz dieses Gemeinschaftscharakters gibt Heinrich Mann zu Protokoll: