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Der SC Freiburg ist nie Deutscher Meister geworden. Und doch wird kein Verein öfter genannt, wenn es darum geht, wie man mit wenig Geld erfolgreich im Profifußball bestehen kann. Christoph Ruf hat den Klub in den letzten 15 Jahren begleitet und porträtiert einen ungewöhnlichen Verein, der auf den entscheidenden Positionen auf Menschen baut, die seine DNA verkörpern. So wie Trainer Christian Streich, der als politischer Kopf mit seiner Prinzipientreue und seiner menschlichen Art wie kein Zweiter den SC Freiburg geprägt hat.
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Seitenzahl: 249
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Christoph Ruf
Der SC Freiburg und die Ära Streich
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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3., aktualisierte Auflage 2022
Copyright © 2019 Verlag Die Werkstatt GmbH
Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen
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Alle Rechte vorbehalten
Coverfoto: IMAGO / Jan Huebner
Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH
eISBN 978-3-7307-0426-4
Mehr geht nicht. Oder doch?
Was in Freiburg passiert, wenn man völlig unerwartet die beste Saison der Vereinsgeschichte spielt – und am Ende doch ohne Trophäe dasteht.
Der SC Freiburg – nie kopiert, nie erreicht
Was den SC Freiburg ausmacht, wurde nie an einem Flipchart entworfen. Und ist vielleicht gerade deshalb in Stein gemeißelt.
Leben an der Kante
Wie viel stimmen muss, wenn der Sport-Club Erstligist bleiben will, hat er in der jüngeren Vergangenheit gleich zweimal im Auswärtsspiel bei Hannover 96 vorgeführt bekommen.
Eigener Kopf, eigener Wille
Nils Petersen ist nicht nur bei den Fans beliebt. Auch in der Vereinsführung wären viele froh, wenn der Stürmer nach dem Karriereende im Verein bliebe. Vielleicht auch, weil er nicht alles rosarot sieht, was rund um den SC Freiburg passiert.
Familientreffen mit Einlasskarte
Der Weg zum neuen Stadion verrät auch viel über das gesellschaftliche Klima in Freiburg. Für den Sport-Club ist die neue Arena existenziell wichtig. Doch ob die Fans sich darin irgendwann heimisch fühlen werden, ist fraglich.
… aber das Essen war gut
Im Schwarzwaldstadion, in dem der SC bis Sommer 2022 seine Bundesligaspiele austrug, gab es keine Logen. Um den Sponsoren dennoch etwas bieten zu können, kam man deshalb beim Sport-Club schon früh auf die Idee, mit anderen Pfunden zu wuchern als mit möglichst luxuriös ausgestatteten Einzelzellen für Gutbetuchte. Das beste Essen der Liga dürfte es in Freiburg geben – wo veritable Sterneköche am Werke sind und auch die Bratwurst besonders ist.
Zum Abschied nicht mal ein leises Servus
Heiko Butscher war über Jahre eine Identifikationsfigur beim SC Freiburg. Dann wurde er einigermaßen stillos vor die Tür gesetzt. Wer den einstigen Kapitän heute trifft, wird überrascht: Der U19-Trainer des VfL Bochum schwärmt in den höchsten Tönen vom Sport-Club.
Dreck unterm Fingernagel
Sven Metzger hat den Podcast FüchsleTalk ins Leben gerufen. Lange Zeit war für ihn ein Freiburger Heimspiel ein nahezu perfektes Fußballerlebnis. Mittlerweile ist das Verhältnis erkaltet. Und das hat nicht nur damit zu tun, wie Metzger die Social-Media-Aktivitäten des Vereins bewertet.
Viele Fragen – und keine wird gestellt
Bei Mitgliederversammlungen des SC Freiburg geht es erstaunlich harmonisch zu. Selbst dann, wenn kritische Fragen mehr als angebracht wären. Ein Ortstermin.
Strukturen für den strukturschwachen Raum
Oliver Leki wurde geholt, um den Stadionneubau zu organisieren und die internen Abläufe zu verbessern. Noch heute wirkt Leki anders als Christian Streich, Klemens Hartenbach und Jochen Saier. Doch das tue dem Verein gut, sagen die.
Tragende Wand
Jochen Saier ist zu 100 Prozent SC-sozialisiert und hat feine Antennen dafür, was zum Verein passt. Dennoch hat er sich eine erstaunliche geistige Unabhängigkeit bewahrt. Für den Verein ist er ein Glücksfall.
Alles abgearbeitet
Kaum ein Fußballspieler hat über die Jahre so viele Opfer gebracht, um Profi zu werden, wie Christian Günter. Die Geschichte des heimatverbundenen Schwarzwälders wirft ein Schlaglicht auf die Nachwuchsarbeit beim SC.
The real one
Menschen, die Christian Streich skeptisch sehen, unterstellen ihm, er stilisiere sich zum politisierenden Fußballintellektuellen. Nichts könnte falscher sein. Selbst wenn er das wollte, er könnte es nicht. Streich ist ein Mensch, der nicht aus seiner Haut kann. Und das nicht nur, wenn es um politische Themen geht.
Der lange Weg zurück zum kurzen Pass
Selten war ein Klischee langlebiger als das von den „Breisgau-Brasilianern“. Dabei hat es mit dem real existierenden Freiburger Fußballstil nicht mehr viel zu tun.
Identifikation statt Powerpoint
Klemens Hartenbach ist seit Jahrzehnten beim SC Freiburg und hat ein untrügliches Gespür dafür, was dem Verein guttut. Manchmal macht er sich Sorgen, wie viel von dem, was den Verein ausmacht, in die Zukunft herübergerettet werden kann.
Money changes everything
Der SC Freiburg setzt sich vehement für den Erhalt der 50+1-Regel ein. Aus Überzeugung – und weil er weiß, dass es dabei auch darum geht, ob Freiburg im Profifußball eine Zukunft hat.
Tief im Süden
Ob Langeoog, ob Schruns: Vroni Kromer und Georg Strittmatter begleiten den Sport-Club jeden Sommer ins Trainingslager. Nie würden sie die Privatsphäre der Spieler missachten, vielleicht haben sie gerade deshalb ein solch gutes Verhältnis zu vielen von ihnen. Ein Ortsbesuch an der Schweizer Grenze – bei zwei außergewöhnlich netten Menschen.
Eine schöne Perspektive
Julian Schusters Abschied als Spieler beim SC Freiburg hätte stilvoller ablaufen können. Doch der langjährige Kapitän redet lieber über Gegenwart und Zukunft beim Sport-Club. Für ihn dürfte es noch viel weiter gehen beim SC – ein Glücksfall für beide Seiten.
Der Autor
Was in Freiburg passiert, wenn man völlig unerwartet die beste Saison der Vereinsgeschichte spielt – und am Ende doch ohne Trophäe dasteht.
Wenn es stimmt, dass sich nach wie vor Millionen Menschen in der „Sportschau“ über die Spiele ihres Lieblingsvereins informieren, dann dürfte Benedikt Brinsa am 14. Mai 2022 für eine erhöhte Endorphin-Ausschüttung vor Fernsehgeräten insbesondere in Südbaden gesorgt haben. Dabei referierte der ARD-Kommentator in der sechsten Minute seines Beitrags über die Partie Leverkusen gegen Freiburg nur ganz lapidar die Tabellenkonstellation des 33. Spieltages. Freiburg, ließ Brinsa wissen, während ein Leverkusener Angriff aufs SC-Tor zurollte, wolle „sich ja nicht nur Punkte heute holen für die Champions League, sondern auch ein gutes Gefühl fürs Pokalfinale“. Champions League? Pokalfinale? Natürlich sind das Begriffe, die jeder Fußballfan schon hundert Mal gehört hat. Aber dass sie im Zusammenhang mit dem SC Freiburg genannt werden, das ist halt doch etwas ganz Neues.
Tatsächlich war die Spielzeit 2021/2022 die erfolgreichste in der Geschichte des 1904 gegründeten Sport-Club Freiburg. Es war zum einen die Spielzeit, in der sich die SC-Fans erstmals ernsthaft mit der Möglichkeit auseinandersetzen durften, dass in naher Zukunft Vereine wie Real Madrid, Paris Saint-Germain oder Manchester United im neu gebauten Freiburger Stadion auflaufen könnten. Und das dank einer grandiosen Saison, in der man zu Hause Teams wie Dortmund (2:1) oder Leverkusen (2:1), Stuttgart (2:0) oder Wolfsburg (3:2) bezwungen und auch auswärts für reichlich Furore gesorgt hatte: Unweit der eigenen Haustür wurde in Hoffenheim (4:3) und – wichtig für die SC-Fans – beim VfB (3:2) gewonnen, und von dem grandiosen 6:0-Sieg in Gladbach sollte sich die Elf vom Niederrhein bis zum Saisonende nicht mehr erholen.
Auch das 3:0 gegen den FC Augsburg am 26. September 2021 wird den SC-Fans in Erinnerung bleiben. Weniger wegen des klaren Ergebnisses, sondern weil es das letzte Spiel im heißgeliebten Dreisamstadion war, ehe mit einem Freundschaftsspiel, das diesen Namen wirklich verdient, gegen den FC St. Pauli das neue Stadion eingeweiht wurde; das erste Pflichtspiel in der neuen Arena endete mit einem 1:1 – gegen jene Leipziger, denen man im späteren Verlauf der Saison noch in einem historisch bedeutenderen Match gegenüberstehen sollte. SC-like war auch die Verteilung der Torschützen. Denn in Ermangelung von Spielern der Kategorie Haaland oder Lewandowski waren beim SC gleich 14 Spieler für die 58 Liga-Saisontreffer verantwortlich. Vincenzo Grifo war dabei mit neun Toren am treffsichersten, vor Lukas Höler (7), Woo-Yeong Jeong, Philipp Lienhart und Nils Petersen (je 5).
Es war aber auch die Saison, in der die frisch aufgestiegene U23 völlig problemlos die Dritte Liga hielt und im Laufe der Saison Mannschaften wie Waldhof Mannheim und den VfL Osnabrück (jeweils zwei Mal), den FSV Zwickau oder den MSV Duisburg besiegte – deren erste Mannschaften wohlgemerkt. Und das mit einem Zuschauerzuspruch, mit dem selbst die kühnsten Optimisten im Verein nicht gerechnet hatten. Zu Hause kamen im Schnitt 2500 Zuschauer und auswärts war die Freiburger Kurve besonders zu Saisonbeginn stets bestens gefüllt. Viele Fans zogen die Spiele der „Amas“ dabei sogar denen der ersten Mannschaft vor, wenn es zu Terminkollisionen kam. Auch die Frauen-Bundesligamannschaft sprach intern von einer guten Saison – wenngleich bei der Unterstützung durch den Stammverein hie und da immer noch viel Luft nach oben ist. Doch der Umzug ins stimmungsvolle Dreisamstadion ist ein Quantensprung für das Team um Kapitänin Hasret Kayikci, vor allem weil die Trainingsbedingungen um Welten besser sind als jene im angestammten Schönbergstadion. Auch dank einer Faninitiative und des großen Engagements der Spielerinnen kamen im Schnitt immerhin 758 Zuschauer zu den Heimspielen. Am Ende schlossen die SC-Frauen die Bundesligasaison auf einem guten sechsten Tabellenplatz ab.
2021/2022 war aber vor allem die Saison, in der der Sport-Club mit seiner ersten Herrenmannschaft erstmals in seiner Geschichte in ein DFB-Pokalfinale einzog und damit den meisten seiner Anhänger den größten Tag ihres Fan-Lebens bescherte. Schon lange vor dem 21. Mai 2022 war in der Freiburger Fanszene die Vorfreude aufs Pokalfinale mit Händen zu greifen. Schon vor dem mit 3:1 locker, lässig und leicht gewonnenen Halbfinale in Hamburg war im Südbadischen eine Art Wahrnehmungsverschiebung festzustellen. Nicht dass die Ligaspiele gegen all die Gladbachs, Bochums, Bayerns oder Berlins schlechter besucht worden wären, aber das Hauptaugenmerk der Fans lag eindeutig auf dem Finale in der Hauptstadt.
Dass sich die Mannschaft dann am Abend des 21. Mai – trotz der Niederlage gegen RB Leipzig – im Olympiastadion minutenlang von den Fans feiern lassen durfte, ist auch dadurch zu erklären, dass der Pokalgewinn für die Anhänger auf den Rängen (und überall sonstwo) nur die perfekte Krönung einer einzigartigen Saison bedeutet hätte. Trainer Streich hatte es richtig beobachtet, als er zufrieden feststellte, die Fans seien trotz des Scheiterns im Elfmeterschießen „zufrieden“. Allein schon, weil sich die Mannschaft diesmal nicht – wie eigentlich fast immer – schon in der zweiten oder dritten Runde unspektakulär aus dem Pokalwettbewerb verabschiedet hatte. Sondern weil sie diesmal weitergemacht und einfach Sieg um Sieg gefeiert hatte. Damit hatte sie der SC-Fanszene ein Gefühl gegeben, das dieser bis dato vollkommen fremd war: Das Gefühl, nicht nur Anhänger eines Vereines zu sein, den man als „den eigenen“ empfindet. Sondern bei all der unverbrüchlichen, unhinterfragten Zuneigung auch mal mit etwas belohnt zu werden. Was für Anhänger von Bayern München oder Borussia Dortmund eine selbstverständliche Währung sein mag, im Kosmos des SC Freiburg bis zum Finalabend von Berlin aber ein exotisches Erlebnis aus anderen Universen darstellte.
40.000 Freiburger Fans waren es schließlich am Pokalfinaltag in Berlin, 27.000 davon ausgestattet mit einer Eintrittskarte fürs Olympiastadion. 13.000, die einfach nur in die Hauptstadt gekommen waren, weil sie ihrer Mannschaft am größten Tag der Vereinsgeschichte möglichst nah sein wollten und das Spiel dann in irgendwelchen Lokalitäten verfolgten. Derweil im Südbadischen Zehntausende in Fußballkneipen oder bei der zentralen Public-Viewing-Veranstaltung in Freiburg mit ihrem SC mitfieberten.
Sie alle erlebten einen Abend, den sie wohl nie mehr vergessen werden. Freiburg war verdammt nah dran an einer Sensation. Und hätte sich das Elfmeterschießen vielleicht sogar ersparen können, wenn es nach der Roten Karte für den Leipziger Marcel Halstenberg nach einer knappen Stunde einfach mutig weitergespielt hätte. So aber schien der Platzverweis eher das dezimierte Team zu beflügeln. An einem Tag, an dem zudem wichtige Spieler wie Christian Günter oder Vincenzo Grifo nicht zündeten und Nicolas „Chicco“ Höfler vollkommen neben der Spur war, reichte das in der Summe nicht, um den Pokal nach Freiburg zu holen. RB Leipzig wurde verdientermaßen Pokalsieger. Und hatte dennoch kaum Grund sich zu freuen. Denn während man als Leipzig-Anhänger am 21. Mai noch einmal sehr intensiv damit konfrontiert wurde, wie unverrückbar die Abneigung der großen Mehrheit der Fußballfans gegen das RB-Konstrukt ist, wussten die SC-Fans, dass ihnen angesichts dieses Gegners nahezu ganz Fußball-Deutschland die Daumen drücken würde.
Überhaupt zeigte der Fußball an diesem Tag, was ihn wirklich ausmacht und was ihm auch die Verbandsfunktionäre nicht austreiben können. Der DFB entblödete sich nicht, für das Finale Eintrittspreise zwischen 60 und 160 Euro aufzurufen. Ermäßigungen gab es nicht, eine Familie mit zwei nicht schulpflichtigen Kindern zahlte für vier Plätze hinterm Tor und weit entfernt vom Spielfeld also 240 Euro; den Becher Wasser gab es für schlappe fünf Euro obendrauf.
„Eine Veranstaltung aus der Hölle“, so empfand es Sven Metzger, der im Verlauf dieses Buchs auch noch ausführlicher zu Wort kommen wird. Er war nach Berlin gefahren, um „einen Deckel draufzumachen“ auf seine Fanbiografie mit dem Sport-Club, von der noch die Rede sein wird. „Um die Musik und das ganze Drumherum zu ertragen“ müsse man schon „hirntot“ sein, sagte Metzger, der selbst 110 Euro für sein Ticket bezahlt hatte und nach dem von Demirovič verschossenen Elfmeter direkt in sein Berliner Hotelzimmer ging. Er war weder in der Stimmung, die für seinen Geschmack viel zu früh wieder aufkeimende gute Laune im SC-Block zu ertragen, noch wollte er jubelnde Leipziger Spieler oder Fans sehen: „Die mit der Hand am Pokal – das musste nun wirklich nicht sein.“
So wie Metzger sahen es an diesem Tag viele. Auch wenn es vereinzelte Verbrüderungsszenen zwischen Anhängern beider Lager in der U-Bahn gegeben haben soll, war der Unterschied zwischen beiden Fanszenen doch mit Händen zu greifen. Nicht zuletzt im Olympiastadion, wo die Fans aus dem 800 Kilometer entfernten Freiburg zwei Drittel der Zuschauer ausmachten und auch akustisch ein Heimspiel gegen jenes Team hatten, dessen Stadion nicht einmal 200 Kilometer vom Austragungsort des DFB-Pokalfinals entfernt liegt.
Doch alle Dezibel- oder Kilometer-Differenzen dieser Welt erklären nicht hinreichend, was passiert, wenn RB Leipzig auf Vereine wie Dortmund, Schalke, Nürnberg, Mainz oder eben auch auf Freiburg trifft. Dann nämlich begegnen sich Kosmen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Es hat eben Gründe, dass selbst die für ihre Fairness bekannten Freiburger Fans pfiffen, als die RB-Spieler im Olympiastadion den Pokal überreicht bekamen und auf den Rängen auch viele Zuschauer in den „neutralen“ Blöcken dies ebenfalls mit abfälligen Gesten begleiteten. Und es hat Gründe, warum der Sport-Club sich im Vorfeld geweigert hatte, sein Logo zur Erstellung eines gemeinsamen Spieltags-Schals zur Verfügung zu stellen und das richtigerweise mit der fehlenden Akzeptanz bei der eigenen Fanszene begründete: RB Leipzig mag es im Mai 2022 geschafft haben, seinen ersten Titel in einem bedeutenden nationalen Wettbewerb zu gewinnen. Doch nach wie vor sind unter den grob geschätzt 400.000 Dauerkarteninhabern in der ersten Fußball-Bundesliga noch gröber geschätzt 380.000, die RB schlichtweg ablehnen. Und die übrigen 20.000 sind jene, die eine Dauerkarte für das Red-Bull-Geschöpf haben, bei dem schon der Vereinsname „Rasenballsport“ nach etwas klingt, das eine Marketingabteilung ersonnen hat.
Dabei geht es bei der Kritik an RB nicht primär um eine Kommerzdiskussion, die im Fußball tatsächlich nicht als Konflikt zwischen Retorten- und Traditionsvereinen geführt werden kann. Denn schließlich ist die ganze Branche bereit, in Sachen Kommerzialisierung ans Maximum dessen zu gehen, was ihre Fans gerade noch so mitmachen. Und da diese – auch in Freiburg – ziemlich vieles mitmachen, dreht sich die Spirale munter weiter. Beispiel? Während der Corona-Pandemie etwa sind die Spielergehälter erneut gestiegen. Weite Teile der Fanszene, die sich für „kritisch“ halten, ziehen daraus vielleicht auch deswegen keine Schlüsse, weil sie viele Stunden in jenen Gremien verbringen, die vieles thematisieren, nur nicht die Fragen, die für den deutschen Fußball wirklich unangenehm wären.
Nein, RB ist aus anderen Gründen ein Sonderfall. Denn es gibt das Konstrukt nur, weil der Red-Bull-Konzern nach dem Hype um die WM 2006 beschlossen hatte, bei der Vermarktung seiner Dosen neue Wege zu gehen. In Düsseldorf, Dresden, München und Hamburg kam man nicht weiter beim Versuch, sich bei einem Fußballklub einzukaufen. In Leipzig klappte es – auch dank der Unterstützung aus Politik und Fußballverbänden, die ihre eigenen Satzungen und Vorschriften nicht immer so ernst nehmen, wie wenn es um das Zündeln mit Pyros geht.
Es hat dann auch nur 13 Jahre gedauert, bis sich der Milliardär Dietrich Mateschitz einen deutschen Titelträger schnitzen konnte, der als Konstrukt noch nicht annähernd so viele Bundesligaspiele aufzuweisen hat wie Freiburgs Christian Streich als SC-Cheftrainer. Als die RB-Fans beim Pokalfinale von Berlin „Einmal Leipzig, immer Leipzig“ anstimmten, schien ihnen nicht bewusst zu sein, wie sehr sie sich damit der Lächerlichkeit preisgaben.
Wenn Eintracht Frankfurt die Europa League gewinnt, feiern Zehntausende im Stadion und Hunderttausende in der Stadt. Hätte der SC Freiburg den Pokal gewonnen, hätte Südbaden noch bis Herbst kein anderes Thema mehr gekannt. So viel Bindung und Emotionen entstehen nach Jahrzehnten gemeinsamer Erlebnisse, sie lassen sich nicht beschließen oder planen. RB hingegen ist und bleibt „the thing that should not be“, im wörtlichen wie im Lovecraft‘schen Sinne.
Für RB-Boss Oliver Mintzlaff muss das gleichwohl eine genauso harte Erkenntnis sein wie der Umstand, dass er wöchentlich bejammert, seinem Arbeitgeber werde der „Respekt“ verweigert. Der Brockhaus übrigens definiert „Respekt“ mit „Achtung“ und „Ehrfurcht“, der Duden spricht von einer „auf Anerkennung, Bewunderung beruhenden Achtung“. Für Mintzlaff müssen das Begriffe wie Nadelstiche sein. In seine Sprache übersetzt heißen sie: Du kann fast alles kaufen. Respekt und Anerkennung aber nicht.
Als der frisch gebackene Pokalsieger RB Leipzig sich am Sonntagmittag anschickte, vom Mannschaftshotel Waldorf Astoria wieder Richtung Leipzig aufzubrechen, standen optimistisch geschätzt 50 RB-Fans in der Nähe des Mannschaftsbusses. Das hat ein Fan aus der Bodenseeregion beobachtet, der seine Gefühle vom Vortag am Morgen nach der Pokalniederlage in einer privaten Nachricht wie folgt zusammenfasste. „Eine ungläubige Enttäuschung war das. Mein erster Reflex am Ende war: Da muss man doch was machen, der Schiri lässt wiederholen. Einfach ein großes Widerstreben. Aber dann waren da die ganzen Fans, die einfach weiter gefeiert haben, die Jungs und uns selbst. Und als wir dann Christian Streich besingen durften, in Berlin, als Verlierer, da war es wieder, mein so besonderes SC-Gefühl. Und Stolz. Unbändiger Stolz, dass RB den Pokal hat, aber wir so viel mehr als diesen Pott.“
Man kann dem Sport-Club nur wünschen, dass er die richtigen Lehren aus dem Berliner Pokalabend zieht, dass er bei seinem Expansionskurs künftig mit dem gleichen Augenmaß und mit der gleichen Prinzipientreue vorgeht, wie er das in anderen Bereichen so vorbildlich tut. Dass das ein oder andere Prinzip erst noch definiert werden muss, kann bei einem Verein, der in den vergangenen Jahren weit schneller gewachsen ist als seine Strukturen, auch eine Chance sein.
In seinem Kerngeschäft – und nur deshalb beendete der SC die Saison auf Platz sechs und als Vizepokalsieger – ruht der Sport-Club hingegen in sich wie kein anderer Verein im deutschen Profifußball. Was insbesondere einer außergewöhnlichen Kontinuität bei den handelnden Personen geschuldet ist: Zwischen die Funktionsträger im sportlichen Bereich, also zwischen Christian Streich, Jochen Saier und Klemens Hartenbach bekäme auch der intriganteste Fiesling der Welt keinen Keil getrieben. Weil sie sich und ihre Stärken, Macken sowie Besonderheiten seit Jahrzehnten aus dem Effeff kennen.
Und bevor der SC Freiburg einen Euro ausgibt, muss das seit den Zeiten unter Präsident Achim Stocker sehr wohl begründet sein. Das ist wiederum einer der Gründe, warum der SC so viel besser durch die Corona-Pandemie gekommen ist als mancher Konkurrent. Fast unnötig zu erwähnen, dass Freiburg auch in der erfolgreichsten Saison seiner Vereinsgeschichte wieder einen Spieler verkaufen musste: Nico Schlotterbeck wechselt für kolportierte 20 Millionen Euro zu Borussia Dortmund. Nicht, weil er es unbedingt gemusst hätte. Sondern weil es die DNA des erklärten Ausbildungsvereines SC Freiburg ist, mit außergewöhnlich hohen Transfererlösen für besondere Spieler Schritt für Schritt die eigene Infrastruktur und den Kader in der Breite zu verbessern. Wie gut das in den vergangenen Jahren gelungen ist, zeigt ein Blick auf die Ersatzbank der abgelaufenen Saison, in der es sich der SC leisten konnte, Hochkaräter wie Nils Petersen, Ermedin Demirovič, Johnny Schmid, Keven Schlotterbeck, Lukas Kübler oder Janik Haberer auf der Bank zu lassen. Noch vor sieben, acht Jahren wäre jeder dieser Spieler eine unumstrittene Stammkraft der Mannschaft gewesen.
Doch noch bemerkenswerter als die Tatsache, dass der Sport-Club in der erfolgreichsten Saison seiner Vereinsgeschichte Kaliber wie Gladbach, Hoffenheim, Hertha BSC, Wolfsburg oder Frankfurt in der Abschlusstabelle hinter sich lassen konnte, ist vielleicht noch etwas anderes. Nämlich die Tatsache, dass all das keine Ausnahmesituation beschreibt, in der eine graue Maus plötzlich mal auf Platz sechs landet, um in der darauffolgenden Spielzeit wieder gegen den Abstieg zu kämpfen.
Was der Sport-Club in den vergangenen Jahren erreicht hat, ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung, die mit vielen Faktoren zu tun hat. Nur nicht mit Zufall. Der Erfolg des SC ist das Ergebnis einer stetigen, aber bestens geplanten Entwicklung, deren Endpunkt noch nicht erreicht ist. Was das Geschehen auf dem Rasen angeht, hat der Sport-Club alles richtig gemacht. Mal wieder.
Was den Verein und damit sein Erfolgsgeheimnis ausmacht, würde ich Ihnen nun gerne auf den kommenden Seiten näherbringen. Beruflich begleite ich den SC Freiburg seit Ende der 1990er-Jahre, seit 2007 dürfte ich nicht mehr als ein Dutzend Heimspiele verpasst haben. Freundschaften mit Kollegen und Fans sind so entstanden und natürlich auch Loyalitäten: Beim Sport-Club Freiburg sind mir jedenfalls weit mehr Menschen sympathisch als bei anderen Vereinen. SC-Fan war und bin ich allerdings nicht. Ich finde den Fußweg die Dreisam entlang zum Stadion wunderschön und empfinde es – bei aller Einsicht in die Notwendigkeit – immer noch als schade, dass ich ihn nur noch bei Spielen der Frauen und der Drittliga-Mannschaft gehen kann. Ich schätze es sehr, dass es auch im neuen Stadion weiterhin friedlich und gelassen zugeht, und freue mich alle zwei Wochen auf ein Wiedersehen mit vielen netten Menschen. Und doch geht es mir beizeiten auch wie einem Protagonisten dieses Buch, dem beim Stadionerlebnis in Freiburg der „Dreck unter den Fingernägeln“ fehlt.
Privat zieht es mich auch deshalb seit Jahren sowieso eher in die unteren Ligen. Doch hält mich das nicht davon ab, mich eigentlich immer zu freuen, wenn der SC einen Sieg einfährt. Was sich allerdings wohl schnell ändern könnte, wenn – sagen wir einmal – Huub Stevens Nachfolger von Christian Streich werden würde oder statt Klemens Hartenbach ein dubioser Investor mit dickem Auto und Doppelkinn die Transferpolitik beim SC bestimmte.
Vielleicht ist all das ja eine ganz gute Voraussetzung, um sich aus der Nähe anzuschauen, wie dieser Verein funktioniert, was ihn zusammenhält, was ihn bedroht – und was das Geheimnis seines Erfolges ausmacht. Denn nach wie vor ist es ja eine Sensation, dass sich ein Klub mit dermaßen schlechten infrastrukturellen Voraussetzungen in der ersten Liga halten kann. Den SC Freiburg nennen jedenfalls gefühlt drei von vier Funktionären im deutschen Fußball, wenn sie gefragt werden, wie man einen Profiverein führen sollte, damit er gut für die Zukunft gerüstet ist. Dass es bei diesen Außenstehenden fast immer beim reinen Lippenbekenntnis bleibt, ist gut für den Sport-Club, der sich sonst noch größere Sorgen um seine Zukunft machen müsste. Denn schon jetzt gibt es weit mehr Unwägbarkeiten und Gefahren, als Verantwortlichen und Fans lieb sein kann.
Was den SC Freiburg ausmacht, wurde nie an einem Flipchart entworfen. Und ist vielleicht gerade deshalb in Stein gemeißelt.
Als der Präsident des VfB Stuttgart in der SWR-Sendung Sport im Dritten saß und mal wieder eine Trainerentlassung rechtfertigen musste, kam der SC Freiburg zu Ehren. Auch dutzende Vertreter anderer taumelnder Vereine äußern sich in regelmäßigen Abständen so. So wie die Freiburger muss man es machen, heißt es dann. Und wahrscheinlich meinen sie es in diesem Moment auch genau so, wie sie es sagen, all die Funktionäre von Hamburg bis München und von Karlsruhe bis Stuttgart, die finden, dass man einiges von der Art und Weise lernen kann, wie der Sport-Club seit den Zeiten von Präsident Achim Stocker sein Kerngeschäft versieht. Ruhig, unaufgeregt und mit einem Plan, der länger als die nächsten beiden Spieltage überdauert.
Nur: So wie der SC Freiburg machen sie es eben nicht. Nicht beim VfB, wo sie im Januar 2018 Tayfun Korkut als Trainer verpflichteten und ihm nach erfolgreicher Rückrunde im Sommer ohne jede Not einen hochdotierten Zweijahresvertrag gaben, nur um ihn wenige Wochen später wieder rauszuwerfen, woraufhin sie selbstredend den nächsten teuren Trainer verpflichteten, den sie wieder ein paar Monate später rauswarfen – und abstiegen. Schon diese beiden Personalien dürften einen hohen einstelligen Millionenbetrag gekostet haben. Im Sommer 2019 war der VfB Stuttgart dann auch seinen Präsidenten Wolfgang Dietrich los. Hier war die Trennung von einem beratungsresistenten Spalter mit merkwürdigem Geschäftsgebaren überfällig. Aber es zeigte eben auch, wie nachlässig in der Fußballbranche Führungspositionen besetzt werden, in denen über dutzende Millionen Euro entschieden wird
Nun macht auch der SC Freiburg Fehler. So neigte mancher Funktionär in den vergangenen Jahren dazu, Kritik als zerstörerisch und nicht als produktiv wahrzunehmen. Doch viele der entscheidenden Fehler, die neben Stuttgart und Karlsruhe auch den meisten anderen Profivereinen Jahr für Jahr Millionen kosten, kann der Sport-Club gar nicht machen. Zum einen natürlich, weil er es sich schlicht nicht leisten kann, so viel Geld aus dem Fenster zu werfen wie der HSV oder der VfB Stuttgart. Das allein erzieht schon zu Sparsamkeit. Vor allem aber, weil der Verein als Geschäftsgrundlage tatsächlich etwas hat, das in einer Branche, die ihre Personalrochaden gerne in möglichst pathetische Worte kleidet, „Philosophie“ genannt wird. Der SC Freiburg funktioniert in seiner Grundausrichtung unabhängig von den handelnden Personen. Angestellte des Vereins sind vergleichbar einem Puzzlestück, manches größer, manches kleiner. Doch für alle Teile des Puzzles gilt: Fällt eines heraus, darf es eine andere Farbe haben, aber es muss hineinpassen, die gleiche Form haben wie das Stück, das es ersetzt. Die Konturen des Puzzles bleiben immer gleich. Das nennt man Kontinuität. Etwas, das ja angeblich alle Präsidenten, Manager und Trainer mit aller Kraft anstreben.
Allerdings reicht das Interesse daran, welche Mechanismen beim SC Freiburg wirken, bei der Konkurrenz meist nicht aus, um sich mal genauer mit der dortigen Arbeitsweise zu befassen. „Stabilität“ und „Kontinuität“, um die der SC so oft beneidet wird, werden in der Schwarzwaldstraße 193 ja nicht durchs Leitungswasser angeliefert. Stabilität und Kontinuität sind vielmehr Ergebnis der ganz konkreten Alltagsarbeit. So wie man dort arbeitet, stehen die Chancen besser, dass die Transfers gelingen, dass man einen Trainer findet, der länger als ein paar Monate bleibt, und dass man immer wieder Talente heranbildet, die zu Bundesliga-Stammspielern werden. Höchste Zeit also, sich die Elemente der „Philosophie“ mal etwas genauer anzuschauen, die dafür sorgen, dass der Verein so beneidet wird.
Irgendwann im letzten Jahrhundert, also in Zeiten, in denen Fußballvereine noch nicht ständig von einer „Philosophie“ redeten, hat sich der SC tatsächlich bereits eine zugelegt. Nicht am Flipchart, sondern weil man einem Mann vertraute, der sich über Fußball ein paar grundsätzlichere Gedanken gemacht hatte als die meisten seiner Kollegen. Auch beim SC Freiburg, das wird gerne einmal vergessen, wurden früher alle paar Monate die Trainer rausgeworfen – bis Finke kam. Spätestens seit dessen Trainerschaft definierte sich der Sport-Club als Ausbildungsverein, also als Verein, der die Spieler entweder selbst ausbildet oder sie günstig einkauft, um sie ein paar Jahre später – wenn sie schon den Verein wechseln wollen oder sollen – für deutlich mehr Geld wieder zu verkaufen. Das war zwar quasi seit Vereinsgründung das Geschäftsmodell eines Fußballklubs, der im faktisch industriefreien Südbaden beheimatet ist. Konsequent durchdekliniert wurde das Modell allerdings nicht, man versuchte halt Jahr für Jahr, möglichst günstig einzukaufen und wechselwillige Spieler möglichst teuer abzugeben. Unter Finke, der ja in Freiburg weit mehr als ein Trainer war, bekam das Ganze dann aber endgültig eine Struktur. Denn dieses Konzept setzt, logisch zu Ende gedacht, nicht nur eine hohe Qualität bei der Ausbildung voraus, also gute Trainer und eine ebenso gute Infrastruktur. Es muss auch Sorge dafür getragen werden, dass die generierten Transfererlöse Stück für Stück für ein Wachstum sorgen, von dem sowohl die Qualität des Kaders als auch die Infrastruktur profitiert.
Im Herbst 2001, also bemerkenswert früh, wurde folgerichtig die „Freiburger Fußballschule“ als Nachwuchsleistungszentrum eröffnet. Dass man einen anderen Namen als „Nachwuchsleistungszentrum“ wählte, war dabei kein Zufall. Denn der studierte Lehrer Finke legte großen Wert auf den pädagogischen Aspekt bei der Ausbildung junger Menschen. Heute hat jedes Nachwuchsleistungszentrum, das sich um eine Zertifizierung durch die DFL bemüht, wie selbstverständlich einen pädagogischen Leiter. 2001 war auch dieser Freiburger Ansatz geradezu revolutionär.
Zumindest überraschend war die Finanzierung der Fußballschule, denn 20 der rund 27 Millionen D-Mark, die ihre Errichtung damals kostete, zahlte der Sport-Club selbst. Das war eine für damalige Verhältnisse ungeheure Summe. Andreas Bornemann, bis Januar 2018 Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg, war der erste Leiter der Fußballschule, Jochen Saier, der von 2003 bis 2013 dort amtierte, sein Nachfolger. Heute befindet sich das Areal am Sternwald unter der Leitung von Andreas Steiert und Tobias Schätzle (Organisation) und Martin Schweizer (Sport). Markus Kiefer und Stefanie Nerling sind für die Pädagogik verantwortlich. Trainiert werden dort gut 170 Spieler der Jahrgänge U23, U19, U17, U16, U15, U14, U13 und U12. Die 16 Internatsschüler wohnen in Einzel- und Doppelzimmern. Damals, bei der Erbauung 2001, sorgte das Gebäude für enthusiastische Schlagzeilen, wie sie heute die Nachwuchszentren in Hoffenheim oder Leipzig hervorrufen: drei Rasenplätze, ein Kunstrasenplatz, drinnen eine Sporthalle, ein Soccer-Court, ein Beachvolleyballfeld und ein Basketballplatz, Kraftraum, eine Sauna. So ähnlich stellte man sich 2001, als selbst in der Bundesliga viele Umkleidekabinen noch wie Umkleidekabinen aussahen, das Schlaraffenland vor.
Gebaut wurde nicht auf der grünen Wiese, sondern auf dem Gelände der traditionsreichsten Freiburger Sportstätte, des Möslestadions – also der angestammten Heimstätte des bereits im 19. Jahrhundert gegründeten Freiburger FC. Für den deutschen Meister von 1907, der jahrzehntelang der größere Freiburger Fußballverein gewesen war, war das eine Demütigung, von der sich viele Mitglieder des heutigen Verbandsligisten bis heute nicht erholt haben. 1999 hatte der Sport-Club dem ungeliebten Rivalen ein Angebot gemacht, ihm sein angestammtes Stadion abzukaufen.