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„Da ist jemand drin“, raunte ihm Ron Harris zu. „Ich habe an der Tür Geräusche gehört.“
Owen Burke klopfte mit dem Knauf der SIG von der Seite gegen die Türfüllung. Dumpf hallten die Schläge nach innen und im Treppenhaus. Die Geräusche versanken in der Stille, als er innehielt und lauschte. In der Wohnung war ein Schaben zu vernehmen, dann ein Knarren.
Burke trat entschlossen von der Wand weg, hob das Bein und rammte es mit aller Kraft gegen das Türblatt. Berstend und splitternd flog es nach innen auf. Im selben Augenblick glitt der Agent schon wieder in den Schutz der Wand.
Cover: STEVE MAYER
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Burke räumt auf (3. Teil)
Krimi von Pete Hackett
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
Der Umfang dieses Ebook entspricht 44 Taschenbuchseiten.
Es war um die Mitte des Nachmittags. Zwischen den Wolkenkratzern und Hochhäusern Manhattans mutete alles grau und diesig an. Die schöne Zeit mit vierzehn Stunden Sonnenschein am Tag war vorbei. Hin und wieder setzte Nieselregen ein. Durch die lang anhaltende Trockenheit war schon viel Laub von den Bäumen und Büschen abgefallen, das der Wind vor sich hertrieb und an den Bordsteinen aufhäufte.
Die Special Agents Owen Burke und Ron Harris befuhren die Park Avenue. Beim Grand Central Terminal teilte sich die Straße und sie ließen den Bahnhof linker Hand liegen, passierten das Graybar Building und kamen eine Viertelstunde später in der 76th Street an. Die Hausnummer 316 fanden sie zwischen Secound und First Avenue. Ron Harris hielt Ausschau nach einem Parkplatz und fand ihn ein Stück entfernt. Es ging ziemlich eng zu, aber es gelang ihm, den Buick zwischen einen Golf und einen Toyota zu platzieren.
Schließlich standen die Agents vor dem Gebäude mit der Nummer 316. Es handelte sich um ein fünfstöckiges Haus mit vielen Fenstern, die von einem ehemals kunstvollen Stuck eingerahmt waren, der jedoch teilweise abgesprungen war und von dem die Farbe abblätterte. Hinter wenigen Fenstern waren Vorhänge zu sehen. Die anderen waren nur staubblind.
„Nicht gerade einladend“, meinte Ron Harris.
„Ganz und gar nicht“, stimmte Owen Burke zu. „Sieht ziemlich unbewohnt und heruntergekommen aus. Man kann fast sagen, dass dieses Gebäude dem Verfall preisgegeben ist.“
Sie stiegen die sechs Stufen bis zur Haustür empor. Das Geländer aus Eisen war völlig verrostet. Die Haustür war aus Holz, verwittert und von dunklen Stockflecken übersät. Sie ließ sich öffnen, quietschte und knarrte aber in den Angeln. Ein düsteres Treppenhaus empfing die Agents, es roch nach Schimmelpilz und Staub. Burkes Hand tastete nach dem Schalter der Treppenhausbeleuchtung. Es knackte, als das Licht anging. In dem zersprungenen, verstaubten Plastikgehäuse an der Decke lagen wohl tausend tote Fliegen. Sie bedeckten den Boden so dicht, dass fast kein Licht mehr hindurchdringen konnte.
„Himmel, wo sind wir da hingeraten?“, flüsterte Ron Harris und ließ seinen Blick schweifen.
„Komm.“
Sie stiegen die Treppe hinauf. In jedem Stockwerk gab es zwei Apartments. Die Holztreppe knarrte. Die Wände waren mit irgendwelchen sexistischen oder rechtsradikalen Parolen beschmiert. Bei jedem Treppenabsatz gab es ein Fenster, in dessen Ecken sich Spinnenwegen zogen und dessen Fensterbank ebenfalls mit toten Fliegen übersät war.
In der zweiten Etage streckte ein Mann seinen Kopf aus einer der Türen. Als die Agents die Treppe hinaufkamen zog er ihn schnell wieder zurück und schloss die Tür.
Dritte Etage. Owen Burke atmete tief durch. Welche der beiden Türen war die Tür zu der Wohnung, in die Mrs Hamlin und ihre Tochter gebracht werden sollten?
Der Special Agent ging zur Tür auf der rechten Seite, die mit einem Namensschild versehen war, in das der Name Shannon graviert war. Burke legte den Daumen auf den Klingelknopf. Der durchdringende Ton der Glocke war durch die Tür zu vernehmen.
Ron Harris stand vor der anderen Tür.
In der Wohnung waren Schritte zu vernehmen, schließlich wurde die Tür eine Hand breit geöffnet, ein Teil eines weiblichen Gesichts wurde für Owen Burke sichtbar, die etwas schrille Stimme einer Frau fragte: „Was wollen Sie denn?“
„Wer wohnt in der Wohnung nebenan?“, erkundigte sich Burke.
„Niemand. Sie steht seit ewigen Zeiten leer. Hin und wieder kommt mal jemand vorbei, manchmal sind es mehrere Leute. Sie verschwinden aber alle nach einiger Zeit wieder. Im Moment …“
Da erklang Ron Harris’ barsche Stimme: „Aufmachen! FBI!“
Er war neben die Tür an die Wand geglitten und hielt die Rechte mit der Dienstwaffe in die Höhe.
„Gehen Sie schnell in Ihre Wohnung und schließen Sie die Tür“, gebot Burke der Frau, dann zog er ebenfalls seine Waffe und war mit wenigen Schritten auf der anderen Seite der Tür, die Ron Harris belagerte.
„Da ist jemand drin“, raunte ihm Ron Harris zu. „Ich habe an der Tür Geräusche gehört.“
Owen Burke klopfte mit dem Knauf der SIG von der Seite gegen die Türfüllung. Dumpf hallten die Schläge nach innen und im Treppenhaus. Die Geräusche versanken in der Stille, als er innehielt und lauschte. In der Wohnung war ein Schaben zu vernehmen, dann ein Knarren.
Burke trat entschlossen von der Wand weg, hob das Bein und rammte es mit aller Kraft gegen das Türblatt. Berstend und splitternd flog es nach innen auf. Im selben Augenblick glitt der Agent schon wieder in den Schutz der Wand.
In dem Apartment war ein heiserer Fluch zu vernehmen, dann erklang eine Stimme: „Was soll das? Warum tritt man meine Tür ein? Was wollt ihr von mir?“
„Kommen Sie mit erhobenen Händen ins Treppenhaus!“, rief Burke und äugte um den Türstock in die Wohnung. Er sah ein paar Möbelstücke, die seiner Meinung nach nur vom Sperrmüll stammen konnten.
„Es gibt keinen Grund, mit erhobenen Händen hinauszukommen!“, rief die Stimme in der Wohnung. „Ich hab nichts getan, was das FBI auf den Plan rufen müsste.“
„Wie ist Ihr Name?“
„Warum kommen Sie nicht herein? Wir können reden. Kommen Sie einfach in die Wohnung.“
Burke, in dem die Alarmglocken läuteten, schob seinen Kopf etwas um den Türstock herum. Sein Blickfeld in die Wohnung war jetzt größer, und - er sah den Mann in einer der Türen, die in einen Nebenraum abzweigte. In seiner Hand lag eine Pistole, die er in dem Moment abdrückte, als Burke seinen Kopf blitzschnell zurückzog. Der Knall stieß ins Treppenhaus, die Kugel klatschte gegen die der Tür gegenüberliegende Wand und meißelte ein faustgroßes Loch in den Putz. Mauerwerk spritzte. Die Detonation drohte das Haus in seinen Fundamenten zu erschüttern.
Drinnen wurde eine Tür zugeworfen.
„Der Schuft wollte uns in die Wohnung locken, um uns mit zwei schnellen Schüssen kaltzustellen“, presste Owen Burke zwischen den Zähnen hervor. „Nun sitzt er wie eine Ratte in der Falle - es sei denn, er hat von dem Raum aus, in den er geflohen war, Zugang zu einer Feuerleiter.“
„Er darf uns nicht entkommen“ brach es über Ron Harris’ Lippen und er vollführte schon eine halbe Drehung und machte Anstalten, zur Treppe zu laufen, doch Burkes Stimme hielt ihn zurück.
„Halt du hier die Stellung!“, stieß Burke hervor und setzte sich in Bewegung. Immer drei Stufen auf einmal nehmend fegte er die Treppe hinunter und läutete an der Wohnungstür in der 2. Etage. Er wartete genau drei Atemzüge lang, und als sich nichts rührte, warf er sich mit der Schulter gegen die Tür. Sie flog auf. Der Special Agent stürmte in die Wohnung, riss die Tür zum nächsten Raum auf und war mit wenigen Schritten beim Fenster, schob es hoch und - wartete ab.
Nichts geschah.
Burke beugte sich vorsichtig nach draußen, und atmete auf. Es gab keine Feuerleiter. Und jetzt registrierte er auch, dass er in eine leerstehende Wohnung eingedrungen war.
Er kehrte in die 3. Etage zurück.
Ron Harris lauerte nach wie vor bei der Apartmenttür.
Burke nickte ihm zu, dann sagte er: „Ich gehe hinein. Gib mir im Falle des Falles Feuerschutz.“