C.T.O. Counter Terror Operations 3: Biss der Cobra - Ben Ryker - E-Book

C.T.O. Counter Terror Operations 3: Biss der Cobra E-Book

Ben Ryker

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Beschreibung

Nach der Vereitelung der Anschläge auf die Botschaften der USA und Israels in Wien, bleibt Chester McKay in Österreich. Zusammen mit Dov Bugala von der Mossad bleibt der Agent der CTO den geflüchteten Terroristen auf der Spur. Mit Unterstützung der COBRA, einer österreichischen Spezialeinheit, geht die Jagd von Wien über das Kosovo, Berlin bis nach Salzburg. Chester McKay wird über seine Grenzen geführt und muss mehrere Rückschläge hinnehmen. Nur mit Hilfe seiner Kollegen und Unterstützung mehrerer osteuropäischer Geheimdienste, kommt er einer sehr mächtigen Organisation auf die Schliche. Die Wurzeln dieser Geheimorganisation reichen zurück bis in den zweiten Weltkrieg. Die Deutschen haben sich während der Kriegszeit eine Unterstützergruppe aufgebaut, die auch über das Kriegsende hinaus aktiv geblieben ist. Schnell muss Chester lernen, dass er viele Grausamkeiten noch nicht gekannt hatte. Er gerät in die Fänge der Geheimorganisation und lernt menschliche Abgründe kennen. Als eine von der Organisation vorbereitete Pestepidemie droht, schließen sich die europäischen Staaten endlich zusammen und unterstützen die CTO. Als es dadurch zu einem positiven Ende zu kommen scheint, stoßen Chester McKay und seine Verbündeten auf einen geheimen Regierungsplan. Dieser Plan ist der wahre Auslöser für die grausamen Bemühungen der Geheimorganisation und bringt fast alle Gegenmaßnahmen zum Scheitern. Dieser Roman wurde bereits 2016 veröffentlicht und vom Autor für die vorliegende Fassung neu bearbeitet.

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C.T.O. – COUNTER TERROR OPERATIONS

BAND 3

 

 

Impressum

 

© Copyright Ben Ryker

© Copyright 2024 der E-Book-Ausgabe bei Verlag Peter Hopf, Minden

 

www.verlag-peter-hopf.com

 

ISBN 978-3-86305-346-8

 

Korrektorat: Andrea Velten, Factor 7

Cover und Umschlaggestaltung: Jörg Jaroschewitz, etageeins

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

 

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.

Inhaltsverzeichnis
Impressum
Biss der Cobra
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7

 

 

BEN RYKER

Biss der Cobra

C.T.O. – Counter Terror Operations Band 3

 

 

Kapitel 1

 

Der Mann hatte einen langen, beschwerlichen Weg zurückgelegt. Er lebte nur für seinen Traum, eine unabhängige Provinz Bergkarabach. Daher hatte er sich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet und würde morgen sein Ziel Gjilan, eine mittelgroße Stadt im Kosovo, erreichen. Zu Fuß, mit dem Bus, mit einem Boot und zuletzt wieder zu Fuß hatte er die Strecke bewältigt.

Er verrichtete sein Abendgebet gen Mekka, rollte den Gebetsteppich wieder sorgsam zusammen. Er hockte neben einem Baum und verstaute den Teppich gerade in seinem Beutel, als ein Schatten zwischen den Bäumen auftauchte. Erschrocken fuhr die Hand des Mannes aus Bergkarabach unter seine Jacke, umklammerte den Griff des Messers.

»Friede sei mit dir, Bruder«, meldete sich da die ruhige Stimme des Fremden und entbot den traditionellen Gruß.

Erleichterung überflutete den weit gereisten Mann, seine Hand kam leer unter der Jacke wieder hervor, und er richtete sich auf. Erst, als der Mann vor ihm stand, schrillten die Alarmglocken im Kopf des Mannes aus Bergkarabach warnend. Er wollte zurückspringen, doch es war bereits zu spät. Das scharfe, doppelseitig geschliffene Messer bohrte sich in seine Kehle, durchtrennte die Luftröhre und das Stimmband in einem Schnitt. Der Angreifer fing den zusammensackenden Körper des Mannes auf, ließ ihn vorsichtig zu Boden sinken. Zu spät war dem Sterbenden der Umstand bewusst geworden, dass der Fremde ihn in seiner Landessprache angesprochen hatte. Dieser Gedanke beschäftigte ihn, als er seinen letzten röchelnden Atemzug tat.

 

Chester hatte seine wenigen Sachen in der Botschaftswohnung in Wien verteilt, genoss den Luxus einer echten Wohnung. Die vergangenen Wochen hatte er meistens auf Pritschen in Notunterkünften oder kleinen Kammern verbracht, sofern er überhaupt zum Schlafen gekommen war. Zu sehr hatten ihn die turbulenten Ereignisse der Operation Melange beschäftigt, und sie waren schließlich auch der Grund seiner Anwesenheit in der Wohnung.

»Gewöhn dich lieber nicht zu sehr daran«, rief er sich selbst zur Ordnung.

Chester bestrich das Brötchen dick mit Butter und einer Marmelade, so wie er es bei Frank Stanzer beobachtet hatte. Der Major der COBRA, einer Spezialeinheit des österreichischen Innenministeriums zur Bekämpfung von Terrorismus, hatte Dov und Chester am gestrigen Vormittag zu einem ausgiebigen Frühstück eingeladen. Anschließend hatte er sie in eine speziell für diese Operation eingerichtete Etage im Innenministerium gebracht. Eigentlich hatte der Major die beiden Agents direkt mit ins extrem gut gesicherte Hauptquartier der COBRA in Wien mitnehmen wollen, doch seine Vorgesetzten hatten sich dagegen entschieden.

»Daher hat man euch jetzt eine eigene Etage eingerichtet, die an die Infrastruktur des Innenministeriums angeschlossen ist. Selbstverständlich habt ihr auch sichere Leitungen zu euren Hauptquartieren«, hatte der sympathische Major den beiden Agents beim Frühstück erzählt.

Längst duzten die drei Terroristenjäger sich und bildeten eine gute Gemeinschaft. Es war schon eine seltsame Gruppe, ein Mann vom Mossad, ein Agent der Counter Terror Operations und eben der Major der COBRA. Doch sie verfolgten ein gemeinsames Ziel, die Auffindung und Vernichtung der Terroristen um Illona Nagy. Die Tochter des ungarischen Biologen und Chemikers Dr. Imre Nagy versprach sich Profit vom Handel mit dem internationalen Terrorismus. Während ihr Vater nach seinem Zwischenspiel mit den Irakern den Wahnsinn solcher Geschäfte erkannt hatte, wollte seine Tochter die Erkenntnisse ihres Vaters weiterhin an den Meistbietenden verkaufen.

»Sind die Forschungsergebnisse denn wirklich so gefährlich, Doktor Nagy?«, hatte Chester den Wissenschaftler ungläubig gefragt.

»Gefährlicher als jede Form von Bombe. Es handelt sich um spezielle Erreger, die sie in großen Mengen ausbringen können. Zunächst merkt kein Mensch etwas, zeigt der Infizierte keine Symptome. Sobald er jedoch mit dem Auslöserstoff in Verbindung kommt, entwickelt der Infizierte eine Krankheit. Sie sieht anfangs wie eine einfache Grippe aus und führt dann urplötzlich zum Zusammenbruch des gesamten vegetativen Nervensystems«, ging Dr. Nagy sehr eindringlich auf die Frage ein.

»Was für einen Auslöserstoff könnten die Terroristen dafür benutzen?«, hatte Chester noch wissen wollen.

»Es gibt verschiedene Substanzen, die entweder wasserlöslich oder ein Aerosol sind«, lautete die knappe Antwort.

Dov und Frank hatten nur düster genickt, hörten offenbar nicht zum ersten Mal von solchen Biowaffen. Während seiner Zeit als Ranger bei der Army hatte Chester nur theoretisch von solchen Waffen gehört. Jetzt hatte er auf einmal sehr direkt damit zu tun. Nach seinem nicht ganz freiwilligen Wechsel von der Army zur CTO änderte sich seine Weltansicht rasend schnell. Vor knapp einem Jahr hatte er sich noch auf seinen ersten Einsatz als Pilot eines Kampfhubschraubers vom Typ Apache Longbow gefreut, dann hatte er eine fatale Entscheidung getroffen. Er musste sich damals zwischen der Rettung von Kindern vor dem Zugriff von rücksichtslosen Drogendealern oder dem Befolgen der Befehle seines Einsatzoffiziers entscheiden. Er traf seine Wahl und fand sich bald danach auf dem Weg ins Militärgefängnis Fort Leavenworth wieder. Seine Befehlsverweigerung hatte ihm die völlige Aberkennung aller Dienstgrade und eine zwanzigjährige Haftstrafe in dem berüchtigten Militärgefängnis eingebracht. Als er dann das Angebot erhielt, seinen Dienstgrad eines 1st Lieutenants weiterführen zu können, indem er der sehr geheimen Counter Terror Operations für zehn Jahre seine Fähigkeiten zur Verfügung stellte, hatte er nach anfänglicher Ablehnung schließlich angenommen. Seitdem hatte Chester bereits Einsätze in Afrika, in den spanischen Pyrenäen, im Nahen Osten und in Ungarn durchgeführt. Sein Leben hatte sich radikal gewandelt und dazu gehörte leider auch die Existenz von Biowaffen in den Händen von Terroristen.

 

»Wir haben alle Adressen überprüft, die Doktor Nagy uns genannt hat. Seine Tochter ist nirgends anwesend«, führte Frank Stanzer eine Stunde später aus.

Dov Bugala hatte Chester nach dem Frühstück in der Botschaftswohnung abgeholt und war mit ihm zum Innenministerium gefahren.

»Die Leute der WEGA sind sehr sorgfältig vorgegangen, aber es gibt keine Spur von Illona«, führte der Major der COBRA weiter aus.

Chester hatte keine Zweifel an der Gründlichkeit der Beamten der Wiener Einsatzgruppe Alarmbereitschaft. Bereits bei der Verhinderung der Anschläge auf die Botschaften von Israel und der USA in Wien durch die Terroristen um Illona Nagy hatte die WEGA wertvolle Dienste geleistet.

»Mehr Spuren haben wir nicht? Keiner der Fahndungsaufrufe hat etwas eingebracht? Weder am Flughafen noch an den Grenzübergängen?«, hakte Dov frustriert nach.

»Nein, nicht die kleinste Spur«, schüttelte Major Stanzer bedauernd den Kopf.

Die nächsten Stunden ging jeder der Männer nochmals alle Einträge zu den gesuchten Personen durch. Chester hatte bald den Eindruck, Rafiq Miqati und Raghib al-Musawi besser als alle seine Freunde zu kennen. Beide gehörten dem terroristischen Arm der Hisbollah an, waren extrem gefährliche Terroristen. Doch beide zusammen waren nicht so gefährlich wie Ron Nagav, der Verräter und Mörder. Chester hatte immer noch Mühe, seine Fassung zu bewahren, wenn er an den ehemaligen Angehörigen der Yamam dachte. Er hatte Ron als Agenten der israelischen Antiterroreinheit der Grenzpolizei kennen und schätzen gelernt. Spät, zu spät für zwei Beamte der COBRA, hatte er in ihm den Verräter erkannt. Bei dem Zugriff im Prater hatte Ron durch gezielte Distanzschüsse zwei Angehörige der COBRA getötet und damit die Flucht der anderen Terroristen ermöglicht.

Zusammen mit Dov wollte er diesen vier Terroristen das Handwerk legen. Sie mussten davon ausgehen, dass weitere Anschläge geplant wurden, und die galt es zu verhindern.

»He, was ist das denn?«, staunte Chester, als ein Icon auf seinem Computer zu blinken begann.

Dann erinnerte er sich wieder an die Einführung durch Frank und wechselte in sein gesichertes Postfach im Intranet der CTO. Dort war tatsächlich eine Nachricht mit höchster Dringlichkeit eingegangen. Mit wachsender Erregung las Chester die Nachricht, druckte sie schließlich aus. Mit dem Ausdruck in der Hand eilte er zu Dov Bugalas Schreibtisch.

»Hier, lies dir das einmal durch. Meine Kollegen aus Fort Bragg haben den Mitschnitt eines Telefonates von der NSA erhalten«, sprach Chester betont gelassen, wollte den Kollegen von der Mossad nicht durch sein Auftreten beeinflussen.

Die Abhörspezialisten der National Security Agency hatten ein Telefonat zwischen Illona Nagy und einem gewissen Azem Mekuli mitgeschnitten. Da Mekuli ein bekannter Separatist der ›Befreiungsarmee von Presevo, Medvedja und Bujanovac (UCPMB)‹ war, hatte der Mann bei der NSA dieses Telefonat archiviert. Bei einem Routinecheck mit Namen von Personen, die in laufende Operationen der CTO verwickelt waren, fiel dann der Name Illona Nagy auf. Somit landete eine Kopie des Mitschnitts auf dem Schreibtisch von Colonel Berkovicz, dem operativen Leiter in Fort Bragg.

»Mekuli? Verdammt, wo habe ich diesen Namen schon einmal gelesen?«, grübelte Dov und starrte die Meldung an.

»In unseren Dateien über zwielichtige Gestalten auf dem Balkan vielleicht?«, schlug Frank Stanzer vor, der neugierig zu den beiden Männern an den Schreibtisch getreten war.

Der Major beugte sich über die Tastatur und gab einige schnelle Befehle ein. Kurz darauf erschien ein komplettes Dossier über Azem Mekuli.

»Was für ein nettes Kerlchen«, kommentierte Dov, nachdem er die Einträge überflogen hatte.

Mekuli hatte sich einen Ruf als Kommandeur der UCK gemacht. Mit kleinen Kommandotrupps war er in überwiegend von Serben bewohnte Gebiete eingedrungen und hatte verbrannte Erde zurückgelassen. Mord und Folter sah Mekuli während des Kosovokonfliktes als eine berechtigte Form des Krieges an. Allerdings nur, solange nicht Kosovaren die Opfer waren. Was bei der UCK als berechtigte Aktion galt, wurde auf Seiten der Serben als terroristischer Akt gewertet.

»Verdammt, Frauen und Kinder. Seine Spezialität war der Generationenschuss!«, knurrte Frank Stelzer angewidert.

Chester und Dov sahen den Major der COBRA fragend an, konnten mit diesem Begriff nichts anfangen.

»Ich war ein halbes Jahr bei den Kräften der internationalen Polizei im Kosovo und musste mir einige Gräber mit solchen Opfern ansehen. Mekulis Kommandos ließen die Angehörigen einer Familie hintereinander antreten, Brust an Rücken. Dann feuerten sie mit ihren großkalibrigen Waffen auf die älteste Person, sodass meistens eine Kugel gleich mehrere Menschen tötete oder verletzte. Die Verletzten ließen sie einfach liegen, da ihnen sowieso keiner rechtzeitig hätte helfen können. Das war der sogenannte Generationsschuss«, erklärte der Major mit gepresster Stimme, und man merkte ihm immer noch die Qualen angesichts dieser Erlebnisse an.

Dov und Chester tauschten einen Blick aus.

»Feine Gesellschaft, die sich Illona da ausgesucht hat. Gibt es die Möglichkeit, mit der internationalen Polizei im Kosovo in Kontakt zu treten, um Mekulis Aufenthaltsort herauszubekommen?«, fragte Chester schließlich.

Major Stelzer lachte hart auf, schüttelte gleichzeitig den Kopf.

»Nein. Diese Polizeikräfte haben überhaupt keine echten Befugnisse. Im Falle von Mekuli ist es aber auch nicht erforderlich, dass wir ihn suchen. Wir wissen, wo er zu finden ist«, kam es lakonisch von Stelzer.

»Lass mich raten. Er ist abgetaucht und mischt jetzt als Terrorist mit«, riet Dov mit verächtlicher Stimme.

»Fast richtig, Dov. Er ist Mitglied des Kosovo Protection Corps beziehungsweise Trupat e Mbrojtjës së Kosovës, wie die Albaner sie nennen. Diese gerne als Kosovo-Schutzkorps bezeichnete Organisation, von KFOR und UNMIK geschaffen, wurde zum Auffangbecken ehemaliger UCK-Kämpfer. Während die internationalen Verwaltungsorganisationen das Schutzkorps mehr als zivilen Katastrophenschutz ansehen, betrachten die Kosovaren sie als Grundlage einer eigenen Armee. Von dort gehen die meisten terroristischen Aktivitäten der Kosovaren gegen die Serben aus«, gab der Major ihnen eine Kurzeinweisung in die Lage im Kosovo.

»Wenn Illona mit einem Angehörigen der TMK in Verbindung steht, dürfte das nichts Gutes bedeuten«, schloss Chester aus dem Gehörten.

»Sieht nach einem Besuch im Kosovo aus. Könnt ihr uns dabei helfen?«, ging Dov bereits gedanklich einen Schritt weiter.

Der Major schüttelte den Kopf.

»Nein. Wir könnten uns dort kaum unauffällig bewegen. Aber es gibt eine Organisation, die euch dabei sehr gerne unterstützen wird und auch kann. Die Bezbednosno Informativna Agencija oder kurz BIA, also die Jungs vom serbischen Geheimdienst. Die jagen die Terroristen weltweit, sind ähnlich wie dein CTO aufgestellt«, konnte Frank zwar die Mithilfe der COBRA nicht anbieten, hatte aber eine Alternative parat.

 

Chester ließ seine Blicke über das noch wenig vertraute Cockpit des Eurocopter EC 135 wandern. Wie alle Cockpits moderner Hubschrauber verfügte es über ein Hauptdisplay, auf dem alle wichtigen Flugdaten abgebildet wurden. Darüber gab es ein kleineres Display. Beide digitalen Instrumente wurden von einer Reihe von Rundinstrumenten eingerahmt.

»Wir haben aber keine Bordwaffen oder so, richtig?«, lautete Dovs erste Frage, als sie auf den grauen Hubschrauber zukamen.

Major Stanzer hatte ihnen auf nur ihm bekannten Wegen den EC 135 beschafft, der ohne eine Kennung ausgestattet war. Chester vermutete, dass es eine Maschine aus einer Wartungshalle war. Vermutlich hatte man eine neue Farbe auftragen oder den zivilen Anstrich erneuern wollen, daher fehlten noch alle Kennzeichnungen. Mit 265 km/h Reisegeschwindigkeit, sehr zuverlässigen und gleichzeitig leisen Rotoren empfand Chester den Hubschrauber als eine gute Wahl für ihren Ausflug in den Kosovo.

»Nein, Dov. Das ist eine rein zivile Maschine, und wir können uns auf keine Kämpfe einlassen. Sogar vom Boden aus mit einer automatischen Waffe könntest du der Maschine gefährlich werden«, hatte Chester dem Mann vom Mossad reinen Wein eingeschenkt.

Dov hatte daraufhin nur genickt und war eingestiegen. Jetzt befanden sich die beiden Männer noch etwa sechzig Kilometer von ihrem Treffpunkt mit dem Agenten der BIA entfernt. Chester warf dem Israeli einen Seitenblick zu, doch Dov wirkte gelassen und verströmte ruhige Professionalität.

»In ein paar Minuten sind wir am Treffpunkt«, teilte Chester dem Agenten des Mossad schließlich nach einem Kontrollblick auf sein Display mit.

Für den Endanflug und die Landung in der Dunkelheit hatte Chester wenigstens ein Nachtsichtgerät von Major Stanzer ausgehändigt bekommen.

»Damit du nicht aus Versehen auf dem Marktplatz von Gjilan landest«, hatte der Mann der COBRA gespottet.

Es war zwar kein Vergleich zu den Nachtsichtgeräten, die Chester als Pilot eines Apache-Kampfhubschraubers gewohnt war, aber eine wertvolle Unterstützung bei der Landung. Dov warf einen Blick auf die Lichter der Stadt Gjilan, als Chester mit dem EC 135 westlich daran vorbeiflog.

»Bin gespannt, ob wir den Mekuli und die Nagy wirklich dort antreffen. Kommt mir fast zu einfach vor«, brummte Dov und sprach aus, was auch Chester Sorgen bereitete.

»Ja, nach den bisherigen Erlebnissen will mir diese Entwicklung auch zu einfach erscheinen. Aber wer weiß? Vielleicht haben wir einfach nur Glück«, ging Chester auf die Zweifel des Kollegen vom Mossad ein.

»Glück? Nein, Chester. In unserem Geschäft hat man kein Glück oder Pech! Entweder stimmen deine Informationen oder sie stimmen nicht. Vom Wert der Informationen ist immer alles abhängig«, widersprach Dov mit angespannter Stimme.

Chester konnte nur nicken, da er bereits das Nachtsichtgerät aufsetzen musste. Er konzentrierte sich auf den Endanflug und die Landung auf einem verlassenen Bauernhof. Die BIA hatte den einsam gelegenen Hof ausgesucht, der rund zwanzig Kilometer westlich von Gjilan entfernt lag. Chester entdeckte eine Ruine und hatte damit seine letzte Wegmarkierung ausgemacht. Erleichtert senkte er den Hubschrauber weiter hinab und spähte nach den Gebäuden des Bauernhofes aus. Schließlich schälten sich das scheinbar völlig intakte Wohnhaus und zwei Ställe aus der Dunkelheit heraus. Chester steuerte den Hubschrauber in die Mitte zwischen den Gebäuden und setzte die Kufen dann auf dem geteerten Hofplatz auf.

»Ich kann nichts Verdächtiges ausmachen«, murmelte Chester, nachdem er bei laufenden Rotoren eine halbe Minute umhergeschaut hatte.

»Nein, ich auch nicht. Bleib trotzdem im Hubschrauber und lass die Rotoren laufen. Ich sehe mich so lange gründlich um«, antwortete Dov, packte die MP5 und glitt aus der Maschine.

Unter der Lederjacke trug der Agent des Mossad eine Schutzweste aus Kevlar und hatte mittlerweile ebenfalls eine Nachtsichtbrille aufgesetzt. Chester hatte sein M4 über die Oberschenkel gelegt und entsichert. Sollte Dov unter Feuer genommen werden, wollte er seinem Kameraden wenigstens vom Hubschrauber aus Feuerunterstützung geben. Dazu hatte Chester die Seitenscheibe geöffnet. Hören konnte man bei dem Lärm der Rotoren allerdings nichts, so blieben ihnen nur die Augen. Dann tauchte Dov hinter dem kleineren Stallgebäude wieder auf und machte Chester Zeichen. Der fuhr die Systeme des EC 135 hinunter und kletterte ebenfalls aus dem Cockpit.

»Alles ruhig hier. Der Kontaktmann von der BIA ist noch nicht da«, informierte der Agent des Mossad ihn, als sie sich vor der Tür des Wohnhauses trafen.

»Da hast du auch schon einen Blick hineingeworfen?«, fragte Chester und nickte in Richtung Wohnhaus.

»Ja, alles ruhig«, bestätigte der Israeli nochmals.

Er sah Chester verblüfft an, der sein M4 anhob und ihm eindeutige Zeichen machte. Dov nahm die MP5 in Anschlag, und sie gingen ums Gebäude herum. Sie hatten sich kaum zwei Meter von der Haustür entfernt, als Glas klirrte und das Rattern einer automatischen Waffe einsetzte.

»Links, das Fenster im Obergeschoss!«, brüllte Chester, als er und Dov sich in Deckung warfen.

In das trockene Rattern der Kalashnikov AK-47 mischte sich das hellere Geräusch von M16, dann explodierte die erste Granate auf dem Hofplatz. Der Anhänger mit vergammeltem Stroh wurde durch den Einschlag in einen Trümmerregen aus Holzsplittern und Eisenteilen verwandelt. Chester hatte Sekundenbruchteile vor dem Einschlag der Granate seine Position gewechselt.

»Schütze auf zwei Uhr!«, warnte ihn Dov und jagte einen langen Feuerstoß aus seiner Maschinenpistole in die Richtung.

Auch Chester nahm den Mann mit dem Granatwerferaufsatz unter Feuer, da von ihm zurzeit die größte Gefahr ausging. Nicht nur die beiden Agenten, sondern auch der Hubschrauber war durch die Granaten extrem gefährdet. Der am Gewehr montierte Granatwerfer M203 war eine bösartige Bedrohung und machte seinen Schützen zu einer starken Offensivwaffe. Das gezielte Feuer der beiden Agenten zeigte Wirkung, der Schütze zog sich von der Hausecke zurück. Gleichzeitig verstärkte sich das Feuer aus dem Wohnhaus, und dann setzte ein dumpfes Rattern ein, das Chester und Dov herumfahren ließ. Aus dem größeren Stallgebäude im Rücken der beiden Agenten nahm ein Maschinengewehr die beiden Männer unter Deckungsfeuer. Der Schütze zwang die beiden Männer damit in Deckung, sodass der Mann mit dem Granatwerfer wieder in Stellung gehen konnte.

»Das ist eine verdammte Falle!«, brüllte Chester wütend.

Dov jagte eine Serie von kurzen Feuerstößen in Richtung des MG-Schützen. Das zeigte keine Wirkung, da der Schütze für sich und seinen Helfer ein gutes Versteck auf dem Dachboden des Stalles ausgesucht hatte. Die Maschinenpistole des Israeli konnte ihnen dort kaum gefährlich werden. Chester deckte gleichzeitig den AK-47-Schützen im Obergeschoss und den Mann mit dem Granatwerfer zu. Lange konnten er und Dov sich aber nicht mehr halten. Die Gegner waren in der Überzahl und hatten die besseren Positionen besetzt.

»Munition?«, kam die Frage von Dov.

»Zwei Magazine noch, dann ist Schluss«, rief Chester zurück.

Dass ihre Gegner im Lärm der Waffen den Dialog mitverfolgen konnten, mussten sie nicht befürchten. Chester überlegte fieberhaft, wie sie sich aus der Zwangslage befreien konnten. Er sah nur eine Möglichkeit und setzte mit einem Sprung zu Dov hinüber, der sich hinter einem schrottreifen Traktor versteckte.

»Wir müssen das MG-Nest ausschalten. Eine bessere Lösung sehe ich nicht«, weihte er Dov in sein Vorhaben ein.

Der Israeli sah ihn zweifelnd an, verstand offenbar den Ansatz nicht wirklich.

»Wenn wir in schnellen Sprüngen zur Wand des größeren Schuppens durchkommen, kann der Schütze uns nicht mehr unter Feuer nehmen. Dafür taugt seine Waffe nicht. Vermutlich hat er nur einen Helfer bei sich, damit wäre die Ausgangslage gut für uns«, führte Chester mit wenigen Sätzen seinen Plan aus.

Der Einschlag einer Granate in den Traktor riss den größten Teil des Motorblockes weg und beschleunigte Dovs Entscheidungsprozess.

»Dann los!«, rief er nur.

 

Chester sprintete unter Feuerschutz von Dov als Erster los, hetzte auf die Schuppenwand zu. Immer wieder rissen Kugeln aus dem Maschinengewehr Fontänen aus Erde und Steinen links oder rechts von Chester hoch. Trotzdem gelang sein Vorstoß. Schwer atmend lehnte er endlich an der Seitenwand des Schuppens, außer Reichweite für das Maschinengewehr. Schnell beruhigte er seine Atmung und machte Dov Zeichen, ebenfalls den waghalsigen Spurt zu riskieren.

Dov hatte unfassbares Glück: Als eine abgefeuerte Granate ihn zu einer nicht geplanten Ausweichbewegung zwang, verhinderte sie dadurch doch auch einige Treffer für den Schützen hinter dem Maschinengewehr. Der Mann hatte sich offenbar eine Taktik ausgedacht, mit der er den Laufweg des Israelis vorhergesehen hatte und sein Feuer gezielt darauf einstellen konnte. Chester stockte der Atem, als er das Geschehen hilflos verfolgen musste.

»Scheiße, war das knapp«, stöhnte Dov dann auch, als er sich gegen die Schuppenwand drückte.

»Kannst du noch?«, musste Chester drängen, damit der Schütze am Maschinengewehr sich mit seinem Helfer nicht noch aus dem Staub machen konnte.

»Klar. Los, weiter!«, nickte Dov mit grimmiger Miene.

Vorsichtig drangen sie in den Schuppen ein, setzten beide ihre Nachtsichtgeräte auf und konnten dadurch die Dunkelheit im Inneren überwinden. Chester schob sich an der linken Seite vorwärts, während Dov die andere Seite nahm. Chester hatte alle seine Sinne angespannt, wollte jede Überraschung vermeiden. Ein leises Rascheln vom Heuboden ließ ihn verharren. Er spähte die morsche Holzleiter hinauf, suchte nach dem Verursacher des Geräusches. Neben den beiden Angreifern kam dafür auch eine Maus oder eine Ratte in Frage. Sehen konnte Chester nichts von alledem, dennoch vernahm er ein weiteres Mal das Rascheln. Sein Blick flog zu Dov hinüber, der nachdrücklich nickte und dann nach oben deutete. Er hatte es auch gehört und vermutete die Angreifer als die Verursacher. Chester zögerte nicht lange, sondern ging zur Leiter. Dov kniete neben einem Stützbalken und hatte den Lauf seiner Maschinenpistole nach oben gerichtet. Sollten die Angreifer eine Falle aufgebaut haben, wollte der Agent des Mossad ihnen die Suppe versalzen.

Chester erklomm die morschen Stufen der Leiter extrem vorsichtig, riskierte anfangs nur einen kurzen Blick über den Rand des Heubodens. Nichts! Er gab Dov schließlich Zeichen, dass er hinaufklettern wollte. Der Israeli änderte daraufhin seine Position, rückte weiter ab. Dadurch wollte er eine bessere Schussposition erhalten.

Das M4 im Anschlag, schob Chester sich über den Rand, ließ den Blick unablässig hin und her wandern. Es gab viel loses Heu und einige Ballen gepressten Strohs. An der Luke hatten der Maschinengewehrschütze und sein Helfer sich eingerichtet, wie Chester anhand der leeren Munitionskästen erkennen konnte. Doch von den Männern war weit und breit keine Spur mehr. Chester brauchte eine Minute, um den Heuboden zu durchsuchen. Dann huschte er leise zur Leiter zurück. Er deutete auf den Heuboden, schüttelte den Kopf und machte sich wieder auf den Weg nach unten. Dov hatte verstehend genickt, sicherte Chester weiter ab. Chester kletterte hinunter, wandte sich um und erstarrte. Dov sah ihn verblüfft an, dann ruckte sein Kopf herum.

Wie aus dem Nichts war der untersetzte Mann aufgetaucht, das Maschinengewehr vom Typ MG74, eine Weiterentwicklung des deutschen Maschinengewehres MG42, im Hüftanschlag. Diese Haltung kannte Chester nur aus Kriegsfilmen, sein Gehirn weigerte sich, die absurde Situation als echt anzunehmen. Die Szene war für einige Sekundenbruchteile eingefroren, da der Schütze seinen gelungenen Coup auskosten wollte. Chester und Dov hoben fast synchron ihre Waffen, wohl wissend, dass es zu spät sein würde. Der Zeigefinger des Mannes krümmte sich, und die 7,65-mm-Kugeln würden den beiden Agenten keine Chance lassen.

 

Zwei einzelne Schüsse aus einer schallgedämpften Waffe beendeten die Auseinandersetzung auf dramatische Weise. Bevor sich der Zeigefinger des Maschinengewehrschützen vollends um den Abzug krümmen konnte, schleuderten ihn die Einschüsse zurück. Die schwere Waffe fiel aus den kraftlos werdenden Händen zu Boden, ohne eine einzige weitere Kugel auf den Weg zu schicken. Fassungslos starrte Chester auf den Angreifer, der nur noch ein intaktes Auge hatte. Die linke Augenhöhle wies nur noch ein gähnendes Loch auf.

»Da bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen«, meldete sich eine fließend englisch sprechende Stimme zu Wort.

Automatisch richteten Dov und Chester ihre Waffen auf den Mann, der hinter einer Futterbox hervortrat. Die Pistole mit dem Schalldämpfer hielt der schlanke Mann locker in der linken Hand.

»Radomir Lucovics, Bezbednosno Informativna Agencija oder kurz BIA«, stellte der Mann sich vor.

»Chester McKay von der CTO, und ich bin Dov Bugala vom Mossad«, übernahm der Israeli die Vorstellung.

Statt einer Antwort hob der Serbe die Hand und sagte dann einige Worte, die Chester nicht verstand. Erst jetzt bemerkte er das Kabel am linken Ohr des Mannes von der BIA, der offenbar in Funkkontakt zu anderen Agenten stand.

»Meine Kollegen haben sich um die anderen Störenfriede gekümmert«, informierte Lucovics die beiden anderen Agenten.

»Danke für Ihre Hilfe«, konnte Chester seinen Dank endlich loswerden.

Der Agent von der BIA winkte nur ab, machte dann Zeichen und verließ als Erster den Schuppen. Dov und Chester folgten dem Serben ins Freie. Dort trafen sie auf vier weitere Agenten der BIA, die automatische Waffen umgehängt hatten. Zwei Frauen und zwei Männer gehörten zu Lucovics‘ Team. Sie hatten die Leichname der Angreifer in einer Reihe vor der Eingangstür des Wohnhauses hingelegt. Neugierig traten Dov und Chester hinzu, sahen den Toten ins Gesicht.

»Das ist ein Kommandotrupp von der TMK. Diese Trupps unterstehen alle Azem Mekuli«, berichtete Radomir Lucovics.

»Was? Woher zum Teufel wussten die denn von unserer Ankunft?«, entfuhr es Dov sichtlich verärgert.

Radomir zog spöttisch die Augenbrauen hoch.

»Weil die Kosovaren überall ihre Spitzel sitzen haben. Schon in der Zeit der UCK haben sie ein ausgedehntes Netzwerk aufgebaut. Kosovaren, die irgendwo im Ausland leben, wurden für eine Unterstützung gewonnen. Auf diese einfache Weise hat der TMK sich einen bereits sehr effektiv arbeitenden Nachrichtendienst aufgebaut«, schilderte der Mann der BIA und spuckte angewidert aus.

Deutlich spürte Chester die Wellen von Hass, die von dem Serben ausgingen.

»Dann war es das also«, knurrte Chester wütend.

Sie waren mit ihrer Aufklärungsmission gescheitert, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte.

»Ihr hättet sowieso nie lange unbemerkt im Kosovo operieren können. Das ist auch völlig egal. Mekuli und seine Kommandotrupps stellen eine ernsthafte Bedrohung dar, aber wir verfügen auch über beachtliche Unterstützung. Kommt, wie fahren nach Gjilan«, widersprach Lucovics und marschierte zu einem Pajero-Geländewagen.

Chester und Dov tauschten einen Blick aus, zuckten die Achseln und folgten dem Serben. Major Stanzer hatte ihnen einiges über die BIA und ihre Möglichkeiten erzählt. Wenn Lucovics sagte, dass seine Organisation im Kosovo über beachtliche Möglichkeiten verfügte, konnten sie es dem Agenten abnehmen. Während Dov sich auf den Beifahrersitz setzte, rutschte Chester auf die Rückbank. Eine Weile fuhren sie schweigend, dann fielen Chester die Lampen zweier folgender Wagen auf. Er wandte mehrfach den Kopf, behielt die Fahrzeuge aufmerksam im Blick.

»Das sind meine Kollegen vom Bauernhof. Uns folgt sonst niemand«, beruhigte Radomir ihn schließlich.

»Die Leute fahren auch sofort wieder nach Gjilan? Was ist mit den Leichen?«, staunte Chester.

Die dunklen Augen musterten den Agenten der CTO mit einem harten Blick im Rückspiegel.

»Die werden von Mekulis Terroristen schon eingesammelt. Damit wissen sie dann auch gleich, wie das Spiel läuft«, kam es kalt von dem Mann des serbischen Nachrichtendienstes.

Chester erkannte einmal mehr, wie anders sein Leben als Agent der CTO verlief. Eindeutige Aktionen wie zu seiner Militärzeit schien es im Kampf gegen Terroristen kaum zu geben. Ein anderer Gedanke schob sich in den Vordergrund.

»Was ist mit dem Hubschrauber? Wenn die Leute der TMK die Leichen finden, werden sie dann nicht den Hubschrauber zerstören?«, wandte Chester sich aufgeregt an den Serben.

»Würden sie vermutlich, wenn er dann noch dort wäre. Ist er aber nicht! Einer unserer Piloten bringt den Hubschrauber in ein sicheres Versteck«, antwortete Radomir mit einem gewinnenden Lächeln.

Chester entspannte sich ein wenig und nahm die ersten Häuser zur Kenntnis. Ein Straßenschild zeigte ihm, dass es nur noch vier Kilometer bis nach Gjilan waren. Bald würde er sich wieder in einer Stadt mit Illona Nagy befinden, und einen Moment lang fiel ihm ihre erste Begegnung ein. Damals hatte er mit Jane Blair in einem Gasthaus im Prater gesessen und zwei Terroristen beschattet. Urplötzlich war die blonde Ungarin aufgetaucht, und danach war das Chaos ausgebrochen. Während Illona sofort geflüchtet war, hatten die beiden Terroristen Splittergranaten in das gut besuchte Restaurant geschleudert. Noch immer verfolgten Chester die Bilder der Verwüstung, und er musste sich unwillkürlich schütteln.