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Janet und Scott sind schon seit einer Ewigkeit verheiratet, doch unterschwellig kriselt es in der Ehe. Als Janet herausfindet, dass Scott sie betrügt, trennt sie sich sofort von ihm - nach außen hin halten sie die Ehe jedoch aufrecht. Tief in ihrem Stolz verletzt will sie aber auf keinen Fall die arme, betrogene Ehefrau spielen. Sie wendet sich an Alan, der genau weiß, wie man eine Frau glücklich macht. Und tatsächlich: Mit den Callboys aus seiner Agentur findet Janet Selbstbestätigung und himmlische Befriedigung. Sie lässt sich nach allen Regeln der Kunst verwöhnen und genießt die leidenschaftlichen Stunden. Bis Scott sie in flagranti mit einem ihrer Lover erwischt und sie seine Betroffenheit härter trifft, als erwartet ...
Feurige Küsse, leidenschaftliche Dates und ein Hauch Romantik - der zweite Band der Callboy-Romance-Reihe von Helen Paris.
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Seitenzahl: 237
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Über dieses Buch
Über die Autorin
Titel
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Impressum
Lynnwood Falls – Sommer der Liebe
Lynnwood Falls – Und dann kamst du
Lynnwood Falls – Mein Weg zu dir
Call on You – Katie & Leon
Janet und Scott sind schon seit einer Ewigkeit verheiratet, doch unterschwellig kriselt es in der Ehe. Als Janet herausfindet, dass Scott sie betrügt, trennt sie sich sofort von ihm – nach außen hin halten sie die Ehe jedoch aufrecht. Tief in ihrem Stolz verletzt will sie aber auf keinen Fall die arme, betrogene Ehefrau spielen. Sie wendet sich an Alan, der genau weiß, wie man eine Frau glücklich macht. Und tatsächlich: Mit den Callboys aus seiner Agentur findet Janet Selbstbestätigung und himmlische Befriedigung. Sie lässt sich nach allen Regeln der Kunst verwöhnen und genießt die leidenschaftlichen Stunden. Bis Scott sie in flagranti mit einem ihrer Lover erwischt und sie seine Betroffenheit härter trifft, als erwartet ...
Helen Paris liebt das Abtauchen in fremde Welten, ob virtuell in Geschichten oder auf ihren Reisen rund um den Globus. Seit knapp zwanzig Jahren lebt sie mit ihrem Mann zeitweise auf ihrem Segelkatamaran und ist auf allen Weltmeeren unterwegs. Eine halbjährige Reise quer durch Nordamerika mit Schiff und Wohnmobil hat ihre Liebe zu diesem vielseitigen Kontinent geweckt.
HELEN PARIS
Vier Monate zuvor
Janet strich sich eine lange schwarze Strähne aus der Stirn, die ihr der laue Wind ins Gesicht geblasen hatte, und blickte gedankenverloren über den Garten. Mit dem Brunnen, der weitläufigen Rasenfläche und den Blumenrabatten glich er im Grunde vielmehr einem Park.
Robin und Marley hingen je an einem Arm ihres Vaters, der sie lachend im Kreis schwenkte.
Schwer atmend blieb Scott schließlich stehen.
»Noch mal!«, kam es sofort unisono aus den Mündern ihrer Kleinen, und Marley zupfte an seinem Jackett.
Scott lachte abermals, was ihm ein jungenhaftes Aussehen verlieh, das durch die schwarze Strähne verstärkt wurde, die ihm neckisch in die Stirn fiel. Er beugte sich nach unten und küsste die beiden. »Nächstes Mal wieder.«
Nächstes Mal! Das bedeutet nicht morgen.
Prompt sagte er auch schon, ohne Janet dabei anzusehen: »Heute wird es eher spät, wir haben morgen Angebotsabgabe. Ich bleibe über Nacht in der Stadt.«
Janet bemühte sich um einen gleichmütigen Gesichtsausdruck. »Alles klar!« Ein giftiges »Viel Spaß!« konnte sie sich nur mühsam verkneifen. Nicht vor den Kindern!
Ziemlich sicher würde Scott nicht allein in der Stadtwohnung übernachten, sondern in Gesellschaft seiner Geliebten, die ihm inzwischen nicht nur beruflich assistierte.
Janet ballte die Hände zu Fäusten. Das ging sie schließlich nichts mehr an.
Langsam ließ sie sich auf die Marmortreppe sinken und öffnete die Arme für ihre beiden Kleinen, die sich an sie schmiegten und ihrem Daddy hinterherwinkten. Sie musste sich bremsen, die beiden nicht allzu verzweifelt an sich zu drücken. Diese zwei waren die wichtigsten Menschen in ihrem Leben, sie liebte sie abgöttisch und musste alles tun, um Schmerz von ihnen fernzuhalten.
Als kurz darauf ihre Freundin Erin anrief, war sie immer noch in Gedanken verloren und antwortete nur geistesabwesend.
»Hey, hast du mir überhaupt zugehört? Wir sprachen über meine Geburtstagsfeier«, beschwerte sich Erin lachend.
Janet zuckte zusammen. »Natürlich höre ich dir zu. Ich ... werde natürlich kommen, das steht doch außer Frage. Der Samstag in drei Wochen ist schon notiert.«
Eine kurze Pause folgte. Sie konnte es förmlich in Erins Kopf rattern hören. »Was meinst du mit ›ich‹? Was ist mit Scott?«
Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, ihrer Freundin zu erzählen, dass sie sich getrennt hatten. Doch das war kein Thema fürs Telefon. Anfangs war sie zu sehr zu Eis erstarrt gewesen, um darüber sprechen zu können. Sie hatte es immer auf das nächste Treffen mit ihren Freundinnen Erin und Katie verschoben, das bislang nicht erfolgt war. Sie hatte auch keine Verabredung forciert. Im Verdrängen war sie gut. Das war einfacher als Reden.
»Hallo?«
Sie schuldete Erin eine Antwort. »Scott bleibt bei den Kindern.«
»Was ist mit eurem Kindermädchen?« So leicht ließ sich die energische Erin nicht abspeisen.
»Cassandra ist noch bei uns. Aber Marley kommt momentan nachts häufig, sie kriegt gerade Backenzähne, da ist es ihr lieber, wenn jemand Vertrautes da ist ...«, murmelte Janet, das war ja nicht mal gelogen.
»Da wird Rob aber enttäuscht sein«, erwiderte Erin langsam, in ihrer Stimme schwang eine unausgesprochene Frage mit.
Janet zwang sich zu einem leichten Tonfall: »Ja, Scott wäre auch gern gekommen, aber es ist ... besser so.«
Schließlich log sie auch damit nicht. Ihr Mann wäre sicherlich gern zu der Feier gegangen, schließlich war er ebenso mit den Carlysles befreundet. Aber nachdem sie beschlossen hatten, die Trennung nach außen hin – der Kinder zuliebe – erst einmal geheim zu halten, war es besser, sie ging allein, bevor ihre Freunde aufgrund ihres Verhaltens Verdacht schöpften.
Das Ganze war noch zu frisch, als dass sie ihre Freunde, die sie lange kannten, mit Schauspielern darüber hinwegtäuschen könnte. Das Anwesen – beziehungsweise der Palast, wie sie ihr Zuhause manchmal heimlich betitelte – war schließlich groß genug, dass sie mit Scott weiterhin zusammenwohnen und sie sich aus dem Weg gehen konnten.
»Die nächste Zeit ist bei mir Land unter, wir wollen den Wintergarten fertigbauen vor der Party, aber danach müssen wir uns auch mal wieder privat treffen«, befand Erin resolut.
»Da hast du recht.« Auf einmal bekam Janet Sehnsucht nach Ungezwungenheit. »Das haben wir schon viel zu lange hinausgeschoben. Ich freue mich auf deinen Geburtstag! Eure Partys sind immer legendär. Und dann machen wir auch mal wieder ein Treffen in kleiner Runde aus.«
Nach ein paar Sätzen über Belanglosigkeiten beendeten sie das Gespräch, und Janet trat auf den Balkon.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Obwohl es heute ein relativ warmer Tag für März in Süd-Kalifornien war, das Thermometer war über zwanzig Grad geklettert, fröstelte sie plötzlich innerlich.
Schnell rief sie sich die Worte ihrer Grandma in Erinnerung: Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten und Weitergehen!
Resolut straffte Janet die Schultern. Sie hatte es satt, im Selbstmitleid zu versinken. Und zum ersten Mal gestand sie sich ein, dass auch das einer der Gründe dafür war, dass sie ihren Freundinnen bislang nichts von der Trennung erzählt hatte. Sie wollte kein Mitleid. Der Gedanke, auf die betrogene Ehefrau reduziert zu werden, war schrecklich.
Schließlich war sie eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand, die sich zu behaupten wusste. Eine gestandene Anwältin, auch wenn sie noch in verlängerter Babypause war. Sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Hätte sie keine Familie, würde sie vermutlich auf Weltreise gehen. Oder in ein tibetanisches Kloster. Wobei ihr solch ein klösterlicher Aufenthalt bei genauerer Betrachtung wenig attraktiv erschien. Offen gestanden war es ihr mehr nach Nähe als nach Abstand. Genau diese Distanz war es schließlich, die sie so satthatte.
»Gib es zu, Janet, du brauchst mal wieder einen Mann, zumindest für gewisse Stunden«, murmelte sie in sich hinein.
Der Gedanke, der sie dabei überwältigte, verursachte Aufregung und Scham zu gleichen Teilen in ihr. Zufällig war sie am Vortag auf CNN an einer Dokumentation über Callboys hängen geblieben. Die Frauen, die solch ein Angebot in Anspruch nahmen, hatten alle so begeistert geschwärmt und dabei ein Bedürfnis in ihr ausgelöst, dass sie nicht mehr ignorieren konnte. War das die Lösung, um endlich wieder zu ihrem früheren Ich zurückzukehren?
Eine Affäre, wie ihr Mann Scott sie führte, kam für sie nicht infrage. Das war ihr zu verbindlich. Und sie wollte keine Forderungen erfüllen müssen, sondern einfach einmal selbst fordern können. Zudem war ein One-Night-Stand mit irgendeinem Fremden, der womöglich nur an sein eigenes Vergnügen dachte, noch nie ihr Ding gewesen.
Die Frauen in dieser Doku hatten alle so mit leuchtenden Augen davon geschwärmt, wie wundervoll es war, einmal vollkommen verwöhnt zu werden.
Spontan hatte Janet hinterher gegoogelt. Es gab auch Angebote in ihrer Gegend. Sollte sie es tatsächlich wagen?
Entschlossen stürmte sie hinein. Sie hatte genug gelitten, jetzt war die Zeit zu handeln.
»Die Führung durch Ihre heiligen Hallen heute haben mich überzeugt!« Roger Lieberman leerte den Espresso in einem Zug, wobei der goldene Siegelring an seinem kleinen Finger aufblitzte. Dann stand er auf und reichte ihm die Rechte zum Einschlagen. »Sie sind ein cleverer junger Mann, Sullivan, für den ich eine große Zukunft sehe. Ich denke, die acht Millionen in Ihre Software sind gut investiert.«
Scott erwiderte den festen Händedruck und versuchte, nicht allzu breit zu grinsen. Dies hätte nicht zu seinem distinguierten Gegenüber gepasst, dessen Äußeres – mit dem maßgeschneiderten Anzug, den sorgfältig gescheitelten grauen Haaren und der gebräunten Haut, die von den zahlreichen Aufenthalten auf seiner Segeljacht zeugten – gut und gern auch zu einem britischen Lord gepasst hätten.
»Danke, Sir, Sie werden es nicht bereuen.«
»Für Sie Roger!«
»Darf ich Ihnen noch einen Drink auf den erfolgreichen Geschäftsabschluss anbieten, Roger?« Er deutete auf die Zigarrenkiste auf seinem Schreibtisch. »Oder eine Macanudo?«
»Warum lassen wir den Rest nicht unsere Anwälte regeln, Scott, und Sie begleiten mich jetzt in den Club, wo wir Scotch und Zigarren nach einem gemeinsamen Mittagessen genießen?« Lieberman ließ eine Reihe strahlend weißer Jacketkronen aufblitzen.
Scotts Herzschlag beschleunigte sich. Nun war es so weit. Er erhielt den Ritterschlag. Geld hatte er in den letzten Jahren – dank harter Arbeit und einem glücklichen Händchen – mehr als ausreichend verdient, er war in die richtige Wohngegend gezogen, hatte sein Büro in der edlen Hafengegend angesiedelt, und nun wurde er in die altehrwürdige Riege des Clubs aufgenommen, in der sich die Elite der Geschäftsleute aus der Region des Santa Barbara Chanels trafen.
Es gab einige jüngere Männer dort, die meist Daddys Besitztümer geerbt hatten. Doch mit sechsunddreißig hatten es nicht viele aus eigener Kraft geschafft, in den elitären Geldadel aufzusteigen. Er hatte darum gekämpft – und nun war es so weit. Kurz fragte er sich, warum sich die spürbare Begeisterung darüber in Grenzen hielt, doch vermutlich lag es nur daran, dass sein Körper während der zurückliegenden Verhandlungen bereits mit Adrenalin geflutet gewesen war.
»Soll ich Sie mitnehmen?«, fragte Roger.
»Nein, danke, ich fahre selbst.« Zum Glück war er heute – aufgrund des strahlenden Sonnenscheins, der den unweit von seinem Bürogebäude liegenden Hafen in ein grelles Licht hüllte – mit dem Aston Martin gekommen; damit brauchte er sich im Club nicht zu schämen.
»Dann sehen wir uns dort in zwanzig Minuten.« Mit einem knappen Nicken war Roger zur Tür draußen – in diesen Kreisen war Zeit Geld.
Für einen Moment kam Scott in den Sinn, seiner Frau von dem Erfolg zu berichten, bis ihm wieder bewusst wurde, dass das Thema Janet passé war. Er verdrängte die Bitterkeit und drückte stattdessen den Knopf für die Sprechanlage.
»Rufen Sie Meyers an, er kann die Verträge vorbereiten, Wendy.« Da er nie wissen konnte, wer sich im Vorzimmer aufhielt, hielt er die Anrede über die Sprechanlage stets unpersönlich.
Er hatte noch nicht richtig den Stuhl zurückgeschoben, als seine Assistentin schon in seinem Büro stand, die Tür hinter sich schloss und beim Umdrehen aufreizend die blonde Mähne über die Schulter warf. Das rote Kleid, das sie heute trug, war trotz – oder vielleicht auch gerade aufgrund – seiner Schlichtheit atemberaubend. Es betonte jede ihrer Kurven, die sich durchaus sehen lassen konnten – auch wenn nicht alle davon echt waren, wie er nur zu gut, quasi aus eigener Hand, wusste.
Sie lächelte ihn strahlend an. »Das ist so großartig, herzlichen Glückwunsch! Ich bin stolz auf dich.«
Dieses Mal gestattete sich Scott ein selbstzufriedenes Grinsen. »Ich auch!«
Sie schlang die Arme um seinen Hals, fuhr ihm durch die kurzen Haare und drückte ihre harten Brüste gegen ihn. »Das müssen wir gebührend feiern!« Sie schenkte ihm einen verführerischen Augenaufschlag, ihre Stimme nahm einen rauchigen Touch an: »Wie wäre es mit einem lauschigen Mittagessen zu zweit im Apartment?«
»Nicht jetzt. Ich treffe Lieberman gleich zum Lunch im Club!« Den Stolz konnte er nicht ganz aus seiner Stimme fernhalten.
»Wow, alle Achtung! Im Club! Ein Sieg auf der ganzen Linie, würde ich sagen.« Sie schürzte anerkennend die vollen Lippen, und ein erregtes Funkeln trat in ihre blauen Augen. Wendy gehörte zu der Sorte Frauen, die von Erfolg angezogen wurden wie Motten vom Licht.
Scott konnte nicht sagen, was ihm besser gefiel: die grenzenlose Bewunderung in ihrem Blick oder die Hand, die in seinen Schritt glitt und ihn massierte.
»Dann müssen wir die Feier eben heute Abend nachholen.« Den koketten Augenaufschlag beherrschte sie wirklich aus dem Effeff.
»Da kann ich leider nicht.« Er hob bedauernd die Schultern. »Janet ist heute Abend aus, ich bleibe bei den Kindern.«
Wendy zog einen Schmollmund. »Wozu habt ihr denn ein Kindermädchen?«
Scott schob ihre Hand zurück. Verärgerung brodelte in ihm auf. Es gab nur eine einzige, unumstößliche Regel, die er gleich zu Anfang ihrer Affäre aufgestellt hatte: Die Kinder standen immer an erster Stelle – komme, was wolle!
So sparte er sich die Antwort.
Wendy musste seinen Unmut gespürt haben, denn sofort lenkte sie ein. Verführerisch ließ sie ihre Zunge über die vollen Lippen wandern und sah ihn aus halb geschlossenen Augen an. »Dann werde ich dich hier nach dem Club mit einem Nachtisch erwarten.« Ihre Zungenspitze stieß rhythmisch gegen die Innenseite ihrer Wange. »Du hast es dir verdient!«
Für einen Moment war sich Scott nicht sicher, ob er von der Aussicht auf einen Blowjob angetörnt oder von dem deutlichen Hinweis, dem etwas Billiges anhaftete, abgestoßen sein sollte, da leuchteten Wendys Gesichtszüge schon wieder auf – vom Vamp zum Engel.
»Ich freue mich doch so wahnsinnig für dich! Und für uns ... als Firma!« Wie unschuldig strahlend diese blauen Augen nun wieder blicken konnten!
Er nahm ihren Kopf in die Hände. »Ich freue mich auch.« Sanft küsste er sie auf die Lippen. »Über den Auftrag mit allem Drumherum ...«, er zögerte nur unmerklich, »und auf den Nachtisch.«
Er war sich nicht sicher, ob nun Selbstzufriedenheit in ihrem Blick gestanden hatte – zu schnell drehte sie sich zur Tür um, schüttelte die blonde Mähne zurecht und ging hüftwiegend nach draußen.
Doch es blieb ihm auch keine Zeit, um darüber nachzugrübeln. Schnell ging er in das seinem Büro anschließende Bad, fuhr sich mit dem Kamm durch die schwarzen Wellen, prüfte den Sitz seiner weinroten Krawatte, die er zum Glück heute ausnahmsweise angelegt hatte – Roger hatte auch eine getragen –, und strich den anthrazitfarbenen Armani-Anzug glatt, bevor er sich eilends auf den Weg machte. Er wollte schließlich zu seiner »Initiation« nicht zu spät kommen.
Das sechste Stockwerk des Hotels Ambassador bot einen herrlichen Ausblick über den nächsten Häuserblock hinweg auf den entfernten Pazifik, der in einen rötlichen Schein getaucht lag. Die Sonne war kurz zuvor untergegangen, und der Himmel leuchtete in den unterschiedlichsten Farben von Tiefrot über Ocker, Mint, Hellblau und Rosa.
Gedankenverloren nippte Janet an ihrem Champagner. Im Hintergrund lief leise Klaviermusik. Eine romantische Umgebung – auch dieser winzige schmiedeeiserne Balkon, der gerade zwei Leuten Platz bot. Ein Ambiente für Verliebte.
Und sie saß hier mit einem Callboy.
Der zugegebenermaßen verdammt heiß war. Ein Typ, der unter die Haut ging. Und das nicht nur, weil er aussah wie Captain America persönlich – zumindest seine Figur. Ein weißes Hemd spannte sich über den breiten Brustkorb, der geradezu einlud, sich dagegen sinken zu lassen und umarmt zu werden.
Obwohl seine Unterarme kräftig und die Hände groß waren, wirkten seine Finger irgendwie feingliedrig. Gewohnt zu Streicheln. Unwillkürlich kroch ihr bei dem Gedanken ein wohliger Schauer über den Rücken. Die blonden etwas längeren Haare und das verschmitzte Lächeln gaben ihm einen Touch Surferboy-Image, während die blauen Augen voller Wärme strahlten.
»Du fragst dich gerade, was du hier tust.« Alan betonte es nicht als Frage.
Unwillkürlich erwiderte sie das Lächeln. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
Er lachte leise. »Verbuch es einfach als meine Menschenkenntnis.« Sein Lachen erstarb. »Ich denke nicht, dass du generell die Art von Frau bist, die leicht zu durchschauen ist und ihr Innenleben bloßlegt.«
Sie hob die Augenbrauen. »Deine Menschenkenntnis ist tatsächlich nicht schlecht.«
»Möchtest du darüber sprechen, was dich zu mir geführt hat?«
Sie könnte ganz einfach Nein sagen. Und er würde es akzeptieren und wieder zu dem unverbindlichen Geplauder über die Vorteile vom Leben in Kalifornien zurückkehren, das sie in der letzten halben Stunde geführt hatten. Dennoch – sie wusste selbst nicht warum, es war sonst nicht ihre Art – antwortete sie ganz offen: »Mein Mann und ich haben uns getrennt.«
Sie beugte sich nach vorn, sodass die rückenlangen schwarzen Haare wie ein Vorhang vor ihr Gesicht fielen, und ließ ihr Glas auf dem Tisch kreisen, bevor sie noch einen großen Schluck aus der Sektflöte nahm. »Nicht offiziell, nach außen hin wahren wir den Schein. Auch der Kinder wegen, wir haben einen Sohn, der vier ist, und eine zweijährige Tochter. Ich ... habe es noch nicht einmal meinen Freundinnen erzählt. Gelegentlich übernachtet mein Mann in unserer Stadtwohnung – mit seiner Geliebten.«
Vorsichtig schielte sie zwischen den Haaren hindurch. Alans Lächeln war nach wie vor offen. Verständnisvoll. Und auf einmal hatte sie das Gefühl, dass er nur zu genau wusste, wie elend sie sich an den Abenden fühlte, an denen Scott auswärts übernachtete. Wie vorige Nacht.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Das Letzte, was ich jedoch hier suche, ist Mitleid.«
Alan schüttelte den Kopf. »Du bekommst kein Mitleid von mir – das steht mir nicht zu, ich kenne die Umstände nicht. Zuerst einmal verspüre ich Bewunderung für dich. Respekt, dass du, anstatt zu lamentieren, diesen Schritt wählst und zu mir kommst.«
»Ich möchte mich auf jeden Fall nicht verlieben.« Janet presste die Lippen zusammen. Aber sie brauchte Nähe und Wärme, hatte manchmal das Gefühl, an dieser inneren Einsamkeit zu ersticken – und ihr war klar, dass Alan es instinktiv wusste.
»Wir alle brauchen manchmal Nähe, auch ich«, erwiderte er, als hätte sie es ausgesprochen. Abermals war sein Blick voller Wärme und Verständnis.
Janet strich sich die Haare nach hinten und musterte ihn. Das glattrasierte Gesicht und die strahlend weißen Zähne wirkten angenehm gepflegt. Doch wieder bekam sie das Gefühl, dass es nicht das attraktive Äußere war, das sie ansprach – unwiderlegbar anzog. Es war der Eindruck, verstanden zu werden, auch ohne Worte. Die Gewissheit, alles sagen zu können, weil es vermutlich nicht viel gab, was dieser Mann noch nicht gehört hatte.
Alan ergriff ihre Hand. Sanft strich er mit dem Daumen über ihren Handrücken. Es fühlte sich gut an. »Was immer du suchst, Janet – wir werden es gemeinsam herausfinden.«
Auf dem Fragebogen bei ihrer Anmeldung hatte sie angekreuzt, dass sie einen gemeinsamen Abend verbringen wollte. Mit ungewissem Ausgang. Und über den war sie sich immer noch nicht im Klaren. Doch es gefiel ihr, dass sie sich nicht festlegen musste.
»Deine Website hat mich irgendwie angesprochen«, murmelte sie.
»Auf der steht, dass du es verdient hast, glücklich gemacht zu werden?« Sein Zwinkern war sympathisch.
Janet hob die Mundwinkel. »Das klang gut.«
Alan lachte leise. »Das ist auch mein voller Ernst. Jeder Mensch braucht es, ja, verdient es, wertgeschätzt zu werden. Ich weiß, dass es verschiedene Arten von Glück gibt. Mich zum Beispiel beglückt es tatsächlich, wenn ich eine Frau befriedigen kann – und zwar rundherum, nicht nur sexuell. Es gibt auch verschiedene Arten von Liebe – für die tiefen Gefühle zwischen Mann und Frau bin ich nicht zuständig. Dafür wärst du bei mir falsch, aber du willst dich ja nicht verlieben. Was immer auch heute noch passieren wird – wenn ich ein kleines bisschen dazu beitragen kann, dass du nach unserem gemeinsamen Abend mehr Liebe verspürst, nämlich zu dir selbst, dann bin ich glücklich und zufrieden.«
Er musste gesehen haben, dass sie erstaunt die Augenbrauen gehoben hatte, deshalb führte er erklärend hinzu: »Das Scheitern einer Beziehung hinterlässt immer Narben – egal, wer der oder die Schuldige ist. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob man in solch einem Fall immer von Schuld sprechen kann. Es ist ja meist eine Verkettung unglücklicher Umstände – korrigier mich bitte, wenn ich mich irre.«
»Nein, du hast recht.« Sie konnte zwar den Zeitpunkt nicht konkret benennen, an dem es in ihrer Ehe angefangen hatte zu kriseln, aber es lag sicherlich nicht allein an Scott. Sie wusste selbst, dass ihr Verhalten dazu beigetragen hatte, ihn in die Arme einer anderen Frau zu treiben, doch das machte das Ganze nicht einfacher.
»Eine Trennung hinterlässt Spuren. Zweifel, die das Selbstbewusstsein schwächen. Man fühlt sich missverstanden. Ungeliebt. Nicht wertgeschätzt. Jeder Mensch braucht Respekt.« Alans sonore Stimme schien genau einen Nerv in ihrem Inneren zu treffen – ebenso wie seine Worte. Nun nahm er ihre Hand in seine beiden und fuhr ganz zart mit den Fingerspitzen über ihren Handrücken. »Doch solange man sich nicht selbst wertschätzt, erkennt man auch die Bewunderung von anderen nicht so leicht an.«
Janet lächelte. »Wahre Worte. Hast du zufällig Psychologie studiert?«
Alan lachte. »Tatsächlich habe ich das. Viereinhalb Semester in Berkeley sogar. Aber ich denke, für diese Erkenntnis reicht es auch, die Menschen zu studieren und ein wenig nachzudenken.«
»Wieso hast du das Studium abgebrochen? Falls die Frage nicht zu direkt ist.«
Kurz glitt ein Schatten über sein Gesicht. »Weil es nicht das war, was ich gesucht hatte. Und dann kam ich durch Zufall auf diese ...«, er zögerte einen Augenblick, »Tätigkeit. Offen gestanden sehe ich hier genauso viel Potenzial, Menschen – beziehungsweise konkret Frauen – etwas Gutes für ihr Seelenleben zu tun. Und wie ich vorhin sagte: Ganz abgesehen von dem Vergnügen, das ich natürlich selbst dabei empfinde – es gibt mir etwas, wenn ich eine Frau glücklich machen kann.«
Zwei Dinge schossen Janet gleichzeitig durch den Kopf: Ob Alan wohl auch schon eine gescheiterte Beziehung hinter sich hatte? Irgendwie wirkte er, als wisse er genau, wovon er sprach. Und zum anderen: Wie wohl der Sex mit solch einem einfühlsamen und erfahrenen Mann wie ihm war. Und dieser Gedanke löste eine Hitze in ihrem Unterleib aus, die sie schon länger erloschen geglaubt hatte.
Wieder schien Alan die Veränderung, die in ihr vorging, zu spüren. Das Kreisen seines Daumens auf der sensiblen Innenseite ihres Handgelenks wurde intensiver, und seine Stimme klang leicht heiser, als er fragte. »Möchtest du tanzen?«
»Sehr gern. Aber ich möchte ungern ausgehen. Wir ...«
Sie brauchte nicht zu sagen, dass sie hier im Ort jederzeit auf jemanden treffen konnte, der Scott und sie kannte. Deshalb hatte sie sich auch für eine Verabredung in der Hotelsuite entschieden, obwohl sie zuerst Bedenken gehabt hatte, sich in solch einer intimen Atmosphäre das erste Mal mit einem Fremden zu treffen. Doch mit dem Balkon hatte Alan genau das richtige Ambiente für das Beschnuppern gefunden.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass es inzwischen dunkel geworden war. Draußen auf dem Pazifik sah sie vereinzelt die Navigationslichter der Schiffe aufblitzen, und der Schein der Uferpromenade erhellte die Nacht.
Alan schüttelte lachend den Kopf und deutete in die Hotelsuite. »Die Tanzfläche ist für uns beide groß genug, wir brauchen kein Publikum.« Er griff nach seinem Handy, und kurz darauf erklang eine rauchige Frauenstimme, begleitet von einschmeichelnden Soul-Klängen. Im Aufstehen verbeugte er sich mit einem Lächeln, das vor Charme strotzte. »Darf ich bitten, Mylady?«
Janet ergriff die dargebotene Hand und folgte ihm in den Salon. In seine Arme gezogen zu werden fühlte sich genauso gut an, wie sie es erwartet hatte. Obwohl sie weder übermäßig klein noch dünn war, hatte sie das Gefühl, in der Umarmung zu verschwinden, zerbrechlich zu sein.
Alan drückte sie kurz beruhigend an sich, bevor er sie sanft weiter wiegte. Irgendwie hatte sie den Eindruck, er wusste stets genau, was sie fühlte.
»Entspann dich«, raunte er ihr ins Ohr. »Heute ist dein Abend. Und wir machen nur Dinge, die dir guttun. Du bist der Boss!«
Sie nickte und ließ sich vollständig gegen ihn sinken. Es war ein angenehmes Gefühl, nicht fürchten zu müssen, gezwungen zu werden, irgendwelche Hände wegzuschieben, wenn sie nicht bereit war. Instinktiv wurde ihr klar, dass Alan es wissen würde, wann und ob sie so weit war.
Alles kann, nichts muss, lautete die Devise auf der Website des Escort-Service, von dem Alan Jenkins der Chef war. So einige heiße Jungs arbeiteten für ihn. Und die Bezeichnung Begleitung konnte variabel ausgelegt werden – als tatsächlicher Escort zu Events, als Gesprächspartner, Mann zum Kuscheln oder bis hin zum Sex. Kein Wunsch blieb unerfüllt.
Beim Gedanken, was noch passieren konnte, kribbelten ihre Magennerven. Doch daran wollte sie jetzt nicht denken, sie sollte einfach den Augenblick genießen. Dieses wohlige Gefühl auskosten. Sie schmiegte ihre Wange gegen seinen Hals, sog genüsslich den herben Duft seines dezent aufgetragenen Parfüms ein und vergrub die Hand in seinen Haaren. Die Musik war langsam, sie bewegten sich fast in Zeitlupe. Alan streichelte sanft über ihre Arme, nur mit den Fingerspitzen. Eine wohlige Gänsehaut kroch über ihre Haut.
Immer weiter wiegten sie sich im Takt, während Alan zärtlich ihre Haare beiseiteschob und ihr den Rücken streichelte. Gebend, nicht fordernd.
Sie trug ein schwarzes Kleid, mit einem weit schwingenden Rock, der ihre Kurven kaschierte, und einem anliegenden Oberteil mit Spaghettiträgern. Wenn er mit seiner warmen Hand über die nackte Haut ihrer Schulterblätter fuhr, fühlte es sich verdammt gut an.
Er ließ sanft die Finger durch ihre Haarsträhnen gleiten.
»Deine Haare sind der Wahnsinn«, murmelte er ihr ins Ohr, bevor er kurz mit seinen Lippen ihre Ohrmuschel streifte. Sein Mund war weich. Doch sofort legte er wieder die Wange gegen ihre Schläfe, es konnte auch Zufall gewesen sein.
Auf einmal merkte sie, dass sie sich danach sehnte, dass er ihr Ohr küsste. Und ihren ganzen Rücken ohne störende Kleidung berührte. Sie wollte, dass er sie wollte. Nicht nur, weil er sie glücklich machen sollte, sondern sie wünschte sich, begehrt zu werden.
Sie schob ihre Hand in sein Haar, ließ ihrerseits die Strähnen durch die Finger gleiten.
»Deine Haare sind auch weich«, raunte sie, verweilte dabei mit den Lippen ein wenig länger an seinem Ohr, während sie die Hand unter sein Hemd gleiten ließ und seine Taille streichelte. Seine Haut war so fest wie erwartet, er fühlte sich gut an. Alan gab ein wohliges Brummen von sich.
Seine Augen verdunkelten sich, als er sie zusammenkniff, um sie zu mustern. »Du bist tatsächlich eine Frau, die immer für eine Überraschung gut ist.« Anerkennung lag in seiner Stimme. Er schob die Hand in ihren Nacken und presste sie an sich.
Sie schmiegte sich noch ein bisschen enger an ihn, streichelte ihn unter seinem Hemd und küsste dabei seinen Hals. So richtig konnte sie selbst nicht verstehen, was sie antrieb – zum einen, überhaupt hierherzukommen, und nun plötzlich die Verführerin zu mimen. Doch etwas war an Alan, das ihr Vertrauen weckte. Das sie ganz Frau sein und sich auf ihre Bedürfnisse konzentrieren ließ – sie musste sich nicht verstellen. Die unter die Haut gehende Musik und vielleicht auch der Champagner, den sie intus hatte, trugen ebenso zu ihrer Entspannung bei.
Alan griff nach ihrem Reißverschluss und zog ihn langsam nach unten. Die Geste hatte etwas Sinnliches, genauso wie die darauffolgenden Berührungen – die Kreise, die seine Fingerspitzen auf ihrem Rücken fuhren.
Sie tat es ihm gleich und fühlte die Schultermuskeln unter ihren Fingerkuppen. Auf einmal wollte sie ihn ohne Hemd spüren. Dieser gut gebaute Oberkörper war einfach göttlich.
Janet lehnte sich nach hinten und öffnete Knopf für Knopf. Genauso langsam und aufreizend, wie er ihren Reißverschluss geöffnet hatte. Alan legte die Hände auf ihre Schultern, die Daumen kreisten, und er ließ sie – sichtlich angetan – gewähren, während sie sich weiterhin im Takt der Musik wiegten.
Sie schob das Hemd auseinander und ließ die Hände über seine muskulöse, haarlose Brust und den flachen Bauch gleiten, auf dem sich die Muskelstränge abzeichneten. Dieser Typ war ein Bild von einem Mann. Sie genoss es, wie er tief Luft holte, und schob das Hemd über seine Schultern.
Schnell streifte er es ab und warf es achtlos auf den nächstbesten Sessel. Janet schlang die Arme um Alans Taille und schmiegte sich an seine warme Haut. Sie versuchte den Gedanken zu verdrängen, wann das letzte Mal gewesen war, dass sie sich an einen nackten Männeroberkörper geschmiegt hatte.
Es gefiel ihr, dass Alan sie einfach genießen ließ, ohne dies sofort als Startschuss aufzufassen, ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Er gab ihr die Zeit, die sie brauchte, um sich an ihn und den Gedanken an einen halb nackten fremden Mann in ihren Armen zu gewöhnen – auch wenn es sich auf eine seltsame Weise vertraut anfühlte und sie erregte.