Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden - Anne Wanitschek - E-Book

Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden E-Book

Anne Wanitschek

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Zertifiziert von der Stiftung Gesundheit. Die Therapie mit Cannabis und einzelnen Cannabinoiden findet wachsende Zustimmung. Die beiden Heilpraktiker Anne Wanitschek und Sebastian Vigl bieten in diesem Ratgeber einen aktuellen und faktenbasierten Überblick: Sie klären darüber auf, was die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Heilpflanze Hanf für gesunde und kranke Menschen bedeuten und erläutern, was bei deren Anwendung zu beachten ist. Die Autoren zeigen, wie Cannabis und Cannabidiol bei über 40 Erkrankungen oder Beschwerden angewandt werden können. Neben den Anwendungsmöglichkeiten bietet der Ratgeber wichtige Hilfestellungen zu Ergänzungsmöglichkeiten mit anderen Heilpflanzen und aktuelle klinische Studien zur Wirksamkeit.

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Seitenzahl: 142

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Das Endocannabinoid-System für Ihre Gesundheit nutzen

Wer sich mit der Heilkraft von Cannabis beschäftigt, lernt einen erst im Jahre 1992 entdeckten Teil des menschlichen Körpers kennen: das Endocannabinoid- System. Es besteht aus Rezeptoren, die sich beinahe im ganzen Körper finden. An diese docken spezielle Botenstoffe, die sogenannten Endocannabinoide. Diese regulieren unser Wohlergehen, unseren Schlaf, den Appetit, die Schmerzwahrnehmung und unser Immunsystem. Sie sorgen für gute Laune und dafür, dass uns Stress nicht krank macht. Das Endocannabinoid-System ist an der Entstehung zahlreicher Beschwerden und Erkrankung beteiligt und kann bei deren Behandlung berücksichtigt werden. Die Wirkstoffe der Hanfpflanze, die sogenannten Cannabinoide, interagieren mit den Rezeptoren des Endocannabinoid- Systems. In diesem Buch erfahren Sie, wie wir uns dies bei der Behandlung zu Nutze machen können.

Wir zeigen Ihnen, wie Sie das Endocannabinoid-System gezielt stärken:

VORWORT ZUR 2. AUFLAGE

CANNABIS VERSTEHEN

Eine Heilpflanze mit einer aufregenden Geschichte

Was der Wind mit der Heilkraft von Cannabis zu tun hat

Cannabis-Mythen auf dem Prüfstand

Die Nutzpflanze Hanf: von Kolumbus bis heute

Ein Verkaufsschlager gerät in Vergessenheit

Wie es zum Verbot von Cannabis kam

Entkriminalisierung und Legalisierung – bald auch in Deutschland?

Das Gesetz „Cannabis als Medizin“ in Deutschland

Die rechtliche Lage von CBD in Deutschland

Die Situation in Österreich und der Schweiz

Das Endocannabinoid-System

Der Körper: ein „Unternehmen“ mit 100 Billionen „Angestellten“

Die Sprache der Zellen

Die Entdeckung des Endocannabinoid-Systems

Das Endocannabinoid-System – Wächter der inneren Balance

Wenn Endocannabinoide fehlen

Mit Cannabinoiden ganzheitlich heilen

Das Endocannabinoid-System pflegen

Auf ausreichend Omega-3-Öle achten

Chemikalien vermeiden

Regelmäßig körperlich aktiv sein

Darmfreundschaften pflegen

Ernährungsfehler vermeiden

Mit Entspannungstechniken Stress bewältigen

Schokolade essen

Der Hauptwirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC)

Cannabis-Blüten richtig anwenden

THC richtig dosieren

Therapie mit THC – das sollten Sie beachten

Cannabidiol (CBD): rezeptfrei und nicht psychoaktiv

Therapie mit CBD – das sollten Sie beachten

CBD richtig dosieren

Darreichungsformen von CBD

CBD als Lifestyle-Mittel

CBD für Haustiere

Weitere Cannabinoide und Flavonoide

Cannabigerol (CBG)

Cannabinol (CBN)

Flavonoide

Der Entourage-Effekt: die Wirksamkeit von Cannabinoiden steigern

Die unternehmungslustigen Terpene

Das Ganze – mehr als die Summe seiner Teile

Cannabis-Medikamente mit Entourage-Effekt

Entourage-Effekte mit anderen Heilpflanzen nutzen

Das „hopfige“ Myrcen (Beta-Myrcen)

Riecht nach Orange: Limonen

Terpen und Cannabinoid: Caryophyllen (Beta-Caryophyllen)

Das „weihnachtliche“ Pinen (Alpha-Pinen)

Jetzt wird es blumig: Linalool

Zielgerichtetere Therapie mit Terpen-Profilen

CANNABIS UND CANNABINOIDE RICHTIG ANWENDEN

Wichtige Informationen

Abhängigkeit von Medikamenten oder Alkohol

Adipositas

Aggression

Akne

Alzheimer-Krankheit

Ängste

Anti-Aging

Appetitlosigkeit und Auszehrung

Arthritis

Asthma

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Auszehrung/Kachexie

Autismus

Autoimmunerkrankungen

Darmerkrankungen (chronisch entzündliche)

Depressionen/depressive Verstimmung

Diabetes

Endometriose

Entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis)

Epilepsie

Fibromyalgie

Grüner Star (Glaukom)

Herzinsuffizienz

Krebs

Menstruationsbeschwerden

Migräne

Multiple Sklerose (MS)

Müdigkeit

Nachtschweiß/übermäßiges Schwitzen

Neurodermitis (atopisches Ekzem)

Parkinson-Krankheit

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Psoriasis (Schuppenflechte)

Psychose

Raucherentwöhnung

Reizdarmsyndrom

Regelschmerzen

Restless-Legs-Syndrom

Schizophrenie

Schmerzen

Schlafapnoe-Syndrom

Schlafstörungen

Schuppenflechte

Sport

Stress (chronischer)

Tourette-Syndrom

Tumorschmerzen

Übelkeit und Erbrechen

Übergewicht und Adipositas

Verletzungen

ANHANG

Bezugsadressen

Empfehlenswerte Firmen

VORWORT ZUR 2. AUFLAGE

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Pflanzenheilkunde ist ein sehr dankbares Wissensfeld. Was wir einmal über eine Heilpflanze lernen, das hat Bestand. Für unsere wichtigsten Heilpflanzen hat sich in den letzten zweitausend Jahren wenig geändert. Wir wenden sie meist noch genau so an wie unsere Vorfahren. Der modernen Forschung bleibt oft nur übrig, den Wirkmechanismus einer Pflanze zu klären und traditionelle Anwendungen in ihrer Sinnmäßigkeit zu bestätigen. Wesentliche neue Erkenntnisse kann sie selten hinzufügen.

Es gibt aber auch Ausnahmen. Der bedeutendsten Ausnahme haben wir dieses Buch gewidmet: der Hanfpflanze (Cannabis). Als Heilpflanze ist Hanf in Vergessenheit geraten, bis ihr engagierte Wissenschaftler ein Comeback verschafften – eines der bedeutsamsten Comebacks der Medizingeschichte. Weitere Forscherteams bemühten sich schnell um die Erforschung der Pflanze und ihrer Wirkstoffe. Denn anders als bei anderen Heilpflanzen gibt es bei Hanf sehr viel Neues zu entdecken – und dieser Prozess hat eben erst begonnen. Der Cannabis-Forschung verdanken wir zum Beispiel die Entdeckung eines bis dahin unbekannten Teils unseres Körpers, des Endocannabinoid-Systems. Dieses System ist essentiell für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, es spielt bei vielen Erkrankungen eine entscheidende Rolle – und wir können es durch Cannabinoide, die Wirkstoffe des Hanfs beeinflussen. Zudem stellen wir Ihnen verschiedene Tipps vor, mit denen Sie die Arbeit dieses Systems, das für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlergehen so wichtig ist, optimieren können.

Als dieses Buch vor fast zwei Jahren erschienen ist, war die Therapie mit Cannabis oder Cannabidiol (CBD) fast noch Neuland. Seitdem hat sich viel getan – neue Studienergebnisse wurden veröffentlicht, gesetzliche Rahmenbedingungen und Therapieempfehlungen änderten sich. Das alles ist für Sie relevant. Daher haben wir uns entschieden, die erste Auflage ausführlich zu überarbeiten. Dafür waren nicht nur unsere Erfahrungen aus unserer Praxis, sondern auch Ihre zahlreichen Anregungen und Rückmeldungen zur ersten Auflage hilfreich. Mit diesem Exemplar sind Sie nun auf dem neuesten Stand und können sich ein umfassendes Bild von den Möglichkeiten und Grenzen der Therapie mit Cannabis oder CBD machen.

Auch in der zweiten Auflage beschäftigen wir uns mit der Frage, wie die Therapie mit Cannabinoiden sinnvoll ergänzt werden kann. Ausgehend von den modernen Forschungen zum sogenannten Entourage-Effekt haben wir Kombinationsmöglichkeiten zwischen Cannabinoiden und speziellen ätherischen Ölen entwickelt. Auf diese Möglichkeiten gehen wir im praktischen Teil des Buches ein.

Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre Gesundheit!

Die HeilpraktikerAnne Wanitschek und Sebastian Vigl

CANNABIS VERSTEHEN

Cannabis ist kein Wundermittel. Cannabis und seine Wirkstoffe bieten jedoch bei vielen chronischen Erkrankungen neue und effiziente Lösungsansätze. Wussten Sie, dass ein Teil Ihres Körpers nach der Cannabis-Pflanze benannt ist? Das sogenannte Endocannabinoid-System ist für unsere Gesundheit und – im Krankheitsfall – für unsere Genesung essenziell. Wir zeigen Ihnen, wie Sie dieses Endocannabinoid-System zu Ihrem Vorteil beeinflussen können – nicht nur mit den Wirkstoffen der Hanfpflanze, sondern auch Ihrem Lebensstil.

Eine Heilpflanze mit einer aufregenden Geschichte

Seit über 5000 Jahren wird Cannabis als Heilpflanze verwendet.

Mit großem Interesse verfolgen wir die Rückbesinnung der modernen Medizin auf die Möglichkeiten von Heilpflanzen. Und wir freuen uns über jedes gelungene Comeback, wenn althergebrachte Einsatzmöglichkeiten von Heilpflanzen durch moderne Forschung wieder Anwendung finden. Das aufsehenerregendste Comeback beschert uns Cannabis. Cannabis (deutsche Bezeichnung: Hanf) zählt zu den ältesten Nutzpflanzen. Über 5000 Jahre ist es zudem als Heilpflanze in Gebrauch – auch heute wieder, nach einer kurzen Unterbrechung im letzten Jahrhundert.

Was der Wind mit der Heilkraft von Cannabis zu tun hat

Cannabis verdankt seine weltweite Verbreitung seiner großen Beliebtheit. Ursprünglich war die Pflanze wohl nur in Zentralasien beheimatet. Menschen brachten sie anschließend in alle Teile der Erde mit tropischem oder gemäßigtem Klima. Cannabis ist nicht besonders anspruchsvoll und begnügt sich auch mit Böden, auf denen wenig anderes wachsen will. So finden wir Cannabis auch in Höhenlagen, etwa im Himalaja oder – angebaut – in den kargen Bergen Marokkos und Afghanistans.

Bestäubt wird Cannabis vom Wind, der den Pollen der männlichen Pflanzen zu den weiblichen bringt. Die weiblichen Blüten produzieren klebriges Harz, unter anderem, um den Pollen zu fangen. Für die Verwendung als Rausch- und Heilmittel werden diese harzigen Blüten gesammelt. Das Harz enthält die Hauptwirkstoffe des Cannabis, die sogenannten Cannabinoide. Die Menge des Harzes und damit seiner Wirkstoffe lässt sich im Anbau steigern. Dafür dürfen so wenig wie möglich männliche Pflanzen in der Nähe sein, also wenig Pollen in der Luft. Die weiblichen Pflanzen produzieren dann mehr Harz. Schließlich wollen sie, wenn dann endlich ein Pollen angeflogen kommt, diesen unbedingt am Weitersegeln hindern.

Cannabis-Mythen auf dem Prüfstand

Es gibt keine Heilpflanze, deren Einsatz so heiß diskutiert wurde wie der der Hanfpflanze. Befürworter und Gegner des Cannabis-Konsums halten sich in der Hitze des Gefechts nicht immer an die Fakten. So entstanden im Laufe der Zeit diverse Cannabis-Mythen. Irreführende und falsche Behauptungen können heute wissenschaftlich widerlegt werden. Dennoch finden sie immer wieder den Weg in die öffentliche Diskussion.

Lassen Sie uns gemeinsam die häufigsten Cannabis-Mythen unter die Lupe nehmen. Sie können dabei Ihr eigenes Wissen testen. Decken Sie die rechte Spalte der folgenden Tabelle zu. Überlegen Sie selbst, welche der folgenden Aussagen über Cannabis zutreffen und welche Falschinformationen sind.

Cannabis ist weit mehr als ein Rauschmittel. Der Wirkstoff CBD beispielsweise weist keine psychoaktive Wirkung auf.

Wahr oder falsch? Überlegen Sie selbst!

AUSSAGE

WAHR ODER FALSCH?

Cannabis-Konsum macht träge und unmotiviert.

Falsch. Dieses Vorurteil entkräftete eine 2017 veröffentlichte Studie der Universität von Florida. Bei entsprechender Veranlagung kann intensiver Cannabis-Konsum jedoch Antrieb und Motivation bremsen.

Cannabis ist eine Einstiegsdroge.

Falsch. Diese Theorie ist mittlerweile wissenschaftlich widerlegt. Wenn Konsumenten Cannabis jedoch nicht offiziell, sondern über den Schwarzmarkt beziehen, können sie mit anderen verbotenen Substanzen in Kontakt kommen.

Cannabis ist eine Ausstiegsdroge.

Richtig. Zu diesem Ergebnis kommt 2016 eine Auswertung von 60 verschiedenen Studien unter Führung des amerikanischen Psychologen Zach Walsh. Cannabis ist eine wichtige Hilfe beim Entzug von anderen Drogen und Medikamenten.

Cannabis ist genauso schädlich wie Alkohol.

Falsch. Alkohol ist ein Zellgift, Cannabis nicht. 75.000 Deutsche sterben jedes Jahr an den Folgen von Alkohol. Zum Vergleich: Null Tote jährlich durch Cannabis in Deutschland.

Cannabis macht nicht abhängig.

Falsch. Der regelmäßige Konsum von Cannabis kann zu psychischer und körperlicher Abhängigkeit führen.

Cannabis heilt alle Krebsarten.

Falsch. Mehr dazu im zweiten Teil des Buches im Abschnitt „Krebs“.

Cannabis-Konsum ist harmlos.

Falsch. Der Konsum von Cannabis kann mit Nebenwirkungen einhergehen und diverse Erkrankungen verschlimmern.

Cannabis ist eine gefährliche Droge.

Falsch. Verglichen mit legalen Drogen wie Alkohol und Tabak ist Cannabis eine sehr sichere Droge.

Cannabis ist ein sicheres Medikament.

Richtig. Wenn wir Medikamente nach ihren tödlichen Nebenwirkungen beurteilen, wäre Cannabis sogar das sicherste Medikament der Welt. An einer Cannabis-Überdosierung sind weltweit noch keine Patienten verstorben. Zum Vergleich: An den Nebenwirkungen von Aspirin versterben jedes Jahr allein in Deutschland geschätzt 5000 Menschen.

Cannabis ist ein Rauschgift.

Strenggenommen falsch. Cannabis kann zwar einen Rausch auslösen, hat aber keine Giftwirkung. Die Bezeichnung „Rauschmittel“ wäre also treffender.

Cannabis-Konsum macht übergewichtig.

Falsch. Cannabis kann appetitanregend wirken, dies schlägt sich aber nur in sehr wenigen Fällen auf das Körpergewicht nieder. Im Gegenteil: Eine amerikanische Studie mit 30.000 Probanden zeigte, dass Cannabis-Konsumenten in drei Jahren sogar weniger an Gewicht zunahmen als Nicht-Konsumenten.

Die Nutzpflanze Hanf: von Kolumbus bis heute

Cannabis wird nicht nur als Medikament, sondern auch als Rauschmittel eingesetzt. Daneben hat Cannabis einen hohen Stellenwert als Nutzpflanze. Cannabis ist seit Jahrtausenden ein wichtiger Lieferant für Nahrungsmittel und Fasern. Die Hanffasern werden aufgrund ihrer Eigenschaften geschätzt: Sie sind langlebig, doppelt so reißfest wie Baumwolle und werden zur Herstellung von Seilen, Segeltuch, Bekleidung, Dämmstoffen und Papier verwendet. Christoph Kolumbus verdankt seine Entdeckung Amerikas zum Teil auch den Hanffasern. Sie dienten ihm als Schiffstaue, Segel, Kleidung und fanden sich sogar in seiner Schiffskarte. Karl der Große hielt Hanf im 9. Jahrhundert für seine Bestrebungen derart wertvoll, dass er Bauern nicht nur den Anbau befahl, er erlaubte ihnen auch, ihre Steuern nicht in Geld, sondern mit Hanfsamen zu zahlen.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte wird Hanf als Nutzpflanze wieder mehr geschätzt. Sein Anbau ist relativ einfach und günstig und kann ohne Pestizide erfolgen. Hanf wächst so schnell, da halten nicht einmal gewöhnliche Ackerbeikräuter mit. Seine Fasern sind in der Textilindustrie oder als Dämmmaterial in der Bauwirtschaft gefragt. In Deutschland sind seit einigen Jahren wieder Kleidungsstücke aus Hanffasern erhältlich.

Kleidungsstücke aus Hanf: seit einigen Jahren wieder in Deutschland erhältlich.

Seine Samen sind nicht nur schmackhaft, sondern ein Lieferant für wertvolle Fettsäuren. Das aus ihnen gepresste Hanföl findet mittlerweile großen Zuspruch.

Ein Verkaufsschlager gerät in Vergessenheit

In Europa und Nordamerika erlebte Cannabis im 19. Jahrhundert seine Blütezeit. Beinahe alle Apotheken boten Cannabis-Medikamente und eigene Cannabis-Rezepturen an. Diese machten zwischen 1850 und 1900 die Hälfte aller verkauften Medikamente aus! Cannabis wurde bei Schmerzen, Epilepsie, Migräne, Asthma und rheumatischen Erkrankungen empfohlen. Zudem galt es als probates Husten- und Entspannungsmittel. Cannabis wäre als Medikament wohl ununterbrochen bis heute in Verwendung, wenn da nicht die Chemiker und Pharmakologen gewesen wären – oder vielmehr ihr Unvermögen. Es gelang ihnen nicht, die Wirkstoffe des Cannabis zu isolieren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte die Medizin den Anspruch, nur Medikamente einzusetzen, deren Wirkstoffe und Eigenschaften bekannt sind. Bei Cannabis gelang dies – trotz vieler Versuche – leider nicht.

Erst im Jahre 1963 gelang die Identifizierung des ersten Cannabis-Wirkstoffs.

Erst im Jahre 1963 verkündete die Forschergruppe um Raphael Mechoulam, dass sie den ersten Wirkstoff des Cannabis isoliert hatten, das Cannabinoid Cannabidiol (CBD). Wenig später gelang ihnen auch die Identifizierung des Hauptwirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC). Diese Entdeckung ebnete den Weg für die medizinische Verwendung von Cannabis.

Cannabis hatte seine Bestimmung als Medikament also verloren, da seine Wirkstoffe erst relativ spät entdeckt wurden. In den meisten Ländern der Erde kam es zudem zu einem Verbot von Cannabis. Dies hatte jedoch andere Gründe.

Wie es zum Verbot von Cannabis kam

In 185 Ländern ist Cannabis verboten. Man könnte meinen, dass gesundheitliche Bedenken dazu geführt hätten. Dem ist aber nicht so. Am Beispiel der USA und Deutschlands lässt sich verfolgen, dass vor allem wirtschaftliche und politische Interessen hinter dem Verbot standen. In den USA waren der Besitz und der Konsum von Cannabis ab 1933 illegal. Dafür setzten sich diverse Industrielle ein, darunter auch Vertreter der Holzindustrie. Sie sahen im Hanfanbau eine gefährliche Konkurrenz für die Holzwirtschaft. Parallel dazu wurde Cannabis zum Symbol der rassistischen Spaltungen der Gesellschaft. Cannabis wurde in Hetzkampagnen als „Teufelszeug“ verschrien, das aus Afroamerikanern und Mexikanern schlechte und gefährliche Menschen mache.

Diese Moralisierung der Cannabis-Debatte finden wir bis heute in den USA. Der von Trump ernannte Justizminister Jeff Sessions ist zum Beispiel der Überzeugung, dass gute Menschen kein Cannabis konsumieren: „Good people don’t smoke marijuana.“

In Deutschland führte ein drohender Handelsstreit mit Ägypten schlussendlich zum Verbot. Der König von Ägypten machte sich auf der sogenannten Opiumkonferenz 1924 für ein weltweites Verbot von Cannabis stark. Um drohenden Importausfällen aus Ägypten entgegenzuwirken, drängten Pharmaunternehmen wie Bayer die deutsche Regierung zum Verbot im Jahre 1929.

Ein drohender Handelsstreit mit Ägypten führte zum Cannabis-Verbot in Deutschland.

Entkriminalisierung und Legalisierung – bald auch in Deutschland?

Weltweit sehen wir einen Trend zur Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis. Einzelne Bundesstaaten der USA spielen dabei eine Vorreiterrolle. Der Erwerb und Konsum von Cannabis ist mittlerweile in acht Bundesstaaten der USA legal. Weitere Bundesstaaten erlauben die medizinische Nutzung von Cannabis und setzen sich für die Entkriminalisierung ein, damit sich Besitzer kleiner Mengen nicht vor Strafe fürchten müssen. Die Bundesstaaten profitieren davon: durch erhebliche Steuereinnahmen, durch eine florierende Cannabis-Branche und durch Entlastung der Strafverfolgungsbehörden. Die soziale Akzeptanz des Cannabis-Konsums führte laut einer im Oktober 2019 veröffentlichten Studie der Universität von Columbia sogar dazu, dass weniger Jugendliche und Erwachsene krankhaftes Konsumverhalten zeigten.

In den USA zeigt sich, was die Legalisierung für Patienten bedeutet. Sie haben einen erleichterten Zugang zu qualitativ hochwertigen Cannabis-Produkten. Im Bundesstaat Washington kann Cannabis seit 2014 legal gekauft werden. Entsprechend verbreitet ist der Konsum unter Patienten. Rund ein Viertel der dortigen Krebspatienten setzt Cannabis regelmäßig ein.

Die Grünen, die Linke, die FDP und Teile der SPD fordern eine kontrollierte Freigabe von Cannabis.

Wann kommt es in Deutschland zur Legalisierung? Bei einer Abstimmung im Bundestag könnte dies rasch geschehen. Parteien wie die Grünen, die Linke, die FDP und Teile der SPD wären bereits jetzt für eine Aufhebung des Verbots und eine Regulierung der Abgabe. Die Unionsparteien CDU und CSU und die AFD stellen sich dem entgegen. Mittlerweile fordert auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter ein Ende des Cannabis-Verbots. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey sprachen sich 2019 schon 42 Prozent der Deutschen für eine Legalisierung von Cannabis aus. Von den Bundesländern will Berlin den ersten Schritt gehen. Der rot-rot-grüne Senat plant ein Modellprojekt zur kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Derweil prüft das Bundesverfassungsgericht, ob das Cannabis-Verbot in Deutschland überhaupt verfassungskonform ist.

Für eine Legalisierung sprechen zahlreiche Argumente, wie die folgende Tabelle veranschaulicht.

Legalisierung von Cannabis – Für und Wider

GRÜNDE FÜR DIE LEGALISIERUNG

MÖGLICHE RISIKEN DER LEGALISIERUNG

• Kontrolle von Preis und Qualität möglich

• Steuereinnahmen für den Staat

• Förderung von Firmen und Jobs in der Cannabis-Industrie

• Entlastung von Polizei und Justiz

• Schwächung der organisierten Kriminalität

• besserer Jugendschutz durch die regulierte Abgabe

• Ende der Kriminalisierung ansonsten unbescholtener Bürger

• erleichterter Zugang zu medizinischem Cannabis für Patienten

• Anstieg der Cannabis-Konsumenten (Dieser Befürchtung widersprechen Daten aus den USA und der Niederlanden.)

• Verharmlosung der möglichen Gesundheitsgefahren

• erschwerter Jugendschutz (Dieses Argument gilt als entkräftet. Eine Regulation der Abgabe an Erwachsene erschwert es Jugendlichen, Cannabis zu erwerben.)

Das Gesetz „Cannabis als Medizin“ in Deutschland

Im Jahr 2016 wollte die Bundesregierung verhindern, dass Gerichte Patienten das Recht zugestehen, medizinisches Cannabis selbst anzubauen. Mittlerweile haben Studien weltweit dafür gesorgt, dass Cannabis wieder als therapeutische Option bei verschiedenen Erkrankungen anerkannt wurde. Die Bundesregierung erarbeitete das Gesetz „Cannabis als Medizin“, das im März 2017 in Kraft trat. Das Gesetz soll Schwerkranken den Zugang zu Cannabis erleichtern. Es sieht vor, dass die Krankenkassen die Kosten für eine Cannabis-Therapie übernehmen müssen, wenn:

• eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt,

• herkömmliche Medikamente nicht wirken oder nicht eingesetzt werden können und