Catching up to Crypto - Ben Armstrong - E-Book

Catching up to Crypto E-Book

Ben Armstrong

0,0
13,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Bitcoin und andere Kryptowährungen sind DIE Revolution in der Geschichte und der Zukunft unseres Geldes. Trotzdem verstehen nur sehr wenige Menschen die wahre Natur und das Potenzial von Bitcoin vollständig. Der Bitcoinexperte Ben Armstrong liefert mit diesem Buch einen spannenden und leicht verständlichen Wegweiser durch die oftmals komplex wirkende Welt der Kryptowährung. Er erklärt, was Bitcoin ist, wie die zugrunde liegende Technologie – die sogenannte Blockchain – funktioniert und wie und warum sie unsere Wirtschaft für immer verändern wird. Zudem enttarnt er die Unzulänglichkeiten der vorherrschenden ungedeckten Fiat-Währungen, wie Euro oder Dollar, und zeigt, wie sie häufig manipuliert werden und wie wir alle von der Einführung neuer, digitaler Vermögenswerte profitieren können. Catching Crypto ist DIE praxisnahe und umfassende Einführung in Kryptowährungen, auf die Investoren, Enthusiasten, Interessierte und Finanzexperten gewartet haben – ein unverzichtbarer und fesselnder Überblick über Bitcoin, digitale Vermögenswerte und die neue digitale Wirtschaft.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 406

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



BEN ARMSTRONG

CATCHING UP TO CRYPTO

BEN ARMSTRONG

CATCHING UP TO CRYPTO

DAS EINZIGE BUCH ÜBER KRYPTOWÄHRUNGEN, DAS DU LESEN MUSST

BITCOIN UND DIE NEUE DIGITALE WIRTSCHAFT

FBV

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Wichtiger Hinweis Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen. Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

1. Auflage 2024

© 2024 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Die englische Originalausgabe erschien 2023 bei John Wiley unter dem Titel Catching Up to Crypto. Your Guide to Bitcoin and the New Digital Economy. © 2023 by John Wiley & Sons, Inc. All rights reserved.

This translation published under license with the original publisher John Wiley & Sons, Inc.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Übersetzung: Birgit Schöbitz

Redaktion: Silvia Kinkel

Umschlaggestaltung: Karina Braun in Anlehnung an das Original von Wiley

Umschlagabbildung: © binik/Shutterstock; GoodStudio/Shutterstock

Satz: Daniel Förster

eBook by tool-e-byte

ISBN Print 978-3-95972-755-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-469-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-469-0

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Für die Liebe meines Lebens, meine Frau Bethany

Inhalt

Vorwort

Vorrede

Einleitung

1 Die große Entwertung

Altes Geld, Zentralbanken und die Fed

2 Der digitale Geldbaum

eCash, E-Gold und eBay

3 Giganten der ersten Generation

Cypherpunks und disruptive Technologien

4 Genesis Block

Satoshi Nakamoto und Bitcoin

5 Ein Schnellkurs in Bitcoin

Hashing, Mining und Forking

6 Ein notwendiges Übel

Die Erbsünde der Silk Road

7 »Mo’ Money, Mo’ Problems«

BitInstant und BitLicense

8 What the Fork?

Der Krieg um die Blockgröße

9 Die Zukunft ist da

Ethereum und Smart Contracts

10 Digitale Goldtransformation

Kryptowährungen und Krypto-Assets

11 Der Wendepunkt in der Krypto-Welt

Die Reichen der Krypto-Welt

12 Eine neue Ebene im Internet

Dezentralisierte Finanzen

13 Schöne neue Welt

Jenseits von Bitcoin

14 Investitionen planen

Achtung: Keine Finanzberatung

15 Tipps für das Trading

Charts lesen, Trends erkennen und die finanzielle Hebelwirkung

16 Non-Fungible Tokens (NFTs)

(auf Deutsch: Nicht austauschbare Wertmarken)

17 Web3 und das Metaversum

18 FUD (Fear, Uncertainty and Doubt) in der Krypto-Welt

(auf Deutsch: Furcht, Ungewissheit und Zweifel)

19 Warnungen

Hacker, Betrüger und der Contagion-Effekt

20 Die Zukunft der Kryptowährungen

Aktien, ReFi und UBI

21 Und was steht jetzt an?

Danksagung

Anhang: Wichtige Ressourcen und Handwerkszeug

Anmerkungen

Vorwort

Catching up to Crypto ist ein Buch, das geschrieben werden musste, und niemand hätte das besser gekonnt als Ben. Der Krypto-Markt ist für die meisten Menschen Neuland und verändert sich zudem unglaublich schnell. Ich spreche wohl für uns alle, wenn ich sage, dass es ziemlich anstrengend ist, den Überblick zu behalten. Irgendwann versteht man nur noch Bahnhof, und wer sich mit der Materie vertraut machen will, muss »dumme« Fragen stellen. Das fühlt sich nicht wirklich gut an, oder?

Andererseits müssen wir uns alle erst noch schlaumachen, da Kryptowährungen für uns alle neu sind, und es gibt keine »dummen« Fragen. Wir sind Anfänger auf diesem Gebiet, weshalb wir einen guten Lehrer und Mentor brauchen, der unsere Fragen beantworten kann. Und genau das ist Ben mit diesem Buch gelungen.

Ben ist ein alter Hase auf diesem Gebiet, und obendrein besitzt er auch noch die magische Eigenschaft, Sachverhalte so zu kommunizieren, dass seine Mitmenschen alles verstehen - von den Grundlagen bis hin zu den komplexesten Zusammenhängen. Mit diesem Buch demonstriert Ben, wie gut er darin ist, andere auf ihrem Weg in die Krypto-Welt zu begleiten und ihnen das nötige Wissen zu vermitteln, um Bitcoin und Co. als sinnvolle Kapitalanlage zu nutzen.

Niemand kann sich der Welt der Kryptowährungen vollständig entziehen. Schließlich sind sie weder Eintagsfliege noch Tulpenblase, wie uns zahlreiche Medien weismachen wollen. Sie verändern die globalen Geschäftsmodelle, um nicht zu sagen, sie krempeln das gesamte Finanzsystem in einem bislang unbekannten Ausmaß um. So schnell hat sich in der Geschichte der Menschheit noch keine andere Technologie etabliert. Wenn etwas so Wichtiges im Gange ist, bietet dies großartige Möglichkeiten für all diejenigen, die sich die Zeit nehmen und lernen, in diesen Bereich zu investieren oder sich diese Technologie zunutze zu machen, um das eigene Unternehmen auf- oder auszubauen.

In den Medien wird das Bild gezeichnet, dass es bei Kryptowährungen um gesetzloses Glücksspiel und Abzocke geht, weil mit etwas Wertlosem spekuliert wird, aber die Realität sieht anders aus. Hunderte von Milliarden US-Dollar an Investitionen der klügsten Risikokapitalgeber ziehen die talentiertesten Unternehmer, Entwickler, Vermarkter, Hedgefonds-Manager, Vermögensverwalter und Co. an. Die intelligentesten und talentiertesten Menschen auf der ganzen Welt widmen ihr Leben jetzt der Kryptowährung, und sie haben damit bereits einen Wert von mehr als 1 Billion US-Dollar geschöpft. Doch das ist erst der Anfang dieser revolutionären Entwicklung. Auch die größten Marken, Unternehmen und Finanzinstitute weltweit entwickeln ihre eigene Web-3-/Krypto-Strategie, wodurch sich noch mehr Möglichkeiten eröffnen und noch mehr Talente und Kapital in diesen Bereich wandern.

Niemand kann es sich leisten, auf der Strecke zu bleiben. Unzählige Menschen wurden vom System im Stich gelassen und an den Rand gedrängt, ohne jede Möglichkeit, wieder auf die Füße zu kommen. Web 3.0 und die Krypto-Welt ebnen zwar das Spielfeld, doch um loslegen zu können, brauchen wir Wissen.

Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Catching up to Crypto sich als entscheidender Faktor für Ihren Erfolg erweist.

Raoul Pal CEO/Cofounder, Real Vision Group

www.realvision.com

@RaoulGMI auf Twitter

Vorrede

Ich werde oft nach dem Geheimnis meines Erfolgs gefragt. Die Antwort ist ganz einfach: Bethany. Als wir vor 13 Jahren heirateten, kannten wir uns kaum. Wir waren erst sieben Monate zusammen, als wir diesen Schritt wagten. Rückblickend war es ein riskantes Unterfangen. Die Ehe gehört für die meisten zum Erwachsenwerden dazu und sie gehen entsprechend damit um. Fast jeder ist also irgendwann auf der Suche nach einem Partner fürs Leben. Doch das Konzept der Ehe kann man erst wirklich verstehen, wenn man verheiratet ist. In jeder Ehe gibt es Höhen und Tiefen. Und ich versichere Ihnen, dass Bethany und ich jede Menge davon erlebt haben. Drei Kinder, fünf Hunde und jede Menge geschäftlicher Flops sprechen Bände.

Mein erstes Unternehmen habe ich 2011 gegründet und war damit sehr erfolgreich. Als rechte Hand des Geschäftsführers einer Autowaschanlage verdiente ich zuvor nur 25.000 US-Dollar pro Jahr, doch als Selbstständiger schaffte ich es innerhalb von zwei Jahren auf ein Jahreseinkommen von 350.000 US-Dollar. Unser Leben ließ nichts zu wünschen übrig, und wir waren glücklich. Doch in den nächsten Jahren wendete sich das Blatt, und wir kamen gerade so über die Runden. Wenn ich sage, dass ich wirklich alles versucht habe, um unsere Finanzen wieder auf Kurs zu bringen, dann meine ich das auch so. Ich habe es mit Webdesign, Grafikdesign, Animation, Suchmaschinenoptimierung, YouTube-Kanälen, als Social-Media-Manager, dem Verkauf von Fanartikeln, mit Blogs, Beratung, Online-Kursen und als Wiederverkäufer versucht und bin auf die Nase gefallen. Übrigens erhebt diese Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit!

Doch ganz gleich, womit ich auch scheiterte und wie tief ich fiel, ich stand wieder auf und ging mit dem gleichen Eifer und der gleichen Leidenschaft an jede neue Sache heran. Es wäre für mich ein Leichtes gewesen, aufzugeben und mich wieder ins Hamsterrad eines Angestellten zu begeben. Doch ich war fest entschlossen, es durchzuziehen.

Und ich war nicht allein. Egal, wie oft ich scheiterte, egal, wie viele schwierige Finanzgespräche wir führen mussten, egal, wie arm wir waren, Bethany hat mich nie aufgegeben. Sie trieb mich an, ermutigte mich, tröstete mich und motivierte mich. Und wenn ich mal wieder auf die Nase fiel, war sie der Grund, warum ich wieder aufgestanden bin. Sie hat nie daran gezweifelt, dass ich es eines schönen Tages schaffen würde.

Um zu überleben, verkauften wir im Jahr 2018 unser Haus, während ich den Bit-Boy-Crypto-YouTube-Kanal startete und hauptberuflich in Kryptowährungen einstieg. Das war der pure Wahnsinn! Wir zogen quer durch den ganzen Bundesstaat und konnten uns nur durch Nebenjobs und mit dem Erlös aus dem Verkauf unseres ersten Hauses über Wasser halten. Wir hingen an dem Haus, denn unsere Kinder hatten dort das Licht der Welt erblickt. Ich weiß bis heute nicht, wie Bethany es geschafft hat, wieder einmal an mich zu glauben. Aber sie hat es getan.

Anfang 2020 setzte ich mich mit ihr zusammen und erklärte ihr, dass sich unser Leben schon bald drastisch verändern würde und dann endlich Schluss damit wäre, sich nur die allernötigsten Lebensmittel leisten zu können. Denn im Januar 2020 war mir Gott im Traum erschienen und sagte, dass wir unser Haus herrichten müssten, weil wir schon zum Jahresende ein gänzlich anderes Leben führen würden. Ich sagte Bethany, dass wir am Ende des Jahres Millionäre sein würden, ein Haus besitzen, und unser Leben würde völlig anders aussehen. Sie sah mir in die Augen und meinte, sie wüsste zwar nicht, wie das gehen solle, aber sie würde mir vertrauen.

Nachdem wir zwei Jahre als Mieter darin gewohnt hatten, erstanden wir unser zweites Haus und blätterten den Kaufpreis bar auf den Tisch. An Silvester 2020 wiesen meine Krypto-Konten zum ersten Mal einen Kontostand von etwas mehr als 1 Million US-Dollar aus, ganz wie Gott es mir prophezeit hatte. Und ja, unser Leben sieht jetzt völlig anders aus.

Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie dankbar ich bin, dass ich eine Frau habe, die mich immer unterstützt hat. Ohne sie hätte ich das alles nicht geschafft.

Ich möchte dieses Buch auch meinen drei Kindern widmen: Madden, Zoe und Blake. Ich weiß nicht, wie ich zu drei nahezu perfekten Kindern gekommen bin, denn so wie ich als Kind gewesen bin ... Ich weiß nur eines, ich habe sie sicherlich nicht verdient. Vermutlich kann ich es unter »Gottes Gnade« einordnen. Tut mir echt leid, Mom!

Außerdem ist dieses Buch allen gewidmet, die mich auf meinem Weg begleitet haben: meinen Eltern, meinen Geschwistern, meinen Großeltern, meinem Onkel Tim und natürlich meinem besten Freund Jim alias Brooootheeeeerrrrr!

Und natürlich ist dieses Buch auch der größten und besten Krypto-Community im ganzen Internet gewidmet ... dem BitSquad! Ohne die Unterstützung meiner Community wäre ich noch längst nicht angekommen. Ich bin den Zuschauern meines Kanals für immer und ewig zu Dank verpflichtet. Es kommt gar nicht so selten vor, dass mich der eine oder andere auf Veranstaltungen anspricht und sich bei mir dafür bedankt, was ich für die Krypto-Welt getan habe. Ich kann diesen Dank nur erwidern. Wenn es nicht all die treuen BitSquad-Mitglieder gäbe, die mir eine Chance gegeben haben, wäre mein Kanal schon längst in Vergessenheit geraten. Die Community macht ihn erst großartig.

Dieses Buch ist für euch alle.

Einleitung

Was soll ich groß um den heißen Brei herumreden: Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie.

Hier die schlechte: Kryptowährungen sind etwas ziemlich Schwieriges. Daran gibt es nichts zu deuteln und zu rütteln. Denken Sie nur einmal daran, wie schwierig es 1995 war, eine Website zu erstellen. Ähnlich verhält es sich mit Kryptowährungen: Mit der Zeit werden wir uns damit leichter tun, denn dann werden sich Kryptowährungen als Standard mitsamt einfacherer Verfahren etabliert haben. Dieses Gebiet ist unglaublich groß und kompliziert. Kryptowährungen sind eine Spitzentechnologie und die nächste Stufe der menschlichen Evolution, die unser Leben einfacher macht. Und ja, es ist schon ziemlich paradox, dass etwas extrem Kompliziertes unser Leben letzten Endes einfacher machen wird.

Die gute Nachricht lautet: Sie können den Umgang mit Kryptowährungen lernen. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, denn ich habe das auch geschafft. Und ja, ich bin ein ganz normaler Mensch und kein Technologie-Guru. Oder Gamer. Um ehrlich zu sein, lese ich nicht einmal oft ein Buch. Ich ziehe mir viele Tweets rein, schaue viele YouTube-Videos an und vertiefe mich in Nachrichtenartikel. Ich entspreche keineswegs dem typischen Klischee eines Technik-Nerds. Selbst wenn Sie also keine Ahnung von Kryptowährungen, Investments oder Technologie haben, gibt es keinen Grund zur Panik. Ich habe es geschafft, und Sie können das auch. Wenn Sie dieses Buch über meine Reise in die Krypto-Welt erst einmal gelesen haben, werden Sie verstehen, warum ich überzeugt bin, dass Sie es ebenfalls schaffen.

Zum ersten Mal hörte ich im November 2012 von Bitcoin. Ich betrieb damals einen Online-Ticket-Vertrieb, bei dem ich Tickets für Veranstaltungen in ganz Amerika auf Craigslist verkaufte. Ich nutzte ein Programm, um über 800.000 Werbeanzeigen pro Tag im ganzen Land zu schalten. Die Software hieß CLAD Genius und war ein echter Geniestreich, der mein Leben sehr viel einfacher machte. Um meine Brötchen zu verdienen, musste ich in jeder lokalen Craigslist eine Anzeige schalten. Und da gab es ein Problem: Die Verwendung automatisierter Software verstieß gegen die Nutzungsbedingungen von Craigslist.

Ein gewisser Yuri aus der Ukraine hatte die Software entwickelt. Craigslist beschloss, ihn deswegen zu verklagen. Als Reaktion auf die Klage hätte Yuri nach Amerika kommen müssen, was er natürlich unter keinen Umständen tun wollte. Doch da er nicht in den USA auftauchte, konnte die US-Regierung über ICANN Yuris Website stilllegen und seine Zahlungsabwickler sperren.

In der Folge mussten wir Craigslist eine monatliche Gebühr für jede Lizenz zahlen, um den Dienst von Yuri weiterhin nutzen zu können. Ich besaß zwölf Lizenzen, sodass Monat für Monat eine hübsche Summe zusammenkam. Keine Frage, Yuri konnte und wollte sein Programm nicht ohne Gegenleistung bereitstellen. Also setzte er unsere Zahlungen aus, bis er eine Lösung dafür gefunden hatte. Etwa sechs Monate war Sendepause, bis Yuri mir im November 2012 in einer E-Mail mitteilte, dass er diese neue digitale Währung namens Bitcoin akzeptieren würde. Es machte mir nichts aus, mich erst einmal in die Materie einarbeiten zu müssen - alles, was ich wollte, war, meinen Zahlungsrückstand auszugleichen, um die Software weiter nutzen zu können. Also machte ich mich an die Arbeit und lernte, wie ich über die Mt. Gox Website - MT. Gox ist eine Bitcoin-Börse mit Sitz in Tokio, Japan, über die etwa 90 Prozent aller Bitcoin-Handelsaktivitäten abgewickelt wurden - zu einer digitalen Geldbörse kam und Kryptowährungen über ein Unternehmen namens BitInstant als Zahlungsmittel verwenden konnte. Nach ein paar Tagen intensiven Lernens ging es zur Sache, und ich fing an, meine Geldgeschäfte mit Bitcoins abzuwickeln.

Im Laufe des Jahres 2013 habe ich immer mehr Bitcoins gekauft. Viele Leute denken oft, dass ich deshalb so wohlhabend geworden bin. FALSCH! Die Wahrheit ist, dass ich damals keinen blassen Schimmer von Bitcoins hatte. Wenn ich, anstatt Yuri (der jetzt Milliardär sein MUSS) jeden Monat in Bitcoin zu bezahlen, dieses Geld einfach gehalten und investiert hätte, wäre ich 2017 zwischen 10 und 100 Millionen US-Dollar schwer gewesen. Das verfolgte mich noch Jahre! Doch letzten Endes hat mich das dazu veranlasst, meinen eigenen YouTube-Kanal zu gründen und somit mein Einkommenspotenzial in einem höheren Maß zu steigern, als es mir jemals möglich gewesen wäre, wenn ich einfach so reich geworden wäre, ohne im Grunde zu wissen, was ich tat.

Es war im November 2013, als der Bitcoin-Preis die 1000-Dollar-Marke überschritt. Plötzlich waren die zweistelligen Bitcoin-Beträge, die ich in meiner Wallet für Zahlungen hatte, eine vierstellige Summe wert. Ich beschloss, sie zu verkaufen. Gesagt, getan: Ich verkaufte 6 Bitcoin für 1700 US-Dollar. Damals hielt ich mich für ein wahres Genie. Meine Frau, die Kinder und ich gönnten uns einen Kurztrip nach Florida, den Rest gab ich für ein paar Rechnungen aus. Auf dem Höhepunkt der Hausse im Oktober 2021 wären diese 6 Bitcoins satte 420.000 US-Dollar wert gewesen. Meine Fehlentscheidung trieb mich dazu, mich intensiver mit den Kryptowährungen zu befassen.

Der Verkauf von Bitcoin entpuppte sich allerdings als viel schwieriger als der Kauf, weil diese Transaktion über einen Dritten abgewickelt werden und ich ein Treuhandkonto auf LocalBitcoins.com eröffnen musste. Ich gab meine Preisvorstellung und die verfügbare Menge ein, woraufhin mir mehrere Investoren vorgeschlagen wurden. Ich sah mir alle Angebote an, und eines stach besonders hervor, bei dem ich sicher sein konnte, dass der Mann dahinter kein Betrüger war. Flugs verabredeten wir uns in einem McDonald’s in der Nähe.

Vielleicht fragen Sie sich, weshalb ich diese Geschichte so ausführlich schildere. Ein bisschen Geduld, gleich werden Sie verstehen, worauf ich hinauswill. Der Typ kam jedenfalls zu spät. Während ich also auf ihn wartete, recherchierte ich über Bitcoin - fast eine Stunde lang. Eine leise Stimme in meinem Kopf sagte mir, ich sollte ein paar Bitcoins verkaufen, aber ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich alle abstoßen sollte. Die Idee einer Kryptowährung klang so verrückt, und mir war im Grunde nicht klar, wie man sie einsetzt. Informationen über Bitcoin ließen 2012 so was von zu wünschen übrig. Die meisten Artikel darüber waren schlecht geschrieben und nur mäßig informativ. Zudem gab es nur einen einzigen YouTube-Kanal namens Bitcoin Unnecessary. Ich versuchte eine Stunde lang herauszufinden, wer dieser Satoshi Nakamoto war - also die Person oder Gruppierung, der die Erfindung von Bitcoin zugeschrieben wird - und was Bitcoin seinen Wert verlieh. Blöd nur, dass ich dieses ganze Gerede über Blockchains, Münzen, Handel, Anlagen und alles andere einfach nicht begriff. Als der Käufer schließlich auftauchte - er war zum falschen McDonald’s gefahren -, verkaufte ich ihm nur 6 Bitcoins und behielt den Rest. Ich wies die Bitcoins über Wi-Fi an, er drückte mir 1700 US-Dollar in die Hand und verschwand.

Wie gesagt, das Ganze spielte sich im November 2013 ab. Im Februar 2014 gab Mt. Gox bekannt, dass die Website gehackt worden und alles Geld weg war. Und während ich diese Zeilen im Jahr 2022 schreibe, ist das Mt.-Cox-Drama immer noch nicht vorbei, denn es sind noch zahlreiche Gerichtsverfahren in der Schwebe.

Lassen Sie mich einen Punkt klarstellen: Damals habe ich im McDonald’s zwar nicht alle Bitcoins verkauft, aber langfristig gehalten hätte ich sie ohnehin nicht. Vermutlich wären sie einfach so weggewesen. Börsen sind nicht nur anfällig für Hacks, sondern es drohen auch Insolvenz und Konkurs. Da meine restlichen Bitcoins auf Mt. Gox lagen, hatten sie sich in Luft aufgelöst. Es mag Ihnen dumm vorkommen, 6 Bitcoins für 1700 Dollar zu verkaufen, aber damals war es schlicht die beste Entscheidung.

Diese Erkenntnis hat jedoch nicht verhindern können, dass ich einen Anflug des Bedauerns verspürte, als Bitcoin 2017 seinen Höhenflug antrat. Ich hätte mir im Traum nicht einfallen lassen, dass Bitcoin jemals so beliebt und so irrsinnige Kurse wie im Jahr 2017 erreichen würde. Tatsächlich nahm ich 2014, als Mt. Gox in die Insolvenz gehen musste, aufgrund meines mangelnden Wissenstands über Bitcoin an, dass dieses Experiment gescheitert und das Ende der Kryptowährung damit eingeläutet sei. Doch 2015 und 2016 beobachtete ich die Entwicklung von Bitcoin mit Argusaugen und konnte nicht fassen, dass die Preise wieder anzogen. Ich kaufte und verkaufte hin und wieder mit meinem Kumpel Jim ein paar Bitcoins, aber die Menge war nicht der Rede wert.

Über Thanksgiving 2017 sah ich zu, wie der Preis von Bitcoin und Altcoins förmlich explodierte.* Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt bereits ein gewisses Risiko auf dem Markt eingegangen war, so war der Schmerz des Bedauerns fast zu groß, um ihn zu ertragen. Ich lebte von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck und hatte den Eindruck, meine große Chance verpasst zu haben. Sie war mir auf dem Silbertablett serviert worden, und ich hatte sie nicht am Schopf gepackt. Mist!

Doch ich hätte mir diese Pause einfach gönnen sollen. Als ich 2012 versuchte, etwas über Bitcoin zu lernen, gab es, wie bereits erwähnt, keine guten Informationsquellen. 2017 hingegen wandelte sich das Blatt, zudem tauchten die ersten YouTuber/Influencer auf, die sich mit Kryptowährungen befassten. Ich zog mir Crypto Daily, Doug Polk, Data Dash, Crypto Crow, Crypto Love, Crypto Beadles, Ian Balina, Ivan on Tech und vieles mehr rein und lernte dabei eine ganze Menge. Außerdem beeindruckte und inspirierte mich ihr Engagement. Als ich mitbekam, wie viel Spaß sie hatten und natürlich auch wie viel Geld sie verdienten, beschloss ich, es ihnen gleichzutun.

Ursprünglich wollte ich mit meinem Kanal BitBoy Crypto in die Fußstapfen des Krypto-Superhelden BitBoy und seines treuen Gefährten Hodl, einer Schildkröte, treten, deren Eskapaden auf dem YouTube-Kanal BitBoy and Hodl zu sehen waren. Ich überlegte mir Dutzende Charaktere, Memes, Animationen und mehr. Doch es war alles andere als eine gute Idee, im Januar 2018, auf dem Höhenflug des Marktes, einen Spaßkanal zu starten. Nachhaltigkeit geht anders, und auch die Rendite für die Zeit und das Kapital, das ich in dieses Projekt gesteckt hatte, ließen zu wünschen übrig. Offenbar war Spaß in einem Bärenmarkt nicht gefragt, weshalb ich damit auf die Nase fiel.

Im März 2018 schlug mein Freund Justin Williams - der jetzt mein VP von NFT-Development ist (und der eigentliche Urheber des Namens BitBoy) - vor, dass ich anstelle von Animationen doch lieber über Neues aus der Krypto-Welt berichten sollte. Er sagte mir, ich hätte eine unterhaltsame Persönlichkeit und ein Händchen dafür, komplexe Themen einfach darzustellen. Nachdem er mich ein paar Wochen immer wieder gedrängt hatte, drehte ich im März 2018 mein erstes Krypto-Nachrichten-Video und habe seitdem durchschnittlich zwei bis drei Videos pro Tag produziert. Die harte Arbeit hat sich gelohnt, denn irgendwann wurde ich zu einem Experten in Sachen Krypto und Content-Erstellung.

Es war aber nicht immer einfach. Lange Zeit schienen sich die Leute nicht für meine Inhalte zu interessieren - mein Kanal wurde weder aufgerufen noch abonniert -, aber ich machte stur weiter und arbeitete auf etwas Größeres hin. Heute habe ich über 6 Millionen Follower in den sozialen Medien, über 300 Millionen Aufrufe auf YouTube und 1,5 Millionen Abonnenten. Zwei Jahre lang hat mir niemand zugesehen, aber ich bin trotzdem am Ball geblieben. Dann, von 2020 bis 2021, erhöhte sich die Zahl meiner Abonnenten von 10.000 auf 1,45 Millionen.

Wie Sie nun also wissen, habe ich mit null Wissen angefangen. Das Klischee »Rom wurde nicht an einem Tag erbaut« hat sich in meinem Fall bewahrheitet. Um Kryptowährungen wirklich zu verstehen, muss man viel Zeit investieren und gründlich recherchieren, Videos anschauen, die Temperatur der Krypto-Kultur auf Twitter zum Thema Krypto checken und vieles mehr. Sie müssen richtiggehend in die Materie eintauchen. Sie können unmöglich alles über Kryptowährungen wissen, aber Sie können mit grundlegenden Konzepten und Nischenbereichen beginnen. Damit dürfte schon mal der Grundstein gelegt sein.

Ich verspreche Ihnen eines: Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, ist Ihre Aufholjagd in Sachen Kryptowährung zu Ende. Mein Ziel ist es, Sie durch die Geschichte der Kryptowährung zu führen, damit Sie die wichtigsten Ereignisse im Blick haben. Der erste Abschnitt wird viele Fragen zu den Anfängen beantworten. Dann machen wir eine Pause und genießen eine Weile die Gegenwart, führen uns einige der populären Narrative zu Gemüte und reden über derzeit relevante Nischen. Anschließend werfen wir einen Blick in die Zukunft und überlegen uns, wohin das alles führen kann. Dieses Buch wird Ihnen auch einige grundlegende Prinzipien des Investierens vermitteln, aber im Grunde ist es kein Buch über Investments und Kapitalanlagen, sondern es geht um Verstehen. Sie werden wertvolle Einblicke und Perspektiven gewinnen, die Sie in jedem Bereich der Kryptowährung, in den Sie eintauchen wollen, schneller voranbringen werden.

Viel Spaß beim Lesen, und empfehlen Sie mein Buch gern allen, die sich für Kryptowährungen interessieren!

__________

* A. d. Ü.: Altcoins ist ein Sammelbegriff für alle Kryptowährungen, die nach Bitcoin erfunden wurden.

KAPITEL 1 Die große Entwertung

Altes Geld, Zentralbanken und die Fed

Die Zahl der weltweiten Opfer jener Verbrechen, die zum Wirtschaftscrash im September 2008 führten, als über 10 Billionen Dollar der amerikanischen Wirtschaft entrissen wurden und Millionen von Menschen ihr Zuhause verloren, dürfte wohl niemand genau kennen, aber eines steht fest: Sie ist riesig. Obdachlosigkeit war in den Vereinigten Staaten schon immer ein Problem, aber nach dem Crash von 2008 hat sie sich noch weiter verschlimmert. In den zehn Jahren danach entstanden in jeder größeren Stadt gigantische Zeltdörfer, und dieser herzzerreißende Trend hat sich weiter verstärkt, auch nachdem sich der Aktienmarkt wieder erholte und neue Höchststände erreichte.1

Fast ein Jahrzehnt lang hatten die US-Regierung und die großen Finanzinstitute beharrlich versichert, dass alles in Ordnung sei, obwohl es doch auf der Hand lag, dass die Immobilienblase kurz vor dem Platzen stand. Viele Wirtschaftswissenschaftler, wie Peter Schiff und Nouriel Roubini, warnten eindrücklich davor, aber die Federal Reserve (Fed) und die Banker versicherten der Öffentlichkeit, dass der Markt auf einem soliden Fundament stünde. Der damalige Vorsitzende der Federal Reserve, Ben Bernanke, sagte, dass die Probleme im »Subprime-Sektor vorübergehender Natur« sein würden und dass nicht von »signifikanten Auswirkungen des Subprime-Marktes auf die übrige Wirtschaft oder das Finanzsystem« auszugehen sei.2

Die meisten Medien bliesen ins gleiche Horn, weshalb sie eine Mitschuld an der Misere tragen. Jim Cramer, der Moderator der Sendung Mad Money, in der es vor allem um Investments und Spekulationen geht, war Abend für Abend im Fernsehen zu sehen. Er riet seinen Zuschauern damals, ihr Geld in der Fast-Pleite-Bank Bear Stearns zu belassen: »Bear Stearns geht es gut. Ziehen Sie Ihr Geld nicht ab. Halten Sie sich vor Augen, dass Bear Stearns nicht in Schwierigkeiten steckt. Wenn überhaupt was dran sein sollte, dann wird die Bank wahrscheinlich übernommen. Lassen Sie Ihr Geld bei Bear. Alles andere wäre einfach nur dumm. Seien Sie nicht dumm«, rief Cramer in die laufende Kamera.3

Diese vollmundigen Bekräftigungen hätten nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Der damalige Markt war ein Kartenhaus, und es war nur eine Frage der Zeit, bis er zusammenbrechen würde. Die anschließende globale Finanzkrise nahm ihren Anfang in den US-amerikanischen Immobilienmärkten. In den späten 1990er-Jahren begann die Federal National Mortgage Association (FNMA), ein staatlich unterstütztes Finanzinstitut, das in den USA als Fannie Mae bekannt ist, mit sogenannten »Subprime-Krediten« zu experimentieren. Dabei handelte es sich im Grunde um hohe Immobilienkredite, die an Menschen aus der Arbeiterklasse mit geringer Bonität vergeben wurden - also an Menschen, die eigentlich nicht dafür qualifiziert waren. Infolgedessen waren sie »in hohem Maße fremdfinanziert«, soll heißen, die Schulden gegenüber dem Kreditgeber überstiegen den Gesamtwert des Einkommens der Eigentümer und ihres Hauses.

Das liegt daran, dass die Banken ihr Geld bei dieser Art von Krediten durch sehr harte Konditionen absicherten. Für diese Hypothekendarlehen fielen nicht nur hohe Zinssätze an, sondern sie waren obendrein variabel, was bedeutete, dass sie je nach Marktbedingungen, wie zum Beispiel Änderungen der Fed-Bilanz, schwanken konnten. Mitte der 2000er-Jahre begann die Fed, ihre Zinssätze anzuheben, nachdem sie jahrelang billiges Geld auf den Markt geworfen hatte. Infolgedessen stiegen die Zinssätze für Hausbesitzer auf ein schier unerschwingliches Niveau. Schon bald waren viele von ihnen nicht mehr in der Lage, ihre Hypotheken zu bezahlen, und verloren sowohl ihr Eigenheim als auch das darin investierte Kapital. Und da die Banken viel zu viele dieser unverschämten und raffgierigen Kredite vergeben hatten, kam es zu zahllosen Zwangsversteigerungen. Unzählige Finanzinstitute standen infolge dieser Kreditausfälle selbst vor dem Bankrott, darunter auch viele mit staatlicher Unterstützung. Aber die Regierung sprang mit einem massiven Rettungspaket in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar ein, letztlich auch, um weiteren Schaden von der Wirtschaft abzuwenden.4 Mit anderen Worten: Kriminelle, die »zu groß waren, um zu scheitern«, erhielten die Chance, sich von den Folgen ihrer Fehler zu erholen (und wieder auf die Beine zu kommen) - eine Form von staatlicher Unterstützung, in deren Genuss der gemeine Steuerzahler und Kleinunternehmer nicht kam. Die Wall Street wurde gerettet, aber der Otto Normalverbraucher war der Dumme, was sehr deutlich machte, dass unser Finanzsystem nicht darauf ausgelegt ist, den Durchschnittsbürger zu schützen. Die meisten Amerikaner waren wütend, und das unabhängig davon, wo sie sich im politischen Spektrum befanden. Es war eines der wenigen Male, dass sich die Linke und die Rechte in einer Sache einig waren. Dieser politische Waffenstillstand hielt jedoch nicht sehr lange an, da sie ihren Unmut schnell in unterschiedliche Richtungen trugen - durch Bewegungen wie die konservative Tea Party (die 2009 begann) und Occupy Wall Street (die im September 2011 anfing). Doch der Crash von 2008 offenbarte die Risse im System und zwang Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, sich besser über die Wirtschaft zu informieren.

Zentralbanken

Wer sich intensiv damit befasst hat, ist letzten Endes zu der Erkenntnis gelangt, dass der Großteil der finanziellen Probleme, die auf der ganzen Welt in Form von Korruption, Instabilität und Ungleichheit zum Tragen kommen, auf das globale System der Zentralbanken zurückzuführen ist.

Eine Zentralbank ist im Wesentlichen eine regierungsnahe Bank, die mit der Ausgabe und Verwaltung der Währung eines Landes betraut ist. Diese Banken sind die mächtigsten Finanzinstitute der Welt, und in vielerlei Hinsicht sind sie sogar mächtiger als die Regierungen, für die sie eigentlich arbeiten sollten. In den Vereinigten Staaten ist es die Federal Reserve, die die Weltwirtschaft durch die Kontrolle des US-Dollars, der weltweiten Leitwährung, beeinflusst. Die Federal Reserve und andere Zentralbanken haben zwar einen Hauptkunden, da sie mit der jeweiligen Regierung zu tun haben, aber eigentlich sind sie unabhängige Institutionen. Zentralbanken sind keine staatlichen Einrichtungen, sondern Unternehmen, und die Regierungen sind ihre Kunden.

Das bedeutet, dass die Zentralbanken keine wirklichen Verpflichtungen gegenüber den Bürgern der Länder haben, denen sie angeblich dienen, und es kommt oft vor, dass die Interessen der Zentralbanken mit denen der Allgemeinheit kollidieren. Das Gleiche kann sicherlich auch über viele Politiker gesagt werden, aber die Institutionen, die unser Geld und unsere Wirtschaft kontrollieren, müssen sich um Transparenz keine Gedanken machen - und da sie keine gewählten Volksvertreter sind, kann es ihnen egal sein, ob sie mit ihren Entscheidungen die Wähler bei Laune halten. Der US-Präsident und die Mitglieder des Kongresses mögen zwar im Rampenlicht stehen, aber es gibt ein umfangreiches Netz von nicht gewählten, viel weniger sichtbaren Beamten, die unter Umständen mehr Macht und Einfluss in der US-Regierung haben. Dieses Phänomen wird oft als »Staat im Staat« bezeichnet.5 Und da die Medien ihnen in der Regel keine große Aufmerksamkeit schenken, können sie ihre Politik nicht nur effektiv, sondern auch über einen langen Zeitraum durchsetzen. Hochrangige Beamte in den Geheimdiensten wissen oft mehr über unsere Spionageoperationen als der US-Präsident oder der Kongress; und in vielen Fällen müssen sie vor gewählten Volksvertretern keine Rechenschaft ablegen - selbst wenn ihre Aktionen in der Öffentlichkeit auf Missfallen stoßen. Wir haben so etwas 2013 miterlebt, nachdem Edward Snowden, damals technische Fachkraft der US-Geheimdienste, streng geheime Informationen der Nationalen Sicherheitsbehörde (NSA) veröffentlicht hatte. Auch die Richter des Obersten Gerichtshofs haben mehr Macht als Abgeordnete, und dieses Phänomen ist in fast allen Bereichen des Staatsapparates zu beobachten. Selbst in scheinbar harmlosen Bereichen wie dem Gesundheitswesen gibt es Persönlichkeiten wie Dr. Anthony Fauci, der »jeden Präsidenten seit Ronald Reagan beraten«6 und somit großen Einfluss auf die nationale Politik der Vereinigten Staaten hat.

Bei der Federal Reserve, die keine staatliche Bank, sondern eine unabhängige Bank ist und nach ihren eigenen Regeln spielt, ist ein ganzes Heer an nicht gewählten Beamten beschäftigt. Diese Struktur ist nicht nur in den Vereinigten Staaten anzutreffen; überall auf der Welt gibt es Zentralbanken, die eine ähnliche Rolle in ihren lokalen Volkswirtschaften spielen. Die Politik dieser Banken unterscheidet sich oft drastisch von der Politik des Landes, in dem sie ihren Sitz haben, aber ihre Strukturen sind nahezu identisch: kleine zentralisierte Gruppen von Bürokraten haben die totale Kontrolle über den Geldumlauf. Meiner Meinung nach ist dieses Experiment überall, wo es ins Leben gerufen wurde, in jeglicher Hinsicht gescheitert. Einigen Schätzungen zufolge beträgt die durchschnittliche Lebensdauer einer Fiat-Währung nur 35 Jahre.7 (»Fiat-Währungen« sind gesetzliche Zahlungsmittel; mehr dazu in Kapitel 2.)

Währungen sind in der Regel kurzlebig und halten sich nur wenige Jahrzehnte, bevor es zu einem Absturz oder einer völligen Entwertung kommt. Sofern Regierungen diese (Beinahe-)Katastrophen überleben, ändern sie selten die Bezeichnung ihrer Währung, aber um die Wirtschaft ihres Landes anzukurbeln, sind sie oft gezwungen, ihre Geldpolitik drastisch zu ändern, sodass sich die Grundlagen der Währung ändern und sie effektiv zu einem völlig anderen Vermögenswert wird. Das konnten wir während des vergangenen Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten beobachten. Der US-Dollar hat im Laufe der Jahre viel mitgemacht: Erst langsam, dann immer schneller verkam er durch die Politik der Federal Reserve und der Politiker der konservativen und demokratischen Parteien zu einem wertlosen Stück Papier. Durch ständige Änderungen der Zinssätze und andere Maßnahmen zur Steuerung des Geldumlaufs wird die Stabilität der Wirtschaft vorübergehend aufrechterhalten, was jedoch auf Kosten der langfristigen Stabilität des Geldkurses geht.

Das gleiche Szenario hat sich im Laufe der Geschichte schon des Öfteren abgespielt: Ganze Imperien gerieten außer Kontrolle und brachen schließlich zusammen, weil ihre Währung verwässert wurde und ihren Wert verlor. Dies war einer der Hauptgründe für den Zusammenbruch des antiken Griechenlands und des Römischen Reiches, und dieser Zyklus hat sich im Laufe der Jahrhunderte endlos wiederholt. Selbst heute noch gibt es auf der ganzen Welt zahlreiche Länder wie Venezuela, Simbabwe und Argentinien, die aus genau demselben Grund vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch stehen.8 Man sollte meinen, dass diejenigen, die letzten Endes die Kontrolle über große Volkswirtschaften haben, aus den Fehlern ihrer Vorgänger lernen würden, aber es scheint, dass die meisten Bürokraten von der Macht, die mit dem Drucken von Geld einhergeht, magisch angezogen werden.

Die Fed

Zentralbanken und Fiat-Währungen waren nicht immer Teil der amerikanischen Geschichte; sie gehörten sogar zu den Übeln, denen unsere Gründerväter in der Neuen Welt den Garaus machen wollten. Dies war eines der vielen Ideale, die in der amerikanischen Politik auf der Strecke blieben, als nach und nach Generationen von Politikern und Bankern nach neuen Wegen suchten, ihre größer und größer werdenden Haushalte zu finanzieren.

Die Federal Reserve übernahm 1914 die Kontrolle über die US-Wirtschaft, nachdem viele Jahre lang darüber debattiert worden war, ob eine Zentralbank in Amerika sinnvoll sei oder nicht. Die Bank wurde mit Unterstützung einer mächtigen Koalition aus Politikern und Bankern unter der Führung des berüchtigten J. P. Morgan gegründet, war aber zu jener Zeit noch sehr umstritten. Der große wirtschaftliche Zusammenbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der als die »Panik von 1907« in die Geschichte Amerikas einging, diente als Rechtfertigung für das neue Währungssystem. Die Federal Reserve wurde der amerikanischen Öffentlichkeit als Lösung für die Volatilität der Märkte verkauft, die künftige Wirtschaftskrisen verhindern würde, doch die ersten Jahre nach ihrer Gründung erlebte die Bank eine der unbeständigsten Zeiten, die Amerika je erlebt hatte, gefolgt von einer Finanzkrise, die die ganze Welt mit sich riss.9

Die Große Depression brachte noch extremere Veränderungen in der Geldpolitik des Landes mit sich. Im Jahr 1933, weniger als 20 Jahre nach der Gründung der Fed, verließen die Vereinigten Staaten mit dem Emergency Banking Act den Goldstandard (den ich später noch erklären werde. Der eigentliche Ausstieg aus dem Goldstandard erfolgte am 15. August 1971, als Präsident Nixon im Fernsehen ankündigte, dass die Vereinigten Staaten ihre Währung nicht mehr gegen Gold eintauschen würde). In den ersten Jahren nach Einführung dieser Politik in den 1930er-Jahren waren die US-Bürger gesetzlich verpflichtet, ihr Gold weit unter dem Marktpreis an die Regierung zu verkaufen. Da dafür aber Geld floss, herrscht unter Historikern Uneinigkeit, ob es sich dabei rechtlich gesehen um eine Konfiszierung handelte - tatsächlich war dem aber so, denn die Bürger wurden gezwungen, ihr Gold zu einem alles andere als fairen Preis abzugeben.10

Beim Goldstandard entspricht die gesamte Geldmenge eines Landes dem Wert des monetär genutzten Goldbestandes, der irgendwo in einem Tresor liegt und gegen Gold eingetauscht werden kann. Die Funktionen dieser Papierwährung werden stark durch das Gold beeinflusst, mit dem sie besichert sind. Viel interessanter ist jedoch, dass Gold nur in begrenzter Menge vorhanden ist, wodurch auch die Geldmenge limitiert ist. Ohne Goldstandard kann rein theoretisch eine unbegrenzte Geldmenge gedruckt und in Umlauf gebracht werden. Die meisten Banken auf der ganzen Welt, einschließlich der Zentralbanken, sind nicht einmal verpflichtet, das gesamte Papiergeld zu halten, das in ihren Büchern steht; sie müssen nämlich nur einen Bruchteil dieser Reserven vorhalten, und zwar in einem System, das treffend »Mindestreserve-System« genannt wird. Dahinter verbirgt sich die Logik, dass ein erweitertes Geldvolumen Mittel für die Kreditvergabe freisetzt, wodurch Unternehmen entstehen können und die Wirtschaft nachweislich profitiert.

Auf den ersten Blick hört sich die Erweiterung des Geldvolumens gut an, und sie wirkt sich zweifelsohne kurzfristig positiv auf die Wirtschaft aus. Doch das bedeutet nicht, dass dadurch jeder reicher wird; sondern dass die jeweilige Landeswährung abgewertet wird. Grundsätzlich gilt (ohne zu sehr ins Detail zu gehen), dass mit jedem US-Dollar, den die Fed druckt, das umlaufende Geld verwässert wird und ein wenig an Wert verliert. Dies führt dazu, dass die Preise für sämtliche Waren und Güter auf dem Markt steigen, auch für Nahrungsmittel, was als Inflation bezeichnet wird. Seit der Abschaffung des Goldstandards ist die Inflation meines Erachtens außer Kontrolle geraten, und die Kaufkraft des Dollars ist im Vergleich zu Gold um über 90 Prozent gesunken.

Angesichts der Nachhaltigkeit und Stabilität von Edelmetallen wie Silber und Gold lässt sich sagen, dass Fiat-Währungen in einem Mindestreservesystem nur selten die Zeit überdauern. Die Regierungen scheinen ihre Lektion jedoch nicht gelernt zu haben, denn sie beharren auf diesen wertlosen Währungen, obgleich Hunderte von ähnlichen Experimenten gescheitert sind. Das liegt nicht etwa daran, dass unsere Politiker dumm sind, sondern daran, dass die Beibehaltung von Fiat-Währungen die einzige Möglichkeit ist, die totale Kontrolle zu behalten, und dass dies für sie die einzige gangbare Option ist, obwohl sie ganz genau wissen, dass dieses System irgendwann einstürzt und viele unschuldige Menschen ins Verderben reißen wird.

Trotz dieser Risiken ist der US-Dollar auch heute noch die wichtigste globale Leitwährung, soll heißen, er ist im internationalen Handel das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel und wird von Zentralbanken in aller Welt vorgehalten. Die meisten Zentralbanken halten eine Vielzahl verschiedener Reservewährungen vor, wobei der US-Dollar seit Langem die beliebteste ist. Die Kontrolle über die weltweite Leitwährung verschafft der US-Regierung eine unglaubliche finanzielle Macht über andere Länder, da sie dadurch Kredite mit viel niedrigeren Zinsen aufnehmen kann, was ihre Ausgaben von mehr als 100 Milliarden Dollar pro Jahr erspart.11 Diese Ära könnte bald zu Ende gehen, da der US-Dollar langsam seine Vormachtstellung verliert, die sich auch in den Bilanzen der Zentralbanken niederschlägt.

Der Anteil des von den Zentralbanken gehaltenen US-Dollars schrumpfte von rund 70 Prozent im Jahr 2000 auf heute unter 60 Prozent.12 Ich glaube, dass die goldenen Zeiten des US-Dollars irgendwann ein für alle Mal vorüber sein werden und er seinen Status als globale Leitwährung verlieren wird. Schlimm nur, dass die Otto Normalverbraucher dieser Welt wieder einmal die Scherben aufsammeln müssen. Banker und Politiker werden darauf beharren, dass das System reformiert werden kann, dass nach ein paar kleinen Änderungen alles wieder in Ordnung sein wird - aber da das System von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, lässt es sich definitiv nicht reparieren. Was wir brauchen, ist eine völlig neue Art des Handels, bei der die Macht dezentralisiert in den Händen vieler liegt, statt zentralisiert in den Händen weniger.

Einige der klügsten Köpfe unserer Zeit haben erkannt, dass ein Scheideweg vor uns liegt, und bereits damit begonnen, Brücken in eine bessere Zukunft zu bauen. Während das alte und dysfunktionale Finanzsystem langsam in seine Einzelteile zerfällt und vielleicht sogar ausgemustert wird, haben wir die Möglichkeit, an der Schaffung eines völlig neuartigen Finanznetzwerks mitzuwirken, das offen und transparent ist und jedem Zugang gewährt. Da Sie dieses Buch vor sich liegen haben, wissen Sie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits, dass ich von Blockchain-Technologie, Krypto-Assets und Web3-Anwendungen spreche. Diese Innovationen werden die Welt in den kommenden Jahrzehnten verändern, so wie das Internet eine Welt geschaffen hat, die mit der, in die ich hineingeboren wurde, nicht mehr zu vergleichen ist. Wir befinden uns noch am Anfang dieses Übergangs, und der Weg, der vor uns liegt, wird mitunter ziemlich steinig sein. Doch die gute Nachricht lautet, dass die Instrumente und Technologien, die uns durch diese Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit helfen können, bereits zur Verfügung stehen. Damit Sie in der neuen Wirtschaft die Nase vorn haben, sollten Sie so viel wie möglich über diese Technologie lernen und herausfinden, wie Sie sie zu Ihrem Vorteil nutzen können. Die bedeutendsten Investitionen in dieser Branche sind nichts anderes als Ihre Zeit, Ihr Verstand und Ihre Energie. Eine gut gemeinte Warnung vorab: Dieses Thema kann für Neulinge ganz schön anstrengend sein, vor allem, da sich die Dinge so schnell verändern, dass es mitunter schwierig ist, Schritt zu halten, vor allem, wenn es an den Grundlagen hapert. Auf den folgenden Seiten sehen wir uns an, welche Fortschritte diese Technologie in der kurzen Zeit seit ihres Bestehens gemacht hat, und gehen auf die wichtigsten Grundlagen der Krypto-Industrie ein. Es ist an der Zeit, alles nachzuholen, was Sie bei der Kryptowährung verpasst haben. Na, dann wollen wir mal.

KAPITEL 2 Der digitale Geldbaum

eCash, E-Gold und eBay

Geld ist aus unserer Welt und unserem Leben nicht wegzudenken, doch nur wenige Leute wissen, wie dieser Kreislauf funktioniert, und die meisten hätten sogar Schwierigkeiten, »Geld« zu definieren.

Auf die einfachste Beschreibung heruntergebrochen, ist Geld ein Stellvertreter für Wert, Zeit, Aufwand und Knappheit. Wirtschaftswissenschaftler verweisen in der Regel auf drei Grundsätze, die Geld klassifizieren. Es muss 1. als Tauschmittel, 2. als Wertaufbewahrungsmittel und 3. als Recheneinheit fungieren. Ein Vermögenswert wie Geld wird als Tauschmittel betrachtet, wenn es in der Wirtschaft als Zahlungsmittel verwendet und akzeptiert wird. Geld dient auch als Wertaufbewahrungsmittel, was bedeutet, dass es seinen Wert über einen längeren Zeitraum halten kann, sodass Sparer ihre Kaufkraft zu einem späteren Zeitpunkt nutzen können. Was den dritten Grundsatz betrifft, so werden Recheneinheiten zur Messung der Preise von Gütern und zur Berechnung des Wohlstands verwendet. Diese Vermögenswerte sind in kleinere Einheiten unterteilbar und immer austauschbar, was bedeutet, dass sie jederzeit gegen andere identische Vermögenswerte derselben Art und Größe getauscht werden. So wird beispielsweise ein Pfund Gold immer als gleichwertig mit einem anderen Pfund Gold angesehen, ein US-Dollar ist immer gleich ein US-Dollar, und ein Bitcoin entspricht immer einem Bitcoin.

Nun wissen Sie, wie Experten Geld definieren, was Ihnen zu verstehen hilft, wie Geld auf mechanischer Ebene funktioniert, doch das Thema Geld ist damit noch nicht abgeschlossen, denn es geht viel tiefer. Alle physischen und greifbaren Eigenschaften, die die Grundlage der Definition von Geld bilden, werden durch Vertrauen angetrieben. Geld ist im Grunde ein Mem, das nur dann funktioniert, wenn viele Menschen darauf vertrauen. Diese radikale Eigenschaft von Geld wird oft übersehen, und doch ist sie es, die es möglich gemacht hat, dass dieser Vermögenswert im Laufe der Geschichte so viele verschiedene Formen annehmen konnte.

Krypto-Pionier und Gemini-Mitbegründer Tyler Winklevoss bezog sich darauf, nachdem Gemini angekündigt hatte, Dogecoin zu unterstützen: »Ja, es handelt sich um eine Mem-Münze, aber jede Art von Geld ist ein Mem. Und bei jedem Geld spielt sowohl die Idee dahinter als auch das Vertrauen darin eine große Rolle. Im Laufe der jahrtausendealten Geschichte des Geldes war die Mehrheit des Geldes (seien es Muscheln, Perlen, Edelmetalle und so weiter) das, für was wir Menschen es hielten.«1

Die frühesten Volkswirtschaften entwickelten sich auf der Grundlage von Tauschgeschäften, also geldlosem Handel, was bedeutete, dass der Handel sehr träge war und sich die Werte nur sehr langsam durch die Wirtschaft bewegten, was in der Regel zu einem stagnierenden Wirtschaftswachstum führt. Die Tauschwirtschaft beruht auf dem Phänomen der »Koinzidenz der Bedürfnisse«, das auftritt, wenn jede von zwei Parteien etwas hat, was die andere Partei haben möchte, sodass sie die Waren unmittelbar tauschen können, ganz ohne Tauschmittel. Leider stehen die Sterne nur selten so gut, weshalb diese Zufälle zu rar sind, um einer möglichst florierenden Wirtschaft zu nutzen. Dieses Problem inspirierte viele der alten Zivilisationen zur Entwicklung der ersten Geldsysteme, die ein Wirtschaftswachstum ermöglichten, wie es die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Gegenstände wie Muscheln und Perlen waren die ersten Waren, die sich als Tauschmittel herauskristallisierten. Viel später, mit dem Entstehen und Wachsen der Imperien, führten deren Regierungen offizielle Münzen ein.

Historiker gehen davon aus, dass die ersten offiziellen Münzen aus dem antiken Königreich Lydien stammen, das sich in der heutigen Türkei befand. Diese Münzen wurden unter der Herrschaft von König Alyattes (etwa 610/619 bis 560 v. Chr.) ausgegeben und aus Elektrum geprägt, einer natürlichen Legierung aus Gold und Silber, was möglicherweise der Grund für den Namen einer der ersten Bitcoin-Wallets, nämlich Electrum ist.2 (Auf Bitcoin-Wallets gehe ich später näher ein.) In den folgenden Jahren wurden sowohl Silber- als auch Goldmünzen in benachbarten Königreichen eingeführt und verbreiteten sich auf dem ganzen Kontinent. Silber und Gold blieben bis in die jüngste Vergangenheit weltweit die beliebtesten Tauschmittel, aber es gab im Laufe der Geschichte eine Vielzahl von Experimenten mit unterschiedlichen Ideen. Leder wurde schon vor Jahrhunderten in Ländern wie Indien und China als Zahlungsmittel verwendet, was durchaus sinnvoll ist, wenn man bedenkt, dass Leder in der frühen Menschheitsgeschichte ein äußerst wichtiges Handelsgut war. Historische Währungen basierten jedoch nicht immer auf Rohstoffen; manchmal handelte es sich um reine, völlig ungedeckte Fiat-Währungen. Laut Definition sind »Fiat-Währungen« solche, die per Staatserlass oder Regierungsbeschluss als gesetzliches Zahlungsmittel gelten. Die ersten Fiat-Währungen waren in der Regel an eine bestimmte Ware gekoppelt, aber die Herrschenden lernten schnell, dass dies ihre Möglichkeiten einschränkte, die Währung zu kontrollieren oder ihren Wert aufzublähen. Im mittelalterlichen London benutzten die Händler kleine Holztafeln, die sogenannten »Kerbhölzer«, um Handelsgeschäfte und Schulden zu erfassen. Dieses frühe buchhalterische System wurde von König Heinrich I. um 1100 als Zahlungsmittel eingeführt. Schon damals war diese Idee nicht neu. Archäologen haben Beweise dafür gefunden, dass unsere Vorfahren bereits in der späten Steinzeit mit Strichlisten auf Tierknochen Buch geführt haben.3 Vor Jahrhunderten waren die meisten dieser Währungen durch einen Rohstoff gedeckt, aber schließlich wurde ungedecktes Papiergeld die beliebteste Form von Fiat-Währung und dominiert bis heute.

Neues Geld

Mit dem Übergang in das digitale Zeitalter beginnt sich die Rolle von Geld erneut zu verändern, aber es ist nicht ganz klar, welche Form dies annehmen wird. Rein theoretisch besteht die Möglichkeit, dass es zu einem neuen digitalen Geldsystem kommt, das die meisten der wirtschaftlichen Eigenschaften der heutigen Fiat-Währungen aufweist: unbegrenzte Inflation, strenge Kontrolle durch die Zentralbanken und weitreichende Überwachung.

Dieser Wandel begann Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Banken anfingen, ihre Konten und Bücher mithilfe von Computern zu verwalten. Computer und Maschinen ebneten auch den Weg für die allerersten Kredit- und Debitkarten, die es den Menschen ermöglichten, mit einer Plastikkarte auf ihr gesamtes Vermögen zuzugreifen oder Waren auf Kredit zu kaufen. Diese Innovation machte unseren Alltag zwar viel bequemer, aber sie veränderte auch die Weltwirtschaft, da Bargeld weniger wichtig wurde. Obwohl es auch heute noch als Zahlungsmittel akzeptiert ist, wird damit seit dem Aufkommen von Debit- und Kreditkarten immer seltener bezahlt.4

Banken waren jedoch nicht die Einzigen, die mit der Finanztechnologie experimentierten; auch Computerfreaks entwickelten verschiedene Ansätze für digitales Geld, und ihre Ideen waren weitaus revolutionärer. Die ersten Nutzer des Internets erkannten das Potenzial dieser neuen Technologie, und viele von ihnen verstanden, wie wichtig sie für die Weltwirtschaft sein könnte. Ihnen war bewusst, dass das Internet, wenn es zu einer treibenden Wirtschaftskraft werden sollte, seine eigenen Finanzströme und vielleicht sogar seine eigene Währung brauchte.

Einer der ersten Versuche, das Internet finanziell zu nutzen, war eCash, eine anonyme digitale Währung, die von einem Kryptografen namens David Chaum geschaffen und von seinem Unternehmen DigiCash entwickelt wurde. Chaum veröffentlichte die Idee für eCash erstmals 1983 in einem Artikel, in dem er eine anonyme elektronische Währung beschrieb, die mithilfe einer speziellen Software zwischen Personal Computern verschickt werden konnte. Im Gegensatz zu den dezentralisierten Kryptowährungen, die sich heutzutage auf dem Markt tummeln, basierte eCash auf der Zusammenarbeit mit Banken, was die große Allgemeinheit eher abschreckte und eine breite Akzeptanz verhinderte. In den Vereinigten Staaten meldete sich nur eine Bank für einen entsprechenden Testlauf an. In Europa hatte Chaum mehr Glück: Etwa ein halbes Dutzend Banken nahmen eCash an, aber das reichte nicht für einen internationalen Durchbruch; die Zeit war noch nicht reif. Doch Microsoft erkannte das Potenzial von eCash und bot an, DigiCash für 75 Millionen US-Dollar zu kaufen, was damals ein großzügiges Angebot für ein Internet-Startup war. Microsoft-Gründer Bill Gates plante offenbar, eCash in Windows 95 zu integrieren. Wenn dieses Geschäft zustande gekommen wäre, hätte sich das Internet ganz anders entwickeln können. Die digitale Währung wäre von Beginn des Internetzeitalters an eine integrierte Funktion von PCs gewesen. Doch Chaum pochte auf mehr Geld, und Gates war schließlich so frustriert über die mehr als zähen Verhandlungen, dass er sein Angebot zurückzog - und das zu einer Zeit, als DigiCash gerade dabei war, seinen Platz auf dem Markt zu finden. Die Verhandlungen mit Netscape scheiterten aus ähnlichen Gründen. (Chaum stand in dem Ruf, Geschäfte zu vereiteln, indem er zu viel forderte.) Die Lage spitzte sich so zu, dass seine Mitarbeiter mit Kündigung drohten, sollte er nicht seinen Stuhl räumen und einen Nachfolger finden, der ein besserer Geschäftsmann war als er selbst. Flugs wurde ein neuer CEO ernannt, aber es war zu spät. 1998 meldete DigiCash Konkurs an und verkaufte sämtliche seiner Produkte und Patente an ein Unternehmen namens »eCash Technologies«, was die Mitarbeiter von Digi-Cash sehr enttäuschte. Ehrlich gesagt ist es möglich, dass Chaums Sturheit die Welt vor ernsthaften Problemen bewahrt hat. Stellen Sie sich nur mal vor, wie dystopisch das Internet wäre, wenn Bill Gates und Microsoft im Zentrum jeder einzelnen Online-Transaktion stehen würden.5