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Seine Schriftstellerei, die er nun systematischer und berufsmäßig zu betreiben versuchte, blieb wenig einträglich. Immerhin konnte er sporadisch Gedichte in Zeitschriften unterbringen. 1846 und 1847 erschienen, ebenfalls in Zeitschriften, als seine einzigen etwas längeren erzählenden Texte zwei Novellen: die hübsche, angeblich aus der Antike stammende, raffiniert durch angebliche Textlücken zerteilte Liebesgeschichte Le jeune enchanteur ("Der junge Verzauberer") und die zunächst abgelehnte und dann mehr per Zufall gedruckte Künstlernovelle La Fanfarlo, die witzig verschlüsselt und voll funkelnder Selbstironie Baudelaires Metamorphose vom dichtenden Dandy zum fast verbürgerlichten Autor und Quasi-Ehemann zu spiegeln scheint. Einige Dramenentwürfe, die er zwischen 1843 und 1854 skizzierte, darunter ein Stück La Fin de Don Juan, blieben Projekt, ebenso die vielen Skizzen zu weiterer Prosa. Eine gewisse Anerkennung fand er lediglich mit den Berichten über Kunstausstellungen (Salons), die er ab 1845 mit zunehmender Kompetenz verfasste. Da er sich andererseits aber den Konsum von Haschisch, Opium und Alkohol angewöhnt hatte und auch Jeanne Duval aushielt, war er ständig in Geldnot, was wiederum seine Neigung zu Depressionen verstärkte. Während der sozialen und politischen Agitation des Jahres 1847 wurde Baudelaire Sozialist fourierscher Observanz. Bei Ausbruch der Februarrevolution 1848 war er begeisterter Revolutionär in den Pariser Straßen. Er gründete mit zwei Freunden eine kurzlebige linke Zeitschrift und betätigte sich auch anderweitig als politischer Publizist. Zeitweilig besuchte er den von Auguste Blanqui gegründeten Diskussions- und Aktionskreis Société républicaine centrale, dem u.a. auch Théophile Silvestre und Fanny Lewald angehörten. Am Juni-Aufstand der aus den staatlichen Werkstätten entlassenen Pariser Arbeiter beteiligte er sich an vorderster Front. Angesichts der anschließenden schrittweisen Machtergreifung der konservativen "Partei der Ordnung" fühlte er sich zunehmend frustriert, wie so viele engagierte jüngere Intellektuelle. Nach seiner Teilnahme am kurzen und vergeblichen gewaltsamen Widerstand gegen den rechtsgerichteten Staatsstreich Louis Napoléon Bonapartes (2. Dezember 1851) zog er sich zurück auf eine Existenz als unpolitischer Schriftsteller, der sich darauf beschränkte, mit Lyrik, Kurzprosa, Essays, Autorenporträts und Buchkritiken in der Pariser literarischen Szene präsent zu sein.
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Charles Baudelaire von Heinz Duthel
© Heinz Duthel 2010 -2020
Charles Baudelaire von Heinz Duthel.
Charles Baudelaire
..dans ce livre atroce, j'ai mis tout mon cœur, toute ma tendresse,
toute ma religion, toute ma haine...
Charles-Pierre Baudelaire (* 9. April 1821 in Paris; † 31. August 1867 ebenda) war ein französischer Schriftsteller. Er gilt heute als einer der größten französischen Lyriker überhaupt und als einer der wichtigsten Wegbereiter der europäischen literarischen Moderne.
Leben und Schaffen
* 1.1 Kindheit
* 1.2 Jugend
* 1.3 Der scheiternde Dandy
* 1.4 Der Schriftsteller
* 1.5 Als Sozialist und Revolutionär
* 1.6 Der Übersetzer
* 1.7 Madame Sabatier
* 1.8 Les Fleurs du Mal
* 1.9 Die letzten Jahre
2 Bedeutung
3 Baudelaire und Manet
4 Werke
5 Literatur
Leben und Schaffen
Kindheit
Charles Baudelaire (so sein Name in der Literaturgeschichte) war das einzige Kind aus der späten zweiten Ehe eines wohlhabenden und kunst- und literaturliebenden ehemaligen Verwaltungsbeamten sowie dessen 34 Jahre jüngeren Frau, die als Tochter einer englischen Mutter in London geboren war und ihrem Sohn früh das Englische nahebrachte. Im Alter von sechs Jahren wurde er durch den Tod seines knapp 68-jährigen Vaters Halbwaise. Zusätzlich traumatisiert durch die rasche Wiederheirat seiner Mutter mit dem autoritären und ehrgeizigen Offizier Jacques Aupick sowie durch Umzüge von Paris nach Lyon (1832) und wieder zurück nach Paris (1836), entwickelte er sich zu einem schwierigen, sich ungeliebt und wurzellos fühlenden, oft depressiven Jungen, den man in Internate abschob und der kurz vor dem Baccalauréat (Abitur) noch wegen Ungehorsams von der Schule verwiesen wurde.
Jugend
Nachdem er als Externer 1839 das "bac" dennoch abgelegt hatte, schrieb er sich für ein Jurastudium ein, das als Vorbereitung für die von den Eltern gewünschte Diplomatenkarriere dienen sollte. Da er selbst sich jedoch schon als angehenden Schriftsteller sah, trieb er sich meist in der Pariser Literaten- und Künstler-Bohème herum und schrieb Gedichte (was er spätestens seit 1838 tat). Daneben machte er Schulden, rutschte in ein Verhältnis mit einer Prostituierten und zog sich eine Syphilis zu.
Auf Drängen seiner Mutter und vor allem seines Stiefvaters, der inzwischen General geworden war und sich des offenbar missratenden Stiefsohnes schämte, trat Baudelaire im Juni 1841 eine Schiffsreise an, die ihn bis nach Indien führen und auf andere Gedanken bringen sollte. Er fuhr aber nur bis zu den Inseln Mauritius und La Réunion im Indischen Ozean mit, wo er einige Wochen verbrachte und von der tropischen Natur in seiner Vorstellungswelt geprägt und zu Gedichten inspiriert wurde.
Der scheiternde Dandy
Als er nach gut acht Monaten zurückkam, gelobte er seinem Stiefvater zwar Besserung, schloss sich aber rasch wieder der Bohème an. Nach Erreichen der Volljährigkeit 1842 verlangte er seinen Anteil am Erbe des Vaters (sehr stattliche ca. 75.000 Francs) und begann das Geld in einer luxuriösen Dandy-Existenz zu verschleudern. Tatkräftige Unterstützung dabei erhielt er von seiner neuen Geliebten, der Schauspielerin Jeanne Duval, einer Mulattin, deren exotische Schönheit er bedichtete. 1844 ließ ihn die besorgte Familie gerichtlich unter die finanzielle Vormundschaft eines Notars stellen, was ihn zutiefst kränkte und vielleicht 1845 zu einem Selbstmordversuch beitrug. Immerhin garantierte ihm der verbliebene Rest des Erbes eine kleine Rente, von der eine sparsam wirtschaftende Einzelperson durchaus hätte leben können.
Der Schriftsteller
Seine Schriftstellerei, die er nun systematischer und berufsmäßig zu betreiben versuchte, blieb wenig einträglich. Immerhin konnte er sporadisch Gedichte in Zeitschriften unterbringen. 1846 und 1847 erschienen, ebenfalls in Zeitschriften, als seine einzigen etwas längeren erzählenden Texte zwei Novellen: die hübsche, angeblich aus der Antike stammende, raffiniert durch angebliche Textlücken zerteilte Liebesgeschichte Le jeune enchanteur („Der junge Verzauberer“) und die zunächst abgelehnte und dann mehr per Zufall gedruckte Künstlernovelle La Fanfarlo, die witzig verschlüsselt und voll funkelnder Selbstironie Baudelaires Metamorphose vom dichtenden Dandy zum fast verbürgerlichten Autor und Quasi-Ehemann zu spiegeln scheint. Einige Dramenentwürfe, die er zwischen 1843 und 1854 skizzierte, darunter ein Stück La Fin de Don Juan, blieben Projekt, ebenso die vielen Skizzen zu weiterer Prosa. Eine gewisse Anerkennung fand er lediglich mit den Berichten über Kunstausstellungen (Salons), die er ab 1845 mit zunehmender Kompetenz verfasste. Da er sich andererseits aber den Konsum von Haschisch, Opium und Alkohol angewöhnt hatte und auch Jeanne Duval aushielt, war er ständig in Geldnot, was wiederum seine Neigung zu Depressionen verstärkte.
Als Sozialist und Revolutionär
Während der sozialen und politischen Agitation des Jahres 1847 wurde Baudelaire Sozialist fourierscher Observanz. Bei Ausbruch der Februarrevolution 1848 war er begeisterter Revolutionär in den Pariser Straßen. Er gründete mit zwei Freunden eine kurzlebige linke Zeitschrift und betätigte sich auch anderweitig als politischer Publizist. Zeitweilig besuchte er den von Auguste Blanqui gegründeten Diskussions- und Aktionskreis Société républicaine centrale, dem u.a. auch Théophile Silvestre und Fanny Lewald angehörten. Am Juni-Aufstand der aus den staatlichen Werkstätten entlassenen Pariser Arbeiter beteiligte er sich an vorderster Front. Angesichts der anschließenden schrittweisen Machtergreifung der konservativen "Partei der Ordnung" fühlte er sich zunehmend frustriert, wie so viele engagierte jüngere Intellektuelle. Nach seiner Teilnahme am kurzen und vergeblichen gewaltsamen Widerstand gegen den rechtsgerichteten Staatsstreich Louis Napoléon Bonapartes (2. Dezember 1851) zog er sich zurück auf eine Existenz als unpolitischer Schriftsteller, der sich darauf beschränkte, mit Lyrik, Kurzprosa, Essays, Autorenporträts und Buchkritiken in der Pariser literarischen Szene präsent zu sein.
Charles Baudelaire, 1855 (Aufnahme Nadar)
Schon 1845 hatte Baudelaire erstmals eine und 1848 eine weitere Erzählung des amerikanischen Erzählers und Lyrikers Edgar Allan Poe (1809–1849) übertragen, den er als einen Geistesverwandten empfand. 1857 publizierte er einen Band mit Erzählungen von Poe und machte ihn den französischen Lesern in einem längeren Vorwort bekannt, das eine wichtige zeitgenössische Quelle über den Autor darstellt. 1858 schloss er seine Poe-Übertragungen ab mit den Aventures d'Arthur Gordon Pym.
Madame Sabatier
Obwohl er weiterhin mit Jeanne Duval zusammen war, himmelte er von 1852 bis 1857 in anonym an sie geschickten Briefen und Gedichten Jenny Sabatier an, eine hübsche, charmante und geistreiche Frau, die als gutsituierte Mätresse eines Bankiers einen Salon unterhielt, in dem viele Literaten und Künstler verkehrten. Als Baudelaires Versteckspiel herauskam und sie sich ihm, was er nur zögernd akzeptierte, hingab, konsternierte er sie danach mit dem Vorwurf, sie sei als Idealbild und Inspirationsquelle für Gedichte nun untauglich geworden. Sie blieb ihm trotz der Enttäuschung aber freundschaftlich verbunden.
Les Fleurs du Mal
1857, mit 36, veröffentlichte Baudelaire das Werk, mit dem er in die Literaturgeschichte eingehen sollte: Les Fleurs du Mal (Die Blumen des Bösen), eine Sammlung von 100 Gedichten, die ab ca. 1840 entstanden und teilweise schon einzeln gedruckt erschienen waren, aber jetzt, nach Themen geordnet, ein quasi komponiertes Ganzes zu bilden versuchten. Die Grundstimmung dieser formal und sprachlich äußerst ausgefeilten, meist eher kurzen Gedichte ist (wie auch oft bei den Romantikern) Desillusion, Pessimismus, Melancholie; die evozierte Realität erscheint (anders als bei den Romantikern) als überwiegend hässlich und morbide, der Mensch als hin- und hergerissen zwischen den Mächten des Hellen und Guten („l'idéal“) und denen des Dunklen und Bösen, ja Satans („le spleen“). Eine der bedeutendsten Neuerungen Baudelaires in den Fleurs ist die, wenn auch sparsame, Integration der Welt der Großstadt in die Lyrik – einer als insgesamt eher abstoßend und düster vorgestellten Welt, was allerdings durchaus der Realität im übervölkerten, explosionsartig wachsenden und schmutzigen Paris der Zeit entsprach.
Obwohl einige klarsichtige Kollegen rasch erkannten, dass die besten Gedichte des Bandes zu den bleibenden Leistungen der französischen Lyrik zählen würden, war der Erfolg zunächst gering. Sechs von einem Pariser Starkritiker als obszön oder blasphemisch denunzierte Gedichte trugen dem Autor und seinem Verleger Auguste Poulet-Malassis im Juli 1857 sogar einen Strafprozess ein wegen „Beleidigung der öffentlichen Moral“. Am 20. August 1857 wurde Baudelaire deswegen verurteilt. Die sechs „wegen obszöner und unmoralischer Passagen“ beanstandeten Gedichte[1] wurden deshalb ausgelassen, als 1861 eine um 35 neue Gedichte vermehrte zweite Auflage der Fleurs erschien. Die dritte, nochmals erweiterte Auflage, die 1868 postum herauskam, enthielt sie jedoch wieder.
Die Welt der Stadt ist häufig auch das Thema der lyrischen Prosatexte, die Baudelaire ab 1855 verfasste. Nachdem sie zu seinen Lebzeiten nur verstreut gedruckt worden waren, kreierten sie, als sie 1869 postum gesammelt als Le Spleen de Paris erschienen, eine neue literarische Gattung, das poème en prose.
Die letzten Jahre
Gegen 1860 hatte Baudelaire zwar einen gewissen Bekanntheitsgrad im literarischen Paris erlangt und wurde von vielen Kollegen geschätzt, doch seine finanzielle Situation war eher schlechter als zuvor, nicht zuletzt deshalb, weil er nun das Pflegeheim für Jeanne Duval bezahlte, die ab 1858 gelähmt war. Er hielt sich deshalb häufig in Honfleur bei seiner Mutter auf, die 1857 erneut verwitwet war.
1860 verfiel auch er der Wagner-Begeisterung, die in Paris grassierte, und er publizierte eine längere Étude sur Richard Wagner et Tannhäuser.
Ende 1861 beschloss er, sich für einen freigewordenen Sitz in der Académie Française zu bewerben. Seine Sondierungsbesuche bei einigen „Académiciens“ verliefen jedoch so enttäuschend, dass ihn Freunde überreden konnten, seine Kandidatur aufzugeben.
Die folgenden Jahre waren geprägt von weiteren finanziellen und zunehmend auch gesundheitlichen Problemen im Gefolge seines Alkohol- und Drogenkonsums sowie der damals unheilbaren Syphilis. Im April 1864 versuchte er so etwas wie einen Befreiungsschlag und ging nach Brüssel in der Hoffnung, dort und in anderen der aufstrebenden belgischen Städte Vorträge über französische Literatur zu halten. Doch der Erfolg blieb aus. Im März 1866, nachdem er knapp zwei Jahre, häufig krank, elend und kaum arbeitsfähig, in Brüssel verbracht hatte, erlitt er einen Schlaganfall. Im Juli wurde er in ein Pariser Pflegeheim verlegt, wo er, halbseitig gelähmt und sprechunfähig, aber betreut von seiner Mutter, noch fast ein Jahr lebte.
Charles Baudelaire starb im Jahr 1867 im Alter von 46 Jahren in der Pariser Klinik des Dr. Duval im Quartier Chaillot (1 rue du Dôme, 16. Arrondissement). Seine Totenmesse wurde am 2. September 1867 in der Kirche St. Honorè-d'Eylau zelebriert. Er ruht auf dem Cimetière du Montparnasse.
Bedeutung
Zwar hatte Baudelaire selbst seine Anerkennung nicht mehr erfahren, doch galt er schon der nachfolgenden Lyriker-Generation, den Symbolisten, z.B. Verlaine, Mallarmé oder Rimbaud, als epochemachendes Vorbild. Seit längerem ist er in Anthologien und Schullesebüchern der am besten vertretene französische Lyriker. Auch in andere Länder wirkte seine Dichtung hinüber, z.B. nach Deutschland, wo sie u.a. Stefan George beeinflusste, von dem die erste deutsche Übertragung der Fleurs du Mal stammt. Für die direkten Zeitgenossen allerdings, d.h. für die nicht allzu vielen Leser, die seinen Namen kannten, war er vor allem ein kompetenter Verfasser von Berichten über Kunstausstellungen, ein guter Literaturkritiker, ein fleißiger Übersetzer Poes sowie ein Wagner-Enthusiast und -Promotor.
Baudelaire und Manet
Im Jahr 1859 lernte Baudelaire Édouard Manet kennen und war bis zu seinem Tod mit ihm befreundet. 1862 gab Manet ihm einen Platz in seinem Gemälde Musik im Tuileriengarten. Im gleichen Jahr malte er auch das Porträt der Jeanne Duval. Nach Baudelaires Tod fertigte er verschiedene Radierungen mit seinem Porträt an und hielt seine Bestattung in dem Gemälde Das Begräbnis fest. In der posthum erschienen Gedichtsammlung Le Spleen de Paris widmete Baudelaire die Geschichte La Corde (Der Strick) Èdouard Manet. Hierin beschrieb Baudelaire den Suizid von Manets Ateliergehilfen Alexandre.
Werke
Baudelaires Signatur
Gustave Courbet: Bildnis Baudelaires, 1848
* 1856 Vorwort Sa vie et ses oeuvres über: Edgar Allan Poe: Histoires Extraordinaires Calmann-Levy, Paris 1856. 2. (neue) Auflage, Levy Frères, Paris 1875, in Gallica im Scan lesbar. - Deutscher Auszug (ab dem 2. Kap. des Vorw.): in E. A. Poe: Der Doppelmord in der Rue Morgue und andere Erzählungen Emil Vollmer, Wiesbaden o. J.(1962), S. 3 - 11; oder in (längerer Ausz.): Gondrom, Bayreuth 1985 ISBN 3-8112-0422-X S. 5 - 21; ebd. 2002: ISBN 3-8112-2127-2 (nur in wenigen Ausgaben von Poes Detektivstories wird der Baudelaire-Text publiziert)
* Juni 1857: Les Fleurs du Mal dt. "Die Blumen des Bösen", z. B. ISBN 3-423-12349-4
* 1859: Théophile Gautier
* 1859: Essay Die Fotografie und das moderne Publikum (In: Theorie der Fotografie I)
* 1860: Les paradis artificiels, opium et haschisch (Die künstlichen Paradiese)
* 1861: R. Wagner et Tannhauser à Paris
* 1868: posthum Le Spleen de Paris / Spleen Zweisprachig. Nachdichtung von Oskar Ansull. Nachwort von Thomas A. Keck. Revonnah, Hannover 1995 ISBN 3-927715-22-0
* 1868 Curiosités esthétiques
* Les Epaves deutsch: Strandgut Limes, Wiesbaden 1947
* Œuvres complètes 1868-70 in 7 Bänden, zu denen die Souvenirs, correspondance etc. (1872) eine Ergänzung bilden.
Literatur
* Benjamin, Walter: Charles Baudelaire. Ein Lyriker im Zeitalter des Hochkapitalismus Suhrkamp, Frankfurt 1969
* Sartre, Jean Paul: Baudelaire Rowohlt TB, Reinbek 1997 ISBN 3-499-14225-2
* Donner, Frank: Volupté, sois toujours ma reine! Polymorphe Frauenbilder in Charles Baudelaire "Fleurs du Mal" Osnabrück 2002 ISBN 3-936231-98-2
* Isabelle Viéville-Degeorges: Baudelaire: clandestin de lui-même Paris : Page après page, 2004. – 255 p., 21 cm. – ISBN 2-84764-014-2
* Henning Mehnert: Melancholie und Inspiration. Begriffs- und wissenschaftsgeschichtliche Untersuchungen zur poetischen "Psychologie" Baudelaires, Flauberts und Mallarmés Heidelberg 1978
* Karl Heinz Bohrer: Der Abschied. Theorie der Trauer: Baudelaire, Goethe, Nietzsche, Benjamin. Frankfurt 1997 ISBN 3-518-40807-0
* Barbara Vinken: Zeichenspur, Wortlaut: Paris als Gedächtnisraum. Hugos "A l’Arc de Triomphe", Baudelaires "Le Cygne" In: Gedächtniskunst: Raum-Bild-Schrift. Studien zur Mnemotechnik Hg. Anselm Haverkamp & Renate Lachmann, Suhrkamp Frankfurt 1991 (= Edition Suhrkamp NF; 653), S. 231-262
* Winfried Wehle: Baudelaire: 'Parfum exotique' in: Die Französische Lyrik (Hg. v. Hans Hinterhäuser); Bd. II, Düsseldorf 1975, S. 9-19/ 361-363
* Winfried Wehle: Schweigen gebietend. Von ästhetischer Widerrede gegen rationale Behauptungen. Chateaubriand und Baudelaire In: A. Betz: Französisches Pathos Würzburg 2002, S. 163-188
* Wolfgang Matz: 1857. Flaubert, Baudelaire, Stifter S. Fischer, Frankfurt 2007
* Bettina Gruber: Gender als Strategie der Dauer. Eine Lektüre von Baudelaires "Une Charogne"- In: Gender Studies und Systemtheorie. Studien zu einem Theorietransfer Hgg. Sabine Kampmann, Alexander Karentzos, Thomas Küpper. Transcript, Bielefeld 2004, S. 93-115 ISBN 3-89942-197-3
* Alexander Kupfer: Moderne Blasphemien eines Moralisten. CB und die künstlichen Paradiese in dsb: Die künstlichen Paradiese. Rausch und Realität seit der Romantik. Ein Handbuch Metzler, Stuttgart 2006 (Düsseldorf, Univ., Diss., 1994) ISBN 3-476-02178-5 S. 563 - 593 und passim (zuerst 1996: ISBN 3-476-01449-5)
* Cornelia Wild: Später Baudelaire. Praxis poetischer Zustände Fink, München 2008
* Jean Firges: Baudelaire, "Die Blumen des Bösen" Sonnenberg, Annweiler 2001 ISBN 978-3-933264-15-2 (Reihe: Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie 8) Interpretation
Charles Baudelaire
Baudelaire wurde am 09.04.1821 in Paris geboren und starb am 31.08.1867 ebendort.
Nach unglücklicher Kindheit und Jugend (er litt sehr unter seinem strengen Stiefvater) begab er sich in die Pariser Bohéme. 1842 erhielt er das beträchtliche väterliche Erbe ausgezahlt und führte fortan das exzentrische Leben eines Dandy. Innerhalb weniger Jahre war das Vermögen durch seine ausschweifende Lebensweise mit Alkohol, Drogen und Frauen, aber auch durch den Ankauf vieler Bilder verbraucht und er mußte seinen Lebensunterhalt mit journalistischen Arbeiten verdienen. 1845 bzw. 1846 erschienen die kunsttheoretisch bedeutenden Abhandlungen Les Salons, mit denen der Autor zeitgenössische Künstler wie Honoré Daumier, Édouard Manet und vor allem Eugène Delacroix bekannt machte. Edgar Alle Poe, dessen Werk er viele Anregungen verdankte, übersetze er als erster ins Französische. 1857 erschien Baudelaires Hauptwerk, der Gedichtzyklus 'Les Fleurs du Mal' (Die Blumen des Bösen). Wegen sechs angeblich obszöner und gotteslästerlicher Gedichte in dieser Sammlung wurden Autor, Verleger und Drucker angeklagt und der 'Beleidigung der öffentlichen Moral und der guten Sitten' für schuldig befunden, erst nach dem 2. Weltkrieg wurde dieses Urteil aufgehoben. In der Prosaerzählung 'Die Fanfarlo' schildert er stark autobiographisch seine 20 Jahre dauernde Liebesbeziehung zu der dunkelhäutigen Jeanne Duval.
Zwischen 1864 und 1866 lebte Baudelaire in Belgien. Entmündigt und verarmt starb er am 31. August 1867 in einer Anstalt in Paris an den Spätfolgen der Syphilis.
Werke u. a.
* 1845: Les Salons (Essays)
* 1857: Die Blumen des Bösen (Les Fleurs du Mal, Gedichtzyklus)
* 1860: Die künstlichen Paradiese (Les Paradis artificiels, Essays)
Charles Baudelaire
Die Blumen des Bösen
Segen
Wenn nach des Himmels mächtigen Gesetzen
Der Dichter kommt in diese müde Welt,
Schreit seine Mutter auf, und voll Entsetzen
Flucht sie dem Gott, den Mitleid selbst befällt.
»Warum gebar ich nicht ein Nest voll Schlangen,
Statt diesem Spottgebild verwünschter Art!
Verflucht die Nacht, in der mein Bauch empfangen,
Da flüchtiger Lust so bittre Strafe ward!
Was wähltest du mich aus von allen Frauen,
Dem blöden Mann zur ekelvollen Wut,
Was werf' ich nicht die Missgeburt voll Grauen
Gleich einem Liebesbrief in Feuersglut!
Doch ich will deinem Hasse nicht erliegen,
Ich wälz' ihn auf das Werkzeug deines Grolls
Und will den missgeratnen Baum so biegen,
Dass keine Frucht entspringt dem faulen Holz.«
So presst sie geifernd ihren Grimm zusammen,
Nichts ahnend von des Himmels Schluss und Rat,
Und schürt sich in Gehenna selbst die Flammen
Für ihre mütterliche Freveltat.
Indessen zieht ein Engel seine Kreise,
Und der Enterbte blüht im Sonnenschein,
Und zu Ambrosia wird ihm jede Speise
Und jeder Trank zu goldnem Nektarwein.
Zum Spiel taugt Wind ihm, Wolken und Gestirne,
Berauscht von Liedern zieht er durch sein Reich,
Und traurig senkt der Engel seine Stirne,
Sieht er ihn sorglos, heitern Vögeln gleich.
Denn alle, die er liebt, voll Scheu ihn messen;
Weil seine Sanftmut ihren Groll entfacht,
Versuchen sie ihm Klagen zu erpressen,
Erproben sie an ihm der Roheit Macht.
Sie mischen eklen Staub in seine Speisen,
Beschmutzen jedes Ding, dem er sich naht.
Was er berührt, sie heuchelnd von sich weisen,
Und schreien »wehe«, kreuzt er ihren Pfad.
Auf öffentlichem Markt, wie eine Dirne,
Höhnt laut sein Weib: »Da mir sein Beten gilt,
So will ich auch vom Sockel bis zur Stirne
Vergoldet sein gleich einem Götzenbild.
Berauschen will ich mich an Weihrauch und Essenzen,
An Wein und Huldigung mich trinken satt,
Und da er göttergleich mich will bekränzen,
Werd ich beherrschen ihn an Gottes Statt!
Und will die Posse mir nicht mehr gefallen,
Pack' ich ihn mit der schwachen, starken Hand,
Mit meinen Nägeln wie Harpyenkrallen
Zerfleisch ich ihn, bis ich sein Herze fand.
Gleich einem jungen Vogel fühl' ichs zittern,
Zuckend und rot wird's meiner Hände Raub,
Und um mein Lieblingstier damit zu füttern,
Werf ich es voll Verachtung in den Staub!«
Zum Himmel, zu dem ewigen Strahlensitze
Hebt fromm der Dichter seine Hände auf,
Und seines lichten Geistes weite Blitze
Verhüllen ihm des Volks blindwütigen Häuf:
»Dank, dir, o Gott, der uns das Leid liess werden,
Das uns erlöst aus tiefer Sündennacht,
Das reine Elixier, das schon auf Erden
Die Starken deiner Wonnen würdig macht!
Dem Dichter wahrst du deiner Sitze besten
Inmitten seliger Legionen Schar,
Ich weiss, du lädst ihn zu den ewigen Festen
Der Herrlichkeit und Tugend immerdar.
Ich weiss, nicht Welt noch Hölle macht zum Hohne
Den einzigen Adel, den der Schmerz verleiht.
Ich weiss, auf meinem Haupt die Wunderkrone
Muss leuchten über Welt und Ewigkeit.
Ich weiss, dass Schätze, die versunken schliefen,
Dass Gold und Edelstein aus finstrem Schacht,
Dass Perlen, die du hebst aus Meerestiefen,
Nicht würdig sind für dieser Krone Pracht.
Denn sie ward aus dem reinsten Licht gesponnen,
Das der Urflamme heiliger Herd besass,
Des Menschen Blick, die leuchtendste der Sonnen
Erlischt vor ihrem Glanz wie mattes Glas.
Der Albatros
Oft kommt es vor, dass, um sich zu vergnügen,
Das Schiffsvolk einen Albatros ergreift,
Den grossen Vogel, der in lässigen Flügen
Dem Schiffe folgt, das durch die Wogen streift.
Doch, – kaum gefangen in des Fahrzeugs Engen
Der stolze König in der Lüfte Reich,
Lässt traurig seine mächtigen Flügel hängen,
Die, ungeschickten, langen Rudern gleich,
Nun matt und jämmerlich am Boden schleifen.
Wie ist der stolze Vogel nun so zahm!
Sie necken ihn mit ihren Tabakspfeifen,
Verspotten seinen Gang, der schwach und lahm.
Der Dichter gleicht dem Wolkenfürsten droben,
Er lacht des Schützen hoch im Sturmeswehn ;
Doch unten in des Volkes frechem Toben
Verhindern mächt'ge Flügel ihn am Gehn.
Erhebung
Hoch über stillen Wäldern, blauen Meeren,
Hoch über eisiger Gletscher Einsamkeit
Und über Wolkenflügen weltenweit,
Jenseits der sternbeglänzten ewigen Sphären
Dort regst du dich, mein Geist, so frei und jung!
Wie kühne Schwimmer durch die Wellen gleiten,
So ziehst du durch die unermessnen Weiten