Charlotte ist verliebt! - Friederike von Buchner - E-Book

Charlotte ist verliebt! E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Charlotte ging ruhelos auf der Terrasse der Berghütte auf und ab und schaute fast im Minutentakt auf ihre Armbanduhr. »Lotte, du machst mich noch nervöser, mit deinem Herumgehampel. Komm, setz dich her zu mir an den Tisch, Madl!«, sagte der alte Alois. Charlotte setzte sich und legte das Handy auf den Tisch. Toni kam und brachte ihr einen Kräutertee. »So, den trinkst jetzt, dann wirst du ruhiger! Der stärkt die Nerven«, schmunzelte Toni. »Ist der Tee aus einer Kräutermischung von der Ella Waldner?« »Ja, Lotte. Trink! Mei, jeder kann verstehen, dass du aufgeregt bist.« Der Tee war heiß und süß. Er schmeckte gut. Der alte Alois, Charlottes Großvater, griff über den Tisch und tätschelte ihre Hand. »Ganz ruhig, es wird alles gut werden, Lotte«, sagte er zuversichtlich. Charlotte Holzer seufzte tief. »Du hast keinen Grund, aufgeregt zu sein, Madl.«

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Toni der Hüttenwirt – 256 –

Charlotte ist verliebt!

Der erste Schritt ist der schwerste

Friederike von Buchner

Charlotte ging ruhelos auf der Terrasse der Berghütte auf und ab und schaute fast im Minutentakt auf ihre Armbanduhr.

»Lotte, du machst mich noch nervöser, mit deinem Herumgehampel. Komm, setz dich her zu mir an den Tisch, Madl!«, sagte der alte Alois.

Charlotte setzte sich und legte das Handy auf den Tisch.

Toni kam und brachte ihr einen Kräutertee.

»So, den trinkst jetzt, dann wirst du ruhiger! Der stärkt die Nerven«, schmunzelte Toni.

»Ist der Tee aus einer Kräutermischung von der Ella Waldner?«

»Ja, Lotte. Trink! Mei, jeder kann verstehen, dass du aufgeregt bist.«

Der Tee war heiß und süß. Er schmeckte gut.

Der alte Alois, Charlottes Großvater, griff über den Tisch und tätschelte ihre Hand.

»Ganz ruhig, es wird alles gut werden, Lotte«, sagte er zuversichtlich.

Charlotte Holzer seufzte tief.

»Du hast keinen Grund, aufgeregt zu sein, Madl.«

»Ich kann es nicht fassen, wie ruhig du bist. Wenn man bedenkt, was damals geschehen ist. Hast du wirklich kein Herzklopfen?«

Der alte Alois lächelte.

»Na klar habe ich Herzklopfen, Lotte. Aber mein Herz schlägt schneller vor Freude. Das ist ein schöner Tag.«

Charlotte nickte ihrem Großvater zu. Sie drehte sich auf dem Sitzplatz um, um das Geröllfeld besser im Auge zu behalten, während sie langsam den Tee trank.

Sie dachte an die zurückliegenden Monate, ab dem Augenblick, als Anna und Ella Waldner in den Laden des Stuckateurbetriebs ihrer Großeltern gekommen waren. Sie hatten zwei Engelsfiguren in Auftrag gegeben. So hatten sie Kontakt zu ihr hergestellt. Charlotte war über zwanzig und erst durch Anna und Ella erfuhr sie, dass sie einen Großvater in Waldkogel hatte. Sie war in dem Glauben aufgewachsen, ihr Vater hätte keine lebenden Verwandten mehr. Bei Ella hatte Charlotte dann die Briefe gelesen, die ihre verstorbene Großmutter nach München an ihre beiden Buben Harald und Emil geschickt hatte. Alle waren ungeöffnet zurückgekommen.

Nach schlaflosen Nächten und mit Hilfe von Doktor Engler, Ella Waldner, Toni und Anna, sowie Pfarrer Zandler, war es zu einem Treffen mit dem Großvater auf der Berghütte gekommen. Von ihm erfuhr Charlotte Einzelheiten über den Streit, der das Zerwürfnis vor mehr als fünfundzwanzig Jahren zur Folge hatte. Wie so oft, war es um Geld gegangen – das Lebenselixier von Haralds ehrgeiziger zukünftiger Frau Karola, – die damals die »unrentable alte Hütte« gerne verkauft hätte. Zugunsten eines vorgezogenen Erbes ihres Mannes und zu Ungunsten von Alois und seiner Frau, die dadurch ihre Heimat verloren hätten. Kein Wunder, dass Alois sie damals der Hütte verwies. Danach war nichts mehr wie zuvor: Harald hielt in blinder Liebe zu seiner Karola und zog schließlich sogar seinen jüngeren Bruder auf seine Seite … Jahrzehntelang hatte Alois nichts mehr von seinen Söhnen gehört und auch nicht erfahren, dass er inzwischen Enkelkinder hatte!

Charlotte beschloss, nicht länger ein Geheimnis daraus zu machen, dass sie Alois Holzer kennen gelernt hatte. Sie informierte ihren Vater und ihren Onkel, sowie ihre Cousine Sophie und ihren Cousin Kuno. Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Kuno rannte davon und wollte nicht hören, was sie zu erzählen hatte. Sophie war tief erschüttert und wollte den Großvater Holzer sofort kennen lernen. Charlottes Vater weinte Tränen, weil das Versteckspiel ein Ende hatte und Charlotte ihm die Last der Lebenslüge von den Schultern genommen hatte. Emil Holzer, der jahrelang unter der finanziellen Abhängigkeit von seinem Bruder Harald und dessen Frau Karola gelitten hatte, zog einen Schlussstrich unter die Vergangenheit.

Von Sophie hatte Charlotte erfahren, dass ihre Eltern ständig darüber stritten, ob Harald Kontakt zu seinem Vater aufnehmen sollte. Karola war dagegen. Kuno war der Meinung seiner Mutter. Sophie litt zwar unter der Stimmung zuhause, ging aber tapfer ihren eigenen Weg.

Und jetzt war es so weit. Emil, Alois Holzers jüngster Sohn, wollte mit seiner Frau Monika zur Berghütte kommen. Charlotte konnte die Ankunft ihrer Eltern kam erwarten.

»Da sind sie!«, rief Charlotte und sprang vom Stuhl auf.

Sie rannte über die Terrasse, stürzte die Treppe hinunter und lief ihren Eltern entgegen.

»Da seid ihr endlich! Ihr habt Verspätung. Ich hatte solche Angst, dass du es dir im letzten Augenblick anders überlegt hättest, Papa.«

Emil Holzer nahm seine Tochter in den Arm.

»Jetzt bin ich hier. Wo ist mein Vater?«

»Damit wir ungestört sind, hat Anna einen Tisch hinter der Berghütte gedeckt. Dort wartet Opa.«

Charlotte streichelte ihrem Vater die Wange.

»Papa, ich denke, er ist genauso aufgeregt wie du. Keine Angst, alles wird gut! Er freut sich. Ich habe es ihm erst heute Morgen gesagt, dass du und Mama am Nachmittag kommen. Ich dachte gestern Abend, dass es so besser ist. Sonst schläft er nicht.«

Emil atmete tief ein. Er nahm Monikas Hand und sie gingen mit Charlotte auf die Berghütte zu.

Toni und Anna begrüßten sie herzlich.

»Mei, es sind etliche Jahre vergangen, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben, Emil«, sagte Toni. »Schön, dich mal wieder zu sehen! Willkommen auf der Berghütte! Das ist meine Frau Anna.«

»Ja, es ist lange her, Toni. Alles war so unnötig. Es tut mir leid«, sagte Emil. Er kämpfte mit seiner Stimme.

Toni legte ihm die Hand auf die Schulter.

»Du brauchst einen Obstler. Auf die Minute kommt es auch nicht mehr an, Emil. Du siehst so schlimm aus, als würden dir gleich die Beine einknicken.«

»So ähnlich fühle ich mich«, sagte Emil.

Während Toni für Emil einen Obstler holte, sprach Anna mit Monika.

Emil trank den Obstler aus.

»Mei, ist der gut!«, sagte er.

Toni grinste. »Den hat dein Vater gebrannt. Das ist sein Hobby.«

»Der ist wirklich gut.«

»Papa, ich bin sicher«, sagte Charlotte drängend, »Opa Alois gibt dir eine ganze Flasche, wenn er dir so gut schmeckt. Aber jetzt komm! Er wartet.«

Charlotte begleitete ihre Eltern auf den Platz hinter der Berghütte. Dort pflegte Toni Holz zu hacken, und Anna trocknete die Wäsche. Sebastian und Franziska spielten dort oft oder machten Hausaufgaben.

Der Tisch war festlich gedeckt. Anna hatte ihr gutes Geschirr aufgelegt und zur weißen Tischdecke passende Servietten aus Stoff. In der Mitte des Tisches stand unter einer Glashaube ein Kuchen.

Alois trug seinen besten Lodenanzug. Ein Strahlen ging über sein Gesicht, als er Emil, Monika und Charlotte sah.

Er ging auf Emil zu. Sie gaben sich wortlos die Hand. Dann zuckten ihre Mundwinkel. Sie fielen sich in die Arme und hielten sich fest. Dabei liefen ihnen Tränen über die Wangen.

»Bub, mein lieber Bub!«, flüsterte der alte Alois.

»Vater, Vater …, es tut mir leid! Was soll ich zu meiner Entschuldigung sagen? Ich kann nur sagen, dass es mir unendlich leid tut. Ich bin Charlotte unendlich dankbar, dass sie uns wieder zusammengebracht hat.«

Der alte Alois wischte sich mit den Handrücken die Tränen ab. Dann holte er sein großes kariertes Taschentuch heraus und trocknete seinem Buben die Tränen ab.

»Schnäuz dir die Nase, Emil, sonst mach ich es!«, sagte Alois und grinste.

Alle schmunzelten.

Emil wischte sich noch einmal die Augen und schnäuzte sich die Nase. Er wollte seinem Vater das Taschentuch zurückgeben.

»Das kannst du behalten. Ich habe mir zwei eingesteckt. Ich hatte mir schon gedacht, wir könnten ein Taschentuch gebrauchen. Als Bub hattest du immer vergessen, dir eins einzustecken. Du weißt noch, wie ich dir dann mein Taschentuch gegeben habe?«

»Ich vergesse heute noch sehr oft, ein Taschentuch einzustecken, dabei legt mir Monika immer eins auf die Kommode. Übrigens, dass ist Monika, meine Frau.«

Alois lächelte Monika an und musterte sie.

»Du bist ein fesches Madl. Deine Schwiegermutter und ich hätten immer noch gern ein Kindl gehabt und nach den beiden Buben hätten wir uns über ein Madl sehr gefreut. Aber es hat nicht sollen sein. Mei, Haralds Madl, die Karola, hab ich einmal gesehen. Ich will ehrlich sein, sonderlich gefallen hat uns des Madl net. Aber wir müssen es net gernhaben, sagten wir uns damals, meine Hedwig und ich, sondern der Harald. Doch du bist anders. Das habe ich mir auch gedacht. Denn die Lotte muss eine liebe und gute Mama haben, des muss einfach so sein. Und meine Erwartung wurde nicht enttäuscht. Du gefällst mir, gefällst mir gut, Monika. Ich denke, dass meine Hedwig vom Himmel herabschaut und sich auch freuen tut. Komm her, einmal darf ich dich in dem Arm nehmen!«, sagte Alois.

»Auch mir tut es leid, dass wir uns erst jetzt kennen lernen. Emil war die ganzen Jahre nicht glücklich. Es hat ihn immer bedrückt. Er ist kein so hartes Mannsbild wie der Harald. Und so einen wie den Harald hätte ich nicht geheiratet.«

Der alte Alois schloss Monika fest in die Arme. Dann streichelte er ihr die Wange.

»Setzen wir uns!«, sagte er.

Sie nahmen Platz. Charlotte schenkte Kaffee ein und verteilte den Kuchen.

»Ja, die Buben waren schon immer verschieden im Charakter. Dabei war der Harald gar kein so harter Bursche, wie er vorgab. Er wollte nur immer als der größte und stärkste Bursche angesehen werden, der alles kann und alles weiß, der vor nix und niemand Angst hat. Emil war zarter und feinfühliger. Der musste viel einstecken. War es so, Emil?«

»Ja, Vater, so war es. Und ich war immer froh, wenn Harald bei mir war oder in der Nähe. Er wusste immer, was zu tun war und verschaffte sich Respekt, was ich nicht konnte.«

Der alte Alois trank einen Schluck Kaffee.

»Ja, so war das. Charlotte hat mir erzählt, wie das damals war, als du nach München zum Harald bist und wie es weiterging. Er hat dir geholfen, Fuß zu fassen und hat dich unterstützt. Du hast dich sicher gefühlt, wenn er sich um dich gekümmert hat. Das war in deiner Kindheit schon so. Deshalb ist es für mich nicht verwunderlich, wie alles gekommen. Nach dem Streit bist du noch eine Weile hier gewesen, bis du die Schule fertig gemacht hattest. In der Zeit bist du sehr still gewesen und hast traurige Augen gehabt. Dir hat Harald gefehlt. Du hast dich immer nach ihm gerichtet. Innerlich warst du zerrissen und bist dir verlassen vorgekommen.«

Emil nickte.

»Weißt du, Bub, damals waren deine Mutter und ich uns einig, dass es besser für dich war, wenn du nach München gehst. Sicher hätten wir uns gefreut, wenn einer von euch die Berghütte hätte weiterführen wollen. Aber wir haben euch immer ermahnt, dass ihr einen Beruf erlernen sollt. Du hast immer gern Fotos gemacht. Deshalb wunderte es uns nicht, dass du Fotograf wurdest. Da hast du in München gute Chancen gehabt. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass der Kontakt zu dir auch abbrechen würde. Wir hofften eher, dass dein Aufenthalt bei Harald ihn zurückbringt. Aber hören wir auf, weiter darüber zu sprechen! Vielleicht finde ich auch nicht die richtigen Worte. Ich habe auch Fehler gemacht. Ich hätte mehr Geduld haben müssen, damals als Harald uns mit Karola besuchte. Ich war ärgerlich und verletzt und wütend. Es hat wehgetan, dass Harald Karola nach dem Mund redete.«

»Vater, Karola geht es immer nur ums Geld. Sie ist sehr geschäftstüchtig.«

»Emil, sei nicht so höflich«, unterbrach ihn Monika. »Karola ist gierig und giftig. Wo andere ein Herz haben, hat sie eine Rechenmaschine.«

Alois schmunzelte.

»Das habe ich schon einmal von jemand gehört. Von Sophie!«

»Das glaube dir gern, Vater. Sophie schlägt charakterlich nach der Holzer Seite. Sie ist ein sehr liebes Madl.«

»Ja das ist sie. Und sie versteht sich gut mit Charlotte«, sagte Alois. »Es ist immer eine Freude für mich, wenn die beiden Madln mich besuchen.«

»Nächstes Wochenende kommen wir wieder«, sagte Charlotte. »Vielleicht kommt sie schon morgen. Heute wollte sie nicht stören.«

Der alte Alois schaute Emil an.

»Hat Harald etwas gesagt?«, fragte er.

»Naa, Harald umgeht das Thema. An dem Abend, als Lotte uns die Fotoalben gegeben hat, soll er sich einen Rausch angetrunken haben.«

»Saufen hat noch nie zur Lösung von irgendetwas beigetragen, Emil.«

»Das stimmt, Vater.«

»Und wie geht es ihm?«

»Gut geht es ihm. Er ist sehr erfolgreich und verdient viel Geld.«

»Bub, das meine ich nicht. Das weißt du auch.«

Emil Holzer zuckte mit den Schultern.

»Mit mir spricht er nicht über dich. Ich weiß nicht, ob er dich besuchen will. Ich weiß nur, dass viel gestritten wird über das Thema Berghütte.« Emil seufzte. »Mir ist es recht, wenn er mich nicht darauf anspricht. Er hat wohl verstanden, dass ich jetzt meinen eigenen Weg gehe. Es wurde auch höchste Zeit. Seither ist er auch nicht mehr zum Stammtisch gekommen. Harald und ich treffen uns seit Jahren einmal in der Woche im Biergarten. In letzter Zeit kam er nicht, weil er viel Arbeit hatte. Ich nehme an, es ist eine Ausrede. Ich will ihm nichts unterstellen, doch ich vermute, dass Karola ihn beeinflusst. Wie auch immer, er muss sich entscheiden.«

Alois aß seinen Kuchen zu Ende. Er schaute Emil ernst an, als er ­sagte: »Ich freue mich sehr, dass du hier bist. Das bedeutet, dass du dich aus Haralds Einfluss gelöst hast. Jetzt bist du wirklich erwachsen, Emil.«

»Das stimmt. Es war meine Entscheidung, zu dir auf die Berghütte zu kommen. Ich werde mich Harald nicht mehr anpassen.« Emil seufzte. »Vater, eigentlich habe ich Mitleid mit ihm. Ich denke, er ist nicht so glücklich, wie er immer tut.«

»Bub, es ehrt dich, dass du Mitleid mit deinem Bruder hast. Auch er muss erwachsen werden und Verantwortung für sein Leben übernehmen. Wenn Karola nicht auf die Berghütte will und Kuno auch nicht, dann soll er allein kommen. Er ist immer herzlich willkommen.«

Charlotte schenkte ihrem Vater Kaffee nach.

»Schön, dass Toni die Berghütte führt«, sagte Emil lächelnd.

»Toni und Anna machen das gut. Ich kann den Sommer über hier bei ihnen sein. Das tut mir gut. Und seit Charlotte und Sophie fast jedes Wochenende hier sind, ist es noch schöner. Sophie ist viel bei Anna in der Küche. Wenn es nicht gekommen wäre, wie es gekommen ist, dann wäre Sophie hier auf der Berghütte glücklich geworden. Es soll vorkommen, dass eine Generation übersprungen wird. Aber lassen wir das Thema! Bleibt ihr über das Wochenende?«

Emil sah Monika an.

»Vater«, sagte Monika, »ich kann doch Vater sagen oder?«

»Aber sicher kannst du das, Monika.«

»Danke! Wir waren sehr aufgeregt, Vater. Für Emil war es ein großer Schritt. Wir haben nicht geplant, zu übernachten oder über das Wochenende zu bleiben. Aber wir kommen dich oft besuchen. Wir würden dich gern mal abholen und mit nach München nehmen, damit du siehst, wo und wie wir wohnen. Meine Eltern würden dich auch gern kennen lernen. Ich darf dich schön von ihnen grüßen.«

»Danke, grüße sie auch von mir.«

Charlotte bot an, mit Großvater Alois am Sonntag nach München zu kommen. Alle nahmen den Vorschlag an.

»Mei, Emil, jetzt haben wir das Geschenk vergessen«, rief Monika.

Sie holte ein Fotoalbum aus der Tasche und gab es Alois.

»Das Album haben wir extra für dich zusammengestellt. Zu jedem Bild haben Emil und ich etwas geschrieben, damit du etwas von unserem Leben erfährst.«

»Oh, das ist schön«, sagte Alois.

Er bedankte sich, schob Teller und Tasse zur Seite und fing an, das Album zu betrachten. Charlotte und ihre Eltern erzählten ihm noch abwechselnd Geschichten. Es gab darin auch viele Fotos, auf denen Harald und seine Familie zu sehen waren, aufgenommen in den gemeinsamen Ferien.

»Gut schaut er aus, der Harald«, sagte Alois. »Aber auch ein bissel verloren.«

Alois bat Emil erneut, seinem Bruder zu sagen, dass er jederzeit herzlich willkommen sei, mit oder ohne seine Frau und Kuno.

»Falls ich ihn sehe, sage ich es ihm, Vater.«

Toni kam. »Ich sehe, der erste Familienkaffee nach so vielen Jahren war erfolgreich.«

»Ja, Toni, es ist schön, wieder daheim zu sein«, sagte Emil. »Es freut mich, dass du mit Anna die Berghütte führst. Schon als kleiner Bub hast du immer Hüttenwirt gespielt.«