Chronik der Sternenkrieger 10 - Der Palast (Science Fiction Abenteuer) - Alfred Bekker - E-Book

Chronik der Sternenkrieger 10 - Der Palast (Science Fiction Abenteuer) E-Book

Alfred Bekker

0,0

Beschreibung

Ein Raunen ging durch das Publikum, als der gewaltige, zweibeinige Sauroide durch das hohe Tor in die Mitte der Arena trabte. Das Tier bewegte sich mit überraschender Schnelligkeit. Der humanoide K'aradan-Reiter auf seinem Rücken hatte Mühe, es etwa in der Mitte des Arenaplatzes zu zügeln. Der Sauroide stieß einen grollenden Laut aus, ruderte etwas mit den vergleichsweise kleinen Armen, an deren Enden sich dreizehige Pranken mit jeweils bis zu vierzig Zentimeter langen, dolchartigen Krallen befanden. Das Tier fegte mit seinem Schwanz über den Boden und wirbelte Staub auf. Das Publikum tobte… Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner. In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 144

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Chronik der Sternenkrieger 10

Der Palast

von Alfred Bekker

Ein CassiopeiaPress E-Book

Die abweichende Original-Printausgabe erschien in der Romanreihe „STERNENFAUST“ unter dem Titel „Im Palast des verlorenen Wissens“.

© 2005,2008,2013 by Alfred Bekker

© der Digitalausgabe 2013 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich (Westf.)

www.AlfredBekker.de

1. digitale Auflage 2013: Zeilenwert GmbH

ISBN 9783956170348

>+++<

Mitte des 23. Jahrhunderts werden die von Menschen besiedelten Planeten durch eine kriegerische Alien-Zivilisation bedroht. Nach Jahren des Krieges herrscht ein brüchiger Waffenstillstand, aber den Verantwortlichen ist bewusst, dass jeder neue Waffengang mit den Fremden das Ende der freien Menschheit bedeuten würde. Zu überlegen ist der Gegner.

In dieser Zeit bricht die STERNENKRIEGER, ein Raumkreuzer des Space Army Corps , unter einem neuen Captain zu gefährlichen Spezialmissionen in die Weite des fernen Weltraums auf...

Alfred Bekker schrieb die fesselnden Space Operas der Serie CHRONIK DER STERNENKRIEGER. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL VON MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im November 2012 erschien mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.

>+++<

Inhalt

Cover

Titelseite

Impressum

Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast

Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast

Ein Raunen ging durch das Publikum, als der gewaltige, zweibeinige Sauroide durch das hohe Tor in die Mitte der Arena trabte. Das Tier bewegte sich mit überraschender Schnelligkeit. Der humanoide K'aradan-Reiter auf seinem Rücken hatte Mühe, es etwa in der Mitte des Arenaplatzes zu zügeln. Der Sauroide stieß einen grollenden Laut aus, ruderte etwas mit den vergleichsweise kleinen Armen, an deren Enden sich dreizehige Pranken mit jeweils bis zu vierzig Zentimeter langen, dolchartigen Krallen befanden.

Das Tier fegte mit seinem Schwanz über den Boden und wirbelte Staub auf. Das Publikum tobte…

*

Der K'aradan-Reiter hob die Hand und grüßte die Menge. Er trug einen purpurroten gepanzerten Anzug. An der Seite befand sich ein Futteral, in dem eine Man'dshar genannte Handfeuerwaffe steckte, die mit großer Wucht Gummigeschosse abfeuerte. Die Wucht war dabei so groß, dass die Projektile einen ungeschützten Kämpfer sofort getötet hätten. Durch den Schutzanzug lief der Sauroide-Reiter nun lediglich Gefahr, aus dem Sattel gerissen und aus etwa sechs bis sieben Meter Höhe zu Boden geworfen zu werden.

Ein Fanfarenstoß ertönte, und der Gegner des roten Reiters kam auf seinem fauchenden Sauroiden in die Arena geprescht.

Die Farbe seines Anzugs war blau. Er hatte das Helmvisier bereits geschlossen und schwenkte den Man'dshar in der linken Hand. Damit demonstrierte er gleichzeitig Kampfbereitschaft und Lässigkeit, denn schließlich musste er seinen Sauroiden nun lediglich mit einer Hand zügeln.

Ein durchsichtige Kuppel hüllte den Kampfplatz wie eine Käseglocke ein. Sie diente dem Schutz des Publikums vor den Mand'shar-Projektilen.

Beide Gegner prallten regelrecht aufeinander.

Die Sauroiden waren kaum zu halten. Sie schnappten mit den gewaltigen, von mehreren Zahnreihen gefüllten Mäulern nach dem gegnerischen Tier.

Die vergleichsweise schwächlich wirkenden, aber durch ihre Krallen ebenfalls recht gefährlichen Arme versuchten, den Hals des Gegners aufzuschlitzen, und die vier bis fünf Meter langen Schwänze wurden wie Peitschen eingesetzt. Zum Glück saßen die Reiter zu hoch, um von ihnen getroffen werden zu können, denn einen derartigen Schlag hätte trotz Schutzanzug keiner von ihnen überlebt.

Die Mand'shar-Pistolen wurden eingesetzt.

Eine der Gummikugeln zischte dicht am Kopf des roten Kämpfers vorbei, prallte gegen den Zuschauerschild und wurde von dort als tückischer Querschläger weitergeschickt, bevor sie schließlich dicht neben dem Kampfgeschehen in den Boden einschlug.

Ein Loch entstand, das mindestens armtief tief war und an den Bau eines assanoanischen Feuermaulwurfs erinnerte.

Die beiden Kämpfer rissen an den Zügeln ihrer Reittiere. Der Sauroide des blauen Kämpfers brüllte auf, als ihn ein Gummiprojektil mitten zwischen den beiden rudernden Stummelarmen traf.

Der Sauroide schwankte und drohte niederzustürzen.

Der rote Kämpfer setzte einen zweiten Schuss hinterher. Er versuchte gar nicht erst, den blauen Mann zu treffen. Die Trefferwahrscheinlichkeit war angesichts der Unruhe, die beide Sauroiden erfasst hatte, mehr als gering.

Stattdessen zielte er erneut auf den nicht zu verfehlenden, sehr massigen Körper des gegnerischen Reittiers, das nun endlich zu Boden ging.

Der Reiter war gezwungen abzuspringen und sich schleunigst davonzumachen, denn der Sauroide wälzte sich durch den Staub und hätte seinen Reiter andernfalls unter sich zermalmt.

Das Publikum jubelte.

Der Kampf, dessen Ziel es war, den Gegner – gleichgültig mit welchen Mitteln – aus dem Sattel seines Sauroiden zu befördern, war beendet.

Der rote Kämpfer reckte die Hand mit seiner Mand'shar-Pistole triumphierend in die Höhe.

Langsam beruhigte sich auch sein Reittier, das ein paar böse Wunden an der Seite abbekommen hatte. Die dolchartigen Klauen des gegnerischen Tiers hatten es dort empfindlich getroffen.

Das violettfarbene Blut rann zwischen den hinunterhängenden Hautlappen hervor und tropfte zu Boden.

Der rote Kämpfer lenkte sein Tier in Richtung der Tribüne.

Dort, wo Zary Namsor aus dem Haus Rasan mit seinen Ehrengästen Platz genommen hatte.

Zary Namsor war der neue Fürstgouverneur des Planeten Assano, der ihm vor kurzem erst als offizielles Lehen vom regierenden Erbtriumvirat des K'aradan-Reiches überantwortet worden war.

Einige Monate schon regierte das Haus Rasan in Gestalt von Zary Namsor den Planeten Assano, der zusammen mit 13 anderen Planeten einen gelben Stern mit dem Namen Assanos Feuer umkreiste.

Das Erbtriumvirat auf der Zentralwelt Aradan hatte Zary Namsor mit diesem Lehen betraut, nachdem der vorhergehende Fürstgouverneur Palkran Disor aus dem Haus Mantola in Ungnade gefallen war.

Das Triumvirat hatte ihm Verschwörung gegen das Reich von Aradan vorgeworfen. Zusammen mit einer Reihe anderer Adeliger sollte Disor einen Plan zum Sturz des Erbtriumvirats entwickelt haben.

Die anderen angeblichen Verschwörer waren vom Geheimdienst Narumet inzwischen gefangen genommen oder ermordet worden. Lediglich Disor und einem Großteil seiner Verwandtschaft war die Flucht gelungen. Eine Flucht zu den verfeindeten Menschen, die den K'aradan zwar äußerlich sehr stark ähnelten, sich aber nichtsdestotrotz mit sauroiden Fulirr gegen das Reich von Aradan verbündet hatten.

Diese Flucht hatte Disor endgültig diskreditiert. Noch in tausend Jahren würde sich keiner seiner Nachfahren bei den K'aradan – den Söhnen von Aradan – sehen lassen können, ohne dass alle Mitglieder der Hohen Häuser vor ihm ausspucken würden.

Ob Disor wirklich ein Verschwörer war oder dies nur ein Vorwand für das Triumvirat darstellte, gegen ein paar zu mächtig gewordene Hohe Häuser vorzugehen, wusste Zary Namsor aus dem Haus Rasan nicht. Aber die Art und Weise, auf der das Haus Mantola sein Lehen verloren hatte, würde ihm eine Warnung sein. So schnell wie das Haus Rasan sein Lehen Assano erhalten hatte, so schnell konnte er dies vielleicht auch wieder verlieren.

Mochte es nur aus der Laune eines der drei Erbtriumvirn geschehen oder auf Grund zahlreicher Intrigen, die am Hof Aradan gesponnen wurden und denen in mehr oder minder regelmäßigen Abständen Köpfe zum Opfer fielen. Mehr Köpfe sogar, als in den offiziellen Fehden zwischen den Häusern, die allerdings ausschließlich in Friedenszeiten erlaubt waren und nur mit privaten Raumflotten durchgeführt werden durften, um Bevölkerung und Wirtschaft der betroffenen Planeten zu schonen. In der Praxis waren die Fehden allerdings auch in der Zeit vor Ausbruch des Krieges mit den Fulirr äußerst selten gewesen und hatten oft genug selbst beim Sieger-Haus zum wirtschaftlichen Ruin geführt, sodass bei Streitigkeiten zwischen gleichrangigen Häusern in der Regel Sauroiden-Kämpfe durchgeführt wurden.

Die Entscheidung von Streitfragen war jedoch keineswegs der einzige Grund zur Durchführung solcher, nach sehr festen Regeln durchgeführten Kämpfe. Vielmehr wurden sie auch an hohen Festtagen, zu besonderen Anlässen oder um hohen Besuch zu ehren durchgeführt.

Palkran Disor hatte beides: einen Grund zum Feiern und hohen Besuch.

Der Grund zum Feiern waren die etwas verspätet angesetzten offiziellen Festlichkeiten zu seinem Herrschaftsantritt auf Assano.

Zu diesem Anlass gab sich Dagis Rendoy aus dem Haus Candovan – einer der drei Mitglieder des Erbtriumvirats von Aradan – die Ehre.

Nicht genug, dass er den Kämpfen beiwohnte – er hatte auch seine eigenen Drachenreiter mitgebracht und wertete damit die Position des neuen Fürstgouverneurs über die Maßen auf.

Dagis Rendoy hatte auf dem erhöhten Ehrenplatz neben Zary Namsor Platz genommen und beobachtete die Feierlichkeiten mit Wohlwollen. Huldvoll ließ er den Blick über die Menge schweifen.

Fürstgouverneur Namsor hatte seinen ersten Kämpfer, der in blau angetreten war, angewiesen zu verlieren, damit der Erbtriumvir Rendoy günstig gestimmt wäre.

Eine Rechnung, die aufzugehen schien.

Rendoy war so freundlich und leutselig, wie man es lange nicht von ihm erlebt hatte. Namsor kannte ihn gut. Schließlich hatte er jahrelang am Hof auf Aradan gelebt, immer in der Erwartung, vielleicht doch irgendwann ein Lehen zugesprochen zu bekommen.

Und jetzt war es so weit.

Die Tatsache, dass sein Vorgänger Disor in Ungnade gefallen war, hatte es ihm ermöglicht, seinen Traum wahr zu machen. Einen Traum, der auch für das Adelshaus, dessen Oberhaupt er war, Jahre des Glücks bedeutete – konnte doch Namsor nun alle wichtigen Posten in der Verwaltung von Assano mit den Mitgliedern seiner Familie besetzen und seinerseits Lehen in Form von Provinzen und Städten an Niedere Häuser vergeben.

»Ihr Kämpfer war hervorragend!«, lobte Namsor.

Rendoy machte eine wegwerfende Geste. »Sie übertreiben, Fürstgouverneur. Er hatte Glück, das war alles. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon erwogen, ihm keinen neuen Vertrag in meiner Drachenreitermannschaft zu geben – aber so wie es scheint, hat er gerade noch einmal die Kurve gekriegt.«

Rendoy zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise behalte ich ihn jetzt doch, wenn auch zu etwas preisgünstigeren Konditionen. Sie müssen nämlich wissen, dass er mir als ein regelrechter Star verkauft wurde, aber er hat die Erwartungen, die ich ihn gesetzt habe, leider bei weitem nicht erfüllt.«

»Dhankhen Qatrano – der Mann hat doch mal für Loris G'Omba aus dem Haus G'Om gekämpft, wenn ich das richtig in Erinnerung habe!«, sagte Namsor.

Rendoy lächelte mild.

Der Erbtriumvir war ein Mann mit breitem Gesicht, das dennoch sehr scharf geschnittene, harte Konturen aufwies, die ihn unnahbar erscheinen ließen. Offenbar ein Auftreten, das auch seiner öffentlichen Rolle geschuldet war, denn als Mitglied des Erbtriumvirats von Aradan hatte er Entschlossenheit und Führungsstärke zu demonstrieren, wollte er nicht das Risiko eingehen, dass unter den Oberhäuptern der Adelshäuser der Gedanke an Rebellion aufkam. Aber hier auf Assano fühlte sich Rendoy offenbar sicher.

»Das Haus G'Om ist nur ein Mittleres Haus«, merkte er schließlich noch an. »Daher hat Dhankhen Qatrano bisher natürlich nur mittelmäßige Gegner gehabt. Aber wenn Sie so sehr an ihm interessiert sind, dann schenke ich Ihnen diesen Kämpfer!«

»Das ist zu gütig, mein Triumvir!«

»Ich bin überzeugt, dass dies mich in besonderer Weise Ihrer Gefolgschaft versichern wird, Namsor.«

»An dieser Gefolgschaft sollte ohnehin nicht der geringste Zweifel bestehen!«

Rendoy verzog das Gesicht. »Ich hoffe, diese Gefolgschaft besteht auch dann noch, wenn Sie Söhne haben, von denen Sie glauben, dass sie Ihnen Ihrem Amt als Fürstgouverneur nachfolgen sollten…«

»Ausgeschlossen ist die Nachfolge des Sohnes in das Amt des Vaters aber doch nach den Statuten des Reiches nicht«, gab Namsor zu bedenken.

Rendoy nickte. »Das ist richtig. Aber die Erblichkeit ist ausgeschlossen. Spätestens nach dem Tod des Lehenträgers kann das Lehen vom Triumvirat nach Gutdünken und in Anbetracht der Fähigkeiten einzelner Bewerber neu vergeben werden.«

»Ich habe nicht vor, diese Regeln zu brechen«, versprach Namsor und dachte gleichzeitig: Von wie vielen Ober-Häuptern Hoher, Edler oder gar Mittlerer und Niederer Häuser wird er dieses Versprechen schon gehört haben – und wie oft ist es gebrochen worden!

»Das freut mich zu hören. Denn in der Tat ist das einer der häufigsten Punkte, durch die es zwischen dem Triumvirat und den Oberhäuptern der Häuser zu Konflikten kommt.« Während Rendoy die letzten Worte sprach, veränderte sich dabei sein Tonfall und wurde schneidend, ja fast drohend.

Ob genau das das Problem war, weswegen Disor und einige andere Oberhäupter ihre Lehen verloren haben?, ging es Namsor durch den Kopf.

Es war gut möglich, dass die angebliche Verschwörung lediglich ein Vorwand dafür war, jemanden zu entfernen, der versuchte, aus einer nichterblichen Lehensherrschaft eine Erbliche zu machen. Dahingehende Versuche hatte es im Lauf der Jahrhunderte immer wieder gegeben. Aber sie hatten allenfalls für einige wenige Generationen Erfolg gehabt, da das herrschende Triumvirat jeweils sehr darauf bedacht gewesen war, das Privileg der Erblichkeit für sich allein zu behalten.

Gestattete man es nämlich den Oberhäuptern der Hohen Häuser, regelrechte Dynastien auf ihren Planeten oder gar in ganzen Systemen, die sie als Lehen des Reiches erhalten hatten, zu etablieren, so war dies ein Faktor, der die Zentralgewalt des Triumvirats schwächte, die dem K'aradan-Reich über Jahrtausende hinweg relativ große innere Stabilität gegeben hatte.

»Nun, einstweilen habe ich ja noch nicht einmal eine offizielle Ehefrau – geschweige denn einen legitimen Sohn, der mich in der Führung des Hauses Rasan beerben könnte«, sagte Namsor mit einer etwas gezwungen wirkenden Leichtigkeit.

»Also besteht für das Triumvirat einstweilen nicht der geringste Anlass, sich über diesen Punkt Sorgen zu machen.«

Ein Fanfarenstoß kündigte in diesem Moment den nächsten Kampf an. Das Publikum hielt den Atem an, als die Kontrahenten mit ihren Reitsauroiden den Arenaplatz betraten.

Beide Drachenreiter, wie man die Kämpfer auch nannte, ließen ihre Tiere nach vorne preschen und sie förmlich gegeneinander prallen. Ein harter Kampf entwickelte sich.

Erbtriumvir Rendoy unterdrückte ein Gähnen.

Sowohl der Gastgeber als auch der Mann zu Rendoys Linker ignorierten dies geflissentlich. Bei Letzterem handelte es sich um Lurdre Traanlak, den Chef des allmächtigen Geheimdienstes Narumet.

Namsor hatte sich schon über den Umstand gewundert, dass Laktraan den Triumvir auf seiner Reise nach Assano begleitet hatte. Sein Instinkt sagte dem neuen Fürstgouverneur eigentlich, dass dies kaum grundlos geschehen sein konnte.

Und so befand sich Namsor in einem Zustand erhöhter Wachsamkeit, der weit über die normale Aufregung hinausging, die der Besuch eines Erbtriumvirs für einen Fürstgouverneur mit sich brachte.

Welche Aufgabe hat Laktraan hier – da wir uns doch in einem Krieg mit Menschen und Fulirr befinden und es für den Narumet-Chef nun wirklich wichtigere Dinge gibt, als Fürstgouverneure zu ihrem Lehen zu beglückwünschen…

Namsor argwöhnte schon, dass die Anwesenheit Laktraans vielleicht mit seiner Person zusammenhing.

Traute ihm der Triumvir etwa nicht?

Oder wollte er allein durch die Anwesenheit des Narumet-Chefs deutlich machen, dass mit dem neuen Fürstgouverneur ein genauso kurzer Prozess gemacht würde, wie mit dessen Vorgänger, falls sich auch nur die kleinste Spur einer Illoyalität zeigen sollte?

Ich werde wachsam bleiben müssen!, war Namsor klar. Aber hast du das nicht immer gewollt? Einen eigenen Planeten als Lehen für dein Haus, das dadurch von den Edlen zu den Hohen Häusern aufgestiegen ist… In den Annalen deiner Familie hast du dir jetzt schon einen Platz verdient, denn keiner deiner Vorfahren hat es so weit gebracht!

*

Die fünf Monde von Assano leuchteten rötlich in der Abendsonne, während das Zentralgestirn dieses sich äußerst langsam um die eigene Achse drehenden Planeten längst hinter den schroff in den Himmel ragenden Vulkangebirge versunken war. Die Abendstunden waren die einzigen während des langen Assano-Tages, an denen sich die Bewohner im Freien aufhalten konnten, ohne durch die mörderische Tageshitze oder die grausame Kälte der Nacht in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

Der Abend war die einzige Zeit des überlangen Assano-Tages, an dem Feste im Freien durchgeführt werden konnten.

Allerdings dauerte allein dieser Abend länger als die normale Wachphase eines K'aradan. Und doch neigten die auf Assano lebenden K'aradan – auch K'assano oder, Söhne Assanos' genannt dazu, diese beste Zeit des Assano-Tages an einem Stück zu erleben, was für die meisten einfach in einem Zustand vollkommner Erschöpfung endete.

Die Kämpfe schienen Rendoy nicht mehr sonderlich zu interessieren, was einerseits vielleicht daran lag, dass er die extrem langen Assano-Tage nicht gewöhnt war. Der andere Grund war, dass er mit dem neuen Fürstgouverneur noch etwas sehr Wichtiges zu besprechen hatte.

»Namsor, Sie werden schon sehr bald erneut hohen Besuch bekommen«, kündigte Rendoy an.

»Oh, um wen handelt es sich denn?«

»Um einen Menschen namens Aljanov, der schon hier und da auf unterer Ebene als Botschafter für die Humanen Welten tätig war. Unser Geheimdienst weiß genau Bescheid über ihn. Gerade ist er für besondere Verdienste ausgezeichnet worden. Offensichtlich trägt er großen Anteil daran, dass die Humanen Welten der Menschen mit dem Heiligen Imperium der Qriid Frieden geschlossen haben. Er wird mit einem Kriegsschiff nach Assano gelangen. Bis zur Grenze zum Menschengebiet sind es ja nur wenige Lichtjahre.«

»Ein Kriegsschiff der Menschen – auf unserem Territorium?«, echote Namsor etwas verwundert.

»Es erhält freies Geleit und wird von einigen unserer eigenen Schiffe bis ins System von Assanos Feuer begleitet. Sinn der Gespräche, die anschließend geführt werden, soll eine vorsichtige Sondierung sein, in wie fern eine Beilegung des Konflikts mit den Humanen Welten möglich ist.«

»Es wäre nicht schlecht, wenn wir keinen Zweifrontenkrieg mehr führen müssten – wobei sich die Menschen auf Grund ihrer Auseinandersetzung mit den Qriid bislang ja noch gar nicht mit voller Kraft involviert haben.«

»Hätten sie das, sähe es womöglich noch viel schlechter um das Reich aus«, mischte sich Lurdre Traanlak in das Gespräch ein, aber der regierende Triumvir brachte den Chef seines Geheimdienstes mit einer knappen Handbewegung zum Schweigen.