Chronik der Sternenkrieger - Die Raumflotte der Erde - Alfred Bekker - E-Book

Chronik der Sternenkrieger - Die Raumflotte der Erde E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Chronik der Sternenkrieger - Die Raumflotte der Erde von Alfred Bekker Commander Reilly 13-16 Sammelband Dieses Buch enthält folgende Science Fiction Abenteuer: Commander Reilly 13: Einsatzort Roter Stern Commander Reilly 14: Im Licht des Roten Sterns Commander Reilly 15: Die Weisen vom Sirius Commander Reilly 16: Die Flotte der Qriid Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

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Chronik der Sternenkrieger - Die Raumflotte der Erde

Sunfrost Sammelband, Volume 14

Alfred Bekker

Published by Cassiopeiapress/Alfredbooks, 2018.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Chronik der Sternenkrieger – Die Raumflotte der Erde

Copyright

Commander Reilly #13: Einsatzort Roter Stern

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Copyright

Prolog

1. Kapitel: Nach der Schlacht ist vor der Schlacht

1

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2. Kapitel: Dark Wanderer Station

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3. Kapitel: Zielpunkt Roter Stern

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Nachtrag.

4. Kapitel: Ankunft bei Verbündeten

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5. Kapitel: In der Bastion des Nalhsara

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6. Kapitel: Muster und Geister

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Commander Reilly #14: Im Licht des Roten Sterns

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Copyright

1. Kapitel: Erkenntnisse

1

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2. Kapitel: Das Land der Geister

1

3. Kapitel: Kämpfe – innere und äußere

1

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5

4. Kapitel: Welt der Elefantoiden

1

5. Kapitel: Der Riesen-Arachnoide

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6. Kapitel: Der Himmel ist schwarz

1

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6

7. Kapitel: Folgen

1

Epilog

Commander Reilly #15: Die Weisen vom Sirius

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Copyright

Prolog: Schwarzsandwelt

1. Kapitel: Ankunft im Braden-System

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2. Kapitel: Fata-Morgana im Zwischenraum

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3. Kapitel: Atomsonnen und Rettungskapseln

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4. Kapitel: Captain der MARTIAN PRINCESS

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5. Kapitel: Der Mönch im Hintergrund

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Commander Reilly #16: Die Flotte der Qriid

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

Copyright

1. Kapitel: Staub zu Staub

1

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2. Kapitel: Bruder Bartholomäus

1

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3. Kapitel: Die Geheime Gestalt

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4. Kapitel: Auf der Schildkröte

1

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5. Kapitel: Im Orbit von Meerwelt

1

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6. Kapitel: Die Widergänger

1

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7. Kapitel: Mission Derek Bailor

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8. Kapitel: Invasion

1

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Epilog

1

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Further Reading: 30 Sternenkrieger Romane - Das 3440 Seiten Science Fiction Action Paket: Chronik der Sternenkrieger

Also By Alfred Bekker

About the Author

About the Publisher

Chronik der Sternenkrieger – Die Raumflotte der Erde

von Alfred Bekker

Commander Reilly 13-16

Sammelband

––––––––

DIESES BUCH ENTHÄLT folgende Science Fiction Abenteuer:

Commander Reilly 13: Einsatzort Roter Stern

Commander Reilly 14: Im Licht des Roten Sterns

Commander Reilly 15: Die Weisen vom Sirius

Commander Reilly 16: Die Flotte der Qriid

Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit  wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.

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ALFRED BEKKER IST EIN bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Commander Reilly #13: Einsatzort Roter Stern

Chronik der Sternenkrieger

Science Fiction Roman von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 139 Taschenbuchseiten.

Im Jahr 2234 übernimmt Commander Willard J. Reilly das Kommando über die STERNENKRIEGER, ein Kampfschiff des Space Army Corps der Humanen Welten. Die Menschheit befindet sich im wenig später ausbrechenden ersten Krieg gegen die außerirdischen Qriid in einer Position hoffnungsloser Unterlegenheit. Dem ungehemmten Expansionsdrang des aggressiven Alien-Imperiums haben die Verteidiger der Menschheit  wenig mehr entgegenzusetzen, als ihren Mut und ihre Entschlossenheit.

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ALFRED BEKKER IST EIN bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

Übersicht über die Serie “Chronik der Sternenkrieger”

in chronologischer Reihenfolge

Einzelfolgen:

Commander Reilly 1: Ferne Mission (Handlungszeit 2234)

Commander Reilly 2: Raumschiff STERNENKRIEGER im Einsatz

Commander Reilly 3: Commander im Niemandsland

Commander Reilly 4: Das Niemandsland der Galaxis

Commander Reilly 5: Commander der drei Sonnen

Commander Reilly 6: Kampf um drei Sonnen

Commander Reilly 7: Commander im Sternenkrieg

Commander Reilly 8: Kosmischer Krisenherd

Commander Reilly 9: Invasion der Arachnoiden

Commander Reilly 10: Das Imperium der Arachnoiden

Commander Reilly 11: Verschwörer der Humanen Welten

Commander Reilly 12: Commander der Humanen Welten

Commander Reilly 13: Einsatzort Roter Stern

Commander Reilly 14: Im Licht des Roten Sterns

Commander Reilly 15: Die Weisen vom Sirius

Commander Reilly 16: Die Flotte der Qriid

Commander Reilly 17: Ein Raumkapitän der Qriid

Commander Reilly 18: Commander der Sternenkrieger

Commander Reilly 19: Eine Kolonie für Übermenschen

Commander Reilly 20: Kampfzone Tau Ceti

Commander Reilly 21: Prophet der Verräter

Commander Reilly 22: Einsamer Commander

––––––––

TERRIFORS GESCHICHTE: Ein Space Army Corps Roman (Handlungszeit 2238)

Erstes Kommando: Extra-Roman (Handlungszeit 2242)

Erster Offizier: Extra-Roman (Handlungszeit 2246)

Chronik der Sternenkrieger 1 Captain auf der Brücke  (Handlungszeit 2250)

Chronik der Sternenkrieger 2 Sieben Monde 

Chronik der Sternenkrieger 3 Prototyp

Chronik der Sternenkrieger 4 Heiliges Imperium

Chronik der Sternenkrieger 5 Der Wega-Krieg

Chronik der Sternenkrieger 6 Zwischen allen Fronten

Chronik der Sternenkrieger 7 Höllenplanet

Chronik der Sternenkrieger 8 Wahre Marsianer

Chronik der Sternenkrieger 9 Überfall der Naarash

Chronik der Sternenkrieger 10 Der Palast

Chronik der Sternenkrieger 11 Angriff auf Alpha

Chronik der Sternenkrieger 12 Hinter dem Wurmloch

Chronik der Sternenkrieger 13 Letzte Chance

Chronik der Sternenkrieger 14 Dunkle Welten

Chronik der Sternenkrieger 15 In den Höhlen

Chronik der Sternenkrieger 16 Die Feuerwelt

Chronik der Sternenkrieger 17 Die Invasion

Chronik der Sternenkrieger 18 Planetarer Kampf

Chronik der Sternenkrieger 19 Notlandung

Chronik der Sternenkrieger 20 Vergeltung

Chronik der Sternenkrieger 21 Ins Herz des Feindes

Chronik der Sternenkrieger 22 Sklavenschiff

Chronik der Sternenkrieger 23 Alte Götter

Chronik der Sternenkrieger 24 Schlachtpläne

Chronik der Sternenkrieger 25 Aussichtslos

Chronik der Sternenkrieger 26 Schläfer

Chronik der Sternenkrieger 27 In Ruuneds Reich

Chronik der Sternenkrieger 28 Die verschwundenen Raumschiffe

Chronik der Sternenkrieger 29 Die Spur der Götter

Chronik der Sternenkrieger 30 Mission der Verlorenen

Chronik der Sternenkrieger 31 Planet der Wyyryy

Chronik der Sternenkrieger 32 Absturz des Phoenix

Chronik der Sternenkrieger 33 Goldenes Artefakt

Chronik der Sternenkrieger 34 Hundssterne

Chronik der Sternenkrieger 35 Ukasis Hölle

Chronik der Sternenkrieger 36 Die Exodus-Flotte (Handlungszeit 2256)

Chronik der Sternenkrieger 37 Zerstörer

Chronik der Sternenkrieger 38 Sunfrosts Weg (in Vorbereitung)

––––––––

SAMMELBÄNDE:

Sammelband 1: Captain und Commander

Sammelband 2: Raumgefechte

Sammelband 3: Ferne Galaxis

Sammelband 4: Kosmischer Feind

Sammelband 5: Der Etnord-Krieg

Sammelband 6: Götter und Gegner

Sammelband 7: Schlächter des Alls

Sammelband 8: Verlorene Götter

Sammelband 9: Galaktischer Ruf

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SONDERAUSGABEN:

Der Anfang der Saga (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando” und

Chronik der Sternenkrieger #1-4)

Im Dienst des Space Army Corps (enthält “Terrifors Geschichte”, “Erstes Kommando”)

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DRUCKAUSGABE (AUCH als E-Book):

Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #1 -12 (#1 enthält Terrifors Geschichte, Erstes Kommando und Captain auf der Brücke, die folgenden enthalten jeweils drei Bände und folgen der Nummerierung von Band 2 “Sieben Monde” an.)

Ferner erschienen Doppelbände, teilweise auch im Druck.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author

© dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Prolog

Hans Benson, Vorsitzender des Humanen Rates, in einem Interview im Sommer 2236, vier Monate nach dem Putschversuch durch Rendor Johnson und der Abwehr der Wsssarrr-Invasion des Sonnensystems:

FRAGE: Mister Benson, sehen Sie durch die Tatsache, dass es letztlich die Flotte der Fulirr war, die die Invasion der Wsssarrr beendete, jetzt eine gewisse diplomatische Abhängigkeit zum Sternenreich des Nalhsara?

ANTWORT: Nein, davon kann keine Rede sein. Wir sind unabhängig, werde unsere eigene Politik machen und uns den Aufgaben widmen, die jetzt anstehen. Dazu gehört natürlich in erster Linie alles, was mit den Aufräumarbeiten im Sol-System und dem Krieg die Qriid zu tun hat. Die Situation ist nach wie vor sehr ernst, und wir müssen alle unsere Kräfte bündeln, um den Bestand der Humanen Welten für die nächsten Jahre zu sichern.

FRAGFE: Lassen Sie mich noch einmal auf meine ursprüngliche Frage zurückkommen...

ANTWORT (gereizt): Wir werden dadurch, dass die Fulirr uns geholfen haben, keineswegs zu ihren Vasallen – wenn es das ist, worauf Sie hinauswollen. Aber es gibt wirklich wichtigere Dinge, als diese, eher hypothetische Frage.

FRAGE: Viele sehen diese Frage gar nicht so als hypothetisch an. Mehrere Mitglieder des Humanen Rates haben in ihren Reden nach der Gegenleistung gefragt, die die Fulirr für ihre Hilfe erwarten!

ANTWORT: Wir haben freundschaftliche Beziehungen. Aber es gibt keine konkrete Gegenleistung. Die Fulirr sind nicht die Ersatz-Söldner für das Space Army Corps.

FRAGE: Was ist mit einer Beteiligung der Humanen Welten am Krieg der Fulirr gegen die K'aradan? Es ist doch bekannt, dass die Fulirr seit langem diplomatisch darauf hinarbeiten, uns als Bündnispartner zu gewinnen. Wird es jetzt – unter den veränderten Bedingungen dazu kommen?

ANTWORT (noch gereizter): Ich weiß nicht, was Sie von veränderten Bedingungen daherfaseln und weshalb Sie das nachplappern, was irgendwelche selbsternannte Weisen im Mediennetz von sich geben!

FRAGE: Dann können Sie definitiv ausschließen, dass die Humanen Welten auf Seiten des Nalhsara eingreifen?

ANTWORT: Jeder militärisch einigermaßen ausgebildete Beobachter wird Ihnen bestätigen, dass sich die Humanen Welten im Moment nun wirklich alles andere leisten können – nur keinen Zwei-Frontenkrieg. Die Invasion der Wsssarrr hat doch gezeigt, wie nahe das die solare Menschheit an den Abgrund gebracht hat. Ist das Antwort genug?

FRAGE: Ich stelle fest: Definitiv ausgeschlossen haben Sie die Unterstützung der Fulirr nicht.

ANTWORT: Wenn Sie die eine oder andere Rohstofflieferung schon als kriegswichtige Unterstützung ansehen...

FRAGE: Gibt es da nicht einen fließenden Übergang? Soweit ich weiß, werden derzeit alle Handelskontakte mit dem Reich der K'aradan auf den Prüfstand gestellt und unsere Außenvertretung bereitet einen Erlass vor, der sämtliche Waren, die ins Reich von Aradan exportiert werden – viele sind es ja ohnehin bislang nicht! – daraufhin untersucht, ob sie waffentaugliche Technologien enthalten!

ANTWORT: Das ist mir jetzt zu dumm. Diese Fragen waren auch nicht abgesprochen. Sie können auf meine Freigabe für dieses Interview lange warten...

FRAGE: Ich habe nur das gefragt, was sich auch die Öffentlichkeit fragt!

ANTWORT: Das Gespräch ist beendet. Schluss. Aus.

FRAGE: Mister, Benson, wir danken Ihnen für das Gespräch.

ANTWORT: Wenn Sie das senden, haben Sie eine Klage am Hals, die Sie und Ihren Sender finanziell nie wieder auf einen grünen Zweig kommen lässt!

FRAGE: Mal sehen, was unser Justiziar dazu sagt, Mister Benson.

*

AUS DEN PRIVATEN AUFZEICHNUNGEN von Hans Benson (unveröffentlicht, Freigabe frühestens 50 Jahre nach Tod des Verfassers):

Von dem Moment an, das das erste keilförmige Fulirr-Schiff im Sonnensystem der Erde auftauchte, um die Wsssarrr mit Antimaterie hinauszubomben, hatten die Humanen Welten ihre diplomatische Unabhängigkeit faktisch verloren. Unsere Souveränität war eine Fiktion, der wir selbst nur allzu gern glaubten. Dass die Fulirr sofort nach Einstellung der Kampfhandlungen wieder in ihr Nalhsara zurückkehrten mindert an dieser Aussage nichts. Und ebenso wenig die Tatsache, dass die Sauroiden in einem scheiterten: Sie schafften es nicht, durch einen Putsch eine ihnen genehmere Regierung einzusetzen.

*

AUS EINEM MEMORANDUM von Brendon Margolis, Sicherheitsbeauftragter von Julian Lang, dem Vorsitzenden des Humanen Rates, November 2251:

Während im Sol-System sich die Invasion der Wsssarrr ereignete und sich die Humanen Welten ihre dünne Existenzbasis beinahe durch einen Putsch selbst zerstörten, wurde bei New Hope verzweifelt um den Bestand dieses fragilen Sternenreichs gekämpft. Heute wissen wir, dass uns die Fulirr durch ihre Unterstützung des Putsches erst in die Lage brachten, dass wir uns von ihnen helfen lassen mussten.

*

COMMODORE MINTON DERREKS in einem Referat zur sicherheitspolitischen Lage der Humanen Welten während einer Sitzung des zentralen Verteidigungsstabes des Sol-Systems. Die Aufzeichnung erfolgte illegal und durch Unbekannte. Sie war vom 3.3.2237-4.6.2238 im Mediennetz zu finden:

Auch ohne den Putsch hätte die Wsssarrr-Invasion das Ende der Humanen Welten bedeutet. Die Fulirr haben uns geholfen. Seien wir ihnen dankbar.

Aber es wäre vollkommen naiv anzunehmen, sie würden uns dafür nicht irgendwann die Rechnung präsentieren.

Im Moment können wir uns darauf herausreden, dass die Qriid-Gefahr noch lange nicht gebannt ist und wir mit weiteren Angriffswellen des Heiligen Imperiums rechnen müssen. Wir können weiter ins Feld führen, dass es durchaus auch im Interesse des Nalhsara liegt, dass die Humanen Welten ein stabiles Bollwerk gegen das Qriid-Reich bilden, da ansonsten absehbar wäre, dass sich der Kreuzzug dieser religiös fanatisierten Rasse früher oder später auch gegen die Fulirr richten würde.

Sehen wir den Gegebenheiten realistisch ins Auge: Die Menschheit war nicht in der Lage, ihre Sicherheit aus eigener Kraft zu gewährleisten und auch wenn sich derzeit die politische Klasse noch scheut, dies offen auszusprechen, bringt uns das in eine gewisse Abhängigkeit.

Ich sehe auf Dauer keine realistische Möglichkeit, die Humanen Welten aus dem Konflikt zwischen dem K'aradan-Reich und den Fulirr herauszuhalten.

Als besonders unglücklich empfinde ich die Tatsache, dass wir die Entscheidung, auf welche Seite des Konfliktes wir uns stellen, nicht selbst treffen konnten. Denn – wie immer ein künftiges Engagement der Humanen Welten zugunsten des Nalhsara auch aussehen mag – die Menschheit wird damit in diesem Konflikt den Aggressor und nicht den Angegriffenen unterstützen. Das spricht den Werten, auf denen der Bund der Humanen Welten von Sol und die Verfassungen seiner Mitgliedsplaneten aufgebaut sind, Hohn.

Ich weiß, dass ich damit weit in die Zukunft vorausgreife.

Aber wenn Aggression unterstützt wird, ist das nicht nur in unserem Verhältnis zu anderen extraterrestrischen Völkern bedenklich – ich denke da an das noch fragile Bündnis (falls dies denn überhaupt der Richtige Ausdruck sein sollte) zu den Ontiden, auf deren weiteren Willen zur friedlichen Koexistenz wir angewiesen sind.

Ich denke, dass die Unterstützung von militärischer Aggression für die Zukunft auch en nicht zu unterschätzender Sprengsatz für das Binnenverhältnis der Mitgliedsplaneten untereinander sein kann.

Die Gegensätze einzelner Planeten oder Planetengruppen – ich nenne hier nur stellvertretend die Drei Systeme mit Genet an der Spitze – zu den Institutionen und der Gesetzgebung des Bundes ist schon heute augenfällig. Und ich möchte den Tag erleben, da Teile der Humanen Welten aus dem Bund herausbrechen und sich Menschen von unterschiedlichen Welten in einem militärischen Konflikt gegenüberstehen, weil sie glauben, ihre Vorstellungen von Recht und Unabhängigkeit mit Gewalt durchsetzen zu können.

1. Kapitel: Nach der Schlacht ist vor der Schlacht

Das Zentrum der Kampfformation von Space Army Corps Schiffen bildete eine Einheit der Dreadnought-Klasse. Zylinderförmig war sie, wie nahezu alle im Space Army Corps, die während des ersten Qriid–Krieges verwendet wurden. Die 834 m lange Dreadnought trug den Namen TARRAGONA und stand unter dem Kommando von Commodore Ray Malmgren. 421 Gauss-Geschütze besaß die TARRAGONA an jeder ihrer vier Breitseiten oben, unten, rechts und links. Flankiert wurde sie von einigen Kreuzern, Zerstörern und Leichten Kreuzern. Zusammen bildeten sie einen kompakten Verband, der sich in der Nähe des Zwergplaneten New Hope D 334 formiert hatte. New Hope war das wichtigste System am Rande des sogenannten Niemandslandes zwischen dem von den Humanen Welten beanspruchten Territorium und dem sich ständig ausdehnenden Grenze des Heiligen Imperiums der vogelartigen Qriid. Milliarden Menschen lebten dort, insbesondere auf New Hope II und III.

Die Klasse der Zwergplaneten war im frühen einundzwanzigsten Jahrhundert eingeführt worden – ein  Akt, der den Planeten Pluto im Sol-System seines Planetenstatus beraubt hatte.

So war der aus rötlichem, marsähnlich wirkendem Gestein bestehende Zwergplanet New Hope D 334 auch nicht in die Planetenzählung des Systems eingegangen. Das D hinter seinem Namen stand für „Dwarf“ („Zwerg“) und die Zahl dahinter gab Auskunft darüber, um den wievielte Zwergplanet des New Hope Systems es sich handelte. Entscheidend für die Nummerierung war dabei schlicht und ergreifend die zeitliche Reihenfolge der Entdeckung.

Die Formation von Space Army Corps Schiffen bei D 334 war nur eine von mehreren Dutzend weiterer ähnlicher Formationen, die zusammengenommen einen gedachten Abwehrschild um das System bildeten. Dazu gab es noch Reserven an Space Army Corps Schiffen, sowie die ins Space Army Corps integrierten Kräfte der lokalen Systemverteidigung.

Ein Verband von recht schnellen Qriid-Schiffen näherte sich der TARRAGONA und dem von ihr angeführten Verband. Um Treffer durch die geballte Feuerkraft ihrer Gegner zu vermeiden, flogen die Qriid in einer möglichst weit auseinander gezogenen Formation, so dass sie möglichst kein kompaktes Ziel abgaben. Die Space Army Corps Schiffe verfolgten jedoch genau die entgegengesetzte Taktik... Sie mussten einen kompakt positionierten Verband bildeten, um die eigene Feuerkraft wirkungsvoller zur Geltung bringen zu können. Sobald sich der Gegner weit genug genähert hatte, würden die über achthundert Kanonen der Dreadnought TARRAGONA ihre tödliche Ladung herausschleudern. Hunderttausende von würfelförmigen, überaus durchschlagskräftigen Gauss-Geschossen wurden dann durch den Abschuss aus einer der Gauss-Kanonen auf halbe Lichtgeschwindigkeit beschleunigt.

New Hope – hier griffen die Qriid seit Wochen fast ununterbrochen an und hofften auf einen Durchbruch. Mit ihren Industriekapazitäten war dieses System innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem der wichtigsten innerhalb der Humanen Welten avanciert.

Dass die Qriid hier einen Angriffspunkt suchten, lag auf der Hand. Schließlich versuchten sie stets, die von ihnen eroberten Welten so schnell wie möglich in ihre eigene industrielle Kriegsproduktion einzubinden. Mit New Hope in ihrer Hand hätten sie eine Produktionsbasis gehabt, von der aus Truppenverbände im ganzen Sektor hätten versorgt werden können. Ein Brückenkopf zur endgültigen Niederwerfung der Humanen Welten.

Das eine Raumkugel von hundert Lichtjahren durchmessende Sternenreich der Menschheit stand am Abgrund. Die letzten Angriffswellen der Qriid auf New Hope hatten unter den Space Army Corps Schiffen hohe Verluste gefordert. Die zahlenmäßig überlegenen Qriid-Verbände hingegen schienen nahezu unerschöpfliche Reserven zu haben. Nach Kampfpausen von mehreren Tagen tauchten immer neue Raumverbände auf den Ortungsschirmen auf und materialisierten aus dem Zwischenraum.

So auch jetzt.

Nur 1,5 Astronomische Einheiten vom Verband der TARRAGONA entfernt trat ein weiterer Verband von 16 Qriid-Schiffen ins Normaluniversum ein. Allerdings würden diese Schiffe erst in einigen Stunden in die Kämpfe eingreifen können. Sie traten mit ungefähr vierzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit ins Einsteinuniversum und mussten erst einmal eine längere Bremsphase hinter sich bringen, um nicht wie Geschosse an ihren Gegnern vorbeizuschnellen. Die Trefferwahrscheinlichkeit eines Passiergefechts bei hohen Geschwindigkeiten lag nämlich auf beiden Seiten und völlig gleichgültig vom eingesetzten Waffensystem bei Null Komma und einer Folge weiterer Nullen, die so groß war, dass die Ziffern, die danach folgten mehr einer Möglichkeit im mathematischen und nicht im praktischen Sinn entsprachen.

Die erste Angriffswelle der Qriid eröffnete nun das Feuer. Die grünlich schimmernden Strahlen ihrer Trasergeschütze zuckten durch das All. Ihre Treffsicherheit auf größere Entfernungen war deutlich höher als die Gauss-Geschütze, die von den Einheiten der Humanen Welten benutzt wurden. Deren Einsatz hatte noch keine Sinn. Dafür hatte Commodore Ray Malmgren, der gleichzeitig Kommandant der Dreadnought TARRAGONA war, den Befehl gegeben, Raketen abzuschießen. Und zwar schon beim ersten Auftauchen der qriidischen Angriffsflottille. Die Raketen suchten sich ihre Ziele selbst mit Hilfe von Sensoren. Sie waren auf die Signaturen von Qriid-Schiffen programmiert, aber über Funk bestand jederzeit die Möglichkeit einer Korrektur. Der Kurs der feindlichen Einheit ließ sich in etwa vorausberechnen und so die Punkte, an denen sich der Raketenkurs und der Kurs eines Angreiferschiffs schnitten.

Der Großteil der Raketen wurde natürlich von den Nahbereichs-Trasern der Qriid getroffen und zerstört. Aber selbst wenn nur ein kleiner Teil der Lenkwaffen ihre Ziele erreichten, war das schon ein Erfolg. Und da die Raketen im kosmischen Maßstab gesehen winzigste Objekte waren, die trotz ihrer Antriebssignatur nicht ganz leicht zu orten waren, konnte man davon ausgehen, dass zumindest einige von ihnen ihr Ziel auch erreichten.

Oder zumindest so nahe herankamen, dass sie bei einer Explosion, die durch die Bekämpfung mit qriidischen Traserstrahlen ausgelöst wurde, immer noch erheblichen Schaden an dem angreifenden Qriid-Schiff anzurichten vermochten.

Eines der Qriid-Schiffe wurde durch eine Rakete voll getroffen. Es platzte auseinander und die glühenden Trümmerteile irrlichterten wie Sternschnuppen durch das All. Eine weitere Rakete wurde von den Qriid nicht früh genug bemerkt. Der Breitband-Traserstrahl brachte die Rakete zur Explosion. Die Außenhülle des Qriid-Schiffs wurde auf einer Länge von zehn Metern aufgeschmolzen. Brände breiteten sich im Inneren des Schiffs aus. Wenig später war es manövrierunfähig. Mit einem chaotisch schlingernden Kurs drang es in jene Zone ein, die bereits von den Gauss-Geschützen der Space Army Corps Schiffe erfasst wurde. Das Feuer der Gauss-Projektile durchlöcherte es wie einen Schweizer Käse. Die Wuchtgeschosse drangen in die Außenhülle ein und zogen Kanäle mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern mitten durch das Schiff. Die meisten dieser auf halbe Lichtgeschwindigkeit beschleunigten Projektile traten auf der den Space Army Corps Einheiten abgewandten Seite des Schiffs wieder aus – jetzt auf 0,24 LG abgebremst. Damit waren sie immer schnell genug, um auch noch weitere Objekte zu durchschlagen, falls sich diese in der Nähe befanden. Nur wenige Gauss-Geschosse blieben im Inneren des getroffenen Schiffs stecken, etwa wenn sie auf besonders harte Elemente trafen, die sie dann zwar auch durchdrangen, die aber für eine Abbremsung des Geschosses sorgten, die es auf eine Endgeschwindigkeit brachte, die nicht mehr ausreichte, um die Außenhülle von innen durchschlagen zu können. Manchmal konnte man dann sehen, wie sich Beulen aus der dem Gegner abgewandten

Seite herausdrückten. Das Außenmaterial, aus dem Qriid-Schiffe gefertigt waren, war zwar nicht ganz so dick wie die Panzerzungen der Space Army Corps-Einheiten, dafür aber flexibler und leichter formbar, sodass es auch bei extremen Verformungen, die geschlossene Struktur erhielt.

Natürlich nur innerhalb gewisser Toleranzgrenzen.

Die Qriid nutzten den taktischen Vorteil einer weit auseinandergezogenen Angriffsformation, die dem Geschosshagel der Space Army Corps Schiffe einfach weniger Angriffsfläche bot. Außerdem hielten sie sich möglichst nur am Rand jener Zone, in der die Salven der Space Army Corps Einheiten ihre volle Feuerkraft entfalten konnten. So flogen die Qriid keinen einfachen Frontalangriff. Die meisten Kurse der Angreifer glichen einer Kurve. Man näherte sich den Verbänden der Humanen Welten zunächst an und nahm dann einen gebogenen Kurs. Eine Kurve, die so eng wie möglich sein musste – das Maximum dessen, was die momentane Geschwindigkeit des Qriid-Schiffes in dieser Hinsicht gerade erlaubte. Bestenfalls konnte das eine Art Hyperbel-Bahn ergeben. Ziel war es dann, so schnell wie möglich die gefährliche Zone wieder zu verlassen, in der ihnen die Projektile nur so um die Ohren flogen. Nachdem sie dann einen Bogen geflogen waren, griffen sie erneut an.

Dieses taktischer Verhalten war in den mittlerweile zahllosen Gefechten, die sich Space Army Corps Schiffe inzwischen mit den Streitkräften des Heiligen Imperiums geliefert hatten, immer wieder zu beobachten gewesen. In den taktischen Stäben des Space Army Corps wurde das Manöver auch mitunter als Standard-Geier-Sturzflug bezeichnet, was auf höherer Ebene nicht so gern gehört wurde. Trotz der Tatsache, dass man es bei den Qriid mit einem religiös fanatisierten, unbarmherzigen Gegner zu tun hatte, der keinerlei Kompromisse einging und sich auf einer heiligen Mission wähnte, wollte man jedoch jeden Anflug von Rassismus vermeiden. Auch und gerade im Space Army Corps.

Dutzende von Qriid-Schiffen flogen dieses Manöver und sorgten dabei für einen möglichst großen Abstand untereinander.

Sie feuerten die ganze Zeit über mit ihren Traserkanonen dabei.

Die TAMERLAN, ein Zerstörer, der sich auf der Steuerbordseite der TARRAGONA in der Formation der bei D 334 positionierten Space Army Corps Flottille eingeordnet hatte, wurde von einem Traserstrahl voll erwischt. Ein zweiter Strahl – abgegeben von einem anderen Angreifer-Schiff – erfasste es ebenfalls. Die TAMERLAN explodierte. Captain Brenda McClellan blieb noch nicht einmal mehr Zeit für einen Notruf, geschweige denn  dafür, Rettungskapseln oder gar Landefähren auszusetzen. Die Außenhülle der TAMERLAN wurde auf breiter Front aufgeschmolzen. Wolken aus kondensierender Atemluft traten ins All. Dann brachen Brände aus, fraßen sich in rasender Geschwindigkeit fort. Die TAMERLAN verwandelte sich in eine Atomsonne. Ein Leichter Kreuzer in unmittelbarer Nähe wurde mit schweren Beschädigungen aus der Formation herausgekegelt. In einer chaotischen Bahn, bei der sich der Leichte Kreuzer überschlug und sich wie ein in die Luft geworfener, länglicher Stein drehte. Da er damit in die Schusslinie der eigenen Verbände geriet, konnten die einen Teil ihrer Feuerkraft jetzt nicht mehr einsetzen. Trümmerteile der TASMERLAN wurden gegen die Dreadnought TARRAGONA geschleudert. Es gab mehrere kleinere Schäden an der Außenhülle. Ein Dutzend Gauss-Geschütze wurden so verbogen, dass sie nicht mehr einsatzfähig waren.

Es gab weitere Treffer der Qriid. Der Schwere Kreuzer ATLANTIS VIII bekam durch Traser-Dauerbeschuss so schwere Schäden, dass eine komplette Geschützbreitseite nicht mehr eingesetzt werden konnte. Ein weitere Schwerer Kreuzer wurde manövrierunfähig und meldete einen schweren Brand in der Triebwerkssektion. Eine Evakuierung wurde vorbereitet. Zwei Leichte Kreuzer zerplatzten unter dem Traserbeschuss und verwandelten sich in kleine Atomsonnen. Die Formation der Verteidiger wurde im wahrsten Sinn des Wortes auseinandergesprengt. 

Während die Schiffe der ersten qriidischen Angriffswelle mehr und abdrehten und sich aus den Schusslinien der Space Army Corps Schiffe entfernten, näherte sich bereits die zweite Welle. Bis zu ihrem Eintreffen im Schussbereich der Gauss-Geschütze würden noch Stunden vergehen. Aber es war illusorisch anzunehmen, dass die Formation bei New Hope D 334  sich bis dahin wieder positioniert hatte. Also traf Commodore Ray Malmgren eine folgenschwere Entscheidung. Eine Entscheidung, die kein Zurück erlaubte.

Er gab den Befehl zu einem Space Army Corps Manöver, das den Codenamen „Degenspitze“ trug. 

Der Degen war eine um 1680 aufkommende Stichwaffe aus der prä-spacialen Zeit der Erde. Diese mit einer vierkantigen, ausschließlich zum Stich geeigneten Klinge ausgestattete Waffe war vor allem unter Offizieren oft getragen worden – als reine Zierwaffe in manchen terrestrischen Armeen bis ins frühe einundzwanzigste Jahrhundert. Das Manöver, das Malmgren nun einleitete, glich in übertragenem Sinn dem Stich mit einer Degenspitze.

Die Dreadnought TARRAGONA – benannt nach James Tarragona, dem Begründer der lokalen Erdverteidigung, als deren Nachfolgeorganisation sich das Space Army Corps  in gewisser Weise empfand – drehte sich und verließ mit maximaler Beschleunigung die Formation. Der Kurs zielte exakt auf den Verband der heranrückenden zweiten Qriid-Angriffswelle ab. Noch waren diese Angreifer relativ nahe beieinander. Erst wenn sie sich der von Gauss-Geschossen gefährdeten Zone näherten wurde die Formation bei den Qriid maximal aufgespreizt, um die Trefferwahrscheinlichkeit herabzusetzen.

Die TARRAGONA hielt nun genau auf die Angreifer zu, flog auf das Zentrum des Pulks von Angreifer-Schiffen zu.

Gleichzeitig lösten sich auch die anderen noch kampffähigen größeren Einheiten aus der Formation und bildeten einen Cordon, um die beschädigten oder gar havarierten Schiffe zu schützen. Ein Teil der Leichten Kreuzer, die die Masse der eingesetzten Schiffe ausmachten, reihten sich in diesen Cordon ein, dessen Formationsdichte um einiges geringer war, als es bei der traditionellen Kampfformation von Space Army Corps Schiffen als üblich angesehen wurde.

Die verbleibenden Leichten Kreuzer kümmerten sich hingegen um die Aufnahme von Rettungskapseln oder ausgesetzten Landefähren. Oder sie evakuierten überlebende Besatzungsmitglieder direkt von den angeschossenen Schiffen.

Die TARRAGONA näherte sich indessen sehr schnell dem Pulk der Angreifer, deren Geschwindigkeit bereits erheblich heruntergebremst war...

Die ersten Traser-Schüsse wurden bereits auf die Dreadnought abgefeuert. Fünfzig Jagdgeschütze hatte die TARRAGONA am Bug. Die Zahl der Geschütze war bei den Leichten Kreuzern normiert, aber bei den größeren Einheiten – insbesondere den Dreadnoughts gab es Schwankungen, sowohl was die Größe, als auch was die Zahl der Geschütze betraf.  Allerdings gab es derzeit in den Diensten des Space Army Corps keine Dreadnought unter einer Länge von 800 Metern und einer Geschützzahl von dreihundert pro Breitseite.

Ein paar Trasertreffer im Bugbereich sorgten für den zwischenzeitlichen Ausfall einiger Systeme. Außerdem war die Hälfte der Jagdgeschütze nach dem ersten Treffer eingeschmolzen und es gab eine Hüllenschmelzung, die eine Ausdehnung von fünf Quadratmetern aufwies. Für die Reparatur- und Abwehrmechanismen der TARRAGONA war das kein unlösbares Problem. Die Gauss-Geschütze im Bug wurden ohnehin – wie alle anderen Waffen von der Brücke aus bedient. So konnte der Sektor problemlos evakuiert und abgeschottet werden. Ein Reparaturtrupp in schweren Raumanzügen sorgte dafür, dass die aufgeschmolzene Stelle im Rumpf, durch die so gut wie die gesamte Atemluft der Sektion entwichen war, rasch wieder geschlossen wurde. Man benutzte dazu Platten aus einem Metall-Plastik-Gemisch, das sich leicht verarbeiten und gut abdichten ließ. Es war zwar nicht unbedingt dazu geschaffen, Traserfeuer lange standzuhalten, aber dass bis auf den Meter genau exakt dieselbe Stelle einen weiteren Treffer erhielt, war so gut wie ausgeschlossen.

Fünf leicht verletzte Besatzungsmitglieder waren die Bilanz dieses Treffers. Die in der betroffenen Sektion Diensttuenden Offiziere und Mannschaften konnten sich allesamt in Sicherheit bringen, bevor der Druck so weit abfiel, dass ein Überleben nicht mehr möglich war.

Aus den Raketensilos der TARRAGONA wurden nun Dutzende von Raketen abgefeuert, die sich ihre Ziele unter den auseinanderstrebenden Qriid-Schiffen suchen würden.

Dann erreichte das Schlachtschiff der Dreadnought-Klasse den Pulk und Commodore Malmgren übergab die Schiffskontrolle an den Waffenoffizier. Die TARRAGONA begann sich um die eigene Achse zu drehen, während aus den Hunderten von Gauss-Geschützen an ihren vier Breitseiten Abertausende von Projektilen herausspuckten. Ein wahrer Hagelschauer von ultraschnell, beschleunigten, würfelförmigen Wuchtgeschossen schlug auf den Schiffen der Qriid ein. Die ersten beiden zerplatzten nach verheerenden Treffern in die Energieerzeugungs- und Antriebssektion. Ein weiteres torkelte manövrierunfähig durch das All, nachdem es ein paar Gauss-Treffer erlitten hatte.

Die Qriid-Schiffe hatten durchschnittlich eine Größe, die mit den Leichten Kreuzern des Space Army Corps vergleichbar war. Es gab nur wenige Einheiten, die von ihrer Kampfkraft und der Stärke ihrer Bewaffnung her den Schweren Kreuzern oder den Zerstörern äquivalent waren.

Ein Dreadnought-Schlachtschiff war daher durchaus in der Lage, mit einer weit überlegenen Anzahl feindlicher Schiffe fertig zu werden. Die Feuerkraft übertraf manchmal jene ganzer Verbände kleinerer Einheiten, zumal diese Feuerkraft auch noch einer zentralen Koordination unterlag und daher in ihrer Wirkung noch verstärkt wurde.

Die TARRAGONA schnitt eine Schneise der Verwüstung in die Reihen der Qriid-Schiffe. Diese versuchten, die gerade im Zuge ihres Bremsmanövers nach dem Austritt aus dem Zwischenraum gedrosselte Geschwindigkeit wieder mit Maximalwerten zu beschleunigen, um aus dem unmittelbaren Einflussbereich des Gauss-Feuers zu gelangen.

Dabei feuerten sie weitere Traser-Schüsse auf die TARRAGONA ab. Hier und da gab es den Ausfall des einen oder anderen Dutzends von Gauss-Geschützen zu beklagen. Die ausgefahrenen Läufe der Geschütze verschmolzen, wenn sie lange genug in den Wirkungsbereich eines Traser-Strahls gerieten. Damit sie nicht mehr eingesetzt werden kontern, reichte es schon, wenn sich relativ geringfügige Verformungen oder Veränderungen des Durchmessers ergaben. Es gab ein elektronisches Sensorsystem, dass ständig dafür sorgte, dass dies überprüft wurde. Ansonsten bestand nämlich die akute Gefahr, dass ein Schuss im wahrsten Sinn des Wortes nach hinten losging. Bei den ersten Prototypen der Gauss-Geschütze war das durchaus häufiger vorgekommen. Die Wucht des Geschosses richtete sich dann ganz oder teilweise gegen das eigene Schiff. Unter ungünstigsten Umständen, konnte der Schiffsrumpf auf breiter Front aufgerissen und eine gesamte Breitseite vollkommen unbrauchbar werden. Eine Totalhavarie war dann in der Regel die Folge.

Die TARRAGONA hatte stark abgebremst. Je langsamer sie durch die Reihen der feindlichen Schiffe flog, desto effektiver konnte sie die überlegene Durchschlags- und Feuerkraft ihrer Geschützkapazitäten ausnutzen.

Nur ein kleiner Teil der angreifenden Qriid-Einheiten gelangte jetzt noch bis zu dem neu formierten Verband bei New Hope D 334. Und deren Angriffe konnten die im Cordon positionierten Einheiten einigermaßen abwehren, sodass die Evakuierungen der havarierten Einheiten und die Aufnahme von Rettungskapseln und ausgesetzten Beibooten reibungslos vonstatten gehen konnten.

Als das Dreadnought-Schlachtschiff den Pulk der Qriid-Schiffe durchflogen hatte, hatten die Ionentriebwerke inzwischen auf 0,7 LG abgebremst. Mit dieser Geschwindigkeit war es durchaus möglich eine Kurve zu fliegen, die eine relativ rasche Rückkehr zum Ausgangspunkt des Manövers bei D334 gewährleistete. Denn dieser Punkt musste unbedingt gehalten werden. In den strategischen Überlegungen des Space Army Corps Kommandostabs für das New Hope System spielte er entscheidende Rolle bei der Sicherung des gesamten inneren Bereichs dieses Sonnensystems.

Die TARRAGONA durfte sich daher nicht allzu weit von D 334 entfernen, zumal die Evakuierungen ansonsten vielleicht auf längere Sicht nicht durchgeführt werden konnten, sobald sich die Qriid-Schiffe wieder geordnet hatten oder eine neue Angriffsflottille auftauchte.

Und letzteres war genau in diesem Moment der Fall. Der Ortungsoffizier der TARRAGONA meldete Commodore Ray Malmgren das Auftauchen von insgesamt zwei Dutzend Qriid-Raumern in einem Abstand von 2 AE in senkrechter Richtung zur Systemebene.

Dieser Verband näherte sich also gewissermaßen „von oben“, wenn man die Ausrichtung der künstlichen Schwerkraft an Bord des Dreadnought-Schlachtschiffs in dieser Hinsicht als Maßstab nahm.

Die TARRAGONA kehrte also zurück. Einzelne Qriid-Einheiten aus dem mehr oder minder zersprengten Verband näherten sich dem Cordon der Schweren Kreuzer und Zerstörer.

Hier und da gab es Treffer auf beiden Seiten. Eines dieser Qriid-Schiffe wurde zerstört, den anderen gelang es, sich wieder zu entfernen, ehe sie den Gauss-Geschützen der Space Army Corps-Einheiten zu nahe kamen. Es machte sich nun bemerkbar, dass die Trefferwahrscheinlichkeit bei vereinzelten Qriid-Einheiten ungleich geringer war, als wenn man eine ganze Formation von Angreifern vor sich hatte. Mit dieser Strategie der Nadelstiche versuchten die Taktiker der Qriid offenbar die verbliebene Restflotte bei D 334 so lange zu beschäftigen, bis die von dem 2 AE senkrecht zur Systemebene gelegenen Austrittspunkt aus angreifenden frischen Einheiten den Ort des Kampfgeschehens erreicht hatten.

Die Cordon-Formation der Space Army Corps Einheiten auseinandersprengen oder den Verband vertreiben konnten diese einzelnen Einheiten nicht. Aber sehr wohl waren sie dazu in der Lage, zu verhindern, dass die Space Army Corps Schiffe bei D 334 eine zur Abwehr der neuen Angreifer besser geeignete Formation einnehmen konnten.

Schwere Schäden wurden indessen vom Zerstörer MONTGOMERY gemeldet. Das Schiff hatte einen Traserstrahl in die Triebwerkseinheit bekommen. Der Sandström-Antrieb hatte nichts abbekommen, dafür war der Ionenantrieb hinüber. Ein Brand fraß sich jedoch in benachbarte Sektoren voran und es war noch nicht klar, ob das Schiff aufgegeben werden musste oder eventuell gerettet werden konnte. Das hing davon, ob es gelang, ein Übergreifen des Brandes auf die Sektion zur Energieerzeigung zu verhindern.

Die TARRAGONA änderte den Kurs. Sie flog nun nicht mehr auf direktem Weg auf D 334 zu, sondern, hielt auf einen Rendezvouspunkt zu, an den auch die gerade aus dem Zwischenraum getretenen Qriid-Schiffe erreichen würden. 

Das Schlachtschiff schickte sich auf diese Weise an, den angreifenden Einheiten den Weg abzuschneiden und zu einem Zeitpunkt die Konfrontation zu suchen, in dem die Spreizung des Verbandes noch nicht so weit fortgeschritten war.

Der Kommandant dieser Qriid-Flottille schien ein außergewöhnliches taktisches Genie zu sein, denn er erfasste diese hinter der Kursänderung der TARRAGONA stehende Absicht recht schnell.

Er gab daher den Befehl, die Spreizung schon sehr viel früher vorzunehmen, als dies normalerweise bei angreifenden Qriid-Verbänden der Fall war.

Die Qriid-Raumer strebten auseinander und entfernten sich so weit es ging voneinander. Die Flagg-Einheit ihres Verbandes berechnete dabei die Kurse, die die einzelnen Schiffe zu nehmen hatten, um jeweils Positionen mit maximaler Entfernung voneinander zu erreichen.

Durch diese vorzeitige Spreizung des Qriid-Verbandes verlängerte sich jedoch für so gut wie alle Schiffe dieser Flottille der Weg bis D 334.

Sie würden länger brauchen, um den Ort des Kampfgeschehens zu erreichen, später eingreifen können und vor allem wären ihre Angriffe nicht so massiert.

Die Taktik Malmgrens hatte also schon jetzt bis zu einem gewissen Grad Erfolg.

Der Rendezvouspunkt änderte sich natürlich geringfügig durch die Kursänderungen der Qriid-Schiffe. Vor allem  war es schwieriger zu berechnen, wo die TARRAGONA vermutlich auf die größte Anzahl von gegnerischen Schiffen treffen würde, wobei es immer darauf ankam, wie viele davon auch tatsächlich im Hochwirkungsbereich ihrer Gauss-Geschütze waren.

Aber um so etwas zu errechnen gab es an Bord der TARRAGONA einen leistungsfähigen Bordrechner, der mehrere Punkte angab, die als Zielpunkte taktisch interessant sein konnten. Aus dieser Entfernung war eine Kursänderung von wenigen Grad ein Unterschied beim Zielpunkt von über einer AE. Commodore Malmgren musste die Vor- und Nachteile der verschiedenen Zielpunkte miteinander abwägen und traf eine vorläufige Entscheidung. So lange man noch relativ weit entfernt war, konnte man diese Entscheidung auch durch eine leichte Kursänderung wieder revidieren. Selbst bei hoher Geschwindigkeit. Je weiter man sich jedoch näherte, desto schwieriger wurde dies.

Die fünf unabhängigen Ionentriebwerke des riesigen Schlachtschiffs ließen den Boden auf der Brücke erzittern. In den Sektionen rund um den Maschinentrakt war es noch schlimmer. Dort befanden sich die Aufenthalts- und Freizeiträume und man war wohl davon ausgegangen, dass sich dort während eines Gefechts ohnehin niemand aufhielt. Daher hatte man an der Schallisolierung gespart. Dort herrschte ein unerträgliches Dröhnen und alle möglichen Teile in der Wandverkleidung vibrierten.

Aber das war nicht einmal die schlimmste Kinderkrankheit, die so mancher vom Space Army Corps eingesetzter Schiffstyp aufwies, wie Commodore Ray Malmgren durchaus bekannt war. Es hatte wenig Sinn, sich darüber zu beschweren. Die Ohren derer, die das nötige Geld für Verbesserungen hätten freigeben müssen, waren traditionell schwerhörig und davon abgesehen dämmerte ohnehin erst seit dem Beginn des Qriid-Krieges einem größeren Teil der Öffentlichkeit auf den Humanen Welten, wie wichtig das Space Army Corps für das Überleben dieses noch auf sehr wackeligen Füßen stehenden Sternenreichs der Menschheit war.

Stunden des Wartens folgten.

Stunden, in denen niemand mit seinen Geschossen den Gegner erreichen konnte. Stunden, in denen man aufeinander zuflog und Kurs leicht modifizierte, um sich entweder taktische Möglichkeiten zu eröffnen oder diese anzutäuschen, um auf der anderen Seite eine falsche Annahme nahezu legen.

Ray Malmgren zog sich in dieser Zeit in den Raum des Captains zurück und übergab das Kommando dem Ersten Offizier. Viel verkehrt machen konnte der in dieser Phase des Gefechts nicht.

Malmgren musste allein sein.

Einen Augenblick die Gedanken ordnen, um wieder klar beieinander zu sein, wenn es darum ging innerhalb von Augenblicken Entscheidungen zu treffen, die womöglich nicht nur entscheidend für den Sieg oder die Niederlage waren.

Die auch nicht nur über das Schicksal der Besatzungen jener Schiffe entschieden, die zum Verband der TARRAGONA gehörten.

Es ging um das ganze System.

Und vielleicht war sogar das noch nicht einmal der richtige Maßstab, um diese Schlacht zu betrachten. Eigentlich ging es um die Humanen Welten insgesamt, denn wenn New Hope fiel – das war allen Beteiligten klar – dann würde es sehr schwer sein, die Qriid noch aufzuhalten. Eine derartige industrielle Basis auf einem aus Sicht der Qriid entfernten Brückenkopf konnte man sich nur wünschen. Vielleicht gab es nach der Systemeroberung ein paar kampffreie Wochen oder gar Monate, in denen die Qriid lediglich darangingen, die Industrieanlagen des Systems kompatibel zu machen.

Malmgren genehmigte sich einen Syntho-Drink mit starkem Koffein-Anteil. Das wirkte belebend. Wahrscheinlich hat es bei mir schon gar keine Wirkung mehr, dachte er. Der Koffein-Gehalt war dreimal so hoch wie bei dem antiken Getränk namens Kaffee, an dem sich die Menschheit bis ins einundzwanzigste Jahrhundert hinaus berauscht hatte. Aber diese Zeiten waren ebenso vorbei wie jene, in denen sich die Damen des Rokoko durch den Genuss von Kakao die Stimmung verbesserten oder den Schlaf hinausschoben – manchmal aber auch nur die Redseligkeit förderten. Kaffee wurde im Jahr 2236 nur noch von Nostalgikern getrunken.

1

Die Schiebetür öffnete sich und Fähnrich Noel Sakur betrat den Raum des Captains.

„Setzen Sie sich, Sakur!“, sagte Malmgren.

„Captain, ich habe so eben erfahren, dass die Machtübernahme durch eine Gruppe putschender Offiziere aus Fulirr und Geheimdienst gescheitert sein soll. Es gibt unklare Meldungen darüber. Aber die Anzeichen verdichten sich.“

Malmgren atmete tief durch.

Ob er über diese Nachricht erleichtert oder beunruhigt sein sollte, war ihm noch nicht ganz klar. Während das Space Army Corps bei New Hope ums Überleben kämpfte, hatte es außerdem eine Invasion der Wsssarrr im Sol-System gegeben. Und genau diesen Moment hatte sich eine zu allem entschlossene Gruppe unter der Führung des Chefs der Galaktischen Abwehr Rendor Johnson zu nutze gemacht, um etwas zu tun, was sie wohl seit langem plante.

Die Macht im Bund der Humanen Welten von Sol an sich zu reißen.

Normalerweise war während eines Gefechtes strikte Funkstille zu halten – abgesehen von den codierten Transmissionen, die unmittelbar zu Führung des Gefechts notwendig waren. Andere Nachrichten durften nicht abgesetzt werden, da selbst private Transmissionen dem Gegner möglicherweise Informationen über Zustand und Kampffähigkeit des Schiffes zu liefern in der Lage waren.

Genauso wenig durften Nachrichtenströme empfangen werden, die nicht am Terminal des Funkoffiziers geprüft wurden. Schließlich war es durchaus möglich, sich Computerviren einzuhandeln, oder das Opfer von bewussten Fehlinformationen zu werden.

Die Nachrichten aus dem Sol-System hatte Malmgren bisher so weit es ging unterdrückt. Viele der Besatzungsmitglieder stammten aus diesem für die Menschheit noch immer wichtigsten Sonnensystem oder hatten zumindest Verwandte und Bekannte dort. Malmgren hatte einfach vermeiden wollen, dass sich einzelne Besatzungsmitglieder nicht mehr auf ihre Jobs an Bord der Dreadnought konzentrieren konnten.

In einer Situation, die einem praktisch permanenten Gefecht glich, das jeweils nur stundenweise unterbrochen wurde, war das seiner Meinung nach ein zu hohes Risiko.

Außerdem konnte Malmgren nicht so recht abschätzen, wie hoch die Sympathien der Putschisten bei der Besatzung waren. Seine eigene Meinung war durchaus zwiespältig. Eine effektivere Gesamtregierung der Humanen Welten, als sie bisher durch den Humanen Rat und dessen Vorsitzenden Hans Benson ausgeübt worden war, war seiner Meinung nach durchaus sinnvoll. Aber als Malmgren davon erfahren hatte, dass Rendor Johnson offenbar der führende Kopf bei der Sache war, hatte sich bei im die Waage der Argumente auf der anderen Seite gesenkt. 

Er kannte Johnson durch die Zusammenarbeit in verschiedenen Stäben, und er hielt ihn einfach nicht für den Typ eines verantwortungsvollen Anführers.

Fähnrich Sakur war abkommandiert worden, um von einer Nebenfunkzentrale im Maschinentrakt aus die Newsdaten des System-Netzes von New Hope zu verfolgen. Technisch war dieser Arbeitsplatz vom diensthabenden Funkoffizier abgekoppelt und konnte von diesem auch nicht kontrolliert werden. Außerdem hatte Sakur – der durchaus das Zeug zu einem guten Informatiker in der freien Wirtschaft gehabt hätte, das Datennetz so manipuliert, dass auch dann, wenn gerade kein Gefechtszustand war, Nachrichten über die Situation im Sol-System herausgefiltert und zu ihm umgeleitet wurden.

„Der Putsch dürfte vorbei sein“, sagte Sakur.

„Beobachten Sie die Situation noch bisschen.“

„Ja, Sir.“

„Und sagen Sie zu keinem ein Wort.“

„Nein, Sir.“ Fähnrich Sakur studierte genau das Gesicht seines Captains. Commodore Malmgren war für einige Augenblicke in Gedanken versunken.

Auf der Mitte seiner hohen Stirn hatte sich eine tiefe Furche gebildet. Die Augenbrauen, die eigenartigerweise sehr viel dunkler als sein fast weißblondes Haar waren, zogen sich zu einer Schlangenlinie zusammen und berührten sich nun beinahe in der Mitte.

Ein Ruck ging durch den Commodore.

„Ist noch etwas, Fähnrich?“

„Sir, ich bitte Ihnen eine Frage stellen zu dürfen.“

„Bitte!“

„Für welche Seite hätten Sie sich entschieden?“, fragte der Fähnrich.

Malmgren lächelte verhalten. Seine Anspannung schien sich etwas zu lösen.

„Wie gut, dass ich mir über diese Entscheidung wohl nicht mehr den Kopf zerbrechen muss, Fähnrich Sakur.“

„Das heißt, Sie wussten es noch nicht?“

„Die Situation erfassen und improvisieren...“

„Steht das nicht in der Lehrbuchdatei des Space Army Corps, Captain!“

„Wie ich sehe, ist die Ausbildung auf Ganymed doch nicht spurlos an Ihnen vorüber gegangen, Fähnrich. Ja, Sie haben Recht. Das sollte die Maxime eines jeden Space Army Corps Angehörigen sein. Die Schwierigkeit liegt im ersten Teil.“

„Die Situation erfassen...“

„Ich glaube, niemand kann im Moment wirklich von sich behaupten, die Situation erfasst zu haben. Und aus dieser Entfernung ist das noch schwieriger, als wenn man jetzt in unmittelbarer Nähe des Sol-Systems wäre...“

„Vielleicht haben Sie Recht, Sir.“

Ein Signal ertönte.

Der eigentliche Funkoffizier der TARRAGONA erschien auf einem Teil des Bildschirms, der bei Bedarf als Touchscreen die gesamte Tischfläche einnahm.

„Sir, wir sind in wenigen Minuten in Gefechtsdistanz.“

„Danke, Funk. Ich bin gleich auf der Brücke.“

2

Die TARRAGONA erreichte jenen Rendezvouspunkt, an dem die größte Zahl von gegnerischen Einheiten anzutreffen war. Wieder drehte sich das Schiff um die eigene Achse und begann Gauss-Geschosse zu spucken. Mehrere der angreifenden Qriid-Einheiten wurden schwer getroffen. Atomsonnen erhellten für Minuten die Schwärze des Alls und überstrahlten sogar das Zentralgestirn – die Sonne New Hope.

Die Schussfrequenz wurde auf das Äußerste erhöht. Gleich Dutzende von würfelförmigen Geschossen durchlöcherten die gegnerischen Einheiten und viele von ihnen hatten anschließend nicht Energie genug, um auch noch weitere Schiffe zumindest zu beschädigen. Gleichzeitig wurden Raketen abgesetzt. Der Vorrat daran ging zur Neige. Commodore Malmgren war dieser Umstand durchaus bewusst und eigentlich hätte längst ein Transporter die Flottille bei D 334 mit Nachschub in dieser Hinsicht versorgen müssen.

Was die Gauss-Projektile anging, so waren die Munitionsvorräte an Bord einer Dreadnought so immens, dass die TARRAGONA die Kampfhandlungen wohl noch mehrere monatelang in ähnlicher Intensität hätte fortsetzen können, ohne dass ihr dies in puncto Munition an die Substanz gegangen wäre.

Um die eigene Achse kreisend drang die TARRAGONA in den Pulk der feindlichen Schiffe hinein, schraubte sich regelrecht zwischen die Qriid-Schiffe und zog eine breite Schneise der Vernichtung.

Mit gewisser zeitlicher Verzögerung begannen auch einige der Raketensprengköpfe zu explodieren und ihr Ziel zu finden.

Dann bekam die TARRAGONA einen Treffer in die Zentralsektion, wo die Energieversorgung untergebracht war. Der Traser-Strahl fraß sich durch die Außenhülle und verschmorte mehrere der Konverter, die sich dort befanden. Es kam zu einem Brand. Eine Explosion ließ den ganzen Trakt unpassierbar werden. Der Bordrechner fiel zeitweise aus, die Waffensteuerung versagte und die künstliche Schwerkraft funktionierte auch im Notmodus nicht mehr.

Treffer über Treffer folgten jetzt. Die TARRAGONA vermochte sich nicht zu wehren, da die Geschütze einfach nicht mehr reagierten. Die Notstromversorgung sprang zwar an, aber die Schäden an den Rechnern waren so groß, dass es Stunden gedauert hätte, um sie zu reinitialisieren. Es wurde versucht, den Bordrechner zu überbrücken, doch all das dauerte viel zu lang. Ein Grund dafür war der Ausfall der Kommunikation. Botschaften mussten zum Teil mündlich von  Besatzungsmitgliedern von einer Sektion in die andere überbracht werden, weil es einfach keine Möglichkeit mehr gab, über Interkom zu kommunizieren.

Die Qriid-Schiffe hatten nun die Möglichkeit, innerhalb der nächsten Stunde, sehr nahe an die TARRAGONA heranzukommen, diesen riesigen, blutrünstigen Koloss, der jetzt scheinbar wehrlos im All trieb. Blind. Manövrierunfähig. Nicht einmal in der Lage ein Beiboot auszusetzen, da sich die Hangartüren nicht öffnen ließen. Commodore Malmgren gab den Befehl, Rettungskapseln auszusetzen. Ein Akt der Verzweiflung. Es war fraglich, ob überhaupt eine dieser Kapseln den Weg ins freie All finden würde. Sie wurden durch Schächte abgeschossen. Die Rettungskapseln der TARRAGONA hatten ein eigenes Antriebsaggregat. Eine Art Minirakete, die dafür sorgte, dass die Kapsel sich möglichst schnell vom Mutterschiff entfernte.

Aber da das ganze viel zu chaotisch ablief, gab es kaum Hoffnung, dass sich allzu viele würden retten können.

Weitere Brände breiteten sich im Schiff aus. Die automatischen Löschvorrichtungen versagten durchgehend. Teile platzten jetzt aus der Außenhaut der TARRAGONA heraus. Flammen schlugen wie Feuerzungen hinaus ins All und machten den Angreifern klar, dass dieser Gigant kurz davor stand, erlegt zu werden.

Die Strahlungswerte stiegen an.

Das bewirkte, dass sich nun sogar die Qriid-Schiffe etwas auf Distanz hielten.

Die Hecksektion verwandelte sich zuerst in eine Atomsonne. Das Schiff brach in der Mitte auseinander. Die Aggregate, die eigentlich zur Energieerzeugung gedacht waren, rissen es nun entzwei. Die Heckhälfte flammte auf und verging in einer Atomreaktion. Heller als das Zentralgestirn von New Hope leuchtete dieser aufwallende Glutball, den selbst die Kälte des Alls nicht schnell abzukühlen vermochte.

Die Bughälfte der TARRAGONA taumelte noch ein paar zehntausende Kilometer führer- und steuerlos durch das All. Sie zog eine Fontäne aus kondensierender Atemluft und anderen Gasen hinter sich her. Vor alle Kühlgase aus den Triebwerksektionen. Teile brachen heraus. Konverter und Sandströmaggregate machten sich als glühende Metallblöcke selbstständig, die dann relativ schnell verloschen. Eine Explosion sprengte den Bug ab. Dann verwandelte sich auch der gesamte vordere Teil der TARRAGONA in einen Glutball, der hell aufleuchtete und dann in sich zusammenfiel.

Augenblicke später war da nichts mehr.

Nur ein paar Trümmer, die – noch etwas nachglühend – wie Irrlichter durch das All zogen.

New Hope D 334 war zu klein und massearm, um sie anziehen zu können.

In vielen tausend Jahren würden diese Trümmer die Stratosphäre eines der größeren New Hope-Planeten erreichen und dort wohl endgültig verglühen.

3

Anfang 2237 n. Chr.

Zehn Monate später...

Lieutenant Irina Bergdorff stand vor der großen Projektionsfläche, die in Pseudo-3-D-Qualität die Video-Sequenzen vom Ende der TARRAGONA während der Schlacht von New Hope präsentierte. Die Aufnahmen waren vom Zerstörer GETTYSBURG gemacht worden und später für dieses Programm bearbeitet worden. Ein Programm, dass den Benutzer dazu in die Lage versetzen sollte, alle taktischen Optionen, die im Verlauf der Schlacht bei New Hope eine Rolle gespielt hatten beurteilen zu können. Eine Analyse einzelner Teilabschnitte gehörte zu den Standardaufgaben, die angehende Stabsmitglieder, aber auch angehende Raumkommandanten im Dienst des Space Army Corps zu bewältigen hatten.

Das Bild der explodierenden TARRAGONA gefror.

Lieutenant Irina Bergdorff stand vor ihrer Konsole. Sie hatte mit ihren Fingern ein paar Sensorpunkte auf dem Touchscreen berührt, aber jetzt kamen ihre Eingaben ins Stocken.

Auf einem Nebenfenster der Bildschirmwand wurden Daten angezeigt. Daten über Schiffsstärken, Schiffstypen, Einsatzfähigkeit, Besatzungsstärke, Besatzungszusammensetzung und so weiter. Alles Dinge, die bei militärischen Entscheidungen im Rahmen jener Schlacht eine entscheidende Rolle gespielt hatten. Komplexes und vernetztes Denken ist das, was wir brauchen!, hatte Lieutenant Bergdorff die Stimme ihres Taktiklehrers an der Ganymed-Akademie noch im Ohr. Aber dieser Grundkurs war schon so lange her. Im Moment ist gar nichts in meinem Kopf!, dachte sie. Weder vernetzte noch irgendwelche anderen Gedanken. Alles weg. Das Netz hatte wohl ein paar Löcher...

Sie wirkte wie gelähmt. Die Angst zu scheitern war groß. Die Angst, den Anforderungen nicht zu genügen. Es war immer dasselbe mit ihr. Wenn sie in einer Prüfungssituation steckte, dann war all das, was sie sich angelesen, antrainiert, in mühevollem Training selbst beigebracht hatte, plötzlich weg und diese furchtbare Lähmung überfiel sie. Und es gab nichts, was man dagegen tun konnte. Im Rückblick fragte sie sich, wie sie ihre Abschlussprüfungen in der Schule überhaupt hatte schaffen können. Und vom Abschluss der Ganymed-Akademie für angehende Offiziere des Space Army Corps einmal ganz abgesehen. Bei der Prüfung zum Fähnrich war sie einmal durchgerasselt. Ihr Testergebnis hatte beim ersten Anlauf unter dem Minimalwert gelegen, obwohl sie zuvor von ihren damaligen Vorgesetzten immer als eine der besten ihres Jahrgangs eingestuft worden war. Sie hatte einen zweiten Versuch gehabt. Einen Versuch, von dem sie wusste, dass er ihr letzter sein würde, denn mehr als zwei Versuche sahen die Statuten einfach nicht vor- wer es beim zweiten Mal nicht schaffte, der war eben ungeeignet zum Lieutenant. Irina Bergdorff hatte einfach aufgegeben und sich gesagt, dass sie es sowieso nicht schaffen würde. Also spielte es auch keine Rolle, wie sie abschnitt. Das erstaunliche war, dass sie ihre Prüfung zum Lieutenant mit Bravour geschafft hatte. Vielleicht sollte ich das jetzt auch wieder so machen!, ging es ihr durch den Kopf. Immer das Schlimmste erwarten und dann überrascht sein, dass es doch nicht eintrifft.

„Ich glaube, es hat keinen Sinn, wenn wir jetzt weitermachen“, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund.

Ein Mann in der blauen Space Army Corps Kombination eines Admiral trat hinter seiner Konsole hervor, auf der er mitverfolgt hatte, was Lieutenant Bergdorff eingegeben hatte.

Es war Gregor Raimondo, der jüngste Admiral des Space Army Corps. Die Gerüchte, dass er auf irgendeine Weise in den Putschversuch vor zehn Monaten verwickelt gewesen war, waren noch immer nicht ganz verstummt. Aber während Rendor Johnson, der Anführer der Verschwörer inzwischen abgeschirmt an einem geheimen Ort untergebracht war und unter Arrest stand, schien an Gregor Raimondo alles abzuperlen, was seinen blütenreinen Ruf auch nur irgendwie beschmutzen konnte.

Hydrophobie, dachte Lieutenant Bergdorff. Das war die Bezeichnung für eine charakteristische Eigenschaft einer ganzen Werkstoffgruppe. Werkstoffe, die nicht nass werden konnten, selbst wenn man sie unter Wasser tauchte. Silikone gehörten dazu, weswegen sie seit fast dreihundert Jahren als Korrosionsschutz eingesetzt wurden. Genau so ist Raimondo, dachte Bergdorff. An ihm perlte alles ab, ganz gleich wie tief er auch immer selbst im Dreck gesteckt haben mochte. Eine Eigenschaft, die man entweder bewundern oder einfach nur  verständnislos darüber den Kopf schütteln konnte, denn sie war ganz offensichtlich nicht jedem gegeben.

Mir zum Beispiel nicht!, dachte Irina. Aber es gibt da sicher auch Gegenstück. Und das passt dann wohl eher zu meinem Charakter und meinem bisherigen Leben... Scheint so, als hätte ich da ein nicht so besonders tolles Los gezogen...

„Ihre taktische Analyse ist reichlich konfus“, sagte Raimondo. „Ich weiß nicht weshalb, aber es ist so. Und wenn Sie von der Personalverwaltung des Space Army Corps in den taktischen Stabsdienst wechseln wollen oder vielleicht sogar daran denken, vielleicht eines Tages selbst mal Kommandantin eines Raumschiffs zu werden, dann kann man sich so einen Mist nicht leisten. Tut mit Leid, aber ich sage ganz offen, wie ich die Dinge sehe, Lieutenant. Und ich tue Ihnen auch keinen Gefallen, wenn ich irgendetwas beschönige, glauben Sie es mir.“

„Ich habe durchaus nichts gegen Offenheit, Sir“, sagte Lieutenant Bergdorff, die jetzt noch angespannter wirkte, als zuvor an der Konsole.

„Ich verstehe das allerdings nicht ganz“, gestand Raimondo. „Ich weiß eigentlich, dass Sie es drauf haben und in der Beurteilung von Menschen vertue ich mich eigentlich nur sehr selten, wie ich in aller Unbescheidenheit sagen möchte.“

„Ich habe auch keine Ahnung, weshalb es heute einfach nicht läuft.“

„Dieser Eignungstest zum Laufbahnwechsel dürfte Sie eigentlich nicht vor unmögliche Anforderungen stellen, Lieutenant.“

„Ich weiß.“

„Und was ist es dann, das Sie so konfus macht? Ich sage Ihnen eins: Vielleicht sollten Sie darüber nachdenken, das Space Army Corps ganz zu verlassen.“

Irina Bergdorff runzelte die Stirn.

„Sir, bei allem Respekt. Dass dieser Test nicht das Gelbe vom Ei war, habe ich schon gemerkt, kurz nachdem ich ihn angefangen hatte. Eigentlich hätte ich schon nach den ersten Minuten gar nicht weitermachen brauchen, weil ich gleich wusste, dass es heute nichts werden würde...“

„Eine optimistische Einstellung zur Sache, die sie da haben, Lieutenant.“ Der ironische Unterton in Raimondos Worten war nicht zu überhören.

Fehlt nur noch, dass er sagt: Mit dieser Einstellung sollten Sie aber besser kein Gefecht beginnen, Lieutenant! selbst mit dreifacher Überlegenheit nicht!

Das Schlimme an der Sache war, dass Raimondo eigentlich Recht hatte. Irina wusste es. So hatte es keinen Sinn.

„Quittieren Sie den Dienst, Lieutenant. Das, was Sie momentan in der Personalverwaltung des Space Army Corps machen, macht Ihnen keinen Spaß – und das, was Sie aus welchen Gründen auch immer unbedingt anstreben, das können Sie nicht. Dazu sind Sie einfach nicht geeignet. Jedes Gefecht ist eine Prüfung. Eines, in dem nur zwei Zensuren verteilt werden: Leben oder Tod. Und dem müssen Sie sich stellen!“

Das sagt ausgerechnet ein Admiral, der seine Karriere ganz bestimmt nicht auf den Kommandostühlen irgendwelcher Raumschiffe, sondern in gemütlichen Stabscasinos auf der Erde gemacht hat!, ging es Irina jetzt ziemlich ärgerlich durch den Kopf. Was erdreistete sich dieser Admiral eigentlich? Jemand, der seinen Aufstieg, wie man so sagte, vor allem seinen guten Beziehungen zur politischen Führungsebene der Humanen Welten zu verdanken hatte!

„Bei allem Respekt, Sir, Sie mögen sich ja vielleicht ein Urteil darüber erlauben können, was meine taktische Analyse der Schlacht von New Hope taugt – oder auch eben nicht! Aber was meinen Job in der Personalveraltung angeht, haben Sie nicht die geringste Ahnung von dem, was ich tue.“

Raimondo sah sie einige Augenblicke lang nachdenklich an.

Er schien keineswegs beleidigt wegen dieses Widerspruchs zu sein. Vielleicht hat er darauf sogar insgeheim gewartet!, ging es Irina durch den Kopf. Möglicherweise war das das Ziel seiner Worte! Mich zum Widerspruch herauszufordern. Wenn es so war, dann ist zumindest seine Taktik aufgegangen...

Raimondo ging an ihre Konsole und schaltete das Programm ab.

„Die Schlacht von New Hope ist Gott sei Dank geschlagen“, sagte er. „Und obwohl die TARRAGONA im Traserfeuer verglühte, konnte sowohl D 334 gehalten, als auch die Schlacht gewonnen werden...“

„Gewonnen?“, fragte Irina. „Ich weiß nicht, ob man angesichts der immensen Verluste von einem Sieg sprechen kann.“

„Angesichts der Tatsache, dass die Verluste des Gegners noch größer und verheerender waren und vor allem, wenn man  bedenkt, dass die Qriid ihre damaligen Ziele nicht erreichen konnten, dann war das tatsächlich ein Sieg. Zumindest nach meiner Analyse. Ich weiß, dass Sie Ihrem Naturell nach eher die pessimistische Sichtweise vorziehen.“

„Sir, Sie müssen sehr gut in den Zusatzkursen gewesen sein, die man während der Ausbildung in Psychologie belegen kann!“, erwiderte Lieutenant Bergdorff – wohl wissend, dass es zu jener Zeit, als Raimondo ausgebildet wurde weder Zusatzkurse noch überhaupt eine Ganymed-Akademie gegeben hatte.

Raimondo verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

„So wie ich das sehe, gibt es für Sie zwei Möglichkeiten. Entweder Sie treten noch einmal an und schaffen diesen Test, so wie es Ihren Fähigkeiten entspricht – und zwar mit Bravour – oder Sie verlassen das Space Army Corps, denn Ihre Tätigkeit in der Personalverwaltung macht Ihnen offensichtlich keinen Spaß.“

„Ach, Sie können jetzt auch schon per Ferndiagnose die  Motivation eines Ihnen nicht direkt unterstellten Offiziers erkennen, dem Sie zuvor nie dienstlich begegnet sind? Erstaunlich, Admiral!“

„Ich bin Ihrer Arbeit begegnet, Lieutenant“, erwiderte Raimondo. Seine Stimme hatte jetzt einen ruhigeren, versöhnlichen Tonfall.

Er nahm einen Handheld-Rechner von der Magnethalterung an dem zu seiner Admirals-Kombination gehörenden Gürtel. Mit einem Knopfdruck aktivierte er das Gerät und hielt es ihr hin.

„Das hier hatte ich jetzt aus dienstlichen Gründen zu lesen. Gründen, die nichts damit zu tun hatten, dass ich Ihren Test bewerten sollte. Sehen Sie selbst, Lieutenant Bergdorff.“

Irina starrte auf das Display.

„Das ist die Vermisstenliste der SOLARC DEFENDER 11 unter dem Kommando von Lieutenant Ukasi, der entsprechende Bericht dazu und diverse Ergänzungen.“

„Ich sehe nichts Außergewöhnliches.“

„Ich zitiere: Diese Personen werden seit dem 11. März 2252 im Zusammenhang mit den Kampfhandlungen im Sol-System vermisst... Na, fällt Ihnen nichts auf? Der 11. März 2252 ist erst in sechzehn Jahren. Ich weiß nicht, wo Sie mit Ihren Gedanken waren, ob in der Zukunft oder sonst wo. Jedenfalls nicht bei Ihrem Job. Und der Bericht selbst strotzt noch vor weiteren Schlampigkeiten. Ich weiß nicht, ob das repräsentativ für die Art und Weise ist, wie Sie dort Ihren Job machen, aber ich habe mich über Sie informiert. Sie können mehr. Aber dazu muss die Motivation stimmen und das tut sie nicht. Also wenn Sie sich selbst einen Gefallen tun wollen, dann springen Sie entweder über Ihren Schatten oder verschonen Sie das Space Army Corps mit Ihrer Anwesenheit, schlechten taktischen Analysen und noch schlechteren Berichten über Vermisste...“

Eine dunkle Röte überzog Irina.

Eine Röte, die halb aus Scham geboren, als ein Ergebnis des Zorns war, der sich in den letzten Minuten in ihr aufgestaut hatte.

Aber das ärgerlichste an dem, was Raimondo ihr sagte war, dass er möglicherweise Recht hatte...

Wenn sie ganz tief in sich hineinblickte, dann musste sie zumindest die Möglichkeit eingestehen, dass es so sein konnte.

Ein Summton, der von Raimondos Kommunikator ausging, erlöste sie von der Notwendigkeit, dieses Gespräch länger fortsetzen zu müssen.

Raimondo nahm das Gespräch entgegen. Wer auf dem Minidisplay des Armbandkommunikators zu sehen warf, konnte Irina nicht erkennen, aber es musste jemand wichtiges sein, denn selbst Raimondo nahm nun instinktiv Haltung an, obwohl die militärischen Umgangsregeln des 23. Jahrhunderts dies eigentlich nur bei persönlicher Begegnung vorsahen – keinesfalls aber bei einem Gespräch per Kommunikator.

„Sie entschuldigen mich jetzt bitte, Lieutenant.“

„Natürlich Admiral.“

„Melden Sie sich morgen bei mir. 10.00 Uhr Orbital-Standard-Zeit, Raum C332, hier auf Spacedock 1.“

Irina war überrascht.

„Was...?“

„Wir sprechen morgen darüber Lieutenant.“

„Ja, Sir.“

2. Kapitel: Dark Wanderer Station

Dark Wanderer Raumstation, 52 Lichtjahre von der Erde entfernt im Grenzgebiet der Humanen Welten, Anfang 2237...

„Ich bin Dr. Jack Metz und komme gerade von der Far Galaxy Akademie auf Sedna, Sol System.“

„Hier sind Sie nur Jack. Gewöhnen Sie sich dran. Hier reden sich alle mit Vornamen an.“

„Ja, Sir.“

„Und es sagt auch niemand Sir.“

„Ja, S... Okay!“

„Das ist Ihr erster Job, oder?“

„Nun, meine Promotion...“

„Habe ich gelesen. Nichts Weltbewegendes. Okay, aber nicht mehr. Sie werden hier optimale Arbeitsbedingungen vorfinden.“

„Davon habe ich schon gehört.“

Dark Wanderer war ein Planet ohne Sonne. Ob er möglicherweise in einer gravitätischen Bindung zu einem der Nachbargestirne stand und eines oder mehrere davon in einer sehr weiten, irregulären Umlaufbahn umkreiste, wusste man noch nicht. Aber um das zu beurteilen reichte wohl auch der Beobachtungszeitraum einfach noch nicht aus. Die Position von Dark Wanderer war im Grenzgebiet zum Nalhsara, wie sowohl das Territorium als auch die Allgemeinheit der wahlfähigen Fulirr bezeichnet wurde.

Die nächste von diesen Sauroiden beherrschte Welt war ganze 1,5 Lichtjahre entfernt.