Clavigo. Ein Trauerspiel - Johann Wolfgang von Goethe - E-Book

Clavigo. Ein Trauerspiel E-Book

Johann Wolfgang von Goethe

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Beschreibung

In "Clavigo. Ein Trauerspiel" stellt Johann Wolfgang von Goethe die komplexen Verstrickungen zwischen Liebe, Pflicht und persönlicher Ehre in den Mittelpunkt. Das Werk, das 1774 uraufgeführt wurde, reflektiert die moralischen Dilemmata des Protagonisten, der zwischen seiner Liebe zu der naive und idealistischen Mary und seinem Streben nach gesellschaftlichem Ansehen hin- und hergerissen ist. Goethes Sprache, geprägt von emotionaler Intensität und einem tiefen Verständnis für menschliche Beziehungen, lädt den Leser ein, die seelischen Konflikte der Charaktere nachzuvollziehen und die damit verbundenen Tragödien zu erkennen. Dieses Trauerspiel ist nicht nur ein bedeutendes Beispiel der Weimarer Klassik, sondern auch ein tiefgehendes Psychogramm der menschlichen Natur und ihrer unauflösbaren Widersprüche. Goethe, als einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Denker, war stark von den Aufklärungs- und Sturm-und-Drang-Bewegungen beeinflusst. Sein persönliches Leben, insbesondere seine eigenen Erfahrungen mit unerwiderter Liebe und gesellschaftlichem Druck, flossen unverkennbar in die Schaffung von "Clavigo" ein. Die Konfrontation mit den verschiedenen Facetten des menschlichen Daseins spiegelt zudem Goethes Streben wider, die Komplexität der Emotionen und moralischen Entscheidungen literarisch zu erfassen. Dieses eindringliche Trauerspiel ist nicht nur eine essentielle Lektüre für Liebhaber der klassischen Literatur, sondern bietet auch wertvolle Einblicke in die menschliche Psyche und gesellschaftliche Erwartungen. Die begleitenden Konflikte und die schmerzhafte Suche nach Authentizität im eigenen Leben machen "Clavigo" zu einem zeitlos relevanten Werk, das zum Nachdenken anregt und somit eine Empfehlung für jeden Leser darstellt, der sich auf die emotionalen Abgründe der menschlichen Existenz einlassen möchte.

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Johann Wolfgang von Goethe

Clavigo. Ein Trauerspiel

Zwischen Herz und Konvention: Liebe, Pflicht und gesellschaftlicher Zwiespalt im Sturm und Drang
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2024
EAN 8596547848738

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text
von
Göthe.
Leipzig,
in der Weygandschen Buchhandlung.
1774.
Personen.

Clavigo, Archivarius des Königs.

Carlos, dessen Freund.

von Beaumarchais.

Marie von Beaumarchais.

Sophie Guilbert, gebohrne von Beaumarchais.

Guilbert, ihr Mann,

Buenko.

Saint George.

Der Schauplatz ist zu Madrid.
Erster Akt.
Clavigos Wohnung.
Clavigo. Carlos.

Clavigo(vom Schreibtisch aufstehend) Das Blatt wird eine gute Würkung thun, es muß alle Weiber bezaubern. Sag mir, Carlos, glaubst du nicht, daß meine Wochenschrift jezo eine der ersten in Europa ist?

Carlos. Wir Spanier wenigstens haben keinen neuern Autor, der so viel Stärke des Gedankens, so viel blühende Einbildungskraft mit einem so glänzenden und leichten Styl verbände.

Clavigo. Laß mich! Ich muß unter dem Volke noch der Schöpfer des guten Geschmaks werden. Die Menschen sind willig, allerley Eindrücke anzunehmen, und ich habe einen Ruhm, ein Zutrauen unter meinen Mitbürgern, und, unter uns gesagt, meine Kenntnisse breiten sich täglich aus; meine Empfindungen erweitern sich, und mein Styl bildet sich immer wahrer und stärker.

Carlos. Gut, Clavigo! Doch, wenn du mir’s nicht übel nehmen willst, so gefiel mir damals deine Schrift weit besser, als du sie noch zu Mariens Füssen schriebst, als noch das liebliche, muntere Geschöpf auf dich Einfluß hatte, ich weis nicht, das Ganze hatte ein jugendlicheres, blühenderes Ansehn.

Clavigo. Es waren gute Zeiten, Carlos, die nun vorbey sind. Ich gestehe dir gern, ich schrieb damals mit offenerm Herzen, und wahr ist’s, sie hatte viel Antheil an dem Beyfall, den das Publikum mir gleich Anfangs gewährte. Aber in der Länge, Carlos, man wird der Weiber gar bald satt, und warst du nicht der erste, meinem Entschluß Beyfall zu geben, als ich mir vornahm, sie zu verlassen.

Carlos. Du wärst versauert. Sie sind gar zu einförmig. Nur, dünkt mich, wär’s wieder Zeit, daß du dich nach einem neuen Plan umsähest, es ist doch auch nichts, wenn man so ganz auf’m Sand ist.

Clavigo. Mein Plan ist der Hof, da gilts kein feyern. Hab ich’s für einen Fremden, der ohne Stand, ohne Namen, ohne Vermögen hierher kam, nicht weit genug gebracht? Hier an einem Hofe! unter dem Gedräng von Menschen, wo es so schwer hält, sich bemerken zu machen? Mir ist’s so wohl, wenn ich den Weg ansehe, den ich zurückgelegt habe. Geliebt von den Ersten des Königreichs, geehrt durch meine Wissenschaften, meinen Rang! Archivarius des Königs! Carlos, das spornt mich alles; ich wäre nichts, wenn ich bliebe was ich bin! Hinauf! hinauf! Und da kostets Mühe und List! Man braucht seinen ganzen Kopf, und die Weiber, die Weiber! Man vertändelt gar zu viel Zeit mit ihnen.

Carlos. Narre, das ist deine Schuld. Ich kann nie ohne Weiber leben, und mich hindern sie gar nichts. Auch sag ich ihnen nicht so viel schöne Sachen, tröste mich nicht Monate lang an Sentiments und dergleichen. Wie ich denn mit honnetten Mädchen am ungernsten zu thun habe. Ausgeredt hat man bald mit ihnen, hernach schleppt man sich eine Zeitlang herum, und kaum sind sie ein bisgen warm bey einem, hat sie der Teufel gleich mit Heurathsgedanken und Heurathsvorschlägen, die ich fürchte wie die Pest. Du bist nachdenkend, Clavigo?

Clavigo. Ich kann die Erinnerung nicht los werden, daß ich Marien verlassen – hintergangen habe, nenn’s wie du willst.

Carlos. Wunderlich! Mich dünkt doch, man lebt nur einmal in der Welt, hat nur einmal diese Kräfte, diese Aussichten, und wer sie nicht zum Besten braucht, wer sich nicht so weit treibt als möglich, ist ein Thor. Und heurathen! heurathen just zur Zeit, da das Leben erst recht in Schwung kommen soll, sich häuslich niederlassen, sich einschränken, da man noch die Hälfte seiner Wanderung nicht zurückgelegt, die Hälfte seiner Eroberungen noch nicht gemacht hat! Daß du sie liebtest, das war natürlich, daß du ihr die Ehe versprachst, war eine Narrheit, und wenn du Wort gehalten hättest, wär’s gar Raserey gewesen.

Clavigo. Sieh, ich begreife den Menschen nicht. Ich liebte sie warlich, sie zog mich an, sie hielte mich, und wie ich zu ihren Füssen sas, schwur ich ihr, schwur ich mir, daß es ewig so gehen sollte, daß ich der Ihrige seyn wollte, so bald ich ein Amt hätte, einen Stand – Und nun, Carlos!