Coole Western-Geschichten Für Zwischendurch #1 - Andre Wellmann - E-Book

Coole Western-Geschichten Für Zwischendurch #1 E-Book

Andre Wellmann

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Beschreibung

Coole Western-Geschichten für zwischendurch – #1 Sieben Geschichten. Eine rauchende Prärie. Und jede Menge Blei im Wind. Willkommen in einer Welt ohne Grenzen. Hier zählt oft nur der Colt. Mut entscheidet über Freiheit oder Tod. Dieses Buch bringt dich in den Wilden Westen. Gesetz und Chaos kämpfen. Outlaws herrschen. Doch einfache Leute zeigen Mut. Ex-Marshals, Farmer und Pionierinnen kämpfen hier. Sie wollen überleben und ihre Ehre retten. Manchmal suchen sie auch Erlösung. Es gibt Schießereien und Belagerungen. Stille Rachefeldzüge geschehen auch. Jede Geschichte ist ein kleines Western-Epos. Sie ist voller Atmosphäre, Spannung und starken Figuren. Die Geschichten ähneln Henry Wilson Allen und Alfred Bekker. Doch sie haben eigene Ideen. Sie verbinden Western-Tradition mit moderner Erzählung. Es ist fast wie im Film. Was dich erwartet: Sieben Geschichten, perfekt für kurze Pausen oder lange Leseabenteuer. Du erlebst echte Western-Atmosphäre. Es gibt staubige Straßen und Saloons. Hitze flirrt und Nächte sind kalt. Spannung, Duelle, Rache und Gerechtigkeit erwarten dich. Es gibt immer einen Funken Hoffnung. Die Figuren haben Tiefe. Sie haben eine Vergangenheit und ein Gewissen. Ihr Herz brennt. Das Buch ist für Western-Fans. Es ist kein Kitsch. Es sind Geschichten mit Gewicht und Seele. Die Geschichten handeln von: Marshal Gideon Stone kämpft gegen Gesetzlose. Er war lange verbannt. Ein Treck verirrt sich im Schneesturm. Verrat kommt dazu. Eine Rachemission geht sehr tief. Sie ist mehr als nur ein Schuss. Eine Stadt befreit sich von Angst. Du lernst, aufrecht zu bleiben. Auch nach Verlusten. Jede Geschichte ist anders. Aber sie haben etwas gemeinsam: Sie zeigen den Willen gegen das Böse. Mit rauen Händen und klarem Blick. Mit Stolz. Für wen ist dieses Buch? Für alle, die den Wilden Westen lieben. Für Fans von Louis L’Amour und ähnlichen Autoren. Für Leser, die tiefe und atmosphärische Geschichten suchen. Für Menschen, die in eine andere Zeit reisen wollen. Voller Gefahr, Mut und Staub. Ob zu Hause oder unterwegs: Dieses Buch ist für Western-Fans. Schlag es auf und reite mit. Danach wird sich etwas verändert haben.

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Seitenzahl: 425

Veröffentlichungsjahr: 2025

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für Zwischendurch #1

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Dieses Werk wird vom Autor Andre Wellmann

veröffentlicht. Der Autor besitzt alle Rechte exklusiv.

Kein Teil dieses Buches darf ohne vorherige Zustimmung

des Autors reproduziert werden.

Impressum

© 2025 Andre Wellmann

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Andre Wellmann, An der Tiergartenbreite 18, 38448 Wolfsburg, Germany .Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

von Andre Wellmann

von Andre Wellmann

Impressum

DIE SPUR DES ROTEN FALKEN

1. KAPITEL: DER RAUE WIND DER BERGEN RANGE

2. KAPITEL: EISIGER EMPFANG IN BITTER SPRINGS

3. KAPITEL: DÜSTERE VERSCHWÖRUNG

4. KAPITEL: DIE FALLE SCHNAPPT ZU

5. KAPITEL: AUF BRÜCHIGEM EIS

6. KAPITEL: DER VERLASSENE STOLLEN

7. KAPITEL: TIEF IN DER FINSTERNIS

8. KAPITEL: DAS FINALE IM SCHATTEN DES BERGES

9. KAPITEL: RÜCKKEHR IN DIE STADT

10. EPILOG: DAS ENDE EINER LEGENDE

Kurzgeschichte: Im Staub der Prärie

DER SCHATTEN ÜBER SILVER CREEK

PROLOG

KAPITEL 1: ANKUNFT BEI DÄMMERUNG

KAPITEL 2: GEFLÜSTER IM SALOON

KAPITEL 3: DUNKLE GESCHÄFTE BEI NACHT

KAPITEL 4: GESICHTER DER ANGST

KAPITEL 5: BEGEGNUNG MIT DEM MÄCHTIGEN RANCHER

KAPITEL 6: DIE WEGE DER LÜGE

KAPITEL 7: AUFKOMMENDE SPANNUNG IM SALOON

KAPITEL 8: EINE FRAGILE ALLIANZ

KAPITEL 9: DER ERSTE SCHLAG

KAPITEL 10: EIN KURIOSER VERBÜNDETER

KAPITEL 11: DIE NACHT AM CANYON

KAPITEL 12: DER SCHATTEN LÜFTET SICH

KAPITEL 13: DER LETZTE SHOWDOWN

EPILOG

Kurzgeschichte: Das Echo der Missionsstation

Verlorene Ehre in Dry Gulch

PROLOG

KAPITEL 1: ANKUNFT IN DER ÖDE

KAPITEL 2: SCHATTEN IM SALOON

KAPITEL 3: EIN MANN UND SEIN RUHM

KAPITEL 4: HERBSTSTURM DER VORURTEILE

KAPITEL 5: DIE FOLGEN EINER DROHUNG

KAPITEL 6: ERSCHÜTTERTE LOYALITÄT

KAPITEL 7: EINE REISE INS UNBEKANNTE

KAPITEL 8: EIN PACKT WIDER WILLEN

KAPITEL 9: FEUER UNTER DER SONNE

KAPITEL 10: DER HOHE PREIS DER FREIHEIT

EPILOG

Kurzgeschichte: Das Lied des Sonnenwinds

DAS LIED DER COYOTEN

DAS LIED DER COYOTEN

1. KAPITEL: STAUB UND SCHWEIGEN

2. KAPITEL: EIN SÄUMIGER ORT AM GRENZLAND

3. KAPITEL: VERSCHWUNDENE GEBETE

4. KAPITEL: DIE RAUEN GESICHTER DES WESTENS

5. KAPITEL: DAS LAGER DER BANDITEN

6. KAPITEL: NACHT UNTER DIEBEN

7. KAPITEL: BEI TAG UND NACHT

8. KAPITEL: HOFFNUNG FÜR SAN ESTEBAN

9. KAPITEL: DER COUNTDOWN BEGINNT

10. KAPITEL: DIE SCHATTEN HÜLLEN SICH IN BLEI

11. KAPITEL: TRÄNEN UND AUFRÄUMEN

12. KAPITEL: DIE RÜCKKEHR DES SCHATTENS

13. KAPITEL: ENDGÜLTIGE ABRECHNUNG

14. KAPITEL: DAS LETZTE HEULEN

EPILOG

Kurzgeschichte: Jenseits der Felsenwindrisse

DAS GEHEIMNIS VON RAILROAD JUNCTION

1. KAPITEL: EIN RUF AUS DER EINSAMKEIT

2. KAPITEL: VERSCHWUNDENE SEELEN

3. KAPITEL: EINE SPUR IM SAND

4. KAPITEL: DIE NACHT DER WAHRHEITEN

5. KAPITEL: REKRUTEN FÜR DEN LETZTEN KAMPF

6. KAPITEL: UMKÄMPFTE RUHE IN DER TOTEN STADT

7. KAPITEL: FEUER ÜBER DEN SCHIENEN

8. KAPITEL: BRIEFE AUS DEM JENSEITS

9. KAPITEL: LETZTE SCHRITTE IN DIE FREIHEIT

10. KAPITEL: DAS ECHO DER EISEN

Kurzgeschichte Sturm über den Knochenhügeln

DIE SCHATTEN VOM GRIZZLY PASS

1. KAPITEL: EIN TODESMARSCH DURCH DIE WÜSTE

2. KAPITEL: DIE SPUREN IM GRIZZLY PASS

3. KAPITEL: ÜBERFALL IM ABENDROT

4. KAPITEL: DAS DUNKLE GERÜCHT

5. KAPITEL: SCHLINGEN UM MITTERNACHT

6. KAPITEL: JENSEITS DER FEUERGLUT

7. KAPITEL: DIE MISSION DER VERGESSENEN

8. KAPITEL: AM RANDE DER KLAMM

9. KAPITEL: AUF GERECHTEM PFAD

10. KAPITEL: DER EWIGE STERN DES WESTENS

Unter den Schatten der Silbergipfel

DIE RACHE AM DEADMAN’S TRAIL

1. KAPITEL: EINE HOFFNUNG AM MORGEN

2. KAPITEL: EIN FLACKERN VON MUT

3. KAPITEL: EINE SCHIEBEREI ZUM FRÜHSTÜCK

4. KAPITEL: DAS FIEBER DER ENTSCHLOSSENHEIT

5. KAPITEL: DAS FORT AM DEADMAN’S TRAIL

6. KAPITEL: HEILENDE WUNDEN

7. KAPITEL: DAS ECHO DER VERGANGENHEIT

8. KAPITEL: DER SCHLACHTTAG

9. KAPITEL: EINE STADT ERBLÜHT

10. KAPITEL: EIN BRANDNEUER PFAD

Unter dem Dämmerlicht der Kreosot-Felsen

A – Apachen

B – Banditen

C – Cowboy

D – Duell

E – Eisenbahn

F – Frontier

G – Goldrausch

H – Held und Antiheld

I – Indianerpolitik

J – Jesse James

K – Klapperschlange

L – Lasso

M – Marshal

N – Navajo

O – Outlaw

P – Prärie

Q – Quantrell’s Raiders

R – Rodeo

S – Saloon

T – Trecks

U – U.S. Cavalry

V – Viehtrieb

W – Western-Film

X – X-Faktoren des Erfolgs

Y – Yuma

Z – Zeitgenössische Literatur

DIE SPUR DES ROTEN FALKEN

Im Staub der Prärie

DER SCHATTEN ÜBER SILVER CREEK

Das Echo der Missionsstation

Verlorene Ehre in Dry Gulch

DAS LIED DER COYOTEN

DAS GEHEIMNIS VON RAILROAD JUNCTION

DIE SCHATTEN VOM GRIZZLY PASS

DIE RACHE AM DEADMAN’S TRAIL

DIE SPUR DES ROTEN FALKEN

1. KAPITEL: DER RAUE WIND DER BERGEN RANGE

Marshal Ben Coltrane spürte den eisigen Atem des Winters in den Bergen, als er sein Pferd durch den tiefen Schnee lenkte. Der sonst so klare Himmel war mit dichten, grau-bläulichen Wolken verhangen, die sich drohend über den zerklüfteten Gipfeln zusammenzogen. Manchmal brach ein einzelner Sonnenstrahl durch die Wolkendecke, ließ die Schneefelder kurz aufblitzen und verwandelte die kargen Felsen in funkelnde Kristalle. Doch das Licht täuschte, und der Wind schnitt wie ein Messer durch jede Faser seiner Kleidung. Coltrane wusste, dass dies keine gewöhnliche Verfolgung war. Wer sich in diese Höhen wagte – mitten im Winter, bei klirrender Kälte und drohendem Schneesturm –, suchte entweder völlige Abgeschiedenheit oder war verzweifelt genug, dem Gesetz um jeden Preis zu entkommen.

Sein Gegner, der gefürchtete Gesetzlose Jack „Roter Falke“ Malone, gehörte genau zu jenem Kaliber Mensch, das jederzeit bereit war, jede Gefahr auf sich zu nehmen. Vor wenigen Wochen war Malone aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen, und die Schmach für die Justiz im gesamten Territorium war beträchtlich. Seitdem fehlte jede Spur. Nur Gerüchte machten die Runde, Malone halte sich tief in den Bergen versteckt, wo er einen neuen Plan aus heckte – einen Plan, der alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen könnte.

Ben Coltrane war ein erfahrener Marshal. Er hatte so gut wie jeden Landstrich der weiten Prärien und Bergketten durchstreift, kannte die Tücken des Wetters wie die Grenzen menschlicher Ausdauer. Doch auch er spürte, wie nah der Tod hier oben sein konnte. Bei diesen Temperaturen half die beste Ausrüstung nicht viel. Sein schwerer Mantel und der breite Hut, der ihn sonst vor gleißender Sonne schützte, reichten kaum, um seine Glieder vor dem Erfrieren zu bewahren. Immerhin hielt ihn das Adrenalin wachsam. In einer so rauen Welt musste man stets auf der Hut sein, denn jeder Fehltritt konnte tödlich enden.

Coltrane war von einer persönlichen Entschlossenheit getrieben, die über sein Gelöbnis als Marshal hinausging. Er hatte Malone einst hinter Gitter gebracht, nachdem dieser eine Postkutsche überfallen und zwei Menschen getötet hatte – kaltblütig, ohne jedes Mitgefühl. Damals war es ein zäher Kampf gewesen, bis Coltrane den Outlaw stellte. Jetzt war Malone erneut in Freiheit. Und wer mitten im Winter in die Berge flüchtete, scherte sich kaum um das eigene Leben. Das machte den Roten Falken so gefährlich. Wenn Malone wieder zuschlug, konnte das ganze Territorium in Angst und Schrecken versetzt werden.

Während er tiefer in die verschneite Schlucht ritt, hielt Coltrane Ausschau nach frischen Spuren. Er hatte ein Auge dafür, Abdrücke im Schnee zu deuten. Tatsächlich entdeckte er nach geraumer Zeit Hufspuren und Fußabdrücke, die jedoch vom letzten Schneefall fast zugedeckt waren. Hatte Malone diesen Pfad genommen? Wenn ja, lag er womöglich nur wenige Stunden voraus. Coltrane durfte sich keine Pause erlauben. Trotz aufziehender Wolken und eines drohenden Wintersturms trieb er sein Pferd an, auch wenn jedes Knirschen des Schnees unter den Hufen unheilvoll klang.

Er gelangte in eine schmale Senke zwischen zwei steil aufragenden Klippen. Die Felswände erschienen im diffusen Licht fast schwarz, während der peitschende Wind ein unheimliches Heulen durch die Schluchten trug. Plötzlich zerriss ein Knall die Stille. Ein Schuss! Coltrane war sofort hellwach. Er ließ sich aus dem Sattel gleiten und nahm Deckung hinter einem Felsvorsprung. Sein Pferd wieherte erschrocken und tänzelte nervös. Ein zweiter Schuss krachte und riss Gesteinsbrocken oberhalb von Coltranes Kopf los, die in Funken sprühend herab prasseln.

Ein Hinterhalt – Malone oder einer seiner neuen Komplizen? Coltrane behielt die Nerven. Er umfasste seinen Revolver fester, spähte vorsichtig über den Felsenrand und entdeckte in einiger Entfernung eine dunkle Gestalt. Diese kauerte hinter einer Schneewehe und hielt ein Gewehr im Anschlag. Als der Unbekannte erneut feuerte, erwiderte Coltrane das Feuer. Die Kugeln krachten in die Felsen, hallten wie Donnerschläge durch die Bergwände. Schließlich verstummte das Schießen. Der Marshal war vorbereitet, doch nichts rührte sich mehr. Die Gestalt war in den Wind verwehten Tiefen verschwunden.

Missmutig kehrte Coltrane zu seinem Pferd zurück und beruhigte das verängstigte Tier. Egal, wer hier auf ihn geschossen hatte, sein Gegner wusste jetzt, dass ein Marshal in der Nähe war. Und wenn es Malone selbst gewesen war, dann hatte dieser erneut bewiesen, dass er keine Furcht kannte. Coltrane schwor, sich nicht einschüchtern zu lassen. So leicht würde er den Roten Falken nicht entkommen lassen. Die Zeit drängte. Er ritt weiter – hinein in die immer dichter werdenden Wolken, während die Dämmerung allmählich herab sank und die Bergwelt in unheimliche Schatten tauchte.

2. KAPITEL: EISIGER EMPFANG IN BITTER SPRINGS

Die Siedlung Bitter Springs lag am Fuße der schneebedeckten Bergen Range. Unter dem tief hängenden Himmel wirkte das kleine Nest noch trostloser als sonst. Nur wenige Häuser, ein Saloon, eine Schmiede und ein alter Laden für Lebensmittel und Ausrüstung – viel mehr gab es nicht. Doch für durchreisende Händler und Viehtreiber war der Ort der letzte Stopp vor den gefährlichen Passhöhen im Norden. Auch Coltrane kannte Bitter Springs. Es war derselbe Ort, von dem er einst zur Verfolgung Malones aufgebrochen war.

Nun kehrte er zurück, abgekämpft und halb erfroren. Die meisten Bürger verkrochen sich um diese Zeit in ihren Häusern. Der Wind trieb eisige Flocken durch die Straßen. Coltrane band sein Pferd vor dem Saloon an und trat ein. Ein Schwall warmer Luft schlug ihm entgegen, vermischt mit Rauch und dem Geruch von billigem Whiskey. Die Gespräche am Tresen verstummten, als die Gäste den Stern tragenden Marshal erkannten. Manche nickten ihm zu, andere wichen seinem Blick aus.

Coltrane ging direkt zum Tresen, wo ein bärtiger Wirt Gläser polierte. „Marshal, lange nicht gesehen“, begrüßte er ihn. „Ein Whisky, nehme ich an?“

Der Marshal nickte und wärmte seine klammen Finger an dem Glas, das ihm hingestellt wurde. „Gibt es Nachrichten über einen Mann namens Jack Malone? "Oder Leute, die sich verdächtig verhalten?"“

„Malone, sagst du?“ Der Wirt schürzte die Lippen. „Ich habe Gerüchte gehört, dass er hier aufgetaucht ist. Angeblich hat er was mit zwei Fremden besprochen, die kein Wort zu viel redeten. Ich konnte nicht viel aufschnappen. Nur, dass sie sich ordentlich Proviant und Munition gekauft haben. Dann sind sie verschwunden. Wann genau weiß ich nicht mehr. "Vielleicht gestern Abend?"“

Coltrane stürzte den Whiskey hinunter. Der Alkohol brannte angenehm in seiner Kehle und vertrieb die Kälte für einen Moment. Malone war also tatsächlich in Bitter Springs gewesen. Und er war nicht allein. Coltrane schwante, dass eine Verschwörung größeren Ausmaßes drohte. „Hast du irgendwas darüber gehört, wohin sie gingen?“

Der Wirt schüttelte den Kopf. „Nein, Marshal. Aber wenn Malone in die Berge will, suche dort. Keiner ist so verrückt, um bei dem Wetter ewig hier unten zu bleiben.“

Coltrane bedankte sich und wandte sich zum Gehen. Er spürte die Blicke im Rücken, als er den Saloon verließ. Draußen hatte der Schneefall zugenommen. Das fahle Licht der Laternen flackerte in den Böen. Der Marshal überlegte, wo er als Nächstes ansetzen sollte. Da fiel ihm der Sheriff ein. Oder besser gesagt: der örtliche Deputy. Sheriff Dugan war seit Längerem auf Dienstreise, und so führte Deputy Carl Henderson die Geschäfte.

In der kleinen Sheriff Station brannte zwar Licht, doch der junge Henderson schlief über einem Stapel Papiere ein. Als Coltrane eintrat, fuhr er erschrocken hoch. „Ben!“, rief Henderson und sprang vom Stuhl. „Ich habe schon gehört, dass du wieder in der Stadt bist. Sind die Gerüchte wahr? "Malone soll hier gewesen sein?"“

Coltrane trat näher. „So sieht’s aus. "Wo ist Dugan?"“

„Er ist außerorts. Irgendein Fall mit Schmugglern im Süden. Ich weiß nicht, wann er zurückkommt. Ich fürchte, ich bin im Augenblick allein verantwortlich. Und ehrlich gesagt: Dieses Mal ist es zu viel für mich. "Malone… das ist eine Nummer, die mich überfordert, Ben.“ Hendersons Stimme klang beklommen.

Coltrane klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter. „Ich verstehe. Aber wir werden das regeln, Carl. Du bleibst in der Stadt und hältst hier die Augen offen. Ich kann nicht ausschließen, dass Malone oder seine Kumpanen noch einmal zurückkommen. Ich selbst werde den Spuren in den Bergen folgen. "Hast du sonst noch etwas gehört?"“

Der Deputy seufzte. „Ein alter Fallensteller namens Old Pete hat neulich erzählt, dass er Schüsse in den Schluchten gehört hat. Aber das war schon vor ein paar Tagen. Ich habe ihm nicht viel Glauben geschenkt. Vielleicht waren es einfach Jäger. Oder… "Wer weiß, was da oben passiert.“

„Danke“, sagte Coltrane. „Wo kann ich übernachten?“

„Nimm dir den Nebenraum hier in der Station. "Es ist bequemer als der Saloon, und so können wir reden, falls etwas passiert.“

Coltrane folgte der Einladung, legte Mantel und Hut ab und streckte sich kurz auf dem schmalen Feldbett aus, das Henderson ihm vorbereitet hatte. In seinen Gedanken formte sich eine düstere Gewissheit: Malone war nicht ohne Grund zurück in diese Gegend gekommen. Der Rote Falke plante etwas Großes – oder er suchte Rache für die Demütigung, einst hinter Schloss und Riegel gelandet zu sein. Coltrane spürte die Schwere der Verantwortung, die auf ihm lastete. Wenn er Malone nicht aufhielt, würde es Opfer geben.

3. KAPITEL: DÜSTERE VERSCHWÖRUNG

Am nächsten Morgen dämmerte grau und unfreundlich. Die Straßen von Bitter Springs lagen unter einem rutschigen, festgetretenen Schneeteppich. Coltrane begann den Tag damit, sich bei den Händlern und Anwohnern umzuhören. Er wusste, dass Malone Proviant besorgt haben musste. Also ging er zuerst zu Miss Harrington, einer resoluten Ladenbesitzerin, die für ihre scharfe Zunge bekannt war.

„Ja, dieser Schuft war hier“, sagte sie verärgert, als Coltrane nach Malone fragte. „Kaufte Bohnen, Kaffee, getrocknetes Fleisch. Bezahlt hat er bar. Schönes Gold, aber mir war sofort klar, dass er Ärger bedeuten könnte. "Was glauben Sie, Marshal, wie können wir uns schützen, wenn er wiederkommt?“

„Wir tun unser Möglichstes, Miss Harrington. "Haben Sie irgendwas gehört, wohin er will oder was er plant?“

Sie schnaubte. „Er sprach davon, dass er ein paar kräftige Kerle anwerben will für eine Expedition in die Berge. "Ich weiß nicht, ob das nur Gerede war oder ob er tatsächlich etwas Bestimmtes vorhat.“

Coltrane bedankte sich. Auf der Straße traf er zufällig Deputy Henderson, der ähnlich beunruhigende Neuigkeiten hatte. „Ich habe gehört, Malone wurde in Begleitung von zwei Fremden gesehen. Sie sollen zusammen Richtung Norden gezogen sein, kurz bevor du ankamst. Diese Männer kann niemand aus Bitter Springs. "Wahrscheinlich irgendwelche Söldner oder Outlaws, die ihm helfen wollen.“

„Dann weiß ich, wo ich weitersuchen muss“, antwortete Coltrane. „Aber bevor ich aufbreche, werde ich noch mit Old Pete reden.“

Old Pete war ein ehemaliger Trapper, der am Stadtrand lebte. Er kannte die Berge wie seine Westentasche und wusste meist um die abgelegenen Pfade, die in den Schluchten lauerten. Der alte Mann saß in seiner Hütte und wärmte sich an einem knisternden Feuer, als Coltrane eintrat. Er begrüßte den Marshal mit einem knappen Nicken. „Heißt also, Malone ist wieder unterwegs, ja? "Hab schon sowas geahnt, als ich seine roten Federn sah.“

Coltrane horchte auf. „Du hast ihn selbst gesehen?“

„Naja, nur aus der Ferne. Ich war jagen, weit oben am Klammrand. Da fiel mir eine Gestalt auf mit einem Hut, an dem rote Federn befestigt waren. Ich wusste gleich: Das ist kein normaler Jäger. Also habe ich mich versteckt. Er war nicht allein. Ein paar Kerle mit Gewehren schienen ihm zu folgen. Sie hatten einiges an Gepäck dabei, schienen zu flüstern und Karten zu studieren. Vielleicht wollen sie zu einem Mineneingang, von dem ich gehört habe. "Da oben gibt’s verlassene Stollen, in denen man sich verstecken kann.“

Coltranes Herz klopfte. „Wo genau?“

Old Pete nannte eine Schlucht, die einige Meilen nördlich lag, hoch oben im unwegsamen Gelände. „Dort findest du eine alte Mine, die man vor Jahren aufgegeben hat. Der Legende nach führt ein geheimer Stollen tief in den Berg hinein, vielleicht bis auf die andere Seite. "Wenn Malone einen Ort sucht, um sich zu verschanzen, dann diesen.“

Coltrane zögerte. Der Winter war hart, und die Berge kannten keine Gnade. Doch er hatte keine Wahl. Malone durfte nicht entkommen. „Ich danke dir, Pete. "Pass gut auf dich auf.“

4. KAPITEL: DIE FALLE SCHNAPPT ZU

Coltrane bereitete sich auf den Aufbruch vor. Zuvor wollte er noch eine Runde durch die Stadt machen, um sicherzugehen, dass niemand weitere Hinweise hatte – oder um verdächtige Personen zu finden, die noch immer in Bitter Springs weilten. Während er so durch die verschneiten Gassen schritt, bemerkte er einen Mann, der sich sichtlich abwandte, als er den Marshal sah. Der Fremde schien ihm ausweichen zu wollen und schlug hastig den Weg in eine Seitengasse ein.

Ein ungutes Gefühl in der Magengegend ließ Coltrane ihm folgen. In der Gasse herrschte Halbdunkel, Schneematsch bedeckte den Boden. Der Fremde beschleunigte seine Schritte. Coltrane rief ihm zu: „Halt! "Ich möchte mit Ihnen reden.“ Keine Reaktion. Stattdessen rannte der Mann los.

Coltrane setzte ihm nach. Kaum hatte er die Mitte der Gasse erreicht, sprang ein zweiter Mann aus einer dunklen Ecke. Ein Messer blitzte auf. Der Marshal war auf der Hut und wich im letzten Augenblick aus. Er stolperte, schlug hart mit der Schulter gegen eine Bretterwand, fing sich aber wieder. Der Messerstecher hieb ein zweites Mal zu. Coltrane blockte geistesgegenwärtig den Arm, ließ seinen Ellenbogen gegen die Rippen des Angreifers fahren und setzte mit einem wuchtigen Fausthieb nach. Der Kerl keuchte und ging zu Boden. Dabei ließ er das Messer fallen, das im Schneematsch landete.

In diesem Moment tauchte der erste Mann wieder auf. Er hatte sich herumgedreht und zog einen Revolver. Coltrane ließ sich fallen, während der Schuss über ihn hinweg pfiff und Splitter aus einer Holzkiste sprühte. Aus der Hocke heraus feuerte er zurück. Die Kugel traf den Bewaffneten in den Oberschenkel. Mit einem Schmerzensschrei sackte er zusammen.

Keuchend richtete Coltrane sich auf und näherte sich den beiden Männern. „Was sollte das werden?“, stieß er hervor. „Wolltet ihr mich von Malone fernhalten? "Oder gehört ihr zu ihm?“

Der Messerstecher fluchte, während er sich die Seite hielt. „Du wirst nicht gewinnen, Marshal. Malone hat Freunde. "Wenn du ihm folgst, wird er dich in den Bergen erledigen.“

Coltrane sah, dass weitere Schaulustige in die Gasse gelaufen kamen, darunter auch Deputy Henderson, der bestürzt aussah. „Mein Gott, Ben, alles in Ordnung?“

„Ja“, knurrte Coltrane. „Wir haben wohl zwei von Malones Helfern erwischt. Sperr sie ein. "Mal sehen, ob sie reden werden.“

Henderson ließ ein paar mutige Bürger helfen, die Männer in die Sheriff Station zu transportieren. Coltrane begleitete sie und warf die Zellentür hinter ihnen zu. Der Messerstecher hatte sich beruhigt, sein Kumpane wimmerte wegen der Schusswunde im Bein. Henderson rief nach dem örtlichen Arzt, der bald kam und sich um die Verletzten kümmerte, während Coltrane mit kühlem Blick daneben stand.

„Ihr beide könnt viel Ärger vermeiden, wenn ihr kooperiert“, sagte er. „Wo genau hält sich Malone auf, und was hat er vor?“

Einer der beiden lachte höhnisch. „Du kannst uns verhören, wie du willst. Wir reden nicht. "Malone wird mit euch allen abrechnen, wenn er erst sein Ding durchgezogen hat.“

Ein Schauder lief Coltrane über den Rücken. Offenbar stand ein größeres Verbrechen bevor. Ob es ein Banküberfall war, ein Angriff auf eine Goldladung oder eine andere Gräueltat, konnte er nur erahnen. Aber er wusste jetzt sicher, dass Malone mehrere Komplizen anwarb. Entschlossen legte er die Fäuste in die Hüften und sah Henderson an. „Ich reite heute noch los. Achte gut auf die Stadt. "Wenn Malone seine Pläne ändert und hierher zurückkehrt, musst du die Bürger schützen.“

Henderson schluckte. „Verstanden. "Viel Glück, Ben.“

5. KAPITEL: AUF BRÜCHIGEM EIS

Gegen Mittag brach Coltrane auf. Ein rauer Wind trieb ihm den Schnee ins Gesicht, während er sich auf dem Weg machte, den Old Pete beschrieben hatte. Die Temperaturen waren weiter gesunken, und das Pferd schnaufte bei jedem Schritt, der es tiefer in die Berge führte. Die Pfade waren rutschig, vereist und voller versteckter Geröllbrocken. Auf dieser Route durfte Coltrane sich keinen falschen Tritt leisten, sonst würde er mitsamt seinem Pferd in eine Schlucht stürzen.

Je weiter er vordrang, desto seltener wurden Spuren von Menschen. Hin und wieder glaubte er, alte Hufabdrücke oder Fußspuren zu erkennen, doch der Wind hatte die meisten Fährten verweht. Trotzdem machte Coltrane beharrlich Meter um Meter. Er wusste, dass er Malone nur einholen konnte, wenn dieser sich in einem Versteck aufhielt. Und wenn der alte Trapper recht hatte, führte ein geheimer Stollen in den Berg hinein, wo Malone und seine Leute eine Basis errichten konnten.

Die Sonne stand bereits tief, als Coltrane ein natürliches Felsentor erreichte, das einem verschneiten Canyon vorgelagert war. Hier peitschte der Wind besonders heftig, wirbelte den Schnee zu kleinen Tornados auf. Seine Lippen waren aufgesprungen, die Finger eiskalt. Doch er biss die Zähne zusammen und ritt weiter.

Plötzlich regte sich etwas am oberen Rand des Canyons. Eine Gestalt huschte zwischen den Felsen. Coltrane spannte sich an. Im nächsten Augenblick knallte ein Schuss, und er war gezwungen, sich seitlich aus dem Sattel zu werfen. Sein Pferd wieherte gellend vor Schreck. Coltrane rollte sich im Schnee ab und zog seine Waffe. Ein zweiter Schuss schlug in eine Felswand, splitterte Gesteinsbrocken ab.

So begann ein wilder Schusswechsel. Coltrane konnte nicht erkennen, wie viele Gegner es waren. Mindestens zwei, vielleicht mehr. Sie hatten sich klug positioniert und konnten von oben herab schießen, während er unten kaum Deckung fand. Doch er war nicht zum ersten Mal in einer solchen Lage. Geduckt rannte er hinter einen größeren Felsen und zwang sich zur Ruhe. Sobald er das Mündungsfeuer sah, feuerte er zurück. Schreie hallten von oben herab, doch er konnte nicht sagen, ob er jemanden getroffen hatte.

Es folgte eine bange Minute der Stille, in der nur der Wind heulte. Dann krachte erneut ein Schuss, diesmal von rechts. Eine Kugel schrammte knapp an Coltranes Arm vorbei, brannte ihm durch den Mantel. Der Marshal zischte vor Schmerz. Aber er zwang sich, konzentriert zu bleiben, und erwiderte das Feuer. Ein wilder Fluch drang zu ihm herab.

Offenbar gaben die Angreifer schließlich auf und zogen sich zurück. Vielleicht waren sie sich ihrer Sache nicht mehr sicher, nachdem Coltrane deutlich gemacht hatte, dass er nicht einfach ein wehrloses Ziel war. Vorsichtig trat er aus seiner Deckung. Nichts war mehr zu sehen. Nur zerfetzter Schnee und ein paar Schuß Splitter an den Felsen zeugten vom heftigen Gefecht.

Er berührte seinen linken Arm, wo die Kugel den Stoff seines Mantels zerlöchert hatte. Glück gehabt. Die Blutung war gering, lediglich ein Streifschuss. Er würde weiterreiten können. Noch während er sein Pferd beruhigte, stieg in ihm die Gewissheit auf, dass Malone seine Laufburschen ausgeschickt hatte, um ihn aufzuhalten. Doch niemand würde ihn stoppen, bevor er der Wahrheit auf den Grund gegangen war.

6. KAPITEL: DER VERLASSENE STOLLEN

Trotz der einsetzenden Dämmerung erreichte Coltrane bald das Ziel seiner Suche: die Überreste einer alten Mine, die Rosemary Mine genannt wurde. Ein verrostetes Schild verkündete den Namen, halb bedeckt von Schnee und Eis. Die Holzbalken am Eingang waren brüchig, drohten jeden Moment einzustürzen. Dahinter lag ein dunkler Tunnel, der in den Berg führte.

Coltrane stieg ab und band sein Pferd an einem halbwegs geschützten Ort fest, wo es nicht sofort dem eisigen Wind ausgeliefert war. Dann überprüfte er seine Waffen: Revolver, Munition, dazu ein Gewehr, das er am Sattel mitführte. Eine kleine Laterne würde ihm im Dunkeln helfen. Er ahnte, dass der Kampf drinnen noch gefährlicher werden konnte.

Der erste Schritt in die Mine ließ ihn frösteln. Im Innern war es kalt, feucht und modrig. Das schwache Licht seiner Laterne enthüllte morsche Stützbalken, verrostete Schienen und alte Grubenhunte, die in einer Seitennische standen. Er ging langsam vorwärts. Jeder seiner Schritte hallte geisterhaft von den Wänden wider.

Nach einigen Dutzend Metern weiteten sich die Gänge. Seitliche Stollen zweigten ab, die finster ins Nichts führten. Coltrane war versucht, nach Spuren zu suchen, doch es war schwierig, im Halbdunkel Abdrücke zu erkennen. Ab und zu fand er zertrampelte Fußspuren im losen Gestein. Sie führten tiefer in das Berginnere. An einer Stelle entdeckte er Reste eines kleinen Lagerfeuers und Fußabdrücke – durchaus frisch. Malone musste hier gewesen sein.

Die Luft wurde stickiger, während er weiterging, und ein dumpfes Grollen machte sich bemerkbar. Offenbar war an mancher Stelle Wasser in den Stollen eingedrungen und tropfte aus dem Deckenbereich, was in der winterlichen Kälte zu gefährlichen Eiszapfen führte. Coltrane tastete sich vor, wohl wissend, dass jeder falsche Schritt einen Einsturz auslösen konnte.

Plötzlich hörte er ein Geräusch, das nicht zum Berg gehörte – leises Murmeln von Stimmen. Er stellte die Laterne ab, löschte ihr Licht und schlich sich näher. Sein Herz pochte. In einer kleinen Kaverne, die an den Hauptstollen angrenzte, flackerte ein schwaches Feuer. Coltrane spähte vorsichtig um die Ecke. Zwei Männer saßen dort, dick eingemummt in Mäntel. Zwischen ihnen lagen Gewehre, und an der Wand stapelte sich Kistenmaterial. Vermutlich Munition oder Vorräte.

Einer der beiden erhob sich und trat zum Gang Ausgang. Coltrane zog sich lautlos zurück, während der Mann misstrauisch in die Dunkelheit blickte. „Ich glaube, da ist was“, hörte er ihn sagen.

„Wahrscheinlich ein verdammter Luftzug“, murrte der andere. „Setz dich wieder hin. Malone hat gesagt, wir sollen hier warten, bis er zurück ist. Wenn dieser Marshal wirklich so dämlich ist und folgt, hat er gegen unsere Leute in den oberen Schächten keine Chance.“

Coltrane zögerte nur kurz. Er zog seinen Revolver und trat in die Kaverne. „Runter mit den Waffen, ihr seid umstellt!“, rief er, ohne zu wissen, ob das Bluffen half.

Die beiden Outlaws waren sichtlich überrascht. Doch einer griff instinktiv nach seinem Gewehr. Zu spät – Coltrane schoss ihm in den Arm, sodass er die Waffe fallen ließ. Der zweite riss ebenfalls die Hand nach seiner Pistole, doch der Marshal zielte nun auf ihn. „Noch eine Bewegung, und du liegst im Dreck“, warnte er.

Die Männer gehorchten, wenn auch widerwillig. Einer stöhnte vor Schmerzen. „Verdammt, wie bist du hier reingekommen? Wir dachten, unsere Wachposten da draußen hätten dich abgeschüttelt!“

Coltrane gab keine Antwort. Stattdessen fesselte er die beiden, zerrte sie in eine Ecke und nahm ihnen die Waffen ab. „Wo ist Malone?“, fragte er schroff.

Die Kerle schwiegen, doch einer konnte es nicht lassen, höhnisch zu grinsen. „Der Rote Falke hat längst alles vorbereitet. Du kannst ihn nicht aufhalten. Vielleicht hat er schon den Pass überquert. "Vielleicht war er nie hier.“

Coltrane wusste, dass das eine Lüge sein musste. „Ach wirklich? Wieso bewacht ihr dann ein Lager mitten in der Mine? Er muss noch hier sein. "Wollt ihr lieber an einem Galgen baumeln, wenn ihr ihn schützt?“

Die Outlaws schauten einander an, schwiegen aber eisern. Coltrane war klar, dass er aus ihnen nichts herausbekäme. Er machte sie bewegungsunfähig, indem er ihre Fesseln an einen der Stützbalken band. Mit knirschenden Zähnen überlegte er, was sein nächster Schritt sein sollte.

Dann hörte er ein fernes Echo, das tief aus dem Berg kam: Schüsse. Er zuckte zusammen. Malone war also weiter drin, oder er hatte andere Leute dort postiert. Coltrane zögerte kurz: Sollte er Verstärkung holen? Doch in Bitter Springs gab es außer Henderson kaum jemanden, der sich in die Mine wagen würde. Er musste es allein durchziehen.

7. KAPITEL: TIEF IN DER FINSTERNIS

Coltrane nahm seine Laterne und tastete sich in Richtung der entfernten Schüsse vor. Dabei achtete er sorgfältig darauf, nicht auf eine der glatten Eisflächen zu treten. In manchen Gängen war der Boden heimtückisch gefroren. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er immer tiefer in das Labyrinth vordrang.

Die Mine schien größer zu sein, als er zunächst angenommen hatte. Immer wieder zweigten Seitenschächte ab. Manche waren verschüttet, andere führten in waghalsige Abgründe. Zu seiner Erleichterung entdeckte er hin und wieder Spuren: Fußabdrücke, abgebrannte Fackeln, einmal sogar einen verlorenen Revolver. Offenbar hatte hier ein heftiger Streit oder Kampf stattgefunden. Hatten sich Malones Leute untereinander zerstritten?

Nach einer Biegung stand er plötzlich vor einer massiven Holztür, die halb aus den Angeln gerissen war. Auf der anderen Seite vernahm er keuchende Atemzüge, ein Rascheln, als würde jemand sich bewegen. Vorsichtig trat er näher und schaute durch den Spalt.

Dort, in einem Raum, der möglicherweise als Lager gedient hatte, hockte ein verletzter Mann. Sein Hemd war mit Blut getränkt, und er stützte sich an die Wand, als habe er keine Kraft mehr. Als er Coltrane sah, hob er zitternd die Hand. „Ich… "Bin nicht Malone“, keuchte er. „Bin… Fred Barker. Malone hat… "Mich verraten.“

Coltrane sah sich um. „Warum sollte er das tun? "Hat er dich angeschossen?"“

Barker lachte bitter. „Wir waren Kameraden. Dachte ich zumindest. Dann wollte ich aussteigen. Wollte nicht mehr dabei sein, wenn er… wenn er die große Sache durchzieht. Da hat er auf mich gefeuert. "Mich hier liegen gelassen wie ein räudigen Hund.“

Coltrane hockte sich hin, musterte die Wunde. Es sah übel aus. Blut troff auf den staubigen Boden. Barker wirkte, als stünde er kurz vor dem Zusammenbruch. „Welche große Sache?“, fragte der Marshal eindringlich.

Barker hustete, das Gesicht verzerrt vor Schmerz. „Gold. Er will eine Lieferung abfangen. Oder eine Bank ausrauben. Ich weiß es nicht genau. Er sagte nur, dass er nicht ruhen wird, bis er reich ist und sich an dir rächen kann. Er hat neue Verbündete gefunden, die ihm ein Schlupfloch jenseits der Berge bieten. Indianergebiet, vielleicht. Oder…“ Barker stöhnte.

„Ruhig, Junge“, sagte Coltrane, riss ein Stück Stoff von seiner Kleidung ab und versuchte notdürftig, Barkers Wunde zu verbinden. „Wo ist Malone jetzt?“

Barkers Stimme war schwach. „Tiefer drin. Ein geheimer Ausgang, der in eine Schlucht führt… da wartet sein Komplize mit Pferden und Proviant. Er meinte, wir könnten oben auf dem Pass einen Siedlertreck überfallen… oder diese Bank in Twin Rivers. "Ich habe nicht alles verstanden.“

Coltrane runzelte die Stirn. Twin Rivers war eine aufstrebende Stadt, in der es tatsächlich eine gut gefüllte Bank gab. Kam Malone wirklich an so viel Geld, wenn er wagte, dort zuzuschlagen? Er stand auf und klopfte dem Verwundeten leicht auf die Schulter. „Halte durch. "Ich schicke dir Hilfe, sobald ich Malone habe.“

Barker schloss die Augen. „Nur noch eins…“, flüsterte er. „Nimm dich in Acht. Er ist… wahnsinnig. Glaubt, niemand könne ihn mehr aufhalten.“

„Ich werde es versuchen“, sagte Coltrane.

8. KAPITEL: DAS FINALE IM SCHATTEN DES BERGES

Je tiefer er in die Mine vordrang, desto karger wurde der Stollen. Die Wände waren feucht und brüchig. Man hörte Knacken und das Tropfen von Wasser, das an den Seiten hinablief und zu Eis erstarrte. Irgendwo in der Ferne rauschte der Wind, als gäbe es einen natürlichen Lüftungsschacht.

Dann öffnete sich vor Coltrane ein Gang, an dessen Ende schwaches Dämmerlicht zu sehen war. Ein Ausgang? Er löschte seine Laterne, um nicht gesehen zu werden, und schlich sich voran. Mit jedem Schritt wurde das Licht heller, bis er schließlich an einer Felsöffnung stand, die in eine verborgene Schlucht führte.

Ein höhnisches Lachen ließ ihn erstarren. „Nun, schau an, wer sich da in die Höhle des Löwen wagt.“

Jack „Roter Falke“ Malone stand auf einer schmalen Fels-Rampe. Sein dunkler Mantel war voller Schmutz und Eis, auf dem Hut trug er die charakteristischen roten Federn, die ihm den Beinamen gaben. Seine scharfen Augen funkelten vor Wut und Triumph. Neben ihm hockte ein weiterer Outlaw, den Coltrane nicht kannte – ein breitschultriger Kerl mit Narben im Gesicht. Beide waren bewaffnet.

Coltrane spürte einen Adrenalinstoß. Er hatte Malone endlich gestellt. „Malone, es ist vorbei. Deine Leute sind geflohen oder gefangen. Du hast keine Chance mehr. "Leg die Waffen nieder.“

Malones Mund verzog sich zu einem zynischen Grinsen. „Niemals, Marshal. Hast du wirklich gedacht, ich würde mich erneut in Ketten legen lassen? Ich habe doch gesagt: "Beim nächsten Mal werde ich zuerst schießen.“

Und er schoss. Die Kugel pfeifte knapp an Coltranes Kopf vorbei. Sofort warf sich der Marshal hinter einem Felsbrocken. Der breite Outlaw eröffnete ebenfalls das Feuer, und ein Schuss krachte direkt in den Fels. Splitter flogen durch die Luft. Coltrane erwiderte das Feuer, doch Malone duckte sich blitzschnell.

Ein mörderischer Schlagabtausch begann. Die Enge der Schlucht machte das Ausweichen schwer. Coltrane war eingekesselt: Vor ihm Malone und sein Kumpan, hinter ihm der dunkle Stollen. Kugeln peitschten durch die Luft. Coltrane wechselte mehrmals die Position, wobei er beinahe ausrutschte und in einen Spalt stürzte, der sich an der Seite auftat.

„Gib auf, Marshal!“, rief Malone. „Du hast keine Ahnung, was noch auf dich wartet. "Ich bin nicht alleine!"“

Kaum gesagt, trat aus einem seitlichen Tunnel ein weiterer Bewaffneter hervor und feuerte auf Coltrane. Der Marshal spürte einen stechenden Schmerz im Oberschenkel, als ihn eine Kugel streifte. Er biss die Zähne zusammen. Blut rann sein Bein hinab, doch er konnte noch stehen. Er schoss zurück, traf den Outlaw an der Schulter, sodass dieser zurück taumelte und stöhnend hinter einen Stein fiel.

Malone nutzte die Gelegenheit. Er rannte seitlich entlang der Felsrampe, offenbar in Richtung Ausgang. Coltrane erkannte, dass Malone fliehen wollte. Mit waghalsiger Entschlossenheit hob er sein Gewehr, zielte und schoss. Die Kugel riss Malone den Hut vom Kopf, doch der Outlaw blieb unverletzt, warf sich flach auf den Boden und kroch weiter.

Inzwischen schoss der breitschultrige Kerl wieder, zwang Coltrane in Deckung. Dann hörte er Malones Stimme: „Komm schon, Travis! Wir sind hier fertig. "Diese Ratte kommt nicht mehr weit!"“

Doch Travis brüllte wütend. „Wir erledigen ihn, Malone! "Das war der Deal!"“

Malone zögerte. „Dann beeil dich, du Narr!“

Coltrane wusste, dass er jetzt handeln musste. Er hustete den Staub aus seiner Kehle, zog tief Luft und feuerte blind einige Schüsse in Richtung Travis, um ihn in Deckung zu zwingen. Tatsächlich ging der Schurke in die Knie und fluchte. Malone nutzte den Moment zur Flucht.

Der Marshal stürmte aus seiner Deckung, duckte sich unter einer Kugel hindurch und rammte seine Schulter in Travis’ Hüfte. Der Outlaw wurde von der Wucht überrascht, krachte gegen die Felswand und ließ sein Gewehr fallen. Coltrane brauchte nicht lange, um ihn mit einem gezielten Schlag gegen den Unterkiefer außer Gefecht zu setzen.

Doch der Sieg über Travis bedeutete Zeitverlust. Als Coltrane den Kopf hob, sah er Malone durch eine schmale Spalte verschwinden, die in freies Gelände zu führen schien. Er hörte das Wiehern von Pferden. Dort warteten offenbar weitere Komplizen – oder ein einziges Pferd zum Entkommen.

Trotz des Schmerzes in seinem Bein zwang Coltrane sich zum Laufen. Er stolperte durch die Spalte und trat ins Freie. Ein eiskalter Wind peitschte ihm entgegen. Er sah Malone, der hastig in den Sattel sprang.

„Malone!“, schrie Coltrane und riss seinen Revolver hoch.

Der Rote Falke wirbelte herum. „Ben Coltrane… "Du Narr…"

Ein letztes Mal kreuzten sich ihre Blicke. Malone zog seine Waffe, zielte auf Coltranes Brust. Doch der Marshal war einen Wimpernschlag schneller. Er drückte ab. Eine Kugel traf Malone hart in die Schulter. Dessen Pferd scheute, wieherte panisch und galoppierte einige Schritte davon. Malone klammerte sich an den Sattel, versuchte, die Waffe erneut zu heben. Coltrane war trotz seines Schmerzes klar im Vorteil. Er feuerte ein zweites Mal. Ein heißer Knall, dann sackte Malone seitlich weg und glitt vom Pferd. Sein Körper schlug hart auf, wirbelte Schneestaub auf.

Coltrane wankte vorwärts, das Blut pochte in seinen Ohren. War es wirklich vorbei? Er näherte sich dem reglosen Körper, die Waffe im Anschlag, bereit für jedes Manöver. Malone lag reglos im Schnee. Eine rote Blutlache breitete sich aus und färbte das Weiß in ein unheilvolles Dunkelrot. Der Marshal stieß mit der Stiefelspitze gegen den Revolver, der neben Malones Hand lag. Dann kniete er sich hin.

Jack „Roter Falke“ Malone keuchte schwer, öffnete mühsam die Augen. In ihnen glomm immer noch trotzige Wut. „Du…“, flüsterte er. „Ich… ich lasse mich nicht einsperren…“

Coltrane schluckte, spürte eine Welle von Erschöpfung und Mitleid. „Malone… das war deine Entscheidung.“

Der Outlaw hustete, röchelte. „Ging… nie… anders.“ Seine Hand krampfte sich in den Schnee, als wolle er noch einmal nach der Waffe greifen, doch es gelang ihm nicht. Sein Blick wurde leer, und ein letzter, leiser Atemzug entfuhr seinen Lippen.

Der Marshal senkte den Revolver. Für einen Moment verharrte er, den Blick auf Malones leblose Züge gerichtet. Ein Mann, der keine Reue gekannt und im Leben nur Zerstörung hinterlassen hatte, fand in diesem Moment seinen Endpunkt. Irgendwo über ihnen kreiste ein Raubvogel, stieß einen klagenden Schrei aus.

„Möge deine Seele einen Frieden finden, den du nie gesucht hast“, murmelte Coltrane.

9. KAPITEL: RÜCKKEHR IN DIE STADT

Mit letzter Kraft schleifte Coltrane Malones Leichnam zurück durch den Stollen. Er war erschöpft, sein verletztes Bein schmerzte bei jedem Schritt. In der Kaverne fand er noch immer die gefesselten Outlaws, die ihn entsetzt anstarrten, als sie Malone sahen. Keiner wagte ein Wort.

Coltrane ließ sie zurück, denn er konnte nicht mehr als einen Gefangenen gleichzeitig mitnehmen. Erst einmal musste er seine eigene Sicherheit garantieren. Er band Malones Körper über den Sattel seines Pferdes, stieg mühsam auf und machte sich auf den Rückweg nach Bitter Springs. Zwar hatte er im Stollen noch einige Komplizen hinterlassen, doch ohne ihren Anführer würden sie kaum eine geordnete Flucht zustande bringen.

Der Ritt durch die verschneiten Berge war eine Tortur. Der Wind hatte aufgefrischt, ein drohender Sturm warf Wellen aus Schnee und Graupel über den Pass. Coltrane biss die Zähne zusammen, während das Pferd unter der Doppelbelastung stöhnte. Dennoch schafften sie es, die schmalen Pfade entlang zu balancieren.

Erst kurz vor Anbruch der Nacht tauchten die vertrauten Konturen von Bitter Springs auf. Einige Einwohner kamen ihm entgegen, als sie den Marshal am Stadtrand erblickten. Unter ihnen war auch Deputy Henderson, der beim Anblick der Leiche auf dem Pferd sichtlich schluckte. „Ben… ist das…?“

Coltrane nickte. „Malone. "Es gab keine andere Lösung mehr.“

Erschüttertes Schweigen folgte. Sie trugen den Körper in das kleine Behandlungszimmer des Doktors, wo man Malones Tod offiziell feststellte. Einige Menschen, die einst Malones Grausamkeiten erlebt hatten, murmelten leise Stoßgebete der Erleichterung. Andere waren einfach nur stumm, betroffen von dem Anblick.

Für Coltrane war es vorbei. Der Mann, den er vor Jahren schon ins Gefängnis gebracht hatte, würde nie wieder entkommen. Doch anstatt Triumph verspürte er nur eine tiefe Müdigkeit. In seinem Bein pochte die Wunde, und er ließ sich im Sheriff Office auf einen Stuhl sinken, wo Henderson sich sogleich um ihn kümmerte.

„Ben, du hast dem Territorium einen großen Dienst erwiesen“, sagte Henderson leise. „Aber ich sehe, du bist verletzt. "Lass den Arzt nach dir sehen.“

Coltrane lächelte müde. „Der Arzt hat gerade genug mit Malone zu tun. Und so schlimm ist es nicht. Ein Streifschuss, ein bisschen Fleischwunde. "Da habe ich schon Schlimmeres erlebt.“

Henderson blieb hartnäckig, führte den Marshal zum Arzt, der tatsächlich wenig begeistert knurrte, aber die Wunde reinigte und verband. „Sie sollten sich schonen, Marshal. "Oder wollen Sie sich eine Entzündung einhandeln?"“, brummte er.

10. EPILOG: DAS ENDE EINER LEGENDE

In den kommenden Tagen kehrte in Bitter Springs eine vorsichtige Ruhe ein. Die Zellen im Sheriff Büro waren zeitweise überfüllt, weil Henderson mithilfe einiger mutiger Bürger aufgebrochen war, um die in der Mine festsitzenden Outlaws festzunehmen. Manche ergaben sich ohne großen Widerstand, andere waren geflohen, aber ohne Anführer wirkte ihr Kampfgeist erloschen.

Coltrane erholte sich langsam. Er ließ den Schnee- und Eissturm von draußen vorüberziehen und beobachtete mit wachsender Gelassenheit, wie die Stadt atmete. Menschen wagten sich wieder auf die Straße, kümmerten sich um ihre Geschäfte, und selbst im Saloon klirrten abends wieder die Gläser.

Zwei Tage später, als das Wetter sich einigermaßen beruhigt hatte, entschied Coltrane, dass es Zeit wurde, weiterzuziehen. Er hatte seinen Auftrag erfüllt, und es gab im Territorium noch viele andere Ecken, in denen das Gesetz gebraucht wurde. Bitter Springs würde er dennoch nicht vergessen – zu viel hatte sich hier abgespielt.

Am Morgen seines Aufbruchs versammelten sich einige Bürger, um ihm Dank auszusprechen. Miss Harrington gab ihm einen Korb mit Lebensmitteln. Old Pete nickte ihm wortlos zu, was in seiner Sprache einem Lob gleichkam. Deputy Henderson, der sich in diesen Tagen als zuverlässiger Helfer erwiesen hatte, trat an Coltranes Seite.

„Du könntest hier bleiben, Ben“, sagte er zögerlich. „Die Leute mögen dich, und ein guter Marshal wird hier immer gebraucht.“

Coltrane schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich danke dir, Carl. Aber ich gehöre auf die Straßen und Pfade. Wo immer das Gesetz in Gefahr ist, muss ich hin. "Bitter Springs ist in guten Händen, solange du und Dugan aufpassen.“

Henderson wirkte fast ein wenig traurig. Dann reichte er Coltrane die Hand. „Pass auf dich auf, Ben. "Und wenn du einmal wieder in der Nähe bist, vergiss uns nicht.“

„Das werde ich nicht“, versprach Coltrane. Er stieg in den Sattel, spürte die Blicke der Leute, die ihm still hinterher schauten. Dann lenkte er sein Pferd aus der Stadt. Der Wind war kalt, doch der Himmel zeigte zwischen den Wolken erste blaue Flecken.

Während er an den Ausläufern der Berge entlang ritt, überkamen ihn Erinnerungen an die Mine, die Schüsse, das Gesicht des sterbenden Malone. Ein bitterer Sieg, dachte er. Ein Outlaw weniger – aber zu welchem Preis? Vielleicht hätte Malone irgendwann eine andere Wahl treffen können. Doch er hatte sich entschieden, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen.

Der Rote Falke würde fortan nur noch eine Legende sein, eine blutige Geschichte, die sich die Leute abends im Saloon erzählten. Und er, Ben Coltrane, würde weiterziehen, in einen Westen voller Abenteuer und Gefahren, in dem das Gesetz manchmal nur ein einzelner Mann mit einem Stern auf der Brust war.

So endete die Jagd nach Jack „Roter Falke“ Malone, und so begann für Marshal Coltrane die nächste Reise. Doch an einem stillen Nachmittag, wenn der Wind durch die verschneiten Schluchten fuhr, würde man in Bitter Springs noch lange das Echo jener Schüsse spüren, die das Schicksal eines der gefährlichsten Männer des Territoriums besiegelt hatten

Kurzgeschichte: Im Staub der Prärie

Das Brummen der Hitze lag wie ein bleierner Deckel über der Prärie. Hank stieg aus dem Sattel und spähte in die flimmernde Ferne. Sein Pferd schnaufte, als hätte es genug von all den staubigen Meilen. Doch Hank wusste, dass diese staubige Weite noch lange kein Ende nahm. Ein Mann, der mit der Sonne aufsteigt und mit ihr untergeht, braucht einen starken Willen – und einen schnellen Colt.

Er nahm einen Schluck aus dem Feld Kessel. Das Wasser war warm, schmeckte bitter nach Metall und Trockenheit. Aber es war Wasser. Mit verbissenen Gesicht strich er sich den Schweiß von der Stirn. Er suchte Schutz am Felsvorsprung einer dürren Hügelkette. In diesem Land brauchte man einen kühlen Kopf – oder man bezahlte mit dem eigenen Blut.

Plötzlich durchzuckte ihn ein Gefühl der Wachsamkeit. Da war etwas. Ein schwacher Widerhall von Hufschlägen drang an sein Ohr. Feind oder Freund? In der Prärie war jede Begegnung riskant. Hank duckte sich hinter den Stein und zog den Revolver. Die Sonne brannte vom Himmel, doch in seinem Inneren fror es plötzlich. Er kannte das Gefühl vor einem Showdown.

Drei Reiter tauchten aus dem flirrenden Licht auf. Die Männer trugen die Zeichen eines harten Ritts: Staub verkrustete Kleidung, verschlagene Mienen, die Augen zusammengekniffen wie Raubvögel. Hank kannte diesen Ausdruck – und wusste, dass sie nicht gekommen waren, um neue Freunde zu finden. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug.

Einer der Männer reckte den Hals, schien die Gegend zu mustern. Wahrscheinlich hingen Steckbriefe mit ihren Namen überall in den Poststationen. Wüstenratten, die nur auf Ärger aus waren. Hank atmete flach, zog den Hut tiefer ins Gesicht, dann trat er hinter seinem Versteck hervor.

„Ihr seid spät dran“, sagte er, so ruhig es ihm möglich war. Die drei Kerle lachten. Das Gelächter klang wie das Kreischen eines Geiers. „Hab gehört, du bist auf Kopfgeld aus“, erwiderte der Vorderste, dessen Wange eine hässliche Narbe zierte. „Wir könnten uns gegenseitig nützlich sein… "Oder das Ganze auf die harte Tour klären.“

Hank erwiderte nichts. Er spürte, wie seine Finger lockerer um den Revolvergriff lagen. Der Wind ließ ein Stück Strauchwerk über den sandigen Boden wehen. Eine Sekunde Stille – dann zuckten die Hände zu den Waffen. Schüsse krachten, Feuer und Rauch flammten kurz auf. Zwei der Männer waren noch im Sattel, der dritte rutschte stöhnend zur Seite. Hank sprang zur Deckung, die Kugeln rissen Splitter aus dem Felsen.

Er hechtete herum, fand eine Lücke. Der Mann mit der Narbe zielte hektisch, doch Hank war schneller. Ein trockener Knall, und der Narbige bäumte sich auf wie ein getroffenes Tier. Dann brach er in einer Staubwolke zusammen.

Der dritte Bandit sah den Rauch aus dem Lauf von Hanks Revolver. Panik blitzte in seinem Blick. In der nächsten Sekunde trieb er seinem Pferd die Sporen in die Flanken und preschte davon. Die Hufschläge hallten in der flachen Ebene wider, dann war nur noch Wind zu hören.

Hank schwieg. Er ließ die Waffe sinken und atmete tief durch. Der Tod lauerte hier draußen an jeder Biegung, in jeder Felsspalte. Aber er wusste auch: Dies war der Preis für die Freiheit, die er suchte. Er löste die Zügel seines Pferdes, schwang sich in den Sattel und ritt weiter, dorthin, wo sich Staub und Sonne den Horizont teilten – und wo nur derjenige überlebte, der schneller schoss als sein Schatten.

So ritt er allein durchs Land, auf seinen eigenen Spuren, verfolgt von seiner Vergangenheit und in der Hoffnung auf einen morgigen Tag, der nicht von Blei und Blut gezeichnet war. Und irgendwo da draußen wartete das Schicksal – in Gestalt einer brennenden Sonne, die unbarmherzig jede Seele prüfte.

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DER SCHATTEN ÜBER SILVER CREEK

PROLOG

Die untergehende Sonne tauchte die sanft geschwungenen Hügel um Silver Creek in ein warmes, rötliches Licht. Doch so beschaulich die Landschaft auch wirkte, hinter den sanften Farben lauerte eine düstere Wahrheit: Silver Creek war längst nicht mehr der friedliche Ort, den sich die Siedler einst erhofft hatten. Unheimliche Gerüchte machten die Runde. Von Einschüchterungen war die Rede, von gestohlenen Rinderherden und nächtlichen Schüssen, die wie warnende Signale durch die Dunkelheit hallten.

Wenn ein neuer Tag anbrach, hingen meist Schweigen und Angst in der Luft, während die wenigen Reisenden, die sich hier noch hin wagten, weiterzogen. Viele von ihnen wussten nichts von den Drohungen, die in diesem Ort zum Alltag geworden waren. Sie sahen nur die staubigen Straßen, die mageren Holzhütten und die kargen Felder, die kaum Ertrag brachten. Doch wer eine Weile blieb, der begriff schnell: Hinter jeder geschlossenen Tür wartete das Gefühl einer latenten Gefahr.

Man sprach von einem einzigen Mann, der so viel Macht hatte, dass er den gesamten Ort in seinem Würgegriff hielt: Rancher Elijah Claybourne, Besitzer der weitläufigen Claybourne-Ranch. Niemand wusste, in welche dunklen Geschäfte er verstrickt war, nur dass jene, die sich gegen ihn stellten, entweder verschollen oder in Furcht zum Schweigen gebracht wurden.

Trotz dieser Gerüchte und Schatten, die sich über Silver Creek gelegt hatten, gab es in der Stadt jemanden, der nicht klein beigeben wollte: Deputy Clay Remington, ein junger Gesetzeshüter mit klarem Blick und dem eisernen Willen, die Gerechtigkeit durchzusetzen. Er war keineswegs ein unbeschriebenes Blatt. Als Kind eines Veteranen hatte er früh gelernt, was es heißt, für Ideale einzustehen. Sein Vater, einst ein Scout für die Kavallerie, hatte Clay Mut und Moral vermittelt. Doch in Silver Creek konnte auch eine noch so edle Einstellung schnell zerschellen.

An diesem Abend, als die Sonne sich gerade über den Hügeln senkte, ahnte Clay Remington nicht, dass er am Scheideweg stand. Er hatte bereits manche Rangelei mit kleineren Outlaw-Banden bestritten, hatte erlebt, wie man Postkutschen überfiel und Pferde stahl. Aber die Bedrohung, welche sich in Silver Creek zusammenbraute, war von einem anderen Kaliber. Und schon bald würde er erkennen, dass zwischen ihm und Claybourne mehr stand als nur das Gesetz.

KAPITEL 1: ANKUNFT BEI DÄMMERUNG

Clay Remington ritt in Silver Creek ein, als die Dämmerung über dem Westen her niedersank. Sein Pferd, eine braune Stute namens Daisy, schnaubte leise und wirkte erschöpft. Kein Wunder, sie hatten eine lange Strecke hinter sich. Die letzten Meilen führten über staubige Wege, in denen sich das Sonnenlicht schon in tiefes Rot verwandelte. Clay hielt an der Hauptstraße, die nicht mehr als eine staubige Schneise war, gesäumt von einigen Bretterbuden und windschiefen Häusern.

Ein paar Neugierige lugten aus Fenstern und Türspalten. Die Männer, die vor dem einzigen Saloon hockten, sahen müde und verschlossen aus. Als sie den Deputy-Stern an Clays Weste entdeckten, senkten sie rasch die Blicke. Niemand nahm wirklich Notiz, und doch spürte Clay die Blicke in seinem Rücken.

Er brachte Daisy zum Hotel, das sich als altmodisch und wenig einladend erwies. Ein Junge mit freckigem Gesicht lief herbei, um die Zügel zu übernehmen. „Soll ich Ihr Pferd versorgen, Mister?“, fragte er mit dünner Stimme.

Clay nickte. „Sorg gut für sie, Junge. Sie hat einen harten Tag hinter sich.“ Er drückte dem Jungen eine kleine Münze in die Hand, nahm dann sein Gepäck vom Sattel und machte sich auf, ein Zimmer zu reservieren.

Im Inneren des Hotels schlug ihm muffige Luft entgegen. Eine ältere Frau kam ihm entgegen, vermutlich die Besitzerin. „Ein Zimmer, bitte“, sagte Clay. „Für einige Tage. "Ich bin Deputy und habe hier zu tun.“

Die Frau musterte ihn abschätzend, dann zuckte sie die Schultern. „Ob Sie hier zu tun haben oder nicht, das Zimmer kostet dreißig Cent die Nacht. "Bezahlung im Voraus.“

Clay zögerte, dann kramte er in seiner Tasche. Er gab ihr das Geld, bekam einen Schlüssel in die Hand gedrückt und wurde in ein kleines Zimmer im Obergeschoss geführt. Ein Bett, ein Waschbecken, ein wackeliger Stuhl. Mehr Luxus war nicht zu erwarten. Trotzdem versuchte Clay, den Staub von seinen Stiefeln zu klopfen und sich etwas frischzumachen. Er wusste, dass sein Einsatz in Silver Creek nicht zum Vergnügen werden würde. Eine kurze Verschnaufpause gönnte er sich, bevor er wieder nach unten ging.

Im Saloon würde er vermutlich die meisten Informationen bekommen. Also verstaute er sein Gepäck, wusch sich Gesicht und Hände und zog dann den Deputy-Stern glatt an seinem Revers zurecht. Er wollte nicht arrogant wirken, aber es sollte jeder sehen, dass er nicht einfach ein weiterer Tagelöhner war. Hier war jemand, der das Gesetz vertrat – auch wenn er hier allein war.

KAPITEL 2: GEFLÜSTER IM SALOON

Der Saloon von Silver Creek trug den unspektakulären Namen „Dusty Trail“. Von außen wirkte er wie jede andere Spelunke in einer verschlafenen Westernstadt: klapprige Schwingtüren, ein knarrender hölzerner Gehweg davor. Drinnen allerdings erlebte Clay ein seltsames Schweigen. Keine laute Musik, keine Schlägerei oder spielende Cowboys. Stattdessen saßen einige Männer mit grimmigen Gesichtern an Tischen, während ein Pianospieler lustlos die Tasten streichelte.

Sobald Clay eintrat, ruhte aller Blick auf ihm. Zu seiner Linken sah er eine Gruppe von drei hageren Kerlen, die offenbar hart gearbeitet hatten; ihre Hände waren schwielig, die Kleidung staubig. Auf der rechten Seite hockten zwei finstere Gestalten in dunklen Ponchos, die Köpfe geneigt, als wollten sie lieber im Schatten verschwinden. Clay nahm an, dass sie ihn musterten.

Er trat zum Tresen, wo ein Barkeeper mit schütterem Haar leise Gläser abwusch. „Whiskey, bitte“, sagte Clay, lehnte sich mit einem Ellenbogen auf die Theke.

Der Barkeeper schenkte ihm ein, hielt dabei aber stets Blickkontakt mit Clay. „Neu in der Stadt?