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Die ganze Welt wartet auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Doch kann uns ein Wirkstoff retten, der innerhalb weniger Monate entwickelt wurde und auf einer kaum erprobten Technik beruht? Wie funktionieren die modernen Vakzine? Wie hoch ist ihr Schutz? Wie stark sind die Nebenwirkungen? Und können Langzeitschäden ausgeschlossen werden? Der Biologe Clemens Arvay setzt sich differenziert mit den Corona-Impfstoffen auseinander. Wissenschaftlich fundiert beantwortet er alle wichtigen Fragen. Damit am Ende jeder für sich entscheiden kann: Soll ich mich impfen lassen oder nicht?
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Seitenzahl: 141
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Weitere Titel des Autors
Über das Buch
Über den Autor
Titel
Hinweis
Impressum
Vorwort
Einleitung
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Teil 1 –
Hintergrund
Biologie des Virus
Biologie der Infektion
Teleskopierung der Impfstoffsicherheit
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Teil 2 –
Wirkung genetischer Impfstoffe
Einteilung der genetischen Kandidaten
RNA-Impfstoffe
DNA-Impfstoffe
Virale Vektorimpfstoffe
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Teil 3 –
Gibt es Langzeitnebenwirkungen und Spätfolgen?
Warum Langzeitbeobachtung wichtig ist
Vielfalt potenzieller Spätfolgen
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Teil 4 –
Favoriten und zugelassene Kandidaten
Siegeszug der genetischen Impfstoffe
Vektorimpftoffe: AstraZeneca, Johnson & Johnson und Sputnik V
mRNA-Impfstoffe: BioNTech & Pfizer, Moderna und CureVac
DNA-Favorit von Inovio
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Teil 5 –
Der versäumte Diskurs
Wirksamkeit mit Fragezeichen
Schlussfolgerungen
Anmerkungen
Wir können es besser
Die ganze Welt wartet auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus. Doch kann uns ein Wirkstoff retten, der innerhalb weniger Monate entwickelt wurde und auf einer kaum erprobten Technik beruht? Wie funktionieren die modernen Vakzine? Wie hoch ist ihr Schutz? Wie stark sind die Nebenwirkungen? Und können Langzeitschäden ausgeschlossen werden? Der Biologe Clemens Arvay setzt sich differenziert mit den Corona-Impfstoffen auseinander. Wissenschaftlich fundiert beantwortet er alle wichtigen Fragen. Damit am Ende jeder für sich entscheiden kann: Soll ich mich impfen lassen oder nicht?
Clemens G. Arvay ist Biologe und Autor mit dem Schwerpunkt Gesundheitsökologie. Mit seinem Bestseller Der Biophilia-Effekt hat er das erste deutschsprachige Buch über Waldmedizin verfasst. Er erforscht die Bedeutung kranker und gesunder Ökosysteme für den Menschen und untersucht, wie die Natur bei der Behandlung von Patienten helfen kann. Er ist außerdem im renommierten österreichischen Forum Wissenschaft & Umwelt (FWU) für den Bereich »Biodiversität und Gesundheit« zuständig.
Clemens G. Arvay
CORONAIMPFSTOFFERETTUNGODER RISIKO?
Wirkungsweisen, Schutz und Nebenwirkungen der Hoffnungsträger
QUADRIGA
Die Inhalte in diesem Buch sind von Autor und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft worden und basieren auf Studien und Erkenntnissen, die bis zum Redaktionsschluss (18.01.2021) vorlagen. Studien und Erkenntnisse, die nach Redaktionsschluss veröffentlicht wurden, führen möglicherweise an der ein oder anderen Stelle zu anderen Schlussfolgerungen. Die Inhalte und Angaben in diesem Buch bieten auch aus diesem Grund keinen Ersatz für einen persönlichen Arztbesuch und erfolgen ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Verlags oder des Autors. Eine Haftung des Verlags oder des Autors und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ebenfalls ausgeschlossen.
Da Sachbücher ein besonders hohes Maß an Übersichtlichkeit und Lesbarkeit beanspruchen, wurde beim Verfassen des vorliegenden Buches weitgehend auf geschlechtsneutrale Formulierungen verzichtet. Sofern es aus dem Kontext nicht anders hervorgeht, sind stets Frauen wie Männer gleichermaßen gemeint und angesprochen.
Vollständige eBook-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
QUADRIGA Verlag in der Bastei Lübbe AG
Originalausgabe
Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titelillustration: © Sono Creative/Adobe Stock
Illustrationen im Innenteil: © shutterstock Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München
eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf
ISBN 978-3-404-07499-0
quadriga-verlag.de
www.luebbe.de
www.lesejury.de
Die Corona-Krise und die daraus entstehenden Folgen stellen die Weltgemeinschaft vor bisher nicht bekannte Aufgaben. Entsprechend hitzig und kontrovers sind die Debatten über mögliche Lösungen. Unser Wertesystem scheint aus den Fugen zu geraten, und wichtige, bisher nie angezweifelte Regeln werden in Frage gestellt.
Viele Staaten hoffen, die Pandemie durch das rasche Impfen von möglichst vielen Menschen eindämmen zu können; große Hoffnungen knüpfen sich daran. Die Lösung, das Coronavirus vornehmlich durch Impfungen zu bekämpfen, ist jedoch nicht unumstritten. Können die bisherigen wissenschaftlich allgemein anerkannten Anforderungen an die Entwicklung von Impfstoffen auch im Falle von Corona-Impfstoffen eingehalten werden? Gibt es ausreichend Studien zur Wirksamkeit und zu den Nebenwirkungen? Ist es zu verantworten, so viele Menschen ohne die Erfahrungen von Langzeitstudien zu impfen?
Letztendlich ist die Entscheidung, ob sich jemand impfen lässt oder nicht, eine sehr persönliche und weitreichende. Jeder kann und soll sie für sich selbst treffen. Deshalb sollten alle Argumente für und gegen die Corona-Impfung offengelegt und vorbehaltlos erörtert werden. Nur so kann ein offener Diskurs stattfinden, und der ist auch nötig – schließlich wird die Impfung der gesamten Menschheit angeboten.
Der Biologe und Autor Clemens Arvay beschäftigt sich in diesem Buch auf wissenschaftlicher Basis mit dem aktuellen Stand der Corona-Impfstoff-Entwicklung. Dadurch vermittelt er Menschen, die sich nicht sicher sind, ob sie sich impfen lassen sollen oder nicht, zahlreiche wichtige Informationen und gibt ihnen so einen Orientierungsrahmen. Ich begrüße es sehr, in der Impffrage die nötige Sachlichkeit herzustellen.
Im Januar 2021
Andreas Schöfbeck
Krankenkassenvorstand
Impfstoffe sind wichtige Arzneimittel und können sehr erfolgreich sein. Ebenso wichtig ist aber das Prinzip der Impfstoffsicherheit. Abstriche bei den Nachweisen der Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen könnten das Vertrauen der Bevölkerung in diese Art von Arzneistoffen beschädigen und einen weiteren Rückgang der Impfbereitschaft bewirken – auch bei erprobten und bewährten Vakzinen.
Es ist also sowohl ethisch als auch gesundheitspolitisch bedeutsam, das Prinzip der Impfstoffsicherheit hochzuhalten. Dieses wurde vor noch gar nicht allzu langer Zeit von Medizinern und Wissenschaftlerinnen teilweise gegen den Widerstand pharmazeutischer Unternehmen erkämpft.
Eine sorgfältige Evaluierung von Sicherheit und Wirksamkeit ist besonders wichtig, wenn es um neuartige Biotechnologien wie genetische Impfstoffe geht. RNA- und DNA-Impfstoffe waren vor COVID-19 in der Humanmedizin noch nie gegen eine Infektionskrankheit zugelassen. Bei viralen Vektorimpfstoffen, die ebenfalls zu den genetischen Impfstoffen zählen, liegen bislang nur wenige Erfahrungswerte aus der humanmedizinischen Praxis vor, und es gibt zahlreiche Fragezeichen.
Diese Fragezeichen in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit der neuen COVID-19-Impfstoffe werden in diesem Buch ausführlich behandelt. Ich verfolge dabei den Anspruch, den wissenschaftlichen Diskurs über die Risiken der beschleunigten Testverfahren umfassend abzubilden. Dieser findet trotz der bereits vorliegenden Zulassungen nach wie vor bis in die Kreise renommierter medizinischer Fachjournale wie dem British Medical Journal, New England Journal of Medicine und Nature hinein statt. Die Kritik an den verkürzten Verfahren wird auch von international renommierten Expertinnen und Experten geteilt, deren Äußerungen in den Leit- und Massenmedien von Anfang an und insbesondere ab dem Zeitpunkt der ersten Zulassungen jedoch kaum berücksichtigt wurden. Daher braucht es ein Buch wie dieses, das den fehlenden Teil des Diskurses auf wissenschaftlicher Basis nachreicht und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.
Im Verlauf meiner Betrachtungen wird auch ein grundlegendes Verständnis genetischer Abläufe in unseren Zellen sowie der Wirkungsweisen genetischer Impfstoffe vermittelt. Sie erfahren alles, was Sie benötigen, um die biologischen Zusammenhänge rund um die Impfstoffe sowie die Wirkungsweise der neuen Kandidaten zu verstehen und so eine persönliche Entscheidung über die Impfung treffen zu können. Daher ist es nötig, sich aufmerksam auf den Text einzulassen. Die Sprache im Buch ist jedoch so gewählt, dass auch Laien ohne biowissenschaftliche Vorbildung den Ausführungen folgen können. Somit bewegt sich das Buch im Grenzbereich zwischen Sach- und Fachbuch, ist aber für jede Leserin und jeden Leser verständlich.
Im Laufe dieses Buches wird auch deutlich werden, warum das Weglassen von Langzeitbeobachtungen und Wartezeiten, das die beschleunigten Testverfahren zwangsläufig mit sich bringen, zu Fragezeichen hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit führt. Der medial häufig vermittelte Eindruck, dass Langzeitbeobachtung eigentlich entbehrlich ist, wird umfassend und mit anschaulichen Beispielen korrigiert.
Ich richte mich mit diesem Buch an differenziert denkende Menschen, die ihre persönliche Impfentscheidung auf umfassende Information aufbauen möchten. Eine Empfehlung für oder gegen einen Impfstoff wird auf den nachfolgenden Seiten nicht abgegeben. Das Buch verfolgt auch nicht das Ziel, bereits vergebene Zulassungen zu torpedieren oder Vor- beziehungsweise Nachteile für einzelne beteiligte Pharmaunternehmen zu bewirken. Es versteht sich ausschließlich als Informationsmedium, das einen berechtigten und wissenschaftlich begründbaren kritischen Diskurs zusammenfasst, der sich um die Frage dreht, wie groß die Abstriche bei Sicherheits- und Wirkungsnachweisen sind, wenn neuartige Impfstoffe in so stark verkürzten Testphasen geprüft werden, wie wir es bei den Kandidaten gegen COVID-19 erlebt haben.
Am Schluss des Buches werden die ethischen, sozialen und politischen Implikationen dieses kritischen Diskurses besprochen. Im Mittelpunkt wird dabei die Frage stehen, inwiefern eine moralisch, sozial oder politisch durchgesetzte Verpflichtung, sich die neuen Impfstoffe verabreichen zu lassen, nötig oder vertretbar wäre. Da ich davon ausgehe, dass es keinen direkten Impfzwang geben wird, befasse ich mich vorwiegend mit möglichen indirekten Verpflichtungen oder »Quasi-Verpflichtungen«, die durch Einschränkungen für Nicht-Geimpfte durchgesetzt werden könnten. Eine solche »Quasi-Verpflichtung« wird sich möglicherweise auch auf sozialen und moralischen Druck stützen, den Menschen aufeinander ausüben. Dieser ist gesellschaftlich bereits deutlich spürbar und lastet vor allem auf den Schultern jener, die sich bei den Impfstoffen ihre Skepsis bewahrt haben.
Damit ist das Buch auch ein Plädoyer gegen jede Art von Druck oder indirektem Zwang zur Impfung. Dabei wird auch deutlich werden, dass Skepsis bei den Schnellzulassungen der COVID-19-Impfstoffe nichts mit genereller Impfkritik oder Impfgegnerschaft zu tun hat, sondern wissenschaftlich begründbar ist.
Gleichzeitig stellt das Buch aber auch die Frage, in welcher Bevölkerungsgruppe eine freiwillige Durchimpfung anstrebenswert und sinnvoll sein kann.
Es ist ein Buch der Risiko- und Nutzen-Abwägung, frei von kommerziellen Interessen der pharmazeutischen Industrie.
Als Wissenschaft vom Lebendigen befasst sich die Biologie mit den Lebensformen, beginnend bei den Einzellern über Pflanzen bis hin zu Tieren und Menschen, sowie mit deren Entstehung, Entwicklung, Funktion und gegenseitigen Beeinflussung. Die Biowissenschaften werden daher heute im deutschsprachigen Raum auch als »Lebenswissenschaften« bezeichnet. Im englischen Sprachraum hat sich dafür der Begriff Life Sciences durchgesetzt.
Obwohl Viren formal nicht zu den Lebewesen zählen, sind sie Forschungsgegenstand der Biologie. Ihnen fehlen zwei wichtige Eigenschaften, um die wissenschaftlichen Kriterien für Lebensformen zu erfüllen. Erstens haben sie keinen eigenen Stoffwechsel. Sie können also keine Nahrung aufnehmen und verwerten. Bakterien und andere Einzeller hingegen sind dazu in der Lage. Zweitens können sich Viren nicht aus sich selbst heraus vermehren. Weder sind sie dazu fähig, sich zu teilen und dadurch als Klone zu vervielfältigen, noch haben sie die Fähigkeit zur Verschmelzung, also zur einfachen sexuellen Fortpflanzung. Bakterien beherrschen beides – Teilung und Verschmelzung.
Diese Defizite machen Viren in hohem Maße abhängig von einem Wirtsorganismus. Viren vermehren sich in den Zellen von Pflanzen, Pilzen, Tieren und Menschen. Darüber hinaus nutzen sie Bakterien und pflanzliche sowie tierische Einzeller als Wirtsorganismen. Sie begleiten die Evolution aller Lebensformen. Um sich zu vermehren und zu existieren, müssen sie in die Zellen ihrer Wirtsorganismen eindringen und diese dazu bringen, ihre Vervielfältigung zu übernehmen. Während Bakterien zu den Lebewesen zählen, sind Viren im Grunde nichts anderes als organische Partikel, die ihren eigenen Bauplan mit sich tragen.
Der Bauplan der Viren kann entweder als DNA oder als RNA vorliegen. Beides sind Nukleinsäuren. Das sind die Träger des genetischen Codes. DNA oder DNS steht für Desoxyribonukleinsäure (englisch: desoxyribonucleic acid). Jeder kennt die berühmte Doppelhelix-Struktur der DNA. Lassen Sie uns also in aller Kürze gemeinsam das Wissen aus dem Biologieunterricht auffrischen: Die beiden Stränge der DNA sind im Normalzustand ineinander verwoben wie zwei gegenläufige Wendeltreppen. Jeder der beiden Stränge weist eine spezifische Abfolge von Basen auf, sogenannten Nukleinbasen. Ihre chemischen Bezeichnungen lauten Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin. Sie haben die Angewohnheit, stets mit einer bestimmten Base als Paar vorzuliegen, die sich folglich im gegenüberliegenden Strang der DNA befindet. Es liegen immer Adenin und Thymin sowie Guanin und Cytosin einander gegenüber. Wegen dieser Paarungsregel lässt sich der gegenüberliegende Strang auch dann rekonstruieren, wenn nur ein Strang vorhanden oder bekannt ist.
Die Basenpaare sind mit Wasserstoffbrücken miteinander verbunden, sodass die beiden Stränge der DNA-Doppelhelix zusammenhalten. Im menschlichen Genom liegen etwa drei Milliarden Basenpaare vor. Die Abfolge dieser Basen stellt den Code für die Herstellung von Eiweißverbindungen dar, also von Proteinen. Diese Codierung funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie die Abfolge von Nullen und Einsen in der Computersprache. Im Fall der DNA werden anstatt Computerprogrammen Proteine codiert. Diese bauen unseren Körper auf und gewährleisten die Funktionen unserer Organe.
So besteht beispielsweise die menschliche Augenlinse aus einer hochkonzentrierten Lösung mit Proteinen. Ein spezielles Protein namens Alpha-A-Kristallin sorgt dafür, dass die Proteine unserer Augenlinse nie miteinander verklumpen. Das Strukturprotein von Bindegewebe, Haut, Fasern, Sehnen, Bändern, Knochen und Knorpeln ist das Kollagen. Es verleiht dem Gewebe Stabilität und Festigkeit. Für die Elastizität von Bindegewebe, Haut, Lunge und Blutgefäßen ist wiederum das Elastin zuständig – ein Protein, das elastische Fasern bildet und unserem Körpergewebe Spannkraft verleiht.
Manche Proteine sind äußerst komplex und funktionsfähig. So gehören etwa auch unsere Verdauungsenzyme zu den Proteinen. Der menschliche Organismus besteht nach aktuellen Schätzungen aus 100.000 bis 400.000 unterschiedlichen Proteinen. Sehr einfach gesagt: Unser Genom enthält Proteinbaupläne und somit die Rezepte für den Aufbau und die Funktionsweise unseres gesamten Körpers. Die Abfolge der Basenpaare ist der Code für diese Baupläne. Bei Tieren, Pflanzen, Pilzen und Bakterien ist es genauso.
DNA ist bei allen Lebewesen der Träger der Erbinformation. Auch manche Viren beruhen auf DNA. Beispiele für DNA-Viren, die in der Humanmedizin eine Rolle spielen, sind die Erreger der Pocken, Dellwarzen, Hepatitis B sowie Herpesviren, Adenoviren, Humane Papillomaviren (HPV) und das Epstein-Barr-Virus, welches das Pfeiffersche Drüsenfieber auslöst.
Die DNA-Doppelhelix
Im Pflanzenreich spielen zum Beispiel Geminiviren eine wichtige Rolle. Diese DNA-Viren befallen auch Garten- und Ackerpflanzen und lösen zunächst eine wellenartige Verzerrung des Blattes aus. Das Bohnen-Goldmosaik-Virus und das Tomaten-Goldmosaik-Virus sind Beispiele für Geminiviren, die im Blattgewebe zu goldgelben, mosaikartigen Verfärbungen führen. Diese Symptome sehen zwar schön aus, stören aber die Photosynthese, die im Blattgrün abläuft. Im fortgeschrittenen Stadium der Infektion bilden sich sogenannte Nekrosen, vertrocknete Stellen an den Blättern und am Stängel. Wenn diese auch die Gefäße der Pflanze betreffen – die sogenannten Leitbündel, in denen ähnlich wie in unseren Blutgefäßen Flüssigkeiten, Zucker und gelöste Nährstoffe transportiert werden –, kann die virale Infektion zum Absterben der Pflanze führen.
Anders als bei manchen Viren aus dem Tierreich geht von Pflanzenviren keine Gefahr für den Menschen aus. Deswegen wird ihr Einsatz bei Impfstoffen in der Humanmedizin erforscht. Pflanzliche Viren zeichnen sich durch ihre außergewöhnlich geordnete Struktur mit sich wiederholenden Mustern aus, vergleichbar mit dreidimensionalen geometrischen Formen oder Eiskristallen. Neue Biotechnologien setzen darauf, diese geordneten Strukturen für den Transport bestimmter Antigene in die menschliche Zelle zu nutzen, um eine Immunantwort auszulösen. Solche Impfstoffe auf Basis von Pflanzenviren könnten – sofern Sie sorgfältig ausgearbeitet und ausreichend getestet werden – in der Zukunft eine wichtige Rolle in der Impfstoffentwicklung spielen.
Bei der überwiegenden Anzahl der Viren liegt der Bauplan als RNA oder RNS vor. Dieses Akronym steht für Ribonukleinsäure (englisch: ribonucleic acid). Die RNA ist ähnlich aufgebaut wie die DNA, liegt aber in der Regel nur als einzelner Strang vor. Davon gibt es Ausnahmen, denn RNA kann abschnitts- oder zeitweise auch doppelsträngig vorliegen. Eine kleine Anzahl von RNA-Viren verfügt sogar generell über ein Genom aus doppelsträngiger RNA.
Wie die DNA besteht die RNA aus einer Abfolge von Basen. Drei davon sind dieselben wie in der DNA: Adenin, Guanin und Cytosin. Nur die vierte Base heißt in der RNA nicht Thymin, sondern Uracil. Das Prinzip ist dasselbe: Die Abfolge der Basen der RNA stellt den Code für die Herstellung von Proteinen dar.
Im Fall der RNA-Viren ist der gesamte Virus-Bauplan in der RNA codiert. Man spricht daher von viraler oder genomischer RNA, um zu verdeutlichen, dass hier die RNA der Träger der Erbinformation ist. Wie wir noch sehen werden, gibt es verschiedene Formen und Stadien von RNA, die im Rahmen genetischer Prozesse eine Rolle spielen. In der Biologie werden sie voneinander unterschieden, indem Kleinbuchstaben vorangestellt werden. Das Genom der RNA-Viren wird als vRNA bezeichnet (für »virale RNA«).
Die RNA liegt meist als einzelner Strang vor
Beispiele von RNA-Viren in der Humanmedizin sind die Erreger von Masern, Mumps, Tollwut, Polio, Ebola, Hepatitis A, C und E sowie Rhinoviren, Influenzaviren, Parainfluenzaviren und HI-Viren. In der Pflanzenwelt befällt das Zucchini-Gelbmosaik-Virus die gesamte Familie der Kürbisgewächse einschließlich Zucchini-, Gurken- und Melonenpflanzen. Es handelt sich um ein RNA-Virus, das Symptome wie Gelbfärbung der Blätter auslöst und zu stark deformierten Früchten und Kümmerwuchs führt, wenn es nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Dieser Erreger kann daher schwere Ernteausfälle verursachen.
Das Genom der Coronaviren liegt als virale RNA (vRNA) vor und ist von einer Hülle umgeben, in die Proteine eingelagert sind (z. B. Stachelproteine).
Der humanpathogene Erreger SARS-CoV-2, der die Lungenkrankheit COVID-19 auslösen kann, gehört zur Familie der Coronaviren. Auch diese zählen zu den RNA-Viren, wobei die virale RNA bei ihnen als Einzelstrang vorliegt. Coronaviren sind, wie alle Viren, so klein, dass sie nur mit einem Elektronenmikroskop sichtbar gemacht werden können. In einer Maßzahl ausgedrückt beträgt ihr Durchmesser ungefähr 120 Nanometer oder 0,00012 Millimeter. Ihre Form ist kugelig, ähnlich wie auf den Abbildungen zu sehen, die uns seit Anfang 2020 in den Medien fast täglich begegnen. Die virale RNA (vRNA) des Coronavirus befindet sich ringförmig angeordnet etwa in der Mitte des Partikels und ist von einer Hülle umgeben, die sehr einfach aufgebaut ist. Sie besteht aus einer doppelten Lipidschicht. Lipide sind chemische Verbindungen, die sich in Wasser nicht lösen. Sie bilden in der Biologie zum Beispiel Trennschichten zwischen verschiedenen Bereichen einer Zelle oder eben Umhüllungen. Solche Trennschichten und Umhüllungen nennt man Membranen. In die Hülle des Coronavirus sind Proteine eingelagert, die dem Virus seine charakteristische Oberfläche verleihen. Darunter befinden sich auch die Stachelproteine (spikes). Ein einzelnes Virus wird als Virion bezeichnet.