Court of Ice and Ash  - Geliebt von meinem Feind - LJ Andrews - E-Book

Court of Ice and Ash - Geliebt von meinem Feind E-Book

LJ Andrews

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Beschreibung

Sie hat sich für ihn entschieden. Doch er hat die Rache gewählt ... Band 2 der heißen Fae-Fantasy-Saga für Erwachsene!

Elise ist außer sich: Sie hat trotz aller Hindernisse den Fae-Prinz Valen erwählt, doch im entscheidenden Augenblick weist er sie ab und kehrt ohne sie zu seinem Volk zurück. Aus Trotz schließt sich die rebellische Adlige den abtrünnigen Fae-Legionen an. Als das Schicksal Elise wieder mit ihrem Geliebten zusammenführt, flammt aber nicht nur ihre Leidenschaft auf, sondern auch eine neue Gefahr. Denn eine magische Seuche befällt das Reich, die nicht einmal der Fae-Prinz der Nacht hat kommen sehen ...

Band 2 der düsteren Fae-Fantasy-Saga mit starken »Die Schöne und das Biest«-Vibes: romantisch und voller Action!

Geliebt von meinem Feind – die spicy Fae-Fantasy-Saga von LJ Andrews:
1. Curse of Shadows and Thorns
2. Court of Ice and Ash
3. Crown of Blood and Ruin

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Seitenzahl: 483

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Buch

Elise ist außer sich: Sie hat trotz aller Hindernisse den Fae-Prinz Valen erwählt, doch im entscheidenden Augenblick weist er sie ab und kehrt ohne sie zu seinem Volk zurück. Aus Trotz schließt sich die rebellische Adlige den abtrünnigen Fae-Legionen an. Als das Schicksal Elise wieder mit ihrem Geliebten zusammenführt, flammt aber nicht nur ihre Leidenschaft auf, sondern auch eine neue Gefahr. Denn eine magische Seuche befällt das Reich, die nicht einmal der Fae-Prinz der Nacht hat kommen sehen …

Autorin

Die »USA Today«-Bestsellerautorin LJ Andrews ist bekannt für ihre düstere Romantasy-Saga »The Broken Kingdoms«, die im amerikanischen Original zehn Bände umfasst und auf TikTok zum Bestseller-Phänomen geworden ist. Sie liebt dunkle Welten, die von unbeugsamen Love-Interests bevölkert werden. Wenn LJ Andrews nicht schreibt, hält sie ihre vier Kinder im Zaum, verbringt Zeit mit ihrem heißen Ehemann oder wandert durch die Berge von Utah.

Geliebt von meinem Feind – die spicy Fae-Fantasy-Saga von LJ Andrews:

1. Curse of Shadows and Thorns

2. Court of Ice and Ash

3. Crown of Blood and Ruin

LJ Andrews

Court

of

Ice

and

Ash

Geliebt von meinem Feind

Roman

Deutsch von Maike Claußnitzer

Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel »Court of Ice and Ash (The Broken Kingdoms, book 2)« bei Victorious Publishing, New York 2021.

Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright der Originalausgabe © 2021 by LJ Andrews

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2024 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Published by Arrangement with VICTORIOUSPUBLISHINGLLC

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Redaktion: Ulrike Gerstner

Umschlaggestaltung: Anke Koopmann | Designomicon nach einer Originalvorlage von Authortree

Umschlagillustration: Authortree

BL · Herstellung: SaM

Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München

ISBN 978-3-641-31460-6V001

www.blanvalet.de

Kapitel 1Nachtprinz

Der Blutrausch war noch da. Eine Bürde, greifbar, wann immer ich eine Hand auf den Äxten aus schwarzem Eisen ruhen ließ, die an meinen Gürtel geschnallt waren. Eine stumme Kreatur lebte weiter in mir, wollte Blut, begehrte den Schmerz darin. Als hätte der Fluch zu lange Bestand gehabt, sodass auch künftig ein Teil von mir von der abnormen Bestie abgestumpft bleiben würde, auf die ich mich immer wieder eingelassen hatte.

Ich hatte die feste Absicht, diese Wahrheit für mich zu behalten.

Auf einem Findling unter den Bäumen sitzend atmete ich den durchdringenden Kupfergeruch ein, der sich in die feuchte Luft mischte. Blut lag in den letzten Resten des Sturms. Ich sog alles davon ein. Es linderte das Ziehen in meiner Brust, aber ich sehnte mich verzweifelt nach mehr.

»Was soll das alles?«

Ich warf einen Blick über meine Schulter auf Thor. Er führte einen Wetzstein entlang seines Dolches und starrte mich finster an. Wie er es früher getan hatte, wenn ich als kleiner Junge immer hinter ihm und meinem älteren Bruder Sol hergelaufen war.

Damals, als das Leben noch Sinn ergeben hatte.

»Ich mochte dich lieber, als du dich noch vor mir verneigt hast.« Ich wandte mich ab und ließ eine Hand auf einer Axt ruhen.

»Ja, das war ein flüchtiger Moment, ein bisschen Freude darüber, dass der Fluch gebrochen ist und unsere Erinnerungen wiederhergestellt sind.« Thor hörte auf, seine Klinge zu wetzen, und kam an meine Seite. »Sag mir etwas, mein Prinz. Wohin soll das hier führen?«

Mit dem Daumen streichelte ich den jetzt nutzlosen schwarzen Seherstein an der Kette um meinen Hals. Ich hatte keine Antwort darauf; allerdings widerstrebte es mir zuzugeben, dass ich keinen klaren Plan hatte. Irgendwie gelang es mir, meiner Stimme einen zuversichtlichen Tonfall zu verleihen. »Noch eine Karawane zu verlieren, schmälert die Einnahmen des falschen Königs. Es fördert Agitation und Misstrauen.«

Thor verdrehte die Augen, und ich hätte beinahe gelacht.

Erinnerungen gingen mir durch den Kopf: ein klares Bild von Thor, wie er sich mit Sol stritt und die Augen genauso verdrehte. Nach und nach fielen uns immer mehr Momente wieder ein. Manchmal stutzte einer von uns plötzlich, rieb sich die Stirn und schilderte die neue Erinnerung.

Entweder lachten wir dann oder nutzten sie, um unseren Rachedurst anzufachen.

»Ich fürchte, dieser Überfall führt uns zu nahe an sie heran«, sagte Thor mit gesenkter Stimme. »Du hast gesagt, dass du die Finger von ihr lassen willst, aber wir kehren immer wieder zu denen zurück, die ihr am nächsten stehen.«

Ich ballte die Faust an meiner Seite, als etwas von mir Besitz ergriff, das dafür sorgte, dass sich eine seltsame Furcht in meiner Brust breitmachte. Etwas, das ich weder riskieren noch wollen durfte.

Sie durfte nichts mit mir, der Schattengilde oder dem endlosen Kampf, um das Blut meiner Familie zu rächen, zu tun haben. Das wäre nicht gerecht gewesen. Wenigstens rechtfertigte ich es in Gedanken so vor mir. Der Wahrheit näher jedoch kam die Erklärung, dass Elise Lysander mir den letzten Rest von meinem Blutrausch nehmen würde und ich noch nicht bereit war, ihm Lebewohl zu sagen.

So hatte ich weitergemacht, als wäre sie mir vollkommen gleichgültig.

Ich starrte Thor finster an und war froh, dass meine Musterung ihn dieses eine Mal dazu brachte, den Blick zu senken. »Das hier hat nichts mit der Timoranerin zu tun.«

»Mit der Timoranerin? Es freut mich, dass du sie so nennst, denn sie ist Timoranerin. Ganz gleich, was Kvinna Elise getan hat, um den Fluch zu brechen, sie ist vom Blut König Elis. Verdammt, sie ist sogar nach ihm benannt. Wenn du weitermachen willst, dann tun wir es allein. Nicht wahr?«

Ich senkte den Blick auf das rote Tuch in meinen Händen.

»Es sei denn, du würdest lieber zugeben, dass du es dir anders überlegt hast – oder vielleicht eher, dass dein Herz es sich anders überlegt hat.« Halvar trat hinter einem Baum hervor, leckte sich Fett von den Fingern und warf den glitschigen Knochen eines Wasservogels weg. »In dem Fall, das schwöre ich bei den Himmeln, werde ich nicht sagen, dass ich es dir ja gleich gesagt habe. Obwohl ich es dir schon mehrfach gesagt habe.«

»Für Elise ist hier kein Platz«, gab ich zurück und wollte damit eher mich selbst als die beiden überzeugen.

»Das finde ich auch«, wandte Thor ein. »Sie hat ihren Zweck erfüllt und ist jetzt weit weg von uns besser dran.«

»Es macht mir wirklich Spaß, euch zwei eure Gedanken laut aussprechen zu hören«, fuhr Halvar fort. »Fast so, als wolltet ihr die Schicksalsgottheiten, die sie zu uns geführt haben, überzeugen. Als würde es die kümmern, was ihr denkt! Elise ist seine hjärta, das Lied unseres Prinzen.«

»Wirklich? Wann bist du so weich geworden, mein Freund?«, fragte Thor und prustete vor Lachen.

»Ach, ich war doch schon immer der beste Liebhaber von uns allen. An mir ist nichts weich. Und du kannst es leugnen, so viel du willst, Thorsten, du bist derjenige von uns, der seinen eigenen hjärta hat und es deshalb besser als ich erkennen sollte. Aber ich glaube, auch du hast versucht, dein kleines schwarzes Herz zu verschließen.«

Halvar grinste mit einem Anflug von Bosheit, als Thor versuchte, ihm gegen den Arm zu boxen. Nachdem er sicherheitshalber auf Abstand gegangen war, sah Halvar mich an. »Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe, und werde es genießen, mir anzusehen, wie du gegen die Anziehungskraft zwischen dir und Kvinna Elise ankämpfst, Prinz Valen. Um ehrlich zu sein, habe ich doch vor, dir zu sagen, dass ich es dir mindestens hundertmal gesagt habe, sobald du …«

»Ich wünschte, der Fluch hätte ihn stumm gemacht«, unterbrach Thor.

Ich spannte den Kiefer an, um mir ein Grinsen zu verbeißen. Das hier hatte ich vermisst. Einander so zu kennen, wie wir es früher getan hatten. Es machte mir nicht einmal etwas aus, dass ich der lästige Jüngste gewesen war und diese beiden mir entsetzliche Streiche gespielt hatten. Ich wünschte nur, Herja und Sol wären noch hier. Meine Schwester wäre meine Verteidigerin gewesen, und Sol hätte besser als ich gewusst, was zu tun war. Er hätte gewusst, wie man Neu-Timoran für Blut und Leid unserer Leute bezahlen lassen konnte.

»Lasst uns aufbrechen.« Ich hielt inne und sah Halvar mit zusammengekniffenen Augen an. »Und Elise ist nicht meine hjärta.«

Er grinste, als wäre ich wieder ein albernes Kind. »Wie du meinst, mein Prinz.«

Es war eine romantische Vorstellung, die vor langer Zeit beim Nachtvolk sehr beliebt gewesen war. Legenden erzählten von alter Wildwut, die zwei Liebende auf eine Art verband, die die Seelen beider verschmolz wie die Harmonie eines Lieds. Unauflöslich.

Es war lächerlich.

Es tat weh.

Mein Vater hatte meine Mutter immer das Lied seines Herzens genannt. Sie war Timoranerin gewesen. Vielleicht …

Nein. Eine Verbindung mit Elise Lysander kam für mich nicht infrage. Ich hatte sie in der Absicht ausgenutzt, den Fluch zu brechen. Wir hatten Erfolg gehabt. Es war vollbracht.

Ich ging in die Hocke, kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich auf die holprige Handelsstraße, die unterhalb des Felsvorsprungs verlief. Eine versteckte Straße, gesäumt von Eichen, Weiden und immergrünen Bäumen. Die Baumkronen ragten aus dem aufziehenden Nebel auf wie Finger, die sich im Haar einer Geliebten verfangen hatten. Trotz des Dunsts konnte ich die Fahrt der schwarzen Kutschen recht gut verfolgen. Meine Augen waren in der Nacht schärfer geworden, seit der Fluch meine Wildwut und meine Erinnerungen freigegeben hatte; dafür war ich in einem längst vergangenen Leben bekannt gewesen.

Der Nachtprinz, ein unter der Mondsichel geborener Königssohn, Prinz der Schatten, Hüter der Erdwildwut. Mir war die Abenddämmerung immer lieber gewesen als die Morgenröte, daran hatte sich nichts geändert.

Drei Kutschen holperten und ruckelten über die hervorstehenden Wurzeln und Dornranken des Wegs. Jedem Wagen folgte eine Reihe erschöpfter Reisender zu Fuß.

Das Blut ist hier. Dutzende von Ettanern, die in Rabensporn-Blau gekleidet waren, beladen mit Bändern und Satin. Manche schleppten schwere Leinwandsäcke auf den Schultern. Andere transportierten Taschen mit unzähligen Stoffen, Federn, Steck- und Nähnadeln für Schneider und Näherinnen. Kaum einer der Leibeigenen trug Schuhe. Die meisten gingen gebeugt und tasteten sich unbeholfen über die scharfkantigen Felsen und durch den Straßenstaub vor. Sogar die kleinsten von ihnen.

Meine Lippen verzogen sich zu einem unfrohen Lächeln.

Ein Mädchen, das nur Haut und Knochen war, schleppte einen Kornsack, der so groß war wie es selbst. Die ganze Zeit über saßen die Rabenwachen auf ihren breiten Ärschen und bewachten die Karawane, ohne auf die leidenden Leute zu ihren Füßen zu achten. Meine Leute.

Ich konnte nicht ihr Prinz sein. Zumindest nicht der Prinz, den sie wollten. Aber ich konnte der Schurke sein, der für sie eintrat. Ein Missetäter, der Burg Rabensporn in die Knie zwang.

Dann würde ich mit diesem götterverlassenen Ort endlich abschließen können.

Das hier war nicht mehr das Etta meiner Kindheit. Es war ein Land, das ich nicht wiedererkannte und dem ich wenig Liebe entgegenbrachte. Seinen Leuten gegenüber empfand ich ein gewisses Maß an Loyalität, aber ich konnte – mehr noch, ich würde – nicht über sie herrschen.

Wenn ich erst Rache genommen hatte, würde ich dazu so ungeeignet sein wie der falsche König, der auf dem Thron saß.

»Warum zu den Höllen haben wir es auf Stoffe abgesehen? Wo sind die Schatzkarren?«, murmelte Halvar.

Er hüpfte von einem höhergelegenen Felsvorsprung und stellte sich neben mich. Er war wie ein Schatten gekleidet. Sein Mund und seine Nase waren mit Schwarz verdeckt, sodass er mit der Nacht verschmolz.

»Es geht nur um das Spiel, du verdammter Dummkopf.« Thor ließ sich seitlich am Felsvorsprung herabgleiten und kauerte sich zehn Schritte von uns entfernt in die Dunkelheit. An seinen Fingerspitzen loderten hellblaue Flammen auf, die sich auflösten, als er die Fäuste ballte. Feuerwildwut war eine der schwieriger zu kontrollierenden Formen von Macht. Bis zu einem gewissen Grad musste Thor jetzt, nachdem seine Erinnerungen wieder wachgerufen worden waren, von Neuem lernen, wie er seine Magie im Gleichgewicht hielt.

Halvar zog die Nase hoch. »Ich würde den falschen König lieber dort treffen, wo es am meisten wehtut – im Geldbeutel.«

»Alles hat seine Zeit, Halvar«, sagte ich trocken. »Alles hat seine Zeit.«

Von dem Moment an, in dem der Fluch gebrochen worden war, waren wir dazu übergegangen, ein Stachel im Fleisch König Calders zu sein – eines Narren und unreifen Jünglings, der seinen eigenen Vater ermordet hatte, um den Thron zu besteigen.

Begonnen hatten wir mit den Wachen, die er zum Schwarzen Grab geschickt hatte, sobald der Fluch gebrochen gewesen war. Ich verdrängte die Beklommenheit, die mich aus Reue überkam, als ich an den Augenblick zurückdachte. Sie waren ausgesandt worden, um in Erfahrung zu bringen, was geschehen war, und hatten stattdessen nur herausgefunden, dass ihr Leben zu Ende war. Bis auf einen Einzigen. Wir hatten ihn verschont, um ihn mit Geschichten über den Blutgeist und die Schattengilde zur Burg zurückstolpern zu lassen.

Ich würde mich in dem Namen Blutgeist suhlen; er war ein Mittel zum Zweck. Ich konnte nicht Valen Ferus sein. Die Last konnte ich nicht auch noch tragen, wenn ich um jeden Preis den Tod meiner Familie rächen musste. Ihr Blut war in den Boden des alten Etta gesickert, und ihre Schreie ließen mich keinen Schlaf finden.

Ich wollte, dass Timoran zusammenbrach.

»Was ist der beste Weg, den Untergang eines Königreichs herbeizuführen, Halvar?«, fragte ich mit gesenkter Stimme.

Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die Karawane. »Es in Brand zu stecken, es auszuplündern, dem König den Kopf abzuschlagen? Ich liebe deine Rätsel, mein Prinz, aber sag es mir bitte. Ich kann mich nicht länger gedulden.«

Ich grinste. Bei den Göttern, er hatte sich nicht geändert. Fluch hin oder her, Halvar redete zu viel, liebte zu ausgiebig und war loyal bis zum bitteren Ende. »Man treibt einen Keil zwischen das Volk und seinen König, mein Freund. Entlarvt ihn als unfähig. Während das Volk leidet, wird er reich.«

»Du willst, dass wir Leid über die Ettaner bringen?«

»Über die Timoraner«, sagte ich. »Unsere Leute leiden schon längst. Doch die Timoraner aus dem einfachen Volk stellen mittlerweile fest, dass ihre Versorgung schlechter wird, während der König und seine Adligen ihren Wohlstand genießen.«

Grinsend wandte ich mich wieder der Handelsstraße zu. Wenn wir fertig waren, würden die Timoraner kein Vertrauen mehr in ihren König setzen. Sie würden ihn als die wehleidige Schlange erkennen, die er war. Sie würden ihn stürzen und den Weg für die Wildwut freimachen, dafür, dass das Blut von Etta wieder hervortrat.

Wir mussten nur einen Angehörigen des Nachtvolks finden, der bereit war, die Krone solch eines gebeutelten Königreichs anzunehmen. Ich würde auf meinen Anspruch verzichten. Das Land würde auf mein Wort hin einen anderen erwählen.

Die Wildwut wählte das Königshaus von Etta. Sie war eine Gabe der Götter, und so war es nur natürlich, dass sie der entscheidende Faktor war, um den Herrscher des Landes zu bestimmen.

Halvar hockte sich neben mich. »Sie wird wissen, dass du es bist.«

Worte wie ein Dolch in die Brust, so rasch und hart, dass es unmöglich war, nicht darauf zu reagieren. Aber so, wie ich den Ruf nach Blut unterdrückte, konnte ich auch diese Gefühle unterdrücken.

Allerdings war die Sehnsucht nach solch einer Frau eine weit wildere Bestie, die sich kaum bändigen ließ.

»Das spielt keine Rolle.« Oh, es spielte eine sehr große Rolle, und das war mir zuwider. »Soll sie mich doch verabscheuen. Dann wird sie mich los sein.«

Halvar hielt den Mund – dieses eine Mal – und schüttelte einfach nur den Kopf.

Ich wandte mich von ihm ab und betrachtete die rote Maske in meinen Händen. Elise hasste sie, hatte sogar geschworen, mir eine in einer anderen Farbe zu schenken. Damals, als wir davon geträumt hatten, dieses Land gemeinsam hinter uns zu lassen. Ich schloss die Augen, unterdrückte die Unruhe, bis mein Herz brannte und rasende Wut die sanfte Erinnerung an ihre Lippen, an ihre Haut auf meiner verdrängte.

Ich bedeckte Kinn, Mund und Nase mit dem roten Tuch. Die Fäden stanken durchdringend nach Rauch, Schweiß und Blut.

Ich atmete tief ein.

Dann zog ich die schwarze Kapuze über meinen Kopf. Ein Schmerz wuchs in mir, einer, der sich danach sehnte, dass mein Herz Elise Lebewohl sagte, genauso wie immer, bevor ich angriff. Es stimmte: Sie würde erfahren, dass ich derjenige war, der ihren Leuten Leid zufügte. Es war zu ihrem Besten. Ich war nicht der richtige Mann für sie. Ich wollte mich in Blut suhlen.

Vergib mir. Der Gedanke kam mir ungebeten, als ich eine Axt in der Hand kreisen ließ.

Thor öffnete seine Faust, sodass eine kühle Flamme seine Haut überzog. Halvar ließ die Sturmwolken über uns mithilfe von Luftwildwut wirbeln.

Ich umklammerte meine Äxte. Wenn ich enthüllte, dass ich die Erde meinem Willen unterwerfen und aufreißen konnte, würde man erkennen, wer ich war. Aber das spielte keine Rolle. Ich musste nicht unbedingt mithilfe Wildwut kämpfen. Weit eher war ich stolz darauf, in Knochen und Fleisch anzugreifen.

Meine Lippen verzogen sich unter meiner Maske zu einem brutalen Grinsen. Die Karawane kam direkt unter uns vorbei. Sie würde Burg Rabensporn nie erreichen.

»Für Etta«, sagte ich in düsterem Ton mit gesenkter Stimme.

»Für Etta«, wiederholten meine Freunde.

Ich machte den ersten Schritt den Felsvorsprung hinab.

Das Blut rief.

Kapitel 2Prinzessin auf Abwegen

Verfluchte Höllen! Schon wieder?

Ich knirschte mit den Zähnen und zerrte an meinem Bein, das knietief in klebrigem, festem Schlamm steckte. Ein lautes Saugen durchbrach die Stille der Nacht. Bei allen Göttern, es stank. Ich rümpfte die Nase über den durchdringenden Geruch nach Unrat und Fäulnis. Jede Verlagerung meines Beins ließ eine Fahne des Gestanks in die Luft aufsteigen, bis sich mir der Magen umdrehte und ich ernsthaft in Erwägung zog, mich zu übergeben, um dem Geruch etwas entgegenzusetzen.

Trübe Schlammblasen platzten und blubberten, als der Sumpf allmählich meinen Fuß freigab. Aber ich hatte so fest gezogen, dass ich, als der Stiefel sich mit einem schmatzenden Geräusch löste, hintenüberfiel, sodass jetzt meine Hände, mein Kopf und mein Hinterteil schlammbedeckt waren.

Ein Kichern aus dem Schilf ließ mich noch tiefer die Stirn runzeln.

»Ich will nichts hören, Siverie«, blaffte ich. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und Nadelstiche aus Kälte überzogen meine Oberschenkel dort, wo meine nasse, schlammgetränkte Strumpfhose an meiner Haut klebte.

Siv kam aus dem hohen Schilf hervor und grinste so breit, dass ihre weißen Zähne zu sehen waren. Sie hatte ihr dunkles Haar unter einem schwarzen Hut mit Krempe verborgen und den steifen Kragen ihres Wollmantels hochgeschlagen, sodass er die Seiten ihres Gesichts verdeckte.

Ich hatte geglaubt, es wäre klug und geschickt von mir, robuste Lederstiefel zu tragen, dazu eine schwarze Tunika und eine Kapuze, um mein eisblondes Haar zu verstecken. Jetzt wünschte ich, ich hätte auf Sivs Warnung vor der Kälte und Nässe auf den Pfaden zum Gefängnis gehört. Ich zitterte im Matsch, bis auf die Knochen durchnässt.

Wenigstens war meine Haut jetzt maskiert. Nichts war schlimmer, als einen timoranischen Teint zu haben, der das Mondlicht reflektierte und fast wie eine Laterne leuchtete, wenn es vor allem auf Heimlichkeit ankam. Ich hielt mich gut an Sivs Schulter fest und trat dorthin, wohin sie trat, bis wir wieder am schwammigen Ufer standen.

»Du hast eine entsetzlich schlechte Nachtsicht«, flüsterte Siv. »Das ist das fünfte Mal, dass du ins Wasser gestolpert bist. Wenn wir weiter so gut vorankommen, können wir genauso gut bis zur Morgendämmerung warten und seine Asche vom Scheiterhaufen zurückbringen.«

Ich runzelte die Stirn, obwohl sie es im Dunkeln nicht sehen konnte. »Alles hat denselben Farbton – Nacht. Ich kann den Pfad kaum unterscheiden, anders als du, die ihn in- und auswendig kennt.«

»Wenn die eigenen Leute ständig festgenommen werden, geht einem der Weg zum Gefängnis in Fleisch und Blut über.«

Sie sagte es leichthin, aber es war kein Scherz. Siv war eine Agitatorin. Leute wie sie hassten den derzeitigen König und seine Vorgänger. Sie glaubten, dass der einstige Feenprinz der wahre Thronerbe war und dieses Land wieder zu dem machen würde, was es als Königreich Etta einst gewesen war, in einer Zeit vor den Überfällen und der Herrschaft der Timoraner.

Agitatoren hassten das timoranische Königshaus. Da ich eine Prinzessin von nachgeordneter Bedeutung war, hatte es mich entsetzt herauszufinden, dass Siv, meine Freundin und einstige Dienerin, eine Agitatorin war, die man ausgeschickt hatte, um mir die Kehle durchzuschneiden. Aber Siv hatte ihre Freundschaft unter Beweis gestellt. Deswegen waren wir beide Außenseiterinnen in ihrem Clan. Jetzt wurden wir auf die Probe gestellt. Und ich würde nicht scheitern. Nicht weil ich wollte, dass uns der Agitatorenclan am Leben ließ, sondern weil andere heute Nacht von unserem Erfolg abhängig waren.

Ich würde nicht diejenige sein, die sie enttäuschte.

Aber ehrlich gesagt wäre es weitaus praktischer gewesen, wenn wir den Agitatoren die Wahrheit hätten sagen können: dass der Fae-Prinz, den sie verehrten, am Leben war.

Valen Ferus. Der Nachtprinz.

Ein Mann, der mich begehrt hatte. Mich dazu gebracht hatte, ihn zu begehren.

Ein Mann, der mir vertraut hatte und mir beigebracht hatte zu vertrauen.

Ein Mann, der sich für die Rache entschieden hatte, als ich mich für ihn entschieden hatte.

Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken an Valen zu verdrängen. Gedanken an den Nachtprinzen endeten gewöhnlich doch nur in Tränen oder einem Wutanfall, der heftig genug war, mich Messer werfen zu lassen.

Beides wäre nicht sehr hilfreich gewesen.

Ich duckte mich hinter einen umgestürzten Baumstamm, als wir endlich bis zum Fuß einer Steinmauer vorgedrungen waren, die das Gefängnis umgab. Es war aus Fachwerk errichtet, dessen Balken schon verrotteten, und hatte eiserne Gitterstäbe vor allen Fenstern. Die Gefangenen waren schutzlos den Elementen, Frost und Hitze ausgesetzt. Die meisten von ihnen würden sterben.

Fackeln erhellten den Hof, und in seiner Mitte war ein Holzgerüst errichtet, darauf ein Gerät, um die Arme der Opfer weit auszubreiten. Verrostete Klingen waren auf einem blutigen, fleckigen Tisch bereitgelegt.

Galle brannte mir in der Kehle. Das Holz war jetzt schon blutbesudelt. Auf einem Wagen unterhalb des Schafotts lagen drei Leichen, die für die Gefängnisscheiterhaufen bestimmt waren. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gerüsts schlängelte sich eine Reihe gebrochener Leute, die ihr Schicksal erwarteten, um den feuchten Hof.

Siv hob einen Finger und deutete dann über einen im Schatten liegenden kleinen Hügel hinweg. Ich biss mir von innen auf die Wange und zwang mich, stumm zu bleiben, sobald ich ihn entdeckt hatte.

Etwas dünner. Ein zerzauster Bart am Kinn. Lumpen als Kleidung.

»Mattis.« Meine Brust zog sich für meinen Freund, den Tischler, zusammen, und neuer Hass auf meine eigene Schwester tobte darin.

Vor zwei Wochen hatten Siv und ich uns zurück nach Mellanstrad geschlichen, um Mattis zum Agitatorenclan zu holen, nur um zu erfahren, dass er als Feind des Königs verhaftet worden war.

Runa. Meine Schwester hatte ihrem Verlobten Calder geholfen, den König zu ermorden und den Thron zu stehlen. Sobald ich nicht unter ihren feigen Unterstützern zu finden gewesen war, hatte Runa Mattis festnehmen und ohne Zweifel auch foltern lassen. Aber mehr noch: Sie und Calder hatten das Herrenhaus der Familie Lysander niederbrennen lassen, ohne sich darum zu scheren, ob Leibeigene, Mägde oder Köche darin gewesen waren.

Runa war vielleicht noch schlimmer als Calder, der falsche König. Falsch, weil Valen die Krone hätte tragen sollen.

In meinem Herzen wusste ich, dass er dieses geschundene Königreich vereinen würde. Etwas anderes konnte ich nicht glauben.

»Du hast schon wieder diesen Blick«, flüsterte Siv, während sie einen Pfeil an ihren Bogen anlegte. »Wir konzentrieren uns auf Mattis, die Ältesten und darauf, heute Nacht lebend hier herauszukommen. Danach können wir uns immer noch Gedanken um Prinz Valen machen.«

»Ich habe nicht an den Blutgeist gedacht.«

Sie verdrehte die Augen. »Du solltest ihn nicht so nennen. Er wird früher oder später den Thron besteigen. Es liegt ihm im Blut.«

»Sag das Ari.«

Vor Wochen waren wir vom Haupt der Agitatorenclans in die Enge getrieben worden. Ari, ein mächtiger Fae-Illusionist, beanspruchte den Thron für sich und behauptete, er habe dem Land das Leben zurückgebracht. Die Leute akzeptierten ihn als ihren neuen König. Sie glaubten, das Haus Ferus sei wirklich tot.

»Ari wird sich beugen«, sagte Siv nach einer Pause. »Tief in seinem Innern will er, was das Beste für Etta ist.«

Ich war mir da nicht so sicher. Ari schien seinen neuen Titel zu genießen. Das hatte er auch dadurch deutlich gemacht, dass er uns in diesen verdammten nassen Wald geschickt hatte, ohne Widerspruch zu dulden.

»Warum lassen wir den Nachtprinzen nicht nebenbei ein bisschen Rache nehmen?«, fragte Siv.

Ich antwortete mit einem langen Seufzen. Valen wollte den Thron von Timoran im Namen seiner Eltern, seines Bruders und seiner Schwester vernichten. Er wollte Vergeltung und Rache. Er wollte mehr Blut. Ich hatte Verständnis dafür. Ehrlich gesagt wollte ich auch, dass Runa und Calder für die Leben bezahlten, die sie genommen hatten – aber um welchen Preis?

Wenn er seinen Blutdurst gestillt hatte, welche Art Mann würde noch übrig sein? Der starke, freundliche und sanfte Mann, den ich gekannt hatte – oder würde Valen ein neuer Calder, nur, dass er zudem noch über Wildwut verfügte?

Ich habe noch nicht infrage gestellt, für wen mein Herz schlägt. Die Worte hatte er gesprochen, kurz bevor er mich von sich gestoßen hatte. Doch er blieb. Die Wildwut in seinem Blut und der Geruch seiner Haut waren wie Schatten, die ich nicht berühren konnte.

Mein Herz und mein Temperament konnten nicht viel mehr vertragen.

Siv warf mir eine Tasche zu. »Los.«

Gemeinsam gingen wir auf dem niedrigen Hügel in Stellung. Aus der Tasche zog ich eine kleine Armbrust und legte einen Bolzen ein. Ich war nicht geschickt genug, um wie Siv andere Bogen und Pfeile zu benutzen, aber ich hatte geübt. Seit Valen die Entscheidung getroffen hatte, uns zu verlassen, hatte ich die Entscheidung getroffen, mich zu ihm zurückzukämpfen.

Auf dem Schafott las ein heiliger Mann aus dem königlichen Schrein der Götter Sagas über den großen Saal, der einen in der Anderswelt erwartete, während Mattis in die blutige Mitte geführt wurde. Ich war ein bisschen stolz. Mein Freund zuckte nicht zurück. Er schritt mit der Tapferkeit eines Kriegers seinem Schicksal entgegen.

Siv murmelte kaum hörbar ein Gebet. Eines, das die Leute sprachen, um die zu beschützen, die ihnen am Herzen lagen. Sie hätte es nie zugegeben, aber ich hatte den Verdacht, dass der Tischler sich in ihr wohlbewachtes Herz gestohlen hatte.

»Wir müssen schnell sein«, sagte Siv.

Ich nickte zustimmend und hob meine Armbrust. Der Henker riss Mattis das zerlumpte Hemd vom Rücken. Mit zusammengebissenen Zähnen atmete ich aus und ließ meinen Bolzen fliegen.

Unmittelbar danach ließ Siv ihren ersten Pfeil los.

Schreie loderten aus dem Gefängnishof auf wie Flammen. Der Henker griff eilig nach einer der Klingen auf seinem Tisch.

Verdammte Höllen! Er würde Mattis auf der Stelle töten.

Das dachte er zumindest. Mattis war kein kleiner Mann. Seine Arbeit mit schweren Balken und eisernem Werkzeug hatte ihm genug Ausdauer verliehen, dass er sogar so geschwächt, wie er war, ausholen und dem Henker einen Schlag auf die Nase versetzen konnte.

Wachen stürmten aufs Schafott. Siv schoss einen Pfeil ab und riss einem Raben die Kehle heraus. Ich ließ einen Bolzen los und traf eine Schulter.

Die Hälfte der Patrouillenkrieger beeilte sich, die Gefangenen zu sichern, die versuchten, ihren Fesseln zu entkommen. Die übrigen richteten ihre Aufmerksamkeit auf den kleinen Hügel. Siv wich ein paar Schritte zurück und schoss weiter Pfeile ab. Ich trat den Rückzug an. Mein Magen zog sich zu engen Knoten zusammen. Wir sollten eigentlich nicht allein sein.

Wo waren die anderen?

Wie ein Schlag in die Magengrube traf mich die Erkenntnis, dass man es uns allein überlassen hatte, die Raben abzuwehren.

Das hier war ein Selbstmordkommando.

Ari hatte uns eine Anweisung erteilt. Unsere Aufgabe war es, die Hinrichtung eines Agitatorenältesten zu unterbrechen. Wir hatten natürlich darum verhandelt, zugleich auch Mattis befreien zu dürfen. Verdammt seist du, Aushilfskönig.

Ich hatte den schelmischen, gerissenen Fae falsch eingeschätzt. Wenn ich hätte raten müssen, hätte ich vermutet, dass unser Tod genau das war, worauf Ari hoffte. Die Agitatoren hatten nie geplant, uns zu akzeptieren, und jetzt würde auch Mattis sterben.

»Siv!«, schrie ich, als ein Patrouillenkrieger die Kuppe des Hügels erreichte. Sein Gesicht war blau und schwarz bemalt. Sein Kopf kahl rasiert. Kunstvolle Runen waren von seinen Schläfen ausgehend auf beide Seiten tätowiert. Mit einem hämischen Lächeln zog er ein schlankes Schwert, das er am Gürtel trug.

Unbeholfen tastete ich nach meinen Bolzen. Siv ließ ihren Bogen fallen, als die Wache ihn wegschlug. Mir zitterten die Finger. Aufgrund meiner zwei fehlenden Fingerspitzen hatte ich gelernt, Gegenstände anders zu halten, aber im Moment war meine Handfläche klebrig vor Schweiß.

Unvermittelt flogen die Tore des Gefängnishofs krachend auf. Die Wache, die über Siv gebeugt war, richtete ihre Aufmerksamkeit nun auf eine Flut von Agitatoren, die den Hof stürmte.

Verdammt, das wurde aber auch Zeit, Ari!

Sivs Faust schloss sich um mein Handgelenk. »Elise! Beeil dich. Mattis und die Ältesten sitzen dort immer noch fest.«

Agitatoren kämpften gegen die spärlichen Wachen an den Gefängnistoren. Einige der Gefangenen hatten Messer, Knüppel und Äste zu fassen bekommen. Manche standen reglos da, womöglich zu benommen, um zu kämpfen. Aber Mattis und andere stürzten sich mit fürchterlichem Zorn auf die Wachen. Die Wochen, Monate, Umläufe des Leids von ihrer Hand brachen in Stößen, Schlägen und schneidenden Hieben aus ihnen hervor.

Siv rannte zu Mattis. Ich wandte mich dem Mann mit einem silbernen Bart und einem grauen Muttermal unter den Augen zu.

»Ältester Klok!«, schrie ich. »Hier entlang.«

Der Mann war noch kein Greis. Ein paar ledrige Falten durchzogen seine Haut, aber sein Körper wirkte recht stark und seine Augen waren klar. Er musterte mich einige Atemzüge lang, bemerkte meine Armbrust und die Bolzen und folgte meinem Blick dann zum offenen Tor, an dem die Agitatoren durchbrachen.

»Gehörst du zum Clan?«

»In gewisser Weise.«

Der Älteste grinste und ließ dabei einen abgebrochenen Schneidezahn sehen. »Das ist mir gut genug.«

Er ließ den hölzernen Knüppel fallen, den er in der Hand gehabt hatte, und rannte zum Tor. Ein paar Agitatoren riefen voll verhaltener Freude seinen Namen.

Ich wartete nicht, bis er frei war, bevor ich zu Siv und Mattis zurücklief. Sie erreichte den Tischler, als er gerade ein Holzbrett gegen den Kopf einer Wache schwang. Siv versetzte ihm einen Stoß gegen die Schultern, als es nicht ausreichte, seinen Namen zu rufen.

Mattis stolperte zur Seite. Seine Augen blickten wild, als er sich umsah. Ein paar Atemzüge vergingen, bevor er unter seinem ungepflegten Bart strahlte.

»Siverie.« Seine Stimme war heiser und ausgedörrt. »Du hast wohl meine Witze vermisst.«

»Du dummer Narr!«, schrie sie ihn an, einen Anflug von Verzweiflung in der Stimme. »Raus hier! Beeil dich.«

Mattis lachte leise und nahm ihre Hand. Seine Augen fingen meinen Blick auf, und sein Lächeln verwandelte sich in etwas Sanfteres. »Kvinna.«

»Heute Abend gibt es hier keine Kvinnas, mein Freund«, sagte ich, während ich meine Schritte beschleunigte und zum Tor rannte.

Ich warf keinen Blick zurück. Wollte nicht zusehen, wie die Gefängniswachen niedergemetzelt wurden. Bestimmt hatten einige Gefangene es verdient, eingesperrt zu werden, und wir hatten sie befreit.

»Du bist … mich holen gekommen«, stieß Mattis keuchend über seine Knie gebeugt hervor. »Ich wusste immer … dass ich dir etwas bedeute, Siverie.«

»Halt den Mund«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Sonst bringe ich dich mit Freuden dorthin zurück.«

Mattis setzte zu einem Lächeln an, aber es verblasste genauso schnell wieder. Ich folgte seinem Blick in die Ferne zum Waldrand. Aus den Schatten trat eine Reihe dunkel gekleideter Männer hervor. Zuvorderst stand ein gut aussehender Mann mit weizenblondem Haar, das ihm bis zu den Schultern reichte. Seine sonnengebräunte Haut war glatt und von dunklen Bartstoppeln bedeckt. Die Dunkelheit seiner Augen war einzigartig und von einem goldenen Ring umgeben. Als er grinste, fing das Weiß seiner Zähne das Mondlicht ein, genauso wie seine goldenen Ohrringe.

»Ihr habt es überlebt«, sagte er. Seine Stimme war wie Seide, kühl und sanft. Aber darunter lauerte eine gezackte Schneide nur darauf zuzuschlagen. »Ich bin … beeindruckt.«

»Ari!« Ich kniff die Augen zusammen und trat einen Schritt näher heran. »Du hast uns im Stich gelassen!«

»Ich bin gekränkt. Habe ich euch nicht vorgewarnt, dass das hier eine Schicksalsprobe sein würde? Natürlich bin ich davon ausgegangen, dass ihr wissen würdet, dass es mit Gefahr verbunden ist.«

Ich ballte die Fäuste. »Du wolltest, dass wir sterben.«

Er betrachtete seine schwarz angemalten Fingernägel. »Es war mir gleichgültig.« Unglaublich. Ari grinste das selbstgefällige Grinsen, das er benutzte, um alle in seinem Clan auf seine Seite zu ziehen. »Sei nicht so mürrisch, Elise Lysander. Du hast es überlebt, und jetzt bekommst du ein warmes Bett, um dein hübsches königliches Haupt auszuruhen.« Aris Blick huschte zu Mattis. »Das ist also euer Kumpan?«

Ich schürzte die Lippen. Ich vertraute ihnen nicht, kein bisschen, aber die Nachtleute waren dafür bekannt, ehrlich zu sein, genauso wie gerissen und ruchlos. Er hatte gesagt, wir würden willkommen sein, nur für wie lange? Ich wusste es nicht. Wir würden bald eine bessere Abmachung aushandeln müssen. »Mattis kommt mit. Er ist ebenso willkommen wie wir, ja?«

»Natürlich ist er das, er ist Ettaner.«

Mattis sah immer wieder Ari an, dann Siv. Manchmal auch mich.

»Nachtvolk? Agitatoren?«, sagte er nach einer Pause.

»Wir betrachten uns selbst lieber als Revolutionäre«, sagte Ari. »Burg Rabensporn und die Timoraner sind die wahren Agitatoren im Land.«

Mattis ignorierte Ari und wandte sich an Siv. »Du bist Agitatorin?«

»Mattis …«

»Du warst als Agitatorin bei der Kvinna. Bestimmt hat man dich nicht ohne Grund dorthin geschickt.«

»Um sie zu töten«, sagte Ari trocken.

Ich warf ihm einen finsteren Blick zu. Der Aushilfskönig war taktlos, und ich war überzeugt, dass er es absichtlich tat, als er mir zuzwinkerte.

»Ich scherze viel«, sagte Mattis mit zusammengebissenen Zähnen, »aber ich lüge nicht. Es ist eine widerwärtige Angewohnheit, mit der ich wenig Geduld habe.«

Mattis löste sich von Siv und stellte sich neben mich. Ich berührte sanft seinen Arm. »Mattis, sie …«

»Nicht«, sagte er. »Noch nicht, Elise. Noch nicht.«

Er wollte wütend sein. Und wer war ich, ihm zu sagen, dass er es nicht sein durfte? Wochenlang war er ein Gefangener gewesen. Gefoltert worden. Jetzt stellte eine Person, die ihm am Herzen lag, sich als Lügnerin heraus.

Ich kannte das Gefühl.

»Kommt«, sagte Ari grinsend. »Zweifelsohne haben wir viel zu besprechen. Mich beschleicht die Ahnung, dass ihr vielleicht die höchst ungewöhnliche Neuigkeit hören möchtet, die mich gerade erreicht hat.«

»Das bezweifle ich.«

»Nicht?« Ari zog die Augenbrauen hoch. »Selbst wenn es um einen deiner früheren interessanten Bekannten geht?«

»Wovon sprichst du?«

Ari baute sich vor mir auf. Mir stockte der Atem, als er mich am Arm packte. Er war stärker, als er aussah, verlor aber nie sein Grinsen. Manchmal erinnerte er mich an Legion Grey. Obwohl Legion nicht gewusst hatte, dass er in Wahrheit Valen Ferus war, hatte die Liebe zu Schabernack, die dem Nachtvolk innewohnte, aus seinen Eigenarten gesprochen.

Ich schluckte die Nervosität hinunter, die sich in mir zusammenballte, als Ari einen Schritt näher trat. »Du hast doch unschickliche Freunde, nicht wahr, Elise?«

»Ich weiß nicht, wovon du redest.«

»Bist du nicht vom Blutgeist und seiner Gilde aufgenommen worden? Bist du nicht einen lasterhaften Bund mit dem Mann eingegangen?«

Mein Körper versteifte sich. »Ich … Woher weißt …«

»Ich habe selbst ungehörige Freunde.« Aris Grinsen wurde breiter. »Komm. Wir brauchen deine Hilfe dabei, ihn zu finden. Ich habe einen Vorschlag für den Blutgeist.«

Kapitel 3Nachtprinz

»Das Schicksal hat andere Pläne, kleiner Bruder.«

»Nein, Sol. Nein. Lasst ihn los, ihr Bastarde!«, schrie ich und kämpfte gegen die Fesseln an meinen Handgelenken an. Die Plünderer umstellten meinen Bruder. Sie schleiften ihn fort, während der Leichnam unseres Vaters noch ausgestreckt zu unseren Füßen lag.

Sols blaue Augen wurden dunkel, wie die schwarzen Tiefen des Meeres. »Kämpf, Valen! Kämpf, wie du noch nie zuvor gekämpft hast! Kämpf wie die Götter! Ich halte dir einen Platz im großen Saal frei!«

Die Tür fiel zwischen uns zu. Über das Loch, in dem man meine Familie, unsere Ritter und Angehörige des Adels seit Monaten und Abermonaten festhielt, legte sich trostloses Schweigen. Die von uns, die noch am Leben waren, starrten ohne zu blinzeln die Tür an. Sol hätte der nächste König werden sollen. Der rechtmäßige, starke König.

Aber jetzt …

Mein Vater war durch jene Tür gegangen. Er war blutüberströmt und tot zurückgebracht worden. Sie hatten meine Wildwut mit Zaubersprüchen und seltsamer Magie blockiert, aber dennoch bebte die Erde durch meinen Schmerz.

Ich war allein.

Ich war der letzte Ferus. Zweifelsohne würde ich nicht mehr sehr lange atmen.

Ein Schmerz in meinem Bauch riss mich aus der aufblitzenden Erinnerung. Ich blinzelte, um mich wieder auf die Karawane zu konzentrieren. Auf den Kampf unmittelbar vor mir.

Ein massiger Rabe versuchte, mir noch einen Tritt gegen die Rippen zu versetzen. Meine Axt durchschnitt die Panzerung über seiner Schulter. Er stieß einen gequälten Schrei aus und stolperte zurück.

Mir schnürte sich die Brust zu. Das Schrammen von Stahl über Stahl tanzte mir die Wirbelsäule hinab. Der Rauch der Feuerwildwut verdichtete sich in der Luft. Blut, der süße Geruch, die Begierde, näher daran zu sein, lockte die Bestie in mir hervor.

Die Karawane war auf unseren Angriff vorbereitet gewesen.

Der falsche König Calder benutzte endlich sein kleines Hirn. In dem Moment, als wir uns vom Felsvorsprung geschwungen hatten, waren Waffen erhoben worden, und die Karawane hatte einen schützenden Kreis um ihre Waren gebildet. Die schwächsten Ettaner sanken auf die Knie und rechneten damit zu sterben. Bestimmt waren sie immer noch wie betäubt, als die Schattengilde ihre Stricke durchtrennte und stattdessen ihre Peiniger angriff.

Gedanken an meinen Bruder gingen mir immer wieder durch den Kopf. Unbeholfen stolperte ich außer Reichweite, als ein weiterer Rabe in den Kampf gegen mich eingriff.

Erinnerungen kehrten zu den seltsamsten Zeitpunkten zurück, aber dass mir ein derart entsetzlicher Augenblick ausgerechnet jetzt, mit gezogenen Waffen, wieder einfiel, kam alles andere als gelegen.

Die Wache schwang eine kurze Klinge nach meinem Hals. Ich parierte und schlug eine Axt zwischen seine unteren Rippen. Der Rabe stürzte röchelnd hintenüber. Blut rann zwischen seinen Fingern hindurch. Ein Stöhnen stieg grollend in meiner Kehle auf. Der Wunsch, das Fleisch zu zerfetzen, bis mehr Blut hier vergossen wurde. Nicht so machtvoll, wie der Fluch gewesen war, aber es war, als ob die Erinnerungen der Kreatur, zu der ich geworden war, immer noch in meinem Kopf wohnten wie eine unterschwellige Krankheit, die zum Ausbruch kommen konnte, wenn ich mich nicht in Acht nahm.

Meine Atemzüge hinter der roten Maske gingen schwer, und ich packte die Griffe meiner Äxte fester.

Als die zweite Wache mir in die Augen sah, erkannte ich die Furcht darin. Musste der Mann unbedingt sterben? Ich konnte geradezu die Stimme meiner Mutter hören, die um Frieden flehte, mich bat, der Großmütigere zu sein. So, wie sie es auch versucht hatte, als die timoranischen Plünderer in unser Land eingefallen waren und es zerstört hatten. Ihr Flehen war auf taube Ohren gestoßen. Es hatte die Timoraner wenig gekümmert, dass auch sie hellhäutig gewesen war. Ihr Haar wie Winterfrost – wie Elises. Sie hatten sie ergriffen; sie hatten sie wie einen Hund vor den timoranischen König geschleift.

Sie hatte Gnade von beiden Seiten gewollt. Von ihrem Volk, von dem ihres Mannes.

Die Plünderer, ihr eigenes Volk, hatten nicht auf sie gehört. Jetzt ertönten ihre Schreie aus dem Grab.

Hatte diese Rabenspornwache es verdient zu sterben? Ja. Hatte sie.

Geschmeidig ließ ich eine Axt in seinen weichen Nacken sausen. Er wich kaum aus, als hätte er im Voraus gewusst, dass ich zuschlagen würde und dass es wenig gab, was er tun konnte, um den Hieb aufzuhalten.

Kämpf, Valen! Kämpf, wie du noch nie zuvor gekämpft hast! Unter meiner Maske lächelte ich höhnisch über das Chaos, das wir in der königlichen Karawane angerichtet hatten. Vielleicht waren wir zu nichts als Dieben und Mördern herabgesunken, aber wenn die Timoraner litten, wenn ihre Loyalität Calder gegenüber schwächer wurde, dann würde der Zeitpunkt für den Wiederaufstieg Ettas gekommen sein.

Ich würde kämpfen, wie Sol es von mir verlangt hatte. Ich würde erst aufhören, wenn diejenigen, die meine Leute bösartig ihrer Freiheit beraubt hatten, alles verloren hatten.

Halvar lachte hinter seiner schwarzen Maske. Seine Kapuze fiel zurück, als er mit seiner Luftwildwut Thors Flammen auflodern und in heißen Wellen um fliehende Timoraner und Rabensporn-Wachen kreisen ließ. Wir hatten die Karawane in die Falle gelockt und konnten jetzt tun, was uns beliebte.

Bis neue Schreie in den Kampf eindrangen.

In einiger Entfernung brachen ein paar dunkle Gestalten aus der umgebenden Wiese hervor. Sie kamen aus dem hohen Gras und stürmten auf den einzigen Stoffkarren zu, dem es gelungen war, die Flammen zu durchbrechen. Keine Raben. Es waren … Agitatoren.

Verfluchte Höllen. Meine Eingeweide verdrehten sich. Wir hatten jetzt keine Zeit, uns mit diesen Narren zu befassen.

»Blutgeist!«, rief ein Agitator. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, doch die Freude in seiner Stimme machte deutlich, dass er glaubte, wir stünden auf derselben Seite.

Das taten wir nicht.

Sie waren ein Ärgernis. Ein tödliches zwar, aber dennoch ein Ärgernis. Und sie nahmen den Karren auseinander. Der Fuhrmann wurde schon niedergemetzelt, bevor wir sie aufhalten konnten.

»Zurück, ihr verdammten Narren!«, rief Halvar. Es brauchte viel, um seinen Zorn zu wecken, aber mit Agitatoren hatte Halvar wenig Geduld.

Ein Agitator stürmte atemlos auf mich zu, ohne sich vor meinen Äxten aus schwarzem Eisen zu fürchten, die ich gegen ihn erhoben hatte. »Wir haben euch angreifen sehen und wussten Bescheid. Wir wussten ja, dass ihr Etta dient! Ihr dient dem wahren König.«

Dem wahren König?

»Die wichtigste Kutsche ist da drüben«, sagte der Agitator. Ich versuchte zu widerstehen, versuchte es wirklich, aber mein Blick folgte seinem ausgestreckten Finger. Die Kutsche war nichts als ein Wagen voller Waren.

»Stoffe«, grummelte ich.

»Nein. Der falsche König transportiert seinen Adel und seine Unterstützer schon seit Wochen in unauffälligen Karawanen. Allerdings rückt eine neue Welle von Rabenpatrouillen an, Blutgeist. Wir müssen es jetzt tun – oder gar nicht.«

Meine Haut kribbelte bei dem Gedanken, dass wir in irgendeiner Form mit diesen Schurken verbündet waren, doch ich verbesserte ihn nicht. Stattdessen musterte ich den wenig beeindruckenden Wagen. Nichts deutete darauf hin, dass ein timoranischer Adliger sich darin befand. Aber wenn doch, nun ja … Dann würde die Nacht interessanter werden. Ich hatte nichts dagegen, die timoranischen Adelshäuser Spross um Spross auszureißen, bis sie so schwach und brüchig wurden, dass sie unter den Füßen der Ettaner zerrieben werden würden.

Ich pfiff nach Halvar und Thor und machte eine Kopfbewegung zu dem geschlossenen Wagen, bevor ich auf ihn zuging. Ein rascher Schwung meiner Axt schlug den Riegel der Tür ab. Thor riss sie aus ihren schwachen Angeln. Ich hatte vor, schnell und gnadenlos zuzuschlagen.

Aber kleine Schreie ließen meinen Angriff ins Stocken geraten.

Kinder?

Ein Mädchen, nicht älter als zwölf, hatte seinen mageren Körper schützend vor mindestens fünf kleinere geworfen, die sich dahinter zusammendrängten. Sie hatte ein mit Silberfaden gesäumtes Kleid aus feiner Wolle an. Ein Kranz aus Vogelbeeren krönte ihr fahles Haar. Die Kinder hinter ihr trugen Schuhe, steife Hosen und robuste Wolltuniken. Ihre Wangen waren rund und rosig, was bewies, dass sie beim Essen nicht zu kurz kamen.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass der Agitator sich neben mich gestellt hatte, bis er boshaft lachte.

»Ach, die Kostbarkeiten des Königshofs.« Ich warf dem Mann einen finsteren Blick zu. Er zog eine Augenbraue hoch und zückte ein Messer. »Der Adel, Blutgeist. Nicht wahr, kleine Hexe?«

Der Agitator griff nach dem ältesten Mädchen und packte es am Haar. Die jüngeren Kinder schrien, als er das Mädchen wegschleifte. Sie zuckte zusammen, blieb aber stumm. Tapfer, für eine Timoranerin. Einen Herzschlag lang schloss ich die Augen. Wie Elise.

Sie waren Adlige. Zweifellos würden sie zu bösartigen Menschen heranwachsen.

Allerdings war Elise nicht bösartig gewesen. Sie war eine Seltenheit, ein Lichtstrahl in einem Meer aus Dunkelheit. Bei diesen Kleinen hatte ich kaum Zweifel, dass man sie zur Unbarmherzigkeit erziehen würde. Aber konnte ich Kinder töten?

König Eli hatte nicht gezögert.

Kämpf, Valen.

Mein Puls raste in meinem Schädel.

»Wir … haben euch nichts getan«, sagte das Mädchen, ein Zittern in der Stimme. Sie sprach nur gebrochen Ettanisch, aber der Agitator verstand genug. »Wir gehen an den Hof zur Ausbildung.«

»Oh, dahin wirst du nicht kommen, Liebchen.«

Kämpf, Valen.

Das hier würde der Kampf sein, in dem ich kämpfen musste, wie ich es noch nie zuvor getan hatte. Kinder niederzumetzeln, um die Timoraner von dem kosten zu lassen, was mein Volk erduldete.

Ich verstärkte meinen Griff um meine Axt. Das Eisen wurde schwer. Der Axtkopf zuckte an meiner Seite. Ich würde es schmerzlos machen. Schnell. Ich würde sie vor einem kommenden Krieg bewahren, in dem sie hätten zusehen müssen, wie ihre Familien vor ihren Augen gefoltert und getötet wurden.

Wie viele Male hatte ich mir als junger Mann gewünscht, zu sterben, nachdem ich in den Steinbrüchen weggesperrt worden war?

Der Blutrausch rief. Er würde die Kreatur in mir gesättigt halten. Die Augen des Mädchens richteten sich schlagartig auf meine. Furcht stand in ihrem Blick, aber auch Stärke.

Verdammt!

Mit einer fließenden Bewegung presste ich die Schneide der Axt gegen die Kehle des Agitators.

Er richtete einen verblüfften Blick auf mich.

»Wir töten keine Kinder«, sagte ich.

Halvar und Thor rückten näher. Ob sie nun meiner Meinung waren oder nicht, sie würden mich verteidigen.

»Das sind Timoranerwelpen«, entgegnete der Agitator. »Sie würden dich töten, ohne lange zu überlegen, wenn sie den Spieß umdrehen könnten.«

Ich war einmal eines dieser Kinder gewesen, die sich vor Monstern im Dunkeln versteckten. Bei allen Göttern, ich hasste sie. Ich hasste mich dafür, dass ich auch nur daran gedacht hatte, sie niederzustrecken.

»Lass sie gehen.« Ich presste die Axtklinge gegen seine Kehle, bis ein Blutstropfen dort hervorquoll.

Der Agitator starrte mich mit offenem Mund vollkommen überrascht an, gehorchte aber. Sein Griff löste sich aus den Haaren des Mädchens.

Sie eilte zu den kleinsten Kindern zurück. »Los, hinten raus, beeilt euch!«

Der Agitator verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Er schüttelte den Kopf und rannte zwischen die Bäume davon. Sollte er ruhig wütend sein.

Vielleicht waren wir ein bisschen bösartig, aber es gab Grenzen, und ich würde sie ziehen. Wir hatten Schaden angerichtet und König Calders Handelsbeziehungen größtenteils zerstört. Noch ein Schlag gegen seine schwache Herrschaft. Wir mussten kein Kinderblut vergießen, um unser Werk zu tun.

»Da! Der da. Dort!«

Der schrille Schrei des Mädchens erschreckte mich. Bei allen Göttern! Ich schimpfte mit mir selbst. Der Fluch hatte meine Kampfinstinkte abstumpfen lassen. So sehr, dass ich nicht bemerkt hatte, wie die Flammen erstarben und dass eine neue Welle anstürmender Raben sich näherte.

Das Kind, das ich gerade gerettet hatte, zeigte mit einem schlanken Finger auf mich. »Er ist der Anführer!«

Eine Wache schlitzte mir den Arm auf und durchtrennte mein Schulterstück. Blut sprudelte hervor und durchtränkte meine Tunika. Das Brennen peinigte meine Haut. In all den Umläufen als Blutgeist, der nicht sterben konnte, hatte ich das Brennen von Stahl auf Fleisch kaum gespürt. Jetzt sengte es, als wären die Wundränder mit Feuer gesäumt.

Die Wache schlug noch einmal zu. Ich stolperte, schwang meine Axt zur Abwehr und verfehlte den Mann. Verfluchte Höllen, ein törichter Augenblick der Gefühlsduselei hatte mich die Oberhand gekostet!

Ich hätte den Agitator dem Mädchen die Kehle durchschneiden lassen sollen.

Die Wache holte wieder aus, aber ein heißer, heftiger Windstoß fegte dem Mann Schmutz und Geröll ins Gesicht.

»Lauf!«, rief Halvar und stieß mich zurück. Er trat an meine Stelle, umgeben von einem wachsenden Kreis von Raben.

Die Kreatur in mir regte sich, als ich mich auf die Beine kämpfte. Ich wollte Halvar beistehen und dann allen Stück für Stück das Fleisch von den Knochen reißen.

»Luftfae!«

Bevor ich noch einen Atemzug tun konnte, umzingelten die Raben meinen Freund und rangen ihn zu Boden. Halvar schrie auf. Etwas Lastendes lag in der Luft. Eine seltsame Magie flackerte in meiner eigenen Wildwut auf und erzeugte ein Gefühl, als würde ich gegen eine Mauer prallen, wenn ich versuchen würde, auf die Erde Einfluss zu nehmen.

Aber Halvar hatte keine Zeit mehr. Ich musste angreifen.

»Lauf!«, hörte ich ihn inmitten der Rabenschar rufen. »Bindefesseln. Lauf.«

Bindefesseln. Meine Kehle wurde trocken. Entsetzliche Erinnerungen an Fesseln, die die Wildwut verheerten, das Fleisch verbrannten und selbst die stärkste Magie dämpften, hämmerten auf mein Gehirn ein.

In Panik hob ich die Hände. Halvar würde nicht wieder gefesselt werden. Nicht nachdem wir gerade erst entkommen waren. Ich würde die Erde aufreißen lassen, damit sie die Raben verschlang.

Aber Arme schlangen sich um meine Taille und schleuderten mich nach hinten.

»Du Bastard!«, brüllte ich vom Boden aus.

»Steh auf«, stieß Thor barsch und heiser hervor. Er versetzte mir einen Stoß gegen die Schulter. »Beeil dich. Wir müssen weg.«

»Hast du den verdammten Verstand verloren? Wir lassen Halvar nicht zurück!«

Mit einem Schlag verzichtete Thor auf alle Titel zwischen uns. Einen Moment lang war ich nicht sein Prinz, und er war nicht mein Untertan. Er packte mich beim Kragen, lehnte die Stirn an meine und zischte mit zusammengebissenen Zähnen: »Wenn du dich zeigst, dann wissen sie auch, wer Halvar ist. Im Augenblick ist er nur ein seltener Angehöriger des Nachtvolks. Der König wird ihn benutzen wollen, und er wird am Leben bleiben. Wenn seine Verbindung zum Nachtprinzen bekannt wird, dann stirbt er ohne jede Frage, und der Krieg beginnt, bevor wir Tritt gefasst haben. Komm. Wir schmieden Pläne. Wir kehren zurück und holen ihn, sei dir gewiss.«

Halvar wurde auf schwarze Gefängniskutschen zugeschleift, unfähig, seine Wildwut einzusetzen. Weitere Wachen kamen auf Thor und mich zugestürmt. Mein Körper zitterte vor Hass, und ich schrie meinen Zorn in den Himmel empor.

Dann wandte ich mich den Bäumen zu und lief davon.

Ohne Halvar.

Bei den Göttern, ich hasste Burg Rabensporn. Ich hasste diesen falschen König. Ich hasste dieses Land. Alle Timoraner würden für diese Nacht bezahlen. Die jungen wie die alten.

Kapitel 4Prinzessin auf Abwegen

»Wenn du gestattest.« Ari zwinkerte, als er die Finger spielen ließ, bis ein dichtes Dorngebüsch sich teilte und einen gangbaren Weg freigab.

Ich starrte ihn böse an. Es war unmöglich einzuschätzen, wie alt er war. Sein Gesicht war jung, sein Körper stark und sehnig. Schläue wohnte im Gold seiner Augen, vielleicht auch ein Hauch von Übermut. Ich hob das Kinn, nicht bereit, mich darüber zu ärgern, wie diese Augen mich auslachten, und schob mich zwischen den auseinanderklaffenden Dornzweigen hindurch.

»Was willst du vom Blutgeist?« Mein Inneres schmerzte, als wäre es voll scharfer, gezackter Glasscherben, seit Ari die monströse Maske erwähnt hatte, die Valen Ferus trug.

»Geduld«, sagte Ari. »Wir reden bald. Aber ich möchte dich gern fragen, in welchem Verhältnis du zur Geißel Timorans stehst. In einem freundschaftlichen? Seid ihr Geliebte? Will er dich tot sehen? Sehr viel hängt davon ab zu wissen, wie erfreut der Blutgeist darüber sein wird, dich wiederzusehen.«

Meine Fingernägel gruben sich ins Fleisch meiner Handflächen, während ich die Augen schloss, tief Luft holte und dann vor Ari hereilte, in der Hoffnung, dass er mir mein Unbehagen nicht ansehen würde.

»Ich verstehe«, fuhr Ari fort. »Also sollte ich wohl nicht erwarten, dass er uns mit offenen Armen empfängt?«

»Du solltest gar nichts erwarten«, sagte ich. »Es hatte seinen Grund, dass unsere Wege sich getrennt haben, und er ist kein Mann, den es freut, wenn man ihn belästigt.«

»Du bist davongelaufen, nicht wahr? Ihm entkommen? Oder vielleicht habt ihr euch im Zuge des Angriffs auf Burg Rabensporn aus den Augen verloren und könnt einander nicht wiederfinden.«

»Jede Theorie, die du dir zusammenreimst, wird falsch sein.«

»Dann sag es mir doch bloß. Ich mag gute Geschichten sehr, Elise.«

»Nein.«

»Nein?«

»Ja, nein.«

»Ich könnte es dir befehlen.«

Ich prustete vor Lachen. »Du könntest es versuchen.«

Wenn er die Wildwut hätte brechen können, die meine Zunge bannte, wäre es mir willkommen gewesen. Aber wenn ich hätte raten müssen, wäre ich davon ausgegangen, dass der Nachtprinz derjenige der beiden war, der über die stärkere Magie verfügte.

Ari geriet nicht in Wut; stattdessen wurde sein lästiges Grinsen noch breiter. »Du bist schwierig. Es wird solch ein Vergnügen sein, dich zu knacken. Oh, versteh mich nicht falsch, ich meine nicht mit Gewalt. Aber ich spüre großen Widerstand bei dir. Ich freue mich auf den Tag, an dem dir klar wird, dass ich hier nicht der Feind bin. Wenn die Gerüchte, die ich über dich gehört habe, zutreffen und du wirklich Ettanern hilfst, dann wage ich anzunehmen, dass wir auf derselben Seite stehen, Kvinna Elise.«

Gewiss, ein bisschen Verzweiflung, den Nachtprinzen wiederzufinden, hatte sich tief in mich gegraben, aber ich wollte es nicht auf diese Art. Nicht, wenn die Agitatoren keine Ahnung hatten, wem sie gegenüberstehen würden. Erstens würde der Blutgeist sich ihrer Sache nicht anschließen – nicht solange ich hier war. Zweitens machte ich mir Sorgen, dass, wenn Ari erfuhr, dass er nicht der Fae war, der dem Land das Leben zurückgegeben hatte, eine neue Schlacht zwischen den Thronen beginnen würde.

Dennoch wünschte ich mir wirklich, Valen Ferus wiederzusehen.

Ich hasste es.

Mattis ließ sich zurückfallen, umgeben von einigen der Gefangenen, die entkommen waren und sich dem Agitatorenclan angeschlossen hatten. Er sagte nichts und hielt offensichtlich Abstand zu Siv. Sie ging ein paar Schritte hinter mir, den Blick zu Boden gerichtet. Ein Schatten lag auf ihrer Miene, als wäre sie todunglücklich. Vielleicht waren wir besser dran gewesen, bevor die Agitatoren ins Spiel gekommen waren. Womöglich empfahl es sich, dass Siv, Mattis und ich unser Glück abseits des Clans versuchten.

»Bist du immer noch zornig, Elise?«, fragte Ari und riss mich so aus meinen Gedanken. Er beschleunigte seine Schritte, bis er Seite an Seite mit mir ging. »Darüber, wie wir die Sache mit dem Gefängnis geregelt haben?«

»Wir sind in gutem Glauben zu dem Gefängnis aufgebrochen, und du hast uns dem Rabensporn zum Fraß vorgeworfen. Sag mir eines, König Ari: Hättest du in Kauf genommen, dass dein Ältester stirbt, wenn du uns nicht mehr rechtzeitig erreicht hättest?«

»Was glaubst du?«

»Vertrau mir, du willst nicht wissen, was ich von dir halte.«

»Du nimmst dir zu viel heraus, Timoranerin«, sagte ein Ettaner hinter mir. Er konnte nicht viel älter sein als ich und trug eine Narbe an der Kehle. Als hätte jemand versucht, sie ihm aufzuschlitzen, aber keinen Erfolg gehabt.

Ari lachte, und ich verabscheute, wie liebenswürdig es klang. »Reg dich ab, Frey. Elise Lysander ist es immer noch gewohnt, das Sagen zu haben. Wir werden noch ein wenig länger nachsichtig mit ihr sein.«

Ich biss die Zähne zusammen. Ari spottete oft über meine Stellung am timoranischen Königshof, ahnte aber nicht, dass ich auch dort nicht das Sagen gehabt hatte.

Ohne Wildwut räumte Ari noch eine Dornranke für mich aus dem Weg. »Wir haben unsere Abmachung eingehalten, Elise.«

»Ihr habt euch in den Schatten versteckt und darauf gewartet, dass wir sterben.«

»Das stimmt nicht. Wollte ich sehen, wie du dich gegen deine eigenen Leute schlägst? Ja. Es war eine sonderbare Überraschung, dich für unseren Ältesten gegen die Raben kämpfen zu sehen.«

»Und für Mattis. Ich war für ihn da.«

»Ein Halb-Ettaner«, sagte Ari. »Ich hatte Gerüchte gehört, verstehst du, dass ein Mitglied des timoranischen Königshauses mit dem wahren Volk dieses Landes sympathisiert. Davon musste ich mich selbst überzeugen. Du hast mich nicht enttäuscht.«

»Ist das für dich ein Spiel?«

»In gewisser Weise ja. Wir sind alle Figuren in einem Machtspiel.« Ari hielt inne. In seinen dunklen Augen glomm eine neue Hitze. »Um deine andere Frage zu beantworten, nein. Wir hätten Klok mit dir oder ohne dich gerettet. Und wir hätten dich nicht den Raben zum Opfer fallen lassen. Du bist zu interessant.«

Ich verbiss mir einen Fluch darüber, dass er das Schicksal immer wieder versuchte und auf die Probe stellte. Sein eigenes Leben konnte er ja gern riskieren, so oft er wollte, aber nicht meines und auch nicht das derjenigen, die mir am Herzen lagen.

Ari warf mir vor, arrogant zu sein, aber selbst war er noch arroganter.

Und es gefiel mir überhaupt nicht, wie er mich angrinste, als läge ihm ständig eine geistreiche Bemerkung auf der Zunge. Es ließ ihn dem alten Legion Grey zu sehr ähneln. Oder Halvar. Zu umgänglich.

Der Boden wurde abschüssig. Die Bäume standen hier dichter und ließen uns langsamer vorankommen. Wir waren gezwungen, uns einen Weg über umgestürzte Stämme und schmalere Steige zu suchen. Je tiefer wir in den Wald vordrangen, desto stärker wurde die Gänsehaut auf den Armen, die mir die Kälte bescherte. Ari blieb bei einem von Ranken überwucherten Bauwerk stehen. Es erinnerte mich an einen alten Torbogen. Runen waren in den Stein geritzt, und der Schlussstein war aus dem Bogen gefallen, sodass er nun unvollständig war.

»Warte hier«, sagte Ari, wohl zu mir, weil er mir im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter legte. Seine Berührung war warm. Die Wildwut in seinen Fingerspitzen weckte in mir den Wunsch, jedem seiner Worte zu gehorchen.

Mein Zorn loderte auf, rot und wund. Bei den Höllen, ich war das Nachtvolk und seine Manipulation allmählich leid.

»Ich hätte auch gewartet, ohne gezwungen zu werden«, fuhr ich ihn an.

»Siehst du, das meine ich«, sagte Ari. »Wir müssen uns erst kennenlernen, bevor ich darauf vertrauen kann, dass du solch grundlegenden Befehlen gehorchst.«

Er legte seine Handfläche auf den geborstenen Stein. Einen Atemzug später glühten die Runen wie geschmolzenes Gold. Eine Bö peitschte mir ins Gesicht. Ich schloss die Augen und stemmte mich gegen den Wind. Als ich sie wieder aufschlug, scheuchte Ari die anderen schon vorwärts durch den Torbogen.

Einer seiner Mundwinkel hob sich zu einem schelmischen Grinsen. »Willkommen in Ruskig, Elise Lysander.«

Ich versuchte, die freudige Erregung zu unterdrücken, die ich dabei empfand, ins Unbekannte vorzustoßen. Von Ruskig sprach man immer so, als wäre es ein mythischer Landstrich in Neu-Timoran. Ein Ort, an dem Nachtleute in Frieden lebten, außer Sichtweite der Könige und Königinnen. Ich hatte keinen Grund, nicht daran zu glauben, dass es existierte, aber ehrlich gesagt hatte ich allmählich angenommen, dass es sich dabei nur um eine Fantasievorstellung handelte.

Es zu betreten, war …

»Es ist euch gelungen, Ruskig die ganze Zeit versteckt zu halten«, sagte ich trocken. »Eindrucksvoll.«

Ari lachte erneut. Seine Zähne hoben sich hell von der Dunkelheit ab. »Seltsam, dass dein halbes Kompliment so befriedigend ist. Warum sollte ich deinen Beifall wollen, frage ich mich?«