Creep - Mia Kingsley - E-Book + Hörbuch

Creep E-Book und Hörbuch

Mia Kingsley

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Beschreibung

Im Juli 2006 erschien ein Artikel im Fachmagazin Psychological Science, der besagt, dass dein Gegenüber nicht – wie bisher angenommen – ungefähr eine Minute braucht, um dich einschätzen. Dazu reicht bereits eine Zehntelsekunde. Ich würde sagen, dass diese Einschätzung den Nagel auf den Kopf trifft. Als ich Silas McBride zum ersten Mal gesehen habe, war mir sofort klar, dass er zu attraktiv ist, um nett zu sein. Zu egoistisch, um Rücksicht zu nehmen. Zu bösartig, um mein Bestes im Sinn zu haben. Und trotzdem habe ich seine Hand genommen, als er sie mir hingehalten hat. So fühlt es sich also an, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen ... Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. Beide Teile des Creep Duets sind bereits erhältlich.

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Zeit:5 Std. 51 min

Sprecher:Fanny Bechert
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CREEP: ER BEOBACHTET DICH

CREEP DUET 1

MIA KINGSLEY

DARK ROMANCE

INHALT

Creep: Er beobachtet dich

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Nächster Band der Reihe: Creep – Er bekommt dich

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Über Mia Kingsley

Copyright: Mia Kingsley, 2020, Deutschland.

Coverfoto: © Jakub Krechowicz – stock.adobe.com

Korrektorat: http://www.swkorrekturen.eu

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

CREEP: ER BEOBACHTET DICH

CREEP DUET 1

Im Juli 2006 erschien ein Artikel im Fachmagazin Psychological Science, der besagt, dass dein Gegenüber nicht – wie bisher angenommen – ungefähr eine Minute braucht, um dich einschätzen.

Dazu reicht bereits eine Zehntelsekunde.

Ich würde sagen, dass diese Einschätzung den Nagel auf den Kopf trifft. Als ich Silas McBride zum ersten Mal gesehen habe, war mir sofort klar, dass er zu attraktiv ist, um nett zu sein. Zu egoistisch, um Rücksicht zu nehmen. Zu bösartig, um mein Bestes im Sinn zu haben.

Und trotzdem habe ich seine Hand genommen, als er sie mir hingehalten hat. So fühlt es sich also an, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen …

Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. Beide Teile des Creep Duets sind bereits erschienen.

KAPITEL1

JODY

»Entspann dich«, sagte Jameson zu mir und schenkte mir sein zertifiziertes Lächeln, das bisher noch jedes Frauenherz zum Schmelzen gebracht hatte.

Ich schluckte und zwang mich, meine Hände auf die weiße, gestärkte Tischdecke zu legen, da ihm vermutlich aufgefallen war, wie nervös ich an dem Kleid herumzupfte – an dem Kleid, das mir nicht einmal gehörte.

»Du hast leicht reden.« Ich räusperte mich, ehe ich lauter hinzufügte: »Das ist nicht, was ich erwartet habe.«

»Hey. Ich habe vorher gefragt, ob wir deine Beförderung feiern wollen.«

Mein nervöses Lachen klang selbst in meinen Ohren gezwungen. »Mein Boss hat meine Teilzeitstelle zu einer Vollzeitstelle gemacht – das hier wäre eher angemessen, wenn mein Vater, der zufällig eine renommierte Anwaltskanzlei betreibt, mich gerade erst zum Partner der besagten Kanzlei ernannt hätte. Wie es bei jemand anderem hier am Tisch der Fall ist.« Ich erdolchte meinen besten Freund förmlich mit dem Blick.

Doch er grinste lediglich. »Mir ist jeder Grund zum Feiern recht. Du zierst dich sonst immer so.«

»Das könnte daran liegen, dass ich mir nicht einmal das Dessert hier leisten kann – von dem Rest des Essens und dem Kleid ganz zu schweigen. Als du gesagt hast, dass du zu mir kommst, dachte ich, wir schauen Netflix und du bringst zur Feier des Tages Popcorn und Eiscreme mit.«

Stattdessen war Jameson mit einem Designerkleid und mysteriösen Plattitüden aufgetaucht. Er hatte mich so lang bearbeitet, bis ich eingeknickt war und das Kleid angezogen hatte. Dabei hatte er unentwegt von Freundschaften, Meilensteinen, Verpflichtungen und Hoffnung gesprochen – allerdings auf eine dermaßen verwirrende, nichtssagende Art und Weise, dass mir wieder eingefallen war, warum mein bester Freund so ein guter Anwalt war.

Als ich sah, dass der Kellner erneut auf dem Weg zu unserem Tisch war, zog ich unwillkürlich die Schultern hoch. »Noch einen Champagner für die Dame?«

»Nein«, sagte ich.

»Ja«, sagte Jameson.

Ich feuerte den nächsten wütenden Blick in seine Richtung. Leider nahm der Kellner lieber Jamesons Worte zur Kenntnis, weil er hier immerhin in seinem natürlichen Habitat war, während ich eher in den Buchladen gehörte, in dem ich arbeitete.

Hätte meine Mutter nicht aus der Unterschicht heraus meinen absurd reichen Stiefvater geheiratet, wäre ich Jameson, dem Sohn seiner Nachbarn, niemals begegnet. In Situationen wie diesen war mir der Unterschied zwischen uns geradezu schmerzhaft bewusst.

Jameson hatte mich im Grunde direkt als jüngere Schwester adoptiert, weil wir beide Einzelkinder waren. Seitdem mussten gut fünfzehn Jahre vergangen sein, und ich war nach wie vor wehrlos, wenn er sich etwas in den Kopf setzte.

Deshalb sagte ich bloß brav Danke, als der Kellner mir den Champagner brachte.

»Du musst wirklich mehr lernen, dich zu entspannen.« Jameson zwinkerte mir zu.

»Du willst mich bloß betrunken machen.«

»Das auch.«

»Ha!«, erwiderte ich triumphierend. »Du gibst es also zu?«

»Natürlich. Wenn du in spätestens einer Viertelstunde nicht ernsthaft angeheitert bist, bekomme ich dich nie dazu, mit mir auszugehen.«

»Auszugehen? Ich dachte, wir würden gerade schon ausgehen.« Mit der Hand beschrieb ich das elegante Restaurant um uns herum mit den dekorativen Säulen, dem Pianisten, der in einer Ecke vor sich hinklimperte, und dem vergoldeten Besteck.

»Ich habe sozusagen einen Anschlag auf dich vor.« Seine braunen Augen funkelten, als er sich über den Tisch beugte und mich eindringlich ansah.

»Was für einen Anschlag?«

»Das sage ich dir erst, wenn dein Glas halb leer ist.«

»Du bist ein herzloses Monster«, murrte ich, setzte das Glas aber brav an meine Lippen. Mit Jameson zu streiten war sinnlos und ich würde mich viel früher auf meiner vertrauten Couch in meinen eigenen vier Wänden zusammenrollen können, wenn ich nachgab und machte, was er wollte.

»Es ist nur zu deinem Besten. Du existierst ja nur noch für die Arbeit – ich glaube, Miguel nutzt dich aus.«

»Tut er nicht.« Ich verteidigte meinen Boss vehement – vor allem, weil Jameson in diesem Fall vollkommen falschlag. Miguel ließ mir weitestgehend freie Hand, und es war meine Entscheidung, so viel Zeit in den Buchladen und die Events zu pumpen, die ich so gern organisierte. Außerdem hatte ich eine ansprechende Social-Media-Präsenz aufgebaut, die gepflegt werden musste. All das machte mir Spaß, und ein arbeitssüchtiger Anwalt, der selbst mehr als siebzig Stunden pro Woche schuftete, würde mir ganz sicher keine Vorhaltungen machen.

Jameson hob versöhnlich die Hand. »Wie war das Essen?«

»Zum Niederknien.« Ich durfte nur nicht zu lang darüber nachdenken, wie teuer der Spaß hier war. Mein bester Freund hatte von vornherein gesagt, dass er plante, die Rechnung zu begleichen, doch an meinem schlechten Gewissen änderte das nichts. Besonders der Nachtisch war göttlich gewesen, aber mit meinem Budget waren fünfundvierzig Dollar für ein Schokoladensoufflé jenseits von Gut und Böse. »Mein Glas ist übrigens halb leer – du wolltest mir deinen weiteren Plan verraten.«

Jameson grinste und signalisierte dem Kellner, dass er zahlen wollte. »Ich habe gelogen.«

»Du bist wirklich ein Ungeheuer. Weißt du das eigentlich?«

»Natürlich, du sagst es mir immerhin mehrmals in der Woche. Aber das ist gut, denn so bleibe ich auf dem Boden der Tatsachen.«

»Auf diese Weise kann man es natürlich auch formulieren.« Ich leerte mein Glas und hoffte, dass meine Wangen nicht so rot waren, wie sie sich anfühlten.

Jameson warf kaum einen Blick auf das Lederkuvert mit der Rechnung, sondern setzte seine schwungvolle Unterschrift darunter und erhob sich. Ich erschrak, weil ein anderer Kellner wie aus dem Nichts hinter mir auftauchte und meinen Stuhl zurückzog. Wahrscheinlich hatte er Mitleid mit mir, weil das enge schwarze Kleid wirkte, als könne ich mich kaum bewegen.

Jameson hielt mir den Arm hin, damit ich mich bei ihm einhakte, und mir wurde bewusst, dass eine attraktive Blondine, die allein an der Bar saß und mit einer Olive in ihrem Cocktailglas spielte, mich neidisch musterte.

»Ich glaube, die Frau da drüben findet dich ansehnlich.«

Jameson rollte mit den Augen. »Ich weiß nicht, wie oft ich dich schon gebeten habe, mich nicht zu verkuppeln; ich bin mit dir hier. Es wäre stillos, jetzt mit einer anderen Frau zu flirten.« Er führte mich aus dem Restaurant, die Türen wurden für uns aufgehalten. »Abgesehen davon leidet mein Ego schon genug, weil du es immer klingen lässt, als könntest du nicht im Geringsten nachvollziehen, dass jemand mich gut aussehend findet.«

»D-d-das habe ich nie gesagt«, stotterte ich verlegen. Es war nicht meine Absicht gewesen, ihn zu kränken.

Er winkte ab, als der Wagen gebracht wurde, und half mir beim Einsteigen. Ich war mir nicht sicher, ob ich es mir einbildete, aber seine Hand verharrte einen Hauch zu lang auf meinem nackten Rücken, der von dem extravaganten Ausschnitt enthüllt wurde.

Jameson murmelte etwas und ich schaute von dem Anschnallgurt zu ihm hoch. »Was hast du gesagt?«

»Nichts.« Er klang beinahe brüsk, als er die Tür ins Schloss warf. Dann umrundete er den Porsche und setzte sich hinters Steuer.

In der nächsten Sekunde war ich mir nicht mehr sicher, ob ich es mir nicht eingebildet hatte, denn das übliche charmante Lächeln zierte wieder seine Lippen.

Ich versuchte, den Saum des Kleides nach unten zu ziehen, weil ich mich nackt fühlte, gab aber schnell auf, da sonst meine Brüste aus dem Dekolleté springen würden. Gespannt verfolgte ich unsere Route mit, rätselte, welches Ziel Jameson wohl ansteuerte. Leider war er clever genug, das Navigationsgerät nicht zu benutzen, sodass ich keinen Hinweis hatte. Downtown gab es zu viele interessante Adressen, als dass ich eine Idee gehabt hätte, was mein bester Freund plante.

Vielleicht war das Glück auf meiner Seite, und er wollte mich nur ärgern, indem er einen riesigen Umweg fuhr, bevor er mich doch nach Hause brachte, damit wir es uns auf der Couch gemütlich machen konnten.

»Vergiss es«, sagte er, als er vor einer Kreuzung langsamer wurde und den Blinker setzte, um abzubiegen.

»Was soll ich vergessen?«

»Du siehst aus, als würdest du mit dem Gedanken spielen, dich aus dem fahrenden Auto zu werfen, damit du nicht mit mir ausgehen musst.«

»Das ist unfair. Du weißt genau, dass es nichts mit dir zu tun hat, sondern bloß daran liegt, dass ich generell nicht gern ausgehe.«

»Wie willst du jemals einen Mann kennenlernen, wenn du nie ausgehst?«

Ich verzog den Mund. »Herzlichen Glückwunsch – jetzt klingst du exakt wie meine Mutter. Abgesehen davon treffe ich im Buchladen genug Männer.«

»Richtig – Männer, die heutzutage noch in Buchläden herumhängen, sind bestimmt der große Fang.«

»Hey! Du weißt, wie viele tolle Veranstaltungen wir dort haben. Und wir bieten viele digitale Inhalte an.«

Jameson sagte nichts, aber die Missbilligung in seiner Miene war kaum zu übersehen. Ihm passte es nicht, dass ich »nur« in einer Buchhandlung arbeitete, wie er es formulierte. Wenn es nach ihm – und meinem Stiefvater – gegangen wäre, hätte ich ebenfalls Jura studiert. Beide schien nicht zu interessieren, dass ich weder Anwältin werden wollte noch besonders gute Noten gehabt hatte. Ich wollte lieber den ganzen Tag von Büchern umgeben sein und meine Ruhe haben.

Ich seufzte und schaute aus dem Fenster. Wie an jedem Freitagabend waren die Gehwege gut gefüllt, und Taxis krochen durch die Straßen, um die ganzen Vergnügungssüchtigen an ihr Ziel zu bringen. Ich fühlte mich hier ebenso deplatziert wie im Restaurant.

Manchmal hasste ich es, dass Jameson mich gut genug kannte, um mich praktisch zu allem überreden zu können.

»Vertrau mir einfach, wenn ich dir versichere, dass du heute Nacht Spaß haben wirst.«

»Meine größte Angst ist, dass du recht haben könntest.« Ich verschränkte die Arme und rümpfte die Nase.

»Weil du mir dann zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet bist?«

»Nein, weil du es mir bis ans Ende der Zeit vorhalten wirst.«

Jamesons Grinsen verriet mir, dass ich nah an der Wahrheit war, doch die Tatsache, dass er abbremste, lenkte mich zu sehr ab. Wir hielten vor einem schicken, aber unscheinbaren Gebäude. Eine Art Stadtvilla mit drei Stufen, die hoch zu der schwarz lackierten Eingangstür führten. Ein Schild konnte ich beim besten Willen nirgendwo erkennen.

Ich nahm an, dass wir am Ziel waren, denn ein Mann in einem dunklen Anzug kam näher, umrundete den Wagen und öffnete Jamesons Tür. Mich ignorierte er vollkommen. Stattdessen reichte er meinem besten Freund eine Karte und nahm ihm im Gegenzug den Autoschlüssel ab. Die ganze Interaktion wirkte nicht, als würde Jameson es zum ersten Mal machen. War das hier einer dieser schicken, ultrageheimen Nachtklubs?

Jameson kam zu meiner Tür und öffnete sie für mich. Ich lief knallrot an, als mir klar wurde, dass ich ihn dermaßen fasziniert beobachtet hatte, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen war, auszusteigen.

Er legte meine Hand auf seinen Unterarm, nachdem ich mich bei ihm eingehakt hatte, und schob sein volles, dunkelblondes Haar nach hinten. Ich spürte das dringende Verlangen, an meinem eigenen Bob zu zupfen, nur um sicherzugehen, dass ich Jameson nicht blamierte.

Meine Nerven spielten völlig verrückt. Doch Jameson war die Ruhe selbst, schob die Karte in das Lesegerät und grinste zufrieden, als die Eingangstür daraufhin nach innen aufschwang.

Hinter uns fiel sie wieder ins Schloss und ich zuckte zusammen.

Der Eingangsbereich war wie in jeder eleganten Villa eingerichtet. Unter der Decke hing ein Kronleuchter, überall standen Säulen und teure Skulpturen, in der Mitte befand sich ein Tisch mit einem üppigen Blumenbouquet. Es hätte mich nicht überrascht, wenn meine Mutter gleich aus dem Salon gekommen wäre, denn das Haus meines Stiefvaters war ähnlich eingerichtet, ebenso wie das Anwesen von Jamesons Eltern.

Mein bester Freund hatte für die teure Einrichtung nichts übrig und dirigierte mich geradewegs zur Treppe, die nach unten in den Keller führte. Ich war verwirrt, weil ich weder einen Klub noch andere Menschen sah. Im Grunde fühlte ich mich wie eine Einbrecherin.

»Bist du sicher, dass wir da einfach runtergehen können?« Skeptisch schaute ich nach unten. Die Wände waren so verputzt worden, dass sie mich an eine mittelalterliche Burg erinnerten. Die flackernden Kerzen, die eher wenig Licht spendeten, halfen nicht, diesen Eindruck zu mildern.

»Ja, bin ich.« Jameson schien es enorm lustig zu finden, dass ich Bedenken hatte, und zog mich mehr oder weniger mit sich.

Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, und so stieg ich die Treppe nach unten, klammerte mich an seinen Arm. Wir kamen in einem kleinen Vorraum an und dort stand an einem Stehpult eine überaus attraktive Rothaarige in einem noch knapperen Kleid als meinem.

Sie lächelte höflich. »Mr. Ryan, Miss Stone.«

Jameson nickte knapp und zog ohne Vorwarnung ein Bündel Bargeld aus seiner Hosentasche. Ein dickes Bündel. Ein sehr dickes Bündel.

Da die Rothaarige nicht einmal mit der Wimper zuckte, schien der Vorgang sie im Gegensatz zu mir nicht zu überraschen. Sie zählte das Geld flüchtig nach und öffnete dann die Tür hinter dem Pult für uns. »Viel Vergnügen.«

Mir war schlecht, weil ich nach dreitausend Dollar aufgehört hatte, mitzuzählen. Ich wusste, dass Jameson wohlhabend war, allerdings war mir nicht wohl dabei, wenn er sein Geld für mich ausgab, denn ich nahm an, dass er soeben den Eintritt für uns bezahlt hatte. Wo auch immer wir hier waren, es war ein teurer Spaß.

Obwohl ich nicht die geringste Ahnung hatte, was ich zu erwarten hatte, traute ich meinen eigenen Augen kaum, nachdem wir durch die Tür getreten waren.

Ich wusste rein rational, dass ich in einem Keller war, doch genauso gut hätte ich in einem exquisiten Restaurant in Manhattan stehen können. Die Wände waren mit blutrotem Stoff bespannt, Kristalllüster hingen an roten Stoffbahnen unter der Decke und überall standen schwarze Ledersitzgruppen. Die gesamte Längsseite des Raumes wurde von der Bar eingenommen und einige der Gäste bewegten sich langsam auf der kleinen Tanzfläche. Das Publikum wirkte gemischt – solange ich von dem offensichtlichen Reichtum absah, der sie alle verbinden musste.

So viel Geld für den Eintritt in eine schnöde Bar? Hatte Jameson den Verstand verloren?

»Wo sind wir hier?«, flüsterte ich, nachdem ich mich zu meinem besten Freund gebeugt hatte. »Ich gehöre hier nicht hin.«

Jameson schüttelte knapp den Kopf, als würde ich Unsinn reden, und führte mich zur Bar. »Ich bleibe bei meiner Aussage, dass du dich dringend entspannen musst. Mehr Champagner?«

»Nein. Ich sollte nichts mehr trinken.«

Natürlich ignorierte er mich und bestellte einen Champagner für mich und einen Cocktail, von dem ich noch nie gehört hatte, für sich.

Ich klammerte mich an der Bar fest, damit niemandem auffiel, wie unwohl ich mich fühlte und wie weich meine Knie waren. Immerhin wollte ich Jameson nicht bloßstellen. Dabei ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen.

Zuerst fiel mir auf, dass die Leute auf der Tanzfläche sich wirklich sehr dicht aneinanderdrängten. Dann erst bemerkte ich die Hände, die definitiv auf Wanderschaft waren. Auch die Leute, die vereinzelt in den Sitzgruppen saßen, machten miteinander herum. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich gerade gesehen hatte, wie ein Mann die Hand unter das Kleid seiner Begleiterin geschoben hätte.

»Ähm, Jameson …«, sagte ich.

»Keine Sorge.« Er tätschelte meinen Arm. »Wir bleiben nicht hier. Wir wollen nach unten.«

»Unten?« Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Was ist unten?«

»Der Ort, an dem heute Nacht deine wildesten Träume wahr werden. Ich habe doch gesagt, dass ich einen Mann für dich finden werde.«

»Einen Mann? Wofür?«

Er drückte mir das Glas Champagner in die Hand. »Na jedenfalls nicht, um über die Bibel zu diskutieren.«

Ein entferntes Stöhnen drang an mein Ohr und schlagartig wich das Blut aus meinem Gesicht. »Oh mein Gott! Ist das hier etwa ein Sexklub?«

KAPITEL2

SILAS

»Mehr als dreiundsiebzig Neuanmeldungen im letzten Monat allein«, sagte ich zufrieden, während ich die Tabelle vor mir studierte.

»Was willst du hören?« Winona seufzte dramatisch und setzte sich auf die Schreibtischkante. Ihr ohnehin kurzes Kleid rutschte weiter nach oben und gab mehr ihres cremigen Schenkels meinem Blick frei. Ich hatte ihre Schenkel immer gemocht. Sie verschränkte die Arme und pustete eine Franse aus ihrer Stirn. »Wie unverschämt gut du im Geldverdienen bist?«

Ich ignorierte sie und öffnete die E-Mail meines Geschäftspartners Marshall, der zwei neue Champagnersorten ins Sortiment aufnehmen wollte. Er war für die Speise- und Getränkekarte zuständig, die ebenso exquisit war wie das Bite selbst.

Es kribbelte in meinem Nacken, als Winona ihre Fingernägel über die Haut zog. »Ich hasse es, wenn du das machst.«

Mit einer Handbewegung wischte ich ihren Arm weg. »Lass mich in Ruhe. Ich habe keine Zeit.«

»Früher hattest du immer Zeit für mich.«

»Das mag sein. Aber das ist lange her, und heute muss ich ein paar neue, zahlende Mitglieder begrüßen, damit sie sich wichtig und elitär fühlen können.«

»So wie ihn?« Winona nickte in Richtung des Bildschirms und ihr brauner Bob schwang mit der Bewegung um ihren Kopf, rahmte ihr hübsches Gesicht ein. Hinter dem Mail-Programm hatte ich die Karteien der neuen Mitglieder geöffnet.

Jameson Ryan. Wie ich das Arschloch hasste. Primär, weil ich seinen Vater hasste, aber da der Apfel nicht weit vom Stamm fiel, schloss meine Abneigung den Sohn ein. Jamesons Vater Mike war etwas älter als ich und ein Bastard, wie er im Buche stand. Als ich noch meinen damaligen Klub gehabt hatte, war er ein zahlungskräftiger Stammgast gewesen, nur leider ein sehr scheinheiliger, der nach außen hin den religiösen Familienvater gab und trotzdem jedes Wochenende alles fickte, was bei drei nicht auf dem Baum war. Oder besser: Was bei drei nicht auf dem Baum war und sich nicht wehren konnte. Dieser sadistische Hurensohn hatte eine Vorliebe für zu unterwürfige Subs, die ihr Safeword nur im äußersten Notfall über die Lippen brachten. Mike Ryan nahm sich genau diese Subs, überschritt ihre Grenzen und ignorierte die Safewords oder sonstige Sicherheitsvorkehrungen. Nachdem ich ihm auf die Schliche gekommen war, hatte ich ihn aus meinem Klub verbannt und allen anderen Klubbesitzern Bescheid gegeben. Es hatte mich beinahe alles gekostet, was ich besaß, weil Mike mich aus Rache angeschwärzt hatte. In meinem Fall »ehrenwertes, geachtetes Mitglied der Gesellschaft und Sexklubbesitzer aus ärmlichen Verhältnissen« war von vornherein klar gewesen, wie das Ganze ausgehen würde.

Winona wedelte mit der Hand in Richtung des Fotos von Jameson Ryan, ehe sie auf die Monitore der Überwachungskamera deutete. »Da ist er, oder nicht? An der Bar?«

Eher unwillig warf ich einen flüchtigen Blick hin. »Ja.«

»Oh-oh, das ist aber gar nicht gut. Je schlechter deine Laune ist, desto wortkarger wirst du.«

Ich stützte den Kopf in die Hände und massierte meine Schläfen, weil sie einfach nicht ruhig sein wollte. Heute ertrug ich Winona noch weniger als sonst.

»Hm, wer ist das?«, fragte sie mit einem kleinen, delikaten Schnurren.

Obwohl es mir widerstrebte, hob ich den Kopf. Jameson hatte eine Frau dabei. Eine bildschöne, zierliche Frau, der er in diesem Moment ein Glas Champagner reichte. Sie wirkte zutiefst verängstigt. Ihre großen grünen Augen waren weit aufgerissen und die volle Unterlippe zitterte.

Winona stand auf und lief hinter meinem Stuhl her, bevor sie sich rechts von mir auf dem Schreibtisch aufstützte. Von dort konnte sie die Monitore der Überwachungskameras besser sehen. »Ich verwette meinen Arsch, dass er ihr nicht gesagt hat, wo er sie hinbringt. Schau an, wie unschuldig sie aussieht.«

Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken. Die Frau wirkte frisch und unberührt, als hätte sie nicht die geringste Ahnung, worauf sie sich einließ, wenn sie Jameson Ryan in das nächste Stockwerk folgte. Sie leckte sich über die Unterlippe, ihre Augen wanderten nervös hin und her, und obwohl im Barbereich gerade nicht viel passierte, schien es ihr schon zu freizügig und vulgär zu sein. Im Bite wäre sie den Wölfen zum Fraß ausgeliefert.

Männern wie mir. Und offensichtlich auch Jameson Ryan.

Winonas Brüste pressten sich gegen meine Schultern, als sie sich zu mir beugte und an meinem Ohr flüsterte: »Ich weiß genau, was du denkst. Diesen Ausdruck in deinen seelenlosen Augen kenne ich nur zu gut.«

»Du kennst mich ganz offenbar nicht halb so gut, wie du denkst – sonst wärst du gerade nicht hier.«

»Autsch.« Sie lachte und richtete sich auf, presste eine Hand auf ihr Herz. »Treffer versenkt.«

Bei der Bewegung stieg mir ihr Parfüm in die Nase. Die schwere Lavendelnote hatte mich immer irritiert.

»Aber ich muss darauf bestehen, dass du die Finger von ihr lässt.«

Statt Winona mit einer Antwort zu würdigen, rief ich Jameson Ryans Kundenkarte auf. Er war seit zwei Monaten Mitglied und war insgesamt siebenmal im Bite gewesen. Bis jetzt lagen keine Beschwerden über ihn vor. Doch das spielte keine Rolle; wenn ich ihn loswerden wollte, würde ich einen Weg finden. Ich fand immer einen Weg. Er hatte seine Begleiterin für heute mit Namen angekündigt. Jody Stone.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und schrieb Marshall eine Nachricht, dass er alles über Jody herausfinden sollte, was es herauszufinden gab. Immerhin war mein Geschäftspartner nicht nur gut daran, seltene Champagnersorten aufzutreiben. Alle, die für mich arbeiteten, hatten … spezielle Talente und befanden sich nun sozusagen im Ruhestand ihres früheren Jobs. Sex und Mord hatten mehr Parallelen, als den meisten Leuten bewusst war.

»Du denkst daran, dass du deine Kunden generell nicht anrührst, richtig? Besonders nicht die Kundinnen.« Winona studierte ihren blutroten Nagellack. »Muss ich wirklich das Offensichtliche laut aussprechen?«

»Nein.«

»Gut.«

Ich klappte den Laptop zu, stand auf, richtete meine Krawatte und schloss mein Jackett.

»Ähm, was hast du vor?« Winona klang für ihre Verhältnisse alarmiert.

»Wie ich bereits gesagt habe – die Gäste begrüßen.«

»Wir wissen beide, dass du hierbleiben solltest. In deinem Büro. Es wäre am besten, wenn du die Tür abschließen würdest.«

»Du hast mir gar nichts vorzuschreiben.« Als ich den ersten Schritt machte, schrie Winona erbost auf und eilte zur Tür, um sie zu blockieren. Sie baute sich auf, als würde sie mit ihrem kleinen, schmalen Körper tatsächlich ein Hindernis darstellen.

»Du projizierst, Silas, weil sie aussieht wie ich.«

Unwillkürlich schaute ich zurück zum Display. Ja, Jody Stone hatte hübsche grüne Augen, einen brünetten Bob, ein Puppengesicht und tolle Titten – genau wie Winona. Allerdings würde Jody sich hoffentlich nicht als giftspeiende Schlange entpuppen. Da halfen auch die besten Schenkel der Welt nicht.

»Silas Aleck McBride – ich verbiete dir, Jody anzusprechen. Sie ist zu gut und unverdorben für einen sadistischen Bastard wie dich.«

»Ich will sehen, wie du mich daran hinderst.« Mit hochgezogener Augenbraue machte ich einen Schritt auf Winona zu.

Auf ihren Wangen zeigten sich hektische rote Flecken, wie immer, wenn sie wütend war, weil ich sie auf ihre offensichtliche Unzulänglichkeit hinwies. »Tu es nicht. Das Ende ist jetzt schon klar.«

»Ist es nicht.«

»Ist es wohl.« Winona rümpfte die Nase. »Du wirst dein neues Spielzeug lieben, hegen und pflegen und wahrscheinlich ein wenig misshandeln, bis du genug von ihr hast. Und dann wirst du sie umbringen, wie du mich umgebracht hast.«

KAPITEL3

JODY

Ich war schon auf halbem Weg zur Tür, als Jameson meinen Ellbogen zu fassen bekam.

»Hey, hey.« Er zog mich in Richtung Wand und drehte mich so, dass ich mit dem Rücken dorthin stand, während er den Rest des Klubs mit seinem breiten Oberkörper verdeckte.

»Wie konntest du nur?«, zischte ich.

»Entspann dich. Du tust ja, als hätte ich dich an den Meistbietenden verkauft. Wir sind bloß hier, um ein wenig Spaß zu haben. Und wie du siehst, ist das hier ein stilvolles Etablissement. Du musst überhaupt nichts machen und kannst dich ganz in Ruhe umsehen. Ich dachte, dir würde ein bisschen Abwechslung guttun.«

Nachdem ich ein paarmal gezogen hatte, ließ er meinen Arm endlich los. Leider konnte ich nicht mehr Abstand zwischen uns bringen, aber ich konnte meinen Unmut durch meinen Gesichtsausdruck deutlich machen. »Vielleicht solltest du das Denken mir überlassen.«

»Komm schon, Jo, wann hattest du zum letzten Mal Sex?«

»Ich … ähm …« Das Blut schoss in meine Wangen.

»Wenn du nachdenken musst, ist es zu lang her.« Mein bester Freund musterte mich eindringlich.

»Als ob du das so genau weißt. Habe ich die ganzen Dates verpasst, auf die du gehst?«

»Ich muss nicht auf Dates gehen, um jemanden zu ficken. Und gestern.«

Ich runzelte die Stirn. »Was gestern?«

»Gestern hatte ich zum letzten Mal Sex. Mittagspause. Konferenzraum. Möchtest du mehr Details wissen?«

»Bloß nicht.«

Jameson grinste. »Gib dem Ganzen einfach eine Chance. Schau dich um, und wenn du sagst, dass du nach Hause willst, bringe ich dich sofort dorthin.«

Prompt öffnete ich den Mund, doch Jameson kannte mich zu gut und legte den Finger auf meine Lippen.

»Nachdem du dich umgesehen hast, Jo.«

Erbost klappte ich den Mund wieder zu. »Maximal drei Minuten.«

»In Ordnung.« Jameson trat zurück und bedeutete mir, vorauszugehen. »Ganz wie du willst.«

Mir lief ein Schauer über den Rücken, weil mir nachhing, wie sein Finger sich auf meinen Lippen angefühlt hatte. Das war bisher so ziemlich die intimste Berührung zwischen uns gewesen. Objektiv war Jameson attraktiv und ein guter Fang, aber nach all der Zeit sah ich ihn eher als Bruder – und mit seinem Bruder besuchte man doch nicht einen Sexklub, oder?

Grundgütiger.

»Wohin gehen wir jetzt?«

»Nach unten.« Jameson schob mich mehr oder weniger vorwärts und ich sah die Treppe am Ende des Raumes.

Mein Magen verkrampfte sich. »Was ist unten?«

»Lass es mich so formulieren: Je weiter unten, desto abgefuckter.«

Ich schaute zurück zum rettenden Ausgang. »Das klingt in meinen Ohren nicht sonderlich einladend.«

»Es gibt sechs Etagen und wir gehen jetzt in die zweite. Du wirst ein paar nackte Körperteile und ein bisschen Sex sehen, aber nichts, was dein zartes Gemüt erschüttern würde.«

»Entschuldige mal! Mein zartes Gemüt?«

»Du bist immer noch rot, Darling, was allein der Erkenntnis geschuldet ist, dass wir uns in einem Sexklub befinden. Wie würdest du das nennen?«

»Gesunden Menschenverstand.« Ich reckte das Kinn.

»Du brauchst dringend Sex und als dein bester Freund verordne ich ihn dir. Denk nur dran, Kondome zu benutzen.«

Ich verzog das Gesicht, während ich Jameson gezwungenermaßen über die gewundene Treppe nach unten folgte. Hier hingen keine Kerzen an den Wänden, stattdessen waren die Stufen erleuchtet, was zugegebenermaßen sehr schick aussah. Trotzdem war ich empört, dass er mich hierhin gelockt hatte.

Auf der nächsten Etage war es merklich dunkler als oben, und ich brauchte einen Moment, bis ich wieder halbwegs etwas erkennen konnte. Hier gab es weder eine Bar noch eine Tanzfläche und mein bester Freund hatte recht gehabt. Ich sah mehr als einen halb nackten Körper.

Die Decke wurde durch dekorative Säulen gestützt, an denen sich Paare rekelten und Leute tanzten, zwischen den Säulen befanden sich große … Liegeflächen oder hießen die Dinger Spielflächen?

Ich sah hungrige Münder und gierige Hände. Mir wurde ein wenig schwindelig und warm, dabei interessierte sich niemand für mich. Ich wurde nicht bedrängt oder mit den Blicken ausgezogen, sondern war lediglich eine Beobachterin.

Nicht weit von mir ging ein Mann auf die Knie, öffnete die Hose eines anderen Kerls und nahm dessen Schwanz in den Mund. Das kehlige Stöhnen einer Frau lenkte mich ab, woraufhin ich den Kopf drehte. Sie hatte beide Hände gegen eine der Säulen gepresst und wurde hart von hinten von einem Mann gefickt.

Ich wollte Jameson sagen, dass mir das alles irgendwie zu viel war, allerdings stimmte das nicht ganz. Ein Teil von mir war neugierig – vermutlich der Teil, der seit dem Abendessen den ganzen Champagner getrunken hatte.

Auf eine merkwürdige Art und Weise fühlte ich mich sicher. Immerhin stand ich hier schon zwanzig Sekunden und es war noch niemand über mich hergefallen.

Deshalb zuckte ich auch zusammen, als Jameson unvermittelt die Hände auf meine Schultern legte. »Alles okay?«

»Für den Moment«, gestand ich widerstrebend. Ich war fasziniert, weil ich bisher noch nie andere Menschen beim Sex beobachtet hatte, und es passierte so viel um mich herum, dass ich nicht wusste, wo ich zuerst hinschauen wollte. Die Erkenntnis, dass ich gerade die Voyeurin war, durchfuhr mich siedend heiß. »Darf ich überhaupt zusehen?«

»Ja, hier schon. Weiter unten sind die Regeln anders, aber das ist quasi selbsterklärend.«

Selbsterklärend? Na, wenn er das sagte.

»Ich glaube, ich möchte erst mal ein wenig beobachten«, gestand ich und wartete auf seinen Spott.

Er lächelte lediglich. »Dafür sind wir hergekommen. Wenn du in deinem Schneckenhaus bleiben möchtest, kannst du das tun. Alles geht, nichts muss.«

»Okay.«

»Dann kann ich dich allein lassen?«