Daddy, Be Mine - Mia Kingsley - E-Book

Daddy, Be Mine E-Book

Mia Kingsley

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Beschreibung

Daddy Romance trifft Horrorfilm – Happy Valentine's Day! Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit mit meinem Freund Schluss gemacht habe, klang es gar nicht schlecht, über den verhassten Valentinstag beruflich aus der Stadt zu kommen. Als Aufnahmeleiterin sollte ich die Produktion der neuen Dating-Show "Daddy gesucht" auf Valentine Island überwachen. Zwanzig Kandidatinnen, die sich um einen sexy Daddy prügeln und ich werde praktisch fürs Zusehen bezahlt? Selbstverständlich bin ich dabei! Leider ist die Insel nicht ganz so romantisch, wie es in der Broschüre klang, die Kandidatinnen sind ausnahmslos Zicken und "Daddy" hat gar keine Lust auf die Show. Oh, und dann ist da noch der irre Killer, der uns alle umbringen will, während wir auf einer verdammten Insel festsitzen … Dark DADDY Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 191

Veröffentlichungsjahr: 2019

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DADDY, BE MINE

A VALENTINE’S SLASHER

MIA KINGSLEY

DARK DADDY ROMANCE

INHALT

Valentine Island

Daddy, Be Mine

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

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Über Mia Kingsley

Copyright: Mia Kingsley, 2019, Deutschland.

Coverfoto: © Mia Kingsley

Korrektorat: Laura Gosemann

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Black Umbrella Publishing

www.blackumbrellapublishing.com

VALENTINE ISLAND

DADDY, BE MINE

Daddy Romance trifft Horrorfilm – Happy Valentine’s Day!

Nachdem ich vor nicht allzu langer Zeit mit meinem Freund Schluss gemacht habe, klang es gar nicht schlecht, über den verhassten Valentinstag beruflich aus der Stadt zu kommen. Als Aufnahmeleiterin sollte ich die Produktion der neuen Dating-Show »Daddy gesucht« auf Valentine Island überwachen.

Zwanzig Kandidatinnen, die sich um einen sexy Daddy prügeln und ich werde praktisch fürs Zusehen bezahlt? Selbstverständlich bin ich dabei!

Leider ist die Insel nicht ganz so romantisch, wie es in der Broschüre klang, die Kandidatinnen sind ausnahmslos Zicken und »Daddy« hat gar keine Lust auf die Show.

Oh, und dann ist da noch der irre Killer, der uns alle umbringen will, während wir auf einer verdammten Insel festsitzen …

Dark DADDY Romance.Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.

KAPITEL1

BAILEY

»Hat sonst noch jemand Fragen?« Ich klappte demonstrativ meinen Ordner zu.

Jeremy hob die Hand. »Ist der Titel nicht irgendwie blöd? Ich meine, ›Daddy gesucht‹, das klingt, als würden wir einen Samenspender suchen. Wäre etwas wie ›Fuckboy gesucht‹ nicht besser?«

Jessica seufzte und rieb sich theatralisch über den Nasenrücken. »Es wäre wirklich besser, wenn du dich weiterhin einfach nur um die Kamera kümmerst, Jeremy.«

Seine Ohren begannen rot zu glühen, wie immer, wenn er sich über etwas aufregte. »Was habe ich denn jetzt schon wieder gemacht? Es war nur eine Frage.«

Sie beugte sich in seine Richtung. »Dass jemand, der noch bei seiner Mutter wohnt, den Unterschied zwischen einem Daddy und einem Fuckboy nicht kennt, ist mir klar. Kleiner Tipp: Du fällst in die zweite Kategorie.«

Jeremy schaute mich an, als würde er erwarten, dass ich Jessica an die Leine legte.

Stattdessen räusperte ich mich lautstark. »Gut, wenn alles geklärt ist, sehen wir uns alle am Freitag, pünktlich um elf Uhr an der Fährstelle. Denkt daran: Wenn die Fähre ohne euch ablegt, müsst ihr die nächste Fahrt aus eigener Tasche bezahlen, weil ich die Tickets habe, und auf euren Lohn für Freitag verzichten, da die nächste Überfahrt erst Samstag sein wird.«

Patricia nickte und stand als Erste auf. Sie hatte vorher schon angekündigt, früh wegzumüssen, weil sie im Schnitt für »Meine erste Hundehochzeit« einsprang, bevor sie für die Produktion von »Daddy gesucht« in unser Team kam.

Mein Arbeitgeber Talk Inc. Productions hatte sich einen Namen im Bereich obskure Nachmittagsshows gemacht, weil Serien wie »Ich suche eine Braut für meinen Stiefvater«, »Deine Sammlung oder ich …« und »Die aggressivsten Hamster der Welt« erstaunlich gut liefen. Mit »Daddy gesucht« wollten wir zum ersten Mal den Vorstoß ins abendliche Premiumprogramm wagen. Da Formate wie »Verliebt in den Trauzeugen« oder »Blinde Hochzeit« bereits hervorragend liefen, schien eine Datingshow das richtige Konzept zu sein.

In vier Tagen würde die Produktion auf einer romantischen kleinen Insel vor der Küste von Maine losgehen.

Unsere Set-Spezialisten würden die winzige Insel in ein Winterwunderland verwandeln, und zwanzig Kandidatinnen bewarben sich um »Daddy«.

Meine Mutter hatte mich vollkommen entsetzt angestarrt, als ich ihr von dem Konzept erzählt hatte. Sie war zugegebenermaßen aber auch leicht zu schockieren. »Das große Fressen XXL« und »Mein Leben als Bestatter« hatten sie ebenso entsetzt wie die Vorstellung, einen Mann beim Sex »Daddy« zu nennen.

Ich war mir selbst nicht sicher, wie ich dazu stand. Auf dem Papier klang es ganz nett, aber ich fürchtete, dass die Kandidatinnen eher auf der Jagd nach einem wohlhabenden Sugardaddy waren. Das wiederum konnte ich mir persönlich überhaupt nicht vorstellen.

Die Tatsache, dass Kelvin und Christina sich gemeinsam vor mir aufbauten, riss mich aus den Gedanken.

Nicht schon wieder, dachte ich und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. »Wie kann ich euch helfen?«

»Wer von uns beiden ist der Boss?«, fragte Kelvin und sah mich an, als würde es nur eine Antwort auf diese Frage geben.

»Ihr sollt eine ganze Insel dekorieren – ist es da nicht logisch, dass wir zwei Leute für das Set-Dressing brauchen?«

Christina schnalzte mit der Zunge. »Aber wer hat das endgültige Wort? Wer ist in der Hierarchie weiter oben?«

Gott. Ich hasste es, mit den beiden zusammenarbeiten zu müssen. Sie waren – jeder für sich genommen – fähig, kompetent und zuverlässig. Solange man sie nicht gemeinsam an einem Projekt arbeiten ließ, denn sie konnten sich auf den Tod nicht ausstehen.

Es gab nur eine Möglichkeit, das Problem zu lösen. Ich lächelte sie an. »Ich.«

»Was?« Kelvins Augen wurden riesig. »Du?«

»Ja.«

Christina verschränkte die Arme. »Hast du als Aufnahmeleiterin nicht genug zu tun?«

»Seid ihr zu mir gekommen, um festlegen zu lassen, wer der Boss ist, oder habt ihr jemand anderen gefragt?« Ich schaute mich demonstrativ in dem leeren Raum um.

Kelvin reckte das Kinn. »Ja, schon …«

Ich hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. »Da hast du deine Antwort. Wenn ihr zwei euch nicht einig werdet, kommt ihr zu mir, und ich entscheide es.«

»Ja, Boss.« Christina zwinkerte mir zu. »Ich habe kein Problem, mich einer Frau unterzuordnen.«

»Ach bitte, Bitch, meinst du vielleicht, ich hätte ein Problem damit? Netter Versuch.« Kelvin rauschte hoch erhobenen Hauptes aus dem Raum.

»Kannst du ihn nicht in Ruhe lassen?«, fragte ich.

Christina schüttelte den Kopf. »Nicht solange er weiterhin heimlich meine Joghurts isst und behauptet, es nicht gewesen zu sein. Ich weiß genau, dass er der Täter ist.«

Ich schnaubte nur verächtlich, weil ich wusste, dass es Patricia war, die sich immer an den Joghurts bediente – allerdings hatte ich auch schon gesehen, wie Christina ein fremdes Sandwich gestohlen hatte. Meine Kollegen verdienten sich ausnahmslos gegenseitig.

Mein Handy klingelte. Erleichtert zog ich es hervor. »Wenn du mich entschuldigst«, sagte ich, nahm mein Klemmbrett und verließ den Raum. »Hallo?«

»Hey, Babe.« Sehnsucht schwang in Camerons Stimme mit.

Sofort wünschte ich mich zurück in das Gespräch mit Kelvin und Christina. »Cameron. Hast du eine neue Nummer?«, fragte ich und versuchte, kühl zu klingen. Hätte ich gewusst, dass er am anderen Ende war, hätte ich den Anruf ignoriert.

»Ja. Du hast nicht mehr auf meine Nachrichten reagiert. Können wir uns treffen? Ich möchte mit dir reden.«

»Cameron, du musst damit aufhören. Wir hatten das Thema schon. Es ist vier Monate her, bitte lass mich endlich in Ruhe.«

»Nur ein Gespräch, Babe, bitte.«

»Nein.« Ich legte auf und konnte es kaum erwarten, am Freitag das Festland hinter mir zu lassen. So kurz vor Valentinstag war es das Beste, was mir passieren konnte.

Vor einigen Monaten hatte ich festgestellt, dass ich für meinen Freund Cameron im besten Fall freundschaftliche Gefühle hegte. Ich hatte das Thema angesprochen und deutlich zum Ausdruck gebracht, was mich störte. Er hatte meine Wünsche mit einem Lachen abgetan und behauptet, dass doch alles wunderbar wäre, wie es war.

Zwei weitere Monate hatte ich das Spielchen mitgespielt, bevor ich meine Taschen gepackt hatte. Ich fand meinen Wunsch nach mehr Intimität und einem Hauch von Abenteuer nicht gerade utopisch.

Cameron liebte sein Leben, das sich in den zwei immer gleichen Blocks abspielte. Dort ging er arbeiten, essen und etwas trinken. Für ihn kam es schon nicht infrage, ein Restaurant in einem anderen Stadtteil auszuprobieren, geschweige denn in den Urlaub zu fahren. Ich wollte Europa sehen. Und Südamerika. Und Asien. Und … alles. Einfach alles.

Cameron wollte auf der Couch sitzen, einmal in der Woche langweiligen Sex und war mit allem zufrieden.

Ich nicht.

Seit ich Schluss gemacht hatte und ausgezogen war, lief er mir wie ein Welpe hinterher und gelobte Besserung.

Ich war klug genug, um zu wissen, dass es ihm nicht um mich, sondern die Routine ging. Es passte nicht in seinen Plan, dass ich ausgebrochen war.

Er hatte herausgefunden, wo ich jetzt wohnte, und tauchte in regelmäßigen Abständen vor meiner Wohnung auf. Gern mit Blumen und Pralinen.

Ich mochte keine Pralinen, weil ich salzige Snacks bevorzugte. Wenn er sich selbst das nicht merken konnte, sah ich keine Zukunft für uns. Da war ich vollkommen rigoros. Meine Snacks waren mir heilig.

Das Handy klingelte erneut, die gleiche Nummer wie zuvor. Mein Daumen schwebte über »Blockieren«, dann drückte ich die Taste.

Die Produktion von »Daddy gesucht« würde aufwendig und arbeitsintensiv werden, aber zum jetzigen Zeitpunkt konnte ich es kaum erwarten.

KAPITEL2

NASH

»Nathan?«, rief ich, als ich mit den Kaffeebechern ins Büro zurückkam. Keine Antwort. »Boss?«

Sein Schreibtisch war verwaist. Auch Stephanie hatte ihren Computer ausgeschaltet und war offensichtlich schon frühzeitig ins Wochenende gestartet.

»Schön, dass hier wenigstens einer arbeitet«, sagte ich in die Stille und schüttelte den Kopf.

Auf dem Weg zu meinem Schreibtisch nippte ich an meinem schwarzen Kaffee und öffnete meine Jacke. Schneeflocken fielen von den Schultern, weil der Winter New York fest im Griff hatte.

Zu meiner großen Überraschung lag eine dicke Akte mitten auf meinem Tisch. Ein Haftzettel klebte auf dem Deckel. »WICHTIG« hatte mein Boss mit seiner typisch energischen Handschrift notiert.

Ich trank einen weiteren Schluck Kaffee. Wie lange war ich weg gewesen? Eine Viertelstunde, möglicherweise auch zwanzig Minuten, doch Nathan hatte den neuen Auftrag vorher mit keiner Silbe erwähnt.

»Gibt’s was Neues?«

»Nein.«

So in etwa war das Gespräch verlaufen.

Ich runzelte die Stirn und klappte die Akte auf. Flugtickets, eine Fahrt mit einer Fähre und die Bestätigung einer Hotelreservierung im »Inselhaus« lagen ganz oben. Offensichtlich plante eine Produktionsfirma eine Show auf einer kleinen Insel namens Valentine Island und wollte wissen, ob es Gründe gab, die aus Sicht der zuständigen Versicherung dagegensprachen. Es klang alles recht ominös, als würden nur extrem berühmte Stars teilnehmen, die um ihre Sicherheit bangten.

Mein Blick fiel auf das Flugdatum, und ich fluchte. Sollte das ein Scherz sein? Wenn ich nicht das heutige Datum verwechselte, sollte ich in sechs Stunden in den Flieger steigen.

»Nathan?«, rief ich noch einmal und hoffte, dass er gleich hinter der nächsten Ecke hervorsprang und »Überraschung« rief.

Natürlich hatte ich mich beklagt, dass ich keine Lust auf den ganzen Valentinstrubel hatte, doch nun sah es so aus, als hätte ich besser meine Klappe gehalten.

Es war nicht das erste Mal, dass Nathan mich kurzfristig auf solche Trips schickte, aber in der Regel hatte er genug Anstand, es mir wenigstens persönlich zu sagen.

Ich nahm die Akte und meinen Kaffeebecher, schaltete das Licht aus und schloss die Tür wieder ab.

Um Zeit zu sparen, rief ich mir ein Taxi. Die Kosten würde ich später meinem Boss mit auf die Rechnung schreiben. Unglaublich, dieser Kerl.

Wir brauchten knappe zwanzig Minuten bis zu meiner Wohnung, und ich gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld. Ein sehr großzügiges Trinkgeld, das ich mir ebenfalls von Nathan zurückholen würde. Sobald ich am Flughafen war, würde ich mich erkundigen, ob ich das Ticket auf Businessclass hochstufen konnte, immerhin hatte ich die Firmenkreditkarte zur Verfügung. Die Vorstellung besänftigte mich.

Ich schloss die Wohnungstür auf und sah gerade noch, wie ein Schatten in der Küche verschwand. Spike hatte wirklich den siebten Sinn, wenn es um solche Sachen ging.

»Komm raus, alter Junge«, sagte ich mit einschmeichelnder Stimme und holte die Transportkiste vom obersten Brett des Garderobenschranks. »Ich will dich nur kraulen«, log ich.

Da mein Kater verschwunden blieb, bis ich meine Reisetasche gepackt hatte, musste ich die schweren Geschütze auffahren und die Lachscracker aus ihrem Versteck holen. Ich schüttelte den Karton, da kam Spike bereits angeflitzt.

»Du kennst das Spiel«, sagte ich und klappte die Tür zur Transportbox auf.

Spike beäugte die Lachscracker, die Box und wieder die Cracker. Mit einem leisen Schnurren fügte er sich in sein Schicksal und trabte in die Box. Ich schloss die Tür und fütterte ihn mit fünf Crackern, ehe ich die Packung wieder versteckte.

Mit der Reisetasche über der Schulter und der Kiste in der Hand machte ich mich auf den Weg zu Mrs Crawfords Wohnung. Die alte Lady wohnte eine Etage unter mir und passte immer auf Spike auf, wenn ich aus der Stadt musste.

Es dauerte eine Weile, bis sie an der Tür war. »Ach, Nash, bringen Sie mir mein Date für den Valentinstag?«

»Entschuldigen Sie den Überfall, Mrs Crawford, aber mein Boss hat mir heute erst Bescheid gesagt. Der Flieger geht gleich schon. Können Sie auf Spike aufpassen?«

»Liebend gern. Ich habe die … Sie wissen schon was besorgt«, raunte sie mir verschwörerisch zu. »Vielleicht will er dann endlich mal schmusen.«

Ich nickte ihr zu. Für Lachscracker würde Spike alles tun. »Ich danke Ihnen.«

»Nichts zu danken.«

Ich reichte ihr die Transportkiste. Jetzt stand meinem Ausflug nach Maine nichts mehr im Wege.

KAPITEL3

BAILEY

Der ganze Trip hatte etwas von einem Schulausflug. Abgesehen von dem Produktionsteam befand sich nur der Kapitän auf der Fähre. Wobei ich als eine der Ersten an Bord gegangen war und nicht wusste, wer sich möglicherweise hinten auf dem Boot aufhielt.

Die Überfahrt sollte knappe neunzig Minuten dauern. Ich hatte sie mir relativ romantisch vorgestellt, weil ich bereits die Mentalität des Showkonzepts übernommen hatte – Kitsch, Romantik und noch mehr Kitsch.

In Wahrheit war der Wind eisig, es nieselte, und meine Nasenspitze fühlte sich längst taub an. Aber ich wollte nicht ins Innere der Fähre gehen, weil sich dort Sharon und Joanne eingenistet hatten, die jeden einer Stilkritik unterzogen, der ihnen zu nah kam. Außerdem tratschten sie in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, damit auch jeder mitbekam, über wen sie lästerten. Ich bevorzugte meine Ruhe.

Die Hände tief in die Taschen meines Mantels geschoben, fragte ich mich, ob die kommende Woche endlich genug Abstand von Cameron bieten würde.

Ich war langsam bereit, wieder auf Dates zu gehen. Nur hatte ich es bisher nicht gewagt, weil die Möglichkeit bestand, dass ich einen Mann mit zu mir nahm und Cameron vor der Haustür auf mich lauerte. Diese Peinlichkeit wollte ich mir und meinem potenziellen Sexpartner ersparen.

»Ist dir nicht kalt?« Sean, einer der Kameramänner, gesellte sich zu mir, hauchte auf seine Hände und rieb sie.

»Wenn ich die Wahl zwischen Kälte und Platzangst habe, nehme ich gern die Kälte.«

Er lachte und stützte sich auf die Reling. »Das verstehe ich vollkommen. Geht mir nicht anders. Ich habe gerade erfahren, dass ich zu viele karierte Flanellhemden trage. Dabei kann ich mich gar nicht erinnern, gefragt zu haben.«

Ich lachte. »Bei mir waren es graue Strumpfhosen. Joanne ist der Meinung, ich sollte lieber nur schwarze oder dunkelblaue tragen.«

Sean schaute auf meine Beine. »Aha.«

»Das habe ich mir auch gedacht.«

Wir lachten erneut, bevor wir in ein angenehmes Schweigen verfielen.

Es vergingen vielleicht drei Minuten, bevor Sean mich ansah: »Bist du noch mit diesem Cameron verlobt?«

»Oh Gott! Wir waren nie verlobt. Nein, wir sind nicht mehr zusammen. Schon ein paar Monate nicht mehr.«

»Ach so. Drinnen haben sich ein paar darüber beklagt, so kurz vorm Valentinstag von zu Hause weg zu sein, aber ich bin froh, dem Trubel zu entkommen. Ich kann nicht erzählen, wie oft ich heute schon gefragt worden bin, ob ich nicht einen Blumenstrauß für meine Liebste kaufen will.«

»Das stelle ich mir doppelt nervig vor.« Ich versuchte, meine im Wind flatternden Haare zu bändigen, indem ich sie hinter mein Ohr strich. Es klappte nicht unbedingt gut.

»Wieso doppelt nervig?« Seans blaue Augen sahen forschend in meine.

»Du bist doch schwul, oder nicht? Ich stelle es mir sehr nervig vor, in der Zeit auch noch ständig unterstellt zu bekommen, hetero zu sein. Du weißt schon – ›für deine Liebste‹.« Ich begleitete meine Worte mit einem Paar Anführungszeichen in der Luft.

»Ich bin hetero«, informierte er mich. »Und single.«

»Hoppla. Da muss ich etwas durcheinandergebracht haben.«

Er presste beide Hände auf die Brust. »Bitte sag mir nicht, dass du mich mit John verwechselt hast.«

»Nein.« Ich lachte. »Es wäre mir im Gedächtnis geblieben, wenn du Netzhemden statt Flanell tragen würdest.«

»Gut.«

Da ich nichts mehr zu sagen hatte, begnügte ich mich mit einem Lächeln. Ich war mir nicht sicher, ob ich in ein Fettnäpfchen getreten war oder nicht, weil ich ihn für schwul gehalten hatte. Er hatte zwar locker reagiert, aber vielleicht wollte er nur höflich sein.

»Ich glaube, ich muss mich wieder aufwärmen. Möchtest du mit reinkommen?«, bot er nach einer Weile an.

»Ich bleibe noch etwas hier. Danke.«

KAPITEL4

NASH

Ich hatte mir einen Platz auf dem Dach der Fähre gesucht und saß auf einer Bank, die Tasche zwischen meinen Füßen. Von hier konnte ich das Schiff mehr oder weniger überblicken. Auf dem Flug hatte ich alles gelesen, was über Valentine Island zu erfahren war. In Anbetracht dessen, wie klein die Insel war, irritierten mich die vielen Menschen auf der Fähre.

Auf die Schnelle hatte ich fünfzehn Personen gezählt, die viel Gepäck dabeihatten und zusammenzugehören schienen. Vielleicht so eine Art Firmenausflug.

Ich fror mir den Arsch ab und wollte nur noch von der Fähre und meinen Job erledigen. Unten gab es einen beheizten Raum, doch darin unterhielt sich eine Horde Frauen, eine Stimme schriller als die andere.

Außerdem hatte ich hier eine nettere Aussicht.

Unten an der Reling stand eine Frau, deren lange Haare im Wind wehten, das Kleid unter ihrem kurzen Mantel schlug immer wieder gegen die wohlgeformten Schenkel. Ich hätte sie stundenlang anstarren können.

Jemand rief etwas, woraufhin sie sich umdrehte und abwinkte. Ihr herzförmiges Gesicht war genauso hübsch, wie die entzückende Rückansicht mich hatte hoffen lassen. Sie wandte sich wieder ab und starrte weiter aufs Wasser.

Ich wollte sie nicht beobachten, aber da ich die Akte über die Insel und die Produktionsfirma bereits auswendig kannte, hatte ich im Grunde nichts Besseres zu tun.

Kurz spielte ich mit dem Gedanken, mich nach unten zu ihr zu gesellen. Ich war schon ewig nicht mehr auf einem Date gewesen, aber sie sah aus wie eine Frau, für die ich eine Ausnahme machen würde.

Seit ich neben dem Job meinen College-Abschluss nachgeholt hatte, war nur wenig Zeit für mein Liebesleben übrig geblieben. Momentan bekam Spike meine gesamte Zuneigung ab, und er war nicht gerade gut darin, meine Liebe zu erwidern.

Selbst Nathan hatte mich schon darauf angesprochen, dass ich nie ausging. Vermutlich war ich mittlerweile aus der Übung.

Ich zog mein Handy aus der Tasche. Keine Nachrichten, keine E-Mails. Es war selbst für Nathan ungewöhnlich, sich so lange in Schweigen zu hüllen.

Sollte ich nach unten gehen?

Irgendwann musste ich es wagen, wenn ich eine Familie und Kinder wollte. Ich musterte ihre Haare, die je nach Lichteinfall zwischen dunkelblond und hellbraun mit einem rötlichen Schimmer darin changierten, und fragte mich, wie unsere Kinder wohl aussehen würden.

Danach fragte ich mich, ob ich zu viele Flugzeugabgase eingeatmet hatte. Ich hatte einen Job zu erledigen, und dann würde ich nach Hause fliegen.

Bisher hatte ich sie weder aus der Nähe gesehen noch ihre Stimme gehört – und dachte über Kinder nach?

Ich sollte Urlaub machen. Mexiko stand schon so lange auf meiner Liste, genau wie Europa. Wenn ich das erledigt hatte, konnte ich immer noch darüber nachdenken, mich niederzulassen.

KAPITEL5

BAILEY

»Okay«, sagte die kleine Brünette hinter der Theke, die mich mit ihrem spitzen Gesicht an ein Nagetier erinnerte. »Ich habe sechsundzwanzig Reservierungen für Talk Inc. Productions. Wie gehen wir das Ganze jetzt am besten an?« Sie warf mir ein freundliches Lächeln zu.

Sofort begann ich, in meiner Tasche zu wühlen, bis ich das Klemmbrett zu fassen bekam. Was hatte ich bloß an mir, dass ich immer innerhalb weniger Minuten die offizielle Organisationsabgeordnete war?

»Ich habe hier die Liste aller Teammitglieder und der Kandidatinnen. Wir können sie abgleichen, und dann verteile ich die Schlüssel im Tagungssaal. Das ist vermutlich leichter, als wenn sich hier gleich mehr als ein Dutzend Leute anstellen.«

Katherine, wie ihr Namensschild verriet, lächelte erleichtert. »Das ist eine gute Idee.« Sie drehte sich um und nahm zwei große Schlüssel mit massiven Holzanhängern vom Brett hinter ihr. »Fangen wir direkt mit dem Tagungsraum an.«

Es schien sie sichtlich nervös zu machen, dass die gesamte Crew sich in der Hotelhalle herumdrückte, die kaum groß genug war, uns alle zu beherbergen. Dementsprechend laut und voll war es.

»Die beiden Schlüssel sind für den Küstensaal, die erste Tür auf der rechten Seite.« Sie deutete nach links in den Flur.

Ich sah mich um, bis ich Sharon entdeckte, die ein Handy am Ohr und ein zweites in der Hand hatte. In einer Geschwindigkeit, die ich mit zwanzig Fingern nicht hinbekommen hätte, tippte sie auf der Tastatur herum. Ich winkte sie zu mir, weil sie am meisten Durchsetzungsfähigkeit hatte.

»Ich melde mich wieder.« Damit beendete sie das Gespräch. »Was gibt’s, Bailey-Schmailey?«

Obwohl ich den Spitznamen hasste, gab ich ihr einen Schlüssel zum Tagungssaal. »Der Küstensaal ist in dem Gang, die erste Tür rechts. Scheuch das Team dort bitte hinein, sie sollen ihre Sachen mitnehmen, und ich komme gleich, um die Zimmerschlüssel zu verteilen.«

Sharon salutierte. »Oki-doki, Bailey-Schmailey.«

Nur Christina blieb mit mir in der Halle. Sie stand neben mir an der Rezeption und hatte das Kinn in die Hand gestemmt.

»Sollen wir mit den Einzel- oder den Doppelzimmern anfangen?«, wollte Katherine wissen.

»Mit den Einzelzimmern, bitte. Die Doppelzimmer sind für die Kandidatinnen, die glücklicherweise erst morgen eintreffen.«

»Wunderbar.« Katherine lächelte und begann, die nächsten Schlüssel vom Brett zu nehmen.

Neben mir ließ Christina eine Kaugummiblase platzen, bevor sie sich lasziv über die Lippen leckte. »Ich glaube, ich nehme auch an der Show teil.« Mit ihrem langen, perfekt rot manikürten Fingernagel deutete sie zur Tür.

Daddy war da.

Ich meinte selbstverständlich Nash Watkins, unseren Show-Daddy. Er sah noch besser aus als auf den Fotos. Ich selbst hatte ihn nie getroffen, weil das Casting nicht in meinem Zuständigkeitsbereich lag, aber ich hatte die Bilder gesehen und das Dossier gelesen.

Er war acht Jahre älter und fast zwanzig Zentimeter größer als ich. Letzteres überraschte mich nicht, weil ich generell recht klein geraten war. Nur mein Arsch hatte das Memo nicht bekommen und benötigte wahrscheinlich bald eine Vorsicht-schwenkt-aus-Plakette.

Laut den Unterlagen war Nash bei der Army gewesen, bevor er nach drei Touren im Mittleren Osten bei einer privaten Sicherheitsfirma untergekommen war. Sein Boss hatte einen Großteil der Castings absolviert, weil Nash in streng geheimen Missionen unterwegs gewesen war. Zumindest hatte sein Boss das behauptet, und Miranda, unsere Casting-Direktorin, hatte sofort glänzende Augen bekommen. Geheime Missionen, früher beim Militär, groß und gut gebaut? Man hätte auch »Marketing-Gold« dazu sagen können.