Damit Evangelisierung gelingen kann - Sven Jast - E-Book

Damit Evangelisierung gelingen kann E-Book

Sven Jast

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Beschreibung

Verschiedene Aspekte können von ihrer jeweiligen Seite aus den Ermöglichungsrahmen dafür mit bereiten helfen, dass Evangelisierung gelingen kann. Mit fünf dieser Gesichtspunkte beschäftigt sich Sven Jast in den fünf Artikeln dieser Artikelsammlung, und zwar mit 1. dem evangelisatorischen Potenzial der Gläubigen... 2. dem evangelisatorischen Potenzial einzelner Teile der Hl. Messe... 3. den Erkenntnissen aus vergangenen Beispielen... 4. der Organisationsentwicklung von Pfarreien... 5. der Zusammensetzungsstruktur in pfarreilichen Pastoralräten... ... für eine gelingende Evangelisierung

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Inhaltsverzeichnis

VORWORT

LITERATURVERZEICHNIS DES VORWORTS

Zum Potenzial der Gläubigen für eine gelingende Evangelisierung

1. EINLEITUNG

2. AUFGABEN IN DER EVANGELISIERUNG

2.1 Aufgaben aller Gläubigen

2.2 Spezifische Aufgaben der Laien

2.3 Spezifische Aufgaben der Kleriker

2.3.1 Interferierende Aufgaben der Kleriker

2.3.2 Spezifische Aufgaben der Bischöfe

2.3.3 Spezifische Aufgaben der Priester

2.3.4 Spezifische Aufgaben der Diakone

2.4 Spezifische Aufgaben der gottgeweihten Personen

3. ANALYSE

4. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

1. Primärliteratur

2. Sekundärliteratur

Zum evangelisatorischen Potenzial der einzelnen Teile der Heiligen Messe

1. EINLEITUNG

2. EVANGELISATORISCHE ASPEKTE IN DER GESAMTEN HEILIGEN MESSE

3. TEILE DER HEILIGEN MESSE

3.1 Eröffnung

3.2 Wortgottesdienst

3.3 Eucharistiefeier

3.4 Abschluss (Entlassung)

4. EVANGELISATORISCHES POTENZIAL

5. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

1. Primärliteratur

2. Sekundärliteratur

2.1 Printquellen

2.2 Internetquellen

Erkenntnisse aus vergangenen fruchtbaren Beispielen der Evangelisierung für die Evangelisierung von heute

1. EINLEITUNG

2. FRUCHTBARE EVANGELISIERUNGSBEISPIELE DER VERGANGENHEIT

2.1 Die Apostelgeschichte

2.2 Die frühe Christenheit

2.3 Der heilige Columban und seine Mission

2.4 Die heilige Mutter Gottes in Guadalupe

2.5 Der selige P. Philipp Jeningen

2.6 Der heilige Pfarrer von Ars

3. DIACHRON-GENERIERTE WIRKFAKTOREN FÜR DIE EVANGELISIERUNG

4. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

1. Primärliteratur

2. Sekundärliteratur

2.1 Printquellen

2.2 Internetquellen

Organisationsentwicklung von einer bewahrenden Pfarrei hin zu einer missionarischen Pfarrei

1. EINLEITUNG

2. BEGRIFFSBESTIMMUNGEN

3. BASISPROZESSE

3.1 Diagnose-Prozesse

3.2 Zukunftsgestaltungs-Prozesse

3.3 Psychosoziale Prozesse

3.4 „Lern-Prozesse (im engeren Sinn)“

3.5 Informations-Prozesse

3.6 Umsetzungs-Prozesse

3.7 Change-Management-Prozesse

3.8 Geistliche Prozesse

4. DER VERÄNDERUNGSPROZESS HIN ZU EINER MISSIONARISCHEN PFARREI

4.1 Theologisch-praktische Vorüberlegungen

4.2 Der Veränderungsprozess

5. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

1. Primärliteratur

2. Sekundärliteratur

2.1 Printquellen

2.2 Internetquellen

Kirchliches Wachstum durch die Zusammensetzung von Pastoralräten in Pfarreien

1. EINLEITUNG

1.1 Anliegen

1.2 Präzisierungen

1.3 Vorgehen

2. RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN

2.1 Kirchenrechtliche Regelungen

2.2 Grundgesetzliche und staatskirchenrechtliche Regelungen

3. TYPOLOGISCHES PROFIL DER FÜNF GEMEINDEÄMTER

3.1 Biblische Exegese

3.2 Korrespondierende Charismen und Voraussetzungen

3.3 Zeitgenössische Aspekte

4. ANALYSE

5. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

1. Primärliteratur

2. Sekundärliteratur

2.1 Printquellen

2.2 Internetquellen

Vorwort

Evangelisierung ist die wesentliche Aufgabe der Kirche und ein vielseitiges Geschehen1. Die fünf Artikel dieser Artikelsammlung wollen einen Beitrag zur Ermöglichung von deren Gelingen2 leisten. Sie beleuchten die Thematik der Evangelisierung in verschiedene Richtungen – sind somit also von ihrem jeweiligen Inhalt her nicht als aufeinander bezogen verfasst – und beschäftigen sich dabei mit unterschiedlichen Handlungsmöglichkeiten der Evangelisierenden. Dabei nehmen grob gesagt die ersten drei Artikel dieser Sammlung das evangelisierende Handeln direkt in den Blick, während die beiden weiteren sich eher dem Agieren hinsichtlich der Schaffung von Strukturen widmen, die das evangelisierende Handeln und damit auch eine gelingende Evangelisierung begünstigen können.

Der Aufbau der Artikel ist vom Grundsatz her derselbe: Auf die Einleitung folgen die Untersuchung des jeweiligen Themas, eine Zusammenführung und Weiterbearbeitung der bisher dargelegten Ausführungen sowie ein kurzes Schlussfazit, an das sich das Literaturverzeichnis des jeweiligen Artikels3 anschließt.

Die einzelnen Artikel und ihre unterschiedlichen Anliegen zum Zweck einer gelingenden Evangelisierung sollen hier kurz vorgestellt werden, wobei bezüglich der genaueren Vorgehensweise auf die Ausführungen im jeweiligen Artikel selbst verwiesen sei:

Der erste Artikel trägt den Titel Zum Potenzial der Gläubigen für eine gelingende Evangelisierung. In ihm geht es um Folgendes: M. E. existieren neben den bereits von Gläubigen jeglichen Standes ausgeführten Aufgaben in der Evangelisierung noch viele Aufgaben, denen sie (noch) nicht nachkommen, die aber zusammen mit den bereits ausgeführten Aufgaben helfen können, dass die Kirche qualitativ sowie quantitativ wächst. Zu diesem Zweck werden in diesem Artikel die Ausführungen verschiedener weltkirchlich-lehramtlicher Dokumente zusammengetragen.

Zum evangelisatorischen Potenzial der einzelnen Teile der Heiligen Messe betrachtet als zweiter Artikel dieser Sammlung dieses Potenzial, da die Messfeier für die Evangelisierung und damit ebenso für eine gelingende Evangelisierung als wichtig anzusehen ist4. Der Artikel hat besonders die Evangelisierung von Menschen des ersten Bereiches der Evangelisierung aus Evangelii gaudium Nr. 14 im Blick, d. h. also letztlich diejenigen KatholikInnen, welche ihren Glauben aktiv leben5. Denn diese sind es auch, die i. d. R. eine Hl. Messe mitfeiern und auf die die darin enthaltenen evangelisatorischen Potenziale direkt ihre Wirkung entfalten können. Ebenso sind diese Gläubigen wiederum über die bei ihnen selbst besser vorhandene Evangelisierung immer mehr selbst dazu fähig, andere Menschen zu evangelisieren6. Dies kann zu einer gelingenden Evangelisierung mit Blick auf alle Menschen beitragen.

Der dritte Artikel mit dem Titel Erkenntnisse aus vergangenen fruchtbaren Beispielen der Evangelisierung für die Evangelisierung von heute möchte anhand fruchtbarer Evangelisierungsbeispiele, die mir als Autor persönlich wichtig geworden sind (Apostelgeschichte, die frühe Christenheit, der Hl. Columban und seine Mönche, die hl. Gottesmutter in Guadalupe, der seliggesprochene Jesuitenpater Philipp Jeningen und der heilige Pfarrer von Ars), gemeinsame Wirkfaktoren als Metadaten erarbeiten, die wiederum in einer heutigen Form in die evangelisatorische Praxis implementiert werden können, um erfolgreich zu evangelisieren.

Ein eher strukturelles Thema behandelt der vierte Artikel Organisationsentwicklung von einer bewahrenden Pfarrei hin zu einer missionarischen Pfarrei. Da der zweitgenannte Pfarreityp evangelisatorische Vorteile gegenüber dem ersten besitzt7, stellt sich die Frage, wie eine Pfarrei eine Pfarrei missionarischen Typs werden kann. Letztlich geschieht dies über einen Organisationsentwicklungsprozess, bei dem ebenso die „missionarische Entscheidung“8 von Papst Franziskus eine Rolle spielt. In diesen Artikel lasse ich u. a. Kompetenzen meiner Change Management Ausbildung (Haufe Akademie) miteinfließen und skizziere anhand dessen einen möglichen exemplarischen und überblicksmäßigen Ablaufplan (= Prozessarchitektur) für diese Entwicklung.

Der fünfte Artikel nimmt unter der Überschrift Kirchliches Wachstum durch die Zusammensetzung von Pastoralräten in Pfarreien mit diesen Pastoralräten eine pfarreiliche Struktur in den Blick, die für die Evangelisierung bedeutsam ist. Er beschäftigt sich mit der Möglichkeit, ob pfarreiliche Pastoralräte – eine Übertragung in Deutschland auf die Pfarrgemeinderäte ist prinzipiell denkbar – eine Zusammensetzung besitzen können, welche sich an Eph 4,11-16 orientiert (dort geht es um inneres-qualitatives und davon ausgehend auch im Prinzip um quantitatives Wachstum einer christlichen Gemeinde). Der Artikel will dazu theoretisch-experimentelle Anregungen formulieren und eine Diskussion bezüglich dieses Themas anstoßen.

Sehr herzlich möchte ich mich an dieser Stelle beim Dreifaltigen Gott bedanken, dessen Ehre alle Artikel gewidmet sind. Ein sehr großes und herzliches Dankeschön richte ich an meine Eltern. Ein weiteres großes Dankeschön von ganzem Herzen gilt den MitarbeiterInnen beim Verlag Books on Demand, die diese Publikation möglich gemacht haben.

Mögen diese fünf Artikel und die durch sie behandelten Aspekte segensreich zu einer gelingenden Evangelisierung beitragen. Allen geneigten LeserInnen wünsche ich viel Freude beim Lesen und Gottes reichen Segen beim Umsetzen.

Aalen-Dewangen im Mai 2024, Dr. Sven Jast

1 Vgl. dazu EN 14 & 17. Zur Definition von Evangelisierung vgl. z. B. JAST, S.: Evangelisierung, S. 22-24.

2 Zur Definition von gelingender Evangelisierung vgl. z. B. ebd., S. 27f.

3 Generell gilt für alle Literaturverzeichnisse in diesem Buch: Die einzelne Literatur, die in diesem Buch mit Abkürzung oder Autor und Kurztitel zitiert wird, wird in den Literaturverzeichnissen mit dem Volltitel aufgeschlüsselt. Hauptwerke und Monografien sind dabei durch einen kursiven Titel gekennzeichnet, Aufsätze oder Abschnitte eines Buches durch einen normalformatierten Titel. Die Internetquellen in den Literaturverzeichnissen wurden im Zuge der Endredaktion dieser Artikelsammlung am 15.05.2024 auf ihre Aktualität hin überprüft. Bemerkt sei ebenso noch an dieser Stelle zur verwendeten Literatur, dass sämtliche kirchlichen Dokumente i. d. R. mit Absatznummer zitiert werden, außer es ist explizit die Seite angeführt.

4 Vgl. hierzu JAST, S.: Evangelisierung, S. 228-230.

5 Vgl. näher zu diesem Bereich EG 14 und JAST, S.: Evangelisierung, S. 162f.

6 Vgl. ähnlich ebd., S. 62f.

7 Vgl. dazu ebd., S. 272f.

8 EG 27 – im Originaltext steht „missionarischen“.

LITERATURVERZEICHNIS DES VORWORTS

Zum Potenzial der Gläubigen für eine gelingende Evangelisierung

1. EINLEITUNG

Der vorliegende Artikel beabsichtigt auf Aspekte zu blicken, die zu einer gelingenden Evangelisierung mit beitragen können9:

Es sind die Aufgaben der Stände der Kirche mit Blick auf die Evangelisierung und ihr sowohl bereits genutztes als auch noch wenig bis gar nicht genutztes Potenzial für die Evangelisierung10. Gerade dasjenige Potenzial, das die beiden letzten Kriterien erfüllt, bietet Chancen für ein gegenüber dem bisherigen Vorgehen erweitertes Handeln der Gläubigen jeglichen Standes in der Evangelisierung.

Dazu trägt dieser Artikel in Kapitel Nr. 2. skizzenhaft Aussagen bezüglich der Aufgaben der Stände der Kirche aus Dokumenten des weltkirchlichen Lehramtes ab einschließlich dem II. Vaticanum zusammen11.

Eine vollständige Darlegung und Analyse aller Aussagen dieser weltkirchlich-lehramtlichen Texte ist aber aufgrund des Charakters eines Artikels nicht leistbar. Im Anschluss an die Darstellung der Inhalte aller Dokumente zu den Aufgaben der Gläubigen erfolgt im 3. Kapitel eine weiterführende Analyse zum Anliegen dieses Artikels anhand der dargelegten Sachverhalte. Ein kurzes Fazit als 4. Kapitel und das folgende Literaturverzeichnis schließen den Artikel ab.

9 Zu den Begriffen Evangelisierung und gelingende Evangelisierung sowie zu den Termini Mission und Neuevangelisierung vgl. z. B. JAST, S.: Evangelisierung, S. 22-28 – wobei Mission, Neuevangelisierung und Evangelisierung entsprechend ebd., S. 27 auch im vorliegenden Artikel synonym verwendet werden. Zudem wird in diesem Sinne der Einfachheit halber i. d. R. nur der Begriff Evangelisierung gebraucht.

10 Die oben im Text erwähnten Aufgaben, auf die dieser Artikel blickt, und die zu einer gelingenden Evangelisierung beitragen können, vermögen im Zuge ihrer Ausführung auch eine Reform der Kirche i. S. einer stetigeren Angleichung dieser Kirche in ihrem Leben und Wirken an ihr missionarisches Wesen, das sich von Gottes Wirken herleitet (vgl. AG 2), zu bewirken – also quasi eine Reform im genannten Sinne im Vollzug der Evangelisierung. Die Reform der Kirche ist hier aber nicht explizit Thema.

11 Die ab inklusive der o. g. Zeit vorrangig sich mit der Evangelisierung beschäftigenden weltkirchlich-lehramtlichen Dokumente sind: AG, EN, RM und EG. Der vorliegende Artikel baut nur in einem Kern auf dem Textbestand in JAST, S.: Evangelisierung, S. 128-144 auf (es findet aber im Artikel sonst kein expliziter Verweis darauf statt, da die diesbezügliche Referenz hiermit benannt ist und ferner im Artikel auf die auch dort verwendeten Originalreferenzen verwiesen wird), in dem entsprechend der dortigen Zielsetzung und des dortigen Vorgehens Aussagen der vier gerade genannten Dokumente benannt werden (s. dazu ebd., S. 13, 17f. & 75f.). Diese Aussagen werden in diesem Artikel mit denen anderer weltkirchlich-lehramtlicher Texte ergänzt.

2. AUFGABEN IN DER EVANGELISIERUNG

2.1 Aufgaben aller Gläubigen

Was die Aufgaben aller Gläubigen anbelangt, ist zuallererst festzuhalten, dass die gesamte Kirche – dass also das ganze Volk Gottes, alle ChristInnen als Evangelisierende fungieren12. Der Evangelisierungsauftrag ist für sie verpflichtend und gleichzeitig auch ihr heiliges Recht13. Bei seiner Ausführung sollen alle Gläubigen und Gemeinden zusammenarbeiten14.

Es existieren unterschiedliche Aufgaben, die den Gläubigen im Zuge der Evangelisierung zukommen. Manche Aufgaben gehen das gesamte Volk Gottes an. Andere Aufträge betreffen nur einzelne Stände. Alle Evangelisierenden aber ergänzen sich mit ihren jeweils spezifischen Beiträgen zur Evangelisierung in Form von Selbst- und Fremdevangelisierung bei der Ausführung des Sendungsauftrags Jesu (z. B. Mt 28,19f.).

Für eine gelingende Evangelisierung ist es wichtig, dass alle Gläubigen diese Aufgaben, die ihnen das Lehramt zugedacht hat, kennen und je nach den örtlichen Gegebenheiten und Notwendigkeiten ausführen können und auch ausführen.

Eine erste generelle Aufgabe, die das ganze Volk Gottes betrifft, ist die folgende: Da der Hl. Geist eine zentrale Rolle im Evangelisierungsgeschehen spielt, ist das Gebet um seine Führung in der Evangelisation wichtig15. Von Bedeutung sind auch die Analyse der derzeitigen Situation und mit Blick darauf die Unterscheidung der Geister16.

Weitere Aufgaben des gesamten Gottesvolkes lassen sich grob in die vier folgenden Bereiche unterteilen:

Einen ersten Bereich bildet die Selbstevangelisierung, also die Ausrichtung nach der Frohen Botschaft17. Diese ist von essenzieller Bedeutung, weil die Evangelisierenden zuallererst im Zuge der Glaubensverbreitung ihr eigenes Leben äußerst christlich führen sollen18.

Vor jeglichem Bemühen um das Evangelisieren anderer Menschen gilt es daher zunächst eines zu beachten: Alle Mitglieder der Kirche haben den Auftrag der Selbstevangelisierung19. Auch geht es hier darum, dass sich die Gläubigen andauernd gegenseitig evangelisieren, und so als Evangelisierende wachsen20.

Damit hängt eine weitere bedeutsame Aufgabe im Bereich der Selbstevangelisierung zusammen. Es ist diejenige, nach Heiligkeit zu streben – wobei dies dann auch die Folge haben soll, die Welt positiv zu verändern21.

Im Zusammenhang mit der Selbstevangelisierung kann weiterhin die Verkündigung des Friedens erwähnt werden, die nicht nur in Richtung der Evangelisierungsadressaten Auswirkungen haben soll, sondern ebenso für jede und jeden Getaufte(n) persönlich den selbstevangelisierenden Effekt der Motivation zur Friedensstiftung besitzt22.

Der zweite Bereich beinhaltet Aufgaben im Zuge der Evangelisierung anderer Menschen, also für die Fremdevangelisierung:

Generell gilt für die Kirche, dass sie durch göttlichen Auftrag gesandt ist, auf der gesamten Welt bei jeglicher Gelegenheit die Frohe Botschaft zu verkünden (vgl. Mt 28,20)23. Die Kirche an sich soll zu jeder Zeit dazu dienen, dass sich ein einziges Gottesvolk über die Erde ausbreitet24 und die Kirche bei allen Menschen eingepflanzt wird25.

Daher ist nicht nur die Evangelisierung von Heiden ihre Aufgabe (wenngleich ihre vornehmliche), sondern ebenso die Neuevangelisierung der Nationen, denen das Evangelium bereits verkündet worden ist26.

Im Hinblick auf alle Gläubigen ist hinsichtlich der Evangelisierung anderer festzustellen, dass sich alle ChristInnen ohne Ausnahme gemäß ihren Lebensumständen und Charismen an der Evangelisierung beteiligen sollen27. Das bedeutet, täglich die Frohe Botschaft zu allen zu bringen, denen ChristInnen begegnen – egal ob z. B. in einer Unterredung oder bei einem Hausbesuch28. Dabei geht es darum, dass letztlich das Wesentliche der christlichen Botschaft verkündet wird29.

Ebenso geht es für die Evangelisierenden darum, durch ihr Leben und ihre Verkündigung die Kirche als Quelle für heute benötigte moralische Kräfte herauszustellen30.

Es bedarf bei der Evangelisierung letztlich der Unterscheidung, was der richtige Weg ist; generell aber haben die ChristInnen die Aufgabe, zu allen Randgebieten zu gehen, wenn dies auch bedeuten kann, dass sie nicht nur zu den Menschen hinausgehen, sondern i. S. des barmherzigen Vaters aus Lk 15 ebenso die Türen geöffnet lassen31.

Im Zuge des gerade genannten Aufbruchs existiert auch die Aufgabe, das Menschengeschlecht zu begleiten, die Seelsorge missionarischer auszurichten und die kirchlichen Strukturen zu erneuern32.

Weitere Aufgaben zur Evangelisierung anderer Menschen lassen sich im Prinzip dem Prozess der Christwerdung und der Vertiefung des Christseins, d. h. dem Evangelisierungsprozess, zuordnen33:

Alle Glieder des Volkes Gottes haben den Auftrag, durch die Verkündigung Gottes und Christi durch Worte und durch ihr Lebensbeispiel ihren heidnischen Mitbürgern dazu zu verhelfen, dass sie Christus annehmen können und letztlich Gott loben34.

Die Evangelisierenden müssen ihre Verkündigung so den Adressaten anbieten, dass diese sie verstehen und von ihr überzeugt werden. Dabei geht es darum, dass diese Verkündigung respektvoll und ohne Wahrheitsverlust vonstattengeht35.

Eine große Rolle bei der Evangelisierung der Heiden und dem Aufbau von Gemeinden spielen die Missionare. Diese können neben Priestern ebenso Laien und Ordensleute sein36. Sie sollen zu allen gehen, die von Christus noch weit weg sind, und haben den Aufbau von Gemeinden als Auftrag zu erledigen. Dabei sollen sie evangeliumsgemäß leben, für Christus und sein leichtes Joch Zeugnis geben ggf. bis hin zum Martyrium. Die Evangelisierung sollen sie in Arbeitsgemeinschaft mit allen andern leisten, die ebenso dieses Ziel vor Augen haben37. Zudem sollen sie ihren Adressaten Christus bringen38.

Für die Einführung der TaufbewerberInnen in den christlichen Glauben und die dementsprechende christliche Lebensweise sind dann neben Priestern und KatechetInnen alle ChristInnen in einer Gemeinde zuständig. Die TaufpatInnen haben dabei eine besondere Rolle inne. Die TaufbewerberInnen werden darin ausgebildet, selbst zu evangelisieren39.

Mit Blick auf das Gottesvolk hinsichtlich der Taufe existieren die Aufgaben, alles, was den Glauben verdunkelt und damit Nichtgläubige vom Empfang der Taufe abhalten kann, zu beseitigen und ein glaubhaftes Lebenszeugnis von Christus zu geben40.

Darüber hinaus soll sich jede Einzelgemeinde sowohl um die zu ihr gehörenden Gläubigen sorgen als auch darum, dass Jung und Alt zu Christus finden können; v. a. soll sie sich aber um die TaufbewerberInnen sowie Neugetauften kümmern und sie in der christlichen Lebensführung ausbilden41.

Wer selbst evangelisiert wurde, soll gemeinsam mit anderen ebenso evangelisieren, dies sogar mutig vollziehen42. Die Pfarrei soll daher mittels all ihres Tuns ihre Gläubigen so bilden und ermutigen, dass diese sich selbst aktiv am Evangelisierungsprozess beteiligen43.

Im Evangelisierungsprozess soll die Gemeinde stets die Früchte beachten, die die Evangelisierung hervorbringt, und die positiven Früchte fördern; Erfolge soll sie feiern44.

Der dritte Bereich der Aufgaben des gesamten Gottesvolkes in der Evangelisierung anderer enthält Aufträge, die sich vom Reden und Handeln Jesu ableiten lassen.

Zum einen aus den Sendungsaufträgen Jesu: In Mk 16,15 geht es darum, in der Evangelisierung das Evangelium auszurufen (Stichwort Kerygma). Dadurch sollen die Menschen zum Petrusbekenntnis und dem Bekenntnis des Hauptmannes bei der Kreuzigung bewegt werden (vgl. Mk 8,29; 15,39). Mt 16,18; 28,19-20 legt den missionarischen Schwerpunkt auf die Kirchengründung einerseits und die Unterweisung andererseits. Lukas sieht das Zeugnis v. a. von der Auferstehung als Akzent der Sendung (vgl. dazu Lk 24,48; Apg 1,8.22), sowie den Auftrag, die Menschen dazu zu bewegen, sich dem liebenden, gnädigen und befreienden Gott zuzuwenden. Für Johannes geht es darum, dass zwischen Gott, Jesus und den Menschen Gemeinschaft besteht (vgl. dazu Joh 17,3.18; 20,21)45.

Ein weiterer bedeutsamer Auftrag, der sich von Jesus herleiten lässt, ist die Suche nach dem Reich Gottes sowie die Verkündigung seiner Nähe46.

Daraus folgt: Die ganze Kirche hat laut göttlichem Auftrag dem Reich Gottes zu dienen. Zum einen tut sie dies durch die Verkündigung, die bewirken möchte, dass sich Menschen bekehren. Zum anderen verkündet und fördert sie alle evangeliumsgemäßen Maßstäbe, die sich in den Seligpreisungen finden und das Reich Gottes verdeutlichen. Als drittes hält die Kirche Fürbitte, um es zu erhalten47.

Dabei geht es auch um die Verkündigung von Befreiung (von Andersgläubigen wie von eigenen Kirchenmitgliedern), die sich aber nicht nur im Verkündigen erschöpft, sondern ebenso verschiedene Hilfen miteinschließt, damit Menschen befreit werden48.

Auf dem Hintergrund der Befreiung besteht die Aufgabe, dass sich das gesamte Volk Gottes einsetzen soll, dass die Armen frei werden. Ebenso soll allen Gläubigen deren Förderung ein Anliegen sein. Ziel ist ihre Eingliederung ins gesellschaftliche Leben. Es geht dabei um eine dauerhafte und nicht nur punktuelle Solidarität49.

In diesem Zusammenhang ist allerdings die Heilsverkündigung in den Missionen (und damit ebenso bei jeglicher Erstevangelisierung in Deutschland) die primäre Aufgabe50.

Wo sich spirituelle Wüsten aufgetan haben (egal ob aufgrund von Gesellschaften, die nicht auf Gott gegründet sind oder aufgrund von Widerstand gegen die christliche Religion), sollen v. a. die SeelsorgerInnen wie Amphoren wirken, um den Durst der Menschen im Hinblick auf den letzten Lebenssinn zu löschen51.

Die Evangelisierung soll auch zur Gemeinschaft beitragen. Dies beinhaltet mehrere Aspekte:

In den Städten bspw. soll die Kirche in diesem Sinne mittels Dialoges vermittelnde Funktion zwischen den einzelnen Kulturformen, die dort leben, ausüben52.

Die Seelsorge soll weiterhin entgegen dem Individualismus aus dem Verhältnis zu Gott eine positive Auswirkung auf die Gemeinschaft zwischen Menschen sichtbar machen53.

Außerdem sind alle Gläubigen eingeladen, ihr Leben als leuchtende Communio zu gestalten54 und die Ämter von Priestern, Königen sowie Propheten zu praktizieren55.

Wenn abgesehen davon die ChristInnen über sämtliche Konfessionen und Denominationen hinweg im geschwisterlichen Miteinander leben, sich darin begleiten, ermutigen und füreinander sorgen, besteht die Möglichkeit der Bewunderung durch andere Menschen und damit auch, dass diese angezogen werden56.

Zum geschwisterlichen Miteinander passt thematisch die Nächstenliebe. Ist sie letztlich ein göttliches Gebot für alle Gläubigen, so bedarf es doch speziell des engagierten Einsatzes von Laien und Ordensleuten für andere Menschen, besonders für die Armen57.

Die Nächstenliebe hängt mit dem missionarischen Handeln der Kirche zusammen. Verbunden mit ihr ist eine weitere Aufgabe aller Gläubigen, nämlich der „Aufbau einer besseren Welt“58.

Ein vierter Bereich der Evangelisierungsaufgaben des ganzen Gottesvolkes befasst sich damit, in diesem selbst das Fundament für die Evangelisierung zu legen:

Dazu zählt die Sensibilisierung der ChristInnen für die Weltmission und die Ausbildung für diese. Diesen Auftrag sollen neben der Ortskirche besonders die Päpstlichen Missionswerke erfüllen59. Durch sie sollen bereits Kinder für die Evangelisierung der Welt begeistert werden60.

In Bezug auf Jugendliche wiederum gilt, dass ihnen alle Gläubigen echte Aufmerksamkeit schenken und sie evangelisieren sollen. Andererseits sollen die Jugendlichen einen besseren Rahmen erhalten, sich zu engagieren. Zum dritten ist es erforderlich, dass Jugendliche von den Gemeinden auch an das geweihte Leben oder an den Priesterberuf herangeführt werden61. Abgesehen davon sollen sich Jugendliche selbst im Rahmen der Evangelisierung Jugendlicher betätigen62.

Des Weiteren sollen Laien, Priester und Mitglieder der Institute des geweihten Lebens die Laienvereinigungen gut unterstützen, v. a. diejenigen, die Papst und Bischöfe als wichtig ansehen63.

Soweit die Ausführungen zu den Aufgaben in der Evangelisierung, die alle Mitglieder des Gottesvolkes betreffen. Diese allgemeinen Aufträge können im Hinterkopf immer mit dazugezählt werden, wenn nun die standesspezifischen Aufgaben der einzelnen Stände für das Evangelisierungsgeschehen genauer betrachtet werden.

Beginnen sollen diese standesspezifischen Betrachtungen mit den speziellen Aufgaben für die Laien. Daran schließen sich die besonderen Aufträge an die Kleriker und die gottgeweihten Personen an.

2.2 Spezifische Aufgaben der Laien

Für die Laien existieren unterschiedliche spezifische Aufgaben im Rahmen der Evangelisierung.

Zunächst lassen sich allgemeine Aussagen zu diesen besonderen Aufgaben der Laien festhalten:

Der Grund für die Evangelisierungsarbeit der Laien ist die Taufwürde64. Ihr Engagement ist heutzutage nötiger denn je; es soll wie ein Sauerteig sein65.

Dieses evangelisierende Engagement der Laien, dieses Apostolat, zeigt sich durch die Verwirklichung der drei göttlichen Tugenden sowie im Handeln zu Gottes Ehre und zum ewigen Heil sämtlicher Menschen. Auch für die Annahme der Frohen Botschaft auf der ganzen Welt Sorge zu tragen, ist Aufgabe aller Angehörigen des Laienstandes.66.

Die Laien sollen die Frohe Botschaft mit ihren alltäglichen Aufgaben in Einklang bringen. Sie sollen die Gottesliebe in ihrem Leben und in dem, was sie sagen, sichtbar machen67.

Sie haben aufgrund ihres Status die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alles immer christusähnlicher wird68. Dabei geht es sowohl um ihre gegenseitige Hilfe zum Leben in Heiligkeit als auch um ihre Sorge für den Fortschritt durch Arbeit und Güter der menschlichen Gesellschaft; ebenso darin ggf. in Zusammenarbeit der Laien inbegriffen ist eine u. U. nötige Umgestaltung der Gesellschaft mittels des Wertes der Gerechtigkeit69.

Ferner obliegt es den Laien, Initiativen ins Leben zu rufen und Gottes Gebot in der weltlichen Gesellschaft Relevanz zu verschaffen70.

Ihre Sendung können die Laien sowohl als Einzelpersonen wie auch in unterschiedlichen Gruppierungen ausüben. Als Einzelne an jedem Ort und zu jeder Zeit zu evangelisieren, ist ihre Pflicht71.

Ihr Apostolat als Einzelpersonen gestaltet sich in verschiedener Weise: durch ihr Lebenszeugnis, beim Aufbau der Gesellschaft sowie in Liebe und tätiger Nächstenliebe. Besonders sind sie in schwieriger Umgebung gefragt, ihre Sendung dadurch auszuüben, dass sie im Rahmen ihrer Kompetenzen die Priester vertreten72.

Das evangelisierende Engagement der Laien in Gemeinschaft kann zum einen auf den unterschiedlichen Ebenen der Kirche geschehen (Gemeinschaft der Familien, Pfarrei, Diözese). Zum anderen ist ihr Beitrag ebenso in anderen Gruppierungen möglich. Dabei ist es für die Laien vorteilhaft, in Gemeinschaft zu evangelisieren73.

Bezüglich der verschiedenen Bereiche des Laienengagements lassen sich diverse Aussagen treffen. Zunächst seien hierzu allgemeine Feststellungen angeführt:

Die Laien sollen sowohl den kirchlichen als auch den säkularen Bereich evangelisieren. Diese zweifache Evangelisierungstätigkeit kann durch verschiedene Taten, Worte und das eigene Lebenszeugnis geschehen – egal ob hinsichtlich von Nichtgetauften oder zur Glaubensvertiefung von Getauften. Christliche Grundsätze sollen die Laien mit Blick auf aktuelle Fragen erörtern, verteidigen und anwenden. Für den säkularen Bereich ist v. a. ihr soziales Engagement gefordert, um alle weltlichen Dinge nach dem christlichen Leben auszurichten74.

Hinsichtlich der evangelisierenden Tätigkeit der Laien kann sogar mit Blick auf die beiden Bereiche eine Gewichtung vorgenommen werden:

Zuallererst sollen sie ihr Christuszeugnis in Leben und Verkündigung in ihrem eigenen Umfeld geben75. Das bedeutet auch, dass das vornehmliche Betätigungsfeld ihres evangelisatorischen Handelns nicht im kirchlichen Bereich liegt, sondern in den verschiedenen gesellschaftlichen Welten und Bereichen76.

Die Aufgaben der Laien schließen die Weckung von kirchlichen Berufen sowie ihr Engagement in Schulen (als Unterrichtende), Welt, Kirche und Entwicklungshilfe mit ein wie auch Forschungen an diversen Institutionen zum Zweck der Unterstützung der Evangelisierung von NichtchristInnen. Sie sollen mit allen Menschen kooperieren77.

Ein genauerer Blick auf die unterschiedlichen evangelisatorischen kirchlichen als auch säkularen Tätigkeitsfelder der Laien ergibt für diese die folgenden Aufgaben:

Was den kirchlichen Bereich betrifft, sollen die Laien mit ihren Gaben die Kirche aufbauen und dem menschlichen Wohl dienen. Sie sollen z. B. Gutes tun, die Seligpreisungen leben, sich gegenseitig Freunde sein und sich helfen. Dabei soll ihr Handeln ihrem jeweiligen Stand angepasst sein78.

Die Laien sind darüber hinaus beauftragt, das Gottesreich zu suchen und die Welt zu heiligen. Ebenso sollen sie sich entsprechend der ihnen zur Verfügung stehenden Energie und Zeit dafür einsetzen, dass die Frohe Botschaft alle Erdenbewohner erreicht und die Kirche sowohl wächst als auch ständig geheiligt wird79.

Der Einsatz der Laien findet dort statt, wo nur sie die Kirche repräsentieren können. Ihr Zeugnis ist dabei ein Lebenszeugnis80. Besonders sollen sie in den verschiedensten Bereichen ihres Umfeldes für Christus Zeugnis geben; den neuen Menschen müssen andere ihnen ansehen können81.

Bei der Evangelisierung durch die Laien ist neben dem eigenen Lebenszeugnis ebenso die Wortverkündigung wichtig82.

Zudem unterstützen die Laien auf geistige Art in wertvoller Weise ihre Hirten und alle anderen Gläubigen. Sie evangelisieren gemeinsam mit anderen, führen Kirchenferne zur Kirche hin, geben das Gotteswort weiter und lassen die pastorale Arbeit wie auch die kirchliche Verwaltung durch ihr Wissen effektiver sein. Sie und ihre Priester arbeiten eng miteinander zusammen. Dabei soll ihre Sorge um das Volk Gottes nicht auf die Pfarrei beschränkt bleiben, sondern sich über Pfarrei- und Diözesangrenzen hinweg bis in den internationalen Bereich hinein ausrichten. Besonders den Missionswerken sollen sie materiell wie personell zur Seite stehen83.

Laien können somit die Berufung zu verschiedenen Diensten haben, bei denen zwischen ihnen und ihren Hirten eine Kooperation stattfindet – in der Sorge um die Gemeinde sowie im Hinblick darauf, das kirchliche Leben wachsen und zur vollkommenen Lebendigkeit kommen zu lassen84.

Bei den neugegründeten Kirchen (dies gilt ebenfalls bei Bedarf für die alten) geht es ferner um die Festigung des kirchlichen Wesens85.

Weiterhin ist die Ausübung der bereits oben erwähnten Nächstenliebe, besonders mit Blick auf die Bedürftigsten, ein zentraler Auftrag für die Laien im Rahmen der Evangelisierung86.

Zusammenfassend kann anhand des gerade Gesagten festgehalten werden, dass Laien mithelfen, reife Gemeinden zu schaffen87.

Ein nächstes Tätigkeitsfeld der Laien sowohl im kirchlichen als auch im gesellschaftlichen Bereich ist die Ehe bzw. die Familie. Das bereits erwähnte Zeugnis der Laien ist v. a. dort verwirklicht88.

Als Familien und Eheleute sind die Laien dazu berufen, Glaubenszeugen zu sein und an der Gnade mitzuwirken. Ihren Kindern sollen sie vom Glauben erzählen, sie im Glauben erziehen und bei der Berufswahl (auch bezüglich geistlichen Berufen) unterstützen. Sie sollen ihre Ehe nach den katholischen Grundsätzen führen und ihren Auftrag zur Glaubenserziehung als verpflichtend sowie als ihr Recht ansehen. Dazu kommt die Verteidigung der Würde und des Zusammenlebens der Familie. Diese ihre Rechte sollen durch ihr Engagement (auch in Kooperation mit anderen) zudem in den Gesetzen eines Landes verankert gehalten werden89.

In der Familie können sich die Mitglieder gegenseitig evangelisieren, die Frohe Botschaft im Leben anwenden und auch andere evangelisieren. Bei Familien mit konfessionsverbindenden Eltern geht es auch darum, die Einheit zu schaffen. Für die Eltern wie für die ErzieherInnen lautet der Auftrag, die Kinder darin zu unterstützen, die Wahrheit zu entdecken90.

Thematisch verwandt mit Ehe und Familie ist der Bereich der Jugend. Was diese anbelangt, wurde bereits weiter oben im Text schon etwas im Hinblick auf das Verhältnis von Erwachsenen und Jugendlichen festgehalten. Die Jugendlichen und selbst die Kinder gelten ebenso als diejenigen, die unter ihren Altersgenossen evangelisieren sollen91.

Eng verknüpft mit Ehe und Familie ist darüber hinaus das Gebiet der Gesellschaft. Dabei gelten sowohl die Familie als auch die Ehe als der erste Bereich, in dem Laien ihre soziale Sendung ausüben92. Dies stellt eine wichtige Aufgabe dar, da die Qualität eines Volkes von derjenigen seiner Familien abhängt93.

Die Familie ist als Zelle und Fundament des gesellschaftlichen Lebens gesandt, in die Gesellschaft hineinzuwirken94.

In diesem Zusammenhang ist der Dienst der Laien an Frauen, Männern, Kindern und Jugendlichen sowie an der Gesellschaft gefragt, um letztlich das Reich Gottes zu verwirklichen. Besonders schlägt sich dieses Engagement in der Förderung der Menschenwürde jeder und jedes einzelnen nieder, wobei diese Förderung im Hinblick auf die unterschiedlichen Berufungen und Berufe der Laien verschiedenartig ausfallen kann95.

Darüber hinaus haben die Laien die wichtige Aufgabe, die Arbeits- und Lebenswelt mit christlichem Geist durch Taten und Worte zu durchdringen. Ebenso sollen sie zum Wohl der Gemeinschaft beitragen. Dafür können sie mit allen kooperieren, die guten Willens sind. Sie sollen die Solidarität zwischen den Nationen fördern und ebenso im Ausland Christus den Menschen verkünden96.

Das Engagement der Laien in der Politik schließt mit ein, das Allgemeinwohl durch unterschiedliche Initiativen zu fördern, menschliche Werte der Frohen Botschaft im politischen Leben zu bezeugen sowie für Frieden zu sorgen97.

Laien sollen darüber hinaus dafür sorgen, dass das Staatswesen von Gerechtigkeit gekennzeichnet ist und die Liebe das Zusammenleben der Menschen untereinander ordnet98.

Ein weiteres Gebiet für das Engagement der Laien ist ihr Einsatz für die Würde des Menschen im ökonomisch-sozialen Bereich, besonders bei vielen schwerwiegenden Problematiken in der heutigen Arbeitswelt. Zu diesem Bereich zählt ebenso das Engagement für die Umwelt99.

Als ein letztes Gebiet ist die Evangelisierung der Kultur durch die Laien wichtig, egal ob an Bildungs- und Forschungseinrichtungen oder an

Orten, an denen Kunst geschaffen oder dem Humanismus gemäß nachgedacht wird. Zur evangelisierenden Betätigung der Laien in der Kultur gehört weiterhin die verantwortungsvolle Nutzung der Kommunikationsmittel für die Verkündigung100.

Mit diesen Ausführungen sind die Schilderungen der speziellen und vielfältigen Aufgaben für die Laien im Zuge der Evangelisierung abgeschlossen. Im Folgenden geht es um die Aufgaben, die den Klerikern im Evangelisationsgeschehen über die o. g. allgemeinen Aufträge für alle Gläubigen hinaus zukommen und durch deren Ausführung sie zu einer gelingenden Evangelisierung beitragen können.

2.3 Spezifische Aufgaben der Kleriker

Die Kleriker haben im Rahmen der Evangelisierung Aufgaben, die berufsübergreifend sowie berufsspezifisch sind. Viele davon sind im Bereich der Seelsorge zu beachten, die selbst ein Feld der Evangelisierung ist101.

Zuerst werden nun die berufsübergreifenden, interferierenden Aufgaben betrachtet, bevor die berufsspezifischen Aufträge im Blickpunkt stehen sollen.

2.3.1 Interferierende Aufgaben der Kleriker

Es existieren diverse Aufgaben innerhalb der Evangelisierung, die die Kleriker berufsübergreifend betreffen:

Bischöfe, Priester und Diakone haben die Aufgabe der Sammlung des Gottesvolkes und der Betreuung der Ortsgemeinde102. In diese Richtung, wenn auch universaler gedacht, fügt sich ebenso ihr Auftrag ein, die gesamte Weltbevölkerung „in Christus, in seiner Kirche zu vereinen“103.

Die Predigt der Kleriker ist eine der Gelegenheiten, bei denen Evangelisierung stattfindet104.

Alle Kleriker sollen ferner die Laien bei ihrem Tun, ihrem Wachstum, ihrer Ausbildung sowie der Herausbildung ihres Verantwortungsbewusstseins für die Menschheit unterstützen105