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Dieser Band enthält folgende Gruselkrimis: Dämonen des Blutes (Pete Hackett) Die Rückkehr des Dämonenjägers (Alfred Bekker) Sie fühlte sich beobachtet, glaubte regelrecht körperlich spüren zu können, wie der Blick eines Fremden auf ihr ruhte. Ich bin nicht allein... Es war eine instinktive Erkenntnis. Sie sah hinaus in das Lichtermeer des nächtlichen Londons. Nebel zog von der Themse herauf. Ein gestaltloses Etwas, das immer neue gespenstische Formen auszubilden schien. Und dann hörte Rabea auf einmal wieder jenes Geräusch, das sie geweckt hatte. Jetzt, da sie es erneut hörte, erinnerte sie sich und erkannte es wieder. Es war das hektische Schlagen schwarzer Schwingen.
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Dämonenjäger und schwarze Schwingen: Zwei Gruselkrimis
Copyright
Dämonen des Blutes
Die Rückkehr des Dämonenjägers
Dieser Band enthält folgende Gruselkrimis:
Dämonen des Blutes (Pete Hackett)
Die Rückkehr des Dämonenjägers (Alfred Bekker)
Sie fühlte sich beobachtet, glaubte regelrecht körperlich spüren zu können, wie der Blick eines Fremden auf ihr ruhte.
Ich bin nicht allein...
Es war eine instinktive Erkenntnis.
Sie sah hinaus in das Lichtermeer des nächtlichen Londons. Nebel zog von der Themse herauf.
Ein gestaltloses Etwas, das immer neue gespenstische Formen auszubilden schien.
Und dann hörte Rabea auf einmal wieder jenes Geräusch, das sie geweckt hatte. Jetzt, da sie es erneut hörte, erinnerte sie sich und erkannte es wieder.
Es war das hektische Schlagen schwarzer Schwingen.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author/
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
Horrorroman von Pete Hackett
Das Böse ging in London um.
Ein Mann war auf bestialische Weise getötet worden. Der Tote wurde im Keller des Hauses gefunden, in dem er wohnte. Der Name des Toten war Jim Spacey. Er war 36 Jahre alt geworden. Von Beruf war er Reporter beim Daily Mirror.
Der Leichnam war bleich. In dem toten Körper war kein Tropfen Blut mehr. Der Hals des Getöteten war zerfleischt, als hätte ihn ein wildes Tier mit seinem Fang aufgefetzt. Scotland Yard stand vor einem Rätsel.
Jetzt befand sich der Leichnam in der Kühlkammer der pathologischen Abteilung des gerichtsmedizinischen Instituts.
Es war Mitternacht, als Jim Spacey zu unheilvollem Leben erwachte.
Zuerst begann der Tote rasselnd zu atmen. Dann bewegte er die Hände. Fahrig glitten sie über das Laken, das die Gestalt bedeckte. Plötzlich richtete Spacey seinen Oberkörper auf. Das weiße Laken, mit dem er zugedeckt war, rutschte nach unten. Finsternis umgab ihn. Aber er konnte sie mit den Augen durchdringen. Ja, er konnte sehen. Alles war ganz klar. Er konnte auch riechen. Es war der Geruch von Desinfektionsmittel, der in der Luft hing.
Ruhe herrschte in dem Gebäude. Absolute Ruhe. Die Ruhe des Todes.
Jim Spacey bewegte den Kopf. Da war eine weiß gestrichene Tür. Das helle Rechteck zeichnete sich deutlich durch die Dunkelheit ab. Sie war verschlossen.
Der Untote erhob sich. Sekundenlang stand er starr und nur das Rasseln seiner Bronchien war zu hören. Plötzlich setzte er sich in Bewegung. Er verspürte quälenden Durst. Es war kein Durst, wie ihn Menschen und Tiere verspürten, die trinken mussten, um zu überleben. Es war eine besondere Art von Durst. Es war der Durst nach Blut...
Jim Spaceys Geist befand sich in der Schattenwelt des Todes. An seine menschliche Existenz erinnerte er sich nicht mehr. Er wurde gesteuert wie eine Marionette. Seine kalte Hand legte sich auf den Drehknauf der Tür. Die Tür schwang auf und der Untote trat auf den Flur. Der Boden war weiß gekachelt. Die nackten Füße klatschten leise. Die Kälte, die aus den Fliesen in seine Beine kroch, spürte die Kreatur nicht. An der Wand stand eine Bank. Türen zweigten ab.
Jim Spacey fletschte die Zähne.
Der Untote setzte wie mechanisch einen Fuß vor den anderen. Es war eine höhere Macht, die ihn leitete, die sich ihm unterworfen hatte. Aber das wusste er nicht. Er brauchte Nahrung. Blut! Fleisch! Es war für ihn überlebensnotwendig, wie für Menschen und Tiere das Wasser und das Brot.
Jim Spacey öffnete am Ende des Flurs die weiß gestrichene Doppeltür.
Vor ihm lag eine Halle. Hinter der Rezeption saß ein Mann um die fünfzig. Er trug eine blaue Uniform. Die Schildmütze hatte er abgenommen. Es war der Nachtwächter. Er blätterte in einer Zeitschrift.
Als er ein Geräusch hörte, hob er den Kopf. Seine Augen weiteten sich im ungläubigen Staunen. Seine Lippen sprangen auseinander, aber der Laut, der sich in seiner Brust hochkämpfte, erstickte in der Kehle. Was er sah, konnte er nicht glauben. Da stand der Tote, der am Nachmittag hier eingeliefert worden war. Bleich, eine schreckliche Wunde am Hals, die Zähne gefletscht wie ein Raubtier, in den Augen ein gieriges, unheilvolles Glimmen.
Wie von Schnüren gezogen erhob sich der Security-Mann.
Im Spaß hatte der Mann, den er am Abend abgelöst hatte, gesagt: "Am Nachmittag haben sie einen eingeliefert, den hat wahrscheinlich ein Vampir oder Werwolf umgebracht. Pass nur auf, Matt, dass er nicht über dich herfällt."
Aus dem Spaß war plötzlich bitterer Ernst geworden.
Matt Donegan stand starr wie ein Pfahl. Er hatte keine Chance. Obwohl der Untote schwach war, obwohl der Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten, packte er den Nachtwächter. Matt Donegan war wie gelähmt und nicht in der Lage, zu reagieren. Er stöhnte, als ihm der Vampir die Zähne in den Hals schlug...
*
Es begann in London, im Jahre 1503.
Um den kleinen, aber sehr tiefen und unergründlichen See am Rand der Stadt hatten sich viele Menschen versammelt. Sie warteten voll Sensationslust und voll Ungeduld. Vertreter des Inquisitionsgerichts in roten Mänteln und mit weißen Perücken waren anwesend. Sie saßen hinter einem schmalen Tisch, auf dem eine dicke Bibel lag. In Ihren Gesichtern zuckte kein Muskel.
Der Schandkarren holperte näher. Zwei Pferde zogen ihn, Kaltblüter, die die Hufe schwer aufsetzten.
Der Henker wartete auf Amanda Anderson. Sie war zum Tod durch Ertränken verurteilt worden, nachdem man sie der Hexerei und der Buhlerei mit dem Satan für schuldig befunden hatte.
Das Mädchen war gefesselt. Bekleidet war es mit einem knöchellangen, weißen Hemd. Die schwarzen Haare waren offen und fielen Amanda in weichen Wellen über die Schultern und auf den Rücken.
Ein Knecht führte die Pferde. Der Wagen rumpelte und holperte. Flüstern und Raunen ging durch die Menge der Schaulustigen. Dann wurden Schimpfworte laut. Sie galten der Delinquentin. Faule Äpfel und Birnen flogen durch die Luft und trafen Amanda. Schnell war das weiße Hemd beschmutzt. Die dunklen Augen des Mädchens glitten ausdruckslos über die Meute hinweg. "Satansbuhlin!" brüllte jemand.
Amanda hörte das Gebet, das der Priester sprach, der dem Schandkarren folgte. Sie vernahm das Geschrei, das der Menge entstieg. Sie sah den Henker und seine beiden Knechte auf dem hölzernen Steg, der einige Meter in den kleinen See ragte. Und sie sah den eisernen Käfig, der auf dem Landungssteg stand und von einem hohen Galgen überragt wurde.
"Ihr werdet es büßen", flüsterte das Mädchen für sich und bewegte dabei die Lippen kaum. "Vor allem du, Lukas Jefferson, wirst büßen müssen." Das Mädchen heftete den Blick auf den Mann, der beim Tisch mit den Vertretern des Gerichts stand. Er trug einen schwarzen Wams und eine blaue Strumpfhose. Seine Füße steckten in Stiefeln, die bis zu den Waden reichten. Der Mann hatte dunkle, schulterlange Haare, sein Kinn zierte ein dunkler Knebelbart.
Der Schandkarren hielt an. Amanda wurde von der Ladefläche gezerrt und vor den Tisch mit den Dominikanern bugsiert. Einer der Kirchenmänner sagte: "In dir wohnt der Satan, Amanda Anderson. Weil das so ist, hat dich dieses Gericht zum Tod durch Ertränken verurteilt. Du bist schlecht und verdorben. Du bist die Geliebte des Satans. Wir übergeben dich..."
"Ihr seid verblendet!", unterbrach ihn das Mädchen mit fester, klingender Stimme. "Auf die Anschuldigung dieses Mannes dort -" sie wies mit dem Kinn auf Lukas Jefferson, um dessen Mund ein spöttisches Grinsen spielte, "- habt ihr mich zum Tode verurteilt. Seid verflucht dafür." Ihre Stimme hob sich, grenzenloser Hass verzerrte sie. "Vor allem aber verfluche ich dich, Lukas Jefferson. Nie sollst du Ruhe finden. Dein Geist soll nach deinem Tod zwischen den Welten wandeln. Nie - niemals sollst du Ruhe finden."
Jenen, die die Stimme hörte, rann eine Gänsehaut über den Rücken hinunter.
Die Augen Amanda Anderson irrlichterten. Es war, als lauerte hinter ihnen ein Dämon. Ihr Gesicht hatte sich in eine bleiche, zuckende Maske des Hasses verwandelt. Ein Hass, der den Tod überdauern sollte.
"Henker, walte deines Amtes!", rief der Dominikaner in der Mitte und sein harter, ungnädiger Blick verkrallte sich an Amanda. "Du bist nicht mehr zu retten, Amanda Anderson. Ich wusste es. Darum haben wir dich nicht der reinigenden Kraft des Feuers übergeben. Du wirst jämmerlich ertrinken, und deine Seele wird in der Hölle brennen."
Die beiden Scharfrichtergehilfen eilten heran und packten Amanda. Sie schrie auf, als sie sie brutal wegzerrten. "Seid verflucht!", kreischte sie hysterisch. "Sei verflucht, Lukas Jefferson." In ihrer Stimme lag nichts Menschliches mehr.
Gnadenlos und unbarmherzig wurde sie in den Käfig gestoßen, klirrend fiel die Tür hinter ihr zu. Einer der Henkersgehilfen verschloss sie mit einer Kette.
"Fahr zur Hölle, Amanda", flüsterte Lukas Jefferson. Ohne jede Gemütsregung starrte er auf das Mädchen, das hoch aufgerichtet in dem Käfig stand und seinen Blick erwiderte. In ihren Zügen wütete der Hass.
Der Henker und seine Knechte machten sich an der Winde zu schaffen. Der Strick straffte sich. Der Käfig hob von dem Holzsteg ab und pendelte hinaus über das ruhige Wasser des Sees, das an dieser Stelle fast drei Meter tief war und geheimnisvoll schwarz schimmerte.
Dann senkte sich der Käfig. Wasser umspülte Amandas Beine, dann ihren Leib. Langsam versank sie in den Fluten. Die Menge beobachtete fast andächtig das furchtbare Schauspiel.
"Ich verfluche euch!", rief Amanda, dann verschwand ihr Kopf unter Wasser. Schließlich war der Käfig völlig unter der Wasseroberfläche versunken. Es gab keine Gnade und kein Erbarmen. Kleine Wirbel entstanden, Luftblasen stiegen in die Höhe und zerplatzten. Schließlich beruhigte sich das Wasser.
*
Amanda wurde die Luft knapp. Ihre Lungen begannen zu schmerzen und der Kopf drohte ihr zu platzen. Ein Schwall verbrauchter Atemluft ließ Luftblasen vor ihren weitaufgerissenen Augen in die Höhe steigen. Schwindel erfasste die junge Frau. Ihr Mund öffnete sich. Wasser drang ein in ihre Lungen. Panik kam und sie rüttelte an den Gitterstäben des Käfigs.
Es gab kein Entkommen. Der Tod griff mit gebieterischer Hand nach Amanda Anderson.
Doch plötzlich erklang eine Stimme. Sie dröhnte durch Amandas Hirn: >'Ich will dir helfen, deinen Fluch zu erfüllen.'<
>'Dann hilf mir!'< Alles in Amanda schrie nach lebenserhaltendem Sauerstoff.
>'Du musst mir deine Seele verschreiben.'<
>'Wer bist du?'<
>'Ich bin GORG-HON, der Herr der Schattenwelt, der Welt der rastlosen Seelen.'<
>'Du kannst meine Seele haben. Ich verschreibe sie dir. Unwiderruflich...'<
>'Dann schwöre, dass deine Seele mein sein wird.'<
>'Ich schwöre...'<
>'So stirb jetzt, Amanda Anderson, um zu leben! Sei bereit für die Blutweihe!'<
Das Wasser begann sich blutig zu färben. Es war die letzte Wahrnehmung im Leben der Amanda Anderson.
*
"Dem kirchlichen Gesetz ist Genüge getan", sagte Lukas Jefferson laut. "So ergeht es jedem, der sich der Buhlschaft mit dem Satan schuldig macht. Haltet euch das Schicksal Amanda Andersons vor Augen, ihr Frauen."
Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Arme hoben sich, Hände deuteten auf den See. "Gott sei uns gnädig!", rief jemand entsetzt.
Das Wasser des Sees färbte sich rot. Erst nahm es nur einen rötlichen Schimmer an, dieser Schimmer intensivierte sich, wurde dunkler und dunkler und zuletzt mutete der See an, als wäre er nicht mit Wasser, sondern mit Blut gefüllt.
Die Menge geriet in Panik.
Die Dominikanerpriester waren aufgesprungen und beobachteten voller Unglauben das Schauspiel, das sich ihnen bot. Lukas Jefferson hatte die Zähne zusammengebissen. Seine Wangenmuskulatur vibrierte. "Das - das ist nicht wahr", flüsterte er. "Das - das ist eine Sinnestäuschung..."
Die Menschen flohen in Panik. Einige gingen unter im Gewoge und wurden rücksichtslos niedergetrampelt. Panisches Geschrei erfüllte die frische Morgenluft. Das Chaos war perfekt. Jeder wollte nur noch weg hier. Jeder war sich in diesen Minuten selbst der Nächste.
Zuletzt waren nur noch die Dominikaner und Lukas Jefferson beim See. Einige reglose Gestalten lagen herum. Wimmern war zu hören. Auch der Henker und seine Gehilfen sowie der Priester, der Amanda auf ihrem letzten Weg begleitet hatte, waren verschwunden.
"Was - was ist das?", entrang es sich Lukas. Sein Atem ging stoßweise, sein Herz hämmerte einen wilden Rhythmus.
>Dämonenblut!,< sagte eine Stimme tief in seinem Bewusstsein. >Es ist Dämonenblut.<
"Großer Gott, sei mir gnädig", flüsterte Lukas Jefferson und lauschte der Stimme hinterher, deren Ursprung er sich nicht erklären konnte. Das Grauen bemächtigte sich seiner und schüttelte ihn. "Nimm den Fluch Amandas von mir, o Herr."
*
Amanda öffnete die Augen.
Sie befand sich in einem Gewölbe. Fackeln brannten und warfen geisterhafte Lichtreflexe gegen die Wände aus riesigen Quadern sowie in die Gewölbe und Gänge. Ringsum woben Schatten. Sie schienen zu leben. Bald sollte Amanda erfahren, dass es sich um die Seelen derjenigen handelte, die keine Erlösung fanden nach ihrem Tod. Sie waren gefangen in der Schattenwelt GORG-HONs.
"Willkommen im Schattenreich", sagte GORG-HON, der mächtige Dämon und Urahn aller Vampire. Von ihm war nichts zu sehen. Seine Stimme dröhnte durch die Gewölbe und versickerte mit vielfältigen Echos.
"Ich bin dein", sagte Amanda, ohne die geringste Furcht zu verspüren.
*
Lukas Jefferson heiratete im Sommer 1503 Sarah Fairchild. Ihr Vater, Abel Fairchild, war ein reicher Händler. Von der üppigen Mitgift, die seine Frau von ihrem Vater bekam, ließ sich Jefferson einen großen Fischkutter bauen. Er konnte ab sofort mit zwei Schiffen auf Fischfang gehen und mehr als das Doppelte an Beute einfahren.
Lukas Jefferson wurde reich und gelangte zu großem Ansehen.
An Amanda dachte Lukas Jefferson nicht mehr. Sie war wie ein Weizenkorn zwischen die Räder der Inquisition geraten, und nichts hatte sie retten können. Die Ereignisse am Tag ihrer Hinrichtung waren in den Nebeln der Vergangenheit versunken. Nach und nach war Lukas Jefferson zu dem Ergebnis gekommen, dass das alles nur Halluzination gewesen war. Wasser konnte sich nicht in Blut verwandeln. Es hatte auch keine Stimme gegeben, die ihm erklärte, dass es sich um Dämonenblut handelte. Seine Sinne hatten ihm etwas vorgegaukelt. Je mehr Zeit seitdem vergangen war, umso mehr war er davon überzeugt.
Lukas Jefferson wurde glücklich mit Sarah. Sie schenkte ihm zuerst eine Tochter, später einen Sohn. Die Tochter nannten sie Rachel, den Sohn Timothy. Die Kinder wuchsen heran.
Man schrieb das Jahr 1527.
Rachel Jefferson schlief in ihrer Kammer. Es war Nacht. Draußen schneite es. Die Straßen Londons waren um diese Zeit ausgestorben, wie leergefegt.
Es war die Nacht, in der das Grauen Einzug hielt im Hause Lukas Jeffersons. Es kam in Gestalt eines Rossknechts. Eine schöne Frau war ihm im Stall erschienen. Sie hatte ihn in die Arme genommen, doch dann hatte sie ihm die Kehle durchgebissen. Er war ein Geschöpf der Nacht geworden - ein Vampir. Ihm fehlten jedoch die Fähigkeiten, die nur die reinblütigen Vampire besaßen. Er konnte sich weder in eine Fledermaus verwandeln, noch konnte er durch seinen Biss Menschen in Blutsauger verwandeln. Der Rossknecht konnte nur töten. Er stand auf der Stufe mit einem Ghoul...
Er war im Auftrag der schönen Frau unterwegs.
Geschmeidig kletterte er die Mauer hoch. Es fiel ihm nicht schwer. Seine spitzen Krallen hatten keine Mühe, in das Mauerwerk einzudringen und sich hochzuziehen. Ein Fenster klirrte, als er es einschlug. Dann befand er sich im Haus.
"Ist da jemand?", rief eine dunkle Stimme. Lukas Jefferson hatte das Klirren vernommen. In der rechten Hand den Napf mit dem Talglicht, in der linken den Degen, war er im Erdgeschoss des Hauses aus seiner Schlafkammer in den Flur getreten.
Die Kreatur verhielt sich leise und blieb in dem Raum, in den es eingestiegen war. Es war die Schlafkammer Rachels. Das Mädchen hatte das Klirren ebenfalls vernommen. Aber es öffnete die Augen nicht. Quälende Träume hielten es gefangen. Es wälzte sich unruhig auf dem Bett hin und her. Rachel hielt das Klirren für einen Teil ihres Traums.
Schritte polterten auf der Stiege. Hin und wieder ächzte eine der Stufen. Einige Sekunden verstrichen, dann entfernten sich die Schritte wieder in den unteren Teil des Hauses. Schließlich verklangen sie. Unten schlug eine Tür.
"Wach auf", sagte die Kreatur und rüttelte das Mädchen leicht.
Rachel öffnete die Augen und spürte den kalten Luftzug, der durch das offene Fenster hereinkam, auf ihrer Haut. Vor dem Bett nahm sie die dunkle, schemenhafte Gestalt wahr. Hatte sie am Ende gar nicht geträumt? War das Wirklichkeit? Oder träumte sie noch immer? Es gelang Rachel nicht, einen Gedanken zu fassen.
"Erhebe dich!", befahl eine krächzende Stimme. "Wir gehen zu Amanda. Sie wartet auf dich."
"Wer ist Amanda?" Seltsamerweise verspürte Rachel keine Angst. Die schwarze Gestalt vor ihrem Bett bewegte sich, eine kalte Hand griff nach ihrem Handgelenk und umfasste es. Rachel richtete ihren Oberkörper auf.
"Sie hat GORG-HONs Blut getrunken. Amanda will dich. Gehen wir."
Der Vampir packte Rachel und hob sie mit Leichtigkeit aus dem Bett. Er hielt sie mit beiden Händen fest. Das Mädchen verspürte Entsetzen und öffnete den Mund, um zu schreien. Doch der Schrei wollte sich nicht aus der Kehle lösen.
Ein Luftwirbel erfasste sie und den Dämon. Rachel befand sich plötzlich in einem niedrigen Raum, dessen Wände aus riesigen Quadern errichtet waren. In einer Halterung an der Wand steckte eine brennende Fackel. Dornengestrüpp rankte an den Wänden. Es war kalt. Wimmern und Stöhnen war zu vernehmen. Rotglühende Augen durchdrangen die Finsternis außerhalb des Lichtkreises der Fackel.
Ein Schatten näherte sich. Die Gestalt durchschritt ein Gewölbe und trat ins Licht. Es war eine wunderschöne Frau. Sie hatte lange, schwarze Haare. Ihre Lippen waren voll und rot. Ihre Augen spiegelten das Licht der Fackel wider.
Der Rossknecht warf sich zu Boden. "Herrin", keuchte er, "ich habe deinen Auftrag ausgeführt. Hier ist Rachel, die Tochter des Lukas Jefferson."
"Verschwinde!"
Der Rossknecht kroch auf allen Vieren davon. Geifer rann aus seinem Maul. Er verschwand in der Dunkelheit, in der die rastlosen Seelen auf ihre Wiedergeburt warteten.
"Komm her, Rachel."
Das Mädchen hatte dem Willen der Frau nichts entgegenzusetzen und näherte sich Amanda. Die Dämonin nahm sie in die Arme und flüsterte: "Der Fluch wird sich zum ersten Mal erfüllen. Du wirst mein Werkzeug sein, Rachel."
Spitze Zähne bohrten sich in Rachels Halsschlagader. Gierig trank Amanda das Blut des Mädchens. Dann ließ sie es los. Haltlos brach Rachel zusammen und blieb verkrümmt liegen.
*
"Rachel!", stieß Timothy Jefferson entsetzt hervor. "Das - das kann nicht sein." Der Junge saß am Tisch in seiner Kammer vor einem großen und dicken Buch. Der Reichtum seines Vaters und des Großvaters hatten ihm ein Studium ermöglicht. Er studierte die Jurisprudenz und wollte einmal ein angesehener Advokat werden.
Was er sah, glaubte er nicht. Es konnte nicht die Wirklichkeit sein. Es war ein böser Traum.
Das Mädchen betrat seine Kammer. Die Kerze auf dem Tisch, in deren Schein Timothy in dem Buch studiert hatte, flackerte. Der Junge war fassungslos. Es war alles so real.
"Wir haben dich heute zu Grabe getragen, Rachel. Du bist tot. Bei allen Heiligen, ich träume. Das - das ist ein Traum, ein böser Traum. Verschwinde, Rachel, lass mich in Ruhe..."
"Es ist kein Traum", sagte Rachel mit hohler Stimme. Ihr Gesicht war kreidebleich, unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. "Es ist der Fluch, Timothy."
"Was für ein Fluch?" Timothy Jefferson war aufgesprungen. Polternd kippte sein Stuhl um. Er wich zur Wand zurück. Schließlich konnte er nicht mehr weiter. Abwehrend hob er die Hände.
"Der Fluch der Amanda Anderson! Mit ihrem letzten Atemzug hat sie Lukas Jefferson verflucht. Der Fluch erfüllt sich. Wir sind dazu ausersehen..."
Die Untote war Timothy gefolgt und stand jetzt dicht vor ihm. Fauliger Atem schlug ihm ins Gesicht. Rachel zeigte ein grausames Lächeln. Ihre langen, spitzen Eckzähne funkelten matt. "Wir wurden ebenso verflucht, Timothy. Unsere Rolle ist die des Vollstreckers."
"Bleib mir vom Leib, Rachel!" Timothy wollte sich zur Seite werfen, aber der Vampir war schneller. Er packte ihn mit beiden Händen. "Lieber Gott!", schrie der Junge gequält. "Hilf mir!"
"Dein Gott wird GORG-HON sein", kreischte der Vampir und schlug seine Zähne in Timothys Hals. Der Schmerz überwältigte ihn. Seine Lippen sprangen auseinander. Dann kam der Taumel und sogleich die Betäubung. Der Schmerz verschwand. Der Körper stürzte zu Boden. Rachels Mund war blutverschmiert.
Schritte polterten die Treppe herauf.
Rachel verwandelte sich blitzschnell in eine Fledermaus und hängte sie sich hinter dem Schrank an die Decke. Die Tür flog auf. Lukas Jefferson stürzte ins Zimmer. In einer Hand trug er eine Laterne. Sie schaukelte am Drahtbügel und quietschte leise. Seine Rechte hielt den Griff eines Degens umklammert.
Ein böses Glimmen trat in die Augen der Fledermaus. Sie färbten sich rot...
Neben seinem Sohn fiel Lukas Jefferson auf die Knie nieder. Der Degen entglitt seiner Hand und klirrte auf die Dielen. Der Mann stellte die Laterne ab und drehte Timothy auf den Rücken. Große, gebrochene Augen, in denen nichts als die absolute Leere des Todes war, starrten ihn an.
"Timothy!", brach es aus der Kehle Lukas Jeffersons. Er sah die schreckliche Wunde und seine Hände fingen an zu zittern. "Nein!", schrie der Mann. "Warum, Gott? Warum meine Kinder?"
Er brach über Timothy zusammen. Schluchzen ließ seinen Körper erbeben. Tränen füllten seine Augen. Seine Psyche spielte nicht mehr mit.
Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und ein Ruck durchfuhr ihn. "Der Fluch! Es ist der Fluch. Großer Gott! Warum meine Kinder, Amanda? Sie sind unschuldig. Weshalb sie? Wenn dein Fluch mich ereilen würde, dann könnte ich das einsehen. Aber so..."
Eine seltsame Ruhe hatte ihn befallen. Er glaubte, die Nähe Amandas zu spüren, sie atmen zu hören und den übermenschlichen Hass zu spüren, den sie verströmte, als sie zur Hinrichtung geführt wurde. Sie war so stark gewesen. Vergeblich hatte er nach Furcht in ihren Zügen gesucht.
War ihr Hass stärker als der Tod? Oder hatte sie tatsächlich mit dem Teufel im Bunde gestanden? War sie eine Buhlschaft mit ihm eingegangen?
Das Grauen schüttelte Lukas Jefferson.
Alles, was er vor Gericht über sie ausgesagt hatte, war erstunken und erlogen gewesen. Er wollte sie damals los sein, weil er die reiche Sarah ehelichen wollte. Einfach das Verlöbnis aufzulösen hätte ihn in den Augen seiner Mitmenschen geächtet. Also hatte er Sarah wegen Buhlschaft mit dem Satan angezeigt.
In seinem Kopf erklang eine Stimme, die eindringlich, geradezu energisch sagte: >Ja, es ist der Fluch, Lukas Jefferson. Nicht der Satan hat es mir ermöglicht, ihn zu erfüllen, sondern GORG-HON. Ich bin seine Tochter geworden. Ja, es war mein Hass. Er war so groß, dass GORG-HON in der Schattenwelt auf mich aufmerksam wurde. Deine Kinder sind nur mein Werkzeug, Lukas. Du kommst auch noch an die Reihe. Deine Kinder, die du jetzt betrauerst, werden es sein, die dich grausam töten. Und dann wirst du viele Jahre in der Welt der rastlosen Seelen auf deine Wiedergeburt warten, auf dass der Fluch sich aufs Neue erfülle.<
"Warum tötest du mich nicht auf der Stelle?" Lukas Jefferson richtete sich auf. Er hatte seine Fassungslosigkeit überwunden. Das war Realität. Auch als sich das Wasser des Sees vor genau 24 Jahren in Blut verwandelt hatte, war das keine Sinnestäuschung gewesen. Und die Stimme, die ihm sagte, dass es sich um Dämonenblut handelt, war existent.
Lukas Jefferson begriff es mit schmerzlicher Schärfe. Und er wusste, dass er gegen die Mächte der Finsternis keine Chance hatte.
>Das wäre zu gnädig<, sagte die Stimme in ihm. >Die, die du liebtest wie sonst nichts auf der Welt, werden dich töten. Die selben, um die du jetzt trauerst.<
Die Stimme schwieg.
Lukas Jefferson schaute sich um. Das Licht der Laterne reichte nicht, um die Kammer bis in ihre Ecken auszuleuchten.
Da war nichts.
Zur Decke hinauf schaute er nicht, schon gar nicht hinter den Schrank. Er hätte die Fledermaus sehen können, deren Augen rot glühten. Vielleicht hätte sie ihn angefallen und seinen Hals mit ihren scharfen Zähnen zerfetzt.
Unter der Tür stand Sarah.
Lukas Jefferson hatte sie nicht kommen hören. Sie presste die linke Hand auf den Mund und starrte entsetzt sie auf den reglosen Körper Timothys. "Ist - Tim - tot?", fragte sie abgehackt, mit verlöschender Stimme.
Lukas Jeffersons Blick irrte ab. "Ja. Der Fluch..."
Wie vom Blitz getroffen brach Sarah zusammen. Ihr Herz hatte zu schlagen aufgehört. Den Tod ihres zweiten Kindes hatte sie nicht verkraftet.
*
Lukas Jefferson hatte seinen Sohn und Sarah, seine Frau, beerdigt. Er war nur noch ein menschliches Wrack und wollte niemand sehen, mit niemand sprechen. Wie ein krankes Tier verkroch er sich nach dem Begräbnis in seinem Haus.
Die Angst hielt ihn fest im Klammergriff. Er betete. Seine Bittgebete waren von einer Inbrunst, wie selten eines seiner Gebete zuvor.
Die Nacht kam. Ruhelos trieb es Lukas Jefferson durch das Haus. Er ging in die Kammer Timothys. Da lag noch das Buch aufgeschlagen auf dem Tisch, aus dem Timothy sein Wissen bezogen hatte. Dann betrat der Mann die Stube Rachels. Das Licht, das er trug, flackerte. Auf der Bank lag eine angefangene Handarbeit seiner Tochter. Ein Stück Laken, das sie bestickt hatte...
Lukas Jefferson hatte alles verloren, was ihm etwas bedeutet hatte. Nun, Sarah hatte er zwar nicht geliebt, sie war lediglich sein Wegbereiter zu Reichtum und Ansehen gewesen. Im Laufe der Zeit aber hatte er gelernt, sie zu schätzen und sie war ihm immer ein gutes Weib gewesen.
Seine Kinder hatte er aus tiefster Seele geliebt. Sie waren ihm genommen worden.
Der verdammte Fluch!
Lukas Jefferson begann sein Verbrechen, das er an Amanda begangen hatte, zu bereuen. Dass es zu spät war, ahnte er. Er wartete auf die Stunde, in der der Tod nach ihm greifen würde. Er hatte keine Ahnung, wie er sich wehren sollte. Gegen die Mächte der Finsternis war kein Kraut gewachsen. Vielleicht half das Gebet. Lukas Jefferson glaubte nicht daran.
Er ging in die gute Stube und machte Feuer. Es war kalt. Das Holz knisterte und knackte in der Hitze. Das Feuer warf Licht- und Schattenspiele auf den Fußboden und gegen die Wände. Lukas Jefferson holte sich einen Krug Wein. Nach dem zweiten Schluck schon merkte er die ermüdende Wirkung des Alkohols. Er setzte sich. Wieder trank er. Er wollte vergessen...
Ein Geräusch vor der Tür ließ ihn hochschrecken. Sein Herz raste und schlagartig kam die Ernüchterung.
Die Tür wurde geöffnet. Leises Knarren war zu hören. Eine Gestalt füllte das Türrechteck aus. Helligkeit vom Feuer im Kamin fiel auf sie. Es war Rachel. Ihr Mund war aufgerissen. Spitze Zähne schimmerten gelblich. Ein Fauchen drang aus dem Hals der Bestie. Die Ränder der Wunde an ihrem Hals hatten sich schwarz verfärbt.
Sie kam in den Raum, den gierigen Blick auf Lukas Jefferson geheftet.
Ihr folgte Timothy. Auch seine Lippen gaben ein furchterregendes Gebiss frei und seiner Kehle entstieg ein gefährliches Knurren. Seine Augen glitzerten. In ihnen schien das Feuer der Hölle zu glühen.
Lukas Jefferson erhob sich wie von Schnüren gezogen und nahm Front zu den beiden ein.
Sie griffen mit gekrümmten Fingern nach ihm. Knurren und Fauchen erfüllte den Raum. Der Fluch hatte Lukas Jefferson ereilt. Und dann fielen sie über ihn her. Sie zerrten ihn zu Boden und verbissen sich an ihm. Seine Schreie hallten auf die Straße. Aber niemand kam ihm zu Hilfe. Niemand wagte sich aus seinem Haus.
Der Körper Lukas Jeffersons wurde regelrecht zerfetzt...
*
London, im Jahre 2003.
Marquis Borduin unterhielt sich mit Warren McGrady. McGrady war Inspektor beim Scotland Yard und besuchte - wie auch Borduin - ein Seminar über Parapsychologie. Seit drei Tagen weilte der Marquis in der englischen Hauptstadt.
"Was halten Sie denn von Professor Finnegan, Marquis?", fragte der Inspektor.
Borduin zuckte lächelnd die Schultern. "Ich gehe mit ihm einig, dass es übersinnliche Phänomene gibt. Ansonsten habe ich das Gefühl, umsonst nach London gekommen zu sein. Der Professor hat bisher nichts erzählt, was ich nicht schon gewusst hätte."
"Ich bin heute zum ersten Mal hier", erklärte der Inspektor. "Für mich ist das alles ziemlich neu. Ich glaube nicht so recht an das, was ich zu hören bekam." Er zögerte ein wenig. Dann schloss er: "Mir ist zumindest noch kein Geist begegnet."
"Warum gehen Sie dann zu diesem Seminar?"
Der Inspektor wiegte den Kopf. "Ich glaube nicht daran. Allerdings..." Er schaute auf die Armbanduhr. "Es ist kurz nach 17 Uhr, Marquis. Was halten Sie davon, wenn wir irgendwo einen Kaffee trinken. Ich lade Sie und ihre Begleiterin dazu ein."
"Sie wollen mich wohl noch ein wenig in die Mangel nehmen?", fragte Borduin ahnungsvoll. Eigentlich wollte er seine Ruhe haben. Die Woche London sollte so etwas wie eine zusätzliche Aus-Zeit sein, die er sich gönnte.
Soeben verließ Rebecca, die Sekretärin des Marquis, den Hörsaal. Sie hatte noch mit Professor Finnegan gesprochen, weil sie sich mit einer seiner Theorien nicht anfreunden konnte. Sehr schnell musste sie aber feststellen, dass der Professor ein Rechthaber war. Er verwies sie auf eines der Bücher, die er geschrieben hatte und war nicht bereit, in eine Diskussion mit der Frau einzusteigen.
Rebecca war verärgert.
Borduin konnte es ihr von der Nasenspitze ablesen. Aber er sagte nichts. Wenn es wichtig genug war, dann würde Rebecca von selbst mit ihrem Problem zu ihm kommen.
"Der Inspektor hat uns zu einer Tasse Kaffee eingeladen, Rebecca", empfing Borduin seine Sekretärin. "Du hast doch nichts dagegen einzuwenden?"
"Ganz und gar nicht", kam es von Rebecca und sie zwang sich, Inspektor McGrady anzulächeln. Warum sollte sie ihren Zorn auf Professor Finnegan an diesem unschuldigen Mann auslassen? Es wäre ungerecht gewesen.
Sie verließen das Gebäude. Der Inspektor geleitete Borduin und Rebecca in ein kleines, gemütliches Cafe. Sie gaben ihre Bestellung auf. "Raus mit der Sprache, Inspektor", sagte Borduin, als die Bedienung davonschritt, um den Kaffee und das Gebäck zu holen. "Was ist der Grund für Ihre Einladung."
McGrady druckste ein wenig herum. "Sie scheinen mir auf dem Gebiet der Parapsychologie ein ziemlich kompetenter Mann zu sein, Marquis", sagte er dann. "Das schließe ich aus Ihren Bemerkungen während des Seminars, die auf ein immenses Fachwissen schließen lassen."
"Na, wenn Sie meinen", lachte Borduin. "Professor Finnegan scheint heute wegen meiner Einwürfe und Hinweise weniger glücklich gewesen zu sein."
Der Inspektor grinste. Dann sagte er: "Es geht um zwei absolut mysteriöse Todesfälle, Borduin. Wir stehen vor einem Rätsel."
Die linke Braue des Dämonenjägers hob sich.