Dämonenmeister (Roman) - Alfred Bekker - E-Book
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Dämonenmeister (Roman) E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Fahles Mondlicht fiel auf das graue Gemäuer des uralten und halb verwitterten Herrenhauses. Ein leichter Wind strich über das hohe Gras und die verwilderten Sträucher im Garten. Für Augenblicke hoben sich dunkle Schwingen pechschwarz gegen das Mondlicht ab.
Schwingen, die an die ledrigen Flügel einer Fledermaus erinnerten.
Aber das Wesen, das im nächsten Moment im hohen Gras landete, war sehr viel größer.
Ein geflügelter Affe kauerte zwischen Sträuchern und bleckte die raubtierhaften Zähne.
In pechschwarzen Augen spiegelten sich der Mond, die Sterne...
...und der Tod.


Die Ouroungour, geflügelte Bestien und Diener des Affengottes Hanuman, verbreiten Angst und Schrecken. Meister Johannes Darenius, ehemaliger Abt im Orden vom Heiligen und Weißen Licht macht sich auf, um das Übel zu bekämpfen.
Bei den Ruinen von Angkor begegnet er dem Grauen...


Alfred Bekker schrieb unter dem Pseudonym Sidney Gardner die fesselnden Romane um die übersinnlich begabte Patricia Vanhelsing. Seine Romane um DAS REICH DER ELBEN, die GORIAN-Trilogie und die DRACHENERDE-SAGA machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er schrieb für junge Leser die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, DIE WILDEN ORKS, ZWERGENKINDER und ELVANY sowie historische Abenteuer wie DER GEHEIMNISVOLLE MÖNCH, LEONARDOS DRACHEN, TUTENCHAMUN UND DIE FALSCHE MUMIE und andere. In seinem Kriminalroman DER TEUFEL AUS MÜNSTER machte er mit dem Elbenkrieger Branagorn eine Hauptfigur seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einem höchst irdischen Mordfall. Im Dezember 2012 erscheint mit DER SOHN DER HALBLINGE sein nächster großer Fantasy-Epos bei Blanvalet.

Cover: Steve Mayer

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Alfred Bekker

Dämonenmeister (Roman)

Gesamtausgabe des Serials

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Dämonenmeister

Dämonenmeister

von Alfred Bekker

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

www.AlfredBekker.de

 

 

Fahles Mondlicht fiel auf das graue Gemäuer des uralten und halb verwitterten Herrenhauses. Ein leichter Wind strich über das hohe Gras und die verwilderten Sträucher im Garten. Für Augenblicke hoben sich dunkle Schwingen pechschwarz gegen das Mondlicht ab.

Schwingen, die an die ledrigen Flügel einer Fledermaus erinnerten.

Aber das Wesen, das im nächsten Moment im hohen Gras landete, war sehr viel größer.

Ein geflügelter Affe kauerte zwischen Sträuchern und bleckte die raubtierhaften Zähne.

In pechschwarzen Augen spiegelten sich der Mond, die Sterne...

...und der Tod.

 

*

 

Das Übel ist so nahe...

So furchtbar nahe...

Pierre de Dorodonne-Clement erbleichte. Er starrte auf den Bildschirm seines Computers und musste unwillkürlich schlucken. Kolonnen von fremdartig wirkenden Schriftzeichen waren dort zu sehen. Ich bin verloren!, durchzuckte es de Dorodonne-Clement. Es gibt nichts, was mich jetzt noch schützen könnte...

Es war zu spät.

De Dorodonne-Clement wusste es.

Mein Tod ist nur noch eine Frage der Zeit!, ging es ihm schaudernd durch den Kopf, während ein heftiger Windstoß dafür sorgte, dass sich das bis dahin nur angelehnte Fenster zur Gänze öffnete. Der Wind fegte die Stapel von Papieren und Computerausdrucken durcheinander, die überall in de Dorodonne-Clements Arbeitszimmer herumlagen. Ein Stapel Bücher, die über und über mit Lesezeichen gespickt waren, stürzte geräuschvoll um.

Ein stöhnender Laut war daraufhin zu hören und ein pechschwarzer Kater sprang davon.

„Schon gut, Caesar", sagte de Dorodonne-Clement laut. „Das war der Wind, mein Kater... nur der Wind..."

Wie gerne hätte er selbst das glauben wollen!

Aber de Dorodonne-Clement wusste nur zu gut um die schreckliche Wahrheit. Die Mächte, mit denen er sich eingelassen hatte, waren zu stark, zu furchtbar, zu grausam....

Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück.

Für mich gibt es nur noch den Weg der Verdammnis, ging es ihm durch den Kopf.

Pierre de Dorodonne-Clement ging zum Fenster, um es zu schließen. Der Wind, der mit erneut zunehmender Heftigkeit von draußen herein blies, war von einer so durchdringenden Kälte, dass de Dorodonne-Clement unwillkürlich fröstelte.

Aber nicht diese Kälte war es, die ihn im nächsten Augenblick bis ins Mark erschauern ließ, sondern eine Bewegung im hohen Gras.

Da war etwas...

Für einen kurzen Moment fielen ihm glühend rot leuchtende Punkte in der Dunkelheit auf.

De Dorodonne-Clement brauchte eine volle Sekunde, um zu begreifen, dass es Augen waren.

Dämonisch wirkende Augen, so hell wie glühende Kohlen. Ein tierischer, fauchender Laut mischte sich in das Aufheulen des Windes hinein.

Sie sind da, durchzuckte es de Dorodonne-Clement. Die Ouroungour der verlorenen StadtChôrangkôr... Sie sind gekommen, um mich zu vernichten.

Als de Dorodonne-Clement das Fenster schloss, verfinsterte sich auf einmal der fahle Mond. Zuerst Dutzende, dann hunderte von geflügelten Wesen hoben sich als dunkle Schatten gegen das leuchtende Oval ab. Ungezählte weitere geflügelte Schatten ließen sich nur in den Schattenzonen daneben erahnen.

„Nein", flüsterte de Dorodonne-Clement und wich unwillkürlich ein Stück zurück. Verflucht... Es ist so schrecklich... so unsagbar schrecklich... Aber was kann ich tun? Nichts. Das ist die Wahrheit, auch wenn sich alles in mir weigert, das einzugestehen.

Die Gedanken rasten in seinem Kopf.

Sie rasten, aber es war eine ausweglose Schleife, in der sie sich bewegten.

Gefangen.

Totgelaufen.

Der schwarze Kater verzog sich jaulend unter einen über und über mit staubigen Büchern bedeckten Plüschsessel. Das Tier schien die Gefahr instinktiv zu spüren, die von den nun massenhaft das alte Herrenhaus belagernden geflügelten Affen ausging.

Tierhafte Schreie drangen von draußen herein. Krächzende und fauchende Laute, die jedem Zuhörer das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten.

Etwas flog auf das Fenster zu. Der Schlag ledriger Schwingen war kurz zu hören, dann prallte der Körper eines Ouroungour gegen das Fenster.

Das Wesen war etwa so groß wie ein Schäferhund. Mit seinen siebenfingrigen, mit Krallen bewehrten Händen hielt es sich am Fensterrahmen fest. Die Krallen schnitten offenbar in den Kitt der Scheiben und in das weiche Holz des Rahmens hinein.

Ouroungour...

Nennt man euch nicht so?

Aber das Entsetzen trägt viele Namen.

Das mit grauenerregenden Raubtierzähnen ausgestattete Maul wurde aufgerissen und stieß einen furchtbaren Schrei aus.

Mit dem sehr kräftigen Schwanz schlug der geflügelte Affe gegen das Glas.

So heftig, dass es splitterte.

Wind toste herein. Mit ein paar weiteren Schwanzschlägen war die Scheibe so weit zerschlagen, dass das alptraumhafte Wesen ins Innere zu gelangen vermochte.

Es machte einen Satz und landete mit einer geradezu katzenhaften Geschmeidigkeit auf dem Boden.

Fürchtest du dich? Kriecht dir die Angst den Rücken hinauf und bleibt dort wie eine kalte, glitschige Hand?

Pierre de Dorodonne-Clement erwachte unterdessen aus der Erstarrung, die ihn bis dahin befallen hatte. Er lief zu seinem Schreibtisch, riss eine Schublade auf und holte einen Revolver hervor. Es handelte sich um eine kurzläufige Waffe der Firma Smith & Wesson vom Kaliber .38. Pierre de Dorodonne-Clement besaß sie seit Jahren zur Selbstverteidigung, hatte allerdings keine besonders große Übung in der Benutzung der Waffe.

Immerhin wusste er, dass sie geladen war.

Er nahm die Waffe mit beiden Händen und richtete sie auf den geflügelten Affen. Na, jetzt könnte dir zur Abwechslung auch mal etwas gelingen! Aber andererseits – hat irgend jemand gesagt, dass das Schicksal oder das Universum oder wie auch immer man die Ordnung der Dinge nennen mag, eine gerechte Angelegenheit ist?

De Dorodonne-Clement schoss!

Aber die Kugel ging daneben.

Nein!

Das Projektil kratzte in den Parkettboden hinein und ließ Holzstücke heraussplittern.

Dort, wo gerade noch das dämonische Wesen gelauert hatte, war nichts mehr. Der geflügelte Affe hatte blitzschnell einen Sprung vollführt. Jetzt kroch er unter dem Sessel hervor, unter den sich kurz zuvor der Kater geflüchtet hatte.

Doch Caesars Schicksal war nun besiegelt.

Rot tropfte es aus dem Maul des Ouroungourhaften Wesens.

Blutdurchtränkte Stücke des Katzenfells hatten sich in den Krallen der prankenartigen Hände verfangen.

Das Wesen fauchte de Dorodonne-Clement angriffslustig entgegen. Das dämonische Leuchten seiner Augen wurde noch intensiver.

Ein zweiter geflügelter Affe landete am Fenster, krallte sich am Rahmen fest und sprang anschließend ins Innere des Hauses.

De Dorodonne-Clement feuerte.

Die Kugel traf diesen Neuankömmling mitten in den Körper. Dabei war die Wucht des Geschosses so groß, dass das Wesen einmal um die eigene Achse geschleudert wurde. Es jaulte auf wie ein verwundeter Wolf.

Das Wesen landete auf dem Rücken, rollte sich herum und stand im nächsten Moment wieder auf seinen vier jeweils mit siebenfingrigen Krallenhänden ausgestatteten Extremitäten.

Die Wunde am Bauch war für einen kurzen Moment zu sehen. Blut tropfte aus ihr heraus und sickerte auf den Boden. Der Teppich sog es förmlich auf.

Es ist grünes Blut, erkannte Pierre de Dorodonne-Clement schaudernd.

Aber ist das nicht auch zu erwarten gewesen? Schließlich hatte Pierre de Dorodonne-Clement nahezu alles zusammengetragen, was es an verfügbarem Wissen über die so genannten Ouroungour der verlorenen Stadt Chôrangkôr zu wissen gab.

Das Wesen näherte sich ihm, hob dabei den Schwanz, an dessen Ende sich eine Verdickung befand, aus der jetzt ein gutes Dutzend Stacheln herauswuchsen. Das Ganze ähnelte einem mittelalterlichen Morgenstern.

Der Kopf war geduckt.

Das dämonische Leuchten in den Augen wurde abwechselnd stärker und schwächer.

Es pulsierte.

Der andere Ouroungour näherte sich ebenfalls auf diese Weise.

Am Fenster erschienen kurz nacheinander ein drittes und ein viertes geflügeltes Wesen dieser Art. Nach kurzer Landung am Fenster, sprangen sie ins Innere des Arbeitszimmers hinein.

Schweißperlen glänzten auf Pierre de Dorodonne-Clements Stirn.

Er feuerte immer und immer wieder auf die angreifenden Wesen, obwohl er wusste, dass deren Wunden sich nach wenigen Augenblicken wieder schließen würden. Es war einfach ein Akt purer Verzweiflung.

Der letzte Schuss feuerte aus dem .38er Smith & Wesson heraus.

Dann machte es klick.

Die Revolvertrommel war leer geschossen, während sich mehrere der geflügelten Affen sich jaulend auf dem Boden wanden.

Doch nun gab es nichts mehr, was diese Monstren auch nur einen einzigen weiteren Augenblick aufzuhalten vermochte.

Mit gefletschten Zähnen sprang die erste dieser Dämonenkreaturen auf de Dorodonne-Clement zu. Dieser hob schützend die Hände.

Die Wucht, mit der ihn der geflügelte Affe angesprungen hatte, riss de Dorodonne-Clement zu Boden.

Er schrie und schlug um sich. Die Reißzähne des Ouroungour schlugen in seinen Hals. Das Blut spritzte auf. Wie eine Meute hungriger Wölfe stürzten sich nun die anderen Ouroungour auf den bereits schrecklich entstellten Körper Pierre de Dorodonne-Clements.

 

*

 

Johannes Darenius, Meister und zeitweilig Abt im Orden vom Weißen und Heiligen Licht, beschleunigte seinen BMW, auf der gewundenen Straße, die hinauf ins Hochgebirge der Maskatagne führte.

Nebel kam auf. Aber das war nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend, zumal er nun bald die Dimensionsgrenze überschreiten würde, die diesen Ort abschirmte. Es ist der Nebel der Zeiten, dachte er. Der Nebel zwischen den Welten des Polyversums... Ein magisch begabter Geist braucht sich davon nicht beeindrucken zu lassen.

Darenius ließ den Motor des BMW aufheulen.

Ein geistiger Impuls genügte, um ihn hochschalten zu lassen.

Eigentlich konnte dabei nichts passieren.

Es gab niemanden, der ein so primitives Vehikel wie dieses Automobil so sehr unter seiner Kontrolle hatte, wie Darenius.

Dann schlug plötzlich etwas gegen die Scheibe. Blut rann an dem bruchsicheren Glas herab. Darenius konnte nichts mehr sehen und murmelte eine metamagische Formel, um seine inneren Sinne zu stärken. Er trat auf die Bremse der Wagen kam punktgenau zum Stehen.

Dann stieg Darenius aus.

Er sah sich an, was da auf die Scheibe gekommen war.

Ein blutiges Wesen, das einem geflügelten Affen glich und ungefähr so groß wie ein Baby war.

Darenius atmete tief durch.

Das tote, starre Gesicht sah ihn zornig an.

Ein Ouroungour! Jetzt tauchen die sogar schon hier auf, ging es ihm durch den Kopf. Aber zum Glück ein relativ kleines Exemplar. Hätte schlimmer kommen können. Aber wir werden auf diese Viecher acht geben müssen...

 

*

 

Irgendwie hatte Murphy gehofft, dass alles besser werden würde, seit Meister Darenius den Neuen Orden gegründet hatte. Den Neuen Orden vom Weißen und Heiligen Licht, wie er vollständig hielt. Eine Organisation, die auf allen Ebenen des Polyversums gegen den Einfluss der Dämonen der Dämmerung kämpfte. Der alte Orden war diskreditiert und vollkommen unter dem Einfluss der Dämonenjünger. Wie ein schleichendes Gift hatte sich deren Einfluss immer weiter fortgesetzt und zuletzt war Murphy selbst vom Orden verfolgt worden. Und das in mehr als nur einer Welt.

Meister Darenius war ihm zunächst wie jemand erschienen, der dem Einfluss der Dämonen erlegen war. Und für einige Inkarnationen von Darenius traf das sicherlich auch zu. Aber insgesamt schien er sich doch gegen diesen Einfluss einigermaßen behauptet zu haben.

Gut, dass wir diesen Zufluchtsort haben, dachte Murphy. Die Schädelhöhle von Maskatan. Ein Höhlenschloss jenseits von Raum und Zeit in der Maskatagne - an eine nebelverhangenen Bergsee gelegen, der so mit Magie geladen ist, dass man ihn schon als eine Art Artefakt sehen muss.

Beinahe, wie das Amulett mit dem Namen Branagorns Stern, das Meister Darenius andauernd trug.

 

*

 

Später...

Murphy trat auf die Felsenkanzel hinaus. Die Schädelhöhle von Maskatan und das dazugehörende, in die Granitfelsen hineingeschlagene Höhlenschloss waren so etwas wie ein Rückzugsort zwischen den Dimensionen.

Murphy ließ den Blick schweifen.