Dämonenrache (Roman) - Alfred Bekker - E-Book
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Dämonenrache (Roman) E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Dark Fantasy-Roman
Ein verborgener Krieg wütet auf der Erde. Wesen einer anderen Dimension zwingen Menschen ihren Willen auf und machen sie zu ihren Werkzeugen...
Ein einzelner Wanderer zwischen den Welten stellt sich dem Verhängnis entgegen. Doch er ist längst selbst Sklave der Finsternis..

Ein Abenteuer um Dämonenjäger Murphy, der außerdem in den in sich abgeschlossenen Titeln DÄMONEN DER DÄMMERUNG, MURPHY UND DAS GRAUEN, MURPHY UND DAS ENDE DER WELT und DER TODESENGEL auftritt.

Cover: Steve Mayer

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Alfred Bekker

Dämonenrache (Roman)

Gesamtausgabe des Serials

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Dämonenrache

 

Alfred Bekker

 

 

 

Horror-Roman

 

© 2001,2010,2012 by Alfred Bekker

© Digitalausgabe 2012 AlfredBekker/CassiopeiaPress

Ein CassiopeiaPress E-Book.

All rights reserved.

Www.AlfredBekker.de

 

 

 

„Es gibt so viele Welten im Polyversum... Und manchmal ist der metamagische Übergang kaum zu spüren. Die Dämonen der Dämmerung – oder welchen Namen wir dem Bösen auch immer geben mögen, existieren überall. Und bisweilen stand ich auf der Seite der Dunkelheit – oder zumindest nicht immer eindeutig dort, wo der Schein des heiligen Lichtes hinreicht... Manchmal ist die Magie eine mächtige Waffe des Guten, mitunter aber wirkt nur die Dunkle Kraft der Finsternis und ich bin gezwungen, sie einzusetzen...“

 

Aus den Kristalljournalen des David Murphy, aufgefunden in der Schädelhöhle von Maskatan, irgendwo im Limbus zwischen den Dimensionen und jenseits von Raum und Zeit

 

*

 

 

Nacht.

Nebel hing über der San Francisco Bay und kroch vom Hafen her in die Stadt herein, quoll durch die engen Straßenschluchten wie die Tentakel eines vielarmigen Monstrums, dass es sich zum Ziel gemacht hatte, die Stadt auf seine Weise zu erobern.

Murphy hatte sich vom Taxi in der Pell Road absetzen lassen.

Dort gab es eine Latino-Bar mit dem nicht gerade fantasievollen Namen BUENA SUERTE.

Murphy sah die Neonreklame des Ladens bereits blinken.

Eine kleine Bar, in der ab und zu ein paar Schöne der Nacht nackte Tatsachen präsentierten.

Murphy erreichte das Lokal, zog sich die Jacke zu, weil es jetzt empfindlich kühl wurde. In der Seitentasche ruhte seine Hand. Normalerweise hatte er dort eine SIG Sauer P226 stecken, die sich inzwischen als Standardmodell bei den meisten amerikanischen Polizeibehörden durchgesetzt hatte. Dann war man wenigstens mit seinen potentiellen Gegnern auf gleicher Ebene, was die Feuerkraft anging!, hatte Murphy immer gedacht.

Aber jetzt hatte er die Waffe nicht bei sich.

War zu riskant, bei dem, was er vorhatte. Und außerdem brauchte er sie jetzt eigentlich auch nicht mehr. Nicht, seitdem er jenes geheimnisvolle Amulett der Dunkeldämonen besaß, dass ihm unheimliche Kräfte verlieh... Jenes Amulett mit der Seele eines Mörders. Es passt zu dir!, dachte Murphy. Du bist ja auch ein Mörder. Ein Killer, der für Lohn jeden ausknipst, von dem irgendein großer Hai glaubt, dass er's verdient hat. Hitman, so war die gängige Bezeichnung für einen wie ihn.

Nein, erinnerte sich Murphy. Das war in einem früheren Leben. Und das buchstäblich.

Aber das war ein Thema, über das er im Moment nicht näher nachdenken wollte.

Murphy betrat das BUENA SURTE, ließ sich dabei vom Türsteher geduldig filzen. Schon deswegen war es besser gewesen, keine Waffe dabei zu haben. Jaime Fernandez, der Besitzer, war in diesen Dingen nämlich ziemlich empfindlich, seit ihm vor drei Jahren der Laden von Unbekannten angezündet worden war.

Murphy betrat einen Raum im Dämmerlicht. Auf der Bühne tanzte eine barbusige Schönheit, schaukelte ihre Brüste hin und her und ließ sich von den Gästen Scheine hinter die Bänder ihres String-Tangas stecken. Die Musik war gedämpft und kam von einem ausgeleierten Band. Latino-Pop natürlich. Jaime Fernandez wusste, was er seiner Kundschaft schuldig war.

Murphy ging zur Bar.

Der Keeper war groß, bullig und wog mindestens zweihundert Kilo. Der Schnauzbart verdeckte den Mund. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Seehund.

"Einen Tequila", sagte Murphy.

"Muy bien. Wenn's weiter nichts ist!"

"Ist der Boss noch im Laden?"

"Que quieres? Was willst du von ihm?"

"Ihm ein Geschäft vorschlagen."

Der Seehund blickte zur Seite. An einem Nebenausgang stand ein schmächtiger Kerl im grauen Anzug, dessen Haar mit Pomade an den Kopf geklebt war. "Dónde está el jefe?", fragte der Seehund.

"El jefe no está allí!"

Murphys Blick wurde schmal.

Er langte über die Theke, griff nach dem Hemdkragen des Seehunds und zog ihn zu sich heran.

"Hör zu, es ist mir egal, wo Fernandez jetzt steckt, ich will, das er hier aufkreuzt und sich anhört, was ich ihm zu sagen habe! Er ist mir nämlich einen Gefallen schuldig!"

"Eres tonto!"

"Du bist tonto, wenn du nicht machst, was ich sage! Dann wird nämlich dein eigener Boss dir die Fresse so polieren, dass du nie wieder einen Zahnarzt brauchst!"

Murphy ließ ihn los.

Der Seehund rieb sich den Hals.

Der Schmächtige kam herbei.

"Hay problemas?"

"De nada!", murmelte der Seehund.

Murphy wandte sich an den Schmächtigen. "Sag Mr. Fernandez, dass Murphy hier ist. Dann wird er seinen Arsch schon hochkriegen. Comprendido?"

Der Seehund nickte dem Schmächtigen zu, unter dessen Jackett sich deutlich eine Waffe unter der Achsel abzeichnete. Wenn man wollte, dass so ein Schießeisen nicht auffiel, musste man eine Nummer größer tragen. Murphy wusste das aus seiner langjährigen Hitman-Erfahrung. Dieser Mini- Rambo offenbar nicht.

"Warten Sie hier!", sagte der Schmächtige und verschwand durch einen Nebeneingang.

Wenig später kehrte er zurück.

"Venga!"

"Wenn das heißen soll, dass Sie mich zu Fernandez führen..."

Der Schmächtige brachte Murphy in einen schmalen Korridor. Murphy kannte sich aus. Er war schon des Öfteren hier gewesen, wenn er neue Papiere brauchte. Das BUENA SUERTE diente nur der Tarnung und der Geldwäsche für Einnahmen aus dem illegalen Sektor. Fernandez' eigentliches Geschäft war nämlich das Fälschen von Dokumenten aller Art. In erster Linie natürlich Pässe, Führerscheine und Sozialversicherungskarten. Fernandez war perfekt darin, einer der Besten. Er konnte einem eine regelrechte Identität besorgen, mit der man unbehelligt existieren konnte. Immer wieder hatte Murphy in seiner Eigenschaft als Lohnkiller die Dienste dieses Mannes in Anspruch nehmen müssen.

Und jetzt brauchte er sie dringender denn je.

Schließlich war Murphy offiziell tot.

Hingerichtet mit der Giftspritze. Es gab einen Totenschein und Dutzende von Medienberichten, in denen über die Hinrichtung informiert worden war. Eine Mafia-Bestie vor dem großen Richter im Himmel... Da ließ sich eine Story draus machen.

Und wenn so jemand wieder auftauchte, machte das Aufsehen.

Es war unter diesen Umständen nicht daran zu denken, eine Wohnung zu mieten, ein Hotelzimmer zu beziehen, einen Wagen zu leihen, sich eine Waffe zu besorgen... Jedenfalls nicht ohne dass jemand Fragen stellte und versuchte, der Sache auf den Grund zu gehen.

Murphy brauchte eine Tarnung.

Und Fernandez sollte sie ihm geben.

Der Besitzer des BUENA SUERTE war auch noch aus einem anderen Grund wie prädestiniert für dieses Geschäft. Er war nämlich von der Mafia-Größe Rico Altobelli vor Jahren übel maltraitiert worden. Der Brand im BUENA SUERTE war wahrscheinlich von Altobellis Leuten gelegt worden. Das hatte erst aufgehört, als Fernandez sich vom Syndikat der Puertoricaner hatte schützen lassen.

Murphy betrat das Büro.

Es sah chaotisch dort aus. Bierdosen standen überall herum. Es roch nach Pizza. Ein halbes Dutzend Schachteln türmte sich auf dem Schreibtisch. Ein Fernseher lief.

Fernandez saß dahinter, die Füße auf dem Tisch.

Er blätterte einen Ordner mit Kontoauszügen durch, zuckte dann zusammen als er Murphy sah.

Murphy grinste.

"Du hast wohl nicht damit gerechnet, mich nochmal zu sehen, was?"

"Madre de Dios!", stieß Fernandez hervor.

"Ich wusste gar nicht, dass du religiös bist!"

"Wenn man dich so sieht, Murphy, dann wird man's wieder!!" Er blickte kurz zum Fernseher, starrte dann wieder Murphy an. "Schließlich hieß es doch ziemlich laut und vernehmlich, dass man dich für deine Schandtaten über den Jordan geschickt hat!"

"Totgesagte leben länger!"

"Hey, Hombre! Das musst du mir erklären! No puedo creerlo!"

"Ich muss gar nichts!"

"Ich kann das nicht glauben, Murphy! Du bist mit Gift vollgepumpt und von mehreren Ärzten für tot erklärt worden und stehst jetzt vor mir! Jesús! No es possible!"

Murphy dachte nicht im Traum daran, auch nur eine Silbe über das zu verlieren, was geschehen war. Kein Wort über das Eingreifen der Dunkeldämonen, die ihn auf ihre dem Untergang geeweihte Welt Lykoor geholt hatten. Kein Wort darüber, dass der Killer Murphy jetzt im Auftrag dieser fremden Wesenheiten agierte, die die Erde als ihren neue Heimat zu erobern trachteten. Diese Geschichte war so fantastisch, dass Murphy manchmal selbst Zweifel daran hatte, ob es sich um die Wirklichkeit handelte, was er erlebt hatte. Oder nur um einen eigenartigen Traum.

"Ich brauche Papiere", sagte Murphy sachlich. Seine Stimme klirrte wie Eis.

Fernandez wandte einen Blick zu dem Schmächtigen, der sich neben der Tür postiert hatte.

"Vaya!"

"Sí, Senor Fernandez!"

Der Schmächtige verließ den Raum, bedachte Murphy zuvor noch mit einem halb ungläubigen, halb misstrauischen Blick.

Fernandez lehnte sich zurück.

Murphy deutete auf die Pizza-Packungen.

"Wissen die Puertoricaner eigentlich, dass du den Fraß der Konkurrenz zu dir nimmst!"

"Mierde! Lass uns Klartext reden, Murphy!"

"Da bin ich auch immer für!"

"Also, was willst du? Que quisiera?"

"Papiere."

"Das sagtest du bereits."

"Mehrere Sätze natürlich."

"Du willst endgültig abtauchen!"

"Nein, ich habe einen Job."

Murphy genoss das Erstaunen in Fernandez' Gesicht.

"Wer dich unter diesen Umständen anheuert, muss verrückt sein!"

"Ich werde Altobelli töten. Und wenn du das herumerzählst, habe ich nichts dagegen. Er soll ruhig etwas ins Grübeln kommen..."

"Cooles Amulett hast du da am Hals..."

"Weich mir nicht aus, Fernandez!"

"Tu ich das?"

"Sag mir lieber, wann ich die Papiere bekomme!"

Fernandez schwieg.

Er starrte zum TV. Seine Augen wurden schmal. Er drehte lauter. Eine brünette Reporterin stand vor dem Bildschirm.

"...die Polizei steht vor einem Rätsel. Ich stehe hier in der Ecke Delaware/Dolores Street. Der ganze District ist abgesperrt, man kommt nicht durch, aber so viel ich erfahren konnte, verdichten sich Gerüchte, dass tatsächlich mehrere Straßenzüge in dieser Gegend komplett entvölkert sind..."

Unter der linken Brust erschien eine Einblendung.

'Sarah McCall für Frisco TV.'

Ein kleines Fenster war in der Ecke rechts oben zu sehen. Es zeigte den Moderator. Die Unterzeile lautete: 'Tom Dressel im Studio.'

"Stimmt es, dass es bislang keinerlei offizielle Verlautbarungen des San Francisco Police Department dazu gibt?", fragte Tom Dressel.

"Das ist richtig, Tom Dressel. Man scheint hier irgend etwas unter der Decke halten zu wollen. Ich habe mit Leuten gesprochen, die Angehörige in den betroffenen Straßenzügen haben und sich nicht erklären können, wo die Verschwundenen abgeblieben sind. Ein Mann sagte mir völlig aufgelöst, er sei nur kurz ein paar Blocks weiter gefahren, um sich eine Schachtel Zigaretten in einem 24 hours Supermarket zu kaufen und als er zurückkehrte, waren die Straßen wie ausgestorben. Er alarmierte dann die Polizei, die allerdings wohl erst mit erheblicher Verzögerung reagierte."

Fernandez drehte den Ton leiser.

"Kaum zu glauben", meinte er. "Da kann man glatt auf die Idee kommen, dass die sich das nur ausdenken. So wie die Story letzte Woche von dem Krokodil in der Kanalisation des Russian District..."

"Du bist 'ne feige Ratte, Fernandez!", sagte Murphy. "Du drückst dich um eine Antwort auf meine Frage herum."

"Du kennst sie doch längst, Murphy. Es gibt keine Papiere. Und wenn du versuchst, mir die Knochen zu brechen, rufe ich meine Leute."

Murphy verzog das Gesicht.

"Ich bekomme richtig Angst!"

Fernandez beugte sich vor, sprach jetzt in gedämpftem Tonfall, während Tom Dressel im TV ein paar umständliche Fragen formulierte, um damit etwas Zeit bis zur Werbung zu schinden.

"Hör mir zu, Murphy! Ich bin aus dem Geschäft! Die Bullen haben mich in der Hand."

"Du arbeitest als Spitzel für die?"

"Blieb mir nichts anderes übrig!"

"Das darf nicht wahr sein!"

"Und selbst, wenn ich noch im Business wäre, könnte ich dir nicht helfen. Aber ich geb' dir'nen heißen Tip."

"Na, großartig!"

"Geh zu einem Chinesen Namens Mr. Tang. Dessen Pässe sind auch nicht schlechter als die meinen früher waren. Aber Mister Tang kann Altobelli die Stirn bieten und wird dich nicht gleich an ihn verkaufen!"

Murphy nickte langsam. Wut kochte in ihm auf. Aber Fernandez' Argumentation leuchtete ihm ein. "Offenbar habe ich dich unterschätzt, Fernandez."

"Offensichtlich."