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In nur 7 Tagen kann jeder positive Veränderungen in der Partnerschaft erreichen: Die weltweit führenden Beziehungsexperten John und Julie Gottman zeigen, wie jeder mit einfachen und konkreten Schritten sofort beginnen kann, seine Paarprobleme zu lösen. Während dieser 7-Tage-Sofortkur lernt man, verlorengegangene Intimität und fehlenden Respekt wiederzubeleben. Es ist ganz einfach, eine glückliche Partnerschaft zu führen - man muss sie nur von ihren Leiden kurieren.
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Das 7-Tage-Rezept für erfüllte Liebe
Dr. John Mordechai Gottman ist US-amerikanischer Psychologe und emeritierter Professor für Psychologie an der University of Washington. Er wurde vor allem durch seine Arbeit über Ehestabilität und Beziehungsanalyse durch direkte Beobachtung bekannt.
Dr. Julie Schwartz Gottman, Ph.D., ist klinische Psychologin und die Mitbegründerin und Leiterin des Gottman Instituts. Sie ist Mitinitiatorin der äußerst beliebten Wochenend-Workshops für Paare »The Art and Science of Love« und hat das nationale klinische Trainingsprogramm der Gottman-Paartherapie in den USA mitentwickelt. Sie ist Autorin und Co-Autorin und lebt mit ihrem Ehemann in Seattle.
John M. Gottman und Julie Schwartz Gottman
Aus dem Amerikanischen von Christa Broermann
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1. Auflage Mai 2024© für die deutsche AusgabeUllstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024© by John Gottman, PhD, and Julie Schwartz Gottman, PhD, 2022Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Love Prescription.Seven Days to More Intimacy, Connection and Joy, erschienen beiPenguin Books, New York 2022.Titelabbildung: © FinePic®, MünchenAutorenfoto: © The Gottman Institute
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Das Buch
Titelseite
Impressum
Einleitung
KLEINE DINGE MÖGLICHST OFT
WIE SIE DIESES BUCH NUTZEN KÖNNEN
Tag 1
NEHMEN SIE KONTAKT AUF
Tag 2
STELLEN SIE EINE GROSSE FRAGE
Tag 3
SAGEN SIE DANKE
Tag 4
MACHEN SIE EIN VON HERZEN KOMMENDES KOMPLIMENT
Tag 5
BITTEN SIE UM DAS, WAS SIE BRAUCHEN
Tag 6
BERÜHREN SIE!
Tag 7
VEREINBAREN SIE EINEN DATE-ABEND
Schluss
ERNEUERN SIE IHR REZEPT
DANK
Anmerkungen
Social Media
Vorablesen.de
Cover
Titelseite
Inhalt
Einleitung KLEINE DINGE MÖGLICHST OFT
Wir widmen dieses Buch unseren lieben Freunden und Kollegen Alan und Etana Kunovsky, die mit uns das Gottman Institute gegründet und aufgebaut haben. Es war ein wunderbarer gemeinsamer Weg.
LIEBE. Das ist ein großes Wort – schwer zu definieren und auf den Punkt zu bringen. Die Dichter versuchen es schon seit Jahrhunderten: Sie ist wie eine leuchtend rote Rose (Like a Red, Red Rose) im Lied von Robert Burns. Oder sie ist »ein Markstein unverrückt, der auf den Sturm blickt und den nichts erschüttert« (Shakespeare, Sonett 116). Sie bedeutet Alle Herrlichkeit auf Erden, wieein klassischer Liebesfilm meint, oder niemals um Verzeihung bitten zu müssen (wie es in dem Film Love Story heißt). Kann es für etwas so Gewaltiges, so Elementares, so Geheimnisvolles, so Individuelles eine Formel geben? Ein »Rezept« für Liebe?
Mit einem Wort: Ja.
Und das Wichtigste, das man über dieses »Liebesrezept« wissen muss, ist: Es ist kurz. Ganz kleine Dosen Liebe, jeden Tag verabreicht, sind alles, was für eine gesunde Beziehung nötig ist. Warum? Weil genau das eine Beziehung ausmacht – nicht eine einmalige große Geste, sondern eine Million winziger Dinge, jeden Tag, ein Leben lang.
Und wir sollten es wissen: Denn seit nunmehr 50 Jahren betrachten wir die Liebe unter dem Mikroskop. Von Johns ersten Forschungsprojekten zu Interaktionen zwischen Ehepaaren an der Indiana University spannt sich der Bogen bis heute, weil wir über das Gottman Institute noch immer direkt mit Paaren arbeiten. Als wir 1990 das Love Lab (das »Liebeslabor«) in Seattle gründeten, wollten wir wissen: Was führt dazu, dass die Liebe Bestand hat? Warum bleibt ein Paar für immer zusammen, während ein anderes auseinandergeht? Und ist es vielleicht sogar möglich, irgendetwas davon mit Daten zu quantifizieren – die Werkzeuge der Wissenschaft und der mathematischen Modellierung für eine Vorhersage darüber zu nutzen, ob ein Paar bis ans Ende seiner Tage glücklich zusammenleben wird?
Seitdem haben wir alle Arten von Paaren – verheiratete und unverheiratete, gleichgeschlechtliche und heterosexuelle, Paare mit und ohne Kinder, frisch verheiratete und erfahrene Eheprofis, die schon Jahrzehnte zusammen verbracht hatten – ins Labor geholt, um die Schlüsselfaktoren zu ergründen, die eine gute Beziehung ausmachen. Wir haben uns jede Facette ihrer Beziehung angesehen – ihre Körpersprache, ihren Gesprächsstil, die Art, wie sie streiten, ihre je eigene und ihre gemeinsame Geschichte, wir haben zugeschaut, wie ihre Herzfrequenz anstieg und wieder abfiel, und den Spiegel der Stresshormone in ihrem Körper gemessen. Wir haben jede ihrer Bewegungen gefilmt und das Bildmaterial bis auf eine Hundertstelsekunde genau analysiert. Wir haben jeden Datenschnipsel gesammelt, den wir erhaschen konnten. Wir haben die Liebe in all ihre kleinen Einzelteile zerlegt, um herauszufinden, was genau sie am Laufen hält. Wie wenn man mit einem Teilchenbeschleuniger zu Forschungszwecken Atome zertrümmert, wollten wir sehen, ob wir die Bausteine der Liebe isolieren könnten.
Und was haben wir daraus gelernt, dass wir die Liebe ins Labor geholt haben?
Eine Menge. Es ist unser Lebenswerk. Und dieses Büchlein wird Ihnen nur einen kleinen Ausschnitt daraus anbieten. Aber wir denken, dass es in vielfacher Hinsicht der wichtigste Ausschnitt ist. In diesem Aktionsplan für sieben Tage, den wir in mundgerechte Häppchen gegliedert haben, werden wir Sie an unseren grundlegendsten Erkenntnissen teilhaben lassen – Sie zu den ersten Schritten anleiten, mit denen Sie eine beständige Liebe aufbauen können. Und hier schon mal vorneweg: Liebe ist eine Praxis. Eher ein Handeln als ein Gefühl. Sie ist etwas, das Sie tun, nicht etwas, das Ihnen einfach zustößt. Und Sie müssen eine tägliche Dosis geben – und bekommen –, um eine gesunde, glückliche Beziehung lebendig zu halten.
Das Überraschende dabei ist, dass es keiner großartigen Gesten bedarf. Es geht nicht um einen Blumenstrauß zum Valentinstag oder einen Last-Minute-Trip nach Paris. Ihr Lieblingsmensch muss auch keine Serenaden vor Ihrem Schlafzimmerfenster trällern. Vielmehr geht es um all die kleinen Dinge, die man häufig macht. Sie kennen doch sicher das Sprichwort »Der Teufel steckt im Detail«? Also, bei Beziehungen steckt stattdessen die Liebe im Detail. Was hier gefragt ist, fällt leicht, wird aber allzu oft vergessen. Wir haben alle schon den Spruch gehört: »Zerbrich dir nicht den Kopf über Kleinigkeiten.« Das mag ein guter Rat für das Leben im Allgemeinen sein, aber in Bezug auf die Liebe ist er zu hundert Prozent falsch. Bei der Liebe geht es überall um die Kleinigkeiten. Und das Kopfzerbrechen lohnt sich.
Mark und Annette hatten beschlossen, sich zu trennen. Der Entschluss war ihnen nicht leichtgefallen – sie waren seit mehr als zehn Jahren verheiratet und hatten eine achtjährige Tochter. Aber etwas war definitiv vorbei, und zwar schon sehr lange. Schritt für Schritt waren die gegenseitige Anziehungskraft, das Interesse füreinander, das gute Miteinander geschwunden. Die Ehe der beiden war langweilig und fade geworden. Sie freuten sich nicht mehr darauf, sich am Ende des Tages zu sehen, wie sie das früher getan hatten; irgendwie endeten die meisten ihrer Interaktionen jetzt mit Spannungen und Reibereien, nicht mit liebevollen Worten. Sie fühlten sich bestenfalls wie Geschäftspartner oder Zimmergenossen, nicht wie ein Liebespaar oder Freunde.
Als allerletzten Rettungsversuch schlug Mark vor, sie sollten einen Therapeuten aufsuchen. Das hatten sie noch nicht probiert. Und Annette meinte: »Warum nicht?« Sie hatten ja nichts zu verlieren.
Der Therapeut hörte sich ihre Geschichte an. Er fragte sie, was ihrer Meinung nach nicht in Ordnung sei und warum sie sich trennen wollten. Im Lauf mehrerer wöchentlicher Sitzungen kamen die Gründe ans Licht: Wir vertragen uns nicht mehr. Haben keinen Sex mehr. Scheinen uns nur noch zu streiten.
Dann sagte der Therapeut eines Tages: »Für das Wochenende habe ich eine Hausaufgabe für Sie.«
Er sagte ihnen, sie sollten etwas tun, das außerhalb ihrer Komfortzone liege. Ihrer eigenen Schilderung zufolge waren Mark und Annette sehr ordnungsliebende Menschen – sie wollten ihr Zuhause picobello sauber und tadellos organisiert haben. Reinlichkeit gehörte zu ihren obersten Prioritäten. Ihre Tochter räumte ihre Spielsachen immer sofort wieder auf, bei ihnen zu Hause lag nie etwas herum. Die Aufgabe, die ihnen der Therapeut gab, lautete: Gehen Sie in den Garten hinter Ihrem Haus, und machen Sie eine Schlammschlacht.
Die beiden waren platt. »Was sollen wir machen?«
»Eine Schlammschlacht«, wiederholte der Therapeut. »Nehmen Sie den Gartenschlauch, machen Sie eine Schlammgrube, ziehen Sie sich alte Klamotten an, und stürzen Sie sich ins Vergnügen. Bewerfen Sie einander mit Schlamm, lassen Sie sich voll darauf ein!«
Zu Hause schüttelte das Paar den Kopf und seufzte. Wirklich Pech, dass sich dieser Therapeut als Idiot entpuppt hatte. Jetzt mussten sie sich einen neuen suchen. Ihre Tochter, die das Gespräch mitbekommen hatte, war anderer Meinung als ihre Eltern.
»Ich finde, es ist eine super Idee!«, rief sie dazwischen.
Die beiden schüttelten wieder den Kopf. Kinder! Das Wochenende kam, und sie fühlten sich – wie gewohnt – angespannt und ohne Verbindung. In ihrer blitzblanken Küche besprachen sie beim Kaffee die Lage: Sollten sie die Therapie aufgeben? Wieder von vorne anfangen und einen neuen Therapeuten suchen? Erneut mischte sich ihre Tochter ein: »Lasst uns doch diese Schlammschlacht machen!«, rief sie. »Los, kommt! Probiert es doch einfach mal aus!«
Sie gab keine Ruhe. Wenn Sie Kinder haben oder welche kennen, wissen Sie, wie hartnäckig sie sein können – und wie laut. Mark und Annette ergaben sich mit erhobenen Händen. »Okay, okay«, sagten sie. »Du hast gewonnen.« Sie zogen alte Klamotten an. Mark kramte ein T-Shirt heraus, das er vor Jahren bei einem Konzert gekauft hatte, als er und Annette noch in der Datingphase waren, nur waren seine Haare inzwischen leicht angegraut, und das Shirt saß um die Mitte ein bisschen stramm. Annette trug schließlich eine alte, fleckige Bluse, die längst aus der Mode gekommen war. Die beiden fühlten sich absolut lächerlich, als sie im Garten herumstanden, während aus dem Schlauch kaltes Wasser in einen Haufen Erde strömte. Aber ihre Tochter sah sie erwartungsvoll und aufgeregt an: Was sollten sie also jetzt machen? Mark bückte sich und nahm eine Handvoll kalten Matsch, zögerte dann jedoch. Annette nutzte diesen Moment dazu, Schlamm in seine Richtung zu werfen. Jetzt waren seine Wangen dunkel gesprenkelt. Dadurch provoziert, warf er eine Handvoll Matsch nach ihr; sie schrie auf und bückte sich nach neuem Schlamm; ihre Tochter schaufelte mit beiden Händen ganze Berge von Matsch auf, und es dauerte nicht lange, bis eine gewaltige Schlammschlacht im Gange war. Bald konnten sie sich vor Lachen nicht mehr halten, warfen wild mit Matsch um sich, rutschen darin aus, fielen hinein und kugelten sich darin. Am Ende hielten sie sich in den Armen, lachten und küssten sich. Sie hatten sich einander noch nie so nahe gefühlt. Und so dreckig.
Diese Schlammschlacht veränderte ihre Beziehung grundlegend. Sie dauerte nur kurze Zeit – und doch hatte sie eine enorme Wirkung. Mark und Annette beschlossen in diesem Moment, ihre Familie brauche künftig mehr Zeit für Spaß und Abenteuer. Ihre Erfahrung hat uns daran erinnert, dass ein Fluss seinen ganzen Lauf ändern kann, wenn ein einziger Felsbrocken mitten hineinfällt. Er muss um den Felsen herumfließen, steigt ein Stück an und bedeckt mehr von der Böschung, gräbt sich einen neuen Weg durch Sand, Lehm und Gestein. Geologen haben herausgefunden, dass Flüsse im Lauf der Zeit auf diese Weise sogar ganze neue Täler formen können – alles nur aufgrund einer winzigen Veränderung.
Mark und Annette erzählten uns diese Geschichte und noch mehr, als sie ins Love Lab kamen, um an einer unserer Studien teilzunehmen. Als wir sie beobachteten, war schnell klar, dass es ihnen gelungen war, wieder zu einer stabilen und liebevollen Ehe zurückzufinden. Nach so vielen Jahren intensiver Forschung können wir, wenn wir ein Paar 15 Minuten lang beobachten, mit einer Trefferquote von 90 Prozent vorhersagen, ob die beiden zusammenbleiben werden oder nicht … und ob diese Verbindung glücklich sein wird.1 Und wir erkannten, dass Mark und Annette jetzt dauerhaft gemeinsam unterwegs waren.
Lange bevor wir das Gottman Institute gründeten, hatte John ein Mathematikstudium begonnen, weil er davon fasziniert war, dass man mit Zahlen wichtige Tatsachen über die Welt voraussagen kann. Aber während er als Graduierter am MIT arbeitete, merkte er, dass ihn die Psychologiebücher seines Zimmergenossen mehr interessierten als seine eigenen Fachbücher. Er sattelte um. Und dann, als er mehrere Jahrzehnte lang über Beziehungen geforscht hatte, kam seine alte Liebe zur Mathematik wieder zum Vorschein. Er begann nach der Mathematik der Liebe zu fragen. Schließlich konnten Biomathematiker schon alle möglichen Dinge modellieren, von Pandemien über Tumorwachstum bis hin zur Frage, warum Tiger Streifen und Leoparden Flecken haben. Warum dann nicht auch die Liebe?
Zu Johns ersten Entdeckungen im Love Lab gehörte, dass wir oft falsche Vorstellungen davon haben, was die Liebe am Leben hält. Er verfolgte seine Theorien und Ergebnisse über lange Zeiträume und stellte dabei fest, dass 60 Prozent seiner anfänglichen Ansichten darüber, was eine Ehe erfolgreich macht oder scheitern lässt, verkehrt waren. Wie wir alle hatte er diese Ansichten aus kulturellen Stereotypen abgeleitet – aus unseren Lieblingsromanen, Fernsehshows und Filmen, aus unseren eigenen Familien und Erfahrungen. Sie alle können uns leicht in die Irre führen und tun das auch oft. Aus diesem Grund brauchen wir tatsächlich Daten. Daten zu analysieren kann zuverlässig offenlegen, was an den Meinungen über den Erfolg von Beziehungen richtig ist und was nicht. Zum Glück hat John nicht aufgegeben, obwohl seine Vorhersagen anfangs so erbärmlich schlecht waren. Gemeinsam mit seinem besten Freund Dr. Robert Levenson und seiner Frau Dr. Julie Schwartz Gottman widmete er sein Berufsleben dem Sammeln und Analysieren von Daten, um hinter die Wahrheit zu kommen. Und das Ergebnis? Es gibt eine Wissenschaft der Liebe. Und das Beste ist, dass wir inzwischen eindeutige Wege kennen, einer Beziehung auf die Sprünge zu helfen. Die Liebe ist – nach all dieser Zeit – kein so großes Geheimnis mehr.
Wir haben im Love Lab mehr als 3000 Paare untersucht, deren Weg wir teilweise über 20 Jahre verfolgten, und über 40 000 Paare, die im Begriff waren, eine Paartherapie zu beginnen. Wir haben unzählige Stunden Filmmaterial angeschaut. Millionen von Datenpunkten gesammelt. Und haben dabei entdeckt, dass es universelle Faktoren gibt, die eine Beziehung gelingen oder scheitern lassen, die Vorhersagen ermöglichen, ob ein Paar zusammenbleiben und glücklich sein wird oder nicht. Damit es gut läuft, sind drei Dinge nötig:
Erstens muss ein Paar neugierig aufeinander bleiben. Wir alle wachsen und verändern uns mit der Zeit. Erfolgreiche Paare wissen das und nehmen sich die Zeit, eine »Liebeslandkarte« anzulegen und sie immer wieder zu ergänzen – ihr Wissen um die Innenwelt des jeweils anderen zu vertiefen. Das heißt nicht nur, dass man Fragen stellt, sondern auch, dass man die richtigen Fragen stellen muss.
Zweitens muss das Paar Zärtlichkeit und Bewunderung füreinander empfinden. Das bedeutet unter anderem, dass man das Gute sieht und würdigt, das der Partner oder die Partnerin tut, und die Dinge findet und hervorhebt, die man am anderen bewundert, und diese Dinge laut und deutlich ausspricht oder durch eine Berührung ausdrückt. Eine Menge Leute meinen, ihr Partner oder ihre Partnerin wüsste schon, dass er oder sie geliebt und bewundert wird – aber wir haben oft beobachtet, dass dem nicht so ist. Liebevolle Worte müssen viel häufiger laut gesagt werden, als uns klar ist. Hier geht es nicht um den Schwapp Wasser, den Sie Ihren Pflanzen alle paar Tage verabreichen, sondern um den Sauerstoff, den Sie tagaus, tagein atmen müssen.
Und drittens müssen sich die Paare einander zuwenden, anstatt sich wegzudrehen. Das heißt, die beiden machen einander Angebote, die wir gerne als »Kontaktangebote« bezeichnen, und gehen auch auf sie ein. Diese Angebote können in Kleinigkeiten bestehen, wie etwa, wenn man den anderen beim Namen ruft, oder es kann um etwas Größeres gehen, wie etwa eine Bitte, tiefere Bedürfnisse zu erfüllen. Erfahrene Paare sind klug genug zu merken, wann ihr Partner oder ihre Partnerin ein solches Kontaktangebot macht, und sie legen nötigenfalls weg, womit sie gerade beschäftigt sind, um darauf einzugehen.
Das sind die Faktoren, die die »Meister« oder »Meisterinnen« der Liebeskunst von denen unterscheiden, die in der Liebe eine Katastrophe sind. Weiterhin begreifen die Meister und Meisterinnen, dass gerade die kleinen Dinge, die sie alle Tage machen (oder nicht machen), eine Beziehung glücken oder scheitern lassen können – denn diese sorgen für Intimität. Es braucht nicht viel, um eine Beziehung zum Guten zu wenden. Es erfordert eine Frage oder auch zwei – von der richtigen Sorte. Es erfordert ein »Dankeschön« oder ein echtes, gelungenes Kompliment. Es erfordert, dass Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin die Chance geben, etwas für Sie zu tun. Es erfordert einen sechs Sekunden langen Kuss. Es erfordert … eine Handvoll Schlamm.
Vielleicht fällt Ihnen auf, dass in dieser Liste bezeichnenderweise ein paar Dinge fehlen. Vor allem Streit.
Natürlich gehört Streit zu jeder engen Beziehung. Aber wenn eine Beziehung auf der Kippe steht oder auch nur ein bisschen abgekühlt ist, ist ein großer Konflikt der letzte Startpunkt, den Sie brauchen können. Wir sagen nicht, Sie sollten Ihre Probleme ignorieren. Wir sagen nur, dass sie kein guter Ausgangspunkt sind. Wir wissen aus dem Love Lab, dass die besten Beziehungen nicht die Partner haben, die einander in erster Linie sagen, was mit dem jeweils anderen nicht stimmt. Vielmehr beruhen sie auf Partnern, die sich vorwiegend sagen, was gut ist. Daher werden wir Ihnen hier nicht vorschlagen, Sie sollten sich an den Küchentisch setzen, an Ihren Fähigkeiten zum Konfliktmanagement arbeiten oder sich Ihre großen Streitthemen vornehmen – ganz gleich, ob Sie nur eine holprige Wegstrecke bewältigen müssen oder gerade erst anfangen und sich fragen, welche Reibungspunkte wohl noch vor Ihnen liegen mögen. Wir werden Ihnen sagen, Sie sollten erst mal hinters Haus in den Garten gehen, eine Schlammgrube anlegen und ein bisschen Spaß haben.
Wir versprechen Ihnen, dass wir es Ihnen leichtmachen werden. Im Lauf der nächsten Woche können Sie Ihre Beziehungskultur zum Besseren verändern – und Sie können das in kleinen, sofort gangbaren Schritten tun. Für die nächsten sieben Tage wird Ihr Motto lauten: Kleine Dinge so oft wie möglich.
Dies ist ein Grundkurs in Beziehungsgestaltung. Niemand belegt diesen Kurs in der Highschool oder im College (obwohl wir das dringend bräuchten!). Wie man Beziehungen führt, müssen wir ganz alleine lernen, indem wir es uns von unseren Eltern, aus dem Fernsehen oder aus Kinofilmen abschauen. Und dort finden wir nicht immer eine gute Anleitung. Wir haben all diese Jahre gebraucht, um die Formel für eine gute Beziehung herauszufinden, und über die nächsten sieben Tage werden wir die besten und wirksamsten Ratschläge an Sie weitergeben, die wir herausdestilliert haben.
Jeder kann sie anwenden, von jedem beliebigen Ausgangspunkt aus. Julie hat in ihrer Praxis mit Menschen gearbeitet, die mit den schwierigsten Umständen fertigwerden mussten, die Sie sich vorstellen können: mit Kriegsveteranen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung, Heroinsüchtigen, Menschen, die Krebs überlebt haben, Gruppen, die in tiefer Armut leben. Es ist schwer, und es ist herzzerbrechend. Und sie liebt es. Es ist eine Arbeit, die die unglaubliche Widerstandsfähigkeit der menschlichen Seele bezeugt – Menschen tauchen aus der Dunkelheit auf und gelangen ans Licht. Im Love Lab hat sie dasselbe auch bei Beziehungen gesehen. Vielleicht ist keine Glut mehr da, nur noch Asche. Und doch – kaum bläst man ein bisschen hinein, schon lodert ein Feuer auf!
In jedem der folgenden Kapitel werden Sie gebeten, eine neue, beziehungsfördernde Gewohnheit in Ihren Alltag einzuführen, eine Woche lang jeden Tag. Sieben Tage, sieben neue Gewohnheiten. Sie werden Ihnen leichtfallen. Sie werden schnell gehen. Sie werden Spaß machen. Es wird keine großartigen Gesten und keine langen, schwierigen Gespräche geben. Es gibt keine Voraussetzungen dafür, wann und wo Sie diese Übungen mit Ihrem Gegenüber machen. Sie können zu jeder Tageszeit stattfinden, selbst an den vollsten Tagen, etwa während Sie das Geschirr aufräumen oder im Auto unterwegs sind. Es gibt nichts einzukaufen, zu tun oder vorzubereiten. Sie können auf der Stelle anfangen.
Aber ehe wir loslegen, möchten wir ein paar Fragen besprechen, die Sie vielleicht haben: Nämlich wie Sie dieses Buch nutzen und was Sie davon erwarten können.