Das blaue Siegel: Der zweite Fall für John Gowers - Daniel Twardowski - E-Book
SONDERANGEBOT

Das blaue Siegel: Der zweite Fall für John Gowers E-Book

Daniel Twardowski

0,0
5,99 €
1,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: dotbooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Wie kannst du dem Mörder entkommen, wenn du nicht weißt, wer er ist? „Das blaue Siegel“ von Daniel Twardowski jetzt als eBook bei dotbooks. Rätselhafte Morde erschüttern das indische Königshaus im Jahr 1866. Der amerikanische Privatdetektiv John Gowers wird beauftragt, mehr über die grausamen Taten herauszufinden. Bei seinen Nachforschungen begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch das fremde Land. Ihm zur Seite steht die geheimnisvolle Dienerin Ishrat. Aber kann Gowers ihr wirklich vertrauen? Als er in der alten Residenz der Königsfamilie nur knapp einem perfide geplanten Mordanschlag entgeht, weiß er endgültig, dass die Verschwörung größer ist als geahnt … „Das blaue Siegel“ ist der zweite Teil einer packenden historischen Kriminalserie voller Spannung, Intrigen und Verrat. Die Presse über Daniel Twardowskis Kriminalserie: „Twardowski zeichnet ein höchst buntes Bild der damaligen Zeit, glänzend recherchiert wie fabuliert. Sein Roman entwickelt einen wunderbaren Sog.“ Focus Online „Spannende, mitreißende Unterhaltungsliteratur mit historischer Tiefe.“ Bestsellerautorin Anne Chaplet Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Das blaue Siegel“ von Daniel Twardowski. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 663

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Über dieses Buch:

Rätselhafte Morde erschüttern das indische Königshaus im Jahr 1866. Der amerikanische Privatdetektiv John Gowers wird beauftragt, mehr über die grausamen Taten herauszufinden und die junge, schöne Maharani vor dem Tod zu bewahren. Bei seinen Nachforschungen begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch das fremde Land. Ihm zur Seite steht die geheimnisvolle Dienerin Ishrat. Aber kann Gowers ihr wirklich vertrauen? Als er in der alten Residenz der Königsfamilie nur knapp einem perfide geplanten Mordanschlag entgeht, weiß er endgültig, dass die Verschwörung größer ist als geahnt …

„Das blaue Siegel“ ist der zweite Teil einer packenden historischen Kriminalserie voller Spannung, Intrigen und Verrat.

Die Presse über Daniel Twardowskis Kriminalserie:

„Twardowski zeichnet ein höchst buntes Bild der damaligen Zeit, glänzend recherchiert wie fabuliert. Sein Roman entwickelt einen wunderbaren Sog.“ Focus Online

„Spannende, mitreißende Unterhaltungsliteratur mit historischer Tiefe.“ Bestsellerautorin Anne Chaplet

Über den Autor:

Hinter dem Autorennamen Daniel Twardowski steht der Literatur- und Medienwissenschaftler Dr. Christoph Becker, geboren 1962. Er lebt als freier Schriftsteller in Marburg und erhielt u. a. den Förderpreis zum Literaturpreis Ruhrgebiet, ein Daimler Chrysler-Stipendium der Casa di Goethe in Rom, den Oberhausener Literaturpreis und den Deutschen Kurzkrimipreis für Nachtzug.

Die Website des Autors: http://www.twardowski-autor.de/

Bei dotbooks erscheinen außerdem Tod auf der Northumberland und Fluch des Südens, Band eins und drei der Kriminalreihe um John Gowers.

***

Neuausgabe Juli 2015

Copyright © der Originalausgabe 2010 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Ashwin

ISBN 978-3-95824-202-9

***

Wenn Ihnen dieses Buch gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weiteren Lesestoff aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort Das blaue Siegel an: [email protected]

Gerne informieren wir Sie über unsere aktuellen Neuerscheinungen und attraktive Preisaktionen – melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an: http://www.dotbooks.de/newsletter.html

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.twitter.com/dotbooks_verlag

http://gplus.to/dotbooks

http://instagram.com/dotbooks

Daniel Twardowski

Das blaue Siegel

Der zweite Fall für John Gowers

Kriminalroman

dotbooks.

The Red Mist of Doing has thinned to a cloud

Rudyard Kipling, A Song of Kabir

Teil eins

1. Kapitel

Für jemanden, der auf ein Schiff nach England wartete, war das Gefängnis von Delhi ein ausgesprochen unpassender Aufenthaltsort. Es lag außerhalb der Stadtmauer, an der Straße, die in die nördlichsten Ausläufer der Aravalliberge und von dort in die Wüste Tharr führte.

John Gowers hatte im Büro des Kommandanten nur einen kurzen Blick auf die Karte werfen können, die über dem Schreibtisch und neben dem Porträt Königin Viktorias hing, sich aber diese Gegebenheiten mit dem sicheren Instinkt des Ausbrechers eingeprägt. Vor ihm, über die lächerlich niedrige Mauer und die Straße hinweg, ragte die Zitadelle von Feroz Schah in einen wolkenlosen Himmel. Dahinter lagen die Djumna und eine Flussfahrt von rund tausend Meilen bis nach Kalkutta.

Obwohl er kein Riese war, überragte Gowers die beiden Sepoys, die ihn abführten, um fast eine Kopflänge. Ohne dass es ihm anzusehen war, zählte er seine Schritte, während sie gingen, und registrierte sogar, dass ein offensichtlich lausiger Baumeister die Gänge, durch die man ihn führte, nicht rechtwinklig hinbekommen hatte. Über mehrere Treppen mit stark ausgetretenen Stufen ging es weit hinunter, und er fürchtete schon, in irgendein unterirdisches Verlies aus der Mogulzeit geworfen zu werden, als man ihn plötzlich wieder treppauf führte. Wollten sie ihn verwirren, oder kannten sich diese Kerle hier am Ende selbst nicht aus? In seinem Kopf nahm die Risszeichnung des weitläufigen Kerkers jedenfalls immer deutlicher Gestalt an.

Auf der nächsten der schwach beleuchteten Treppen stolperte er, fiel gegen den kräftigeren seiner beiden Bewacher und hielt eine Sekunde später etwas in der Hand, das er zunächst für einen leeren Tabaksbeutel hielt, dann aber als die Geldbörse des offenbar mehr als dürftig besoldeten Mannes identifizierte.

Sie bogen noch um einige Ecken, bis die Sepoys offenbar glaubten, ihren Gefangenen zur Genüge irregeführt zu haben. Gowers wusste, dass er sich jetzt beinahe wieder zu ebener Erde und ziemlich genau in der nordwestlichen Ecke des Gefängnisses befand. Eine Viertelmeile hinter der hier beginnenden rückwärtigen Mauer lagen die Ruinen des alten Delhi, von Tamerlan oder sonst einem Großen der Geschichte Asiens in den jetzigen kläglichen Zustand versetzt. Dort musste ein halbwegs geschickter Mann sich eigentlich auch bei Tage gut verbergen können.

Ein niedriger, langgestreckter Saal, nicht unähnlich den englischen Schuldgefängnissen des i8. Jahrhunderts, erwartete ihn. Der erbärmliche Gestank einer eingesperrten Menschenmenge schlug ihm entgegen, und in wenigen Sekunden musste er all seine Pläne entsprechend ändern. Hier bewachten die Gefangenen einander gegenseitig, ähnlich wie damals in Andersonville. Aber dort musste man nur die eingeschleusten Spitzel und gedungenen Zuträger fürchten und war ansonsten unter den Kameraden der Nordarmee.

Hier dagegen gab es nicht einmal richtige Kriminelle, mit denen man Geschäfte hätte machen können. Stattdessen glücklose Räuber oder ungeschickte Diebe, allzu aufdringliche Bettler und tatsächlich Schuldner, gepfändete Bauern; darunter, zu seinem ungläubigen Erstaunen, auch Frauen und Mädchen, zahlreiche Kinder, Gefangene in der zweiten Generation sozusagen.

Gowers’ Überraschung resultierte daraus, dass es, abgesehen von den spanischen Sklavenschiffen, in den Gefängnissen der zivilisierten westlichen Welt schon seit hundert Jahren keine Räumlichkeiten mehr gab, die Männer und Frauen sich teilen mussten. Zu wüst waren die Ausschreitungen gewesen, die dort vorgekommen waren. Hier jedoch machte das Kastensystem, das er immer noch nicht völlig durchschaut hatte, viele der Frauen ohnehin unberührbar.

Dies alles kam ihm nicht sehr entgegen, schon weil er auf den ersten Blick ein Viertel der Insassen für Spitzel hielt, die ihn, den Nasrany, den Ungläubigen, natürlich besonders im Auge behalten würden. Verbindlich lächelnd zog er deshalb die jetzt schon etwas besser gefüllte Börse des Aufsehers hervor und reichte sie dem völlig verdutzten Mann mit den Worten: »Das haben Sie wohl verloren, mein Lieber. Ich wäre Ihnen übrigens dankbar, wenn Sie in nächster Zeit den amerikanischen Konsul aufsuchen und von meiner Lage in Kenntnis setzen könnten. Es wird Ihr Schaden nicht sein.«

Dann schloss sich die kleine Tür klirrend, und John Gowers war so allein, wie es ein weißer Mann unter den gegebenen Umständen nur sein konnte.

2. Kapitel

Die Jagd hatte Raksha, die Dämonin, weit weg geführt von ihrem Lager in den Hügeln über dem Fluss. Weit weg von den fetten grünen Tälern hatte sie getötet, ihren Hunger gestillt. Sie schleppte noch an den Überresten des kleinen Bocks, trug ihn für ihre Kinder, als sie es roch. Verbranntes Gras, dessen Asche der Wind ihr entgegentrug auf dem Weg zum Fluss.

Ihr graues Haar sträubte sich, als sie immer tiefer in den üblen Wind hineinlief, den Gestank, der schnell zu Rauch wurde und ihre Sinne betäubte. Bald würde es nur noch diesen Gestank geben, würde sie nichts sonst mehr riechen können in der Welt, keine Beute und keinen Feind. Dennoch ließ sie den Bock nicht los, dessen Blut längst geronnen war in dem jämmerlich kurzen Fell und der nichts mehr von den Hügeln wusste, in die Raksha ihn trug.

Sie hatte schon einmal brennendes Gras gerochen, in ihrer Jugend, und wusste, dass es die Bauern waren, die das Land verbrannten bis an die Wurzeln, bis die Hügel kahl waren und so grau wie Rakshas Haar. Damals waren sie einfach fortgelaufen, rasch wie Schatten und weit in den Wald von Teriani hinein. Niemand war zurückgeblieben, auch die Alten nicht. Aber diesmal wusste sie, fühlte, dass ihre Kinder noch nicht so weit und schnell laufen konnten.

Als sie den Fluss sah, rot glänzend in der untergehenden Sonne, ließ sie die Beute fallen. Sie kannte das Land nicht mehr, stutzte. Ihre goldenen Augen suchten die Hügellinien, die Bäume, Merkzeichen. Das Land blieb fremd und grau in der Dämmerung. Langsam lief sie los. Hinter ihr fielen die Geier aus dem Himmel wie große Steine, stürzten sich auf den Bock, den Raksha geschlagen hatte. Sie kümmerte sich nicht darum, das Hacken, Reißen, das heisere Geschrei.

Der Boden unter ihren nackten Füßen wurde heiß, brannte noch hier und da in kleinen, kriechenden Flammen. Asche drang zwischen ihre Zehen bei jedem Schritt. Dann sah sie den Schakal, der mit blutigem Maul davonschlich, den Schwanz eingeklemmt, lief, was er laufen konnte, vor Rakshas Zorn. Und nun waren die Geier auch vor ihr. Wo die Höhle gewesen war, lag die Erde in Fetzen, aufgerissen wie eine große Wunde. Hier hatten die Bauern gegraben.

Sie vertrieb die Geier mit einigen raschen Sätzen und stand dann vor dem Festmahl der Aasfresser, der Ratten, Ameisen, die sich nahmen, was die Hunde der Bauern übrig gelassen hatten von Rakshas Kindern. Die kleinen Körper waren kalt, als sie sie anstieß, schnüffelte, leckte, wie sie es so oft getan hatte. Eines hatte verkohlte Füße, alle waren zerrissen von Zähnen, Stöcken und eisernen Klauen. Sie waren in der sicheren, tiefen Höhle erstickt, verbrannt und schließlich erschlagen worden, als sie herauskamen, ganz zuletzt, blind vor Schmerz. In der Nähe fand Raksha einen zerbrochenen Stock, frisch zugespitzt von den Bauern, aber an der Spitze blutig und zerbissen. Ihre Kinder hatten sich gewehrt bis zum Ende.

In den Dörfern am Fluss hörten die Bauern drei Nächte hindurch einen großen Wolf heulen. Ist uns entwischt, meinten sie und lachten hinter ihren festen Mauern aus Lehm. Die Kinder zitterten. Das ist nur ein Wolf, sagten ihre Mütter und lachten über die Feiglinge. Seine Totenklage.

Aber es war Raksha, die Dämonin, die ihr Rachelied sang.

3. Kapitel

Es war vor allem das Stillsitzen, das ihn nach fünf Tagen allmählich zermürbte. Seit er New York verlassen hatte, war er fast ständig in Bewegung gewesen. Mit der Northumberland nach Bombay. Dort in Sachen Reginald Wedderburn gut zwei Wochen lang in den höchst unterschiedlichen Kreisen, in denen der Verstorbene verkehrt hatte – von den Villen und britischen Herrenclubs auf Malabar Hill bis hinunter ins Bordellviertel Tardeo. Danach hatte ihn ein beinahe schon mittelalterlich anmutender Küstensegler nach Surat gebracht, wo er von Lady Wedderburn das vereinbarte Honorar einforderte. Dummerweise hatte er sich dort von einer angeblichen Erkrankung der Dame ein paar Tage hinhalten lassen und zu spät festgestellt, dass sie vor ihrem Gläubiger und seiner Wahrheit nach Delhi geflohen war.

Für eine Achthundert-Meilen-Verfolgungsjagd hatte sein Geld da schon nicht mehr gereicht, nur für eine gemächlichere Reise im Ochsenkarren nach Ujjain, dann auf einem langen, schmalen Mussola oder Flussboot den Chambal hinunter bis Dholpur und von dort noch einmal fünfzig Meilen zu Fuß bis nach Delhi. Das Erlebnis dieser Reise durch das Hochland von Malwa und vor allem das dumme Gesicht der Lady, als er da plötzlich auf der Veranda ihres Landhauses stand, war jeden Schritt wert gewesen. Aber sein Geld hatte er wieder nicht bekommen und war am nächsten Tag entsprechend heftig geworden. Er hatte sogar über eine mögliche Veröffentlichung seiner Erkenntnisse über den ehrenwerten Sir Reginald gesprochen – und das hatte dem Rechtsbeistand der hartnäckigen Villenbesitzerin Lady Wedderburn, Colonel Outram, der mit einer sechsköpfigen Sepoy-Abteilung im Nebenzimmer auf der Lauer lag, für eine Inhaftnahme ausgereicht.

Nach fünf endlosen Tagen neigte John Gowers allmählich der Auffassung zu, dass es in Delhi überhaupt keinen offiziellen Vertreter der amerikanischen Regierung gab. Damit lag er auch insofern richtig, als von der tatsächlichen Existenz eines entsprechenden Konsuls pro tempore nur wenige Eingeweihte etwas wussten. Dieser Mensch, seines Zeichens Baumwollgroßhändler, war eigentlich britischer Staatsbürger, bekleidete sein Amt allein aufgrund gewisser Handelsbeziehungen zu den früheren Südstaaten und war infolgedessen noch von Jefferson Davis ernannt und nie von seinem Posten abberufen worden. Vermutlich wäre er auch der Meinung gewesen, dass ein Yankee im Gefängnis genau dort war, wo er hingehörte.

Der große, niedrige Raum lag nur wenig unter dem Niveau der ebenen Erde. In Kopf-, für Gowers in Brusthöhe bestand die gesamte äußere Längswand aus einer vergitterten Öffnung, die auf den westlichen Innenhof des Gefängnisses führte. Hier zirkulierte die heiße Luft, hier fand die »Fütterung« statt, indem die Wachen zweimal täglich die erhobenen Blechschüsseln, Näpfe oder auch nur die hohlen Hände der Gefangenen mit lauwarmem Reis- und Hirsebrei füllten. Hier waren auch nachts die besten Schlafplätze, es sei denn, die Kinder der im Gefängnis lebenden Aufseher machten sich einen Spaß daraus, aus ihrer ungewohnt erhabenen Stellung auf die schlafenden Gefangenen zu pissen.

Tagsüber saßen draußen vor diesem Gitter die Besucher, die Angehörigen der eingesperrten armen Teufel, mitunter ganze Familienverbände, die sie mit Trost, Wasser und halbwegs frischen Lebensmitteln versorgten. Wie von dem weltumspannenden System, das britische Ökonomen zur Perfektion gebracht hatten, nicht anders zu erwarten war, nutzten die Menschen sogar noch diese Gegebenheiten, um Geschäfte mit den Bedürfnissen ihrer Mitmenschen zu machen. Dabei wäre vielleicht eine kleine Säge zu erstehen, und die Gitterstäbe sahen alles andere als stabil aus. Durch eine neuerliche Bestechung der Aufseher konnte er vielleicht auch in der Verkleidung eines Abtrittentleerers die entscheidenden Türen passieren.

Für beide Möglichkeiten brauchte er jedoch innerhalb des großen Gefängnissaals einen Mitstreiter mit so viel natürlicher Autorität, dass er einen Fluchtalarm von Seiten der Insassen oder der Spitzel wenigstens so lange verhindern würde, bis Gowers über die Mauer und in den Ruinen des alten Delhi war. Er versuchte also, sich mit einem jungen Mann anzufreunden, der sauberer und intelligenter aussah als die Mehrheit der Gefangenen; der ihm in einem kurzen Gespräch aber lediglich zu verstehen gab, dass das Leben ohnehin nur ein Traum und daher nicht zu ändern sei: »Das ist die Maya, der Weltentrug, du, ich, alles. Handeln ist wie ein Rauch im Wind, ein roter Nebel vor der Sonne, der unser Denken verwirrt.«

Mit seinem abgeklärtesten Lächeln zog Gowers sich zurück und hielt Ausschau nach einem gemeinen, schmutzigen Kerl, mit dem mehr anzufangen wäre. Er hatte sich den entsprechenden Mann bereits ausgeguckt, als am Morgen des sechsten Tages vor dem Gitter sein Name gerufen wurde.

4. Kapitel

Rote Ashokablüten bedeckten den kleinen Leichnam ihrer Hoffnungen, Mirza Innuzzar Baht, den Letzten ihres Geschlechts. Seine Schönheit, das bleiche Kindergesicht, von den Blüten umrahmt, schnitt in ihr Herz. Für einen Augenblick zerbrach ihre Stärke, und sie sackte an der schlecht geschnitzten Totenbahre zusammen, aber ihre Knie berührten den Boden nicht.

Als die Frauen ihr beispringen wollten, hatte sie sich schon wieder in der Gewalt, seufzte ohne Tränen, küsste die kalten Lippen ihres Enkelsohns und zog dann das Leichentuch über sein Gesicht. Es war wie aus Wind gewebt, fein wie der Abendtau, Produkt einer dreitausendjährigen Tradition der Tuchherstellung. Der leiseste Atemhauch hätte es fortgeweht, aber der Junge atmete nicht mehr. Sie befestigte es im Nacken des Toten, der nun aussah wie eine Alabasterstatue, für deren Vollendung einer der alten Bildhauer nur noch wenige zarte Schläge gebraucht hätte.

Sie trat langsam zurück, die Frauen nahmen die Bahre hoch und trugen den Erben des letzten Mogulkaisers hinaus, durch marmorne Hallen mit silbernen Decken. Die Blüten fielen wie helle Blutstropfen auf Mosaike aus Halbedelsteinen, von den leichten Tritten der Frauen und Mädchen der Zenana in Jahrhunderten nicht abgenutzt. Kein Geräusch, kein Klagelied begleitete die Prozession, außer dem leisen Plätschern der Springbrunnen, die ihre glitzernden weißen Wasserperlen versprühten.

Durch Gänge mit goldenen Wänden, schimmernd im Fackellicht, ging es hinaus in den letzten lebenden Garten, tief verborgen im Roten Fort. Hierher war nie ein Feind gekommen, kein Engländer hatte diese Erde betreten. Dennoch waren die Ashokabäume nun abgeschlagen und ihr duftendes Holz zu dem Scheiterhaufen geschichtet, auf dem die Frauen die Bahre niederlegten.

Die Fackeln verblassten im Licht des langsam heraufdämmernden Aprilmorgens, als sie zu Agni betete, dem Feuergott, Leben des Windes, Leib der Pflanzen, der die Welten erschafft und wieder zerstört. Dann legte sie selbst das Feuer unter den niedrigen Holzstoß. Öl und weißes Kashagras gaben den Flammen Nahrung, bis sie das Fleisch von ihrem Fleisch erreicht hatten und Agni ihre letzte und schönste Frucht verzehrte. Ihre Züge wurden hart und kalt, als der Rauch in den Himmel stieg, und tief in ihr schrie eine Stimme. Sie öffnete den Mund, etwas Wildes, Altes in ihren Augen, und seltsam dunkel klang es aus ihrer Kehle.

»OUDH!«

So hatten Könige vor ihr gerufen, von älterem Blut als alle Briten, Moguln, Muslime, in Schlachten, die vor der Zeit geschlagen wurden, als Vyasha jung war und die Welt nur ein Traum. Die Frauen nahmen den Ruf auf.

»OUDH!«

Wie Krieger grüßten sie das versunkene Königreich und streckten ihre nackten Arme in den Himmel, als wollten sie den Rauch festhalten. Aber ein Wind kam auf, wühlte in den Flammen, spielte mit dem Rauch, blies Asche in ihre Gesichter und griff heiß unter ihre Gewänder, bis sie sich abwandten und flohen.

Agni lachte. Und der Wind aus der Wüste Tharr trieb den letzten Erben von Oudh und Delhi wie grauen Staub um die Stümpfe der geschlachteten Bäume, aus denen noch immer Saft austrat. Der rote Ashoka, unter dem der Buddha geboren wurde, war Kama Devas Gewächs, eine Frucht der Liebe. Seine Blüten galten als Heilmittel gegen jeden Kummer und alle Arten von Traurigkeit. Aber die blutenden Stümpfe der Bäume im letzten Garten des Roten Forts von Delhi waren ein Zeichen, dass hier eine Trauer wohnte, die nie mehr geheilt, die nur noch gerächt werden konnte.

5. Kapitel

»Gowers, John Gowers, John Gowers!«

Eine seltsam hohe, näselnde Stimme wiederholte seinen Namen so eintönig, als sei er ein Mantra. Vor dem Gitter trabten dabei zwei stelzenartige Beine in staubigen Schuhen und einer speckig glänzenden Hose auf und ab. Gowers hatte auf einem Jahrmarkt auf Coney Island mal vor einem drei Meter großen Uncle Sam gestanden, an den er sich in seiner Froschperspektive nun erinnert fühlte. Er trat an das Gitter und schützte gleichzeitig seine Augen vor der gleißenden Helle des Gefängnishofs, indem er eine kleine Brille mit runden blauen Gläsern aufsetzte.

»Ja?«

Der Inhaber der monotonen Stimme und der Stelzenbeine, ein schlotterdürrer dunkelhäutiger Inder von höchstens fünfundzwanzig Jahren, beugte sich zu Gowers hinunter, indem er eine Hand auf ein Knie stützte.

»Sie sind John Gowers, Amerikaner?«

»Ja. Und wer sind Sie?«

Statt einer Antwort fiel ein schlaffes, schäbiges Gaddi, ein mit Troddeln verziertes Kissen, auf den Boden und wirbelte eine kleine Staubwolke auf, die Gowers mitten ins Gesicht bekam. Als er wieder aufschaute, hatte der junge Mann bereits Platz genommen, saß im Schneidersitz vor dem Gitter und streckte ihm zwischen den beängstigend spitz aufragenden Knien seine schmale, dunkle Hand entgegen.

»Mein Name ist Masjid Jawaharlal Mukhopadhyaya. Ich bin Rechtsanwalt.«

»Sehr erfreut!« Gowers schüttelte die ihm angebotene Hand und konnte dabei nicht umhin, sich diesen Namen perspektivisch vorzustellen. Dann erst kam er endlich zu der Frage, die ihm seit fünf Tagen auf den Lippen brannte: »Haben Sie zufällig was zu rauchen?«

»Bedaure«, sagte Mukhopadhyaya, ohne eine Miene zu verziehen, und nahm Bleistift und Papier aus seiner abgegriffenen Aktenmappe. »Lassen Sie uns zur Sache kommen!«

An seiner ganzen Haltung, vor allem an der gelassenen Routine, mit der er vor ihm, über ihm im Staub saß, erkannte Gowers, dass der junge Mann nicht zum ersten Mal vor diesem Gitter mit einem Mandanten verhandelte.

»Wer hat Sie hergeschickt?«, fragte der Gefangene misstrauisch.

»Niemand«, antwortete Mukhopadhyaya völlig ruhig und schüttelte nur ein wenig verständnislos den Kopf, als er fortfuhr: »Ein Wachsoldat, der für diese Information offenbar noch ein Trinkgeld erwartet, sagte mir, dass ein Amerikaner hier ist. Ich habe in Amerika studiert, müssen Sie wissen, und das hat sich inzwischen herumgesprochen.« Er sagte das mit allem Stolz eines Mannes, der ansonsten wenig mehr aufzuweisen hat, und das überzeugte Gowers endgültig davon, dass weder Lady Wedderburn noch Colonel Outram je mit dem Anwalt zu tun hatten, der sich in diesem Augenblick wie verlegen am Ohr kratzte.

»Zunächst wäre die Honorarfrage zu klären, Mr. Gowers …«

Der Junge hat wirklich in Amerika studiert, stellte Gowers mit einem heimelig berührten Lächeln fest, das ihm seit Van Helmonts Tod fast abhandengekommen war.

»Wenn Sie mich hier herausholen, Mr. Mukho…«

»…padhyaya!«

»… bekommen Sie das Honorar, das man mir schuldet.«

Der Anwalt streckte seinen Storchenhals aus dem zu weiten Kragen und kratzte sich nun wirklich, seufzte, als hätte er Vergleichbares schon öfter gehört, als ihm lieb war. »Zahlung im Erfolgsfall«, murmelte er dann schicksalsergeben und schrieb diese Worte als erste auf seine Akte. »Und worum handelt es sich?«

»Darüber gibt es verschiedene Meinungen.«

»Das ist bei Rechtsstreitigkeiten meistens so. Aber wie lautet die Anklage?«

»Es gibt gar keine.«

Mukhopadhyaya stutzte. »Nun, was ist die Anschuldigung? Wegen irgendwas müssen Sie ja hier sein.«

»Das Letzte, was ich gehört habe, war Ehrabschneidung, Verunglimpfung eines Verstorbenen und üble Nachrede.« Gowers genoss ein wenig den unsicheren Blick, den ihm sein Anwalt zwischen der Aktenmappe und dem linken Knie hindurch zuwarf. »Und Erpressung«, fügte er dann hinzu.

»Ah!« Mukhopadhyayas Miene hellte sich auf, als sei die Sonne durch die Wolken gebrochen, und sein Bleistift fuhr jetzt beinahe fröhlich übers Papier. »Jetzt kommen wir zur Sache.«

»Könnten Sie mir etwas zu rauchen besorgen?«, fragte John Gowers.

6. Kapitel

Durch einen sonderbaren Irrtum der Vorsehung war Indien voller Inder. Glücklicherweise hatte man die Armee, um sie bei Bedarf totzuschießen. Denn das Land an sich hatte viele Vorzüge, wenn auch nicht unbedingt im Sommer. Im Sommer schwitzte Lady Wedderburn trotz zwei- oder dreimaligen Badens täglich ihr Korsett, mehrere Unterkleider und bis zu vier Paar ihrer seidenen, schenkellangen Strümpfe durch. Der Sommer war nichts für die Engländer. Oder die Engländer waren nichts für den Sommer in diesem Land, das zweieinhalb Jahrhunderte Tatkraft und Unternehmungsgeist ihnen eingebracht hatten. Es war ihnen ja nicht in den Schoß gefallen.

Indien war ein herrliches Land. Gewürze, Seide, Opium, Indigo, Zuckerrohr, Salpeter und immer wieder Baumwolle, alle Arten von Stoffen. Es war wie geschaffen für Kaufleute, mithin geschaffen für Engländer. In seinen köstlichsten Teilen geschaffen von Engländern. Da gab es die – zumindest in der milden Jahreszeit – herrlichen Parkanlagen der englischen Viertel, der weitläufigen Clubs. Palastartige Anwesen, in denen man drei bis vier englische Landhäuser bequem hätte verstecken können. Wohnräume, groß wie Londoner Ballsäle, und Betten, die eigentlich seidene Landschaften waren. Nein, das Land hatte unbestreitbare Vorzüge. Aber auch schrecklich viele Inder.

Sie meinte natürlich nicht ihre zweiundsiebzig Bediensteten. Diener gab es überall, musste es überall geben und gerade in diesem Klima. Irgendjemand musste schließlich die Pankas und die riesigen Thermantidoten bedienen, die die Luft kühlten und in Bewegung brachten, damit Menschen sie atmen konnten. Auch die Existenz einer arbeitenden Klasse leuchtete Lady Wedderburn unter ökonomischen Gesichtspunkten durchaus ein. Aber die Übrigen? Das braune Gewimmel, das sich vor ihrer Kutsche knäuelte und schob, ihren Weg versperrte bei jeder Fahrt in der Stadt. Aufdringliches Geschrei, sinnloses Hin-und-her-Rennen unsäglich schmutziger Füße, splitternackte alte Männer, Digambaras, die der Kutsche nicht einmal auswichen, schwatzende Weiber mit tätowierter Stirn, Kinder, die umherhuschten wie Eidechsen, und die Wolken von Staub und Gestank, die all diese Kreaturen aufwirbelten.

Warum nur hatte Gott diese erschreckende Menge von Indern geschaffen? Die sich zudem seit Jahrhunderten uneins darüber waren, ob sie ihn nun auf hinduistische oder muslimische Weise verehren sollten? Die in dieser Frage immer wieder blutig übereinander herfielen? War es eine bloße Herausforderung englischen Ingenieurgeistes in gesellschaftlicher Hinsicht? Brauchte man sie als notwendige Objekte der Beherrschung? Dazu hätte die Hälfte der Leute schon mehr als gereicht. Nein, es musste eine Art Prüfung sein, zu diesem Schluss war Lady Wedderburn nach reiflicher Überlegung und sieben Jahren auf dem Subkontinent gelangt. Es war die ständige Prüfung der moralischen Überlegenheit der britischen Kultur. Nur darum ließ man all diese Inder am Leben, so schwer es auch manchmal fiel.

Wie immer auf dem Weg durch die Vorstädte drang die Schwere der Prüfung besonders schneidend in ihr Gemüt, ihre Augen und ihre Nase. Denn Inder – sie hatte es oft nach Hause schreiben wollen, aber keine schreibbaren Worte gefunden –, denn Inder – Männlein und Weiblein, vom verschmiertesten Kleinkind über hübsche junge Mädchen, Männer, Matronen bis hin zu wohlbebarteten Greisen –, Inder – unbelastet von der selbstverständlichen Beschämung durch die eigenen kreatürlichen Bedürfnisse, die den vielleicht härtesten Kern der westlichen Zivilisation ausmachte –, Inder kackten überall hin!

»Der Vollmond geht auf!«, hatte Reggie schon damals scherzhaft gesagt, als er seine nicht mehr ganz junge Frau auf dem Apollo Bandar in Bombay vom Schiff abholte und – weil früher Morgen war – der Reigen entblößter Hinterteile am Pier, an den Wegen, in Wiesen, auf Feldern, am Straßenrand kein Ende mehr nehmen wollte. Lady Wedderburn war so rot geworden wie im Leben noch nie, und das Gefühl, unter eine Rasse besonders ungezogener Hunde geraten zu sein, hatte sie seit diesem Tag nicht mehr losgelassen. Da mochten die armen, ahnungslosen Gelehrten in England von indischer Kunst, indischer Dichtung, dem ehrwürdigen Alter der indischen Religionen schwatzen – aber was war denn, um Himmels willen, von einer Kultur zu halten, die in so vielen tausend Jahren nicht einmal ein Klosett hervorgebracht hatte?! Oder zumindest den Wunsch, eines zu benutzen?!

Womöglich beschäftigte dieser Aspekt des kolonialen Lebens die vertrocknete Lady aber nur deshalb so ausdauernd, weil sie selbst immer wieder von geradezu erschütternden Durchfällen heimgesucht wurde und – besonders in der Monsunzeit – ein gelungener Stuhlgang den Höhepunkt ihrer Tage darstellte, jedenfalls wenn Reggie nicht da war. Und Reggie war nun für immer fort!

Colonel Outram hatte an der Treppe des Gerichtsgebäudes im Schatten seiner Kutsche auf sie gewartet. Den impertinenten Amerikaner sah sie erst im Zimmer des Richters wieder. Sein Anwalt war Inder, wie konnte es anders sein. In welchem Dreck mochte er heute Morgen gehockt haben? Lady Wedderburn wünschte sich wieder einmal, dass sie England nie verlassen hätte.

7. Kapitel

Kalter Januarregen trieb vor dem Wind, fegte in grauen Schleiern die Hügel hinunter über den Sund von Plymouth. Die beiden schwarz gekleideten Männer verkrochen sich, so weit es eben ging, in ihren Mänteln und zogen die Hüte tief ins Gesicht, als sie ins Boot stiegen. Dennoch vergaß der kleinere von ihnen nicht, einen langen Blick auf das zurückweichende Ufer zu werfen, das im trüben Spätnachmittag rasch verschwand.

In den Regen mischte sich nun ein Hauch von Schnee, kleine Kristalle, die auf den dunklen Ärmeln der Männer für eine Sekunde ihre Struktur behielten, bevor sie wässrig zerfielen.

»Ein scheußliches Wetter«, knurrte auf Deutsch der größere der beiden durch einen großen braunen Schal hindurch und blickte mit einer Mischung aus Verwunderung und Verachtung auf die harten roten Hände der Matrosen, die in unerschütterlich gleichmäßigem Takt das Boot ruderten. Der kleinere Mann, der zwischen Mantelkragen und Hutrand hervorlugte wie durch eine Schießscharte, zuckte nur kurz mit den Schultern.

Als sie sich den beiden Dreimastbarken näherten, übertönte ein kakofonisches Durcheinander von Befehlen, Flüchen und den ungeordneten Geräuschen verschiedener eilig ausgeführter Arbeiten allmählich das dünne, surrende Aufklatschen des Regens auf den kleinen Wellen. Schneller und höher als erwartet stieg die Bordwand des größeren der beiden Schiffe vor ihnen aus dem Wasser, die Männer stellten die Ruder auf, und die Restfahrt trug das Boot direkt unter dem verschnörkelten Namenszug entlang, ehe es mit einem dumpfen Aufschlagen sein Ziel erreichte und von oben festgeholt wurde.

»Enterprise«, sagte der kleine Mann, indem er das Wort deutsch, nämlich am Wortende betonte. »Was heißt das, Bruder Van Deurs?«

»Enterprise bedeutet so viel wie …« Der Größere überlegte kurz. »So viel wie Unternehmung, Vorhaben, kühnes Beginnen.«

Der Kapitän und sein Commander hatten sich unter Deck der Enterprise verholt, nachdem auf beiden Schiffen das Stauen in vollem Gang war. Sie waren eben mit der ersten Mahlzeit auf See fertig geworden. Das Chaos an Bord durfte sie nicht kümmern, sie mussten vielmehr zeigen, welch unerschütterliches Vertrauen sie in die Fähigkeiten ihrer Offiziere und Mannschaften hatten, jedwede Wuhling zu ordnen und jedes Problem zu meistern, selbst wenn es um die ganze Erde ging. Außerdem mussten sie »einander beriechen« und tranken sich deshalb schon zum wiederholten Mal auf eine erfolgreiche Reise zu.

Der drahtige kleine Richard Collinson, Oberbefehlshaber der Expedition, hatte in China Hervorragendes geleistet, war aber nie in der Arktis gewesen, während der rothaarige Ire McClure, Commander des Begleitschiffs, schon zweimal im Polargebiet gefahren war. Als Fähnrich mit dem berüchtigten George Back ausgerechnet auf der Terror und jetzt, gerade erst zurückgekehrt, zwei Jahre lang an Bord ebendieser Enterprise als First Lieutenant unter Sir James Ross. Er hatte sogar im Eis überwintert, und Collinson wusste, dass allein seine Protektion innerhalb der Admiralität ihm das Kommando verschafft hatte, von dem viele meinten, dass es McClure gebührt hätte.

Eine schwierige Situation für die beiden Männer, die Collinson mit einer Einladung zum Mittagessen und einer selbst angesetzten Schale Punsch so weit wie möglich zu entschärfen hoffte. Glücklicherweise hatte sich Robert John Le Mesurier McClure als integrer Mann und loyaler Untergebener gezeigt. Hatte seine Erfahrungen mit dem Eis und dem Schiff in die Unterhaltung einfließen lassen, ohne aber im Geringsten in Zweifel zu ziehen, wer auf dieser Reise die Zügel in der Hand halten würde. Collinson hatte sich sogar schon ein wenig darüber gewundert, dass der Ire so gar kein Problem damit hatte, wieder nur zweiter Mann zu sein. Ihm selbst wäre das weit schwerer gefallen.

»Wie kommen Sie zu diesem französischen Namen?«, fragte er jovial und nachdem ihm vom Punsch schon so warm geworden war, dass er seine kleine runde Brille putzen musste.

»Mein Vater, Sir«, antwortete der Ire, die langen Beine weit von sich gestreckt und die Pfeife mit Collinsons Erlaubnis zwischen den Zähnen, »starb, ehe ich geboren wurde. Sein Kriegskamerad Captain John Le Mesurier sorgte für mich. Er war halb Schotte und halb Franzose.«

»Oh«, Collinson lächelte, »so eine alte Stuart-Geschichte, wie?«

»Ay, Sir!«, sagte McClure durch den Rauch seiner Pfeife.

»Halten Sie sechs Monate für realistisch?« Collinson wurde nach einer längeren Pause wieder dienstlich. »Diese Schachteln sind entsetzlich langsam!« Er hatte im Chinesischen Meer stets Kriegsschiffe kommandiert und konnte sich mit den beiden vergleichsweise plumpen ehemaligen Walfängern nur schwer anfreunden.

»Sie segeln stetig, Sir, auch bei schwerem Wetter. Und wir müssen spätestens im August in der Beringstraße sein, besser noch mitten im Eis, wenn das Ganze überhaupt Zweck haben soll.«

Collinson stutzte ein wenig. War das vorsichtige Kritik an den Plänen der Admiralität? Hielt dieser verdammte rothaarige Eisfahrer das ganze Unternehmen für aussichtslos? Hatte er sich deshalb in seine untergeordnete Rolle gefügt?

8. Kapitel

Die Welt, die Zeitungen spotteten bereits. Wenn ein britischer Polarforscher in der Arktis einen Bach entdeckt, schickt die Regierung Ihrer Majestät zehn Expeditionen aus: eine, um den Bach zu erforschen, und neun, um sich gegenseitig zu suchen!

Tatsächlich hatte die Suche nach Franklin das Königreich schon über eine Million Pfund gekostet, ohne dass neunzehn Expeditionen, zu Land und zu Wasser, von den hundertdreißig Männern, zwei Schiffen und dem ehrenwerten Sir John auch nur die geringste Spur gefunden hatten. Man hatte den gesamten Westen abgesucht, Frobisher, Hudson Strait, Fox Channel, den Lancaster Sound hinein und die Barrow Strait entlang jeden Kurs gesteuert, den der Mann vernünftigerweise hätte einschlagen können. Nichts. Keine Trümmer, keine Flaschenpost, keine Depots. Es war, als seien Erebus und Terror schon im Nordatlantik mit Mann und Maus untergegangen.

Franklin war nun fünf Jahre fort und seit drei Jahren überfällig. Diese Unternehmung würde die letzte sein, die Hilfe bringen oder vielleicht sogar Überlebende finden könnte. Die Überlegung der Admiralität war ganz einfach. Man hatte versucht, Franklins Spur dort zu verfolgen, wo er in die Nordwestpassage eingedrungen war, von der Baffin Bay aus nach Westen. Wäre es nicht viel logischer, den Mann und die Schiffe Ihrer Majestät Königin Viktorias dort zu suchen, wo sie irgendwann wieder herauskommen mussten, nämlich im Norden Alaskas und von der Beringstraße aus?!

Diese Idee auszuführen waren Kapitän Collinson und sein Commander McClure im Begriff– auch wenn das, sozusagen als »Anlauf«, eine Reise um Südamerika und der Länge nach nicht durch einen, sondern gleich zwei Ozeane bedeutete. Sie blieben dabei so ruhig, wie es nur Offiziere der britischen Royal Navy in der Mitte des i9. Jahrhunderts sein konnten, denn, da waren sie mit ihrer Zeit einig, ihnen gehörten ja die Welt und ihre Meere.

Collinson fällte die Gläser gerade noch einmal auf, als es klopfte.

»Der Dolmetscher, Sir!«

Kapitän und Commander erhoben sich, als die beiden schwarz gekleideten Männer die Kajüte betraten und ihre tropfenden Hüte abnahmen.

»Einen Punsch, meine Herren?«, fragte Collinson, wurde sich der Zweifelhaftigkeit seines Angebots aber sofort bewusst und lächelte nonchalant. »Nein, natürlich nicht. Sie sind …«

»Van Deurs«, sagte der Größere, »Prediger von der Heiden-Mission der Herrnhuter Brüder. Kapitän Collinson! Commander McClure!« Knappe Verbeugungen begleiteten diese Vorstellung. »Darf ich Sie mit Bruder Johannes Miertsching bekannt machen?!«

Der kleinere der beiden Missionare, der aufgrund des plötzlichen Temperaturwechsels aus Knopflöchern und Kragen zu dampfen begann, schüttelte den Offizieren die Hand, wobei er sie in einer fremden Sprache begrüßte. Collinson hielt das für einen kleinen Scherz und lächelte milde. Offenbar wollte der Mann zeigen, dass er die Grußformeln irgendeines Eskimodialekts beherrschte. Seltsam war nur, dass seine abgehackte Sprache Collinson irgendwie bekannt vorkam.

»Bruder Miertsching ist Deutscher«, erklärte prompt Mr. Van Deurs. »Er spricht leider kein Englisch.«

»Und warum haben Sie ihn mitgebracht?« Collinson konnte dem Prediger von der Heiden-Mission der Herrnhuter Brüder nicht folgen. Erst bei dessen weiteren Ausführungen entglitten ihm langsam die gefassten Gesichtszüge.

»Bruder Miertsching ist Ihr Dolmetscher, Sir. Er war fünf Jahre lang in unserer Missionsstation in Labrador tätig. Er versteht und spricht alle uns bekannten Eskimosprachen und ihre regionalen Dialekte.«

»Aber kein Englisch?«, fragte ungläubig der Kommandant, und sein Nacken begann sich zu röten.

»Nein«, sagte Van Deurs ungerührt. »Bruder Miertsching versteht sich auf alle Unbilden des Lebens im hohen Norden. Er kann ein Schneehaus bauen, jagen und ein Schlittengespann lenken …«

»Aber nicht Englisch!« Collinson stand jetzt kurz vor einem Schlaganfall und musste seine ganze Energie darauf verwenden, seine Gefühlsaufwallung nicht mit explosionsartigen Schreien zu begleiten. Er wünschte sich an Deck, in einen Höllensturm, vor sich ein Riff und neben sich drei Dutzend Matrosen, die er in die Wanten jagen könnte.

Diese Vorstellung beruhigte ihn etwas, er entließ den aufgestauten Atem aus seiner gequälten Lunge, putzte unnötigerweise schon wieder seine Brille und sagte ruhig, aber mit nicht zu verbergender Ironie: »Sie meinen also, er wird uns alles, was die Eskimos sagen, ins Deutsche übersetzen? Das wird enorm hilfreich sein. Vielen Dank, Gentlemen. Würden Sie bitte an Deck auf uns warten?«

Die Schritte der unglücklichen Missionare waren auf dem Niedergang noch zu hören, als der Kommandant ganz aus sich herausging.

»Gottverflucht! Diese Mistkerle! Diese dreimal verfluchten Bürokratenhengste! Da fordert man einen Mann an, der die Sprachen der Eskimos beherrscht …«

»… und bekommt ihn, Sir!«, warf McClure mit einem Grinsen ein.

»Und kriegt einen Deutschen! Einen Deutschen! Da hätten sie uns auch gleich einen Eskimo schicken können!«

»Er wird sehr schnell Englisch lernen, Sir. Und es dauert doch mindestens sechs Monate, bis wir …«

»Ich seh uns schon, ich seh uns da auf dem Eis stehen.« Collinson begleitete seine Ausführungen durch eine sehenswerte kleine Pantomime. »Er mit einem englischen Wörterbuch und ich mit einer deutschen Grammatik! Und im Hintergrund dreihundert Eskimos mit Pfeil und Bogen …«

McClure konnte nicht anders, als über die gespielte Verzweiflung seines Kommandanten zu lachen. Der stutzte dabei plötzlich und bekam wieder seinen heiteren, wagemutigsten Gesichtsausdruck.

»Ich sag Ihnen was! Sie übernehmen diesen Heidenfresser, McClure. Sorgen Sie dafür, dass er bis Valparaiso genügend Englisch gelernt hat, und ich tausche ihn wieder zurück. Sagen wir gegen ein Fässchen Rum!«

»Ay, Sir!« McClure seufzte. Er hatte sofort verstanden, dass dies kein Scherz, sondern ein Befehl war oder doch werden würde. Er ging nach oben, um »Brother Mierching« von seiner neuen Abkommandierung in Kenntnis zu setzen.

Der kleine Missionar hatte trotz des Regens seinen Mantel geöffnet und war gerade dabei, sein Gepäck an Bord zu bringen, als ihm durch seinen Dolmetscher Van Deurs eröffnet wurde, dass er leider auf dem Begleitschiff fahren müsse, da seine Kajüte auf der Enterprise noch nicht instand gesetzt sei. Es schien ihn kaum zu berühren. Er trat lediglich an die Reling, schaute zu dem anderen Schiff hinüber und versuchte, trotz der hereinbrechenden Dunkelheit einen Namen zu entziffern.

»Investigator, Bruder Van Deurs. Was bedeutet das bitte?«

»Investigator, das Wort meint einen Erforscher oder Ermittler«, sagte Van Deurs und fügte lächelnd hinzu: »Man könnte auch sagen, einen Detektiv!«

9. Kapitel

»Sie behaupten also, ein Detektiv zu sein!«, sagte Richter James Oswin Trevelyan, dessen schneeweiß gesträubter Backenbart eindrucksvoll eine Gesichtsfarbe kontrastierte, die der über vierzigjährige Aufenthalt in Indien und eine ebenso lange wie hartnäckige Liebe zu Alkoholika aller Art ihm eingebracht hatten. »Können Sie das irgendwie beweisen?«

»Wird diese Tatsache denn von irgendjemandem in Abrede gestellt, Euer Ehren?«, entgegnete Mukhopadhyaya. »Falls nötig, wird sich in der persönlichen Habe meines Mandanten natürlich ein solcher Beweis finden lassen. Colonel Outram müsste ihm diese Habe lediglich wieder zugänglich machen.«

»Ich verwahre mich entschieden gegen die Unterstellung, diesen Menschen bestohlen zu haben!«, protestierte James Robert Outram, pensionierter Oberst der Third Bengal Lancers und passionierter Rechtsberater in englischen Clubkreisen. »Ich habe seine Sachen lediglich in Verwahrung genommen, als er verhaftet wurde.«

»Als Sie ihn verhaften ließen, Sir«,warf Mukhopadhyaya ein.

»Als ich ihn verhaften lassen musste«,wehrte sich wieder der Oberst, »weil er der Witwe eines verdienten Offiziers und langjährigen Freundes mit impertinenten Drohungen nachstellte.«

»Waren es nicht vielmehr Forderungen, Colonel Outram?«

»Es war handfeste Erpressung, Mr. Mukho…«

»…padhyaya. Berechtigte Forderungen, wie ich hinzufügen möchte.«

»Ja, ja, Hickhack«, murmelte Trevelyan, gelangweilt von dem formvollendeten Schlagabtausch, den die beiden Advokaten sich geliefert hatten. »Also, können Sie’s beweisen?!«

John Gowers, noch genauso abgerissen und stinkend, wie man ihn aus dem Gefängnis von Delhi geholt hatte, war bislang hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, Lady Wedderburn niederzustarren, die ihm über den Rand ihres rastlos tätigen Fächers hinweg feindselige Blicke zuwarf und gar nicht daran dachte, in diesem Augenduell klein beizugeben. Die Tage im Gefängnis zogen an Gowers vorüber, und er hätte viel gegeben für ein Viertelstündchen ungestörter Zweisamkeit mit der vornehmen Dame.

»Hätten Sie etwas dagegen, kurz aufzustehen, Euer Ehren?«, fragte er dann.

Trevelyan grinste. In seinen Gerichtsverfahren waren es seit vierzig Jahren die Angeklagten gewesen, die dieser Aufforderung nachzukommen hatten. Aber hier gab es keinen Angeklagten, und ob es je ein Verfahren geben würde, war mehr als zweifelhaft. Dies war nur eine formlose Anhörung. Und nun schien sie endlich die Abwechslung zu bieten, die er sich insgeheim von ihr erhofft hatte.

Der Richter erhob sich, trat drei Schritte zurück und richtete sich zu voller Größe auf. Er war immer ein imposanter Mann gewesen, ein Ringer in seiner Jugend. Beinahe siebzig Jahre hatten die Haare weiß gefärbt, die auf seinem eindrucksvollen Kopf, den mächtigen Wangen, aber leider auch aus den Ohren und sogar seiner Nase wuchsen. Wenn Richter Trevelyan nervös wurde, hatte er die unappetitliche Gewohnheit angenommen, an den letztgenannten herumzuzupfen. Jetzt aber war er überhaupt nicht nervös. Er war Jupiter. Dies war sein Olymp.

Auch Gowers stand auf, sah sich den alten Mann gründlich an und ging sogar einmal um ihn herum. »Sie sind unverheiratet«, sagte er schließlich.

»Das«, erwiderte Trevelyan belustigt, aber auch ein bisschen enttäuscht, »kann Ihnen Ihr Mr. Mukho…«

»…padhyaya!«, warf der Anwalt ein.

»… Mr. Mukhopadscha ohne Weiteres erzählt haben, Sir.«

»Ich meinte: Sie waren auch nie verheiratet«, fuhr Gowers ungerührt fort. »Ihr Garten liegt an einem Osthang, Ihr Tabak wird dieses Jahr wohl nichts werden, und Ihren Diener sollten Sie entlassen.« Er setzte sich wieder. »Eigentlich schade, dass Sie die Schmetterlingssammlung aufgegeben haben, Euer Ehren!«, fügte er noch hinzu.

James Oswin Trevelyan blickte stirnrunzelnd auf seine Schuhe und Hosenbeine, musterte flüchtig seine Hände, die Fingernägel, strich durch das sauber gekämmte, aber am Hinterkopf jahrzehntelang plattgelegene Haar, entfernte ein paar Schuppen von seiner Schulter und tastete kurz nach der alten Schmetterlingsnadel, die seinen Kragen im Nacken zusammenhielt. Er räusperte sich zweimal und überlegte, ob er peinlich berührt sein sollte. Schließlich nahm er umständlich wieder Platz und sagte: »Nehmen wir also an, Sie sind Detektiv!«

10. Kapitel

Nach Viktoria benannte man Städte, Länder, Flüsse, Inseln, Halbinseln oder Landzungen, Seen, Kaps, Gebirgszüge und einzelne Berge, Wasserfälle, Buchten, Meerengen, Schiffe, Häfen, Lokomotiven, Bahnhöfe, Schulen, Schächte, Schmetterlinge, Straßen zu Land und zu Wasser, einen Militärorden, eine Moralauffassung, ein Seerosengewächs und ein Zeitalter.

Nach ihr benannte man gar nichts: Zinat Mahal Begum, Prinzessin von Oudh, rechtmäßige Ehefrau und Erbin des letzten Mogulkaisers und Königs von Delhi Abu Zafar Bahadur Sha II. Selbst ihr Titel hatte keine Bedeutung mehr. Die Briten nannten praktisch jede einigermaßen wohlhabende Dame, die einer Familie und einem Haushalt vorstand, eine Begum; sie schienen es als Witz zu betrachten oder als eine besondere Form der Höflichkeit oder einfach als ein Synonym für: alte Frau.

Zinat Mahal Begum war vier Jahre älter als Viktoria von England, aber seit sie ihre jeweilige Herrschaft im gleichen Jahr – 1837 – angetreten hatten, hatte sie, Kaiserin von Indien, Fürstin von Delhi, Prinzessin von Oudh, sich immer wieder mit der englischen Königin verglichen. Sie besaß verschiedene Bilder von ihr, Gemälde und fotografische Aufnahmen. Demnach war sie immer schöner gewesen und auch jetzt, mit fünfzig Jahren, noch schöner als die kleine dicke Engländerin, die man sich in einem Sari nicht einmal vorstellen mochte.

Aber noch als sie jung war, gerade Ehefrau und Mutter des Thronerben geworden, hatte Zinat Mahal Begum sich im Roten Fort ein englisches Zimmer einrichten lassen, in das sie oft ging, wenn sie nachdenken wollte, und das außer ihr und einigen ihrer Dienerinnen niemand betreten durfte. Das geheime Zimmer war eigentlich ein Albtraum für jeden Inder, Asiaten oder Orientalen, wäre aber auch für so manchen Amerikaner und vielleicht sogar für den einen oder anderen Engländer nur schwer erträglich gewesen.

Vollgestopft mit Gebilden aus dunklem Holz, brokatüberzogenen Polstermöbeln in jeder Größe, Sesseln, Poufs, Fußschemeln und Stühlen mit gedrechselten Beinen, auf deren Sprungfederung man sich nicht gefahrlos bewegen konnte. Verdunkelt durch Vorhänge und irrsinnige Draperien, gedämpft durch dicke, maschinengewebte Teppiche und Stofftapeten mit geschmacklosen Mustern, verkleinert durch ein Monstrum von Kamin, das man in Indien natürlich niemals brauchte. Man konnte darin keine drei Schritte machen, ohne an irgendetwas anzustoßen.

Anfangs hatte die junge Begum sich noch einen Spaß daraus gemacht, im englischen Zimmer auch europäische Kleidung zu tragen: Schnürstiefel, Krinolinen, gefältelte Häubchen, einmal sogar einen Schirm. Dabei war aber ein guter Teil der Einrichtung zu Bruch gegangen, hatte sie Kerzenständer, Blumenvasen, das Teeservice und ein Stehpult umgerissen und inmitten der Zerstörung nur noch gelacht, als sie feststellte, dass auch die Bronzestatuen, geflügelte Kinder ohne Geschlechtsteile, Löwen, Pferde und nackten Engländerinnen, die sie nacheinander gegen die Wand warf, nur aus Gips waren – mit einem leichten Metallüberzug.

War das Maya, der Weltentrug? Oder war es nur eine der tausend Albernheiten, mit denen die Engländer Geld verdienten? Und wie war es möglich, dass dieses Volk, das sich in seinen eigenen Wohnzimmern nicht umdrehen konnte, Indien und die ganze Welt beherrschte? Lag es daran, am Geld? Oder daran, dass sie keinen Geschmack hatten, um es für etwas anderes auszugeben als ihre furchterregenden Waffen?

Die Begum ließ sich englische Bücher kommen und Bilder, Öldrucke englischer Landschaften. Sie richtete im geheimen Zimmer eine Bibliothek ein, deren Bücher sie zwar nicht las, aber immer wieder betrachten konnte. Sie mochte die Illustrationen von Cruishank und Thackeray, die sie zum Lachen brachten. Sie grübelte über englischen Figurengedichten des 17. Jahrhunderts, wie die Gelehrten von Belait{i} über indischen Tempelreliefs grübelten, die sie klassifizierten, ohne sie im Mindesten zu verstehen. Lag es daran, an ihren Büchern? Klassifizierungen?

Dann, spät, entdeckte sie das Einzige, was ihr – abgesehen von der schier endlosen Macht ihrer Waffen – an Viktorias Herrschaft über die Welt, über England und seine Fabriken, wirklich wertvoll und wunderbar erschien: einen Schaukelstuhl. Seine Lehnen und Kufen waren aus schmalen, aber sehr starken Messingbändern, mit vergoldeten Einlagen, beides war wundervoll kühl. Armlehnen, Rücken- und Sitzfläche waren weich, aber nicht zu weich gepolstert und mit rotem Plüsch überzogen. Sie vergaß darin die Rückenschmerzen, die sie schon als junges Mädchen gepeinigt hatten, fragte sich aber auch, wie man mit einer Krinoline oder gar dem albernen Cul de Paris überhaupt darin sitzen konnte, und gelangte durch diese bequeme Ausnahme von der abendländischen Regel schließlich zu einer wesentlichen Erkenntnis.

Die Kultur des europäischen, englischen Alltags beruhte auf Anstrengung, die orientalische, indische, auf der Entspannung. Auf einem großen weichen Gaddi konnte der Körper bequem jede Lage einnehmen, während ein englischer Polsterstuhl eine anstrengende, erschöpfende Sitzaufgabe darstellte. Nicht umsonst wurden die Kinder in Belaits Schulen an ihren Stühlen festgebunden. Der Körper verkrampfte sich, das Blut stockte, die unteren Chakren verstopften. Der Geist konnte die Eingeweide nicht mehr durchwandern, dem Bauch, dem Hintern und den Geschlechtsteilen schwanden die Sinne, stiegen hoch in den harten kleinen Schädel und blieben dort eingesperrt. Lag es daran?

Es klopfte. Das musste im englischen Zimmer so sein, weil es eine dicke hölzerne Tür hatte, durch die man nicht sehen oder hören konnte, wenn jemand sich näherte. Es war Ishrat, die große Wächterin der Zenana, das goldverzierte Schwert an der Seite.

»Niazoo behauptet, dass sie nichts weiß, Erhabene!«

»Foltert sie«, sagte Zinat Mahal Begum ruhig und versetzte den geliebten Schaukelstuhl mit einem leichten Stoß ihrer perlengeschmückten Füße in Bewegung, den Blick in einen Öldruck von Joseph Mallord William Turner versenkt.

Diese Engländer versuchten sogar, das Licht zu malen, aber sie ließen es nicht in ihre Häuser!

11. Kapitel

Die Augen verfolgten jede seiner Bewegungen, bannten ihn, und er konnte oder wollte nicht verhindern, dass die Mädchen ihm die schmierigen Kleider auszogen. Er sah nur die Augen, schwarze Sterne an einem dunklen Himmel, die gütig auf ihn herabblickten und vielleicht lächelten. Er hätte das Lächeln gerne gesehen, aber es brannte kein Licht, und ein seidener Schleier, mehrfach um Gesicht und Haar gewickelt, ließ ihn nichts als die Augen sehen in der Dämmerung und eine Ahnung des Lächelns der Königin.

Sie war stets seine Königin gewesen, schon damals, als sie ihn auswählte; ein hungriger kleiner Wolf; kastenlos, den sie erziehen ließ mit so vielen anderen Wölfen. Der Lesen und Schreiben lernte, Rechnen, schließlich als Banian nach Delhi geschickt wurde. Er hatte nie aufgehört, sie zu lieben, obwohl er sie fast nie sah, nur ihre Botschaften, ihre Befehle weiterleitete. Sie stand zu hoch über ihm. Er war nur ihr Sklave gewesen bis zu dieser Stunde. Nun aber hatte er einen König getötet und war dadurch selbst ein König geworden, der triumphierend zurückkehrte in das blaue Haus seiner Kindheit. Nie war er sich seines Wertes und der huldvollen Anerkennung dieses Wertes so bewusst gewesen wie jetzt, als er nackt vor seiner Königin stand und auf seinen Lohn wartete.

Dann änderte sich etwas. Irgendwo erklang leise Musik, die Luft war erfüllt von süßem Bangh, und eine seltsame, zischelnde Stimme sagte: »Du hast uns große Freude gemacht, Gazee, und wir wollen dich belohnen.«

Die Augen gaben ihn frei, und nun erst sah er die Mädchen wirklich und dass er nackt war, und er schämte sich für seine erwachende Männlichkeit. Sie führten ihn rasch durch mehrere Räume, der Musik und dem Licht entgegen, bis sie an das große Becken mit seinem klaren Wasser kamen. Hier war es so hell, dass Gazee, der so lange im Dunkeln gewandert war, die Augen schließen musste. Hier war die Quelle des Lichts, das ihm geleuchtet hatte auf seinen finsteren Wegen.

Überall brannten Opferschalen, Schwaden des süßen Nebels zogen über das Wasser und betäubten ihn fast, als die Mädchen anfingen, ihn zu waschen. Ihre Kleider lösten sich auf im Wasser, und ihre Hände waren sehr sanft, und als er ganz sauber war, trockneten sie seinen Körper mit ihren langen schwarzen Haaren ab. Er sah das Zeichen in ihren Nacken und freute sich; es war auch sein Zeichen, und jetzt würden sie ihm gehören.

Sein Herz sprang beinahe aus der Brust, das Blut rauschte in seinen Ohren, und sein Glied schmerzte vor Härte, als er die Erste nahm, auf einer Matte aus Blüten am Beckenrand. Die Finger, die Haare der anderen hörten nicht auf, ihn zu streicheln, zu reizen, und er nahm die Zweite, die Dritte und hörte dann auf, sie zu zählen. Sie hielten eine der duftenden Schalen vor sein Gesicht, und aus dem Rauch wuchs ihm neue Kraft zu, die ihn zerreißen wollte. Danach gab es nur noch zärtliche Lippen, Hände, feuchte Leiber und das Wissen, dass in der Süße ein Schmerz wohnt.

Gazee wusste nicht, wie lange es dauerte und wie viele Frauen, Mädchen, manchmal noch halbe Kinder, unter ihm, neben ihm, über ihm lagen. Ihre Hände fütterten ihn, Hände ohne Körper, er wusste nicht, war es Gift oder Götternahrung. Es war ihm gleichgültig. Er schmeckte nichts mehr, stürzte sich in ihr Fleisch, Fleisch ohne Gesichter, bis er vor Erschöpfung weinte und vor nicht zu ermüdender Lust zitterte.

Dann änderte sich erneut etwas. Die Musik verstummte, und er hörte wieder die seltsame leise Stimme seiner dunklen Königin, die ihm die ganze Zeit hindurch zugesehen hatte: »Wir haben dich gut belohnt und wollen die Früchte tragen. Haltet ihn jetzt!«

Niemand hätte Gazee halten müssen, halbtot und selig, wie er war, denn er sah, dass nun die Königin selbst zu ihm kam, über das Wasser. Er versuchte zu lächeln, während die Mädchen ihn auf den Rücken drehten, seine Gliedmaßen spreizten. Auf jedem Arm, jedem Bein hockte eine der schönen, schweigenden Wärterinnen, und er fühlte die feuchte Hitze ihrer haarlosen Schöße.

Gazee, der in seiner Qual lächelte, sah eines der Mädchen an, ein Kind, keine fünfzehn Jahre alt, und begegnete einem merkwürdig gierigen, spöttischen Blick. Jäh flackerte Todesangst in seinen Augen auf, aber da fiel ein Schatten auf ihn, und die Angst erlosch, als die schwarze Königin über ihn kam. Sich hinabsenkte, den nackten Leib auf seinen Körper, das Messer in seine Kehle.

Er fühlte nur, dass er keine Luft mehr bekam und dass sein Glied brannte, tief in ihrem Schoß verbrannte, als sie sich auf ihm bewegte. Mit dem pulsierenden Blut verströmte sein Leben, floss langsam aus ihm heraus, ohne Widerstand.

Dann änderte es sich zum letzten Mal. Denn ganz zuletzt, als sie den Schleier löste und er dem Tod ins Gesicht sah, entsetzte er sich, schrie und bäumte sich auf in namenlosem Erschrecken. Und das war der Ausdruck, der kalt wurde auf seinem Gesicht.

12. Kapitel

Gowers wusste, dass es nicht immer hilfreich ist, der Beste in seinem Fach zu sein. Er hatte schon häufig Dinge herausgefunden, die seine Auftraggeber dann nicht erfahren wollten. Meist waren es Ehebruchsfälle, waren es eifersüchtige Männer und Frauen, die im Grunde nicht glauben wollten, dass ihr Ehegespons sich von anderen vögeln ließ, und lieber den Mann hassten, der ihnen die Beweise dafür vorlegte. Ganz ähnlich war es im Fall Reginald Wedderburn, obwohl es dabei um Mord ging.

»Also Lady Wedderburn hat Sie damit beauftragt, Ermittlungen über die näheren Umstände anzustellen, die zum Tode ihres Gatten Sir Reginald führten, ist das richtig?«, fragte Richter Trevelyan in juristischer Breite. Gowers bestätigte das, und auch die trauernde Witwe nickte kurz und grimmig.

»Existiert darüber eine schriftliche Vereinbarung?«, fuhr Trevelyan fort, »ein Vertrag mit eventuellen Rücktrittsklauseln oder Ähnlichem?«

Mukhopadhyaya sah an dieser Stelle mit geschultem Weitblick, wie das finanzielle Unwetter sich über ihm zusammenbraute: »Euer Ehren, ich möchte darauf hinweisen, dass Lady Wedderburn die Existenz dieser Vereinbarung soeben bestätigt hat!«

»Mr. Mukho…«

»…padhyaya«, sagte Gowers.

»Die Existenz dieser Vereinbarung steht auch nicht infrage. Nur ihre juristische Ausgestaltung.« Trevelyan lächelte scheinheilig. »Also, ich weiß ja nicht, wie das in Amerika ist, Mr. Gowers. Aber wenn ich in England einen Mann damit beauftrage, mir ein Boot zu bauen, und das Boot schwimmt nicht, dann bin ich dem Mann nichts schuldig!«

Colonel Outram warf einen Blick wilden Triumphes auf den abgerissenen Yankee und tätschelte der Witwe beruhigend die Hand, die in einem weißen Handschuh steckte.

»Andererseits, Colonel Outram«, fuhr Trevelyan ein wenig schärfer fort, »kann ich den Mann nicht einfach ins Gefängnis werfen, nur weil sein Boot nicht schwimmt.«

»Was, wenn Ihnen das Boot nur nicht gefällt, Euer Ehren?«, warf Gowers ein.

»Eben für diesen Fall hätten sich beide Parteien vertraglich absichern müssen, junger Mann!«

»Das ist in meiner Branche kaum möglich. Wie soll ich denn einen Vertrag über Sachverhalte abschließen, die ich noch nicht kenne und die ich ja gerade herausfinden soll?!«

»Knifflig!«, sagte Trevelyan nach einer kleinen Pause und zupfte an einem Haarbüschel herum, das aus seinem linken Ohr herauswuchs. »Aber was haben Sie denn in des Teufels drei Namen herausgefunden?«

»Muss das hier im Beisein der Witwe wirklich ausgebreitet werden, Euer Ehren?« Colonel Outram war wieder ganz Lancelot.

»Wie soll ich das beurteilen, wenn ich nicht weiß, worum es eigentlich geht?«, brummte der Richter.

Gowers lächelte.

»Möchten Sie sich zurückziehen, Mylady, während wir den Sachverhalt erörtern?«, fragte Trevelyan.

Lady Wedderburn schüttelte tapfer den Kopf, und ihr Ritter nickte, als hätte er nichts anderes von ihr erwartet.

»Also, Mr. Gowers«, schnarrte Trevelyan, »es wird von Minute zu Minute wärmer. Vergeuden wir nicht länger unsere Zeit …«

13. Kapitel

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!