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Theresia von Jesu war eine Unbeschuhte Karmelitin, die noch in der heutigen Zeit weithin verehrt wird. Theresia ist aufgrund der Einfachheit und Praktikabilität ihrer Herangehensweise an das spirituelle Leben ein einflussreiches Vorbild besonders für Katholiken. Inhaltlich ist das »Buch der Klosterstiftungen« die natürliche Fortsetzung des »Lebens«. Lässt uns die heilige Theresia in ihrem »Leben« einen Blick tun in ihr Vorleben in der Welt und in ihr reiches Innenleben im Menschwerdungskloster zu Ávila mit all den Prüfungen und gnadenvollen Heimsuchungen Gottes, um dann mit dem Bericht über die Gründung des ersten Reformklosters St. Joseph in Ávila (1562) abzuschließen, so gibt uns die große Reformatorin des Karmel in dem vorliegenden »Buch der Klosterstiftungen« (»Libro de las fundaciones«) ausführlichen Bericht über ihre fernere reformatorische Tätigkeit in Gründung von weiteren sechzehn Klöstern für den weiblichen Zweig der neuen Reform. Das Buch umfasst also die Zeitspanne von 1567—1582, von der Gründung des zweiten Reformklosters bis zum Tode der Heiligen.
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Seitenzahl: 612
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das Buch der Klosterstiftungen
THERESIA VON JESU
Das Buch der Klosterstiftungen, Theresia von Jesu
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
Übersetzt von P. Aloysius Alkofer Oh. Carm. Disc.
ISBN: 9783988682000
www.jazzybee-verlag.de
Einführung in das »Buch der Klosterstiftungen«. 1
Vorrede. 9
Erstes Hauptstück. 12
Zweites Hauptstück. 16
Drittes Hauptstück. 20
Viertes Hauptstück. 29
Fünftes Hauptstück. 33
Sechstes Hauptstück. 42
Siebentes Hauptstück. 54
Achtes Hauptstück. 61
Neuntes Hauptstück. 66
Zehntes Hauptstück. 68
Elftes Hauptstück. 76
Zwölftes Hauptstück. 82
Dreizehntes Hauptstück. 87
Vierzehntes Hauptstück. 91
Fünfzehntes Hauptstück. 97
Sechzehntes Hauptstück. 106
Siebzehntes Hauptstück. 110
Achtzehntes Hauptstück. 118
Neunzehntes Hauptstück. 126
Zwanzigstes Hauptstück. 132
Einundzwanzigstes Hauptstück. 141
Zweiundzwanzigstes Hauptstück. 146
Dreiundzwanzigstes Hauptstück. 157
Vierundzwanzigstes Hauptstück. 164
Fünfundzwanzigstes Hauptstück. 173
Sechsundzwanzigstes Hauptstück. 179
Siebenundzwanzigstes Hauptstück. 187
Achtundzwanzigstes Hauptstück. 198
Neunundzwanzigstes Hauptstück. 218
Dreißigstes Hauptstück. 233
Einunddreißigstes Hauptstück. 241
Die Stiftung des Klosters zum hl. Joseph in Granada. 265
Die Stiftung des Klosters zum hl. Joseph in Granada. 267
Anhang. 277
1. Die Familie der hl. Theresia. 277
2. Das Kloster der Menschwerdung, Theresiens erster Aufenthalt im Karmel287
3. Rede des Bürgermeisters in einer Versammlung zu Ávila, die Aufhebung des St. Josephs-Klosters der unbeschuhten Karmelitinnen betreffend.293
4. Rede des Paters Dominikus Báñez zur Erhaltung der ersten Klosterstiftung in Ávila296
5. Die hl. Theresia im St. Josephs-Kloster zu Ávila vom Jahre 1562—1567 und 1577—1579300
6. Das Priorat der hl. Theresia im Kloster der Menschwerdung vom Jahre 1571—1574310
7. Bericht des Paters Julian de Ávila über die Reise der heiligen Theresia von Ávila nach Medina del Campo im Jahre 1567.318
8. Bericht des Paters Julian de Ávila über die Reise der heiligen Theresia von Ávila nach Salamanca im Jahre 1573.325
9. Bericht der seligen Anna von Jesu über die Reise der heiligen Theresia von Ávila nach Veas im Jahre 1575.328
10. Bericht der Schwester Maria vom heiligen Joseph über die Reise der heiligen Theresia von Veas nach Sevilla im Jahre 1575.334
11. Bericht der seligen Anna vom heiligen Bartholomäus über die Reise der heiligen Theresia von Malagón nach Villanueva de la Jara im Jahre 1580.348
12. Bericht der Schwester Maria vom hl. Joseph über die ersten durch die Reform hervorgerufenen Wirren von 1575—1576 und von 1577—1579.352
13. Die hl. Theresia in Burgos 1582.370
Inhaltlich ist das »Buch der Klosterstiftungen« die natürliche Fortsetzung des »Lebens«. Lässt uns die heilige Theresia in ihrem »Leben« einen Blick tun in ihr Vorleben in der Welt und in ihr reiches Innenleben im Menschwerdungskloster zu Ávila mit all den Prüfungen und gnadenvollen Heimsuchungen Gottes, um dann mit dem Bericht über die Gründung des ersten Reformklosters St. Joseph in Ávila (1562) abzuschließen, so gibt uns die große Reformatorin des Karmel in dem vorliegenden »Buch der Klosterstiftungen« (»Libro de las fundaciones«) ausführlichen Bericht über ihre fernere reformatorische Tätigkeit in Gründung von weiteren sechzehn Klöstern für den weiblichen Zweig der neuen Reform. Das Buch umfasst also die Zeitspanne von 1567—1582, von der Gründung des zweiten Reformklosters bis zum Tode der Heiligen.
Nachdem der Ordensgeneral P. Johannes Baptista Rubeo gelegentlich seiner Visitation der spanischen Karmelitenklöster auch das neugegründete Reformkloster zum hl. Joseph in Ávila besucht und darin das blühende Leben nach der ursprünglich ungemilderten Regel des Karmel bewundert hatte, gab er, erfreut ob dieses ersten sichtlichen Erfolgs der Möglichkeit einer Ordensreform im Sinne des Tridentinischen Konzils, Theresia kraft seines Amtes bereitwilligst die Vollmacht, noch weitere solcher Reformklöster im Bereiche des Königreichs Kastilien zu gründen. (Ávila 27. April 1567, bzw. Madrid 16. Mai 1567.)
Theresia, erfüllt von glühender Liebe zu ihrem göttlichen Bräutigam und zugleich von dem Verlangen, Seelen für ihn zu gewinnen, bzw. zu retten, ging sofort an die Ausführung dieses für die Kräfte einer Frau scheinbar unmöglichen Werkes. So gründet sie im Verlauf der fünfzehn Jahre, die ihr noch zu leben beschieden sind, noch weitere sechzehn Klöster für den weiblichen Zweig ihres Ordens, zumeist ohne jegliche finanzielle Mittel, vielfach trotz größter Schwierigkeiten seitens weltlicher und geistlicher Behörden. Ungeachtet ihrer durch die vielen Leiden der vorausgegangenen Jahre geschwächten Gesundheit und dauernder körperlicher Gebrechen, ungeachtet der vorgenannten Schwierigkeiten durcheilt Theresia den größten Teil Spaniens; bald dehnt sie ihre Reformtätigkeit auch auf andere Teile Spaniens aus, neue Klöster gründend, die bereits gegründeten besuchend, um nach dem Rechten zu sehen, eingreifend und, wo es nötig war, Übelstände abschaffend.
Und unter welchen Umständen mussten diese beschwerlichen Reisen landauf, landab gemacht werden! P. Hieronymus Gracián, der langjährige Begleiter der Heiligen auf solchen Reisen, ihr Beichtvater und zugleich ihr innigster Vertrauter und Berater, gibt uns einen interessanten Bericht, wie es bei solchen Reisen zuging. »In der Regel«, so erzählt er, »gingen drei von unseren Mitbrüdern und einige befreundete Laien auf ihren Reisen mit ihr. Die heilige Mutter befand sich auf einem zweiräderigen, von Ochsen oder Maultieren gezogenen Karren, der mit einer Segeltuchplane bedeckt war, um die heilige Mutter und die sie begleitenden Schwestern nicht nur vor den neugierigen Blicken der Leute, sondern auch vor den Unbilden der Witterung zu schützen. Bevor wir eine Herberge erreichten, schickte die Heilige einen der Begleiter voraus, um für Unterkunft und Zimmer zu sorgen. Das Erste, was nach der Ankunft geschah, wenn es irgend die Zeit gestattete, war, dass wir die heilige Messe feierten und der heiligen Mutter die heilige Kommunion reichten. In der Herberge selbst verschloss man den Eingang zu den Räumen, die die Heilige mit den Schwestern bewohnte, und stellte eine Person vor dem Eingang auf, die Pfortendienste zu verrichten und darauf zu achten hatte, dass niemand jene Räume betrete… Sowohl in den Herbergen, die man auf den weiten Reisen beziehen musste, wie auf dem Wege, hatte die heilige Mutter immer ein Glöckchen bei sich, um damit das Zeichen zu geben zum Beginn entweder der Betrachtung oder des Offiziums oder des Stillschweigens, je nach der Tageszeit, da überall die Tagesordnung eingehalten wurde, als ob sie daheim im Kloster wäre. Immer konnte man sehen, wie besorgt die Mutter um alles war, was ihre Begleiter bzw. die Maultiertreiber benötigten, als hätte sie an sonst nichts zu denken, oder als hätte sie ihr Leben lang Leute wie diese Maultiertreiber um sich gehabt. Bisweilen rief sie jene, die zu Fuß mitgingen, zum Wagen heran und unterhielt sich in liebenswürdigster Weise mit ihnen, so dass diese auf alle Müdigkeit vergaßen. Manchmal kam es auch vor, dass die heilige Mutter auf einem Maultier reitend die Reise machte (wenn eben eine Reise zu Wagen in unwegsamen Gegenden unmöglich war), und sie verstand es, so sicher sich darauf zu halten, als wäre sie in einem bequemen Wagen… Mir scheint, als habe ihr Gott aber auch zu allem und jedem eine besondere Gnade verliehen. …« (Anmerkungen des P. Gracián zum »Leben der hl. Theresia« des P. Ribera.)
Wenn wir ferner bedenken, dass solche Reisen bei den damals gänzlich unzulänglichen Verkehrsverhältnissen Spaniens durch unwegsame Landschaften, bei strömendem Regen oder durch tiefen Schnee, bei brennender Sonnenglut oder unter fürchterlichen Stürmen gemacht werden mussten; dass oft Ströme, durch plötzlich einfallenden Regen über die Ufer getreten, unter größter Lebensgefahr überquert werden mussten; dass des Öfteren die Lebensmittel, die unserer Reisegesellschaft in den Herbergen geboten wurden, völlig unzulänglich waren, so kann man begreifen, dass solche Reisen auch für die Begleiter der Heiligen kein geringes Opfer bedeuteten. Doch Theresia verstand es meisterhaft, ihre Begleitung stets in froher Stimmung zu erhalten, sei es durch erbauliche Gespräche oder fromme Gesänge, sei es durch fröhliches Geplauder, so dass es allen, selbst den Maultiertreibern, ein Genuss war, wie sie wiederholt versicherten, mit Theresia zu reisen. Wohl eine der größten Überwindungen kostete es Theresia, wenn sie mit ihrer Begleitung in einer Herberge, wie sie in jener Gegend auf einsamen Landstraßen der Übernachtung dienten, nächtigen musste; wenn in solchen Herbergen, in denen oft alles Mögliche landfahrende Gesindel zusammenkam, Schimpf und Fluchworte der gemeinsten Art an ihr Ohr drangen, Lärmen und Streiten vor ihren Augen sich abspielte. Und was mag sie zumal gelitten haben in solchen, meist von Schmutz und Ungeziefer starrenden Herbergen, sie, die gerade in diesem Punkte so empfindsam war!
Des Öfteren macht die Heilige in ihrem Buche Andeutungen über derartige Zustände. Doch was bedeuteten für ihre hochgemute Seele all diese Hindernisse und Opfer und Schwierigkeiten! Durch einen Franziskanermissionar, der aus »Indien«, wie man damals Amerika nannte, zurückgekehrt war, hatte Theresia in dem Menschwerdungskloster von Ávila gehört, wie dort ungezählte Seelen aus Mangel an Missionären dauernd verlorengehen. Dies hatte sie erst recht bestärkt in dem Verlangen, Seelen für Gott zu retten durch ein Leben des Gebetes und der intensivsten Buße. Um für ein solches Leben Seelen heranzubilden, hatte sie ihr Reformwerk unternommen.
Was war nun der eigentliche Anstoß zur Abfassung des Berichtes über die erste Entwicklung dieses Reformwerks? Nachdem Theresia die Geschichte der Gründung des ersten Reformklosters von Ávila auf Befehl ihres Beichtvaters, P. Garcia de Toledo, Oh. Pr., geschrieben hatte, dachte sie vorläufig an keine weiteren Gründungen und fügte deshalb diesen Bericht ihrem »Leben« bei. Als sie dann 1567 auf Geheiß des Ordensgenerals, P. Rubeo, an die Gründung weiterer Klöster ging und so nach und nach die Reformklöster von Medina del Campo, Malagón, Valladolid, Durvelo entstanden, hatte sie über die Gründungsgeschichte dieser Klöster keinen eigentlichen Bericht geschrieben, sondern nur auf fliegenden Blättern sich gelegentlich einige Aufzeichnungen gemacht, bis sie eines Tages nach der hl. Kommunion, wie sie selbst in einem ihrer geistlichen Berichte erzählt (cf. Geistl. Berichte III. in d. neuen deutsch. Ausg. od. IX. in d. span. Ausg. des P. Silverio), von Seiten Gottes die Stimme zu hören glaubte, auch die Geschichte dieser Klöster niederzuschreiben. Doch dieser inneren Anregung von seiten Gottes kam sie vorläufig nicht nach, bis diese Stimme Gottes durch den förmlichen Befehl ihres Vorgesetzten, d. i. ihres Beichtvaters, ergänzt wurde. Das war im August 1573, als sie eben in Salamanca an der Neugründung eines Klosters arbeitete. Da gab ihr nämlich ihr damaliger Beichtvater, P. Hieronymus Ripalda S. J., den ausdrücklichen Auftrag, die Geschichte der bis dahin gegründeten Klöster zu schreiben.
Die Heilige wandte diesem Auftrag gegenüber ein, dass sie nicht einsehe, welchen Nutzen diese Berichte haben könnten, und dass sie infolge ihrer anderweitigen Beschäftigungen überhaupt keine Zeit dazu finde. Doch als ihr Seelenführer auf seinem Befehl bestand, machte sich die Heilige, gehorsam wie immer, daran, die seinerzeit gemachten kurzen Notizen zu ordnen und zu ergänzen. So entstanden in Salamanca die ersten neun Hauptstücke des Buches, umfassend nur die Gründungen von Medina del Campo und Malagón. (Siehe ihre eigenen Worte im 27. Hauptstück der »Klosterstiftungen«!)
Dieser erste Teil der »Stiftungen« enthält nun nicht allein den Bericht über das Entstehen der beiden erstgenannten Klöster, sondern in diesem Bericht finden sich eine Reihe von wichtigen Ermahnungen über das geistliche Leben eingereiht, welche die Heilige an die Priorinnen der bis dahin gegründeten und in Zukunft noch entstehenden Klöster richtete. So spricht sie besonders im fünften Hauptstück ausführlich über den Gehorsam und findet dafür Worte, die zu dem Besten gehören, was je von den bedeutendsten geistlichen Schriftstellern über diesen Punkt geschrieben wurde.
Nach dem neunten Hauptstück brach Theresia diese Berichte über ihre Klostergründungen wieder ab, obwohl es der bis dahin bereits gegründeten Klöster schon sieben waren; denn zahlreiche andere Arbeiten hinderten sie einerseits daran, anderseits trug sie sich auch jetzt wieder mit dem Gedanken, diese Arbeit überhaupt ruhen zu lassen, da sie, wie schon so oft, auch jetzt wieder von einem geradezu unüberwindlichen Widerwillen erfasst war gegen jede Art schriftstellerischer Betätigung.
Als sie nun im Jahre 1576 in Toledo weilte, gab ihr P. Hieronymus Gracián, damals apostolischer Kommissär und infolgedessen ihr Vorgesetzter, den strikten Auftrag, die Berichte über ihre Klostergründungen fortzusetzen. Auch diesmal fügte sich Theresia, ungeachtet alles natürlichen Widerstrebens, dem Willen des Vorgesetzten. Sofort bat sie in einem Brief (24. Juli 1576) ihren Bruder Laurentius in Ávila, er möchte ihr von Ávila aus die dort hinterlegten Aufzeichnungen über die bisherigen Gründungen sowie den bereits fertigen Bericht über die beiden ersten Gründungen (1. —9. Hauptstück) nach Toledo schicken. Im Oktober des gleichen Jahres (1576) macht sich Theresia an die Niederschrift, und bereits am 14. November hat sie die weiteren Hauptstücke 10— 27 vollendet, wie sie am Schluss des Kap. 27 schreibt.
Dieser zweite Teil ihres Werkes umfasst die Gründungen von Valladolid (15. VIII. 1568), Toledo (14. V. 1569), des ersten Reformklosters der Patres in Durvelo (28. XI. 1568), der beiden Klöster in Pastrana, eines für die Schwestern (9. VII. 1569) und eines für die Patres (13. VII. 1569), Salamanca (1. XI. 1570), Alba de Tormes (25. I. 1571), Segovia (19. III. 1574), Veas (25. II. 1575), Sevilla (29. V. 1575) und schließt mit der Gründung von Caravaca (1. I. 1576). Es ist nicht ohne Bedeutung, wenn sie am Schluss dieser letzteren Gründung (27. Hauptstück) gleichsam als Epilog hinzufügt: »Dieser Bericht wurde vollendet am 14. November des Jahres 1576«, gleich als hätte sie geahnt, dass der große Sturm der Verfolgung gegen sie und ihr Werk nun anhebt und sie auf Jahre hinaus an dessen Fortsetzung hindern werde. Zugleich mochte sie wohl glauben, mit diesem Hauptstück die Schrift endgültig abgeschlossen zu haben.
Doch der Sturm gegen die junge Reform ging vorüber, freilich nicht ohne deren beiden Trägern, Theresia und Johannes vom Kreuz, schwere Prüfungen gebracht zu haben. Und so begibt sich Theresia in den Jahren 1580—1582 neuerdings auf den dornenvollen Weg der Gründung von weiteren Klöstern. So entstanden in den drei genannten Jahren die Klöster von Villanueva de la Jara (21. II. 1580), Palencia (29. XII. 1580), Soria (3. VI. 1581) und Burgos (22. IV. 1582). Während die Heilige die Berichte über die Gründung der beiden ersten Klöster in Palencia im April 1581 niederschrieb, verfasste sie jene über die Gründung von Soria und Burgos jeweils nach Vollendung der betreffenden Gründung. Sie umfassen die letzten Hauptstücke (28—31) des uns vorliegenden Werkes. Der Bericht über die Gründung von Burgos ist geschrieben im Juli 1582, also wenige Monate vor dem Tode der Heiligen.
Als Theresia nach Vollendung dieser letzteren Gründung Burgos verließ, um bald darauf in Alba in die ewige Herrlichkeit einzugehen, übergab sie die Handschrift dieser Berichte, zusammen 31 Hauptstücke, einem gewissen Dr. Manso, der während ihres Aufenthaltes in Burgos ihr Beichtvater gewesen war. Von diesem ging das Original sowohl dieser Gründungsberichte als auch der übrigen Handschriften der heiligen Reformatorin im Jahre 1587 in den Besitz der Ehrw. Anna von Jesu über, die sie sammelte, um sie durch P. Ludwig de León Oh.S.Aug. Professor an der Universität Salamanca, veröffentlichen zu lassen. Als jedoch letzterer im August 1591 starb, noch bevor er zusammen mit den übrigen Schriften der heiligen Theresia die »Klosterstiftungen« veröffentlicht hatte, ging die Handschrift der letzteren an einen gewissen Dr. Sobrino, Universitätsprofessor von Valladolid, über.
Im Jahre 1592 gab König Philipp II. von Spanien seinem Beichtvater P. Didakus de Yepes, Prior des Augustinerklosters im Escorial, den Auftrag, ihm die Originalhandschriften der heiligen Theresia zu verschaffen. So kamen diese durch des Letztgenannten Vermittlung in den Besitz des Königs, der von nun an deren eifrigster Leser blieb. Nach dem Tode seines Sohnes Philipp III. wurden sie der Bibliothek des Escorial einverleibt.
Als ich vor Jahren das Glück hatte, in der Bibliothek des Escorial diese für einen Sohn der großen Ordensstifterin so unendlich kostbaren Handschriften zu sehen, konnte ich nur in stiller Verehrung und Bewunderung vor diesem wertvollen Schatz der Bibliothek stehen. Doch welch ein Unterschied, wenn man die beiden Handschriften des »Lebens« und der »Klosterstiftungen« miteinander vergleicht! Im »Leben« die Handschrift noch voll jugendlicher Kraft, in Eile auf das Papier hingeworfen; eine von augenblicklichen Eingebungen erfüllte Seele spiegelt sich darin. Hier dagegen, in den »Klosterstiftungen«, verrät sich sofort eine unsagbar große Müdigkeit. Wohl trägt auch hier die Schrift noch ihren persönlichen Charakter, eine Seele voll Energie; aber sie ist schon viel weniger regelmäßig als dort; die Schriftzüge sind feiner, die Buchstaben kleiner, die aus Unachtsamkeit gemachten Fehler sind zahlreicher. Zumal gegen Ende des Buches merkt man, wie die Hand der heiligen Verfasserin vollständig ermattet. Die letzte Schrift der Heiligen vor ihrem Tode! Welch teures Erbe! Was erzählen nicht diese 132 Blätter! Die Geschichte von fünfzehn Jahren voll unsagbarer Opfer und Mühen, die Geschichte einer Seele, erfüllt von Heldenmut und unvergleichlichem Opfergeist!
Von den verschiedenen Abschriften, die noch vor Übergabe der Originalhandschriften an den König von einigen Freunden der Heiligen, gelehrten Männern, an Hand der Originale gemacht worden waren, existieren nur noch zwei: die eine im Besitz der Karmelitinnen von Toledo, die andere in der Akademie für Geschichte in Madrid.
In Druck erschien das »Buch der Klosterstiftungen« erstmals im Jahre 1610 zu Brüssel bei Roger Velpius & Hubert Antoine, besorgt durch die Ehrw. M. Anna von Jesu, die damals Priorin zu Brüssel war, in Verbindung mit P. Hieronymus Gracián. Jedoch fehlten in dieser Erstausgabe die Hauptstücke zehn und elf, in denen die Geschichte der außerordentlichen Berufung der kleinen Casilda de Padilla erzählt wird, die damals noch in einem Kloster der Franziskanerinnen lebte. Auch sonst enthielt diese Ausgabe viele Abweichungen vom ursprünglichen Text. — Eine zweite Sonderausgabe der »Klosterstiftungen« erschien 1623 zu Zaragoza (bei Pedro Gil), besorgt durch die Karmeliten der alten Observanz. Auch diese Ausgabe enthielt zahlreiche willkürliche Abweichungen vom Original. So z. B. erschien darin als erstes Hauptstück der Bericht der Heiligen über die Gründung des Josephsklosters in Ávila, der dem »Leben« entnommen war; die Einteilung des Buches war sehr willkürlich, die Hauptstücke zehn und elf fehlten auch hier; dazu kamen noch verschiedene Verstümmelungen von Worten und Sätzen, entspringend dem damaligen Kampfgeist der alten Observanz gegen die Reform. — In der Gesamtausgabe der Werke der heiligen Theresia erscheint das »Buch der Klosterstiftungen« zum ersten Mal 1630 bei Balthasar Moretus (Plantin) in Antwerpen, gleichfalls mit allen Mängeln der editio princeps (1610). — Auch die Ausgabe von 1661 bei Jos. Ferd. Buendia in Madrid, zusammen mit den übrigen Werken der Heiligen, besorgt durch P. Antonius a Mater Dei C. D., wies noch viele Mängel auf, obwohl ihr zum ersten Mal die Originalhandschriften des Escorial zugrunde gelegt worden waren. In ihr erschienen zum ersten Mal auch die Hauptstücke zehn und elf. — Die folgenden Ausgaben von 1675 bei Foppens in Brüssel, sowie die von 1778 und 1795 bei Doblado in Madrid machten sich nicht einmal die textkritischen Verbesserungen der vorausgehenden Ausgabe zunutze. — Auch die beiden textkritischen Ausgaben des Don Vincente de la Fuente von 1861 und 1881 ließen an Vollständigkeit und Gründlichkeit vieles zu wünschen übrig. Sehr verdienstvoll jedoch war die fotolithographische Ausgabe des »Buches der Klosterstiftungen« von 1880. Erst die durch P. Silverio de S. Teresa C. D. besorgte Ausgabe der »fundaciones«, Burgos (Tipogr. de »El Monte Carmelo«) 1918 (5. Bd. der sämtlichen Werke), gibt uns erstmals einen in jeder Hinsicht vollständigen und von allen Beimischungen und Verstümmelungen gereinigten Text der »Klosterstiftungen«.
Das »Buch der Klosterstiftungen« nimmt unter den Schriften der heiligen Theresia an literarischem Wert weitaus die erste Stelle ein. Mögen andere ihrer Werke, wie die »Seelenburg«, spekulativ viel tiefer und gehaltvoller sein oder, wie die »Rufe der Seele«, an lyrischem Schwung sie weit übertreffen, so ist doch das »Buch der Stiftungen« in literarischer Hinsicht vollkommener: der Bericht über die Gründung der einzelnen Klöster ist voll entzückender Schlichtheit, lebendig, in leichtem Plauderton dahingleitend, voll natürlicher Anmut. Darin offenbart sich so ganz die Ungezwungenheit theresianischen Stils, eine abgewogene Feinheit des Ausdrucks, eine zarte Nüchternheit im Gebrauch der Bilder, wie sie nur den Werken der großen Klassiker zu eigen sind. Zugleich ist es ein Meisterwerk der Geschichtsschreibung. Die heilige Verfasserin will um jeden Preis nur die volle und ganze Wahrheit der Tatsachen wiedergeben; sie verwahrt sich von Anfang an dagegen, auch nur in kleinsten Dingen eine Unwahrheit sagen zu wollen. Sie schildert die Menschen, wie sie sind, mit all ihren Licht und Schattenseiten. Sie versteht es zudem meisterhaft, den an sich trockenen historischen Berichten Leben und Wärme einzuhauchen, indem sie ab und zu der Erzählung lustige Szenen einzuflechten weiß, z. B. wenn sie in humorvoller Weise den ruinösen Zustand des Hauses in Medina del Campo schildert, das sie beziehen sollen; oder wenn sie die Angst ihrer Begleiterin in Salamanca während der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen beschreibt oder von den Schwestern in Villanueva berichtet, die von den lateinischen Gebeten, die sie verrichteten, nicht das geringste verstanden; oder wenn sie so ergötzlich erzählt, wie die ersten Mönche von Durvelo in ihrem Übereifer nicht einmal etwas hatten, worauf sie sich zur Ruhe legen konnten, dafür aber fünf Sanduhren besaßen, um die Tagesordnung genau zu halten, und dergleichen mehr. Aus all dem strahlt uns das lichte, heitere Wesen der Heiligen entgegen, die alles Melancholische, Düstere aus tiefster Seele verabscheut und darum auch die sogenannten »traurigen Heiligen« nicht ausstehen kann.
Die Heilige sagte von vorliegendem Buche eines Tages zu dem Lizentiaten Aguiar: »Serán cosas de mucho gusto algún día« »Es wird die Zeit kommen, da dieses Buch mit großem Interesse gelesen wird.« Diese Prophezeiung war keine Übertreibung oder Überheblichkeit von seiten der Heiligen, sondern sie hat sich in den mehr denn dreihundert Jahren, seitdem dieses Werk der Welt übergeben ist, voll und ganz bewahrheitet und wird sich auch in den kommenden Zeiten erfüllen.
P. Ambrosius a S. Theresia Oh.C.D (Rom)
I. H. S.
Wenn ich von dem absehe, was ich an vielen Stellen gelesen, so weiß ich auch aus eigener Erfahrung, welch großer Nutzen der Seele dadurch erwächst, dass sie nie vom Gehorsam abweicht. Darin besteht nach meinem Dafürhalten der Fortschritt in der Tugend und der Erwerb der Demut. Hierin finden wir die Sicherheit bei der Besorgnis, den Weg zum Himmel zu verfehlen, die übrigens uns Sterblichen in diesem Leben immer heilsam ist. Hier gewinnt man jene Ruhe, die den Seelen, die Gott zu gefallen verlangen, so kostbar ist. Haben sie sich in Wahrheit diesem heiligen Gehorsam hingegeben und ihm ihren Verstand unterworfen, so dass sie keine andere Meinung mehr haben wollen, als die ihres Beichtvaters, oder wenn sie Ordensleute sind, die ihres Oberen, so hört der böse Feind auf, sie mit seinen beständigen Beunruhigungen anzufechten, weil er einsieht, dass er dabei mit mehr Verlust als Gewinn abziehen muss. Auch unsere stürmischen Gemütsbewegungen lassen nach, die immer gern dem Eigenwillen folgen und sogar die Vernunft unter ihre Botmäßigkeit bringen in Dingen, die nach unserem Geschmacke sind; der Grund daran ist die Erinnerung, dass man seinen Willen mit aller Entschiedenheit dem Willen Gottes dadurch unterworfen hat, dass man ihn dem übergab, der seine Stelle vertritt. Nachdem mir die göttliche Majestät in ihrer Güte soviel Licht gegeben hatte, den großen, in dieser Tugend verborgenen Schatz zu erkennen, habe ich mich, wenngleich schwach und unvollkommen, um dessen Erwerb bemüht. Dennoch sträubt sich die schwache Tugend, die ich in mir gewahre, noch oft; denn in einigen Dingen, die mir befohlen worden, bemerke ich, dass sie nicht ausreicht. Die göttliche Majestät wolle ersetzen, was mir zu dem vorliegenden Werke abgeht!
Als ich mich im Jahre 1562 im Kloster des heiligen Joseph zu Ávila befand, das im selben Jahre gegründet worden war, befahl mir der Dominikaner, Pater García de Toledo, der damals mein Beichtvater war, die Gründung dieses Klosters nebst vielen anderen Begebenheiten zu beschreiben; dies kann jeder in der Geschichte der Gründung finden, wenn sie veröffentlicht wird. Jetzt im Jahre 1573, somit elf Jahre später, befinde ich mich in Salamanca, wo ich den P. Rektor des Kollegiums der Gesellschaft Jesu, Magister Ripalda, zum Beichtvater habe. Nachdem dieser das Buch von der ersten Stiftung gelesen, meinte er, es werde zur Verherrlichung des Herrn dienen, wenn ich die anderen sieben Klöster, die durch die Güte des Herrn später gegründet wurden, sowie auch den Beginn der Klöster der unbeschuhten Väter dieser ersten Ordensregel beschreiben würde. Und so hat er mir den Auftrag dazu gegeben.
Da mir dies infolge vieler dringender Geschäfte, Briefe und anderer Arbeiten, die mir von meinen kirchlichen Vorgesetzten aufgetragen waren, unmöglich schien, wandte ich mich im Gebet an Gott; ich war etwas niedergedrückt, weil ich mich dazu so wenig tauglich fühlte, weil meine Gesundheit in schlechtem Zustand war und ich auch ohnedies wegen meiner geringen natürlichen Begabung diese Arbeit nicht leisten zu können glaubte. Da sprach der Herr zu mir: »Tochter, der Gehorsam gibt Kräfte.« Seine Majestät gebe, dass es so sei, und verleihe mir die Gnade, ihr zur Ehre die dem Orden bei diesen Stiftungen erwiesenen Wohltaten nach Gebühr erzählen zu können! Man darf versichert sein, dass es in aller Wahrheit, ohne den geringsten Zusatz, so gut ich es weiß, geschehen werde, genau so, wie es sich zugetragen hat; denn ich möchte selbst in unbedeutender Sache um nichts in der Welt eine Lüge sagen. Hier aber, wo geschrieben werden wird, was zum Lobpreis des Herrn dienen soll, würde ich mir ein großes Gewissen daraus machen und nicht bloß fürchten, die Zeit zu vergeuden, sondern auch Gott zu beleidigen, wenn ich in Sachen Gottes lügen sollte; denn das wäre eine schmähliche Verräterei, wenn er durch die Beschreibung dessen beleidigt würde, wodurch er verherrlicht werden sollte. Seine Majestät möge mich nie aus der Hand lassen, umso etwas zu tun!
Ich werde jede Stiftung für sich beschreiben und mich befleißen, kurz zu sein, wenn ich es vermag. Meine Schreibweise ist so schwerfällig, dass ich fürchte, auch gegen meinen Willen andere und mich selbst zu ermüden. Indessen werden meine Töchter, denen diese Schriften nach meinem Ableben verbleiben sollen, in ihrer Liebe zu mir es ertragen können. Ich suche hierin keinen Vorteil für mich und hab auch keinen Grund dazu; was ich beabsichtige, ist nur das Lob und die Verherrlichung des Herrn; man wird hier vieles finden, weswegen ihm solches Lob gebührt. Möge Gott verhüten, dass der Leser auch nur im Entfernten mir etwas zuschreibe! Denn dies wäre wider die Wahrheit. Vielmehr mögen alle Leser Seine Majestät bitten, mir zu verzeihen, dass ich alle bei diesen Stiftungen mir erwiesenen Gnaden so schlecht benützt habe. Meine Töchter haben sich für das, was ich getan, weit mehr zu beklagen als zu bedanken. Allen Dank, meine Töchter, wollen wir der göttlichen Güte darbringen für so viele Gaben, die sie uns gespendet. Um der Liebe Gottes willen bitte ich jeden, der dies lesen wird, um ein Ave Maria, auf dass es mir helfe zur Befreiung aus dem Fegfeuer und ich gelangen möge zur Anschauung Jesu Christi, unseres Herrn, der lebt und herrscht mit dem Vater und dem Heiligen Geiste in alle Ewigkeit. Amen.
Da ich ein schwaches Gedächtnis habe, glaube ich, dass manches Wichtige ausgelassen und anderes gesagt werden wird, das wegbleiben dürfte, wie es (eben) von meinem geringen Verstande, von meiner Ungeschicklichkeit und von dem Mangel an der nötigen Ruhe nicht anders zu erwarten ist. Man hat mir auch befohlen, bei gegebener Gelegenheit etwas zu sagen über das Gebet, über die Täuschungen, in die jene verfallen könnten, die das Gebet üben, und die Ursache sind, dass sie nicht vorwärtskommen. In allem unterwerfe ich mich der Lehre der Heiligen Römischen Kirche mit dem festen Willen, dass Gelehrte und Geistesmänner davon Einsicht nehmen sollen, ehe es, meine Schwestern und meine Töchter, in euere Hände kommen wird. Ich beginne im Namen des Herrn, unter dem Beistande seiner glorreichen Mutter, deren Kleid ich, obwohl dessen unwürdig, trage und des glorreichen heiligen Vaters Joseph, in dessen Hause ich wohne (denn seinen Namen trägt das hiesige Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen) und durch dessen Fürbitte ich allezeit Hilfe erlangt habe.
Im Jahre 1573, am Tage des heiligen Ludwig, Königs von Frankreich, den 23. August.
Gott sei gelobt!
Beginn der Stiftung des Klosters zum heiligen Joseph vom Berge Karmel in Medina del Campo.
Veranlassung zu dieser und den übrigen Stiftungen.
Nach der Stiftung des Klosters zum heiligen Joseph in Ávila verweilte ich dort fünf Jahre, und soviel ich jetzt beurteilen kann, scheinen mir diese wohl die ruhigsten meines Lebens gewesen zu sein; jene Ruhe und Stille vermisst meine Seele oft gar sehr. Um diese Zeit traten einige Jungfrauen von zartem Alter in dieses Kloster. Soviel man aus ihrem sorgfältig ausgesuchten Kleiderschmuck abnehmen konnte, hatte sie die Welt anscheinend schon als ihr Eigentum angesehen; allein der Herr riss sie noch frühzeitig aus diesen Eitelleiten heraus, zog sie in sein Haus und verlieh ihnen eine so hohe Vollkommenheit, dass sie mir gar sehr zur Beschämung gereichten. Als die Zahl dreizehn, die wir nie zu überschreiten uns entschlossen hatten, voll geworden war, lebte ich in seliger Wonne unter diesen so heiligen und reinen Seelen, deren einzige Sorge es war, unserem Herrn zu dienen und ihn zu lobpreisen. Die göttliche Majestät versorgte uns mit dem Notwendigen, ohne es begehren zu müssen; und wenn uns etwas mangelte, was höchst selten geschah, so war ihre Freude umso größer. Ich lobte den Herrn beim Anblick so vieler, erhabener Tugenden, vorzüglich der Sorglosigkeit um alle Dinge, die nicht den Dienst des Herrn betrafen.
Ich war damals ihre Oberin und erinnere mich nicht, dass der Gedanke an zeitliche Dinge mich je beschäftigt hätte: ich war fest überzeugt, dass der Herr jene, die keine andere Sorge haben, als ihm zu gefallen, keinen Mangel leiden lasse. Reichte manchmal die Speise nicht für alle Schwestern und sagte ich, sie sei für die Bedürftigen bestimmt, so hielt sich keine für bedürftig genug, und so blieb sie unberührt, bis Gott für alle hinreichend (Speise) schickte.
Bezüglich der Tugend des Gehorsams, zu der ich große Liebe habe, die ich aber nicht zu üben verstand, bis diese Dienerinnen Gottes mich belehrten, könnte ich vieles erzählen, was ich an ihnen beobachtete; wenn ich wirklich Tugend hätte, könnte ich nicht in Unkenntnis darüber sein.
Eines fällt mir eben ein, das sich auf folgende Weise zutrug: Als wir eines Tages im Speisezimmer waren, setzte man uns Gurken vor; ich bekam eine sehr dünne, die inwendig faul war. Ohne etwas merken zu lassen, rief ich eine Schwester, die verständigste und fähigste unter ihnen, und sagte, um ihren Gehorsam zu prüfen, sie solle hingeben und jene Gurke in ein Gärtchen einsetzen, das wir besaßen. Auf ihre Frage, ob sie diese senkrecht oder quer einsetzen müsse, antwortete ich: Quer! Sie ging hin und setzte sie so, ohne auf den Gedanken zu kommen, dass diese notwendigerweise verdorren müsse. Weil der Gehorsam es forderte, unterwarf sie blindlings ihren natürlichen Verstand und glaubte, dass es so ganz recht sei. So trug sich auch zu, dass ich einer anderen sechs bis sieben Geschäfte befahl, die sich nicht wohl miteinander vereinen ließen, und doch nahm sie diese stillschweigend auf sich in der Meinung, sie alle verrichten zu können.
Im Kloster war ein Brunnen, der, wie Kenner sagten, ein sehr ungesundes Wasser hatte, und es schien unmöglich, gesundes herzuleiten, weil der Brunnen sehr tief war. Als ich nun Arbeitsleute kommen ließ, um es zu versuchen, lachten sie über mich, dass ich vergeblich Geld ausgeben wolle. Da fragte ich die Schwestern um ihre Meinung. Eine antwortete: Man versuche es; der Herr werde für jemand sorgen, der uns Wasser für den Tisch verschaffe; es komme ihm wohlfeiler, wenn er uns Wasser im Hause gebe: drum werde er es auch tun. Als ich sah, mit welch großem Glauben und Vertrauen sie dies sagte, war mir die Sache schon gewiss, und ich ließ gegen das Gutachten des Brunnenmeisters weiterarbeiten. Dem Herrn gefiel es, dass wir eine Quelle trinkbaren Wassers entdeckten, das für das Kloster vollständig hinreicht; wir haben es jetzt noch. Ich erzähle dies nicht als ein Wunder; denn da könnte ich noch viele andere Dinge sagen, sondern nur, um anzudeuten, welch großen Glauben diese Schwestern hatten, da es sich so zugetragen hat, wie ich gesagt. Es ist auch nicht meine Absicht, die Nonnen dieses Klosters zu rühmen; denn durch die Güte des Herrn wandeln alle bis auf den heutigen Tag nach dieser Weise. Über dergleichen Vorkommnisse könnte ich noch vieles schreiben und gewiss nicht ohne Nutzen für die Nachkommenden, die dadurch zur Nachahmung angeeifert werden könnten. Sollte es dem Herrn gefallen, dass solche Dinge bekannt werden, so mögen die Vorgesetzten den Priorinnen befehlen, sie auszuzeichnen.
Ich Armselige lebte nun unter diesen guten Seelen, die mir wie Engel vorkamen. Sie verheimlichten mir nicht einen Fehler, selbst nicht, wenn er nur innerlich war. Ihre hochherzigen Bestrebungen, ihre gänzliche Losschälung von allen Dingen und überhaupt all die Gnaden, die der Herr ihnen verlieh, waren auffallend. Ihr Trost war die Einsamkeit; sie versicherten mir, dass sie nie satt würden, allein zu sein. Sie hielten es für eine Qual, Besuche zu empfangen, selbst von Geschwistern. Jene hielt sich für die glücklichste, die am längsten in einem Einsiedlerhüttchen verweilen konnte. Wenn ich die Vortrefflichkeit dieser Seelen und den hohen, ihnen von Gott zum Leiden und zu seinem Dienst verliehenen Mut betrachtete, wie er sonst Frauenspersonen nicht eigen ist, so schien es mir oft, der Herr habe irgendeine erhabene Absicht mit den ihnen verliehenen reichen Schätzen. Was dann wirklich später geschah, kam mir freilich nicht in den Sinn; denn damals schien so etwas noch unmöglich, weil nirgends ein Anhaltspunkt war, um sich Derartiges vorstellen zu können. Je mehr Zeit inzwischen verfloss, umso mehr wuchs auch mein Verlangen, irgendwie zur Förderung einer Seele beizutragen. Oft schien es mir, ich gleiche einem Menschen, der im Besitze eines großen verborgenen Schatzes ist und wünscht, alle möchten desselben teilhaftig werden, indessen man ihm die Hände bindet, so dass er ihn nicht austeilen kann. Ebenso gebunden kam mir meine Seele vor; denn die Gnaden, die der Herr ihr in jenen Jahren verlieh, waren sehr groß, und doch schien an mir alles übel angewendet. Ich diente dem Herrn immer mit meinen armen Gebeten und ermahnte auch meine Schwestern, dasselbe zu tun und sich das Heil der Seelen, die Ausbreitung der Kirche und die Erbauung aller, mit denen sie umgingen, ernstlich angelegen sein zu lassen. Dadurch befriedigte ich in etwa mein sehnliches Verlangen.
Vier Jahre nach der Gründung des Klosters oder, wie mir scheint, noch etwas später, besuchte mich ein Franziskanermönch, mit Namen Alfons Maldonado, ein vortrefflicher Diener Gottes, der von demselben Verlangen nach dem Heile der Seelen erfüllt war wie ich. Da er sein Verlangen verwirklichen konnte, beneidete ich ihn gar sehr. Dieser Pater war vor kurzem aus Westindien gekommen und erzählte mir, wie viele Millionen Seelen dort aus Mangel an christlichem Unterricht verlorengehen. In einer Predigt, die er uns hielt, ermahnte er uns zur Buße und zog wieder weiter. Der Verlust so vieler Seelen hatte mich mit so tiefem Schmerz erfüllt, dass ich mich nicht mehr halten konnte. Ich begab mich in eine Einsiedelei, rief mit vielen Tränen zu Gott und bat ihn, mir doch Mittel und Wege zu schaffen, um wenigstens eine Seele für seinen Dienst zu gewinnen, da doch der böse Feind so viele nach sich ziehe; ich flehte zu ihm, er möchte doch meine Gebete wirksam werden lassen, da ich sonst zu nichts tauge. Ich beneidete jene sehr, die sich aus Liebe zu unserem Herrn unter tausend Todesgefahren dem Werke der Glaubensverkündigung widmen konnten. Wenn ich daher in den Lebensgeschichten der Heiligen lese, dass sie Seelen für Gott gewonnen haben, so erweckt das in mir größere Andacht und Vorliebe zu ihnen, und ich beneide sie darum mehr als um alle Martern, die sie gelitten haben; denn gerade diese Neigung hat mir der Herr eingeflößt. Es scheint mir nämlich, dass Gott den Gewinn einer einzigen Seele, die wir mittels seiner Barmherzigkeit durch unser Gebet und unseren Opfersinn retten, weit höher schätzt, als alle übrigen Dienste, die wir ihm sonst leisten können.
Während ich nun in solcher Pein zur Nachtzeit dem Gebet oblag, erschien mir der Herr wie gewöhnlich, bezeigte mir große Liebe und sagte, als wollte er mich trösten: »Harre noch ein wenig, meine Tochter, so wirst du große Dinge sehen!« Diese Worte blieben meinem Herzen so tief eingeprägt, dass ich sie nicht aus dem Sinne bringen konnte. Obwohl ich trotz allen Nachdenkens ihre Bedeutung nicht zu erraten vermochte und auch kein Mittel zu ihrer Verwirklichung sah, ward ich doch sehr getröstet und hatte die feste Gewissheit, dass diese Worte wahrhaftig seien; die Art und Weise jedoch, wie sie in Erfüllung gehen sollten, konnte ich mir nicht vorstellen. Inzwischen verging, soviel ich mich erinnere, noch ein halbes Jahr, und dann ereignete sich, was ich nun erzählen will.
Ankunft unseres Ordensgenerals in Ávila und was darauf folgte.
Unsere Generäle haben immer ihren Sitz in Rom, und noch nie war einer nach Spanien gekommen, so dass man dies auch setzt für unmöglich hielt. Weil aber nichts von dem, was der Herr will, unmöglich ist, so fügte es Seine Majestät, dass jetzt eintreten sollte, was noch nie geschehen war. Als ich dies erfuhr, fiel es mir, wie ich glaube, sehr schwer; denn aus Gründen, die in dem Bericht über die Stiftung des Klosters zum heiligen Joseph angedeutet sind, war dieser Konvent nicht dem Orden unterworfen. Deshalb fürchtete ich zunächst, er möchte über mich ungehalten werden, und dazu hätte er Grund gehabt, weil er den ganzen Hergang der Sache nicht wusste? Dann machte mir auch der Gedanke Angst, er möchte mir etwa befehlen, in das Kloster der Menschwerdung zurückzukehren, wo man die gemilderte Regel beobachtet. Dies hätte mich aus vielen, hier nicht zu erwähnenden Gründen tief betrübt, wozu schon der eine genügte, dass ich dort die Strenge unserer ersten Regel nicht hätte beobachten können. Es wohnten dort mehr als 150 Schwestern, und wo weniger sind, herrscht mehr Eintracht und Ruhe. Unser Herr fügte es besser, als ich dachte. Der General ist ein solch vortrefflicher Diener Gottes, ein so einsichtsvoller und gelehrter Mann, dass er das Unternehmen für ein gutes Werk hielt und gegen mich nicht das geringste Missfallen zeigte. Sein Name ist Pater Johann Baptist Rubeo (eigentlich Rossi), von Ravenna gebürtig; er genießt im Orden mit vollem Recht großes Ansehen.
Als er zu Ávila angekommen war, bemühte ich mich, dass er das Kloster zum heiligen Joseph besuchen möchte. Der Bischof hielt es für gut, dass ihm derselbe Empfang bereitet werde, wie seiner eigenen Person. Ich gab ihm in aller Wahrheit und Klarheit Rechenschaft; denn immer war es meine Art, mit meinen Vorgesetzten so zu verkehren, entstehe dann daraus, was da immer wolle; denn sie vertreten Gottes Stelle. Ebenso rede ich auch mit den Beichtvätern. Würde ich nicht so handeln, so hätte meine Seele keine Sicherheit mehr. Darum offenbarte ich denn auch dem Pater General meine Seele und fast mein ganzes Leben, wenngleich nicht viel Gutes daran war. Er aber tröstete mich sehr und gab mir die Versicherung, er werde mir nicht befehlen, mein gegenwärtiges Kloster zu verlassen. Er freue sich, unsere Lebensweise kennenzulernen, und sah darin ein wenn auch unvollkommenes Abbild vom Beginn unseres Ordens, in dem die erste Regel in aller Strenge gehalten wurde; denn in keinem einzigen Kloster des ganzen Ordens wurde diese beobachtet, sondern überall die gemilderte. Er wünschte sogar, dass dieser geringe Anfang sich weiter verbreiten möchte, und erteilte mir einen sehr umfassenden Vollmachtsbrief zur Errichtung noch mehrerer Klöster. Ja, er drohte darin mit Zensuren oder geistlichen Strafen, damit kein Provinzial mich daran hindere. Ich hatte diese Vollmacht nicht von ihm begehrt; er gab sie mir ungebeten, weil er aus meiner Gebetsweise entnahm, wie groß mein Verlangen war, wenigstens einige Seelen Gott näher zu bringen.
Nach solchen Mitteln strebte ich nicht; denn dies hätte mir töricht geschienen, weil ich gut erkannte, dass eine so schwache, armselige, weibliche Person, wie ich bin, wenig ausrichten könne. Wenn sich jedoch ein solches Verlangen der Seele bemächtigt, so liegt es nicht in ihrer Gewalt, es abzuweisen. Die Liebe, die Gott zu gefallen strebt, und das gläubige Vertrauen auf ihn ermöglichen, was sonst nach natürlichem Ermessen unmöglich ist. Da ich an unserem wohlehrwürdigen Pater General ein so großes Verlangen nach der Gründung mehrerer ähnlicher Klöster gewahrte, war es mir, als sähe ich sie schon errichtet. Und wenn ich mich der Worte erinnerte, die der Herr zu mir gesagt hatte, so sah ich schon einen Anfang von dem, was ich zuvor nicht verstehen konnte. Gar sehr schmerzte mich die Rückkehr unseres Pater Generals nach Rom, da ich große Liebe zu ihm gefasst hatte; es schien mir, als bliebe ich in großer Verlassenheit. Auch erwies er mir große Liebe und Gunst; so oft er von seinen Arbeiten abkommen konnte, besuchte er mich, um über geistliche Dinge zu reden. Seinen Gesprächen konnte man entnehmen, dass ihm der Herr große Gnaden verliehen habe; es war uns ein Trost, ihn anzuhören.
Noch vor seiner Abreise ersuchte ihn der Bischof von Ávila, Don Alvaro de Mendoza, ein Freund aller, die Gott in größerer Vollkommenheit dienen wollen, er möchte ihm die Erlaubnis zurücklassen, dass in seinem Bistum auch einige Männerklöster der unbeschuhten Karmeliten nach der ursprünglichen Regel gestiftet werden dürften. Andere Personen ersuchten ihn um das nämliche. Er hätte es gerne getan, aber weil er Widerspruch im Orden fand und in die Provinz keine Verwirrung bringen wollte, unterließ er es für jetzt.
Einige Tage nach seiner Abreise dachte ich darüber nach, wie notwendig es zur Stiftung noch mehrerer Nonnenklöster wäre, wenn auch noch Brüderkonvente nach derselben Regel beständen. Ich sah nämlich, dass die Zahl der männlichen Religiosen in der Provinz gering war und dem Aussterben nahe schien. Darum empfahl ich die Sache dem Herrn eifrigst im Gebet und schrieb unserem Pater General einen Brief, worin ich, so gut ich es eben konnte, die Gründe darlegte, weshalb das Unternehmen zur größeren Ehre Gottes gereichen würde. Dabei bemerkte ich, dass die Ungelegenheiten, die daraus entstehen könnten, nicht so bedeutend seien, um ein so gutes Werk zu unterlassen. Ferner stellte ich ihm vor Augen, welch großen Dienst er unserer Lieben Frau, zu der er eine innige Verehrung trug, erweisen werde. Ohne Zweifel hat ihn die allerseligste Jungfrau auch dazu bewogen; denn von Valentia aus, wo ihn mein Brief traf, sandte er mir die Erlaubnis, zwei solcher Klöster zu stiften; er bekundete dadurch, dass er die vollkommenste Observanz im Orden wünschte. Damit sich im Orden kein Widerspruch erhebe, machte er diese Erlaubnis abhängig von der Einwilligung des damaligen und des abgetretenen Provinzials, die sehr schwer zu erhalten war. Da jedoch die Hauptsache geschehen war, so hatte ich gute Hoffnung, der Herr werde das übrige schon recht machen, wie es auch wirklich der Fall war. Durch die Verwendung des Bischofs, der sich dieser Angelegenheit als seiner eigenen annahm, gaben endlich beide Provinziale ihre Einwilligung.
Einerseits getröstet durch diese Erlaubnis, wuchs andererseits meine Sorge, weil ich in der Provinz keinen Ordensmann kannte, der zur Ausführung des Werkes sich eignete, noch auch einen Weltgeistlichen, der es gewagt hätte, den Anfang zu machen. Ich konnte nichts anderes tun, als den Herrn bitten, er möge jemand dazu erwecken. Auch hatte ich weder ein Haus noch irgendwelche Mittel, eines zu bekommen. So stand ich arme, barfüßige Nonne da, ohne weitere Hilfe als die des Herrn, ausgerüstet mit Vollmachten und dem besten Verlangen, aber ohne Möglichkeit, etwas ins Werk zu setzen. Dennoch schwand mir weder der Mut noch die Hoffnung, es werde der Herr, der das eine gegeben, auch das übrige verleihen. Alles schien mir jetzt möglich zu sein, und darum legte ich auch Hand ans Werk.
Oh großer Gott! Wie offenbarst du doch deine Macht, indem du einer Ameise wie mir eine solche Kühnheit verleihst! Nicht an dir liegt es, oh mein Herr, wenn jene, die dich lieben, nichts Großes zustande bringen, sondern an unserer Verzagtheit und unserem Kleinmut. Da wir uns nie fest entschließen, sondern voll tausend Ängsten und voll menschlicher Berechnung sind, so wirkst du, oh mein Gott, auch nicht deine Wunderwerke und Großtaten. Oder wer hat mehr Freude am Geben als du, wenn du nur jemand findest, der deine Gaben annimmt? Wer würde sich so auf seine Kosten dienen lassen wie du? Möge es deiner Majestät gefallen, dass ich dir in etwa möge gedient haben und mich nicht eine umso schwerere Verantwortung treffe, je mehr ich Gutes empfangen habe!
Vorbereitungen, die zur Stiftung des Klosters zum heiligen Joseph in Medina del Campo getroffen wurden.
Inmitten all dieser Anliegen kam mir der Gedanke, die Väter der Gesellschaft Jesu, die in Medina sehr beliebt waren, um ihren Beistand anzuflehen. Wie ich schon im Bericht über die erste Stiftung geschrieben, hatte ich mich mit ihnen schon viele Jahre lang über die Angelegenheiten meiner Seele beraten; seitdem trage ich gegen sie für die ihr erwiesene große Wohltat eine besondere Verehrung. Ich schrieb also dem dortigen Pater Rektor, was mir unser Pater General aufgetragen hatte. Es traf sich gerade, dass dieser Rektor derselbe war, dem ich viele Jahre lang meine Beichte abgelegt hatte. Ich habe dies schon erwähnt, ohne seinen Namen zu nennen. Er heißt Balthasar Alvarez und ist gegenwärtig Provinzial. Er und die übrigen (Religiosen) versprachen zu tun, was ihnen in dieser Hinsicht möglich wäre. Und so trugen sie viel dazu bei, mir die Erlaubnis der Stadtverwaltung und des Prälaten zu erwirken. Weil das Kloster ohne Einkünfte gegründet werden sollte, so stieß die Sache überall auf Schwierigkeiten, weshalb sich die Unterhandlungen einige Tage hinauszogen.
Zu diesem Zweck begab sich ein Priester, ein großer Diener Gottes der sich von allen irdischen Dingen gänzlich losgesagt hatte und dem Gebet sehr ergeben war, nach Medina. Er war Kaplan des Klosters, in dem ich mich damals aufhielt. Der Herr erfüllte ihn mit demselben Verlangen wie mich, und er war mir, wie man später sehen wird, sehr behilflich. Sein Name ist Julian de Ávila. Die Erlaubnis hatte ich bereits, aber ich besaß weder ein Haus noch einen Heller, um es mir zu kaufen. Borgen konnte ich nichts; denn wer würde mir als einer Fremden Vertrauen geschenkt haben? Doch der Herr war mein Bürge. Seine göttliche Vorsehung fügte es, dass eine sehr tugendhafte Jungfrau, die aus Mangel an Platz im Kloster zum heiligen Joseph in Ávila nicht aufgenommen werden konnte, von der Errichtung eines anderen Klosters Kunde erhielt. Sie kam zu mir und bat mich, sie in dieses aufzunehmen. Sie hatte einiges Geld, aber ziemlich wenig, mit dem wir zwar kein Haus kaufen, sondern nur eines mieten konnten. Wir ließen daher ein solches mieten, und das übrige verwendeten wir für die Auslagen der Reise. Ohne weitere Unterstützung brachen wir von Ávila auf. Mich begleiteten noch zwei Nonnen aus dem Kloster zum heiligen Joseph und vier Nonnen aus dem Kloster der Menschwerdung. Es ist dies jenes Kloster der gemilderten Regel, in dem ich wohnte, bevor das Kloster zum heiligen Joseph gegründet wurde. Unser Kaplan, Pater Julian de Ávila, begleitete uns.
Sobald dies in der Stadt bekannt war, entstand ein großes Gerede. Die einen sagten, ich sei eine Närrin, die anderen wollten den Ausgang dieser törichten Handlungsweise abwarten. Auch der Bischof hielt es, wie er mir später erzählte, für ein sehr gewagtes Unternehmen, obschon er damals mir gegenüber nichts merken ließ. Da er mir sehr gewogen war, so wollte er mich nicht abhalten und auch nicht betrüben. Meine Freunde machten mir wohl viele Vorstellungen, aber ich achtete wenig darauf, weil das, was sie für unsicher hielten, mir so leicht vorkam, dass ich an einen unglücklichen Ausgang gar nicht denken konnte.
Bevor wir von Ávila abreisten, hatte ich an einen Pater unseres Ordens, namens Antonius de Heredia geschrieben, er möchte mir ein Haus kaufen. Dieser war damals Prior des Klosters zur heiligen Anna, das unsere Ordensbrüder in Medina besaßen. Er unterhandelte mit einer ihm sehr ergebenen Dame, die ein sehr gut gelegenes Haus hatte, das aber mit Ausnahme eines Stockes sehr baufällig war. Sie war so gütig, dass sie es an ihn zu verkaufen versprach, ohne irgendeine andere Versicherung zu begehren als die seines Wortes; sie kamen über den Kauf überein. Hätte sie eine (Versicherung) verlangt, so wären wir nicht imstande gewesen, uns zu helfen; der Herr ordnete alles. Die Mauern dieses Hauses waren so verfallen, dass wir so lange ein anderes mieteten, bis es wieder hergestellt war. Die Ausbesserung nahm wirklich viele Arbeit in Anspruch.
Als wir nach der ersten Tagesreise bereits zur Nachtzeit infolge unserer schlechten Reiseausrüstung ermüdet in Arévalo eintrafen, kam uns ein befreundeter Priester entgegen, der uns im Hause einiger frommer Frauen eine Wohnung besorgt hatte. Er sagte mir im geheimen, wir hätten noch kein Haus, weil jenes (in das wir einziehen wollten) in der Nähe eines Klosters der Augustiner liege, die sich der Besitznahme durch uns widersetzten; es sei darum ein Prozess notwendig. Aber, oh mein Gott, wie wenig vermögen alle Widersprüche, wenn du, oh Herr, Mut verleihen willst! Diese Nachricht schien mich nur zu ermutigen und mir Hoffnung zu geben, dass das Kloster zur Ehre Gottes gereichen werde, weil der Teufel sich schon zu empören begann. Indessen bat ich doch (den Priester), nichts davon zu sagen, damit meine Gefährtinnen, besonders die zwei aus dem Kloster der Menschwerdung, nicht beunruhigt würden. Die anderen hätten wohl aus Liebe zu mir jegliches Leid erduldet. Die eine von den beiden war damals Subpriorin (des genannten Klosters), und man hatte ihr sehr davon abgeraten, mitzugehen. Zudem hatten beide sehr vornehme Verwandte, gegen deren Willen sie fortgingen; denn unser Unternehmen schien allen als Torheit, und später sah ich ein, dass man nicht unrecht hatte. Aber sobald ich nach dem Willen des Herrn eines dieser Klöster gründen soll, so meine ich immer, dass kein Hindernis imstande sei, mich von einem solchen Werk abzubringen. Erst nachher treten, wie sich später zeigen wird, alle Schwierigkeiten auf einmal vor mich.
Als wir in der Herberge ankamen, erfuhr ich, dass sich in Arevalo ein Dominikanerpater, ein großer Diener Gottes, befand, der während meines Aufenthaltes im Kloster zum heiligen Joseph mein Beichtvater war. Da ich schon bei Gelegenheit des Berichtes der ersten Gründung vieles über seine Tugend gesagt habe, so will ich hier nur seinen Namen nennen; es ist der Magister Pater Dominikus Báñez, ein sehr gelehrter und verständnisvoller Mann, durch dessen Rat ich mich leiten ließ. Ihm schien mein Vorhaben nicht so schwierig wie allen übrigen; denn je mehr einer Gott erkennt, desto leichter findet er seine Werke ausführbar. Da er von einigen Gnaden, die Seine Majestät mir verlieh, Kenntnis hatte und auch Zeuge der Ereignisse bei der Gründung des St. Josephsklosters war, so schien ihm alles leicht möglich. Ich empfand großen Trost, als ich ihn sah, da ich überzeugt war, dass auf seinen Rat hin alles einen guten Ausgang nehmen werde. Als ich zu ihm kam, sagte ich ihm ganz im Vertrauen, was sich ereignet hatte. Er meinte, dass sich die Angelegenheit mit den Augustinern schnell erledigen lasse. Mir aber war jeder Aufschub peinlich, weil ich nicht wusste, was ich mit so vielen Nonnen anfangen sollte. Wir verbrachten diese Nacht in Angst, weil alsbald alle in der Herberge von unserem Vorhaben Kenntnis erhielten.
Gleich am nächsten Morgen kam Pater Antonius de Heredia, Prior unseres Klosters in Medina, zu uns und sagte, dass das Haus, dessen Kauf bereits abgeschlossen war, (zur Wohnung) hinreiche. Es habe eine Vorhalle, die man zu einer kleinen Kapelle zurichten könne, wenn man sie mit einigen Teppichen schmücke. Wir ließen uns dazu bestimmen. Mir wenigstens schien dies sehr gut. Denn uns lag ja viel daran, dass alles in möglichster Eile vor sich gehe, da wir uns außerhalb unserer Klöster befanden und ich, durch die erste Gründung gewitzigt, Widersprüche befürchtete. Darum wünschte ich, dass vom Hause Besitz genommen werde, bevor etwas davon bekannt würde. Wir beschlossen also, schnell zu handeln. So meinte auch der Pater Magister Dominikus (Báñez).
Wir kamen in Medina del Campo am Vorabend von Maria Himmelfahrt nachts 12 Uhr an. Um kein Geräusch zu machen, stiegen wir beim Kloster zur heiligen Anna ab und begaben uns zu Fuß in das (für uns bestimmte) Haus. Die Barmherzigkeit Gottes wachte sehr über uns, da man um dieselbe Stunde die Stiere einschloss, die am nächsten Tage zum Stiergefecht bestimmt waren. Wir begegneten keinem einzigen. In Gedanken versunken, merkten wir auf nichts anderes; aber der Herr, der immer jenen zu Hilfe kommt, die seine Ehre suchen — und wir wollten auch in der Tat nichts anderes —, behütete uns vor Gefahr. Als wir beim Hause angekommen waren, traten wir in einen Hof. Mir schienen die Mauern sehr verfallen, aber nicht in dem Maße, wie ich es dann bei Tage wahrnahm. Es scheint, der Herr habe zugelassen, dass jenem guten Pater (dieser Umstand) nicht in die Augen fiel und er nicht merkte, wie ungeziemend dieser Ort für die Einsetzung des Allerheiligsten Sakramentes sei.
Bei Besichtigung der Vorhalle fanden wir sie voll von Schutt, den man erst wegräumen musste. Oben trat das bloße Ziegeldach zum Vorschein, und die Mauern waren nicht angeworfen. Die Nacht war vorgeschritten, und wir hatten nur einige Maultierdecken — ich glaube, es waren drei —, die für die ganze Länge der Vorhalle so viel wie nichts bedeuteten. Ich wusste nicht, was wir anfangen sollten, da ich diesen Raum für ungeziemend hielt, einen Altar aufzurichten. Aber der Herr wollte die Sache beschleunigen; seinem Willen gemäß besaß der Verwalter der Eigentümerin des Hauses viele Teppiche und einen Bettvorhang von blauem Damast; ihm hatte die Frau, die sehr fromm war, aufgetragen, uns alles zu geben, was wir begehren würden.
Als ich so großen Vorrat sah, pries ich den Herrn, und die übrigen Schwestern mögen wohl ebenso gehandelt haben; wir wussten jedoch nicht woher wir Nägel bekommen könnten, da wir sie zur Nachtzeit nicht kaufen konnten. Wir suchten die Wände ab und brachten endlich nach langer Mühe die genügende Anzahl zusammen. Nun begannen die einen die Teppiche aufzuhängen, die anderen räumten das Erdreich hinweg; wir arbeiteten so emsig, dass mit Tagesanbruch der Altar vollständig aufgestellt und ein Glöckchen im Gange aufgehängt war. Gleich darauf wurde die heilige Messe gelesen. Dies genügte zur Besitznahme. Alles geschah im geheimen, und man merkte nur, dass wir das Allerheiligste einsetzten. Durch die Spalten einer (dem Altare) gegenüberliegenden Türe hörten wir die heilige Messe, weil kein anderer Ort vorhanden war. Soweit war ich nun sehr zufrieden; es bereitete mir überaus großen Trost, wieder eine Kirche mehr zu sehen, in der sich das Allerheiligste Sakrament befindet. Doch diese Freude war von kurzer Dauer; nach beendigter Messe näherte ich mich einem halbgeöffneten Fenster, um in den Hof zu schauen, und bemerkte, dass die Mauern an einigen Stellen ganz eingefallen waren und viel Zeit erforderlich sei, um sie wieder gut instand zu setzen.
Oh mein Gott, welche Angst empfand mein Herz, als ich Seine Majestät gleichsam auf die offene Straße gesetzt sah in einer Zeit, die durch diese Lutheraner damals so gefährdet war. Zudem schwebten alle Schwierigkeiten meinem Geiste vor, die von jenen vorgebracht werden konnten, die (mein Unternehmen) so arg bekrittelt hatten. Ich sah wohl ein, dass sie nicht unrecht hatten, und es schien mir unmöglich, das begonnene Werk weiter fortzuführen. Während mir vorher beim Gedanken, zur Ehre Gottes zu arbeiten, alles leicht vorkam, trieb mich jetzt die Versuchung bezüglich seiner Allmacht derart in die Enge, dass es mir schien, als hätte ich nie die geringste Gnade von ihm empfangen. Ich sah nur meine Armseligkeit und mein Unvermögen. Welch guten Ausgang konnte man wohl von einer Angelegenheit erhoffen, mit der sich eine so armselige Kreatur wie ich befasste? Wäre ich allein gewesen, so hätte ich dies leichter ertragen; aber wenn ich daran dachte, dass meine Gefährtinnen, die trotz Widerspruchs mitgezogen waren, wieder in ihr Kloster zurückkehren müssten, so berührte mich das schmerzlich. Zugleich kam mir der Gedanke, dass nach diesem ersten Missgeschick alles, was ich in Bezug auf den zukünftigen Beistand des Herrn vernommen, sich nicht verwirklichen werde. Dazu gesellte sich noch die Furcht, es möchte alles, was ich im Gebet vernommen, Täuschung sein. Dies war für mich nicht die mindeste, sondern im Gegenteil die größte Pein, weil ich immer am meisten fürchte, der böse Feind möchte mich hintergehen.
Oh du mein Gott, in welch kläglichem Zustand befindet sich doch eine Seele, die du der Angst überlassen willst! Wahrhaftig, wenn ich dieser und anderer Bedrängnisse gedenke, die ich bei diesen Stiftungen ausgestanden habe, so kommen mir im Vergleich mit ihnen die leiblichen Mühseligkeiten — und diese waren in der Tat groß — wie nichts vor. Trotz all dieser Angst, die mir das Herz zusammenschnürte, ließ ich meinen Gefährtinnen durchaus nichts merken, um ihre Betrübnis nicht noch zu vermehren. In dieser Angst verblieb ich bis zum Abend; da sandte mir der Reiter der Gesellschaft Jesu einen seiner Patres, der mich sehr ermutigte und tröstete. Ich eröffnete ihm aber nicht alle meine Schmerzen, sondern nur jenen, dass wir uns sozusagen auf offener Straße befänden. Ich suchte nun ein Haus, soviel es auch kosten mochte, zur Miete ausfindig zu machen, in das wir übersiedeln wollten, bis jenes die notwendige Ausbesserung erhalten hätte. Ich tröstete mich damit, dass ich so viel Volk zu uns kommen sah und niemand unsere unüberlegte Handlungsweise beachtete. Die Barmherzigkeit Gottes fügte es so; denn man hätte uns mit vollem Recht das Allerheiligste Sakrament wegnehmen können. Jetzt erst sah ich meine Ungeschicklichkeit und die Unachtsamkeit aller ein, da wir nicht daran dachten, dass man es hätte genießen können. Ich meinte nämlich, es wäre das ganze Werk wieder zerstört, wenn dies geschähe.
Trotz aller Anstrengungen konnte man jedoch in der ganzen Stadt kein Haus zur Miete ausfindig machen; darum war ich Tag und Nacht in großen Sorgen. Obwohl ich zur beständigen Bewachung des Allerheiligsten Sakramentes Männer aufgestellt hatte, so fürchtete ich doch immer, sie möchten einschlafen. So stand ich bei Nacht auf, um sie durch ein Fenster zu beobachten. Der Mond schien sehr hell, so dass ich sie gut sehen konnte. Jeden Tag fanden sich viele Leute (in der Kapelle) ein; aber anstatt Missfallen zu finden, wurden sie vielmehr beim Anblick des Herrn, der sich abermals wie im Stalle (zu Bethlehem) befand, zur Andacht gestimmt. Seine Majestät, die nie müde wird, sich für uns zu verdemütigen, schien ungern diesen Ort zu verlassen.
Acht Tage waren verflossen, als ein Kaufmann, der in einem sehr schönen Hause wohnte, auf unsere Notlage aufmerksam wurde. Er bot uns dessen ganze obere Etage an, um darin wie in unserem Eigentum zu wohnen. Dort befand sich ein sehr großer vergoldeter Saal, den er uns als Kapelle zur Verfügung stellte. Eine Dame namens Helene de Quiroga, die eine große Dienerin Gottes was und gleich neben dem Hause wohnte, das wir gekauft hatten, bot mir ihre Hilfe an, um sogleich eine Kapelle zur Aufbewahrung des Allerheiligsten Sakramentes einzurichten und Vorkehrungen zu treffen, damit wir in der Klausur leben könnten. Andere Personen gaben uns viel Almosen, aber niemand half mir so viel wie diese Dame.
Unter solchen Umständen begann ich wieder etwas ruhiger zu werden, da wir ganz in der Klausur lebten und die Tagzeiten beten konnten. Der gute Prior hatte große Eile mit der Reparatur des Hauses und gab sich sehr viel Mühe. Indessen verzögerte sich die Sache zwei Monate lang, bis es so hergestellt wurde, dass wir einige Jahre leidlich darin wohnen konnten. Seitdem hat Unser Herr noch eine Besserung eintreten lassen.
Während ich mich dort aufhielt, beschäftigte mich immer noch die Sorge betreffs der Stiftung von Männerklöstern; und da ich, wie gesagt, niemand in Aussicht hatte, so wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich fasste darum den Entschluss, mit dem dortigen Prior mich ganz im geheimen zu besprechen, um zu sehen, welchen Rat er mir gäbe. Und so geschah es. Er freute sich sehr, als er von diesem Plane hörte, und versprach, der erste sein zu wollen. Ich hielt diese Äußerung nur für Scherz und sagte es ihm auch. Denn wenn er auch immer ein guter, zurückgezogener Ordensmann, ein Liebhaber des Studiums und ein Freund der Zelle war — er war ja ein Gelehrter —, so schien er mir doch gleich für den Anfang nicht geeignet. Ich traute ihm nicht den Geist und die Kraft zu, eine so strenge Lebensweise auf die Dauer zu ertragen, weil seine schwächliche Natur nicht daran gewöhnt war. Er aber versicherte und beteuerte mit ernsten Worten, der Herr habe ihn schon seit langer Zeit zu einem strengeren Leben berufen, er sei schon entschlossen gewesen, bei den Kartäusern einzutreten, die ihm bereits die Aufnahme zugesagt hätten. So sehr es mich auch freute, dies zu hören, so war ich doch noch nicht ganz zufrieden. Ich bat ihn, sein Vorhaben noch einige Zeit zu verschieben und sich (inzwischen) in allem zu üben, was er geloben sollte. So geschah es, und während ein Jahr verging, kamen infolge falscher Anschuldigungen so viele Widerwärtigkeiten und Verfolgungen über ihn, dass es schien, als wolle ihn der Herr prüfen. Er ertrug alles mit so frohem Mut und wurde dadurch so im Guten gefördert, dass ich unseren Herrn pries und daraus abnahm, Seine Majestät bereite ihn allmählich zu dem beabsichtigten Werke vor.
Einige Zeit nachher kam ein ziemlich junger Pater, der in Salamanca den Studien oblag, mit einem anderen Gefährten hier an. Er hieß Pater Johannes vom Kreuz. Sein Gefährte erzählte mir wunderbare Dinge über sein Leben. Ich pries dafür den Herrn, und als ich mit ihm sprach, gefiel er mir sehr gut; ich erfuhr von ihm, dass er auch den Gedanken hege, bei den Karthäusern einzutreten. Ich setzte ihn von meinem Vorhaben in Kenntnis und bat ihn dringend, zuzuwarten, bis der Herr uns ein Kloster geben würde. Ich legte ihm dar, welch ein gutes Werk es wäre, wenn er bei seinem Streben, ein vollkommeneres Leben zu führen, in seinem eigenen Orden bliebe, und wie er dadurch unserem Herrn einen noch größeren Dienst erweisen könne. Er versprach, darauf einzugehen, wenn sich die Sache nicht allzu sehr in die Länge ziehe. Als ich sah, dass ich zum Beginne bereits zwei Patres hatte, schien mir die Angelegenheit schon als erledigt, wiewohl ich mit dem Pater Prior nicht ganz zufrieden war. Aus diesem Grunde und weil ich auch kein Haus hatte, um die Gründung vornehmen zu können, wartete ich noch einige Zeit.
Unterdessen gewannen die Nonnen allmählich das Vertrauen des Volkes, und man brachte ihnen große Hochachtung entgegen, und zwar meines Erachtens mit Recht; denn jede dachte nur daran, wie sie unserem Herrn eifriger dienen könne. Sie befolgten in allem die Lebensweise wie im St. Josephskloster zu Ávila, weil sie dieselbe Regel und die gleichen Satzungen hatten. Unser Herr berief allmählich einige zur Annahme des Ordenskleides und verlieh den Nonnen so große Gnaden, dass ich darüber erstaunt war. Er sei gepriesen in Ewigkeit! Amen. Es scheint, dass er nur auf Liebe wartet, um Gegenliebe zu erweisen.
Einige Gnaden, die der Herr den Nonnen dieser Klöster spendet. Unterweisung für die Priorinnen, wie sie sich bezüglich dieser Gnadenerweise zu verhalten haben.
Ehe ich in der Erzählung dieser Stiftung fortfahre, halte ich es für gut, den Priorinnen einige Belehrungen zu geben, damit sie ihre Untergebenen zur größeren Förderung ihrer Seelen zu leiten verstehen, wenn sie auch dadurch deren Neigungen weniger entsprechen. Ich weiß eben nicht, wie lange mir der Herr noch Zeit und Leben schenken wird; und jetzt meine ich, zum Schreiben etwas Zeit zu haben. Ich bemerke hier noch: als man mir auftrug, diese Klosterstiftungen zu beschreiben, waren außer dem ersten Kloster zum heiligen Joseph in Ávila, dessen Gründung ich sogleich niederschrieb, mit Gottes Hilfe weitere sieben Klöster gestiftet; das letzte davon ist jenes von Alba de Tormes. Der Grund, warum nicht mehr gestiftet wurden, war der, dass mich die Obern zu anderen Dingen verwendeten, wie wir in der Folge sehen werden.
Wenn ich mir den Fortgang des geistlichen Lebens in diesen Klöstern während der letzten Jahre vor Augen stelle, so erkenne ich, wie notwendig die nachfolgenden Unterweisungen sind. Gebe unser Herr, dass ich das recht auszudrücken vermag, was nach meiner Ansicht not tut! Und weil die Gnaden, um die es sich hier handelt, keine Täuschungen sind, sollen die Geister nicht in Verwirrung geraten. Ich habe schon an anderer Stelle hiervon gesprochen, wo ich einige kleine Belehrungen für die Schwestern schrieb. Wenn man in Reinheit des Gewissens und im Gehorsam handelt, lässt der Herr niemals zu, dass der böse Feind so die Oberhand bekommt, dass er uns zum Schaden unserer Seele täuschen kann; im Gegenteil wird der Teufel selbst betrogen. Dies weiß der Arge gar wohl, und darum glaube ich auch, dass er nicht so viel Böses verursacht als unsere eigene Einbildungskraft und die schlimmen Launen, besonders wenn Melancholie dazu kommt; denn die weibliche Natur ist schwach und die in uns herrschende Eigenliebe gar sein. Ich habe bei Personen, mit denen ich zusammentraf, bei Männern sowohl wie bei vielen Frauen, auch bei den Nonnen dieser Klöster deutlich erkannt, dass sie sich gar oft wider ihren Willen selbst täuschen. Gerne glaube ich, dass der Teufel sich einmischen mag, um uns zu hintergehen; aber bei den meisten, die ich, wie gesagt, gesehen, habe ich Gott sei Dank, nicht bemerkt, dass der Herr sie aus seiner Hand gelassen hätte. Vielleicht will er sie durch diesen Schaden klug machen, damit sie daraus Erfahrung schöpfen.
Wohl um unserer Sünden willen ist in der Welt die Übung des Gebetes und der Vollkommenheit so in Verfall gekommen, dass ich mich so darüber aussprechen muss. Ohne auch nur irgendeine Gefahr wahrzunehmen, scheut man vor diesem Wege zurück; wie würde es erst sein, wenn man sie auf irgendeine aufmerksam machte? In der Tat, Gefahr gibt es überall; und solange wir in dieser sterblichen Hülle wandeln, müssen wir immer in Furcht sein und den Herrn bitten, dass er uns belehre und nicht verlasse. Doch, wie ich schon gesagt zu haben glaube, gibt es Personen, für die die Gefahr weniger groß ist; das sind jene, die sich mehr mit dem Gedanken an Gott beschäftigen und nach Vervollkommnung ihres Lebens streben.