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In all den Geschichten dieses Bandes spielen Schwerter eine entscheidende Rolle! Für den Hanse-Söldner Erich von Belden ist der Beidhänder die Waffe der Wahl. Der Wikinger Ragnar hat es mit einem angeblich unzerstörbaren Ulfberth-Schwert zu tun - das im entscheidenden Moment bricht. Der Schwertkämpfer Whuon begenet einer magischen Streitaxt. Ein Mann will das Geheimnis des Berges der Götter lüften - und begegnet einem Gott, der einst ein Schwertkämpfer war. Der junge Leonardo da Vinci löst das Rätsel des Schwertes, das einst dem Apostel Petrus gehört hat und dem magische Kräfte innewohnen sollen. Und im Wilden Westen kämpft ein Elbenkrieger mit einem Elbenschwert gegen eine Bande schießwütiger Revolverhelden und ein Maschinengewehr. Dieses Buch enthält folgende Geschichten von Alfred Bekker: Das Schwert des Erich von Belden Das zerbrochene Schwert Die magische Streitaxt Der Berg der Götter Leonardo und die Bruderschaft des heiligen Schwerts Herr der Stadt
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Das Buch der Schwerter
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Das Schwert des Erich von Belden
Das zerbrochene Schwert
Die magische Streitaxt
Der Berg der Götter
Leonardo und die Bruderschaft des heiligen Schwerts
Herr der Stadt
In all den Geschichten dieses Bandes spielen Schwerter eine entscheidende Rolle!
Für den Hanse-Söldner Erich von Belden ist der Beidhänder die Waffe der Wahl.
Der Wikinger Ragnar hat es mit einem angeblich unzerstörbaren Ulfberth-Schwert zu tun - das im entscheidenden Moment bricht.
Der Schwertkämpfer Whuon begenet einer magischen Streitaxt.
Ein Mann will das Geheimnis des Berges der Götter lüften - und begegnet einem Gott, der einst ein Schwertkämpfer war.
Der junge Leonardo da Vinci löst das Rätsel des Schwertes, das einst dem Apostel Petrus gehört hat und dem magische Kräfte innewohnen sollen. Und im Wilden Westen kämpft ein Elbenkrieger mit einem Elbenschwert gegen eine Bande schießwütiger Revolverhelden und ein Maschinengewehr.
Dieses Buch enthält folgende Geschichten
von Alfred Bekker:
Das Schwert des Erich von Belden
Das zerbrochene Schwert
Die magische Streitaxt
Der Berg der Götter
Leonardo und die Bruderschaft des heiligen Schwerts
Herr der Stadt
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / COVER STEVE MAYER nach Motiven von Eduard Stiegel
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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Alles rund um Belletristik!
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Alles rund um Belletristik!
von Alfred Bekker
Riga, Anno 1450...
„Schert Euch zum Teufel! Ihr macht mich nur schwächer, aber Ihr könnt mir nicht helfen!“, rief Heinrich Heusenbrink unwirsch dem Medicus entgegen. „Na los, worauf wartet Ihr! Ich werde Eure Dienste derzeit nicht mehr brauchen!“
„Ihr solltet Eure Entscheidung nochmal überdenken“, sagte der Medicus und wechselte dann einen Blick mit Thomas Bartelsen. Der Sekretär zuckte nur mit den Schultern. Heinrich Heusenbrink war der Herr und ließ sich nicht dreinreden – schon gar nicht, wenn es um seine ganz persönlichen Angelegenheiten ging.
Aber der Bernsteinkönig wollte auf keinen Fall noch einmal zur Ader gelassen werden. Solange Barbara verschwunden war, brauchte er jedes bisschen Kraft, um diese Prüfung des Herrn zu bestehen. Alles andere war seiner Ansicht nach dagegen weniger wichtig.
„Ich lasse Euch wieder rufen, falls sich die Meinung des Herrn Heusenbrink in dieser Sache noch einmal ändern sollte“, erklärte Thomas Bartelsen, bevor der Medicus sich zum Gehen wandte.
„Gut“, nickte dieser. „Aber wartet nicht zu lange!“
Damit ging er zur Tür des Schlafzimmers hinaus und ließ sich vom Diener bis zu einem auf der Straße wartenden Wagen begleiten.
Heinrich Heusenbrink lag ausgestreckt in seinem Bett und schloss die Augen. Es ging ihm nicht gut, das konnte niemand übersehen. Aber nachdem er erfahren hatte, was mit seiner Tochter geschehen war, hatte er sich geradezu gegen seinem hinfälligen Zustand aufgebäumt. Seinem schwachen Herzen hatte das gewiss nicht gut getan. Aber verbissen ertrug er, was die Krankheit für ihn an Unbilden mit sich brachte. Eine wilde Entschlossenheit stand in seinem Gesicht, auch wenn er sich andererseits immer wieder vor Schmerz an die Brust fasste.
„Womit habe ich das verdient, Bartelsen?“, fragte er. „Könnt Ihr mir das sagen? Die Tochter entführt, meine besten Männer lagen tot auf dem Pflaster und ich selbst so hinfällig wie ein Greis, obwohl ich gerade jetzt stark wie ein Bär zu sein hätte!“
„Wir müssen tragen, was der Herr uns als Last bestimmt“, sagte Bartelsen.
„Ja – das sagt sich so einfach, wenn man gerade mal nichts auf dem Rücken hat“, murmelte Heinrich Heusenbrink.
„Ihr werdet sehen, wir werden bald eine Lösegeldforderung bekommen und dann wird es sicher eine Möglichkeit geben, sich mit diesen Leuten zu einigen.“
„Ich bin mir da nicht so sicher... Mein Gefühl sagt mir, dass mehr dahinter steckt. Viel mehr!“ Heinrich atmete tief durch und setzte noch einmal an, aber zunächst einmal kam nichts weiter als ein erbärmlich klingendes Ächzen aus seinem Mund. Er brauchte einige Augenblicke, ehe er in der Lage war weiter zu sprechen. „Hört mich an, Bartelsen! Unsere Waffenknechte sind ziemlich dezimiert und ich wüsste im Moment niemanden, der sich dieser Sache annehmen könnte – außer diesem Ritter, der Barbara auf ihrem Weg nach Riga begleitet hat! Erich von Belden! Treibt ihn für mich auf! Ich hoffe, dass er noch in der Stadt ist und sein Schwert nicht anderweitig verkauft hat!“
Bartelsen nickte. „Ich werde tun, was ich kann“, versprach er.
Da Thomas Bartelsen sich nicht so gut in Riga auskannte und vor allem auch keine Ahnung hatte, in welchen Wirtshäusern und Herbergen man nach jemandem wie Erich von Belden am besten zu suchen anfing, nahm er einen der Diener mit. Der Diener hieß Hans Steinhauer und erregte jedesmal ein leichtes Schmunzeln, wenn er seinen Familiennamen nannte – denn wie ein Steinhauer sah er nun wirklich nicht aus. Hans war eher schmächtig und zart. Niemand traute ihm zu, tatsächlich etwas größere Gewichte stemmen zu können.
Sein Großvater war Steinhauer gewesen und da der noch lebte, scheute sich Hans, diesen Familiennamen abzulegen und gegen einen in seinem Fall etwas weniger verfänglichen ein auszutauschen.
Systematisch führte Hans Steinhauer den neuen Schreiber im Hause Heusenbrink zu jenen Herbergen und Gasthäusern, die von durchreisenden Söldnern und Seeleuten bevorzugt wurden. Sie fanden ihn schließlich im Mietstall eines Gasthauses mit der Bezeichnung 'De Halve Haan'. Das Gasthaus gehörte einem ehemaligen Umland-Fahrer aus Holland. Kapitäne, die aus der Nordsee um den Skagerak fuhren und dann den Hanseaten der Ostsee auf den dortigen Handelsrouten Konkurrenz machten wurden so genannt – und beliebt waren sie natürlich nie gewesen. Die Hanse hatte immer versucht, sie möglichst aus der Ostsee herauszuhalten und ihr eigenes Handelsmonopol zu behaupten. Notfalls mit Gewalt. Gerrit, der Wirt von 'De Halve Haan', hatte die Konsequenzen gezogen, nachdem sein Schiff vor Gotland fast versenkt worden war. Er hatte es verkauft und stattdessen ein Gasthaus in Riga gekauft. Allerdings hatte er nicht geahnt, dass er sich damit neuen Ärger einhandelte, denn nach Ansicht maßgeblicher Teile des Rates ging es in 'De Halve Haan' eindeutig zu hoch her. Insbesondere das ungehemmte und exzessive gegenseitige sich Zuprosten, unterlegt mit zotigen Trinksprüchen, hatte sich in diesem Lokal eingebürgert und stieß unter den Patriziern auf Missfallen. Böse Zungen behaupteten allerdings, dass die Schwierigkeiten nur damit zu tun hatten, dass sich Gerrit der Holländer von auswärtigen Bierbrauern und Fuhrleuten beliefern ließ und kein Händler in Riga am Konsum seiner Gäste auch nur einen einzigen Kreuzer verdiente.
Gerrit hatte Bartelsen und dem Diener die Auskunft gegeben, dass Erich von Belden bereits drauf und dran war, die Stadt zu verlassen. „Es hat ihm hier wohl nicht gefallen!“, stellte er fest. „Jedenfalls sattelt er gerade sein Pferd.“
Erich war gerade im Begriff, seinen Beidhänder noch am Sattel zu befestigen, als Bartelsen und sein Begleiter das Stalltor passierten.
„Erich von Belden?“, fragte Bartelsen und versuchte seinem Auftreten – ganz gegen seine eigentliche Natur – einen energischen Habitus zu geben.
„Kommt drauf an für wen“, sagte Erich.
„Für Heinrich Heusenbrink, der sich Sorgen um seine Tochter macht.“
Zunächst hatte Erichs Gesicht eher desinteressiert gewirkt, doch das änderte sich nun mit einem Schlag.
„Was ist mit Barbara?“, fragte er und es fiel Thomas Bartelsen sofort auf, dass Erich von ihr sprach, wie von jemand sehr vertrautem.
„Sie ist entführt worden, zwei Waffenknechte des Hauses Heusenbrink fanden dabei einen allzu frühen Tod und ich selbst habe auch einige Blessuren abbekommen. Mein Schädel und meine Eingeweide schmerzen noch von den Schlägen, die ich einstecken musste.“
„Erzählt mir mehr darüber!“, forderte Erich. „Ich will jede Einzelheit wissen.“
„Vielleicht sollten wir uns erst über den Preis einig werden, den Ihr für Eure Dienste verlangt, werter Herr. Herr Heinrich ist nämlich sehr besorgt und diese Sorge könnte ihn womöglich noch ins Grab bringen, auch wenn ich den Teufel natürlich nicht an die Wand malen will.“
Erich folgte Bartelsen und dem Diener zum Haus der Heusenbrinks. Sein Pferd zog er am Zügel hinter sich her und ließ sich unterwegs schon einmal jede Einzelheit berichten, an die Bartelsen sich erinnern konnte.
Vor dem Heusenbrinkschen Haus machte Erich sein Pferd an einer dafür vorgesehenen Querstange fest. Dann ließ er sich von Bartelsen zu dem kranken Hausherrn bringen.
Dieser hatte sich angezogen und sich in einen der Diwane gesetzt, auch wenn ihn das außerordentlich angestrengt hatte. Aber er wollte sich offenbar nicht so hilflos und schwach präsentieren, wie er sich im Moment tatsächlich vorkam.
„So lerne ich Euch also doch noch kennen“, stellte Heinrich fest. „Erich von Belden, den Mann, von dem mir meine Tochter schon so viel erzählt hat!“
„Wie ich hoffe nur Gutes“, meinte Erich, dem alles im Grunde viel zu langsam ging.
„Ich werde Euch gut entlohnen, wenn Ihr es schafft, meine Tochter aus der Gewalt ihrer Entführer zu befreien“, sagte Heinrich Heusenbrink.
„Habt Ihr zumindest eine Ahnung, wer gegen Euch und Euer Haus etwas im Schilde führen könnte?“, fragte Erich. „Wer will Euch durch den Raub Eurer Tochter schaden?“
Heinrich atmete schwer. Er ließ zunächst von seinem Diener ein anregendes Getränk bringen, das der Medicus eigenhändig in der Küche des Hauses aufgebrüht hatte. Die Zusammensetzung des Pulvers, das in der Flüssigkeit dazu gelöst worden war, war ein Geheimnis des Arztes und wenn Heinrich auch nicht sicher war, ob dieser Trank seinen Zustand tatsächlich besserte, so schien er ihm zumindest nicht zu schaden und mit negativen Wirkungen auf die Häufigkeit und Konsistenz seiner Ausscheidungen verbunden zu sein. „Es sind so viele, die mir Neid entgegenbringen und mir schaden wollen“, sagte Heinrich.
„Ihr habt vom Ring der Schwarzen Kreuze gehört?“, fragte Erich.
„Zum ersten Mal durch Eure Warnung, die Ihr meiner Tochter zukommend ließt, bevor sie sich mit Matthias Isenbrandt verloben wollte... Aber seitdem reden die Leute hinter vorgehaltener Hand immer öfter davon.“
„Auf dem Weg hier her sind wir auf vielerlei Zeichen für den Einfluss der Ringler gestoßen“, erklärte Erich. „Eure Tochter wurde bereits auf der Nehrung überfallen und ich bin überzeugt davon, dass diejenigen, schon damals aus dem Hintergrund die Fäden zogen, jetzt nur ihre Tat vollenden.“
„Das mag sein. Aber es ist mir gleichgültig, wer dahinter steckt und welche Absichten er verfolgt! Ich will einfach nur, dass mein Kind wieder in Freiheit ist. Wenn ihr etwas zustoßen würde,könnte ich das nicht ertragen... Ich habe vor drei Jahren schon meine Frau verloren.“
Zusammengesunken und sehr traurig saß Heinrich Heusenbrink da und starrte ins Leere. „Ich werde tun, was ich vermag“, versicherte Erich. „Aber Ihr solltet zusätzliche Waffenknechte in Dienst stellen, die Euch schützen – zumal Euch in letzter Zeit einige Eurer Männer zu Tod gekommen sind.“
Erich ließ sich von Thomas Bartelsen genau zeigen, wo sich der Überfall in der vergangenen Nacht ereignet hatte. „Ein Wagen ist gekommen und Barbara wurde auf grobe Weise hinaufgeschafft.“
Erich sah sich auf dem Boden um, so als gäbe es dort zwischen den glatt verfugten, sich leicht aus dem Boden herauswölbenden Steinen irgend etwas zu entdecken.
Er fand tatsächlich etwas, kniete nieder, berührte eine bestimmte Stelle des Bodens mit den Fingerspitzen und hob sie empor, sodass er sehen und riechen konnte, was daran haften geblieben war.
„Pech!“, stellte er fest.
„Genau dort hat der Wagen gehalten“, meinte Thomas Bartelsen. „Da seht Ihr auch noch einen plattgetretenen Pferdeapfel!“ Er deutete darauf mit der Hand und fügte hinzu: „Dorthin müssen sie fortgefahren sein, aber ehrlich gesagt habe ich davon schon nichts mehr mitbekommen!“
Erich nickte langsam. Das Pech stammte von den Achsen des Wagens. Es war jemandem offenbar sehr wichtig gewesen, dass das Gespann leicht lief und wenig Geräusche machte. „Angesichts des Pech-Preises für den Riga berüchtigt ist, kann man wohl sagen, dass jemand viel Schmiergeld bezahlen konnte“, murmelte Erich. „Sehr viel, seht mal, da vorne ist wieder etwas zu finden!“
„Glaubt Ihr, dass wir einer Pechspur folgen sollten?“
„Nein. Sobald der Wagen in Fahrt war, wird man davon kaum noch was finden. Aber wir sollten uns bei den Fuhrleuten umhören. Wenn jemand soviel Pech benutzt hat, dass es zu Boden trieft, müsste sich das herumgesprochen haben!“
„Und bei den Pechhändlern könnte man es auch versuchen“, ergänzte Thomas Bartelsen.
Zwei Tage vergingen, ohne dass sich ein brauchbarer Hinweis ergab. Vom Rat der Stadt und den Stadtwachen war nur wenig Hilfe zu erwarten und Erich hatte nicht vor, sie in seine Nachforschungen einzubeziehen. Vielmehr fürchtete er, dass auch sie von Zuträgern des Rings der Schwarzen Kreuze durchsetzt waren.
Ein nächtlicher Bote schob unter der Haustür der Heusenbrinks ein gefaltetes Papier hindurch. Es war an Heinrich Heusenbrink gerichtet. In gleichförmiger, geübter Schrift stand darauf zu lesen, dass kein Anlass zur Sorge bestünde. Barbara sei in guten Händen und man hoffe, alsbald zu zufriedenstellenden Übereinkünften kommen zu können.
Unterzeichnet war das Papier mit drei schwarzen Kreuzen in einem Kreis, die nicht mit Tinte, sondern mit Kohle gezeichnet waren.
„Eine Übereinkunft...“, murmelte Heinrich Heusenbrink heiser und matt, nachdem man ihm das Papier zu lesen gegeben hatte. Erich von Belden und Thomas Bartelsen standen an seinem Bett, um mit ihm die neue Lage zu beraten.
„Ahnt Ihr, was in diesem Fall mit einer Übereinkunft gemeint sein könnte?“, fragte Erich von Belden.
„Ich nehme an, dass die Ringler meine Geschäftsverbindungen für ihre Zwecke benutzen wollen. Solange Albrecht von Gomringen Landmeister war, konnten unsere Feinde hoffen, dass wir unserer Privilegien nach und nach beraubt würden. Aber nachdem Albrecht verschied und Barbara mit dem neuen Hochmeister auf der Marienburg zu einer Verständigung gekommen ist, sehen diese Leute wohl ihre Felle davonschwimmen...“
„Dann ist es wahrscheinlich, dass selbst die Gespräche Eurer Tochter mit dem Hochmeister belauscht wurden“, meinte Erich. „So waren die Ringler immer einen Schritt voraus.“
„Und nun haben sie mich in der Hand. Sie haben mir zwar noch nicht offen gedroht, aber das ist auch gar nicht nötig. Von jetzt an bin ich eine Marionette in ihren Händen und sie werden von mir alles verlangen können.“ Heinrich regte sich immer stärker darüber auf. Sein Gesicht lief dunkelrot an. Verzweiflung hatte ihn erfasst. Es schien keinen anderen Weg zu geben, als den Ringlern nachzugeben und zu tun, was immer sie verlangten. „Wenn ich ihnen zum ersten Mal bei irgendeiner Sache geholfen habe, etwa indem ich Schmuggelware zusammen mit dem legal vom Orden lizenzierten Bernstein ausliefere – dann könnten sie Barbara sogar gefahrlos freilassen. Ich wäre dann auf ewig dem Ring ausgeliefert, denn sie könnten mich jederzeit beim Orden anschwärzen, sodass Hoch- und Landmeister mich auf der Stelle fallen ließen...“ Er stockte, konnte einen Moment lang nicht weitersprechen. „Teufel sind das!“ stieß er dann hervor. „Wahre Teufel... und niemand scheint die Macht zu haben, diesem furchtbaren Mahr Einhalt zu gebieten...“
Tagelang befragten Erich von Belden und Thomas Bartelsen die Pechhändler und Fuhrleute. Aber da sie beide fremd in der Stadt waren, misstraute man ihnen zumeist und vermutete schon, dass die beiden vielleicht vom Orden geschickt worden waren, um nach Hinterziehern von Abgaben zu fahnden. So wandte sich Erich an einen der Fuhrleute im Dienst der Heusenbrinks. Sein Name war Karl August und als Familienname führte er in erster Generation den Namen Fuhrer. Sein Vater war zwar auch schon Fuhrmann gewesen, hatte aber den Namen Müller getragen, was nach Ansicht von Karl August völlig unpassend gewesen war und so hatte er sich entschlossen, den Namen an den Erwerb anzupassen, was ihm leichter erschien als der umgekehrte Weg. Die Aussichten, eine Mühle zu erwerben oder zu erben standen für ihn nämlich denkbar schlecht.
Karl August Fuhrer war sofort bereit, bei den Erkundigungen zu helfen. Zuvor hatte sich Erich ausgiebig bei Heinrich Heusenbrink über ihn erkundigt, um zu erfahren, ob man Karl August vertrauen konnte. Da Heinrich den Fuhrmann auf viele seiner Reisen mitgenommen hatte, wann immer er jemanden brauchte, der eine Kutsche gut zu führen wusste, gab es da keinerlei Bedenken.
Wenn Erich in Karl Augusts Gesellschaft die Tavernen der Fuhrleute aufsuchte, wurden sie gleich zugänglicher – zumal auch Thomas Bartelsen nicht dabei war. Gegenüber einem wie ihm, einem Kanzleiteufel und Schreibdämon, wie ihn einer der Fuhrleute beschimpft hatte, herrschte besonders großes Misstrauen, denn mit seinesgleichen hatten die Fuhrleute zumeist dann zu tun, wenn es darum ging, die Höhe der Abgaben festzulegen.
„Ich kenne jemanden, der vor kurzem seinen Wagen verliehen hat und ihn so mit Pech eingeschmiert zurückbekam, dass er sich seine Hosen daran noch schmutziger gemacht hat, als sie ohnehin schon waren!“, berichtete ihnen schließlich ein vierschrötiger Fuhrmann mit rötlichen Haaren, dessen Gesicht stark mit Sommersprossen versehen war.
„Sagt mir seinen Namen“, forderte Erich von Belden.
„Ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen!“
„Wenn er seinen Wagen nur verliehen hat, wird das auch nicht geschehen“, versicherte Erich.
„Sagt das nicht! Wenn irgend etwas geschieht, dann landet unsereins schon mal schnell im Kerker und wird dann dort vergessen! Wenn sich dann bei der Untersuchung die Unschuld des Betreffenden herausstellt, und der schon der schlechten Behandlung oder des grässlichen Essens wegen verschieden ist, so hilft ihm das auch nicht weiter!“ Er kniff die Augen zusammen und musterte zuerst Karl August, dann Erich. „Du arbeitest für den Heusenbrink, nicht wahr?“, fragte er dann an den Fuhrmann gewandt.
„Das weiß doch jeder! Und in den letzten zwanzig Jahren hat sich daran auch nichts geändert.“
„Ich habe gehört, dass dessen Tochter verschwunden sein soll! Ich nehme an, dass das alles damit etwas zu tun haben wird, zumal dein ritterlicher Freund hier zuvor zusammen mit dem neuen Schreiber des Heusenbrinks überall hausieren gegangen ist, um den Leuten Löcher in den Bauch zu fragen!“
„Wir werden die Stadtwache nicht einschalten“, erklärte Erich. „Du kannst uns ruhig sagen, wer der Mann ist, der seinen Wagen verliehen hat.“
Der Vierschrötige überlegte. Erich legte ihm ein Silberstück auf den Schanktisch, das der Mann mit den Sommersprossen dann rasch einsteckte. „Seid Ihr verrückt! Nicht so öffentlich! Wegen so eines Stücks wird man auch schon mal in enger Gasse überfallen! Aber wenn Ihr noch so ein Stück für mich habt, werde ich Euch Auskunft geben.“ Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Ich nehme an, dass der reiche Heusenbrink dafür aufkommen wird!“
Der Mann, den der Vierschrötige ihnen angab, hieß Severin Schiefnagel und war nur in zweiter Linie Fuhrmann. Sein bedeutenderes Handwerk war die Wagenmacherei.
Er war ein kleiner, aber sehr kräftig wirkender Mann, dessen Züge sehr energisch wirkten und zu dem rohen Umgangston passten, mit dem er seine Lehrlinge und Gesellen herumkommandierte.
Er legte die Stirn in Falten und hörte sich mit sehr skeptischer Miene an, was Erich und Karl August ihm zu sagen hatten. Dann zeigte er ihnen den Wagen. „Der ist immer noch gut geschmiert und wird es wohl noch eine ganze Weile bleiben!“, meinte er.
„Wer hat ihn für jene Nacht ausgeliehen?“
„Es war einer der Stallknechte von Gunter Spießlauf, dem reichen Pfeffersack!“, lautete die Auskunft. „Euch sagt der Name nichts? Dann seid Ihr noch nicht lange hier in Riga. Dieser Spießlauf gehört doch zu dieser Compagnie der schwarzen Häupter. Für deren letzten Umtrunk habe ich Bier fahren müssen! Was glaubt Ihr, wie diese vornehmen Geldschneider saufen können, dagegen kommt ja nicht mal ein Fuhrmann an!“
Das Haus von Gunter Spießlauf war eines der neueren Bauten in Riga. Es hatte den stufenförmigen steilen Giebel der Patrizierhäuser und war mit seinen drei Stockwerken fast schon bescheiden. Wenn man aber bedachte, dass dieser Kaufmann noch eine Residenz in Danzig sein eigen nannte, relativierte sich das.
Zusammen mit Thomas Bartelsen machte sich Erich dorthin auf, denn ihn mitzunehmen erschien Erich dabei passend zu sein. Bartelsen berichtete von der Zusammenkunft der Schwarzhäupter, an der er in Begleitung von Barbara Heusenbrink am Abend des Überfalls teilgenommen hatte. „Dass ein angesehenes Schwarzhaupt wie Gunter Spießlauf damit etwas zu tun haben könnte, hätte ich nie gedacht“, meinte er. „Aber andererseits hätte ich mir ja auch nicht vorstellen können, dass die Isenbrandts dazu fähig wären, Morde in Auftrag zu geben oder zu decken...“
Als Erich von Belden an der Haustür von Gunter Spießlaufs Rigäer Haus klopfte, gab es zunächst keinerlei Reaktion. Erich lauschte und versuchte es dann noch einmal.
„Wir wollen nicht hoffen, dass dieser Spießgeselle im Kaufmannskostüm sich davongemacht hat!“, meinte Thomas Bartelsen.
„Das wäre dann allerdings vielleicht ebenfalls sehr aufschlussreich“, gab Erich zurück.
Als Erich zum dritten Mal klopfte und dazu den eisernen Ring benutzte, der einem messingfarbenen, an der Tür angebrachten Löwenkopf durch die Nase führte, kam endlich jemand.
Ein Diener im typischen Livré von Hausangestellten öffnete.
„Ihr wünscht?“
„Wir wünschen Gunter Spießlauf zu sprechen. Und zwar sehr dringend“, erklärte Erich.
„In welcher Angelegenheit?“
„Das möchte ich ihm gerne selbst sagen“, erwiderte Erich etwas schroffer, als er beabsichtigt hatte.
„Und wen bitte darf ich meinem Herrn melden?“
Nun antwortete Thomas Bartelsen anstelle des Ritters und sagte: „Meldet, dass der Schreiber des Hauses Heusenbrink eine persönliche Botschaft zu überbringen hat.“
„So folgt mir!“
Erich von Belden und Thomas Bartelsen folgten dem Diener durch einen weiträumigen Empfangssaal, dessen Wände mit Teppichen behängt waren und in dem Möbel standen, bei denen sich die Tischler offenbar vorgenommen hatten, italienischen Vorbildern zu folgen.
Dann öffnete der Diener eine Flügeltür.
Erich und sein Begleiter folgten ihm abermals und fanden sich in einem weiteren Raum wieder, der etwas kleiner war, dafür aber einen Kamin besaß. Der war allerdings nicht befeuert und er machte auf Erich den Eindruck, als hätte es schon seit mehreren Tagen keine Glut mehr in ihm gegeben. Dichte Vorhänge teilten Teile des Raumes ab und verdeckten die Fenster. Hinter den Vorhängen kamen nun wie auf ein geheimes Zeichen Bewaffnete hervor. Erichs Hand war instinktiv am Schwertgriff. Er wandte den Kopf und sah, dass auch die Tür bereits versperrt war. Dasselbe galt für den zweiten Ausgang, den dieser Raum besaß. Ein Dutzend Schwertspitzen waren auf Erich und Bartelsen gerichtet.
Der Ritter riss sein Rapier hervor.
„Keine unbedachte Bewegung und senkt Euer Schwert!“, war eine durchdringende, befehlsgewohnte Stimme zu hören. „Seit vernünftig, wenn Ihr am Leben bleiben wollt!“
Erich atmete tief durch und ließ den Blick schweifen. Innerlich schalt er sich einen Narren dafür, so leicht in die Falle getappt zu sein.
Es war Nacht. Barbara hatte im Bug der Kogge auf dem Overlop geschlafen, denn unter Deck stand das Wasser knietief und schwappte bei jedem Manöver und jeder Welle hin und her, sodass das Schiff in viel stärkere Bewegungen geriet, als es normalerweise unter den recht freundlichen Wetterverhältnissen der Fall gewesen wäre. Niemand hatte bisher unter Deck schlafen können, was nicht so schlimm war, solange es nicht regnete.
Der dröhnende Schmerz in ihrem Kopf hatte nachgelassen und sie konnte inzwischen wieder klarer ihre Gedanken fassen.
Der Schlaf war trotzdem nicht wirklich erholsam gewesen.
„Heh, aufwachen!“, drang die raue Stimme des Kapitäns in ihr Bewusstsein. Sie rappelte sich auf und blickte über die Reling. Die Kogge hatte sich der Küste genähert und war vor Anker gegangen. Ein Beiboot wurde gerade zu Wasser gelassen. Der Mond tauchte den Strand in ein fahles Licht, in dem schattenhafte Gestalten als dunkle Umrisse zu sehen waren. Mehrere Reiter und sicher ein paar Dutzend Menschen zu Fuß warteten dort.
„Die Fahrt ist hier zu Ende“, sagte der Kapitän.
„Ihr seid ein Bernsteinschmuggler?“
„Ich bin ein Händler und Kapitän“, erwiderte der Bärtige. „Dass es in mancherlei Landen dumme Gesetze gibt, ist nicht meine Schuld.“
Zwei der anderen Seeleute packten sie und zwangen sie, die Strickleiter hinabzusteigen, über die man ins Beiboot gelangen konnte. Das Beiboot schwankte ziemlich stark. Mehrere Bewaffnete waren an Bord. Außerdem ein paar Seeleute zum Rudern.
Ein zweites Beiboot ging ebenfalls zu Wasser. Gleichmäßig tauchten die Ruderblätter ins Wasser und mit jedem Schlag näherten sich die Boote dem Ufer. Als Barbara an Land stieg, raffte sie das Kleid zusammen. Trotzdem stand sie plötzlich bis zu den Knien im Wasser. Eine Welle umspülte sie. Und der Saum ihres Kleides und der verschiedenen Unterkleider war daraufhin so nass, dass man ihn auswringen konnte. Sie stieg an Land. Ihre Füße steckten in feuchten Schuhen, mit denen sie in den Sand einsank.
Die Bewaffneten wichen nie von ihrer Seite.
Einer der Reiter kam herbei. Er ließ sich aus dem Sattel gleiten, ging auf den Kapitän zu, der mit dem zweiten Boot an Land gekommen war. „Na endlich! Wir haben schon nächtelang darauf gewartet, dass Ihr hier landet!“
„Wir mussten noch auf eine unfreiwillige Passagierin warten!“ Der Kapitän deutete auf Barbara. „Bringt sie zum Haus unseres Herrn!“
„Nach Danzig?“
„Nein, auf das Gut, du Narr! Übergib dem Verwalter diesen Brief.“ Er holte ein versiegeltes Dokument unter seiner Kleidung hervor. „Und dann richte aus, dass unser Herr mit einem anderen Schiff auf dem Weg hier her ist. In ein paar Tagen wird er eintreffen.“
„Ah, ich verstehe... Der Herr will sich die Hände nicht schmutzig machen.“
„Nun quatsch nicht herum! Zeig mir lieber, was Ihr an Bernstein gesammelt habt...“
Nachdem das Schmuggelgeschäft am Strand abgewickelt war, half man Barbara auf eines der Pferde, was mit den nassen Kleidern gar nicht so leicht war. Allerdings band man ihr danach die Hände vorne zusammen und gestattete ihr auch nicht, die Zügel selbst zu nehmen. „Wir wollen ja nicht, dass unser Gast uns vorzeitig verlässt“, lachte einer der Kerle.
„Wie heißt sie?“, fragte einer der anderen.
„Steht bestimmt in dem Dokument, das ich bekommen habe.“
„Dann sieh doch mal nach – falls sie es dir nicht sagt. Oder kannst du zu schlecht lesen?“
„Untersteh dich!“
„Ich meine ja nur...“
„Unser Herr wird mir die Ohren schlitzen lassen, wenn er das Dokument nicht unbeschadet bekommt. Da werde ich meine Neugier wohl noch etwas zu zügeln wissen...“
Ein scharfer Ritt durch die Nacht folgte. Barbara hatte schon nach kurzer Zeit die Orientierung verloren und hätte nicht mehr gewusst, wo es zum Meer zurück ging.
Danzig...
Dieser Name war gefallen und sie wurde anscheinend an einen Ort gebracht, der sich in der Nähe der wichtigsten Hansestadt im Ordensland befand.
Irgendwann tauchten der Ferne Lichter auf. Die Gruppe von Reitern erreichte ein befestigtes Gut. Es wurde von Mauern umgeben, denen allerdings die Schießscharten fehlten. Ein Klostergut vielleicht. Vor dem Tor rief einer der Männer das Losungswort und daraufhin wurde es geöffnet und sie ritten in den Innenhof.
„Hier werdet Ihr die nächste Zeit bleiben müssen“, sagte der Anführer der Reiter an Barbara gerichtet. Der Schein der Fackeln erhellte die Nacht. Barbaras Fesseln wurde gelöst, sodass sie leichter absteigen konnte.
„Bringt sie ins Haus!“, rief eine barsch klingende weibliche Stimme. Sie gehörte zu einer hageren Frau von unbestimmbarem Alter. Im Schein der Fackeln war zu sehen, dass sie eine Schwesterntracht trug. Ihr war das Dokument ausgehändigt worden, das der Koggenkapitän dem Anführer der Strandschmuggler übergeben hatte – offenbar besaß die hagere Nonne die nötige Autorität, um das Siegel sofort brechen zu dürfen. Sie musterte Barbara von oben bis unten. Dann wandte sie sich an den Anführer der Schmuggler. „Ich hoffe, man hat dich nicht wieder bei der Bezahlung des Bernsteins betrogen! Das müssen wir sonst von unserem Gewinn ausgleichen!“
Barbara wurde von zwei weiteren Schwestern in Nonnentracht zu einer Wohnzelle gebracht, deren Einrichtung der üblichen Kargheit entsprach. Es gab einen Tisch, ein hartes Bett und einen Stuhl. An der Wand hing ein Kruzifix. Außerdem ließ man ihr eine Kerze.
Auf dem Weg dorthin hatte Barbara mehrfach versucht, die Frauen anzusprechen, aber sie hatten ihr nicht geantwortet. Ein Schweigegelübde hatten sie wohl kaum abgelegt, denn zuvor hatte Barbara sie untereinander durchaus sprechen hören. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und ein Riegel wurde davor geschoben. Dann war Barbara zunächst einmal allein. Sie versuchte durch das winzige Fenster zu sehen, das es in ihrer Zelle ab. Es war mit einem Vorhang verhängt. Ein gusseisernes Ziergitter versperrte es, aber es wäre wohl ohne dieses Gitter allenfalls für ein mageres Kind unter zehn Jahre möglich gewesen, durch diese Öffnung ins Freie zu gelangen. Draußen war nicht viel zu erkennen – abgesehen von bewaffneten Nachtwächtern, die mit mit Öllampen und Hellebarden ausgerüstet waren. Eine gewöhnliche Klostergemeinschaft war dies jedenfalls nicht!, dachte sie. Aber das Klostergut diente ganz offensichtlich als Rückzugsort für Bernsteinschmuggler. Vielleicht auch als Zwischenlagerstätte für regalwidrig gesammelten Bernstein.
Etwas später wurde die Tür noch einmal geöffnet. Die hagere Oberin stand dort. Sie trug die Bestandteile einer Nonnentracht über dem Arm. Auf dem Gang hatte ein Waffenknecht Posten bezogen.
„Jeder Gedanke an eine Flucht ist sinnlos“, sagte die hagere Oberin. „Und jede Frage, die Ihr stellt ist ebenso sinnlos, denn sie wird Euch nicht beantwortet werden – es sei denn, Ihr bittet um zu essen, zu trinken oder eine Möglichkeit zur Verrichtung Eurer Notdurft.“
Die Stimme der Oberin klang so eisig, dass Barbara unwillkürlich fröstelte. Die blassblauen Augen erinnerten sie an das Eis, das im Winter auf den Glasscheiben ihres Vaterhauses Blumen bildete.
„Und wie soll ich Euch ansprechen?“, fragte Barbara.
„Gar nicht.“ Sie drängte sich in die Zelle und legte die Kleidung auf die Pritsche. „Eure Sachen sind nass und in einem Zustand, wie Ihr Euch nicht einmal als Bettelnonne präsentieren könntet. Zieht das hier an. Es dürfte Euch einigermaßen passen. Nur die Haube werdet Ihr nicht bekommen. Schließlich seid Ihr keine von uns.“
„Es fehlt auch die Kordel, die Ihr um die Taille tragt!“
„Das ist richtig.“
„Sollen die Sachen an mir herunterhängen wie ein Sack?“
„Ihr seid nicht hier, um Euch herauszuputzen. Aber seid gewiss, wenn Ihr heiratet, werdet Ihr standesgemäß aussehen.“
Barbara fiel der Kinnladen herunter und sie war einen Moment lang völlig konsterniert. „Wenn ich heirate?“, echote sie, während die Oberin sich bereits wieder zum Gehen wandte.
In der Tür stehend drehte sie sich noch einmal um. „Es ist seltsam, dass Ihr so überrascht tut“, sagte sie dann. „Schließlich seid Ihr doch verlobt... Oder stimmt das etwa nicht?“
Erich von Belden ließ den Blick über die Kreuzritter schweifen, die ihn umringt hatten. Er senkte das Schwert, so wie es von ihm gefordert worden war – aber zu mehr war nicht bereit. Noch nicht.
Thomas Bartelsen stand wie erstarrt neben ihm. Dann ging ein Ruck durch den Schreiber und er sagte plötzlich mit vibrierender Stimme: „Keiner von Euch ist Gunter Spießlauf und so frage ich mich, was Ihr in seinem Haus zu schaffen habt!“
Der Anführer der Kreuzler musterte ihn. „Und wer seid Ihr?“
„Thomas Bartelsen, Schreiber für das Haus Heusenbrink.“
„Heusenbrink... Ein bekannter Name!“
„Wenn Euresgleichen schon damit anfängt, in die Häuser von Bürgern einzudringen, dann muss sich der Orden nicht wundern, wenn sich bald überall an der Ostsee ein Bund gegen Gewalt gründet, wie in Preußen!“
„Aufrührerische Reden sind das!“, stellte einer der anderen Ritter fest. Er sprach Platt mit einem deutlichen Akzent. Erich vermutete, dass er entweder aus Dänemark oder Schweden kam. „Dass Ihr Euch solche zu führen traut, zeigt doch wohl, dass die Unterdrückung des Ordens nicht allzu schlimm sein kann!“
Unterdessen machte der Anführer der Ordensritter seinen Männern ein Zeichen, woraufhin sie die Schwerter zurück an ihren Ort steckten. Daraufhin steckte auch Erich seine Klinge zurück in die Scheide.
„Ich bin Johannes von Werndorf, direkt dem Hochmeister unterstellter Inspector. Ich bin mit dem besonderen Auftrag unterwegs, den Schmuggel zu bekämpfen und habe dazu sämtliche Vollmachten. Ich darf Burgherren und Komtore absetzen und selbstverständlich darf ich mich auch in einem Haus wie diesem umsehen, wenn dich denke, dass es der Erfüllung meiner Aufgabe dienlich ist. Und wer seid Ihr?“
„Erich von Belden.“
„Euren Namen habe ich schon gehört. Und zwar in der Memelburg. Ihr habt Barbara Heusenbrink gegen eine Bande von Strolchen auf der Nehrung verteidigt!“
„Das trifft zu“, nickte Erich. „Und jetzt bin ich gezwungen, ihr wieder zu helfen, denn sie ist entführt worden. Dahinter steckt eine geheime Bruderschaft, die sich Ring der Schwarzen Kreuze nennt...“
Johannes nickte leicht. Seine Linke umkrampfte den Schwertgriff, die Rechte ballte sich unwillkürlich zur Faust. „Ja, dieser Name sagt mir in der Tat einiges. Und der häufigste Ort, an dem ich das unheilige Zeichen der Ringler sah, war die Stirn des einen oder anderen Toten, den sie gemeuchelt haben.“
„Sie sind skrupellos und es scheint, als wollten sie jetzt endgültig die Herrschaft über den Bernstein an sich reißen.“
„Und was sucht Ihr im Haus von Gunter Spießlauf, wo Ihr doch nach einer Entführten suchen solltet?“
„Er hat das Pech bezahlt, mit dem jener Wagen so über die Maßen geschmiert wurde, mit dem die Entführer ihr Verbrechen begangen haben. So hatte ich die Absicht, ihn deswegen zur Rede zu stellen.
„Wir haben ebenfalls Hinweise darauf gefunden, dass dieser Kaufmann mit den Ringlern in einem Zusammenhang steht!“, meinte Johannes. „Wir sollten zusammenarbeiten, denn anscheinend haben wir denselben Feind. Das, was über die Ringler bekannt ist, erscheint mir so spärlich, dass sich daraus kaum ein Gesamtbild erschaffen lässt. Sie scheinen überall und nirgends zu sein. Beinahe habe ich das Gefühl, dass wir diesen Kampf schon verloren haben, noch ehe er richtig begonnen hat, denn viele aus unseren eigenen Reihen sind längst ein Teil der Verschwörung!“
„Vielleicht sollten wir zunächst einmal nachprüfen, ob das nicht auch für den ehrenwerten Ritter gilt!“, meldete sich nun der Kreuzler mit dem skandinavischen Akzent zu Wort.
Johannes deutete auf ihn und sagte: „Darf ich Euch unseren Bruder Svante Nybrad vorstellen? Ich gebe viel auf sein Urteil...“
Svante trat nun vor. „Woher wissen wir, dass wir Euch trauen können, Erich von Belden?“
Erich holte das Amulett mit den drei schwarzen Kreuzen hervor, das er bei sich trug. „Dies hier habe ich einem Meuchelmörder vor drei Jahren abgenommen, der versuchte, mich in meiner Herberge in Lübeck zu ermorden.“
Svante nahm das Amulett an sich, betrachtete es und übergab es an Johannes von Werndorf, der es sich ebenfalls eingehend ansah. Schließlich erhielt Erich das Amulett zurück.
„Wieso soll das ein Beweis Eurer Vertrauenswürdigkeit sein?“, fragte Svante etwas irritiert.
„Wenn ich nicht vertrauenswürdig wäre, hätte ich es verborgen und Euch nicht unter die Nase gehalten.“
Svante verzog das Gesicht. „Kein besonders stichhaltiges Argument, finde ich.“
„Dann solltet Ihr Euch bei Heinrich Heusenbrink erkundigen. Er vertraut mir – und das würde gewiss nicht tun, wenn er auch nur irgendeinen Anlass hätte anzunehmen, dass ich etwas mit den Entführern seiner Tochter zu tun hätte.“
„Wir werden mit Heinrich Heusenbrink gewiss zu einem späteren Zeitpunkt sprechen“, meinte er. „Zunächst einmal möchte ich, dass wir hier unsere Arbeit beenden.“
„Wonach sucht Ihr – abgesehen vom Besitzer dieses Hauses?“, fragte Erich.
„Nach dem Aufenthaltsort des entschwundenen Hausherrn. Aber inzwischen haben wir die Dienerschaft verhört und außerdem jedes Stück Papier untersucht, das in diesen Mauern zu finden war.“
„So konntet Ihr herausfinden, wohin er verschwunden ist?“ hakte Erich nach.
Johannes nickte. „Er ist wahrscheinlich in Danzig oder auf dem Weg dorthin“, erklärte er. „Die Aussagen seiner Bediensteten legen das nahe.“
„Spießlauf hat dort wohl Besitzungen“, meinte Thomas Bartelsen.
„Wir sollten unser Wissen zusammentragen“, schlug Johannes von Werndorf vor. „Ich möchte später auch noch mit Heinrich Heusenbrink sprechen.“
„Es geht ihm sehr schlecht – aber ich bin überzeugt davon, dass er Euch bei allem unterstützen wird, was helfen könnte, seine Tochter zu befreien.“
Die Bediensteten von Gunter Spießlauf wurde von den Kreuzlern im Haus des Kaufmanns weiter festgehalten und verhört. Jedem, der bereitwillig aussagte, wurde die Bezahlung eines Ablassbriefes versprochen und darüber hinaus Straffreiheit, falls derjenige sich nicht nur gegen Gott, sondern auch gegen die Gesetze der Stadt und des Landes vergangen hatte.
Johannes von Werndorf war dieses Vorgehen zutiefst zuwider und er hätte nichts dagegen gehabt, das Gesinde des Kaufmanns von der Stadtwache oder dem hiesigen Ordenskomtur einkerkern und peinlich befragen zu lassen. Aber dann hätten zwangsläufig zu viele davon erfahren, wie weit der hochmeisterliche Inspector mit seinen Ermittlungen gekommen war. Die örtliche Komturei des Ordens war vermutlich ebenso mit Zuträgern des Ringes der Schwarzen Kreuze durchsetzt wie die Kanzlei des Erzbischofs Silvester Stodewescher oder die Stadtwache. Auch dem Rat und der Kaufmannsbruderschaft konnte man nicht trauen, wie sich am Beispiel von Gunter Spießlauf gezeigt hatte. Darüber hinaus wurde jedem der Befragten zugesichert, dass niemand von dieser Aussage erfahren würde und es ihnen auch bei einem späteren Gerichtsverfahren nicht zugemutet würde, ihre Aussagen zu wiederholen und zu beschwören.
Der Eid fand ausschließlich im Haus des Gunter Spießlauf statt. Johannes von Werndorf legte den betroffenen Dienern, Schreibern und Waffenknechten dann Blanko-Ablassbriefe vor, die als Stiche in Serie erstellt worden waren. Genau für diesen Zweck hatte sie zum Gepäck des Inspector gehört. Der dem Hochmeister sehr zugetane Bischof von Elbing hatte sie mit seinem Federstrich unterzeichnet und gesegnet. Die jeweilige Sünde wurde in den Briefen nicht spezifiziert, aber es fand sich ein Zusatz, der das Höllenfeuer und ewige Verdammnis demjenigen versprach, der wahrheitswidrige Aussagen gemacht hatte. Für diesen Fall verloren die Ablässe ihre Gültigkeit.
So zeigte sich das Gefolge des Gunter Spießlauf recht redselig und so wurde Johannes von Werndorf und seinen Männern schließlich auch die Verschlüsselung zuteil, mit deren Hilfe sich die Botschaften übertragen ließen, die innerhalb des Ringes der Schwarzen Kreuze versandt wurden. Die Dokumente, die man in der Residenz des Komturs von Memel sichergestellt hatte, konnten nun übertragen werden, auch wenn das eine langwierige Arbeit sein würde.
Da ein zuverlässiger und vertrauenswürdiger Schreiber gebraucht wurde, hielt Johannes Thomas Bartelsen an, sich mit den Dokumenten – aber auch mit verschlüsselten Schriftstücken, die man im Haus Spießlauf gefunden hatte – zu beschäftigen.
Aus diesen und den Aussagen einiger Diener und Sekretäre wurde klar, dass Gunter Spießlauf tatsächlich vor zwei Tagen mit seiner Kogge nach Danzig aufgebrochen war. Daran, dass Danzig das Ziel war, konnte kein Zweifel bestehen, denn über die geladenen Waren gab es Kontrakte mit dortigen Händlern.
Einer der Waffenknechte gab jedoch auch an, den Kaufmann zu einem Treffen begleitet zu haben, bei dem Gunter Spießlauf mit dem Kapitän eines heruntergekommenen Schiffes über den Transport einer Passagierin verhandelt hatte, die kurz vor Danzig an Land gebracht und zu einem Gut begleitet werden sollte.
„Meine Aufgabe war es, darauf zu achten, dass niemand in der Nähe war, der uns zuhörte – aber der Kapitän hatte eine laute Sprechweise.“
„Weißt du den Namen?“
„Er hieß Nikolaus. Mein Herr hatte ihn zuvor wohl schon des Öfteren getroffen, aber da hatte ich ihn nicht begleitet.“
„Du hattest also den Eindruck, dass die beiden sich gut kennen?“, vergewisserte sich Johannes.
„Was ich sage steht wirklich nirgendwo geschrieben?“, wollte der Waffenknecht wissen.
„Bei meiner Ehre. Und ich selbst wäre im Schreiben auch viel zu langsam, als dass ich in der Lage wäre, aus dem Gedächtnis alles aufzuschreiben, was du gesagt hast. Es wird nur einen Bericht an den Hochmeister geben und der wird deinen Namen nicht enthalten.“
„Das ist gut.“
„Nur der Herr wird ihn wissen. Und er wird auch wissen, wenn du lügst oder etwas verschweigst und deinen Ablass verfallen lassen.“
Der Waffenknecht seufzte. Die Aussicht, im ewigen Feuer zu schmoren erschien mindestens ebenso schlimm, als ob man ihm Kerkerhaft, den Galgen oder andere grausige Strafen angedroht hätte. Schließlich hatte jede irdische Qual irgendwann durch den Tod ein Ende, aber die Qual der ewigen Verdammnis im Fegefeuer nicht.
„Die beiden kannten sich gut und es war davon die Rede, dass dieser Nikolaus in zwei Monaten wieder in Riga sei und dass mein Herr dann dafür sorgen solle, dass er dann auch wieder eine Schiffsladung für ihn hätte. Daraufhin erwiderte mein Herr, dass er bis dahin aber dafür sorgen müsse, dass er weniger Wasser in seinem Schiff hätte, denn er wollte nicht, dass seine Ladung verdirbt oder untergeht.“
„Wasser im Schiff?“, fragte Johannes. „Wie kam er darauf?“
„Wir waren nahe genug am Schiff, um sehen zu können, dass seine halbe Crew damit beschäftigt war zu schöpfen, obwohl es nicht geregnet hatte und die Kogge im Hafen die Nacht über fest vertäut gewesen war. 'Das Pech zahle ich aber nicht extra!', habe ich die Worte meines Herrn noch im Ohr. Aber was soll man von einem Kapitän schon halten, der auf den ersten Blick schon wie ein Teufelstier aussieht; dem die Haare so zottelig vom Haupt hängen und der Bart bis unter die Augen wächst, sodass man denken könnte, einen Mannwolf vor sich zu haben?“
„Wie hieß das Schiff?“
„Es hieß Tolle Dirn.“
Heinrich Heusenbrink war zu schwach, um aufzustehen, als Johannes von Werndorf das Haus des Bernsteinhändlers besuchte. Gemeinsam mit Erich von Belden und Thomas Bartelsen trat der hochmeisterliche Inspector in das Schlafzimmer. Ständig wachte nun jemand aus der Dienerschaft hier und konnte dabei nicht sicher sein, dass die Kerze auf dem Nachttisch nicht noch an gleichen Datum zur Totenkerze herunterbrannte.
Zwei Tage waren mit intensiven Befragungen und Nachforschungen vergangen. Insbesondere war nun erwiesen, dass die Tolle Dirn den Hafen an der Düna genau in jener Nacht verlassen hatte, als Barbara überfallen worden war. Kein anderes Schiff hatte seit Monaten Riga Nächtens verlassen, weil das mit unwägbaren Gefahren verbunden war. Schließlich gab es Untiefen. Aber ein erfahrener Kapitän konnte das in einer mondhellen Nacht durchaus schaffen – und Nikolaus Langhaar – unter diesem Namen war er selbst den Bettlern im Hafen bekannt – brachte die Strecke bis zur Mündung alle paar Monate hinter sich. So häufig weilte er nämlich in Riga. Von da an war es nicht mehr schwer. Der Steuermann musste sich nur entlang der Küste halten und durfte nicht zu nah an sie herankommen.
„Dann wurde Barbara also nach Danzig gebracht“, murmelte Heinrich Heusenbrink heiser und schwach, nachdem er den Ausführungen Erich von Beldens gelauscht hatte. Sein Blick wirkte glasig und die Sorgen der letzten Zeit hatten ebenso tiefe Furchen in sein Gesicht hineingegraben wie die körperlichen Schmerzen. Er schien innerhalb der letzten Tage um Jahre gealtert zu sein.
„Der Inspector des Hochmeisters bittet Euch um einen Dienst, den Ihr ihm in eigenem Interesse nicht versagen solltet“, sagte Erich.
„Wenn es ein Dienst ist, zu dem ich noch fähig bin und der meiner Tochter hilft – gerne!“, hauchte der Bernsteinhändler, der nur noch ein Schatten seiner selbst war.
„Gebt mir ein Schiff!“, sagte Johannes von Werndorf. „Aus den Dokumenten und Botschaften, die wir entschlüsseln konnten, ergibt sich, dass sich in Danzig so etwas wie ein Zentrum der Ringler befinden muss. Es ist immer wieder von Zusammenkünften die Rede, die dort stattfinden. Ich nehme an, dass Barbara dort gefangen gehalten wird.“
„Und so wollt Ihr Euch mit Euren Männern dorthin verschiffen lassen?“, schloss Heinrich Heusenbrink. „Wie viele stehen unter Eurem Befehl?“
„Zwanzig ausgewählte Kreuzritter, die über jeden Zweifel erhaben und bis auf einen von mir persönlich ausgesucht sind.“
„Und was ist mit dem einen?“
„Das ist Svante Nybrad aus Lund. Ihn hat der Hochmeister persönlich mit einer Aufgabe betraut.“
„Wenig Männer für einen so gewaltigen Kampf“, murmelte Heinrich. „Sehr wenige...“
„Wir brauchen ein Schiff“, erklärte Johannes.
„Die Zeiten, da der Orden eine Flotte hatte, die groß genug war, um Tausende von Rittern auf Gotland landen zu lassen und die Likedeeler zu vernichten, scheinen mit der Gegenwart nichts mehr gemein zu haben. Oder wie soll ich es sonst verstehen, dass Ihr einen Kaufmann um ein Schiff bittet?“
„Wenn ich den Komtur von Riga um ein Schiff bitte, könnte ich gleich eine Nachricht an die Anführer des Rings der Schwarzen Kreuze schicken – so ich sie kennen würde. Überall sind deren Zuträger. Und mithilfe von Brieftauben, wäre die andere Seite längst gewarnt, ehe es mir oder irgendeinem anderen Ordensritter möglich wäre, den Unterschlupf der Ringler zu finden. Also bitte ich Euch. Lasst unter Eurem Namen ein Schiff samt Besatzung anheuern und informiert niemanden über das Ziel oder die Passagiere. Und lasst uns in der Nacht ablegen... So, wie es unsere Feinde auch getan haben!“
„Ich bin einverstanden“, sagte Heinrich. „Unter der Bedingung, dass Erich von Belden Euch begleitet und für die Sicherheit meiner Tochter sorgt!“
„Damit bin ich einverstanden“, erklärte Johannes.