Das Büchlein am Tisch - Samuel Samiris - E-Book

Das Büchlein am Tisch E-Book

Samuel Samiris

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Beschreibung

Santo hat als Kind allerhand mitgemacht, wie auch seine Mutter in ihrer Kindheit. Dies hat sie für immer geprägt und im Unterbewussten zu jemanden gemacht von dem niemand etwas weiß. Man könnte meinen das solch ein Mensch wie Santo sehr schlechte Chancen im Leben hat, doch gerade weil er all das Erlebt wird er ein ganz besonderer Mensch und entwickelt besonderen Fähigkeiten. Santo und das Kind in ihm, haben nichts der Gräueltaten im Unterbewussten vergessen und so wird der Geist der Gerechtigkeit in ihnen aktiv. Santo und all die anderen, wissen nichts von seinen Erlebnissen und dem Büchlein, das immer am Tisch liegt. In diesen kleinen Buch steht all das was niemand glauben kann. So wird die Offenbarung der Seiten, eine harte Abrechnung mit all denen die den Geist der Gerechtigkeit unterschätz haben.

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Das Büchlein am Tisch

Das Unheilvolle im Unterbewussten

Ein Psychothriller der anderen Art

SAMUEL SAMIRIS

Die Vorgeschichte

Die packende Geschichte um Santo ließ mich nicht mehr los, so schrieb ich unentwegt all meine Geschichten nieder. Ständig ergriffen mich meine Emotionen, die ich hier kaum beschreiben kann. So über kam mich die Freude und das Leid, aber auch der Schmerz und das Grauen in meinen damals naiven und kindlichen Gedanken. So ist die emotionale Horrorfahrt nur schwer zu ertragen. Doch am Ende half es mir, als ein Erwachsener alles neu zu bewerten und somit zu verarbeiten.

Das Buch

Santiago Rodriguez - Müller, genannt Santo, ist ein Mensch, der unter seiner Mutter, schon als Kleinkind, leidet. Er hat in jungen Jahren Verhaltensstörungen, die ihn immer wieder aus dem Leben reißen. Er selbst weiß nichts, doch er ahnt es, das etwas mit ihm nicht stimmt. Um seine posttraumatische Psychose zu verarbeiten, schreibt er das Erlebte in ein kleines Büchlein. Sein fast übersinnliches Gespür für die Psyche prädestiniert ihn zu einem ausgezeichneten Diplomaten.

Später versteht er, dass nicht alles so ist, wie es ihm und seine Freunde erscheint und ist am Ende von der Wahrheit niedergeschmettert. Er hätte nie mit solch einer schmerzlichen und bedrohenden Wahrheit gerechnet.

Der Autor

Samuel Samiris, der hier unter einem Pseudonym schreibt, hat allen Grund dazu. Er erzählt vieles aus seinem Leben und schnell hat man Rückschlüsse daraus gezogen und andere damit belasten. Er schreibt sich so alles von der Seele.

Ja, dies Buch ist eine Aufarbeitung seines erlebten und hilft das Traumata, zu verarbeiten. Wenn auch nicht alles authentisch ist und die Namen verändert sind, steckt doch sehr viel Wahrheit darin.

Es kostet, ihn Kraft und Überwindung über das einst geschehene zu schreiben und neu emotional zu durchleben. Nur durch die Anonymität gelingen ihn die ersten Schritte zu tun, um am Ende selbstbewusst und geheilt hervorzutreten.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Die Vorgeschichte

Urheberrechte

Santiago Rodriguez - Müller,

Die Gabe von Santo

Der neue Job bei Fischer

Der Rausschmiss aus dem Unternehmen

Der Auszug

Der Auszug aus der gemeinsamen Wohnung

Die Verhandlung mit Fischer

Die Gegenüberstellung mit Kern

Der Weg nach New York

Das Experiment und die Heilung

Die Ankunft am Flughafen.

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Urheberrechte

Santiago Rodriguez - Müller,

Die Ankunft am Flughafen.

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Santiago Rodriguez - Müller,

ist in der Hauptstadt von Uruguay Montevideo, im Hospital Evangélico von José Batlle y Ordóñez 2759 11600 Montevideo Uruguay am 17.8. 1953 geboren.

Dort hatte damals Eva Müller 1938, als kleines Mädchen von 4 Jahren, zusammen mit ihren Eltern in Uruguay eine neue Heimat gefunden. Ihr Vater Hermann Müller war 32 Jahre alt und betrieb beste Handelsbeziehungen mit dem Land Uruguay und hatte einige Kontakte für seine Ausreise aus Deutschland. Evas Mutter Emaile war aus London gekommen. Ihr Vater hatte sie damals nach Deutschland geschickt, um dort zu studieren. Hier lernte sie Hermann kennen, der ebenfalls studierte. In dieser Zeit heiratete sie und war Hausfrau, Mutter und führte ein bescheidenes Leben.

Emaile, die mit vielen anderen Flüchtlingen aus Deutschland ausgewandert war, betätigte sich später in den verschiedenen Dörfern als Missionarin in Uruguay. Die lange und beschwerliche Reise mit dem Schiff teilte sie mit den anderen christlichen Helfern, wobei Handelsgüter mitgeführt waren. In Montevideo lernte Emailes Tochter Eva ihren späteren Mann kennen.

Den hatte sie am Mercado del Puerta, einem alten Hafenmarkt, in einem guten Steakhaus kennengelernt. Diego Rodriguez verliebte sich sofort in Eva und heiratete sie kurz darauf. Eva war schwanger und gebar ihren Sohn Santiago Rodriguez.

Der Name von dem neugeborenen Kind bedeutet auf uruguayisch: reich an Ruhm. Santiagos Vater Diego Rodriguez war von großer Gestalt, stets elegant gekleidet und trug einen schwarzen Pferdeschwanz mit einer lässigen Sonnenbrille. Er war Kriegsreporter und in der ganzen Welt unterwegs.

Seine Kamera Laika mit dem Filmmaterial hatte er immer um den Hals hängen und war stets bereit zum Fotografieren. Wieder zurück in Montevideo, jobbte er dort als Kellner. Seine Frau missionierte in dem Land und den damals idyllischen Dörfern, vor allem in El Caracol am Rande des Urwaldes und an der Küste am Meer. El Caracol besaß einen geschützten Hafen, genannt Laguna Garzon mit vielen kleinen Fischerbooten. Die Menschen waren meist Jäger, Fischer oder arbeiteten in der Landwirtschaft. Sie lauschten immer, wenn jemand von den neuesten Errungenschaften aus der fernen Welt erzählte.

Diego bot sich an, wenn es Verständigungsprobleme gab. Er war 1,80m groß und hatte braune schulterlange Haare. Er hatte studiert und war neben dem Spanisch, dem Englisch mächtig. Das Land hatte seine eigene Sprache, doch mit den Kolonialmächten verbreitete sich die Kolonialsprache immer mehr und nur wenige kannten die eigentliche Landessprache. Als Eva heranwuchs, war sie durch ihre Schönheit beliebt und eher eine freche Natur. Sie legte sich mit jedem an, der es darauf angelegt hatte, doch gab es eine andere Seite an ihr, die Santo und viele nie verstanden hatten.

Ihre Härte war nur eine Fassade und kompensierten ihre Komplexe und Ängste, die sie tief in sich hat. So schwanken ihre Launen von Aggression zu Depression. Wenn sie depressiv war, redete sie kaum und sprach mit sich leise im Gedanken, aber manchmal verstand man Worte, mit dem ein Außenstehender nichts anfangen konnte.

Sie war in dem Zustand nicht zu genießen und jeder der Sie kannte, hielt sich von ihr fern.

Ihre Bekannten vermuteten damals schon, dass ihr einige belastende Erlebnisse widerfahren sind. Doch alle Versuche, ihr zu helfen, brachten nur wenig und so beschimpfte man sie später als Hexe oder Psychopathin. Sie hatte optisch nichts von einer Hexe. Solche Sprüche erreichten sie nicht, denn ihr Selbstwertgefühl war gegen null und so störte sie es nicht. Sie ist ungeduldig und launisch. Niemand konnte ihr helfen.

In dem Dorf, in dem sie arbeitete, gab es 50 Kilometer weit nichts als den Urwald und nur kleine Hütten. Dennoch war dies Land mit all seinen Bergen und den Stränden wunder schön. So auch die Natur und ihre Kultur.

Ihrer Medizin fanden die Einheimische in dem Urwald. Ihnen waren die Götter und die Geister wichtig. Die Europäer hatten keine Ahnung, wie die Alten in diesem Land mit dem Tod und über ihre Toten dachten. Alles war so anders. Die warme Luft roch ständig nach so vielen Pflanzen, die man nicht kannte. Es gab 1000 neue Gerüche. Das milde Klima war für Evas Vater ein Genuss, denn er hatte immer Gelenkschmerzen in Deutschland. Hier waren sie weg.

Der Tierreichtum im Meer und im Urwald waren unerschöpflich.

Es gab verschieden große Bäume und diese hatten einen riesigen Umfang.

Es war umwerfend, doch gab es dort auch gefährliche Tiere und giftige Pflanzen. Es war wichtig, dies alles schnell zu lernen. Eva war offen für dies und lernte alles über die Gifte und deren Wirkung.

Die Hauptstadt Montevideo war riesig. Dort wohnten 80% der Gesamteinwohner des Landes. Hier fand der meiste Handel statt. Alle großen Schiffe waren dort be- und entladen worden. Die Holzindustrie hatte sich schon breitgemacht. Öl war ein Thema, das erschlossen ist. Da Land ist reich an Bodenschätze und zog allmählich die ganze Welt an. Sie bot Arbeit und harte Währung. Es waren große Landstriche für Rinder gerodet und der Hunger dafür wuchs ständig weiter. An dies alles erinnert sich Santiago später kaum.

Das war bei seiner Mutter genauso. Sie hatte, wie Santo, immer wieder Erinnerungslücken und so fehlten oft viele Stunden, in der sie nicht wusste, was geschehen war. Zu Santiago sagten alle Santo oder Santos. Er kennt das Land kaum und erinnert sich nur an die blau weiß gestreifte Flagge mit der Sonne darauf.

Diese Fahne hatte er von dem Vater erhalten und hatte sie immer an der Wand, in seinem kleinen Zimmer.

Als Diego Rodriguez nicht mehr aus den Kriegsschauplätzen der Welt zurückkehrte, fuhr Santo 1962 mit seiner Mutter zurück nach Deutschland. Santo war 9 Jahre alt und verstand dies damals alles nicht, doch er merkte das Zerbrechen des Familienglücks schon lange. Zu laut war es in der kleinen Familie. Santo war nicht klar, warum sie nicht auf ihren vermissten Mann gewartet hatte. Sie schaffte es nicht, mit Santo darüber reden. Ihm fehlten später, die liebgewordenen Freunde, die Sprache und die Herzlichkeit der Leute in dem, neuem Land. Seine Welt war nicht Deutschland und hielt es hier kaum aus. Dort wo die Menschen immer mürrisch waren und deren Regeln er nicht kannte. Er lernte Deutsch von seiner Mutter, aber es war nicht perfekt und man merkte schnell, dass er nicht aus Deutschland kam. Er war zu braungebrannt, um das es nicht auffallen würde. Meist waren sie nett zu ihm, aber die Erwachsenen untereinander, waren anders als in Uruguay, wo Santo geboren war. Es fehlte an Wärme und Herzlichkeit, doch dafür hatte man keinen Nerv. Der Krieg war immer in ihren Köpfen. Alles ist zu pragmatisch und reglementiert, dies änderte sich allmählich und die Leute fingen wieder an ihr Leben zu genießen.

Der Krieg in Deutschland war seit fast 20 Jahren vorbei und das Leben entwickelte sich längst weiter. Die alten Häuser und Ruinen sind abgerissen oder wieder aufgebaut und bald sah man kaum etwas davon. Es gab immer Armut in den Baracken. Das kleine Haus seiner Mutter und ihrer Großeltern war verkommen und nicht mehr bewohnbar, doch Ansprüche waren nicht möglich. Es war zu spät, um jetzt umzukehren. Der Putz fiel von der Hauswand und drin war lange nicht mehr geheizt worden und so war alles feucht.

Die Farbe an der Wand und den Decken blätterte ab. Die Tapeten lösten sich von dem Putz und sie waren oft vom dunklen Schimmel befallen, aber das störte keinen. Das Haus war größer als in Uruguay, doch da war es warm.

Diese Kälte in Deutschland kannte Santo nicht und war mit Abstand das Schlimmste an diesem Land. In der Luft roch man fast nichts, außer Ruß von dem Kohleofen. Schweine, Kühe, Enten, Hühner und Pferde, aber keins davon war frei. Bis auf Tauben und andere Vögel. Das Wild im Wald ist nicht zu sehen. Es war so traurig. Dafür gab es, riesige Schornsteine und stinkenden Qualm. Die Menschen verschlossen die Fenster, damit es in der Wohnung nicht nach Ruß roch und schwarz wurde. Kaum Natur und freilebende Tiere.

So viele Autos und Lastwagen und riesige Schiffe, doch das kannte er aus der damaligen Hauptstadt. Überall hat man Blumen kunstvoll angepflanzt, keine waren wild gewachsen. Santo sah aus dem angelaufenen Fenster in die Kälte und dachte sich nur: armes Deutschland.

So gerne wäre er bei seinem Vater geblieben und nicht bei seiner ständig schlecht gelaunten Mutter. Es gab sicher hier Annehmlichkeiten, die das Fehlende nicht ersetzten. Mit einfachsten Mitteln half man sich gegenseitig und tauschte und nichts wurde weggeworfen. Metalle wie Eisen, Bronze oder gar Kupfer, ist gesammelt und dann später verkauft worden. So zogen Menschen mit einem Handkarren umher, um Schrott aufzusammeln. Mit dem Essen ist es immer besser und so gab es in der Woche einmal Fleisch, das nicht billig war. Man sah damals viele Männer, aber auch Frauen und Kinder, die vom Krieg gezeichnet waren. Manche hatten im Gesicht Narben und waren entstellt und wieder andere saßen im Rollstuhl. Einige ertrugen ihre Kriegslast nicht und so war die Selbstmordrate hoch. Sie waren Einzelgänger und erhielten nicht den Respekt für ihr Opfer, das sie im Krieg brachten. Vorbei waren die Feiern, die man um sie gemacht hat. Sie waren die Verlierer und das ein Leben lang.

Kaum einer hatte sich psychisch von dem Trauma erholt. Psychologie gab es im Krieg nicht, nur bedingungslose Gehorsamkeit. Dafür waren die Deutschen immer bekannt. Vaterlandsliebe über alles. Diese Hörigkeit und bloß nichts hinterfragen, zeichnete das deutsche Volk aus. Wie in den anderen Krieg zuvor.

Diese Gehorsamkeit, zusammen mit der Angst, ist des Kriegstreibers Freund. „Achte darauf mein Sohn, denn daran wirst du das Unheil kommen sehen.“ Sagte Santos Vater.

Dies alles verstand Santo schnell. Mit dem Krieg will Santo nichts zu schaffen haben, hatte aber dennoch Mitleid mit all den Verlieren des Kriegs. Denn ihre Tugend der Gehorsamkeit war ihr verderben. Zu alleine stand man mit seiner Meinung und zu bedrohlich war die Lage im Land, um dem zu widersprechen. So ist die Macht zu groß und der Widerstand zwecklos. Man nennt es Hochverrat und darauf stand der Tote. „Wehrreet den Anfängen.“ So sein Vater.

„Kein Krieg ist gut, egal auf was für einer Seite man steht.“ Santo erkannte schnell all diese Zusammenhänge und ihm war es, wie in einem falschen Film. Niemand hatte ihn darauf vorbereitet. Doch das Land blüht weiter auf und die Kriegsveteranen starben immer mehr aus.

An ihrem geerbten Haus in ihrem Garten, gab eine kleine Hütte. Sie war vollgestopft mit 1000 verschiedenen Sachen. Dort fand man Schrauben, Holzleisten, Eisenrohre und vieles andere, was zu gebrauchen war.

In dem von Spinnen weben behangenen Keller waren Einmachgläser, die von Kindern oder Erwachsenen geplündert waren. Santo räumte alles auf und brachte Ordnung in das Durcheinander, denn seine Mutter traute sich aus irgendwelchen Gründen nicht dort hinunter. Ein großer abgesägter Holzstamm oder besser ein Hackstock mit getrocknetem Blut darauf, den man rücksichtslos in eine Ecke geschmissen hat und zusammen mit Unrat lag da. Dies war alles mitzuverwenden und so hackte Santo Holz auf ihm, oder benutzte es eben für Tiere, die ihren Kopf hierauf verloren. Santo hatte keine Probleme damit, denn das kannte er alles schon und gehörte zum alltäglichen Leben in Uruguay.

Der Großvater von Eva war im Krieg gefallen und ihr Vater gleich nach der Auswanderung.

Der Vater von Eva war in Uruguay an einem unbekannten Fieber gestorben. Evas Mutter ist in der Nacht verschleppt worden. Sie war nie wieder gesehen und so heiratete sie früh den Vater von Santo, der später aus dem Kriegsgebiet nicht wieder kam und Santo nur ein paar Mal gesehen hatte. Ihre Zeit als junges Mädchen in der Mission war hart, wie Santo erst viel später erfuhr. Sie war nur kurz in die Schule und ist eine Analphabetin. In dem kleinen Dorf waren Vergewaltigungen nichts Besonderes und eine Polizei gab es, in dem gefühlt 100 Menschen lebten nicht, und so erledigte das Dorf es auf seine eigene Art und Weis.

So verschwanden ständig Menschen, die der Dschungel sich angeblich holte. Für Santo waren das die Tiere, die sich so ihren Teil des Dschungels wieder zurückgeholt haben und der Geist der Gerechtigkeit war. Und wenn jemand dagegen war, kam er gleich mit weg. So war damals sein kindliches Verständnis des dunklen und faszinierenden Dschungels. Gefährlich war es, wenn unterschiedliche Stämme ins Dorf kamen. Niemand war sich sicher, wie es ausgehen würde. Doch meist fand nur Handel statt und manchmal sind Menschen mitgegeben oder getauscht worden. Heute würde man heiratsfähige Frauen und Männer sagen. Eines Tages war Santo verschleppt. Die alten sahen in ihm einen Geist, der auch eine helle Haut hatte wie Santo. Eva hatte einmal ihr Haare blond gefärbt und das sahen manche Menschen das erste Mal. So war Evas Kind Santo etwas Besonderes mit seiner ungewöhnlichen hellen Haut. Doch dies änderte sich mit den Jahren.

Manche sagten, Eva sei eine Hexe, die erzürnte Geister vertreiben oder herbeigerufen hat. So trachten sie nach solch Hellhäutigen. Santo war damals 4-5 Jahre und hatte nur Informationen von den Erzählungen der Bewohner, die alle Santo gesucht hatten, als er verschwunden war. Unweit in einem kleinen Dorf fand man ihn wieder. Santo hatte einen Tee getrunken, dass ihm die Sinne raubt und so nur schemenhaft sich daran erinnert. Seine Großmutter ließ das Dorf später Niederbrennen, da sie Opferkulte zelebrierten und ein uraltes kleines Volk waren. Bis die Großmutter der Dschungel sich holte und nie mehr wieder kam. Dabei waren die meisten Menschen nett und normal wie alle anderen, nur die Alten waren seltsam.

Als Santo dies später verstand und begriffen hatte, was mit seiner Oma geschehen war, hatte er ein Gefühl für ausgleichende Gerechtigkeit erlangt. Diese Gerechtigkeit war wie ein Geist für ihn, der alles wieder ins Lot brachte, wenn es denn der Mensch selbst nicht vermochte. Dieser Gerechtigkeitssinn hatte sich so in Santos manifestiert. Und wo andere an Gott und seine Gerechtigkeit und dessen Liebe glaubten, hat Santos an den Gott der Gerechtigkeit geglaubt, der tief in ihm saß.

Doch manchmal war dieser Gott nicht da und ließ auf sich warten.

Santo unterstützte damals den Gott der Gerechtigkeit, da ein kleines Mädchen, mit der er immer spielte, von einer giftigen Schlange gebissen wurde.

Santos hatte damals Angst, dennoch erschlug er die Schlange mit einem Stein, den er kaum stemmte. So war er ein Teil von Gott und seiner Gerechtigkeit, denn Gott war nicht da, als man ihn brauchte. Santo erinnerte sich nicht mehr, als er die Schlange getötet hatte. Es waren die Dorfväter, die es erzählten und es ihm wieder erklärten, was sich dort abgespielt hat. Santo hatte die Überzeugung, dass wenn der Gott der Gerechtigkeit nicht da war, dann brauchte er Hilfe von den Menschen.

Doch als das Mädchen wenig später starb, verfluchte er den Gott der Gerechtigkeit. Dies war in seinen jungen Jahren ein traumatisches Erlebnis, das ihn immer wieder in den Träumen einholte und so dunkle Gedanken in ihm hochkamen. Nachts träumte er von seiner kleinen Freundin und der Schlange und so war sein Gerechtigkeitssinn in ihm geboren. Jetzt mischte er sich aktiv ein, wenn Unrecht geschah und zögerte nicht, zu drohen, egal wie alt er war. Andere sahen ihn Santo keine Gefahr, aber trotzdem waren sie von ihm abgelenkt und der Streit klang oft ab. So sah sich Santo in seinem Handeln bestätigt.

Die Einwohner selbst waren gastfreundlich, doch die Alten hatten ihre Rituale und ihren eigenen Kopf. In denen Geister und Aberglauben steckten.

Man hat den freundlichen Menschen oft misstraut. Es verschwanden immer Frauen am Fluss und dies meist beim Waschen oder bei der Landarbeit, dass sie bewirtschafteten. Sie kamen nie wieder. Es entstand der Eindruck, dass die Alten mehr wussten, als sie sagten und die alten Rituale so deckten. Sie sprachen in einer Santo unbekannten Sprache und murmelten vor sich hin und ihre dunklen Augen verschwanden in den Augenhöhlen. Sie waren durch den Rauch, wie berauscht und sahen und hörten einen nicht mehr. Sie tranken und rauchten in den Lehmhütten oder Holzhäusern aus hohem Gras und Lehm, bis sie in einem Rausch verfielen. Dies war Santo nicht geheuer. Er hatte Angst davor und beobachtete sie nur von der ferne. Es war wie in einem Gericht oder in einem Rat, der dort vieles beschloss, dass er nie verstanden hat.

Sich dann fragte, ob hier der Geist der Gerechtigkeit wohnt, der so oft nicht da war.

Er brauchte ihn aber nicht, da er selbst einer nun war, so ließen ihn das Gemurmel der Alten am Ende kalt. Niemand von den Alten kam je zu einem Gottesdienst.

Es gab Menschen, die dort Handel mit Schmucksteinen, Tierfell und geknüpfte Decken und Hüte betrieben und dafür andere Sachen ins Dorf mitbrachten. Begehrt waren Kartoffelschäler, Siebe, Kochtöpfe, neben dem Messer und anderem Nützlichen, das sie brauchten. Santo sah in die Gesichter und sah die List in ihnen und dennoch war jeder am Ende auf dem Markt zufrieden, mit dem, was er hatte. Über die Jahre verstand er diese Gesten und sogar die kleinen Lügen erkannte er in ihrer Gestik und ihrer Mimik. Selbst die Stimmlage und wie manches ausgesprochen war, sagte Santo einiges aus.

Die Gabe von Santo

Santo konnte irgendwann Menschen ins Gesicht sehen und ihre Wesenszüge erkennen. Diese Wesenszüge ergeben sich immer durch Ereignisse im Leben und somit konnte Santo später vieles deuten. Dies war eine von vielen Logiken der Psyche. Dies war einfach zu sehen, wenn sich die Menschen nicht beobachtet fühlten, denn hier zeigen sie ihr wahres Gesicht. Kein täuschen durch ein Lachen oder dergleichen. Doch es war vielmehr in den Augen zu sehen. Hier sah er all das Leid der Menschen, das auf deren Seele lag, aber auch das Glück derer. Es war ein Band von Ereignissen, welches sich Santo viel später offenbarte.

Die Körpersprache und ihre Haltung zeigten ihren Leidensweg, aber auch wie lange dieser schon dauert. So haben viele einen krummen Rücken oder ließen ihre Schultern hängen und das schon ein Leben lang. Dieses alleine sagte schon viel über den Menschen aus. Man muss nur genau hinsehen, doch viele können das nicht. Zu beschäftigt sind sie mit sich selbst und dem Ego. So wunderten sich später viele Menschen über die Gabe von Santo, der kein Hellseher war. Nein, er sah nur genau hin und dabei seine Sinne geschärft dann seine Schlüsse daraus zog.

Es war kein Hexenwerk.

Doch Santo hatte weitere Fähigkeiten und wollte einmal Händler werden und lernt vor allem das Rechnen und Schreiben, denn das war seiner Mutter nicht vergönnt, deshalb oft hilflos.

Santo verstand oft nicht, warum seine Mutter weinte.

Heulte sie, weil der Mann, aus dem Haus herausgekommen war? Oder war es die Trauer und die Einsamkeit. Oder weinte sie, weil Santos Vater nicht da war.

Erst viel später verstand er, was hier wirklich geschehen ist und hat von den fürchterlichen Geschichten und den Zeichnungen erst nach dem Tod der Mutter erfahren. Über die Misshandlungen und den vielen Vergewaltigungen seiner Mutter, dass sie in ihrem kleinen Tagebuch des Kummers hineingeschrieben oder gemalt hat.

Was nicht immer gut zu lesen war. Doch manches erkannte er sofort, denn Sie hatte beim Zeichnen, typische Merkmale benutzt. So wusste Santo, von wem die Rede war. Eine Narbe über der Wange oder das Glasauge vom Missionsleiter sagten einiges aus und so wusste Santo, wer die Übeltäter waren.

Sie kamen damals immer wieder und Santo war da immer Spielen mit seinen Freunden, die einige 100 Meter weit weg waren.

Überhaupt trafen sich die Kinder am nahen Brunnen, der meist Wasser hatte. Hier redeten die alten Männer auf den Bänken und dem nahen Laden. Freitag und Samstag war dort der Dorfmarkt aufgebaut. Und so ist der Platz immer belebt, mit allerlei Tieren und Früchten. Damals waren Wasserbüffel, dass Kostbarste was es gab. Sie waren überall und niemand wagte, mit ihnen zu scherzen, doch wenn man freundlich war, so wie Santo, dann basierte nichts und so führte er sie am Nasenring ein Stück weit herum. Sie waren groß, schwarz, stark und hatten große Hörner und jeder hatte seinen eigenen Charakter. Die kleinen Zeichnungen auf den Seiten in dem Büchlein von Eva waren oft verwaschen, von den Tränen ihres Leids.

Erst nach der Sichtung des Büchleins begriff Santo, viele Jahre später, was seinem Vater und andere widerfahren war und warum er nicht wieder kam. Warum seine Mutter und er, trotz der Armut und der Ungerechtigkeit, in dem armen Land überlebten. Sie hatte sich später aus Not prostituiert, da die Missionare längst weitergezogen waren und ihr Überleben nicht gesichert war. Doch Santos Mutter hatte ein Kind und taugte so für das Missionieren nicht mehr. So ließ man sie herzlos zurück, mit all ihren Geheimnissen und deren Schande. Die Reise nach Deutschland.

Erst der Tod und das damit verbundene Erbe ihrer Großmutter, ermöglichte ihr und Santo die Rückreise nach Hamburg. Sie verließen das Dorf, das am Tag der Abreise in Brand geraten war.

Santo war schon mit seiner Mutter an Bord des großen Schiffes.

Sie waren viele Wochen auf hoher See, bis sie in Hamburg ankamen. Er hatte zusammen mit seiner Mutter eine kleine Kabine geteilt. Es war friedlich und seiner Mutter ging es nicht so gut, deshalb war sie oft mit Santo an der Reling, um auf das Meer zu schauen. Santo saß bis tief in die Nacht in der Liege und sah in die Sterne und seine Gedanken kreisten wieder um das verlassene Land und um seinen Vater, der unauffindbar war. Ihm fiel die kleine Freundin ein, mit der er am See war, in dem man nicht schwimmen konnte, weil darin Krokodile waren. Dort fand Santo mal eine kaputte Capps, mit der uruguayischen Flagge. Er fand auch eine Nylonschnur, die er von irgendwoher kannte. Doch er machte sich über den Müll keine Gedanken. Von den Capps gab es viele, sein Vater hatte auch eine. Es drehten sich viele Gedanken um Uruguay, aber er sorgte sich um die ungewisse Reise. Er wusst nichts von Deutschland und fragte sich, ob es dort wärmer war und wie es in Deutschland aussieht.

Es war im September 1962 als sie in Deutschland und in Evas ehemaligen Heimatstadt Hamburg angekommen waren. Eva stellte später fest, dass ihr geerbtes Haus in keinem guten Zustand und dem Zerfall hingegeben war.

Es ihr alles Zuviel und der kleine Santo mit 8-9 Jahren war ihr kein Trost, sondern ein Klotz am Bein. Sie hatte keine Nerven mehr und reagierte ständig über und so ließ sie sich an Santo aus, doch er war damals ein kleines Kind. Dies störte seine, von dem Dorf nicht mehr beäugte Mutter nicht, denn sie hatte keine Liebe mehr im Leib, weder Hoffnung noch Vertrauen. Niemand war da, der ihr Einhalt gebietet. Und so genoss sie, mit Santo ganz alleine zu sein, und misshandelte ihn immer mehr, wenn sie ihn nicht gerade im Bett hatte.

Es wäre alles leichter ohne Santo. Einen neuen Partner zu finden war für Eva schwer, da eine alleinerziehende Mutter in der Gesellschaft als schändlich angesehen war und Männer gab es durch den Krieg nicht viele. Es kamen Gastarbeiter aus der Türkei, Griechenland und Italien, die in dem neuen Deutschland mit Arbeit ihr Glück versuchten. Doch vor denen hatte Eva Angst, es war wieder eine fremde Kultur und das hatte sie satt. So fing sie an ihre Einsamkeit und Sorgen in Alkohol zu ertränken und verbitterte immer mehr, dennoch fand sie in einem Lokal als Kellnerin Arbeit und so ließ sie Santo nachts alleine. Dort lernte sie fremde Männer kennen, die ihr hin und wieder am alten Haus halfen. Das Lokal war auf der anderen Straßenseite und wenn es Probleme gab, schaltete Santo nur das Licht an, das Eva von der Bar aus es sah. Santo ist ein Kind und es war ihm verboten, in solch eine Bar sich aufhalten. Erst spät realisierte er, was es damals mit dem Lokal auf sich hatte und warum es nur nachts offen ist. Es war ein Nachtlokal für leichte Mädchen.

Eva war mit 24-25 Jahren schön anzuschauen und sie verstellte ihre Art, dass sie für die Kunden genießbar war. Es ist ein oben ohne Bar, wie Santo später von manch Männergespräche hörte. Eva sagte zu Santo, wenn es Probleme gibt, dann mach das Licht an und sie würde dann kommen.

Doch es dauerte, bis sie in das Haus kam und nach dem Rechten sah. Wenn sie, wie oft betrunken war, bestrafte sie Santos für die Mühen, die sie sich gemacht hat, um nach ihm zu sehen. Dies war nicht oft und so schlug sie auf ihn ein oder quälte ihn und redete dabei von Fremden Männer. Tagsüber fiel ihr Santo auf, der ihr ihre Freiheit geraubt hatte. Sie fing an, ihn immer mehr zu bestrafen und ihn zu vernachlässigen. Sie hatte keinen Draht mehr zu Santo und drohte ihm mit einem Heim.

Die Ungerechtigkeit von früher und die verpfuschte Zukunft, ließen sie immer mehr verbittern. Dies alles konnte Santo in ihren Augen sehen und wich ihren Blicken aus, denn wenn sie seine Augen erfassten, dann schlug sie nach ihm. Sie sah es, dass ihr Sohn sie lesen konnte und so wusste, wie sie sich fühlte und was in ihr vorging. So wie sie ihn lesen konnte. Es war demütigend für sie und ertrug die Schmach nicht und fühlte sich nackt vor Santo. Es war wie bei einem bösen Tier, dem man nicht in die Augen sehen durfte, um sein Interesse zu wecken.

Santo war nicht mehr der Halt in ihrem Leben.

Nein es war eine Last und sie war der Männerwelt ausgeliefert. Dies schürte den Hass gegen die Männer und ihr Santo würde eines Tages genauso sein, doch sie hatte noch die Macht über ihn. Ihm trieb sie dies alles aus und zahlte es ihm heim und so rächte Eva sich für all das, was man ihr angetan hat, und rechtfertigte so ihr Handeln.

Santo dachte damals andersherum. Wenn er erst mal groß ist, lässt er sich von keiner Frau mehr herumkommandieren. Der Hass auf diese wuchs so mit jedem Schlag der Mutter.

Santo meinte, dass er nie so dumm sei, für eine Frau sich zu verändern und dann den Hund für sie zu spielen.

Santo sah schon in jungen Jahren oft, wie Männer sich verändert haben, nur um nach dem Sex wieder derselbe zu sein.

Diese Einstellung war später nicht hilfreich, für eine gute Partnerschaft hatte er Bindungsängste, ohne es zu ahnen. Eva hatte keine Illusionen mehr und hatte es aufgegeben für ein besseres Leben zu kämpfen und fand sich mit allem ab. Das Annehmen der Situation und das Loslassen der einstigen Träume erleichterte vieles, denn es gab keine Enttäuschungen mehr. Der Alkohol gab den Rest, doch wenn es für sie wieder schlimmer war, dann spürte dies auch Santo.

Wenn sie betrunken war und ihre dunkle Gedankenwelt hochkommt, dann quälte sie ihn, nur um ihre Laune zu verbessern. Um die Macht über jemanden haben. Das gab ihr das Gefühl zurückschlagen zu können. Es fühlt sich gut an, nicht das Opfer zu sein. Nein, sie war es, die Macht über ihn hatte und so genoss sie die Rache.

Die Realität war ihr egal, letzten Endes kümmerte ihr Schicksal auch niemanden.

Keiner fragte nach den vielen Vergewaltigungen und den verbundenen Schlägen.

Sie sah nicht, dass sie jetzt solch einen Mann in Santo formte, den sie so verachtete und dachte nur an das, was man ihr angetan hat. So dachte sie weiter an das, was geschehen war in ihrer dunklen Gedankenwelt. Das ein einziger Abgrund war, aus dem sie nicht herauskam.

Erinnert sich weiter an ihren Vater, der sie mehrmals in ihrem Keller in Deutschland, als kleines Kind, ihren Kopf auf diesen Hackstock legte, um ihn abzuschlagen. Wenn er wieder einmal eifersüchtig und betrunken war.

Sie hatte es nur ihrer Mutter und den damaligen Nachbar zu verdanken, dass sie dies alles überlebte. Es war der Alkohol, der ihren Vater schwanken ließ und so geschwächt war, dass die Mutter und die Nachbarn ihn abgehalten hatten.

Später hat Eva von ihrem betrunkenen Vater erfahren, dass sie ein Brüderlein hatte, den er drangekriegt hat. Doch wo der geblieben ist, weiß niemand. Ihre Mutter sagte damals, dass er betrunken ist und nicht mehr wisse, was er sagt. Sie aß nichts mehr von dem Gemüse, das aus dem Garten war.

Doch der Vater hat ihr dies befohlen und so aß sie doch, mit Tränen in den Augen.

Eva wusste nicht, warum ihre Mutter nichts aus dem Garten aß, und sie wunderte sich, dass ihr Vater einen Hund dort im Garten einst begraben hat, denn sie hatten nie einen Hund. Das war die Zeit, als ihr Vater sein Leben ändert und Missionierte und Deutschland schnell mit der Familie verlassen hat. Er trank nichts mehr und hatte sich zum Besseren verändert, doch es war längst nicht alles gut und die Mutter, die unter ihren Mann litt, war nicht da. So geschah immer genug Unheil, das Eva über sich ergehen lassen musste und nur durch ihren Mann aus der bedrohlichen Lage herauskam.

Dies alles war es, was ihr auf der Seele lag. Bis sie nicht mehr weiter wusst und selbst ein Tyrann wurde.

Doch bei allem Verständnis für Eva, nützte dies Santo nichts. Neben den Schlägen für manch Harmlosigkeit, fing sie an Zigaretten auf Santos Haut ausdrücken und alles Erdenkliche ihm an den Kopf zu werfen.

Dies alles ist die Normalität von Santo, denn er kannte keine andere und wird mit der Zeit nicht leichter. So arrangierte er sich damit und lernte so, mit dem Terror und der Angst zu leben.

Es war sein Terror, der kaum ein Ende fand. Außer es kam Besuch oder sie war zu betrunken und fiel um und schlief.

Selten war sie weinerlich, ja bedürftig und nahm Santo wieder mit ins Bett und das bereits am Mittag.

Sie rieb sich an ihm und schnaufte heftig. Manchmal berührte sie ihn wild. Santo floh aus dem Bett, denn es war unter der Decke zu heiß, doch sie fing ihn nackt wieder ein. Erst wenn sie wieder langsam schnaufte, ließ sie in aus dem Bett. Lange wusste Santo nicht, was geschehen war, doch es war besser als die Schläge, wenn er nicht ins Bett kam.

Santo kannte, wie seine Mutter, keine liebevolle Umarmung. Man würde so Schwäche zeigen und an Härte verlieren. Der falsche Stolz war das einzige, was ihr geblieben war und was zu schützen galt. Als Opfer gab es nichts, mit dem man zurückschlagen konnte. Zu klein war man, als das man sich etwas getraut hat. Widerworte oder Auflehnung, hätte den Zorn nur an geschürt. Dies war dringend zu vermeiden.

Nach dem Krieg hatte jeder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen.

Der Krieg steckte in den Köpfen und in ihren Knochen und so gab es schlimmeres, als das Schreien eines kleinen Bengels, der es verdient hat.

Santos Gefühlswelt war ein Chaos und bestand nur aus Flucht vor der Konfrontation. Santo hat zwar hunger, aber auch die Angst seiner Mutter zu begegnen. So war er immer hungrig und holte sich was von den Bäumen, von denen es nicht viele gab.

In der Schule fand er Ruhe und entspannte sich. Es gab keine Ängste mehr und der Psychoterror war vorbei. Es fing erst wieder an, als die Schule zu Ende war. So kreisten seine Gedanken immer um dasselbe Thema.

Für die Schule brauchte er Sportschuhe, doch die hatte er nicht und alle glaubten, dass er sie immer vergessen hatte. Deshalb durfte er meist an keinem Sport oder Spiel teilnehmen. Erst viel später erkannten die Lehrer, dass kein Geld dafür da war.

Sie schenkten ihm ein Paar neue Turnschuhe vor der ganzen Klasse und Santo schämte sich in Grund und Boden.

Dennoch waren die Turnschuhe eine kurze Zeit sein ganzer Stolz.

Überhaupt hatte Santos keinen Nerv für die Schule. Santo war mit all den Problemen von zuhause beschäftigt, als das liebe und brave Kind zu sein, das sorglos lernte.

Er war immer da, aber hatte nie seine Hausaufgaben fertig. Wenn er in seinem Zimmer war, war auch immer die Angst da, das seine Mutter ihn wieder zu sich holt und ihn bestraft für das, was vor zwei Wochen geschehen ist. Das ist der eigentliche Terror. Sich nie sicher zu sein und das über so viele Jahre.

Dieser Terror führte dazu, das Santo nie ein Buch in Ruhe lesen konnt.

Er schrieb und lass nicht gut.

Santo stotterte und redete sehr schnell und erst viel später konnte er sich dies selbst wieder abtrainieren. Die drohenden Fragen der Mutter, verlangten schnelle Antworten. Vielleicht waren es unüberlegte Antworten, um das Unheil von sich zu wenden. Was nur bedingt klappte.

Nachts betete er manchmal zu dem Gott der Gerechtigkeit, endlich mal was zu unternehmen. Doch es geschah nichts und dabei war es egal, was er erlitten hatte und wie bitter er weinte.

Eines Tages hatte sich nach der Rückreise nach Hamburg etwas geändert.

Es war ein Mann im Haus, der sich plötzlich um alles kümmerte und seine Mutter hatte aufgehört zu trinken. Der Mann hieß Eddy und war Seemann in Hamburg. Er war blond und 1,90m groß und sah gut aus. Eva blühte wieder auf und Santo hatte wieder Spaß am Leben. Santos dunkle Gedanken wichen der hellen Freude.

Es veränderte alles und so hat er kaum noch Angst vor seiner Mutter.

Zu beschäftigt war sie mit dem neuen Freund Eddy.

Santo musste jetzt nicht mehr mit seiner Mutter ins Bett, die dort seltsame Sachen mit ihm macht. Eddy hatte ein Zimmer für Santo ausgebaut und alles wurde wohnlicher und schöner. Eva spazierte wieder auf die Straße und sprach auch wieder mit den Leuten, die sich für ihre Arbeit in Südamerika interessierten. Ihr fehlten die Berge und der Wald in dem flachen Hamburg, wo sie am Stadtrand lebten. Doch das kalte Meer war nicht weit und ein zweimal waren sie auch dort zum Picknick. Alles war gut und es gab auch kaum noch Schläge, bis Eddy mit Eva sprach und unerwartet nicht wieder kam. Santos wusste von Eva, nur das Eddy ein Schiff mitgenommen hatte, doch wann er wieder kommt, wusste er nicht. Dabei war wieder alles so schön und die bitteren Gesichtszüge verschwanden aus dem Gesicht von Eva. Santo erinnert sich wieder an die alten Frauen in dem kleinen Dorf in Uruguay. Dort wo man einen verflucht oder böse Geister aus dem Dorf trieb. Für Santo war dies seltsam, aber wirkliche Angst hatte er nie. Die alten Frauen behaupteten, dass sie böse Geister in den Gesichtern der Menschen sehen. Sie schrien oft Santos Mutter hinterher, Espritu malingo bruja (Böser Geist, du Hexe). Doch dies war lange vorbei. Doch als er sah, dass sich die Gesichtszüge wieder zum Negativen verändert hatten, erst da sah er den Unterschied und verstand, was die Frauen meinten. Jetzt kam das Böse wieder zum Vorschein und die neu gewonnenen Freunde blieben aus. Niemand ertrug es, in ihrer Nähe zu sein. So ist sie wieder einsam und kalt. Nur im Lokal, in dem sie gearbeitet hat, schien man sie zum Lachen zu bringen, aber zuhause zeigte sie ihr wahres und krankes Gesicht.

Santo wusste, was dies zu bedeuten hatte und alle Hoffnung auf schöne Zeiten und ein gutes Ende, waren dahin.

Jetzt trank Eva wieder und ließ Santo immer mehr alleine, doch Santo war kaum noch zuhause und war bis Sonnenuntergang bei Freunden. Santo hatte überall blaue Flecken doch kaum im Gesicht, wo man sie leicht sah.

Wenn doch dafür bedauerliche Blicke kamen, unternahm damals niemand etwas. Jeder hatte eben mit sich zu kämpfen, um sein Leben zu bestreiten. Santos ist älter und war mittlerweile schon in die dritte Klasse und blieb ein weiteres Mal in der Schule sitzen. Die Lehrer schrieben seiner Mutter, doch sie meldete sich nicht darauf, bis das Jugendamt unerwartet, bei ihr Zuhause zu Besuch war.

Es war 14:00 Uhr und sie schlief immer noch und war völlig von dem unangekündigten Besuch überrascht. Santos ist von den zwei Damen begutachtet worden und er zog sich, bis auf die Unterhosen aus. Er ahnte, dass seine Mutter nun dran ist und von den zwei Damen, sich einiges anzuhören hat, doch sie weinte bitterlich und erträgt nicht, dass man ihren einzigen Sohn ihr wegnahm. Sie haben ihr alles weggenommen und wenn er nun auch ist, würde sie sich umbringen. Sie habe eine schwere Zeit in dem fremden Land durchgemacht und ihr Mann nicht mehr da wäre. Dies alles macht Eindruck und man zeigte sich nochmal von einer guten Seite und wolle wieder kommen, um den Zustand von Santo zu begutachten. Sie Freude sich sehr und Santos glaubte, dass sie sich tatsächlich ändern würde. Als die Damen aus dem Haus waren, fing der Horror gleich wieder an. Eva beschuldigte Santo etwas mit der Sache zu tun zu haben und will wissen, mit wem er gesprochen hat.

Es folgten Schläge und Misshandlungen und Santos floh dann in sein Zimmer und in seiner dunklen Gedankenwelt.

Doch das half nichts, denn solange sie sich schlecht fühlte, ließ sie nicht von Santos ab. Der Schmerz und der Terror im Kopf hörten nicht auf. Man ist sich nie sicher sein, wann es wieder so weit war. So ist Angst und Terror Santos ständiger Begleiter.

Dann kam der Brief von der Schule. Man schrieb, dass Santos Eltern zur Schule kommen sollten, um über ihn und den Problemen zu sprechen.

Um keine Unannehmlichkeiten zu bekommen, kam Santos Mutter brav mit ihm in die Schule. Man meinte, dort das man Santo in eine Sonderschule geben soll, denn er sei nie bei der Sache und nur im Gedanken oder schläft. Santos Mutter hatte dazu keine Meinung und sagte na gut und hob die Schultern kurz.

Das war es.

Von der Mutter kein helfendes Wort oder gar ein Kampf für ihren Sohn. Sie hatte andere Sorgen, als das der Sohn in seinem Leben weiterkommt als sie selbst.

Der Gedanke an seine gerade erst gewonnenen Schulfreunde trieb ihm die Scham in sein Gesicht. Es ist ein Niederschlag für Santo, der sich plötzlich alle Mühe gab, aber dann doch die Schule wechselt.

Über all die Peinlichkeit sprach Santo aus Scham nie.

In der neuen Klasse gab er sich, sehr viel mühe, um das er auf die Hauptschule wieder zurückkommen konnte. Santo wird so schnell Klassenbester. Wieder meldete sich die Schule und Santo besuchte mit seiner Mutter die Schule und gingen zum Direktor. Dieser meinte, dass Santo nicht lernbehindert sei und andere Probleme hat, doch Eva hat keinerlei Erklärung dafür. Der Direktor hob die Augenbraue und Santo war klar, dass er wusste, wie der Hase läuft, aber dem Direktor die Hände gebunden sind. Er Meinte,“ wie gehen wir den jetzt mit Santo um? Schicken wir ihn wieder auf die Hauptschule oder lassen wir ihn in der Sonderschule?“ Eva meinte kurz. „Mir hat es auch nicht geschadet, da bleibt er hier“.

Santos Welt brach wieder einmal mehr zusammen und dachte sich nur, „hat es doch geschadet und jetzt darf ich dafür büßen.“ So blieb Santo auf der Sonderschule und alles Betteln half da nichts. Dies ließ Santo nie mehr los. Er fühlte sich an, als wäre Santo gerade gebrandmarkt worden und das für sein, ganzes beschissenes Leben. Solch eine Ungerechtigkeit, obwohl er Klassenbester war. Dies wollte nicht in seinen Kopf. Santo war am Boden zerstört und der Respekt vor seiner Mutter fiel kraftlos ins Bodenlose.

Santo empfand es wie eine Schmach oder ein Fluch und vor allem eine Strafe. Das für den Rest seiner Schulzeit, doch es verfolgte ihn ja sehr viel weiter.

Selbst Santos Lehrer fragte irritiert.

„Was machst du den noch hier? Warum bist du nicht wieder auf die andere Schule gegangen?“

Als Santo mit hängendem Kopf in der Klasse erklärte, ging ein Raunen durch die Klasse. Es fühlte sich an wie ein freier Fall, der nicht enden wollt.

Santo dachte, wenn er einmal groß sei, würde er sich für alles Rächen.

Seine Träume beinhalteten oft eine Rache, doch wenn er fest schlief, dann träumte er meist von seiner Mutter, bis er schweißgebadet wieder aufgewacht war. Dann nicht mehr schlafen wollte, weil er Angst hatte, in den Alptraum wieder hineinzugelangen. Dies begleitete ihn bis nach dem Tod seiner Mutter.

Es gab kein schlimmeres Monster, in seinen Träumen, das ihm mehr Angst macht als seine eigene Mutter. Er begann so in eine Traumwelt zu fliehen, die ihm ein emotionales Überleben sicherte und so für eine Weile aus der Grausamkeit der dunklen Gedanken entflieht. Er wünschte sich immer eine Mutter, wie sie sein Freund CD hatte. Sie war laut, aber fragte immer nach Claus und sorgte sich. Das war für ihn eine liebevolle Mutter. So eine Mutter wünschte sich Santo und vor dem Heim hatte er nie Angst, denn was konnte noch schlimmer sein als seine Mutter. Für Santo war seine Mutter das Übel der Welt und hatte sich emotional von ihr abgewendet und so der Hass in ihm weiterwuchs. Doch das Wort Hass traute er sich nicht denken oder gar aussprechen, denn es war ein sehr böses Wort, das man nicht denken darf.

Es braucht das Erwachsenenalter, bis er sich traue das Wort Hass, auszusprechen. Er wagte, selbst im Gedanken nicht, dies Wort zu benutzen.

Zu groß war die Angst, dass seine Mutter es ihm von den Augen ablesen konnte. So dauerte es, bis er gedanklich und später verbal, für all die Grausamkeiten seiner Mutter, sagen konnte. „Ich hasse dich.“

Oder war es die letzte hoffnungsvolle Nabelschnur, die Santo nicht kappen wollt. Sie nicht vorverurteilen will, weil irgendwann alles wieder gut wird.

Sie gar sagt, ich habe dich lieb. Vergib mir!?

So dauerte es, bis er alle Hoffnung aufgegeben hat und sein Schicksal ertrug und annahm.

Santo begann sich mit seinen Ängsten zu arrangieren. War an die ständige Angst gewöhnt und verlor so ihren Schrecken. Trotz und Übermut überkamen ihn, so ist Santo mutig und hatte vor keiner Dummheit Angst und beeindruckte einige bekannte nur kurz. So hatte er ein wenig Aufmerksamkeit, die er zuhause nie hatte. Er kannte den Unterschied zwischen Mut und Übermut nicht.

Eines Tages, als er sich wieder im Schlafzimmerschrank versteckte und in seine Traumwelt flieht, fiel ihm eine Blechkassette auf dem Kopf, die sonst nie da war. Er rieb sich den Kopf und öffnete die Dose. Er fand ein Büchlein darin und eine große Rolle mit Geldscheinen. Es war eine goldene Herrenuhr,

Ringe und anderer Schmuck dabei. Schnell legte er alles wieder rein,

doch das Buch blieb offen am Boden liegen und er sah ein Bild, das ein Seemann darstellte. Er war mit dem Kopf und dem Gesicht im Wasser

und trieb anscheinend tot darauf. Seine Mutter mit der blauen Bluse war am Rand des Sees und hielt eine kleine Flasche in der Hand. Santo kannte die sehr markante Form der Flasche. Sie ist aus dem Apothekerschrank, an den Santo nie ran durfte. Er war immer versperrt und er erinnert sich, dass seine Mutter einmal sagte, als sie die Flasche in den Händen hielt. Ich helfe dir andere Frauen schöner zu finden. Eva meinte wohl damals seinen Vater, der immer auf Reisen war. Ihm erschloss sich aber damals die Logik darin nicht, oder er verdrängte es. War sie schuld daran, dass sein Vater nicht wieder kam?

Wollte sie aus dem Grund nicht warten? Sie musste darüber Bescheid wissen, sonst wäre sie nicht so schnell gefahren. Santo ignorierte alles, denn es schmerzte ihn.

Zu spärlich waren seine Erinnerungen. Doch da fiel im wieder ein, dass einige Missionare vergiftet worden sind und damals einheimische verdächtigte.

Das war der Grund, warum sie fortgingen. Es seien Hexen unter den Eingeborenen und die Geister meinen es nicht gut mit den Männern und so zogen die Missionare weiter, bis auf die die begraben sind.

In dem Büchlein war aber nicht sein Vater gemeint, denn es sah aus wie ein Matrose mit dem blau- weiß gestreiften Hemd und den Anker auf dem Arm. Demnach war es Eddy, aber warum hat seine Mutter die Flasche in der Hand.

Santo war intelligent und sein Unterbewusstsein ebenso, und dies Unterbewusstsein, lies es nicht zu das er Rückschlüsse erkannte. Zu grauenvoll wären all diese Erkenntnisse für Santo und hätten zu einem seelischen Zusammenbruch geführt.

So täuschte das Unterbewusste das Bewusstsein und ließ die Realität anders erscheinen oder verschwinden.

Man erkennt offensichtliche Zusammenhänge nicht mehr. Es ist schwer zu glauben, dennoch ist es so. Es dient dem Schutz der Seele.

Doch dann hört Santo das Türschloss und legte schnell alles wieder in die Kassette und versteckte sich unter dem Bett.

Eva rief Santo und sie war gut gelaunt und nicht betrunken. So kam er unter dem alten Ehebett vor und wischte sich den Staub ab. Sie hatte Brot und Honig gekauft und bat Santo ein paar Scheiben vom Brot herunterzuschneiden. Zu zittrig war ihre Hand.

Santo deckte den Tisch und sie frühstückten gegen 14 Uhr. Santo hatte Hunger und beobachtete seine Mutter, doch alles fein. “Was hast du?”, fragte er sie.

Sie sagte: „Frag nicht so viel Bursche“ und schritt nach dem Essen ins Schlafzimmer und öffnete eine Türe darin. Santo war klar, dass sie den Schrank geöffnet hat. Das Klappern der Blechdose hörte sorgenvoll. Sie zog sich um, was sie sonst nicht machte.

Es klopfte es an der Haustüre und Santo lief sofort zur Tür, um sie zu öffnen.

Es war CD sein Freund aus der damaligen Schule, bei dem er oft mit essen war. CD heißt normal Claus Dieter, doch Santo sagt nur CD und alle hatten sich daran gewöhnt und so nannten ihn alle so.

CD fragte: „Kommst du mit zum See schwimmen?“ Santo fragte Eva, ob er raus gehen darf und sie fragte: „Wo gehst du hin?“ „Zum See mit CD“.

„Nein, dorthin gehst du nicht. Hast du verstanden? Geh zum Sportplatz, dort ist alles ok.“

Santo tat eh, was er wollt, und meinte. „Ok mach ich.“

CD fragte. „Was denn am See, nicht ok sei.“

„Du bist besser im Schwimmen wie ich und sonst war das doch auch kein Problem. Komisch.“

Sie hatten auf dem Hinweg schon alles wieder vergessen, als Volker auf sie zu kam und völlig außer Atem war.

„Sie haben eine Leiche im See gefunden. Es ist der Direktor der Bank, der Banker.“ Da rannten sie sofort hin, alle waren dort. Polizei, Krankenwagen und viele Schaulustige mit ein paar Hunden. Als sie näher herangingen hörte CD, wie jemand sagte: „Der ist ins seichte Wasser gesprungen und hat sich den Kopf angeschlagen und hat sich dabei so verletzt, dass er bewusstlos geworden ist und höchstwahrscheinlich so ertrunken ist. Es ist 30 Minuten her, er ist noch warm.“ „Wir sind seit 5 Minuten da und haben nur spekuliert, aber es ist hier eine unübersichtliche Stelle und schlecht einzusehen. Es ist gefährlich hier so hineinspringen.“ Meinte der Polizist.

„Dann ist die Sache ja klar.“ Santo hörte dies und ihm war bewusste, was seine Mutter mit ihrer Aussage meinte, aber das war eine halbe Stunde her.

Woher hat Eva das Wissen darüber?

Als alle schon wieder weg und einige Stunden vergangen waren, rannte er wieder zu der Unglücksstelle. Diese war mit einem weißroten Band gesichert. Santo fand auf dem Weg dorthin, eine HB-Zigarette am Boden, wie sie seine Mutter rauchte. Kurz darauf sah er eine Zigarettenschachtel gut hundert Meter vom Unglücksort entfernt. Die leere Schachtel war mit dem Fuß von oben nach unten zusammengepresst worden. Das war ein Tick seiner Mutter, denn ihr gefiel dies und so erkannte er, dass seine Mutter hier war. Santo kannte niemanden, der eine leere Zigarettenschachtel hochkant stellt, nur um sie mit dem Schuh zusammen zu drücken. Auch sonst war sie noch nicht vom Wetter verwittert.

Er erinnert sich, dass sie vor kurzen hasserfüllt war, weil sie keinen Kredit von der Bank erhielt. Sie war sauer auf den Bankdirektor, da er sehr anzüglich und sie bedrängt hatte. Jetzt ist er Tod und im Schrank ist Gold und Geld. Es war zu absurd, um weitere Gedanken daran zu verschwenden. Volker und CD lachten über Santo, der offenbar nicht mit dem Tod und einer Leiche umgehen konnte. Sie ließen ihn in Ruhe, um weiter Löcher in die Luft zu schauen. Am nächsten Tag fragte Santo seine Mutter, warum er nicht zum See schwimmen durfte. Sie antwortete, dass der Bankdirektor dort ins Wasser gesprungen ist und ertrunken sei.

Santo wusste, dass die Polizei erst 5 Minuten, höchsten 10 Minuten da war. Seine Mutter aber es 30 Minuten vorher schon wusste. Er öffnete seinen Mund, um dieses zu klären, doch dann hielt er inne und sagte nichts.

Wenn seine Vermutung stimmt, hat sie über den Hergang genau Bescheid gewusst und erst jetzt fiel ihm auf, dass sie feuchte Haare hatte und sich umzog. Warum sagte sie dann der Polizei nichts? Das bedeutet nur eines … Santo hörte auf, weiter an der Klärung gedanklich zu arbeiten. Er verbot sich, daran zu denken. Geschweige denn es aussprechen und so verging die Zeit und alles geriet langsam wieder in Vergessenheit.

Santo wurde älter und seine Mutter kümmerte sich nicht mehr um ihn und spielte lieber Karten und trieb sich in den Lokalen herum.

Eines Tages war Santo mit seiner Mutter einkaufen, da stellte sie die HB - Schachtel hochkant hin und trat genüsslich auf die leere Schachtel und Santo sagte: „Du steigst immer noch auf die Zigarettenschachtel, wie am See?“

Ohne zu wissen, was er damit sagte. Plötzlich blieb seine Mutter mit weit offenen Augen und Mund stehen und sagte nur. „Du weißt es also? Hast du mich dabei gesehen, oder was?“ Sie fing an, sich zu rechtfertigen. Sie meinte plötzlich: „Er hat gesagt, dass ich seine Uhr und anderes gestohlen hab, da fiel er ins Wasser und genau auf den spitzen Stein, der im Wasser lag. Wenn du nur einem etwas davon sagst, lege ich dich auch um!“

Santo blieb das Herz stehen und wusste, dass er der Nächste ist. Ihr würde es sicher keine Ruhe lassen und musste schnell etwas unternehmen.

Dann sagt sie. „Da habe ich ein Mittelchen im Apothekerschrank, das hilft. Wie schon so oft.“ Santo ist gedanklich bei seinem Vater, bei dem es damals angeblich auch geholfen hat. Was dies auch immer bedeutet hat, es ist nichts Gutes.

Dies war nun kein Thema mehr und am Morgen fragte sie nach dem Schlüssel für den Apothekerschrank, der verwunden war und trank am Tisch ihren Kaffee. Santo sagt: „Den hatte ich doch noch nie in der Hand.“ „Ich brauche ihn aber! Der taucht schon wieder auf und dann klären wir unser kleines Problem!“

So etwas sagte sie immer, wenn Unheil im Haus stand. Sie trank ihren Kaffee und wurde müde und schlief am Tisch ein. Santo stellte das Mittel vom Apothekerschrank auf dem Tisch. Er legt den Schlüssel in ihrer Hand, nachdem er den Schrank aufgeschlossen hat. Jetzt spazierte Santo aus dem Haus zu CD, der auf ihn zuhause wartete. Sie zogen um die Häuser, bis es schon dämmerte. Dann kam Volker herbei und war wieder außer Atem. Er sagte: „Santo die Polizei und der Krankenwagen sind bei dir vor dem Haus und suchen dich schon seit Stunden. Du hast die Tür aufgelassen und der Milchmann hat deine Mutter gefunden. Sie ist tot, sagen sie.“

Santo war klar, was geschehen war, und sagte trotzdem, ich lauf schnell heim und CD kam mit ihm mit.

Zuhause angekommen zeigte die unfreundliche Nachbarin vom Haus schräg gegenüber auf Santo, den ein Polizist empfing. „Hör mal, deiner Mutter ist was Schlimmes passiert und lebt nicht mehr.“ CD fragte, was los sei. „Wir wissen es nicht genau, aber es sieht so aus, als ob seine Mutter versehentlich ein Mittel in den Kaffee gegeben hat und es mit Zucker verwechselt hat. Es ist auch denkbar, dass sie lebensmüde war und es beendet hat.“ „Wann hast du sie zuletzt gesehen?" fragte der Polizist. „Sie hatte sich Kaffee eingegossen und ich bin dann zu CD.“ so Santo. „Hm, es ist gleich jemand für dich da, der sich um dich kümmern wird. Wie alt bist du denn? Hast du Verwandte, bei denen du schlafen kannst?“ „Nein“ sagte Santo. Dann fragte er, ob er nicht bei CD schlafen kann. Seine Eltern haben sicher nicht dagegen?

„Wenn seine Mutter nichts dagegen hat, aber morgen früh um 7 Uhr reden wir hier darüber, was mit dir in der Zukunft geschieht.“