Das war doch ganz normal. - Samuel Samiris - E-Book

Das war doch ganz normal. E-Book

Samuel Samiris

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Beschreibung

Eine ergreifende Autobiografie, die die Schattenseiten der Kindheit offenbart. In "Das war doch ganz normal" gewährt Samuel Samiris tiefe Einblicke in seine bewegende Lebensgeschichte. Mit aufrüttelnder Offenheit erzählt er von einer Kindheit, in der tragische, lustige und traurige Momente zu einem komplexen Geflecht verschmelzen. Hinter der vermeintlichen Normalität seiner Familie verbirgt sich eine düstere Realität, die Samuel in diesem Buch schonungslos enthüllt. Geprägt von Gewalt, Misshandlung und sexuellem Missbrauch, wurde seine Kindheit von unerträglichem Leid überschattet. Die Mutter, die eigentlich Liebe und Fürsorge vermitteln sollte, nutzte ihn für ihre eigenen grausamen Zwecke aus. Diese außergewöhnliche Biografie erzählt von einem Mann, der trotz aller Hindernisse den Mut und die Kraft fand, sich aus den finsteren Gedanken seiner Vergangenheit zu befreien. Samuel Samiris schildert die dramatischen Ereignisse, die sein Leben prägten, und seine unermüdliche Suche nach einem besseren Morgen. "Hinweis: Dieses Buch enthält tiefgründige Gedanken und beschreibt die Verspieltheit als Überlebensmechanismus. Es richtet sich an Leser, die bereit sind, sich mit den psychischen Herausforderungen von Kindheitstraumata auseinanderzusetzen, und die dabei die Stärke des menschlichen Geistes und seine unantastbare Würde erkennen möchten." "Doch es kam alles anders als erwartet." Erleben Sie die unvorhergesehene Wendung in dieser bewegenden Geschichte.

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© 2023 Prof. Dr. Samuel Samiris

Herausgegeben von: Sami Duymaz

ISBN Softcover: 978-3-384-00356-0

ISBN Hardcover: 978-3-384-00357-7

ISBN E-Book: 978-3-384-00358-4

ISBN Großschrift: 978-3-384-00359-1

Druck und Distribution im Auftrag :

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag , zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Urheberrechte

Zur Autobiografie

Das Vorwort

Das war doch ganz normal.

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Zur Autobiografie

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Zur Autobiografie

Die vorliegende Autobiografie erzählt die fesselnde Lebensgeschichte eines individuellen Menschen und beruht auf persönlichen Erfahrungen, Emotionen und Erinnerungen. Die Erzählung dient dem Zweck, einen Einblick in das bewegte Leben und die vielfältigen Herausforderungen des Autors zu gewähren.

Es ist wichtig, zu betonen, dass sämtliche in dieser Autobiografie genannten Namen rein zufällig ausgewählt wurden. Die Personen, die in diesen Erzählungen auftauchen, sind rein fiktiv und haben keinerlei Verbindung zu realen Menschen. Ebenso verhält es sich mit den beschriebenen Ereignissen und Orten, die lediglich der kreativen Gestaltung und Darstellung dienen.

Der Autor, Samuel Samiris, ist ein Pseudonym, das verwendet wurde, um die Identität des tatsächlichen Verfassers dieser Autobiografie zu schützen. Die Erzählung basiert auf seinen Gedanken, Empfindungen und Erinnerungen, die in literarischer Form dargestellt wurden. Die Verwendung des Pseudonyms soll eine klare Trennung zwischen dem literarischen Werk und dem tatsächlichen Leben des Autors gewährleisten.

Diese Autobiografie wurde mit dem Ziel verfasst, den Lesern Einblicke in die Gefühlswelt, die Herausforderungen und das Wachstum des Protagonisten zu bieten. Die Verwendung von fiktiven Elementen und einem Pseudonym ermöglicht es dem Autor, seine Geschichte zu erzählen, ohne die Privatsphäre realer Personen zu verletzen.

Das Vorwort

Das war doch ganz normal.

Eine packende und emotionale Autobiografie über die Schatten der Kindheit.

„Das war doch ganz normal“ ist eine aufrüttelnde und emotionale Autobiografie von Samuel Samiris. Mit schonungsloser Offenheit erzählt er seine bewegende Geschichte, in der tragische, lustige und traurige Momente miteinander verschmelzen.

Hinter der vermeintlichen Normalität einer Familie verbarg sich eine düstere Realität, die Samuel Samiris in diesem Buch enthüllt. Seine Kindheit war geprägt von Gewalt, Misshandlung und sexuellen missbrauch. Einem für ihn unerträglichen Leid. Er berichtet von seiner Mutter, einer Frau, die ihr eigenes Kind grausame für ihre Zwecke benutzt und ihre Komplexe an ihm auslebte. Das, was für andere als Liebe und Fürsorge galt, wurde für Samuel zu einer Quelle des Schreckens.

Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Mannes, der trotz aller Widrigkeiten den Mut und die Stärke fand, sich aus dem Schatten der dunklen Gedanken der Vergangenheit zu befreien.

Samuel Samiris beschreibt die dramatischen Ereignisse, die ihn geprägt haben, und die unermüdliche Suche nach einer besseren Zukunft.

Hinweis: „Das war doch ganz normal“ enthält tiefgründige Gedanken. Er beschreibt die Verspieltheit als Überlebensmechanismus. Es ist für den Leser gedacht, die bereit sind, sich mit den psychischen Herausforderungen der Kindheitstraumata auseinanderzusetzen und die Stärke des menschlichen Geistes und deren Würde zu erkennen.

Doch es kam alles anders als erwartet.

Das war doch ganz normal.

Nicht etwa weggeschickt, in ein Heim.

Nein, schlimmer. Ich musste zuhause bleiben.

Meine Erinnerungen sind oft schwer zu fassen und ich zweifle an meiner Fähigkeit, Bücher zu schreiben, den es ist das erste Buch, das ich je geschrieben habe.

Aber ich glaube, dass ich ein Talent dafür habe, die Geschichten gute zu erzählen.

Dieses Buch entsteht deshalb, weil ich den Drang verspüre, mir etwas von der Seele zu schreiben und damit mir und anderen helfe.

Es soll anderen einen Einblick in eine meist unbekannte Welt geben. Doch vor allem aber möchte ich durch dieses Buch, die tiefen Wunden aus meiner Kindheit aufarbeiten und so heilen zu lassen.

Indem ich als erwachsener Mensch und einen anderen Blickwinkel, meine eigene Geschichte erneut durchlebe und damit neu bewerte, kann ich Blockaden, Komplexe, Ängste, Druck, Schuld und Selbstzweifel überwinden und zu meiner Heilung beitragen.

Es stärkt allmählich mein Selbstwertgefühl und eröffnet mir die Möglichkeit, mich selbst zu vergeben und mich so anzunehmen wie ich bin.

So gehe ich diesen schweren emotionalen Schritt in die Tiefen meiner Erinnerungen und deren Gefühlswelt zurück.

Mir ist klar, das dieser emotionale Schritt einer Achterbahn an Gefühlen gleichen wird. All das Grausame wieder hochholt und in den Gedanken neu zu durchlebe. Dabei zu neuen Erkenntnissen bekomm, die mich stärken oder schwächen. Doch es gibt kein Zurück mehr und stelle mich mutig alldem.

Es raubt einen, Lebensenergie und braucht somit Monate lange Pausen der Erholung.

Als ich Samuel Samiris, damals 24 Jahre jung war, erlebte ich zu dieser Zeit vermeintlich die schönste Phase meines Lebens. Alles war gut.

Am 17.8.1964 wurde ich in Heilbronn-Neckargartach geboren und lebe seit 1972 in Hof an der Saale. Eine Kleinstadt mit damals rund 50.000 Einwohner. Es war für mich und viele andere, das Ende von Deutschland. Denn nur wenige Kilometer war die Grenze zur DDR und Tschechien.

Jetzt wo ich darüber nachdenke, ist es eine große Herausforderung, mich erneut in dieses für mich grausame Thema einzutauchen und ich beginn damit, die Buchstaben auf meinem PC zu finden. Der Rest wird sich im Laufe der Zeit schon ergeben.

Liebe Leser, nehmt es mir nicht übel, wenn ich vieles, was ich schreibe, einfach auf die leichte Schulter nehm. Es ist meine art, mit all dem Schmerz und Seelenleid umzugehen.

Ich schreibe vieles auf eine primitiv weise, weil es genauso war. Ich möchte kein falsches Bild zeigen, sondern es durch die Art wie ich schreibe euch allen nahe bringen. Verzeiht meine einfache Art und Weise.

Natürlich bin ich heute eine andere Person als diejenige, die ich damals war. Im Laufe der Zeit habe ich mich weiterentwickelt und bin durch meine Erfahrungen gewachsen. Ich habe gelernt, aus meinen Fehlern zu lernen und meine Perspektive auf das Leben hat sich verändert. Heute bin ich stärker, reifer und habe eine bessere Selbsteinschätzung. Ich bin dankbar für die Lektionen, die ich gelernt habe, und freue mich auf die Zukunft, da ich weiß, dass ich immer weiter wachsen und mich verbessern kann.

Das war doch ganz normal.

Meine Kindheitserinnerungen und einiger deren Geschichten begann in Neckargartach.

Ich sehe noch immer, vor dem geistigen Auge, das Kraftwerk, das auf der anderen Flussseite vom Neckar steht.

Es ist einige hundert Meter von den Sozialbauten entfernt. Es erschien dennoch groß und mächtig, für meine kleine Welt, die ich erst kennenlerne.

War ein Kind und gesund, wie jedes andere.

Alles bestens.

Ich hatte bald die ersten Freunde und Freundinnen und eine davon hieß Petra. Sie wohnte mir gegenüber in einem gleichen Sozialbau wie in dem, wo ich wohnte. Dies hatte nur zwei Stockwerk und unter unserer Wohnung waren Lagerräume und Garagen.

Ich wohnte damals mit meiner Schwester Susi dort. Etwas später kam mein Bruder Manfred und dann 1971 Max dazu.

Meine Schwester Susi ist ein Jahr älter als ich und hat nur genervt. Ständig war sie am Petzen. Sie war leider immer schneller als ich. Das war auch oft ihr Glück, aber hatte ich sie wirklich mal am Kragen, schrie sie los wie eine Sirene und bevor ich mich auslassen konnte war Mutter längst da und verpasste mir sofort eine.

„Mädchen schlägt man nicht.“

Das hatte meine liebe Schwester schnell für sich entdeckt und so übte sie das gerne mal.

Dazu muss ich nichts weiter sagen, denn das sagt schon vieles über sie aus.

Doch dazu später mehr. Denn ich war ja bei Petra.

Petra empfand ich genauso zickig. In so jemanden wollt ich mich nicht verlieben, doch es war nur niemand anderes da. Das änderte sich jedoch schnell, als ich in den Kindergarten kam.

Doch Petra hatte mir aber auch mal geholfen und zickte nicht nur rum. Als ich mit meinen kleinen (für mich Großen) Lastwagen von Henschel auf der Straße spielte und ihn vor mir her schob. Als ich damals einen großen Stein mit meinen Henschel LKW überfuhr, kippte der Kipper nach hinten. So kippten meine Hände nach unten und fiel hin. Leider mit der Stirn auf den großen spitzen Stein, den ich überfahren hatte.

Jetzt hatte ich eine schmerzhafte Platzwunde am Kopf, die sofort stark zu bluten begann. Petra führte mich gleich zu meiner Mutter. Ich hatte schon Angst, denn meine Mutter mochte solche Verletzungen nicht gerne sehen. Denn meist war die Kleidung dreckig.

Damals wusch man seine Wäsche mit dem Waschbrett. Keine leichte Sache und stärkte die Arme der Frauen. Sie war überrascht, aber auch erschrocken und wohl besorgt um mich. Zu meiner Erleichterung bekam ich keine Schelte, obwohl mein Gesicht voller Blut war.

Später erfuhr ich, dass mein Vater Duymaz durch alle roten Ampeln gefahren war, um mich schnell ins Krankenhaus zu bringen. Mein Vater war ein schlanker Mann südländischer Herkunft und meist fröhlich. Obwohl er Türke war, erzog er uns nach westlichen Werten. Das bedeutete, dass er keinen großen Wert auf den Islam legte und uns alle Freiheiten ließ. Daher haben wir nie die türkische Sprache gelernt.

Als mein Vater ankam, beruhigte er meine Mutter und sagte, dass es nicht so schlimm sei und alles wieder gut werden würde, während mir das Blut noch immer über die Stirn floss. Die Platzwunde wurde später kurz genäht und dann war alles vorbei.

Petra war mir noch in einer anderen Angelegenheit, in Erinnerung geblieben.

Es war mein Geburtstag, als ich kurz im Kindergarten war. Dort war normalerweise eine sehr hübsche und liebevolle junge Frau, deren Namen mir gerade entfallen ist, aber sie war meine erste Liebe. Sie verkörperte genau das Bild, das sich kleine Jungs von einer lieben Kindergärtnerin vorstellt. Als ich später erfuhr, dass sie heiratet, verstand ich die Welt nicht mehr, aber ich musste wie gewohnt alles akzeptieren.

Eines Tages war sie plötzlich nicht mehr da. Höchstwahrscheinlich wegen ihrer Hochzeit. Doch es gab einen Ersatz für Jeanne.

Ah, jetzt erinnere ich mich wieder, ihr Name war Jeanne.

Der Ersatz hatte deutlich weniger Geduld und so kam es dazu, dass ich mit den anderen Kindern den Raum verlassen und in einen anderen Raum gehen muss. Leider war mein kleines Matchboxauto vom Fensterbrett hinter die Heizung gefallen und steckte dort fest. Ich quälte mich, um es mit meinen Ärmchen wieder herauszuholen. In diesem Moment kam die Kindergärtnerin zurück und drohte mir erneut, endlich mitzukommen, sonst würde etwas passieren.

Damals konnte mir kaum jemand angst machen. Nicht bei solch einer Mutter, wie es meine war. Dennoch brauchte ich etwas Zeit, um das Spielzeug hinter der Heizung hervorzuholen. Ich hatte es fast geschafft, als die neue Kindergärtnerin auftauchte und sehr gereizt reagierte. Dies war für mich damals unerklärlich, und sie riss mich mit einem Ruck von der kleinen Bank am Fenster, auf der ich gestanden hatte. Ich dachte, das wäre nicht möglich, aber mein Arm wurde durch den Ruck hinter der Wand und der Heizung hervorgezogen. Das tat ein wenig weh, aber es störte mich nicht weiter.

Dann gab sie mir einen Schlag auf den Hinterkopf, sodass ich nach vorne beschleunigte und den Halt verlor. Ich fiel gegen die Waschwand mit dem Waschlappenhalter, mit den Metalhäkchen und konnt nicht nach unten fallen, da ich einen Metallhaken im Kopf hatte, der mich am Fallen hinderte. Der Kindergarten befand sich auf dem gleichen Balkon, auf dem wir wohnten.

Jetzt veränderte sich das Gesicht der Kindergärtnerin schlagartig von Ärger zu einer Hilflosigkeit, mit einem flehenden Ausdruck.

Mein Blut lief wieder mal herunter, aber das war ich gewohnt. Es tat nicht weh. Ich genoss den Anblick ihres wandelnden Gesichts, das langsam aber sicher immer weinerlicher wird.

Dann kam die hektische Frage auf, wer meine Mutter informiert und wie man sie am besten besänftigen könne. Doch das war bei meiner Mutter undenkbar. In diesem Moment ist mir klar, was auf die liebe Kindergärtnerin zukommen würde, den ich kannte meine Mutter nur allzu gut. Ehrlich gesagt war mir das zuvor nicht so bewusst. Doch das änderte sich, als eine weitere Person meine Mutter im Flur informiert. Sie ging sofort zur Begutachtung und nach einer gründlichen Untersuchung der Situation (halbwegs eine Sekunde lang) schlug sie auf die Kindergärtnerin wütend ein und sie musste mit großer Mühe zurückgehalten werden. Was sich als sehr schwierig erwies.

Keiner traute sich dazwischen zugehen. Sobald meine Mutter genug Zeit hatte, sich handschriftlich zu erklären, ging sie wieder fort und nahm mich mit, während mein Vater herbeieilte.

Auf der rechten Seite meiner Stirn hatte ich eine weitere kleine Narbe. Insgesamt hatte ich eine in der Mitte und jeweils zwei auf der linken und rechten Seite. So hatte ich immer etwas zu erzählen.

Das war der zweite Moment, in dem ich stolz auf meine Mutter war.

Der erste war der Tag, an dem ich vom Kindergarten einmal nach Hause kam und meine Mutter mir die Tür vorsichtig öffnetet. Sie setzte sich sofort auf den Boden in der kleinen Wohnküche. Diese Sozialbauten waren alle gleich aufgebaut: Wohnküche, Schlafzimmer, Kinderzimmer und eine Toilette. Ein Badezimmer galt damals als Luxus, daher mussten wir uns mit einer Zinkwanne begnügen, die genug Platz für zwei Kleinkinder bot. Die Zinkwanne wurde aber auch zum Wäschewaschen verwendet, weshalb das Waschbrett meistens in der Nähe war.

Ich kam damals vom Kindergarten und in der kleinen Wohnung lag damals überall durchsichtiges Papier herum, das ich nicht zuordnen konnt. Heute weiß ich, dass es buntes Papier war, das man unteranderem zum Drachenbau benötigt.

Und dazwischen sah ich meine Mutter, die sich große Mühe gegeben hat, einen Drachen zu bauen.

Jetzt war ich tief gerührt, dass meine Mutter dies alles für mich tat. Ihre Freude über das Bauen eines Drachens überstrahlte alles. Es war gut sichtbar und das brachte mich zum Nachdenken. War das die Freude über den Drachen oder ist die Freude wegen mir?

Sie zeigte mir, wie man einen Drachen baut, und erklärte mir jeden Schritt.

Ich folgte der Einladung meiner Mutter und setzte mich dazu, um selbst kleine Schleifen für den Drachenschwanz zu basteln. Nach einiger Zeit des Klebens und Schneidens war er tatsächlich fertig und wunderschön anzusehen.

Er war bunt und ich war sehr stolz darauf. Meine Mutter sagte zu mir: „Komm jetzt mit nach draußen, wir lassen den Drachen steigen.“ Dieser Moment war großartig, aber irgendwie unheimlich, denn so kannte ich sie nicht.

Es war ein warmer Sommertag im August. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mich meine Mutter auf eine seltsam liebe Weise berührte, indem sie all das schöne und liebe für mich tat.

Ich spürte, dass auch sie auf sich stolz war.

Mit meiner heutigen Erfahrung hätte mir das zu denken geben, denn sie war mindestens genauso glücklich wie ich.

War es, weil sie sich für mich freut?

Doch meine eigene Freude war größer, als mein Misstrauen.

Ich fragte meine Mutter, warum sie das gebastelt hat, und sie sagte rührend und mit lieber stimme.

Nah für dich.

Du hast heute Geburtstag. Ich war damals 4-5 Jahre alt. Das alles fand ich damals sehr rührend und lieb von meiner Mutter. Dies Gefühl kannte ich bis dahin nicht und genoss es mit bedenken.

Zu schön, um wahr zu sein, wie ich heute weiß.

Jetzt liefen wir schnell hinunter auf den Innenhof, der ca. die Größe eines Tennisfeldes hatte, vielleicht noch ein wenig größer.

Dieser Hof war umrandet von zwei Häusern einer kleinen ca. 80cm hohen Mauer und einen steilen Ranger auf der Gegenseite, mit Wiese darauf. Das zu einem Kriegerdenkmal weit hoch führte. Man gelangte nur über einen kleinen Eingang, in der Mauer auf die Straße.

Sie sagte: „Nimm die Schnur und lauf schnell los.“ Und rennen konnte ich schon, zwar nicht so schnell wie meine Schwester, aber es sollte reichen, um den Drachen steigen zu lassen. So lief ich das allererste Mal in meinem Leben los, um den Drachen steigen zu lassen. Der Drache stieg sofort steil hoch. Es war echt super, aber dann kam auch schon die Wand.

Es war ein sonniger Morgen im Sommer und die Sonne blendete mich, als die Wand fast vor mir war.

Meine Mutter rief noch, „Lauf schnell in die andere Richtung!“ Das tat ich sofort, wenn ich die Problematik des Drachens und der Luft nicht gleich verstand.

Leider war der Auftrieb des Drachen zu Ende und er krachte genauso schnell, wie er aufgestiegen war, wieder auf den Teerboden.

Ein lauter Schlag durchzog die Luft, und mein Herz sank schwer. Der Drachen lag nun wie ein zerknülltes Papiertuch auf dem Boden. Ich eilte zu ihm, während Tränen der Enttäuschung meine Augen füllten. Es fühlte sich an, als hätte ich mein erstes Flugzeug zum Absturz gebracht.

Ich war traurig über den zerstörten Drachen und das liebe Geschenk, aber die Traurigkeit half mir nicht lange weiter, denn jetzt musste ich ein zweites Mal losrennen. Der Absturz hatte nicht nur mich, sondern auch meine Mutter schmerzlich getroffen.

So bekam ich zu meinem Geburtstag die Backen voll und hatte Stubenarrest bis zum Ende des Tages, und es war gerade mal Mittag. Aber es lässt sich dann doch gut schlafen, wenn man genug geweint hatte.

Ich lag in meinem Zimmer und ließ den Tag Revue passieren.

Die Freude über das Geschenk meiner Mutter war durch den Absturz meines Drachens getrübt worden. Ich fühlte mich schuldig und dachte darüber nach, wie ich es besser hätte machen können.

Halt.

Damals war ich noch mal am Fenster, denn da hatte mich Petra von ihrem Fenster aus beobachtet. Sie hatte alles mitbekommen und grüßte mich mitleidig. Ich schämte mich damals sehr, und der Stolz sowie das rührende Gefühl für meine Mutter waren für immer erloschen.

Petra verhalf mir aber einmal zur Auflösung des Stubenarrestes. Irgendwann hatte sie mich und meine Familie beschimpft. Ich weiß nicht mehr so genau, worum es damals ging, aber ich war so wütend, dass ich ihr eine Ohrfeige geben wollte. Der Aufruhr und Geschrei in dem kleinen Innenhof waren groß, und meine Mutter war sofort zur Stelle. Ohne Anhörung gab sie mir wie üblich eine Tracht Prügel und schickte mich sofort ins Bett.

Damit konnte ich leben, den dann war meist ruhe. Das hieß aber gar nichts, denn wenn sie gemeint hatte, das die Sanktionen nicht ausreichten, gab es meist einen Nachschlag. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Das könnte durchaus zwei Wochen später sein, da wusste man oft nicht, von was der Zorn wohl wieder mal herrührt.

Meine Mutter war immer rechthaberisch und auch neugierig und fragte mich, was da mit Petra los war. In der Zwischenzeit hatte mich Petra von ihrem Fenster aus verhöhnt und belächelt. Denn sie hatte einen guten Blick in mein Fenster. Ich erzählte meiner Mutter, das sie uns beleidigt hatte. Das störte meine Mutter dermaßen, das sie mich wieder raus ließ und sagte, wenn du sie erwischt, dann hau ihr eine rein.

Dies scheint Petra gerochen zu haben, den sie kam nicht mehr runter, obwohl ich sie am Fenster darum gebeten hab. Seitdem spielte sie nicht mehr mit mir und habe sonst keinerlei Erinnerung mehr an Petra.

Zurück zum Kindergarten.

Ich ging damals nicht mehr in den Kindergarten. Kein Wunder nach dem Vorfall mit der ungeduldigen Kindergartenschwester und kam etwas später in die Schule.

Mir war wieder eingefallen, das ich auch auf mich Stolz war, als ich im Kindergarten war. Dort erzählte, ich den anderen Kindern, das ich einen sehr harten Kopf habe, der schon einiges ausgehalten hatte.

Immer wenn meine Mutter mich verprügelt hatte, bekam sie schmerzende Hände und griff zu kleinen Hilfsmitteln. So gab es meist nur kurzfristig Kochlöffel und der gleichen. Leider war deren Beschaffenheit nicht meines Kopfes würdig und gingen schnell kaputt. Nun hatte ich aber mit dem einen oder anderen sehr zu kämpfen, damit meine ich meinen Kopf.

Eines Tages, als ich noch nicht im Kindergarten, war, da hatte ich wohl wieder etwas angestellt, das einer ganz besonderen Fürsorge bedarf. Es war wegen eines Tellers, den ich beim Abtrocknen fallen ließ. Ich war noch zu klein und musste mich strecken, um an den Teller auf der Spüle zu kommen. Ich hatte zu wenig Kraft, um den Teller stabil in den Händen zu halten, und so zerbrach am Boden. Meine Mutter wollte sich nicht die Hände verletzen und nahm wieder mal was zur Hand. Sie griff nach den kleinen Holzhandfeger, diese alten mit dem echten Ross Haaren. Sie zog mir damit einen ordentlichen Scheitel und siehe da der Kopf ist härter als der läppische, Holz Handfeger. So hatte ich auch immer ein Paar Hörnchen, zum her zeigen für meine Schwester.

Doch das war meist ein Fehler.

So kaufte meine Mutter weiter Handfeger, der schon bald zum Einsatz kommen dürfte. An der Stelle möchte ich noch etwas erwähnen.

Erst viele Jahre später ist mir bewusst, was und wem ich da im Moment ausgesetzt war.

Ich hielt Jahrzehnte später meinen Sohn Fabian in die Höhe und erinnerte mich schlagartig an die besagte Situation. Mir lief es schaurig den Rücken hinunter. Bei all den Bildern und den Vorstellungen in meinem Kopf. Zu jener Zeit war ich genauso klein wie mein Sohn, der damals nicht im Kindergarten war.

In dem Moment denke ich, was für ein kleiner zierlicher Kopf er doch hat, den man so leicht ernsthaft verletzen kann.

Nein, töten kann.

Jetzt hatte ich trennen in den Augen und eine furchtbare grausige Emotion kam in mir hoch. Ich hätte sie gerne verdrängt, doch sie war schon da und umklammerte mich.

Plötzlich wollten die trennen nicht mehr aufhören, über meine Wangen zu kullern. Und übergab meinen Sohn meiner Frau die unweit in der Küche stand.

Sie sah mich verwundert an und nahm unseren Sohn schützend an sich.

Mir ist so, die Grausame härte, und emotionale Lieblosigkeit meiner Mutter vor Augen geführt worden.

Mir war später bewusst, was für einen Hass meine Mutter in sich trug, um diese Gräueltaten zu begehen. Die so stark sind, das die Menschliche liebe zum eigenen Kind übergangen werden kann.

Einerseits ist man als Mutter bereit für sein Kind zu sterben und andererseits ist man bereit das leben aufs Spiel zu setzen.

Gegensätzlicher geht es nicht mehr.

All diese Emotionen ließ ich so viele Jahre nicht zu und habe es einfach überspielt und verdrängt.

Solch Gedanken jeden Tag zu hinterfragen ist nicht möglich und kommt einer Selbgeißelung gleich und ist unerträglich.

So überspielen wir dies alles und verarbeiten es erst dann, wenn wir dazu geistig und emotional bereit sind.

Heute weiß ich warum ich mich an so vieles nicht mehr erinnern kann und es meist nur in mir spüre.

Für ein Kleinkind sind solch quälende Erinnerungen schädlich und so steigt man gedanklich aus, um lebensfähig zu bleiben. All die Grausamkeit ist nicht so wichtig wie das Leben selbst.

So wird dies alles ausgeblendet, um die Würde in uns und die Lebensfähigkeit zu bewahren.

So können in Kinderjahren solch traumatisierte Kinder nur schlecht psychisch behandelt werden, da der Geist all dies noch nicht zulassen kann und mit aller Gewalt, das Traumata verdrängt.

Die Kinder selbst verstehen sich oft in ihrer weiteren Entwicklung nicht, wie ihre Eltern und das Umfeld.

Eltern verdrängen ihre Taten genauso und hoffen, das es nie heraus kommt, und machen den Kindern schlimme ängste.

Man Drohen dann mit allerlei Gründe wie.

Dann werden wir uns scheiden lassen, dann fehlt dir ein Elternteil. Man wird mich dir wegnehmen.

Dann siehst du nie mehr deine Geschwister. Oder dann stirbst du oder andere, die das erfahren.

Bei mir war so etwas überhaupt nicht nötig, denn mir war auch so klar, was meine Mutter mit mir tun würde. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen zum Jugendamt zu gehen, denn sie hätten dies vielleicht hinterfragt und wären wieder gegangen. Aber ich wäre geblieben. Nicht auszudenken, was dann mit mir geschehen wäre.

Überhaupt weiß man als Kind meist nichts über solche Ämter. Auch wenn in der Schule irgend wann mal über solch ein Thema gesprochen wird. Die Angst vor dem Verrat an den Eltern oder Verwandtschaft ist zu beängstigend, als das man je etwas sagen würde.

So entsteht ein Leid, das gehört werden will, sich aber aus Schutz des Kindes nicht zeigen darf.

So werden schnell Drogen, Alkohol, Aggression und Selbstverletzungen ein Thema.

Dies offiziell ohne ersichtlichen Grund.

In meinen Fall hätte ich klar eine Hilfe gebraucht, doch der Verursacher noch viel mehr.

So denken sich Psychologen sich ihren Teil, sind aber oft nicht in der Lage der Sache auf den Grund zu gehen und so geht das Leid immer weiter.

So kenne ich einen Fall, in dem der Opa seine Enkelin über viele Jahre, als Kleinkind schon sexuell missbraucht hat.

Später hatte diese Frau mir erzählt, das sie damals immer wieder vergewaltigt wurde und das ihre Oma das auch wusste.

Doch aus Scham über die Schande, das über ihre Familie käme, hat sie nie gewagt etwas gesagt.

Sie hat lieber die Tat gebilligt, als die Schande die über sie käme, zu ertragen.

Erst als das Opfer selbst ein Kind bekam und es ihren Großeltern kurz überließ. Erst jetzt, wagte, sie ihrem Großvater zu drohen, in dem sie alles der Polizei erzählen würde, wenn er das Kind belästigt.

Dies verdeutlicht den eigenen inneren Wert (Selbstwertgefühl) das diese Frau für sich hatte. Erst der hohe Wert des eigenen Kindes, gab ihr die Kraft sich gegen ihren Opa zu stellen. Für sich selbst schaffte sie es nie.

So ist der Glaube an seinen eigenen Selbwert wichtig und wird durch solch Schandtaten, untergraben.

Erst mit dem alter verstehen wir manch Handeln und haben sogar Verständnis, für all die Gräueltaten die wir erleiden. Erst jetzt ist es möglich all dies weiter zu verarbeiten und das Negative bleibt bis es geklärt werden kann gedanklich unter Verschluss.

Zurück zu meinem Sohn.

Ich musste meinen Sohn herunterlassen und mich setzen. Denn erst jetzt habe ich diese Emotionen ein wenig zugelassen, die mich mit aller Macht überwältigt hat.

Meine Frau sah in meinen Augen, das der Schrecken über mich kam.

So erzählte ich ihr die Geschichte von meiner Mutter und beruhigte mich wieder. Das Herz schlug wieder normal und die Emotionen und der verbundene Schrecken wich.

Wieder zurück meiner Mutter.

Meine Mutter hielt mich damals mit aller Gewalt fest, nachdem sie mir den Holzhandfeger brutal auf dem Kopf schlug und meinen Kiefer fast zerbrach.

Der Handfeger zerbrach aber nicht sofort und sie wunderte sich. Das konnte man klar an ihrer Mimik erkennen.

Sie schlug ein Weiteresmal zu, genau auf die Stirn von oben herab. Er zerbrach aber noch immer nicht. Ich wollte aus dem Schraubstock ihrer Hände, aber sie ließ mich nicht los.

Sie wollte schon immer ihr Recht bekommen. Sie dachte, das der Holzhandfeger doch endlich kaputt gehen musste und fragte sich, warum geht das nicht.

Jetzt hielt sie meinen Kopf am Kinn fester und schlug mehrmals hintereinander zu, aber er zerbrach nicht. Der Druck ihrer Hände wie ein Schraubstock und sehr schmerzhaft genug. Ich hatte mittlerweile Hörnchen auf Hörnchen und es tat höllisch weh.

Mir war völlig klar, was sie erreichen wollte und begann zu betten, das dieser Feger nun endlich brechen sollt.

Ich wollte damals schon, nicht meinen Schmerz zeigen. Leider konnte sich meine Mutter darüber etwas aufregen und hörte nicht auf, bis ich dann doch weinte.

Der Holzhandfeger war noch immer nicht gebrochen, das machte mir Kopfzerbrechen. Sie schlug immer heftiger zu, bis er dann doch nach gab.

Meine natürlich damit den Handfeger.

So konnte ich später wieder einmal im Kindergarten Eindruck schinden.

Aber jetzt im ernst.

Als ich meinen Sohn hochhielt und mir die Geschichte einfiel, würde mir erst der ernst der Lage klar. Ich möchte gar nicht mehr daran denken, den es nimmt mich gerade wieder sehr mit.

So wurde ich ein Mensch, der dies alles ins Lächerliche zog und alles verdrängte, um sich halbwegs noch selbst ins Gesicht sehen zu können. Deshalb mögen auch diese Geschichten etwas makaber klingen.

Sorry dafür, aber das ist mein Weg, damit umzugehen.

Ich erkenne sofort Menschen wie mich auf der Straße, die sehr viel Leid in sich tragen und ähnliche Verhältnisse durchgemacht haben.

Ja es ist oft gruselig dies alles in anderen Gesichtern sehen und lesen zu können. Es überkommt mich meist ein, sehr schauriges und trauriges Gefühl.

So habe ich, wahrscheinlich aus Selbstschutz, immer mehr über Gestik und Mimik gelernt. Ich kann dies alles über eine seltsame Art Fühlen und muss dies Gefühl nur interpretieren und in Worte fassen. Schon erkenne und sehe ich ihren Lebenslauf. Vor allem dann, wenn Menschen sich unbeobachtet fühlen, weil sie dann oft ihre Maske absetzen. Sie so ihr wahres Gesicht zeigen, ohne es zu bemerken.

Menschen die auf der anderen Seite der Gesellschaft stehen. Die nenne ich die behüteten oder Normalos.

Normalos sehen und erkennen so etwas meist nicht und habe andere Sinne weitergebildet.

Ich sehe sie nur einmal an und kann sofort ihre Lebensgeschichte deuten und ich lag fast nie falsch. So kenne ich auch die anderen. Das Gegenstück, die behüteten, sie strahlen etwas ganz anderes aus.

Es ist ihre Aura, die vieles verrät.

Doch solch böse Menschen, wie meine Mutter es oft genug war, erkannte ich sofort.

Ich muss hier etwas erwähnen. Wenn ich hier von meiner bösen Mutter spreche, dann trifft dies natürlich nicht immer so zu, den auch meine Mutter hatte das Bedürfnis nach Streicheleinheiten. Wie eine Oma die, die Katze streichelt und dabei sich selbst ihrer Seele gut tut. Doch gibt es Hunde, die man mag, und streichelt und es gibt Hunde, die man nicht mag und sie böse tritt.

Was ist jetzt meine Mutter Böse oder Gut?

Die Wahrheit ist beides. Für meine Geschwister ist sie meist gut und für mich eben meist böse.

So gibt es nicht nur böse und schlechte Menschen, sondern beides.

Daher das Unverständnis meiner Geschwister.

Wieder zurück zum Blick, Mimik und der Maske.

Es ist ihr gewohnter Blick, der für sie mit der Zeit Normal wird. Ihre Gesichtszüge verlaufen sich in ihre gedanklich emotionale Lage.

So kann man weitergehend ihre Intension und die verbundenen Gedanken lesen. Doch sie haben oft andere Stimmungen und können herzhaft lachen. Doch je nachdem was bei ihnen vorherrscht, spiegelt ihr gemüht alles wieder. Kann jemand nicht mehr lachen, dann ist dies ein Zeichen von Verbitterung. Ein Zeichen, das man meist früher alleingelassen war und man sich so wertlos fühlt. So sehr das man sich selbst nicht mehr mag und sich selbst isoliert. Die Einsamkeit und die damit verbundene Isolation können sehr oft zu tiefgreifenden Persönlichkeitsstörungen führen, die ein Leben lang anhalten können.

So gibt es auf der Welt, gequellte, verkümmerte und sehr düstere gewordene Seelen.

Doch von alledem Wissen wusste ich zu jener Zeit noch nichts und fühlte nur mit dem Herzen.

Nur eines wusste ich.

Ich musste mich unbedingt, von solch bösen und für mich gestörten Menschen fernhalten.

Zurück in die frühe Kindheit.

Der Naschschrank.

Ich war immer noch sehr klein und ging nicht in den Kindergarten und hatte damals die Chance, ein Stück Schokolade zu ergattern. Natürlich war das nicht ganz legal, wie meine Mutter fand. Immer wenn ich nachts auf das Klo musste, schaute ich oftmals in den Kühlschrank oder in den Süßigkeitenschrank, um mir heimlich etwas zu Naschen zu klauen.

Das war immer sehr heikel, da die Mutter aufwachen könnte, dann gibt es kostenlose Hörnchen. So schlich ich wie ein Einbrecher herum, ohne Licht zu machen.

Entdeckte mich meine Mutter doch, so glaubte sie, das ich ein Nachtwandler wäre.

Was ich akzeptieren konnte.

Wir hatten eine kleine Mietwohnung und man konnte mich leicht hören. Ich bemühte mich, nur minimal etwas von der Schokolade abzubrechen, damit es bloß nicht auffällt. Aber komisch war es, das sie es meist gespannt hatte.

Ich konnte mir das eine Weile immer nicht erklären, wie sie eine angebrochene Schokolade sich so gemerkt hat. Ich nahm oft nur eine einzige Rippe und sie wusste sofort Bescheid. Am Morgen stellte sie mich und meine Schwester zur Rede. Es war für sie meist sofort klar, das ich es war. Für mich ja meist auch.

Einmal sagte sie, mit Engelszungen.

„Sami wenn du die Wahrheit sagst, passiert dir nichts.“

Ich soll nur ehrlich sein.

Nach Kurzen überlegen dachte ich, dann bist du ja fein raus und gab es zu. Im selben Moment hatte ich schon eine sitzen, das es nur so krachte.

Meine Schwester machte dann immer einen erleichterten Eindruck und konnte von dannen gehen, denn der schuldige war gefasst.

Damals wusste ich, dass ich es ab jetzt, erst einmal mit einer Lüge probier.

Der sofortige Erfolg einige Tage später bei der Gegenüberstellung.

Ich stritt alles ab, obwohl ich wusste, da ich letztlich sowieso Schläge bekommen würde.

Urplötzlich meine Schwester.

„Ich war es.“

Sofort gingen in mir sämtliche Lichter auf, das mein Kopf in der Nacht leuchten musste.

Das Mistvieh wartete immer darauf, dass ich alles gestand, selbst wenn ich wirklich nichts getan hatte.

Es gab Zeiten, in denen ich nichts Falsches getan hatte und ich meinen Verstand anzweifelte.

Sie sah gewissenlos zu, als meine Mutter mich verprügelte.

Dieses Mistvieh von Schwester.

(Vergessen sie bitte nicht, das all diese Gedanken, kindliche Gedanken sind und ich diese mit all ihren Emotionen wiedergebe und heute anders darüber denke, wenn auch nicht über alles.)

Doch wieder zum Thema Schwester..

Und ich hab immer dafür die Prügel bekommen und das oft für nichts.

Das hatte ich mir gemerkt.

Die konnte leicht die Nascherei reinhauen, da ich eh die Schläge abbekomme. Wie berechnent dies damals schon war.

Jetzt wusste ich auch, warum das immer so aufgefallen war.

Nun dachte ich. Jetzt hat sie auch mal Schläge verdient und wollte mich schon zurücklehnen.

Da sagte meine Mutter und du warst bestimmt auch dabei und nahm meine Pflichtschellen mit.

Mit dem Gedanken im Hinterkopf brachte mich meine Schwester wieder mal zur Weißglut und ärgerte mich mit ihrem höhnischen lachen. Ich erwischte sie jedoch nicht und rannte ständig um den Küchentisch herum. Es war ein Sonntag und meine Eltern dachten, dass sie einmal ausschlafen könnten. Meine große Schwester verhöhnte mich weiter und lachte mich ständig aus.

In meiner Wut sagte ich: „Wenn du nicht sofort stehen bleibst, dann schmeiße ich dir das Messer hinterher.“ Es lag ein Schneidteifela (Kleines Obstmesser zum Entkernen) am Küchenschrank, dies nahm ich in meiner Weißglut und sie lachte mich dann erst recht aus.

Das hielt mein geschändeter Kopf nicht mehr aus und kollabierte. Das Messer flog an ihr vorbei und genau auf die Schlafzimmertür und blieb dort stecken.

Nach mehrmaliger Ermahnung meiner Mutter, endlich ruhig zu sein, kam sie eine Sekunde nach dem Aufprall aus dem Schlafzimmer und sah das Messer, das in der Schlafzimmertür steckte. In diesem Moment wurde auch mir klar, was ich getan hatte.

Meine Mutter kann gut 1 und 1 zusammen zählen.

Ich wollte unter den Küchentisch fliehen, das mehrmals aber sie zog mich immer wieder vor. Als der Horror endlich vorbei war, erklärte meine Mutter meinem Vater, was geschehen war, und der Horror war wieder da.

Ich war froh, wenn ich endlich ins Bett durfte. Doch meine Mutter erinnerte sich noch oft daran, wenn ihr versteht, was ich damit meine.

So gab es immer mal einen Nachschlag.

Ich erinnere mich an eine weitere Geschichte aus dieser Zeit, in der ich noch nicht im Kindergarten war.

Meine nächtlichen Aktivitäten begannen früh. Ich ging zum Naschschrank, konnte jedoch nichts herausnehmen, da alles verpackt war, und so beschloss ich, ohne Beute ins Bett zu gehen. Doch dann bemerkte ich etwas. Oben auf dem Regal lag ein Hundertmarkschein. Ich konnte ihn gerade noch sehen, als ich bereits auf der Küchenarbeitsplatte stand, zu der ich mit Hilfe eines Stuhls gelangt war.

Mir war klar, dass es sich um Geld handelte, aber für mich war es völlig wertlos, da ich damit nichts kaufen konnte, oder alleine aus dem Haus gehen.

Ich betrachtete den Geldschein genau, er war schön, aber für mich wertlos. Also legte ich ihn wieder an seinen Platz und schlich mich zurück ins Bett. Am nächsten Tag hatte ich die Sache schon vergessen und war überrascht über das Verhalten meiner Mutter. Sie sprach in einer kindlichen Sprache und wirkte sehr einfühlsam.

Sie fragte mich, ob ich gestern am Naschschrank gewesen sei. Sie war nicht böse, wenn ich etwas genommen hätte, es ging ihr nur um den Hundertmarkschein.

Sie fragte, ob ich ihn gesehen hätte.

Ich merkte, dass es meiner Mutter wirklich nur um den Geldschein ging, und erklärte ihr genau, was in der Nacht passiert war. Ich versicherte ihr, dass ich den Schein weder versteckt noch versehentlich verlegt hatte. Doch sie glaubte mir nicht und behauptete weiterhin, dass ich oft im Schlaf wandelte.

Aber ich wusste genau, was ich getan hatte. Meine Mutter versuchte es mit gutem Zureden, doch das brachte nichts. Frustriert griff sie schließlich zur Gewalt. Als selbst das nicht den Hundertmarkschein hervorbrachte, musste ich mich vor die Haustür stellen. Das war für mich kein Problem, da es Sommer war und das Wetter sehr schön.

Sie sagte: „Du darfst erst wieder reinkommen, wenn du mir sagst, wo der Hundertmarkschein ist.“ Aber das kümmerte mich nicht weiter. Ich genoss es, draußen zu sein, auch wenn es nur vor der Tür war.

Es gab hier keinen Terror, aber meine Mutter schickte mich damals sehr früh am Vormittag nach draußen. Es gab auch kein Essen für mich. Doch das konnte ich ertragen. Ich dachte, irgendwann würde sie mich schon wieder reinlassen. Doch sie zeigte keinerlei Anstalten, nach mir zu sehen. Stattdessen durchsuchte sie die Wohnung auf der Suche nach dem Hundertmarkschein. Stunden vergingen, und sie beachtete mich immer noch nicht. Inzwischen war es bereits dunkel geworden, und ich kam auf die Idee, mich zu verstecken. Ich verbrachte Stunden hinter einem Baum. Es wurde mir allmählich unheimlich, denn hinter mir befand sich ein Friedhof für Kriegsgefallene. Doch ich hielt durch. Doch alles umsonst - sie suchte nicht nach mir.

Es war Nacht und es wurde immer unheimlicher, da man immer weniger sah. Zu dieser Zeit ging ich noch nicht in den Kindergarten.

Als die Geräusche der Grillen verstummten sah ich ein Licht, und ich erkannte sofort das Auto meines Vaters. Ich lief sofort zu ihm und weinte, während ich ihm alles erklärte. Zu meiner Verwunderung zeigte er großes Mitgefühl und sorgte sich um mich. Er konnte nicht verstehen, warum ich so lange alleine draußen war. Es war Nacht und Sommer, und mein Vater hatte oft bis spät in die Nacht gearbeitet. Aber an diesem Abend hatte mein Vater einiges getrunken. Heutzutage träumen wir davon, und damit meine ich die Promillegrenze. Ich war erleichtert, als mein Vater vernünftig nachfragte, ob ich das Geld gesehen hätte. Er glaubte mir sofort, und ich durfte, nach einer Diskussion mit meiner Mutter endlich ins Bett.

Ihr ahnt es vielleicht schon, aber erst viele Jahre später wurde mir klar, warum mein Vater so viel Mitgefühl und Verständnis zeigte und es sich leisten konnte, etwas zu trinken, obwohl wir immer knapp bei Kasse waren. Mir wurde klar, das nur er früh das Geld mit in die Arbeit genommen haben konnte und sich schämte, als ich alles abbekam und bestraft wurde.

Als ich zur Schule kam, zogen wir um. Von der Neckargartacherstraße 57 in die Schützenstraße 8 in Heilbronn. Ich besuchte die Rosenauschule und war wieder verliebt.

Ihr Name war Angela Thüring, sie war vielleicht nicht die hübscheste, aber sie war die Einzige, die mit mir den gleichen Nachhauseweg hatte. Irgendwann verliebte ich mich dann doch in sie und schrieb ihr viele Liebesbriefe, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht schreiben konnte. Daher konnte ich ihr die Briefe auch nie zeigen, das wäre zu peinlich gewesen.

Diese schrieb ich meistens während meiner Arrestzeiten, und davon gab es jede Menge. Doch einmal war es wieder besonders heftig, allerdings nicht wie gewohnt von meiner Mutter, sondern von meinem Vater. Er schlug nicht oft zu, aber wenn, dann saftig.

Damals hatten wir einen Dobermann Hund namens Nero, der mich manchmal von der Schule abholte. Er brauchte keine Leine, denn er hörte aufs Wort, auch wenn ich ihn nie wirklich halten konnte. Eines Tages spielte ich mit meinem Schulfreund, dessen Namen ich vergessen habe, und unserem Hund Nero. Nach einer Weile wurde es uns langweilig, obwohl wir immer noch voller Energie waren.

Da kam mir die Idee, vom ersten Stock auf den Misthaufen zu springen, der unter dem Fenster lag. Ich hatte etwas Angst, aber nicht so wie die meisten Kinder. Also zeigte ich, was für ein toller Kerl ich mit meinen 6-7 Jahren war. Meine Eltern waren zu dieser Zeit einkaufen. Also sprang ich mehrmals und ging dann wieder ins Haus, um erneut zu springen. Schließlich traute sich mein Freund auch.

Gerade als ich in der Luft war, um erneut zu springen, kam mein Vater mit meiner Mutter im Auto angefahren. Ich freute mich, denn dann konnten sie sehen, wie mutig und furchtlos ich war. Doch ich hatte mich getäuscht. Meine Mutter hielt schockiert die Hände vor ihr Gesicht und rannte aus dem Auto, um nach mir zu sehen. Ich krabbelte schnell vom Misthaufen weg, bevor ich mit Stolz von meinen Taten berichten konnte. Doch bevor ich etwas sagen konnte, traf mich ein Schlag. Glücklicherweise hatte mein Vater nichts zur Hand wie einen Besen oder Ähnliches, und es endete glimpflich. Ich wurde sofort auf mein Zimmer geschickt, und mein Freund machte sich aus dem Staub und suchte schnell das Weite.

Aber das, ganz Weite.

Ich war gerade auf dem Weg ins Bett, als meine Mutter mich aufhielt. Anfangs verstand ich nicht, warum sie das tat, aber dann wurde mir klar. Ich musste meine Kleidung auf der Treppe ausziehen, da sie voller Mist war. Das habe ich verstanden. Dann kam mein Vater dazu, nachdem meine Mutter gerade mit dem Weichklopfen fertig war, und er legte selbst nochmal Hand an. Er griff nach meinem Bein und seitlich nach meinem Arm, als ich ins Wohnzimmer flüchtete. Er hob mich hoch wie ein Gewichtheber und schleuderte mich wieder zu Boden. Ich erinnere mich daran, dass ich dachte, dass ich das nicht überleben würde, aber ich spürte keine Schmerzen. Damals wusste ich nicht, warum das so war. (Es war der Schockzustand). Er wiederholte dies mehrmals, bis meine Mutter vom Putzen herbeieilte und sagte: „Du bringst ihn ja um“. Das war das erste Mal, dass ich sah, wie meine Mutter sich ernsthafte Sorgen um mich machte (auch heute weiß ich, warum).

Ich verstand immer noch nicht, warum ich keine Schmerzen hatte, weinte aber vorsorglich und hoffte auf Beruhigung.

Meine Mutter warf sich in das Geschehen und konnte meinen Vater mit Mühe von mir fernhalten, und ich floh sofort in mein Zimmer, ohne Angela einen Brief zu schreiben. Das war der schlimmste Ausbruch meines Vaters und einer der gefährlichsten Momente für mich. Er schlug zwar nicht oft zu. Aber wenn er es tat, dann immer sehr hart. Meine Mutter hingegen schlug öfter und unerwartet zu.

Viel später erklärte mir meine Mutter, warum sie so sauer war. Sie sagte, dass ich den ganzen Mist mit in die Wohnung gebracht und schön verteilt hatte. Ich erinnere mich daran, wie meine Mutter den Rest des Tages, mit putzen beschäftigt war.

Ich habe es dann verstanden.

Was noch zu dieser Zeit geschah, ach ja, ich war doch wirklich so leichtsinnig und machte immer wieder Liebesbeweise für Angela, um sie zu beeindrucken.

Eines davon spielte sich so ab: Wenn wir von der Schule nach Hause gingen, mussten wir immer über eine lange Brücke gehen, die über den Neckar führte. Unterhalb der Brücke befand sich der Fluss. Soweit, so gut. Aber ich ging immer außerhalb des Geländers, obwohl ich nicht schwimmen konnte und trotz meiner Angst vor der Höhe. Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals dachte, warum die Leute alle so stolz in ihren Autos saßen. Heute frage ich mich, warum mich niemand aufgehalten hat. Ich würde sofort aus dem Auto springen, um ein Unglück zu vermeiden. Aber damals hat nie jemand etwas gesagt. Das war seltsam.

Später durfte ich mit zu Angela und dort fand ich eine ganz andere Welt. Ihre Mutter war so anders und so liebevoll, es war etwas, das ich nur aus Filmen kannte.

Angela brachte mir auf dem Klavier alle meine Entchen bei. Sie war talentiert und konnte das natürlich schon mit ihren 6-7 Jahren. Es war einfach großartig bei ihr.

Jahre später hatte ich beruflich in der Nähe von Heilbronn zu tun und versuchte, Angela zu finden, aber ich konnte sie nicht mehr ausfindig machen. Ich frage mich, was wohl aus ihr geworden ist. Sie war clever und ich bin mir sicher, dass sie etwas erreicht hat. Es wäre schön, sie nach 43 Jahren wiederzusehen. Dieses Gefühl, das in mir dabei aufkommt, ist sehr eigenartig und ungewohnt. Vielleicht ist es eine Art Heimweh, das Verlangen nach der Vergangenheit, oder die Sehnsucht nach der alten Zeit?

Es sind nun einige Stunden vergangen, und ich sitze wieder vor dem Laptop (2:00 Uhr). Ich bin nachdenklich geworden und denke über das Geschriebene nach. Warum tut es mir so gut, wenn ich meine Erlebnisse niederschreibe? Nein, ich meine nicht nur das Aufarbeiten meiner Kindheit, obwohl es natürlich auch dazu gehört. Mich hat etwas anderes bewegt.

Gestern Nacht habe ich mich fast über meine eigene Schreibweise und die Geschichten kaputtgelacht und war gut drauf. Jetzt sollte ich traurig und berührt sein. Aber das war ich nicht. Warum bin ich bei den doch sehr bitteren Geschichten so lustig?

Es ist banaler, als man denkt. Ich empfand alles als völlig normal. Ich dachte, dass es anderen genauso geht, vielleicht sogar noch schlimmer. Das habe ich wohl immer gedacht. Und ja, es stimmt, dass auch andere Menschen ähnliches erleben, vielleicht sogar noch schlimmer. Aber es ist nicht die Regel. Ich kannte es nicht anders. Mitgefühl, Mitleid oder sogar Heimweh waren mir einfach unbekannt. Ich hatte nie davon gehört.

Ja, ich habe geweint und war sicherlich auch unglücklich, aber das Leben ging jeden Tag weiter und ich passte mich allem an. Ich dachte nicht, dass ich Mitleid verdienen würde. Erst heute weiß ich, wie grausam meine Mutter eigentlich zu mir war. Und erst als ich älter wurde, konnte ich sagen, dass ich meine Mutter verachtete.

Es fiel mir erst viel später auf, dass es andere Formen des Umgangs und der Gefühle gab. Ich kann es gerade nicht genau auf den Punkt bringen, daher schreibe ich lieber weiter.

Ist es die Freude, dass dies alles vorbei ist und ich mich darüber freuen kann?

Das trifft es wohl am ehesten. Ich habe es geschafft, mich von meiner Vergangenheit zu lösen und ein eigenes Leben aufzubauen. Es ist ein Gefühl der Befreiung und des Stolzes, dass ich trotz allem zu einem starken und für mich ein herausragenden Menschen geworden bin. Und durch das Schreiben kann ich meine Erlebnisse verarbeiten und teilen, und dabei entsteht eine Art von humorvoller Distanz zu den bitteren Geschichten. Es ist eine Art der Bewältigung und des Überwindens, und das macht mich gut gelaunt.

Aber es gibt auch Momente, in denen die Traurigkeit und die berührenden Emotionen durchkommen. Es sind die Momente, in denen ich auf die Menschen treffe, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und denen ich begegnen kann.

Die mich verstehen und mitfühlen. Es sind die Momente, in denen ich erkenne, dass ich nicht allein bin und dass es Menschen gibt, die mich unterstützen und lieben. In diesen Momenten kann ich meine Geschichte mit anderen teilen und gemeinsam lachen oder weinen.

Das Schreiben ist für mich ein Ventil, um meine Gedanken und Gefühle auszudrücken und mich selbst besser zu verstehen. Es ist eine Möglichkeit, meine Vergangenheit zu reflektieren und zu verarbeiten und zu verstehen. Und es ist eine Form der Selbsttherapie, die mir hilft, mit meiner Geschichte abzuschließen und mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Es ist eine Art von Heilung und Wachstum, die ich durch das Schreiben erfahren kann.

Also schreibe ich weiter, um meine Erlebnisse niederzuschreiben und zu teilen. Es ist meine Art, mit meiner Vergangenheit umzugehen und daraus zu lernen. Und wenn ich dabei lachen kann, dann ist das ein Geschenk, das ich mir selbst mache. Es ist die Freude am Leben und die Erkenntnis, dass ich trotz allem Glück und Erfüllung finden kann.

Mir fällt gerade noch etwas ein. Einige Menschen in meinem Leben meinten es gut mit mir und sagten, dass ich meine Fehler nicht so offen preisgeben sollte. Sie meinten, dass ich mich damit sehr schwäche und es ausgenutzt werden könnte.

Sicher, das stimmt auch.

Aber ich gewinne damit mehr, als ich verliere. Irgendwann habe ich einen sehr guten Satz gefunden, der das beschreibt, was ich dabei fühle.

Es ist für mich keine Schwäche, darüber zu schreiben, denn es erleichtert mich.

Aber der entscheidende Spruch lautet: „Es ist eine Stärke, über meine Schwächen zu reden können.“

Später, als ich älter wurde und im Alter von 10 bis 18 Jahren war, hatte ich große Schwierigkeiten, mich auszudrücken. Ich stotterte und nahm mir keine Zeit über das Nachdenken, was ich sagen wollte.

Ich weiß auch, woher das kam. Meine Mutter fragte mich immer aus, wenn etwas vorlag. Sie setzte mich so sehr unter Druck, dass ich schnell sprechen musste, um nicht sofort wieder Schläge zu bekommen. Aber ich konnte gar nicht so schnell sprechen, wie sie zuschlug, und so fing ich an zu stottern. Ich konnte nie klar denken, und später sagte man mir, dass ich zuerst darüber nachdenken müsse, was ich sagen möchte, und dann erst aussprechen sollte. Das war das Normalste auf der Welt, aber ich wusste es nicht. Von Kind an musste ich mir das selbst beibringen.

Das wurde mir klar, und ich begann es etwas später umzusetzen, als ich mit 18 Jahren aus der Wohnung geworfen wurde. Hier begann meine eigentliche Entwicklung, und die war sehr rasch und erfolgreich, aber dazu später mehr.

Der unvergessliche Urlaub in der Türkei liegt bereits einige Jahrzehnte zurück, nämlich im Jahr 1971, als meine Eltern beschlossen, mit uns Kindern nach Demerky zu reisen.

Dieses kleine Örtchen befindet sich auf der eurasischen Seite und hatte seine schönen Seiten, doch es war nicht alles perfekt. Die Hinfahrt dauerte ganze drei Tage, und mein Vater versicherte uns immer wieder, dass wir bald unser Ziel erreichen würden.

Endlich angekommen, standen wir vor einem Dorfzentrum und dachten uns verwundert: „Was erwartet uns hier eigentlich?“ Doch das Schlimmste folgte noch, denn die Unterkünfte entpuppten sich für mich als, öde Häuser Lehm als Putz.

Nachdem ich das Haus genauer betrachtete, entdeckte ich seinen schlichten, aber dennoch charmanten Reiz. Die Mauern waren mit üppigen Weintrauben behangen, und die schlichten Fenster waren alle geöffnet, um der Hitze entgegenzuwirken. Über das gesamte Gelände erstreckten sich Bäume und einfache Geräte für die Landwirtschaft. Vor dem Haus sah ich Hühner, Küken, einen Truthahn und sogar zwei imposante Wasserbüffel. Meine Neugier trieb mich weiter, und ich erkundete den Garten hinter dem Haus, wo ich Kräuter, Tomaten und andere unbekannte Pflanzen entdeckte.

Offensichtlich waren sie Selbstversorger, und das galt für alle in der Umgebung. Diese Entdeckung änderte meine Meinung vollständig zum Positiven. Ich begann die Einfachheit und Natürlichkeit dieser Lebensweise zu schätzen und bewunderte die Fähigkeit, mit den Ressourcen der Natur zu leben und im Einklang mit ihr zu sein.

Es war erstaunlich, wie viel es zu entdecken gab, und überall um mich herum waren neugierige Kinder, die gespannt zuschauten, was hier vor sich ging. Schon bald kamen die ersten Kinder auf mich und meine Schwester zu. Wir wurden herzlich aufgenommen und fanden schnell unsere eigenen Freunde. Gemeinsam spielten wir ausgelassen und erlebten spannende Abenteuer. Ich wurde von einem Haus zum anderen geführt, und es fühlte sich an, als ob ich eine ganz neue Welt entdeckte. Die Kinder waren so offen und freundlich, und wir teilten lachend und voller Freude unsere unterschiedlichen Geschichten und Spiele miteinander. Es war eine unbeschwerte Zeit voller Unbekümmertheit und Verbindung, die ich für immer in meinem Herzen tragen werde.

Als junger siebenjähriger Junge entdeckte ich die wundervolle Welt eines zauberhaften türkischen Dorfes. Überall gab es spannende Dinge zu erkunden, und die Menschen um mich herum waren so herzlich und gastfreundlich. Ihre warme Art und die liebenswerten Gesten verzauberten mich, und ich fühlte mich wie in einem Märchenland.

In den engen Gassen fühlte ich die sanfte Sonne auf meiner Haut und atmete die verlockenden Düfte der Gewürze und Blumen ein. Überall luden mich die Einheimischen ein, Tee zu trinken und köstliche Süßigkeiten zu probieren. Es war, als würde ich eine geheime Welt betreten, in der die Menschen einander mit offenen Armen und strahlenden Gesichtern empfingen.