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Es wird langsam Winter und der erste Schnee fällt. Das Eichhörnchen macht es sich mit seinen Kindern gemütlich und erzählt Märchen. Die Eichhörnchenkinder hören aufmerksam zu und reisen durch das Märchenland.
Komm doch mit auf diese Reise!
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Veröffentlichungsjahr: 2019
1. Adelheid
2. Der Zaubertrunk
3. Isabella und ihr Pony
4. Der Zauberer und die Schöne
5. Die Kugelprinzessin
6. Es war einmal ein kleiner Esel
7. Die Schirmlinge
8. Der Angsthasenkönig
Das kleine Eichhörnchen saß auf einem Baum und sah den Schneeflocken zu, wie sie langsam auf die Erde rieselten.
„Es wird Winter!“, dachte es bei sich und zog seine rote Mütze tief ins Gesicht. Es freute sich, denn am frühen Abend kuschelte sich die Familie eng zusammen und erzählte sich Geschichten. Dann war es nicht so langweilig und in Gedanken konnten sie in ferne Länder reisen und Abenteuer erleben. Sie hörten von Prinzen und Prinzessinnen und vergaßen die Kälte und den Schnee.
Da fiel dem Eichhörnchen etwas ein: Wo war das Märchenbuch?
Am Ende des letzten Winters hatte es das Buch irgendwo hingelegt. Dann war der Frühling gekommen und die Eichhörnchen hatten draußen gespielt. Sie hatten die langen Tage und die wärmende Sonne genossen.
„Kinder, wisst ihr, wo das Märchenbuch ist?“, fragte das Eichhörnchen aufgeregt. Die Kinder schüttelten die Köpfe.
„Schnell, ihr müsst es suchen!“, sagte das Eichhörnchen. „Es schneit, wir müssen uns vorbereiten!“
Die Kinder suchten und suchten, doch sie fanden es nicht.
„Dann muss ich euch die Märchen auswendig erzählen!“, sagte das Eichhörnchen schließlich.
„Ich glaube, ich bekomme das hin, denn ich habe die Märchen schon so oft erzählt!“
Die Kinder kuschelten sich in freudiger Erwartung an die Mutter. Es war ganz dunkel geworden und ein kalter Wind pfiff um den Baum. Sie waren warm geschützt in ihrem Schlupfloch. Die Mutter schloss die Augen und fing an zu erzählen.
Adelheid
Es war einmal eine Prinzessin. Sie hieß Adelheid und lebte mit ihrem Vater und ihrer Mutter hoch oben auf einem Berg in einem prunkvollen Schloss.
Adelheid hatte langes, goldenes Haar, doch sie war nicht so hübsch wie die anderen Prinzessinnen. Ganz im Gegenteil: Sie war hässlich. Statt einer zierlichen kleinen Nase prangte ein Gurken ähnlicher Zinken in ihrem stets rosigen Gesicht.
Ihre Lippen glichen denen eines Fisches und ihre Ohren standen weit vom Kopf ab, so dass sie nicht von den langen Haaren bedeckt werden konnten. Viele Leute erschraken bei ihrem Anblick. Die Gleichaltrigen aus dem Dorf am Fuße des Berges verspotteten sie. Es gab unzählige hässliche Reime und Lieder, die die Kinder im Laufe der Jahre gedichtet hatten. Deshalb vermied Adelheid es, ins Dorf zu gehen und verbrachte ihre Nachmittage einsam im Schloss.
Die Königin versuchten vergeblich sie abzulenken und ihr zu beweisen, dass sie doch ganz gut aussah. Sie schenkte ihr teuren Schmuck und wertvolle Kleider, aber damit sah sie auch nicht besser aus. Adelheid hatte auch schnell begriffen, dass die Eltern ihretwegen alle Spiegel aus dem Schloss entfernt hatten. Ihre einzigen Freunde waren die Bücher und mit der Zeit hatte sie alle Bücher der gesamten Schlossbibliothek von vorne bis hinten mehrfach gelesen. Boten mussten ihr neue Bestände aus den umliegenden Büchereien bringen und auch das war ihr nicht genug. Adelheid wurde immer klüger. Mit sechs Jahren schlug sie ihren Vater im Schachspiel und mit sieben unterstütze sie ihn beim Regieren.
Immer, wenn er vor einer wichtigen Entscheidung stand, holte er sich ihren Rat. Die Diener und Hofleute liebten die junge Prinzessin. An ihr außergewöhnliches Äußeres hatten sie sich schon lange gewöhnt. Sie mochten ihre freundliche Art und schätzten ihre Großzügigkeit.
Außer den Büchern gab es noch eine andere Leidenschaft, der Adelheid in ihrer Freizeit gerne nachging: Sie liebte es, durch die großen Wälder ihres Vaters zu reiten und den Wind in ihren Haaren zu spüren. Auf dem Rücken ihres weißen Pferdes war sie unendlich glücklich. Sie fühlte sich frei und unbeschwert und dachte nicht mehr über ihre Hässlichkeit nach. Sie durfte überall reiten – Täler, Wiesen, Berge und Wälder, es gab keine Grenzen.