Das Flüstern der Olivenbäume - Lothar Schenk - E-Book

Das Flüstern der Olivenbäume E-Book

Lothar Schenk

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Beschreibung

Der Emil macht Urlaub auf Korfu und da sieht er viele schöne Landschaften, trifft sehr interessante Menschen, und wird in die kriminellen Machenschaften der Unterwelt verwickelt. Aber der Emil ist ja ein alter Sherlock und trägt kräftig zur Aufklärung der mysteriösen Fälle bei.

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Über den Autor: Lothar Schenk wurde 1954 in Borken, im Münsterland, geboren. Er ist Sozialwissenschaftler und arbeitete leitend im sozialen Bereich und langjährig als Dozent in der politischen Erwachsenenbildung. Heute lebt der Autor in Südthüringen.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Epilog

Prolog

Es ist Dienstag. Eigentlich ein Dienstag wie jeder andere. Ohne besondere Vorkommnisse. Der Unterschied zu einem Dienstag in Essen, und da kommt Emil her, ist der, dass er auf einen leeren Marktplatz, so um die Mittagszeit, in einem kleinen Dorf im Inneren der Insel Korfu blickt. Agios Ioannis heißt der kleine Ort. Emil sitzt vor Costas Taverna und trinkt einen griechischen Kaffee. Die Sonne scheint, wie fast immer im Mai auf Korfu, und Emil hat viel Zeit weil er Rentner ist und so lange bleiben kann wie er möchte. Er hat versprochen für die Zeitung in Essen, seinen früheren Arbeitgeber, einen Reisebericht über die Insel Korfu zu schreiben, aber was soll er da schreiben, wenn das die nächsten Tage so langweilig weitergeht wie um die Mittagszeit in diesem kleinen Dorf, aber mal abwarten, das wird bestimmt noch anders. Vor der Taverne sitzt außer ihm nur ein Gast, eine vom Gesicht her schon ältere Frau, blonde, vermutlich gefärbte, kurze Haare, Jeans und T-Shirt, sehr schlanke Figur, Outdoor-Schuhe, wahrscheinlich ein sehr sportlicher Typ, die viel wandert. Emil ist ja gerade erst angekommen, die Frau ist bestimmt schon länger im Ort, jedenfalls hat sie kein Zimmer in Annas Pension, in der Emil wohnt, das wäre ihm sonst aufgefallen. Die Frau liest ein Buch und trinkt ihren Kaffee. Gelegentlich schaut sie für einen kurzen Augenblick zu Emil herüber, sagt nichts, und liest gleich wieder weiter in ihrem Buch.

Der vermeintlich langweilige Mittag am Dorfplatz wird doch noch spannend, denn aus einem kleinen Weg, der in einen Olivenhain in dem auch große alte Kakteen stehen, führt, soviel hat Emil in der kurzen Zeit die er jetzt im Dorf ist schon erkundet, kommt ein Hund und hat eine Hand in der Schnauze, die er vor den Tischen vor Costas Taverna auf den Marktplatz legt. Die blonde Frau hat ruckartig aufgehört zu lesen und geht ganz vorsichtig zu der Hand und Emil folgt ihr.

„Das scheint eine abgetrennte Frauenhand zu sein, so zierlich wie die aussieht. Und noch keine Verwesungszeichen. Schön säuberlich abgetrennt. Wie von einem Profi, von einem Chirurgen oder einem Metzger, oder was meinen sie.“ Emil blickt im Wechsel die Frau und die Hand an, der Hund ist inzwischen weggelaufen, und nickt ihr zustimmend zu.

„Wir müssen die Polizei anrufen. Ich will mal sehen ob der Nikos oder die Anna da sind. Wahrscheinlich sind sie in ihrer Wohnung. In der Taverna ist um diese Zeit niemand mehr. Siesta. Die machen erst am späten Nachmittag wieder auf. Ich bin übrigens die Claudia. Und du?“

„Ich bin der Emil. Hast du ein Handy. Ich hab nämlich in den Urlaub keins mitgenommen.“

„Ja habe ich. Ich weiß nur die Telefonnummer von der Polizeistation in Korfu Stadt nicht. Ich wähle einfach den Notruf, da wird sich schon jemand melden. Gott sei Dank spreche ich Griechisch, weil Englisch sprechen die hier auch nur sehr schlecht, und Deutsch so gut wie niemand, vielleicht mal paar Brocken, aber das wars dann auch schon.“

Inzwischen sind auch Nikos und Anna aus dem Haus gekommen und auch Costa, der Namensgeber der Taverna, der schon über 90 ist, hat Anna Emil beim Bezug seines Zimmers erzählt, sie spricht ein wenig Deutsch. Die Polizei ist alarmiert und kommt so schnell sie kann, und keiner soll die Hand anfassen, haben die Beamten gesagt, aber das würde ja freiwillig sowieso niemand tun. Also stehen alle mit gebührendem Abstand, der Ekel, um die Hand und von Weitem hören sie auch schon die Sirene des Polizeiautos.

Die Polizisten ziehen sich Handschuhe an und geben die Hand in eine spezielle Tüte, und dann fragen sie die Umstehenden ob jemand den genauen Fundort kennt, aber den kennt natürlich niemand, weil ja der Hund die Hand gebracht hat, und Costa sagt dann als Fundort zu den Polizisten „Caktus Hilton“, eine unter den Einheimischen immer noch geläufige Bezeichnung für den Olivenhain mit den Kakteen, weil dort vor Jahrzehnten immer die Hippies zelteten, als die noch regelmäßig im Sommer Agios Ioannis besucht haben. Die Polizisten notieren den Olivenhain als Fundort, und dann sind sie mit der abgetrennten Hand auch schnell wieder verschwunden.

Am Nachmittag kommen die Polizisten zurück. Sie fahren mit zwei Autos auf den Dorfplatz und haben einen Spürhund und Experten für die Spurensuche mitgebracht, die mit einigen Koffern und dem Hund den kleinen Weg in den Olivenhain gehen. Emil und Claudia sind neugierig und folgen ihnen mit einigem Abstand. Der Hund hat schnell die Fundstelle der Hand gefunden, offenbar ein ausgebildeter Leichenspürhund. Ein Grasbüschel unter einem großen alten Olivenbaum. Hier hat also die Hand gelegen bevor sie der streunende Dorfhund gefunden hatte. Sie suchen die weitere Umgebung systematisch ab, aber der Spürhund schlägt nirgends mehr an, es gibt also keine weiteren Spuren, müssen sie nach rund zweistündiger Suche feststellen. Sie haben vom Fundort Bodenproben und das Grasbüschel, auf dem vermutlich die Hand lag, mitgenommen, und dann fahren sie wieder.

„Heute ist nix mit Siesta in Agios. Kuck mal die ganzen Griechen auf dem Dorfplatz, Emil. Die unterhalten sich alle nur über den Fund der Hand und dass hier dauernd streunende Hunde rumrennen. Die Griechen sind nicht besonders tierfreundlich, was streunende Tiere angeht. Manche gehen mit ihren Schrotflinten, so eine hat hier fast jeder im Haus, auch nachts auf die Jagd und erschießen die armen Tiere dann unbarmherzig. Wie bist du eigentlich auf Agios Ioannis gekommen. Ich bin ja schon früher oft hierher gereist, als im Sommer noch überall die Hippies im Ort waren und beim Costa jeden Abend kräftig gefeiert haben, am Meisten haben immer die Briten getrunken. Die haben auch jedes Jahr neue Singles für Costas alte Musikbox mitgebracht. In die konntest du ein 20 Drachmen Stück reinschmeißen und dann beschallte ein Außenlautsprecher für einige Zeit den ganzen Marktplatz mit den neuesten englischen Hits. Das gibt’s heute alles nicht mehr. Die Musikbox war auch irgendwann spurlos verschwunden. Die Hippies sind alt geworden, einige sitzen mit ihren Familien ja auch heute noch jeden Abend hier rum, wirst du schon noch sehen, aber von Hippies haben die heute keine Spur mehr, alle kurzhaarig und gesittet, total angepasste Leute sind das geworden, na ja, einige trinken vielleicht noch ein bisschen viel, das ist aber auch schon alles was von den ehemaligen Hippies übriggeblieben ist, also im „Cactus Hilton“ Zelten tut von denen schon seit vielen Jahren keiner mehr, und die Jüngeren die nachkommen werden auch Jahr für Jahr immer weniger.“

„Mir haben alte Freunde in Essen Agios Ioannis empfohlen. Alte Biker die früher oft im Sommer hierher gefahren sind. Das macht aber heute auch keiner mehr von denen. Die waren schon seit Jahrzehnten nicht mehr hier. Ich war ja selbst vorher noch nie hier. Ich habe in der Gaststube gesehen dass da noch etliche alte Fotos an den Wänden hängen. Ich habe aber niemanden darauf erkannt. Du hast ja wahrscheinlich schon den alten Roller da vorne gesehen. 125-ger Vespa noch zum Antreten. Den habe ich nach dem Flug in Korfu Stadt gemietet. Ich bin ja auch mit dem Rucksack hier. Da passt alles schön rein was man braucht. Auch wenn man vielleicht mal eine längere Wanderung machen möchte oder eine Tour mit dem Roller ist der sehr praktisch.“

„Da sind wir ja heute den ganzen Nachmittag nur in Agios gewesen. Ich bestell mir noch einen Kaffee. Möchtest du auch einen, Emil?“

„Ja, gerne.“

„Nikos! Noch zwei Kaffee bitte.“

„Kommt gleich(auf Griechisch).“

„Ich habe seit einer Woche ein Zimmer beim Vassili. Das ist der dem auch das große Hotel gehört. In dem Hotel steigen immer die holländischen Fahrradfahrer ab. Die buchen organisierte Radtouren auf Korfu. Mein Zimmer ist in dem flachen Haus am Ortseingang.“

„Schön.“

Da Claudia ja fließend Griechisch spricht sagt Nikos zu ihr auf Griechisch, als er die Kaffee auf den Tisch stellt, kleiner Scherz, dass es heute Abend gegrillte Hände geben würde, und Claudia übersetzt Emil das. Nikos nimmt die Sache mit der Hand locker. Eine kleine Abwechslung im Dorfalltag. Sonst nichts.

Inzwischen hat sich ein langhaariger älterer Mann zu Claudia und Emil an den Tisch gesetzt, schätzungsweise so Mitte 60, komplett grauhaarig.

„Hallo Claudia!“

„Hallo Uwe. Mittagsschlaf beendet?“

„Warum, sehe ich so aus als hätte ich die ganze Zeit einen Mittagsschlaf gemacht?“

„Nein, Uwe. War nur ein kleiner Scherz.“

„Und du. Heute erst angekommen?“

„Ich bin der Emil. Ja, ich bin heute Vormittag erst angekommen.“

„Warst du früher auch schon mal in Agios, Emil?“

„Nein, noch nie. Ist das erste Mal. Den Ort haben mir alte Freunde empfohlen.“

„War hier heute Mittag irgendetwas los, Claudia, weil sich die Griechen so aufgeregt unterhalten?“

„Ja Uwe. Da hast du echt was verpasst. Ein streunender Hund hat eine abgeschnittene Hand, vom Aussehen vermutlich eine Frauenhand, direkt da vorne bei den Stühlen auf den Dorfplatz gelegt und ist dann abgehauen. Dann haben wir die Polizei gerufen und die war zwei Mal hier. Die haben erst die Hand mitgenommen und dann waren die nachmittags noch mal hier und haben mit einem Spürhund den ganzen „Cactus Hilton“ abgesucht, aber außer die Fundstelle der Hand nichts weiter gefunden.“

„Wahnsinn. Was es in Agios für Sachen gibt. Und ich war mal wieder nicht dabei. Da werden der Costa, der Nikos, die Anna und die anderen Griechen aber blöd geschaut haben. Oder?“

„Das kannst du laut sagen. Der Nikos meinte eben schon zu mir heute Abend würde es gegrillte Hände geben.“

„Der Nikos macht immer solche Scherze, Claudia. Das ist typisch Nikos.“

„Bist du das eigentlich mit dem Roller da?“

„Bin ich.

„Könnten wir damit heute Abend etwas später vielleicht noch irgendwo hin fahren? Da passen wir doch bestimmt auch zu Dritt drauf. Zum Beispiel in die Disko oder in den Pub in Pelekas.“

„Mal sehen ob ich nach dem Abendessen noch Lust habe.“

„Ok. Ich frag dich dann später noch mal.“

„Also ich fahre nicht mit, Uwe.“

„Ok. Claudia.“

Es ist schon Spätnachmittag und so langsam nehmen immer mehr Briten, Kurzhaarige, keine alten Hippies, und wenn sieht man ihnen das heute nicht mehr an, mit Familien an den umliegenden Tischen Platz. Sie bestellen bei Nikos und Anna Getränke und bereiten sich offenbar so langsam auf das Abendessen vor. Nikos erzählt ihnen in seinem schlechten Englisch was es abends zu Essen gibt. Von abgeschnittenen Händen sagt er diesmal nichts mehr. Auch Einheimische kommen jetzt immer mehr und setzen sich an freie Tische.

Der Abend verläuft eher ruhig. Emil und Claudia essen ein Mousakas und einen griechischen Salat. Dazu gibt es erstaunlicherweise auch Pommes. Uwe hat sich mit seinem Bier zu einigen Briten an den Tisch gesetzt, die alle einen riesigen Fleischspieß bestellt haben, und Uwe bestellt für sich auch einen. Dazu gibt es jeweils eine große Portion Pommes. Uwe trinkt mit den Briten nach dem Essen noch kräftig Bier und Claudia und Emil trinken nach dem Essen noch einige griechische Kaffee, unterhalten sich über frühere Zeiten und über Korfu, und dann verabschieden sich beide noch vor 23 Uhr auf ihr Zimmer: Nachtruhe.

1

Und jetzt pass auf. Der Emil ist ja Frühaufsteher. So. Also sitzt er schon um 8 Uhr vor Costas Taverna und frühstückt. Das nicht sehr reichliche Frühstück mit griechischem Kaffee ist im Pensionszimmerpreis inbegriffen. Die Claudia sitzt auch schon da, hat scheinbar schon gefrühstückt und liest wieder in einem Buch. Der Uwe scheint noch zu schlafen. Sonst sind noch keine Gäste vor Costas Taverna. Und was ist wichtig? Der Emil hat ja für die Zeitung in Essen früher schon, als er noch kein Rentner war, in etlichen mysteriösen Kriminalfällen mitrecherchiert und fast immer sehr erfolgreich mit zu deren Aufklärung beigetragen, quasi Sherlock durch und durch, der Emil. Und genau so eine mysteriöse Sache ist das mit der abgeschnittenen Hand, quasi wem gehört die, Mann oder Frau, und wo ist der Eigentümer der Hand, ist er tot oder lebendig, wenn Leiche, ist sie auf Korfu, vielleicht in Einzelteilen über die ganze Insel verstreut, und und und. Und solche Fragen kann sich nur der Emil beim Frühstück stellen, bei strahlend blauem Himmel, quasi unter der südlichen Korfu Sonne, und schön warm ist es auch schon morgens um 8. Und dann hat der Emil den Gedankenblitz, und solche hat er viele wenn es schön warm ist und der Tag lang ist, dass er mit dem alten Roller nach Korfu Stadt