Wer pflegt hat die Arschkarte - Lothar Schenk - E-Book

Wer pflegt hat die Arschkarte E-Book

Lothar Schenk

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Beschreibung

Mit dieser satirisch kritischen Erzählung werden humorvoll Situationen von ausgebrannten Krankenpflegern, von echten Trinkern, und Eindrücke aus einer weit zurückliegenden Krankenpflegeausbildung beschrieben. Kritisch werden Mobbing und Burn-out analysiert und Lösungsvorschläge gemacht. Kritisch wird auch die Pflegeausbildung betrachtet und auch hier werden Lösungsvorschläge gemacht.

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Seitenzahl: 82

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„Wärter! Der Pott!“

Dieser Satz klingt mir immer noch im Ohr. Aber warum? Ich sage immer: Der Inhalt liegt im Detail, und da kannst du dir jede Arbeit anschauen, so oder so. Ob du den Wärter zum Akademiker kürst oder den Akademiker zum Wärter machst, Wärter bleibt Wärter, und Scheißtopf bleibt Scheißtopf, das bleibt sich gleich. Aber jetzt mal ganz von Vorne: Warum wird jemand Krankenschwester, Krankenpfleger, Altenpflegerin oder Altenpfleger? Warum nicht Ärztin oder Arzt? Der Schmidbauer sagt, das ist das Gefühl der eigenen Hilflosigkeit, und dieses Gefühl kommt aus der eigenen Kindheit, und aus diesem Gefühl entsteht dann das Helfersyndrom, quasi der Altruismus, quasi der Gutmensch: weil die Anderen sollen es besser haben, und im Altenheim und auf der Intensivstation und auf der Inneren im Krankenhaus und und und kommt dann der Realitätsschock, und spätestens ein zwei Jahre nach der Ausbildung mutiert der Altruist mit dem Helfersyndrom zum hilflosen Helfer, und dann musst du gehen, sonst kommt der Burnout…

Lothar Schenk wurde 1954 im Münsterland geboren und lebt in Südthüringen.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Prolog

„Wärter! Der Pott!“

Dieser Satz klingt mir immer noch im Ohr. Aber warum? Ich sage immer: Der Inhalt liegt im Detail, und da kannst du dir jede Arbeit anschauen, so oder so. Ob du den Wärter zum Akademiker kürst oder den Akademiker zum Wärter machst, Wärter bleibt Wärter, und Scheißtopf bleibt Scheißtopf, das bleibt sich gleich. Aber jetzt mal ganz von Vorne: Warum wird jemand Krankenschwester, Krankenpfleger, Altenpflegerin oder Altenpfleger? Warum nicht Ärztin oder Arzt? Der Schmidbauer sagt, das ist das Gefühl der eigenen Hilflosigkeit, und dieses Gefühl kommt aus der eigenen Kindheit, und aus diesem Gefühl entsteht dann das Helfersyndrom, quasi der Altruismus, quasi der Gutmensch: weil die Anderen sollen es besser haben, und im Altenheim und auf der Intensivstation und auf der Inneren im Krankenhaus und und und kommt dann der Realitätsschock, und spätestens ein zwei Jahre nach der Ausbildung mutiert der Altruist mit dem Helfersyndrom zum hilflosen Helfer, und dann musst du gehen, sonst kommt der Burnout.

Und jetzt pass auf. Die beruflichen Lügen! Die täglichen Lügen! Die Realität! Ich sage immer, wer sich New Age oder den anderen weltweiten Glaubenspredigern anschließt wird nicht erlöst sondern geistig vernebelt, und da siehst du, wozu die gläubige geistige Vernebelung führen kann: Qualitätsmanagement! Was die Qualitätsmanager sagen und schreiben ist zum Evangelium des eigenen beruflichen Handelns geworden, eigenverantwortliches Denken und verantwortliches Handeln, der soziale und gesunde Menschenverstand, werden von Anderen standardisiert, und was nicht im Qualitätshandbuch steht ist Häresie, quasi berufliche Ketzerei, ich glaube also bin ich(Gedankensprung: Du kannst dich sicherlich noch an den Descartes erinnern, damals haben die noch Alles auf lateinisch geschrieben, das war auch egal, weil die Meisten damals sowieso nicht lesen und schreiben konnten, aber jetzt wieder zurück zum Descartes, der hat geschrieben: Cogito ergo sum, also übersetzt: Ich denke also bin ich! und nicht: Ich glaube also bin ich…), und ich handele nach dem Qualitätshandbuch also bin ich, quasi Scholastik und berufliche Inquisition, und wenn etwas im Qualitätshandbuch steht, dann glauben (fast!)alle, dass diese Worte und Sätze sich im täglichen Handeln auch widerspiegeln, egal wie weit die tägliche pflegerische Realität von diesen Worten und Sätzen bereits entfernt ist…

1

Alle Fragen und Gedanken. Hin oder her. Die haben nur dieses eine verfluchte Ziel. Nein! Nicht Erlösung von alledem. Nein. Nichts Neues. Noch nicht einmal den Versuch dessen. Nichts. Nur Ordnung. Ordnung! Und dann kannst du schauen, wo du bleibst. Dann kannst du schauen, wo du bleibst, mit deinen Wünschen, und mit deinen Träumen.

Solche Sachen kommen immer mitten in der Nacht. Fernsehen! Damit die keiner sieht. Außer Säufer und Frührentner und Idioten. Die haben eh nichts anderes zu tun. Die machen nichts, und die verraten nichts.

Hör zu. Es ist völlig wurscht was Liliane Gnutzig, Hans-Peter Wutzig, oder Professor Dr. Dr. Pelzig und und und sagen oder schreiben: Alles Quatsch! Wichtich is aufn Platz oder Wer viel redet lücht viel, diese Weisheiten bekannter deutscher Fußballgrößen sind auf die heutige Pflege Eins zu Eins übertragbar. Warum? Nehmen wir den Fußball. Der frühere Fußball war theoretisch und praktisch noch nicht voneinander getrennt: Es gab nur Fußball! Und heute? Nehmen wir jetzt die Pflege. Die frühere Pflege war theoretisch und praktisch noch nicht voneinander getrennt. Sie bildete eine Einheit! Und heute? Und jetzt nehmen wir die Medizin. Die frühere(Hochschul-)Medizin bildete schon immer eine Einheit. Sie entwickelte zwar im Verlauf verschiedene Facharztdisziplinen. Doch Arzt ist und war immer schon Arzt, und Ärzte und Fachärzte dürfen und durften Alles und Alle(ob sie das auch tun sollten sei dahingestellt) behandeln. Es gibt in der Medizin keine theoretische und praktische Trennung, so etwas nennt sich Profession, und darüber sollten wir nachdenken!

Fazit: Wenn, wie im Fußball, immer mehr Faktoren eine Rolle spielen, die mit dem praktischen Fußball nichts mehr gemeinsam haben(Spielerkauf, Medien, Lobbyismus, usw.), dann laufen Theorie und Praxis zwangsläufig immer mehr in unterschiedliche Richtungen. Und wie ist es in der heutigen Pflege? Da ist es ähnlich wie im heutigen Fußball. Bloß müssen die SpielerInnen in der Pflege in wesentlich beschisseneren Arenen und auf wesentlich beschisseneren Plätzen spielen wie die Fußballer. Sie sind meist nicht privat versichert, so wie die Fußballer, sie erhalten keine individuelle Förderung und Betreuung, so wie die Fußballprofis, und werden, das hätte ich ja fast vergessen, für psychische und körperliche Schwerstarbeit in der praktischen Pflege mit einem Hungerlohn abgespeist, der im Rentenalter dann automatisch in die (denn was sind 2021 oder später 1200.- Euro Nettorente monatlich noch wert!?) Altersarmut einmündet.

2

Draufgehen muss jeder selber. Und drauf geht man wie eine uralte verlauste Straßentöle. Das hätten die meisten niemals gedacht, dass das so ist, und das hätten sie natürlich gerne anders gehabt. Aber falsch! Ist nicht so! Die Würde des Alters? Ein würdiger Tod? Alles Quatsch! Das gibt es nicht! Es gibt nur einen sinnlosen ekelhaften Abgang, und ein jeder kann sich freuen, wenn das Grauen und die Schmerzen irgendwann nachlassen.

Jetzt pass auf. Wohin meinst du denn, dass du kommst, wenn du diesen unglaublichen Sterbevorgang hinter dich gebracht hast? Ins Paradies? Oder in die Hölle? Blödsinn! Alles Quatsch! Du wirst entsorgt wie eine Sperrmülltüte, und spätestens nach drei Jahren bist du in den Köpfen deiner Freunde vollständig gelöscht. Aber vorher bist du noch wochenlang im Krankenhaus und hast wegen der vielen Medikamente und wegen dem Essen Probleme mit der Verdauung und musst im Bett liegen.

Und dann hebt sich die Bettdecke. Das sind die Auspuffgase aus dem Verdauungsreaktor. Und dann spuckt der Reaktor minutenlang teerig-schwarze Lava auf das frischbezogene Bettlaken, wie der Ätna in seinen Glanzzeiten, und nach einigen nicht enden wollenden Minuten ist das Bett frisch geteert und es tropft noch ein wenig seitlich unter der Bettdecke raus, der Ausbruch ist beendet. Da war eindeutig ein Problem. Die Blechschüssel wurde nicht rechtzeitig untergeschoben. Aber tröstlich. Sie wäre bei diesem Ausbruch sowieso ins Bett übergelaufen, wegen der Menge.

Und jetzt pass auf. Schlimm ist nicht Durchfall. Schlimm ist Verstopfung. Und da hat die Schwester Helga, Stationsschwester Innere, den Rudi. Rudi ist Mitte 40, Krankenpfleger. Und Rudi ist Einlaufprofi. Wenn einer sagt er hat schon seit anderthalb Wochen keine Verdauung gehabt, dann ruft Schwester Helga den Rudi. Rudi hat einen Spezialeinlauf auch Rudis Reinlauf genannt. Dafür löst er ein halbes Stück Kernseife in einem Liter heißem Wasser und lässt im Kühlschrank abkühlen. Dann kommen noch 150 ml Glycerin dazu und eine Ampulle Dulcolax Spezial. Der Liter wird dann mit einem weiteren Liter Kochsalzlösung gemeinsam in den Irrigator gefüllt, vorher wird natürlich der Schlauch mit einer Klemme abgeklemmt damit kein Tropfen von der Köstlichkeit rausläuft. Der Verstopfungsopa, er sagt er hatte schon eineinhalb Wochen keinen Stuhlgang mehr, liegt im Bett auf der Seite und Rudi legt ihm ein Darmrohr. Daran schließt er den vollen Irrigator, der an einem Infusionsständer hängt, an, und öffnet und schließt immer wieder die Klemme, so dass nicht alles auf einmal reinlaufen kann. Ist alles drin im Darm zieht Rudi das Darmrohr und wischt mit der Einmalunterlage den Hintern ab. Der Opa zieht seine Schlafanzughose hoch und rennt zur Toilette. Manche schaffen diesen Spurt nicht ganz, da klackerts schon vorher auf den Boden, aber dieser Opa schaffts bis auf den Donnerbalken, und kaum sitzt er drinnen, hört man bis Draußen ein orkanartiges Rauschen, immer wieder unterbrochen von lauten Kanonenschlägen, und das ganze geht etwa dreißig Minuten, und danach wankt der völlig entleerte Altachtundsechziger mit strahlendem Gesicht zu Rudi. Der Opa ist nicht mehr verstopft. Dafür jetzt die Toilette. Der Hausmeister muss kommen. Neulich hat eine etwas verwirrte Oma zum Rudi gemeint sie hätte schon zwei Wochen keinen Stuhlgang gehabt. Also: Rudis Reinlauf. Die Oma hat nachher auf dem Donnerbalken gekracht und geknallt wie ein Silvesterfeuerwerk und dazu hat sie geschrien wie ein kleines Kind dass seine Hand auf die glühende Herdplatte gelegt hat. 25 Minuten, die Oma hatte ja schon vorher kräftig auf den Fußboden geklackert, dann war der Spuk vorbei: komplette Entleerung aber keine verstopfte Toilette, aber die war bis zum Rand voll: dreimal abziehen und Klobürste.

Der Rudi ist auch Waschprofi. Neulich 20 Bettlägerige auf der Inneren morgens in zwei Stunden komplett. Das ist als würde einer den Marathon in drei Stunden schaffen. Dabei hat er lediglich eine obere Zahnprothese übrigbehalten. Und alle sagten sie hätten ihre Zähne. Ergo: Trophäe.

3

Schwestern die nicht saufen sind wie Katheter die nicht laufen.