Das Flüstern der Orangenblumen: Die große Exotiksaga - Band 1 - Rosemary Rogers - E-Book
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Das Flüstern der Orangenblumen: Die große Exotiksaga - Band 1 E-Book

Rosemary Rogers

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Beschreibung

Ein stürmisches Herz: Die Familiensaga »Das Flüstern der Orangenblumen« von Bestseller-Autorin Rosemary Rogers jetzt als eBook bei dotbooks. Ende des 19. Jahrhunderts reist die junge Virginia in die exotische Fremde Mexikos. Trotz des entbehrungsreichen Lebens hofft sie hier auf einen Neuanfang an der Seite ihres Ehemanns Steve, der von den Geheimnissen ihrer Vergangenheit nichts ahnt. Doch Virginia, ebenso wild wie schön, entfacht schon bald das unheilvolle Begehren eines anderen Mannes. Bevor Steve ihr zur Hilfe kommen kann, wird Virginia verschleppt – und nur mit knapper Not kann sie ihrem Entführer entkommen. Auf ihrer Flucht begegnet sie Nicolai, einem russischen Prinzen, der hier nach neuen Abenteuern sucht. Er bietet Virginia sofort seine Hilfe an, zuvorkommend und charmant – doch sie wird den Verdacht nicht los, dass er mehr über ihre Herkunft weiß, als er zugeben will … Der Beginn einer epischen Familiensaga, die durch die traumhaften Landschaften Amerikas bis nach Kuba, Paris und in die schneebedeckten Weiten des Zarenreichs führt. Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der bewegende Roman »Das Flüstern der Orangenblumen« von Bestsellerautorin Rosemary Rogers ist der erste Band ihrer großen Exotiksaga über die Familie Morgan. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 583

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Über dieses Buch:

Ende des 19. Jahrhunderts reist die junge Virginia in die exotische Fremde Mexikos. Trotz des entbehrungsreichen Lebens hofft sie hier auf einen Neuanfang an der Seite ihres Ehemanns Steve, der von den Geheimnissen ihrer Vergangenheit nichts ahnt. Doch Virginia, ebenso wild wie schön, entfacht schon bald das unheilvolle Begehren eines anderen Mannes. Bevor Steve ihr zur Hilfe kommen kann, wird Virginia verschleppt – und nur mit knapper Not kann sie ihrem Entführer entkommen. Auf ihrer Flucht begegnet sie Nicolai, einem russischen Prinzen, der hier nach neuen Abenteuern sucht. Er bietet Virginia sofort seine Hilfe an, zuvorkommend und charmant – doch sie wird den Verdacht nicht los, dass er mehr über ihre Herkunft weiß, als er zugeben will …

Der Beginn einer epischen Familiensaga, die durch die traumhaften Landschaften Amerikas bis nach Kuba, Paris und in die schneebedeckten Weiten des Zarenreichs führt.

Über die Autorin:

Rosemary Rogers (1932–2019) kann mit Fug und Recht als Legende gefeiert werden: Wie kaum eine andere hat sie das Genre der Liebesromane geprägt. Geboren in Ceylon, schrieb sie mit acht Jahren ihre erste längere Geschichte, der schon in ihrer Teenagerzeit erste Liebesromane folgten. Mit 22 Jahren wurde sie gegen den Willen ihrer Eltern Reporterin und zog nach London. Viele Jahre später zog es sie jedoch zurück nach Kalifornien, in das »Land der Mandelblüten«. Ihre zahlreichen Bücher haben sich weltweit über 50 Millionen Mal verkauft.

Bei dotbooks veröffentlichte Rosemary Rogers auch ihre Romane:

»Im Land der Pelikane – Die große Exotiksaga 2«

»Die Insel der Tabakblüten – Die große Exotiksaga 3«

»Das Leuchten der Kaktusblüte – Die große Exotiksaga 4«

»Das Land der Mandelblüten«

»Der Himmel über der Zimtinsel«

Außerdem erschienen bei dotbooks ihre Dark-Romance-Romane:

»Royal Player«

»Bad Boy Player«

»Hollywood Player«

***

eBook-Neuausgabe April 2021

Dieses Buch erschien bereits 2014 unter dem Titel »Die Unbesiegbare – In den Fesseln des Grafen« bei dotbooks.

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 1988 unter dem Originaltitel »Dark Fires« bei Avon Books, New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 1990 unter dem Titel »Die Unbesiegbare – Ein Lied von Liebe« bei Droemer Knaur. Dieses Buch erscheint bei dotbooks in zwei Bänden: »Das Flüstern der Orangenblumen« und »Im Land der Pelikane«.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 1988 by Rosemary Rogers

Published by Arrangement with Rosemary Rogers

Copyright © der deutschen Erstausgabe 1990 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. München/Zürich

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, Hannover 30161.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © shutterstock / Piotr Braniewski / Dmytro Buianskyi / Pixel Doc / Ramunas Bruzas / ANCH / Aniroot Mankhamnert / rudiPro / Avesun

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-95824-160-2

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Liebe Leserin, lieber Leser, in diesem eBook begegnen Sie möglicherweise Begrifflichkeiten, Weltanschauungen und Verhaltensweisen, die wir heute als unzeitgemäß oder diskriminierend verstehen. Bei diesem Roman handelt es sich um ein rein fiktives Werk, das vor dem Hintergrund einer bestimmten Zeit spielt oder geschrieben wurde – und als solches Dokument seiner Zeit von uns ohne nachträgliche Eingriffe neu veröffentlicht wird. Diese Fiktion spiegelt nicht unbedingt die Überzeugungen des Verlags wider.

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Rosemary Rogers

Das Flüstern der Orangenblumen

Roman

Aus dem Amerikanischen von Liliane Vindret-Meier

dotbooks.

Erster TeilDer Prinz

Erstes Kapitel

Die große Armee von Porfirio Díaz lag vor den Mauern der alten Stadt Puebla, und obwohl heftige Kämpfe stattgefunden hatten, waren fast alle gut gestimmt. Ein oder zwei Tage noch und Puebla würde sich ergeben und dann – auf nach Mexiko! Viva Díaz! Viva la Revolución!

Während die Wachen auf und ab schritten und Ausschau hielten, ruhte die Mehrheit der großen Armee, man schlief oder unterhielt sich, letzteres allerdings nur in gedämpfter Lautstärke, denn General Díaz hielt streng auf Disziplin.

Im Hintergrund des Lagerplatzes, den der General als Hauptquartier gewählt hatte, drängten sich Karren und Pferdewagen der Marketender zusammen, als ob sie sich vor der Kälte der Nacht schützen wollten. In improvisierten Gehegen gackerten Hühner; manchmal bewegte sich eine Kuh oder eine Ziege auf wackligen Beinen; hie und da schrie ein Baby und wurde schnell getröstet.

Die Frauen plauderten leise, während sie sich für die Nacht vorbereiteten, und ihre kleinen Lagerfeuer wurden dabei allmählich zu rotglühender Asche.

»Es heißt, General Marquez sei auf dem Weg von Mexiko-City hierher um die Garnison zu ersetzen.«

»Pah! Der alte Feigling! Der wäre in Mexiko geblieben, wenn er nicht rausgeschmissen worden wäre! Bevor er Puebla erreicht, wird unser General im Besitze der Stadt sein.«

Am Boden sitzend, mit dem Rücken gegen ein Wagenrad lehnend, hörte Ginny müßig und mit wenig Interesse diesem Lagerfeuergeplauder, wie sie es nannte, zu. Denn sie lauschte auf einen bestimmten Schritt; ihre Augen suchten die ferne Gestalt eines bestimmten Mannes, der mit einer für ihn so typischen, geschmeidigen, pantherhaften Grazie auf sie zugehen würde. Ihr Mann. Ihr Gatte. Warum nur dauerte die Konferenz mit General Díaz so lange?

Das schwache Licht der glühenden Kohlen zu ihren Füßen hob die Gesichtszüge der jungen Frau scharf hervor, doch ihr Haar war diskret mit einem schwarzen Schal bedeckt, einem sogenannten Rebozo. Sie trug wie die anderen Frauen einen weiten, rotgemusterten knöchellangen Rock und eine tiefausgeschnittene weiße Bluse, die kaum ihre Schultern bedeckte, aber ihre goldbraune Haut war um einiges heller als die der anderen Frauen, sogar im Lichte des Feuers. Betrachtete man ihre leicht schräg stehenden Augen aus der Nähe, so entdeckte man ein tiefes geheimnisvolles Grün. Sie hatte ziemlich hohe Wangenknochen, ein zierliches Kinn mit einem Grübchen, das sie recht entschlossen und eigensinnig aussehen ließ, und einen Mund, der die Männer immer zum Küssen reizte. »Der Mund einer Kurtisane«, so hatte ihn einst Vetter Pierre beschrieben, als Ginny erst sechzehnjährig halb Kind, halb heranreifende Frau war, und sich ihre Gedanken ausschließlich um ihren ersten Ball drehten, an dem sie dem Kaiser und der Kaiserin von Frankreich vorgestellt werden würde. So viel war seither geschehen! Trotz ihrer ungestümen jugendlichen Phantasie hätte sie sich nie träumen lassen, daß sie – die nur tanzen und flirten und schöne Kleider tragen wollte – einmal hier sitzen würde, gekleidet wie eine mexikanische Bäuerin, und barfüßig hingekauert wie diese, auf ihren Mann warten würde.

Leicht müde lehnte Ginny ihren Kopf gegen das Wagenrad und der Rebozo rutschte nach hinten, so daß einige kupfergoldene Locken hervorquollen und sich sanft um ihr Gesicht ringelten. – Wenn Steve nur kommen würde! Hatte es eine besondere Bedeutung, daß General Díaz seine Offiziere länger als gewöhnlich beim nächtlichen Treffen aufhielt? Bis jetzt hatten sie abgewartet, und die Garnison, die Puebla noch hielt, ausgehungert; aber jetzt, wo anscheinend Marquez’ Anmarsch von Westen bevorstand, könnte der General vielleicht die Zeit für günstig erachten, das Katz- und Maus-Spiel zu beenden und seine Armee endlich zuschlagen lassen. Es war auch höchste Zeit! Eine Armee war zum Kämpfen da und sollte nicht allzu lange an einem Ort bleiben. Von hier würden sie nach Mexiko-City gehen und danach ...

Ja, dachte Ginny plötzlich, seltsam, sich vorzustellen, daß danach alles vorbei sein würde. Wohin würden sie dann wohl gehen? Was würde sie tun? Etwas konnte sie mit Bestimmtheit sagen – was auch immer Steve beschließen würde, er würde sie nie wieder allein zurücklassen. Sie hatten beide zu sehr gelitten – füreinander und umeinander –, als daß sie eine weitere Trennung durchstehen könnten.

»Du grünäugige Hexe, du hast es fertiggebracht, daß ich vollkommen verrückt nach dir bin. Du bist die einzige Frau, die ich je brauchte«, hatte er in jener Nacht gestammelt, als er nach Vera Cruz gekommen war, um sie zu sich zurückzuholen – es war die Nacht vor dem Tage, an dem das Schiff hätte ablegen sollen. Sie erschauerte jetzt noch bei dem Gedanken, das Schiff hätte einen Tag früher segeln können.

»Was hättest du getan, wenn ich schon fort gewesen wäre?«

»Glaubst du, ich hätte dich einfach so entwischen lassen? Ich wäre Pirat geworden und hätte dein Schiff wahrscheinlich noch vor Monterey abgefangen – ertränken hätte ich dich lassen, du kleines Biest, als Strafe fürs Weglaufen.«

Der Gedanke, daß er sie trotzdem liebte, ließ Ginny vor Freude beben. Sie hatten einander die ganze Zeit geliebt, von Anfang an, aber keiner hatte es zugeben wollen. Wieviel Zeit hatten sie doch verschwendet! Sie hatte ihre Augen geschlossen, und über ihre Lippen huschte ein Lächeln. Als sie plötzlich die Stimme ihres Mannes hörte, riß sie die Augen weit auf und schaute zu ihm empor.

»Wie hexenhaft kannst du aussehen, sogar wenn du schläfst, Querida mia!« Er ließ sich an ihrer Seite nieder, seine Lippen streiften ihre Schläfe. »Mein Gott – ich könnte was zu trinken brauchen. Der General besteht auf einem großen Feuer, sogar in einer Nacht wie dieser. Und dabei müssen wir unseren Waffenrock noch bis oben zugeknöpft tragen, kein Knopf soll offen sein.« Er sprach’s und riß dabei ungeduldig die lästigen Knöpfe auf.

»Wenn du stillhältst, tu ich das für dich – dann muß ich die Knöpfe wenigstens nicht wieder annähen! Und ich hole dir auch etwas zu trinken – du kannst dich wirklich glücklich schätzen, daß ich eine erfahrene Soldadera bin!«

Ginny lehnte sich an ihn, ihr Haar streifte sein Gesicht, während er seinen Arm um sie legte.

»Du bist so verführerisch – und viel zu schön um Soldadera zu bleiben. Sogar der General sagt das.«

»Der General! O Steve ...« Ginny sperrte ihre großen, grünen Augen auf, senkte aber dann unverzüglich, halb schuldbewußt, halb empört, ihren Blick.

»Ja, der General! Schau mich ruhig an, sonst kommt mir am Ende noch der Gedanke, daß du nicht bloß einen kleinen Flirt mit ihm auf dem Gewissen hast.«

»Aber ich – ich habe nicht geflirtet! Der Wind blies nur meinen Rebozo weg, gerade als er vorbeiritt, und er starrte mich gebannt an! Was hätte ich tun sollen? Er lächelte mir zu und ich lächelte zurück; ich dachte, er wüßte, wer ich bin.«

Immer noch in Steves Arm gefangen, der sie an sich drückte, sah Ginny, wie er sie mit jenem halb spöttischen, halb zärtlichen Lächeln beobachtete, das ihr so vertraut war.

»Du bist mir ein Frauenzimmer, Grünauge«, murmelte er sanft. »Ich hatte gehofft, du würdest Don Porfirio nicht über den Weg laufen. Aber wie die Dinge jetzt stehen ...« Er hielt spielerisch inne und schüttelte mit einem erleichterten Seufzer den Waffenrock von seinen Schultern.

»Um Himmels willen, Steve! Was hat er gesagt?«

»Du hast eine recht schwierige Lage geschaffen, weißt du. Er wußte nicht, wer du bist – glaubst du, ich hätte mir die Mühe genommen, dich ihm zu beschreiben? Er befahl Felix, dich zu suchen und zu bitten, ihm heute abend ein wenig Gesellschaft zu leisten. Du hast ihn anscheinend beeindruckt.«

»Oh – o nein!«

»O doch! Und dann hatte der arme Oberst Felix die schwierige Aufgabe, ihm sehr taktvoll zu erklären, du seist kein leichtes Mädchen, das irgendein Soldat aufgelesen hatte. Natürlich wußte ich nichts davon bis nach der Konferenz; ich fragte mich nur, weshalb er mir solch finstere Blicke zuwarf.«

»Er war nicht richtig wütend, oder Steve, ich glaube du hältst mich zum Besten.«

»Ganz und gar nicht, Liebling. Ich kam später zurück, weil er mich noch bat zu bleiben, nachdem er die andern entlassen hatte. Und er gab mir unmißverständlich zu verstehen, daß er es nicht schätze, wenn meine Frau der Armee wie eine gewöhnliche Soldadera folge. Schließlich, meinte er streng, sei ich ein Gachupin, und du die Tochter eines Senators der Vereinigten Staaten. Wie macht sich das, wenn wir triumphierend in Puebla und später in Mexiko-City selbst einmarschieren? Was geschieht, wenn ausländische Zeitungen diese Geschichte erfahren?« Seine schleppende, sarkastische Stimme ließ sie vor Schrecken erschauern. War er wirklich böse mit ihr? War der General wirklich sehr wütend gewesen?

Sie hatte Steves Waffenrock genommen, faltete ihn automatisch und glättete ihn mit ihren Händen. Nur so brachte sie es fertig, ihm unbeirrt in die harten blauen Augen zu sehen.

»Na? Und, wenn sie es tun?«

»Der General will nicht, daß die Welt denkt, Mexiko sei ein Land von Barbaren. Und in andern Ländern folgen die Frauen gewöhnlich nicht der Armee!«

»Du wirst mich doch nicht wegschicken! Er kann nicht ...«

Steves Stimme verlor ihren sarkastischen Unterton, als er mit seinem langen, braunen Finger ihr Kinn etwas anhob. »Ich schicke dich nirgends hin, meine Liebe. Aber ich fürchte, daß du, wenn wir Puebla eingenommen haben, eine neue Aufgabe bekommen wirst.«

»Ich will nicht ...«

»Wenn du den Mund hältst, kann ich es dir erklären. Der General braucht eine Sekretärin, sagt er. Jemand, der seine Papiere in Ordnung halten, anständig schreiben und übersetzen kann. Mit andern Worten, du wirst offiziell zu seinem Stab gehören – und deine hübsche Erscheinung wird von jetzt an General Díaz’ Hauptquartier verschönern. Du weißt, unsere Gefangenen sprechen oft kein Wort Spanisch – du kannst ja etwas Deutsch und Italienisch, oder? Und dein Französisch, Chérie, war schon immer ausgezeichnet. Vielleicht denkt Don Porfirio, eine hübsche Frau habe eine besänftigende Wirkung; die Zeitungsleute werden jedenfalls sehr beeindruckt sein.«

»Und wir – wann werden wir Zeit füreinander haben?«

Diesmal lachte er und beugte sich über sie, um sie leicht zu küssen. »Ich habe Befehl, dafür zu sorgen, daß Sie, Madame, wo auch immer, ein anständiges Quartier haben. Und glücklicherweise, da ich bekanntlich Ihr Ehemann bin, werde ich die Ehre haben, dieses Quartier mit Ihnen zu teilen – nachts wenigstens! Du hast also keine Ausrede, deine Pflichten mir gegenüber zu vernachlässigen.«

»Du bist doch nicht böse?«

»Was würdest du tun, wenn ich es wäre?«

Ihre Augen blitzten. »Dann würde ich dir die Zähne zeigen! Um so mehr, als es ja eigentlich meine Schuld ist.«

Er wand ihr Haar um sein Handgelenk wie ein Seil und zog sie an sich. »Du bist eine kleine feuerspeiende Katze. Weiß der Teufel, weshalb ich mich mit dir herumschlage. Ich bitte dich übrigens, sowohl dein Temperament, als auch deine Ausdrucksweise in Gegenwart des Generals zu mäßigen. Trotz seines harten, stolzen Auftretens hängt er an, Traditionen. Er erwartet eine Dame.«

»Ich kann mich wie eine Dame benehmen, wenn ich muß!« Ginny verzog das Gesicht, schmiegte sich dichter an ihn und legte die Arme um seinen Hals.

»Aber nicht heute abend – und nicht mit dir«, wisperte sie schnell, bevor er seine Lippen auf die ihren preßte.

Ein seltsames Band bestand zwischen ihnen, Leidenschaft, aber auch etwas, das viel tiefer ging als Leidenschaft – etwas, das in jenen anderthalb Jahren entstanden war, als sie sich gegenseitig bekämpft und mißtraut hatten, und bei alledem noch unfähig gewesen waren, dem andern zu widerstehen.

Steve Morgan war Ginnys erster Liebhaber gewesen; er hatte dabei eine Zärtlichkeit und Rücksicht an den Tag gelegt, die um so erstaunlicher waren, wenn man bedachte, wie selbstsüchtig er für gewöhnlich mit Frauen. umging. Sie war damals schon recht verliebt in ihn gewesen, aber sein schroffes Benehmen und seine Grausamkeit hatten ihre erste mädchenhafte Zuneigung bald in Haß verwandelt. Und dann hatte er sie entführt, und sie hatte gelernt, ihn zu fürchten – sein unnachgiebiges, arrogantes Wesen, seine Grausamkeit, wenn sie sich ihm widersetzte. Aber sogar dann war er nicht nur ihr Meister, sondern auch ihr Liebhaber gewesen, und ihr Körper war für seine Liebe empfänglich, auch wenn ihr Geist sich gegen die herzlose Art, mit der er mit ihr umsprang, auflehnte. Erst viel später – nach ihrem Schock, als sie erfahren hatte, daß Steve Morgan in Mexiko unter dem Namen Esteban Alvarado bekannt war und der reichen und angesehenen Familie der Alvarado angehörte, und nachdem sie wußte, daß sein Großvater ihre Hochzeit vorangetrieben hatte – war Ginny sich bewußt geworden, daß sie ihn liebte.

Jetzt lag sie schläfrig und zufrieden in den Armen ihres Mannes auf der Notbettstelle im Wagen und legte ihr Gesicht an seine Schulter. Sie liebte ihn. Da waren noch andere Männer gewesen, während der langen, schrecklichen Monate, in denen sie ihn totgeglaubt hatte – von einem französischen Schießkommando hingerichtet. Sie hatte keinen von ihnen geliebt, auch wenn ihr Körper hie und da dem rein körperlichen Verlangen nachgegeben hatte. Aber dann hatte sie Steve wiedergefunden, und Steve hatte, ohne es zu wollen und trotz seiner unvernünftigen Eifersucht, als er von ihren andern Liebhabern erfuhr, endlich zugegeben, daß auch er sie liebte.

Nichts wird uns je wieder trennen – gar nichts, dachte Ginny plötzlich bei sich. Sie wußte nicht, wie sie gerade jetzt darauf kam und woher dieses unbestimmte Angstgefühl rührte, das sie beim Einschlafen befiel. Unter der Decke schmiegte Ginny sich näher an Steve, während er seine Arme unwillkürlich fester um sie legte. Endlich waren sie wieder beisammen, und obwohl es morgen vor Puebla wieder zu Kämpfen kommen würde, wußte sie doch, daß Steve ihr zuliebe sein draufgängerisches Temperament in der Schlacht zügeln würde.

Puebla mit seinen vielen Türmen und Kathedralen lag da und wartete darauf, eingenommen zu werden. Während mehr als einem Monat hatte Porfirio Díaz seine Armee in Schach gehalten; er umlagerte den kaiserlichen Außenposten und wartete einfach. Die paar blutigen Scharmützel, die es gegeben hatte, konnte man nicht Schlachten nennen, aber jetzt war Díaz’ Geduld endlich am Ende. General Marquez hatte an der Spitze einer von ihm ausgesuchten Kavalleriekompanie den »stählernen Ring« durchbrochen, den Escobedo um die belagerte Stadt von Queretaro gelegt hatte. In Mexiko-City hatte Marquez versucht, für die verlorene Sache von Kaiser Maximilian noch mehr Männer und Geld zusammenzutrommeln. Nach seinen Mißerfolgen in Mexiko hieß es jetzt, Marquez marschiere mit seinen Männern nach Puebla. Ginny, die zusammen mit General Díaz’ Stabsoffizieren in einem kleinen ziegelbedeckten Gebäude, das er zu seinem Hauptquartier erklärt hatte, wartete, kam dieser kühle, klare Tag irgendwie unwirklich vor. Trotz der angespannten Lage fanden die Männer Zeit mit ihr zu scherzen und sie zu necken; wenn der General außer Hörweite war, nannten sie sie »la teniente«, die Marketenderin. Mit ihrem der Gelegenheit angepaßten, einfachen weißen Musselinkleid und mit ihrem streng nach hinten gekämmten Haar, das sie im Nacken zu einem Knoten gebunden hatte, schritt Ginny im kleinen Vorraum zwischen Fenster und Tür auf und ab, oder sie versuchte, Dokumente in schwarze Lackschachteln zu packen. Der General war darauf gefaßt, sehr rasch weiterziehen zu müssen – das war klar. Aber würde die Eroberung Pueblas wirklich so einfach sein, wie er glaubte? Während des ganzen Morgens trafen Boten auf schäumenden Pferden mit persönlichen Rapporten für den General über den Verlauf der Schlacht ein. Um Mittag betrat Oberst Felix, nicht ohne Ginny mit einem aufmunternden Lächeln zu bedenken, das Hauptquartier. »Bei Einbruch der Nacht sind wir dort«, flüsterte er ihr zu, bevor er im Büro des Generals verschwand, und seine zuversichtlichen Worte und sein freundliches Lächeln ließen sie vor Erleichterung aufatmen.

Wenig später rief sie der General selbst in sein Büro. Mit einem angedeuteten Lächeln diktierte er ihr einen Brief an El Presidente Juarez, mit welchem er ihm mitteilte, daß die Verhandlungen über die Bedingungen der Übergabe von Puebla zur Stunde im Gange seien, und daß sie noch am selben Tag – dem 4. April 1867 die Stadt im Namen des Präsidenten einnehmen würden.

Nachdem der Brief sorgfältig versiegelt und in einer Kuriermappe einem jungen Offizier anvertraut worden war, lehnte sich General Díaz in seinem Stuhl zurück. Er zündete sich eine Zigarre an und betrachtete mit der unverhohlenen Neugierde eines Südländers die junge Frau, die ihm gegenüber saß.

Der jetzt etwa dreißigjährige General Porfirio Díaz war ein starker, aber trotz seiner rauhen Gesichtszüge gutaussehender Mann, mit der geraden Nase und der hellen Hautfarbe der Kreolen, obwohl er auch indianisches Blut in den Adern hatte. »Sie sind also Esteban Alvarados Frau; ich muß gestehen, Señora, daß ich mir sie anders vorgestellt hatte. Und vor allem seit Felix, dieser Schuft, mir sagte, Sie seien die Braut, die Don Francisco Alvarado persönlich für Esteban gewählt hätte.« Er lachte aus vollem Hals, während Ginny heftig errötete. »Aber ich hätte annehmen müssen, daß Sie eine Schönheit sind, als Hauptmann Alvarado so darauf bestand, eigens nach Vera Cruz und zurück zu eilen – ein Streit zwischen Verliebten, ja? Und jetzt könnt ihr zwei es nicht ertragen, wieder getrennt zu werden, nehme ich an. Nun, nachdem ich Sie gesehen habe, kann ich das wohl verstehen.«

Seine braunen Augen verrieten unverhohlene Bewunderung und Ginny wußte nicht recht, wie sie darauf reagieren sollte.

»Sie sind sehr freundlich, General«, sagte sie ernst, und seine Zähne blitzten weiß unter seinem herabhängenden Schnurrbart, auf den er so stolz war.

»Sie werden mich mit den Umgangsformen und Artigkeiten der feinen Gesellschaft bekannt machen müssen, Señora. Ich war fast mein ganzes Leben lang Soldat, aber habe im Sinn, mehr aus mir zu machen – später vielleicht, ja? Esteban hat mir gesagt, Sie seien in Frankreich aufgewachsen und in Europa herumgereist – ein andermal, wenn wir mehr Zeit haben, müssen Sie mir etwas über Europa erzählen; mit der Erlaubnis Ihres Mannes natürlich«, fügte er mit einem schelmischen Augenzwinkern hinzu.

Ginny lächelte ihm jetzt offen zu. Díaz, der Tiger des Südens, Díaz, der Krieger, konnte also auch Díaz, der Galante sein, wenn er wollte! Sie fand, daß er recht charmant sein konnte, wenn er sich die Mühe nahm, und da der Ausgang der Schlacht, die immer noch vor den Toren von Puebla ausgetragen wurde, ihn anscheinend wenig interessierte, ließ auch ihre Spannung nach, und sie verbrachten mindestens eine Stunde mit freundschaftlichen Plaudereien; der General fragte sie neugierig über europäische Frauen und Sitten aus.

Viel später in jener Nacht, in einem kleinen Raum über einer der besten Posadas von Puebla, bei einem kalten Nachtessen sitzend, schilderte Ginny Steve den angenehmen Nachmittag, den sie mit dem General verbracht hatte. Durch die halboffenen Fenster drang der Lärm von einem Gelage und Geschrei zu ihnen. Diaz’ Soldaten feierten ihren Sieg wie alle siegreichen Armeen der Welt.

»Bist du sicher, daß du nicht lieber bei ihnen wärest?« fragte Ginny schelmisch und nippte an einem Glas ausgezeichnetem, französischem Champagner, den Steve bei der Plünderung erstanden hatte. Sie stand vor dem Kamin.

»Ich glaube, der General hat bezüglich seiner Offiziere andere Ansichten«, sagte er langsam und zwinkerte ihr zu. »Außerdem zwinge ich mich Frauen nicht mit Gewalt auf.« Sie schaute ihm zu, wie er sein Glas leerte und es auf den Tisch stellte. Sie stand da in ihrem Hemd und bemerkte, daß er ihren Körper, der sich im Scheine des Feuers deutlich abzeichnete, mit immer dunkler werdenden Augen musterte.

Hier in diesem kleinen Raum schienen sie weit weg von allem zu sein.

Ginny verspürte plötzlich den Drang, ihre Pose aufzugeben und barfüßig zu ihrem Mann zu laufen und sich ihm an die Brust zu werfen, ihm die Arme um den Hals zu legen und sich fest an ihn zu pressen. »Steve ...«, aber sie konnte ihre unbestimmte Furcht nicht in Worte fassen; wie sollte sie auch, wenn sie nicht einmal wußte, wovor sie sich fürchtete und warum? Sie verspürte eine seltsame Vorahnung, als hätte ein Flügelschlag ihre Wange gestreift. Sie fühlte nur ein tiefverwurzeltes, instinktives Verlangen in seiner Nähe zu sein und sich dem festen Druck seiner Umarmung hinzugeben – für immer.

»Liebste, was ist los? Du machst dir doch keine Sorgen, oder?«

Jetzt würde er ihr gleich sagen, sie solle vielleicht doch nicht der Armee nach Mexiko folgen und das würde sie niemals aushalten!

»Es ist nichts, gar nichts«, flüsterte sie und ihre Lippen berührten sich.

Er trug sie zum Bett, und als sie einschliefen war das Feuer nur noch ein schwach glühendes Aschehäufchen.

Als der Morgen kam, machten Ginnys unbestimmte nächtliche Befürchtungen der Wirklichkeit des bevorstehenden Tages Platz. Steve hatte früh fortgehen müssen, um nach einem eiligen Frühstück die Soldaten seiner Kompanie, die noch feierten, zusammenzutrommeln; aber Ginny hatte ausgiebig Zeit, sich herzurichten, bevor sie zum General und dem restlichen Stab hinunterging.

Auf nach Mexiko sollte es an diesem Tag gehen, so erfuhr sie. Es hieß, General Marquez verstecke sich bei San Lorenzo, und habe noch nicht entschieden, was er jetzt, da Puebla gefallen war, tun solle. Steve würde wieder kämpfen, aber an diesem Morgen vermochte sogar dieser Gedanke sie nicht mehr zu erschrecken. Wie lächerlich hatte sie sich benommen! Es war nur das Warten vor Puebla, welches sie nervös gemacht hatte – die Furcht, nur einige flüchtige Augenblicke zusammen verbringen zu können, während sie sich doch Zeit und Muße wünschten.

Aber jetzt würden sie endlich vorwärtskommen; Mexiko-City würde zweifellos einmal fallen, genau wie Puebla und dann ...

Sie hatten noch nicht oft über die Zukunft gesprochen, Steve und sie, aber eine Zukunft würde es geben. Was er auch tun wollte, was er auch beschloß. Ginny erinnerte sich, daß er hie und da eine Ranch bei Monterey erwähnt hatte und hoffte, er würde sie dorthin führen. Ich bin eine verheiratete Frau, dachte sie plötzlich, aber ich fühle mich eher wie eine Geliebte. Und so sollte es auch sein zwischen ihnen. Die Ehe war ihr immer als etwas Fades und Langweiliges erschienen, eine Art Gefängnis und Fronarbeit für die Frauen. In der Ehe war man sich der Gefühle des Partners zu sicher. Nach ein paar Jahren fragte man sich, ob man je verliebt gewesen sei oder warum man sich ewige Liebe geschworen hatte. Für sie beide würde es anders sein – Ginny würde sich niemals mit Steve langweilen, denn er war seinerseits so unberechenbar! Sie würde dafür besorgt sein müssen, daß er sich nie mit ihr langweilte!

Ginny war ganz in diese Gedanken versunken, während sie flink die kostbaren Papiere des Generals ordnete. Teniente, der frühere Angestellte, hatte mit offensichtlicher Erleichterung alles Señora Alvarado übergeben. Im Laufe des Morgens konnte Ginny feststellen, daß in General Díaz’ Hauptquartier ein emsiges Treiben herrschte, besonders nach einer Schlacht. Als schlauer Anführer gestand er seinen Männern einige Stunden zu, um den Sieg zu feiern – und dann noch einige, um sich davon zu erholen. In der Zwischenzeit konnten die Gefangenen, die einer Festnahme wert waren, in ihren Zellen auf und ab gehen, den Lärm der Siegesfeiern wahrnehmen und sich fragen, was aus ihnen werden würde. Bis sie dann schließlich vor den General oder einen seiner Offiziere geführt wurden, waren sie gewöhnlich ganz zahm und ängstlich.

Um zehn Uhr war der kleine Raum vor des Generals Büro überfüllt. Boten kamen und gingen. Ein Guerilla-Anführer, der persönlich gekommen war, um den General über den Aufenthalt der kaiserlichen Truppen zu informieren, lehnte sich schmeichlerisch über das Pult, hinter welchem sich Ginny verschanzte, bis sie ihm unmißverständlich zu verstehen gab, er solle das nächste Mal ein Bad nehmen, bevor er einer Frau so nahe käme. Da sie ihn in seinem eigenen Dialekt ansprach, entfernte er sich kopfschüttelnd und grinste dabei gutmütig.

Das schwerste für Ginny an diesem Tag waren die Übersetzungen, die man von ihr verlangte. Unter den Verteidigern von Puebla waren einige Franzosen gewesen, Männer, die mexikanische Frauen geheiratet hatten und in Mexiko geblieben waren, um für den Kaiser zu kämpfen. Wenn sie ihr fließendes Französisch hörten, hielten sie sie natürlich für eine Verräterin, und sie mußte sich zwingen, bei den Verhören, die von Oberst Felix Díaz selbst geführt wurden, unbeteiligt zu erscheinen.

»Du wirst dich daran gewöhnen«, redete sie sich ein und so war es auch. Sie fühlte Mitleid mit einigen dieser Franzosen und mit den eleganten jungen österreichischen Offizieren: wenigstens war Díaz gnädig gestimmt – man würde sie nicht hinrichten, sondern nur solange gefangen halten, bis über ihre Zukunft entschieden war.

Sie blieb in Puebla, mit dem Stab des Generals, während der Rest seiner Armee am späten Nachmittag nach San Lorenzo aufbrach, um Marquez aus seinem Versteck zu jagen. Und Steve ging mit ihnen.

Zweites Kapitel

Die Zeit schien Ginny noch nie so langsam zu verrinnen. Es war Mitte Mai und General Díaz hatte sein Hauptquartier in einer kleinen Stadt errichtet, die um den Altar der Jungfrau von Guadelupe entstanden war; die Türme der mächtigen Kathedrale nahmen sich vor dem Hintergrund der Hügel von Tepeyac winzig aus. Zwischen der kleinen Stadt Guadelupe und der schönen Stadt Mexiko lagerten Díaz’ rastlose Soldaten und warteten.

Don Porfirio ließ bei allem, was er anpackte, Vorsicht walten. Um seine Soldaten zu beschäftigen, ließ er sie kleinere Dörfer und Städte nach versprengten kaiserlichen Soldaten absuchen. Die führenden Bürger von Mexiko-City stritten sich mit General Marquez und den anderen Generälen der zusammengeschrumpften kaiserlichen Armeen herum, die inzwischen den Weg nach dem verhältnismäßig sicheren Mexiko-City zurück gefunden hatten.

»Mexiko-City ist unsere Hauptstadt. Warum sie zerstören? Früher oder später werden sie einsehen, daß es zwecklos ist und sich ergeben. In der Zwischenzeit, Señora warten wir – und Sie bringen mir Französisch und besseres Englisch bei, sí?«

Der General besaß sowohl den Fatalismus seiner indianischen Vorfahren, als auch die Galanterie der Spanier. Es war klar, daß ihn die Gegenwart einer schönen Frau in seinem sonst eher schmucklosen Hauptquartier erfreute; und er war stolz auf Ginnys Anpassungsfähigkeit und auf ihre Sprachkenntnisse. Ja, sie war wirklich Gold wert, und dazu war sie auch stark und mutig, ganz anders als die sogenannten Damen der Gesellschaft, die Don Porfirio vor ihr gekannt hatte. Mit ihr konnte er sogar über Politik und militärische Strategien diskutieren, und er bemerkte, daß sie auf beiden Gebieten überraschend viel Erfahrung hatte. Der Mann hatte Glück, der eine so bewundernswerte und dazu noch schöne Frau zur Gemahlin hatte! Don Porfirio hatte es auch nicht unterlassen, dies Steve wiederholt zu sagen.

»Ich glaube fast, der General wünschte, er hätte dich als Erster entdeckt, mein Liebling«, bemerkte Steve eines Abends lässig. »Noch nie war er so zuvorkommend gegenüber einer Frau. Er hat mich zum Major befördert und setzt mich jetzt als Kurier ein, was mich ziemlich oft von dir trennen wird. Das gibt mir zu denken ...!«

»Steve! Das meinst du doch nicht ernst?«

Sie stützte sich auf den Ellbogen und schaute ihm fragend ins Gesicht. Erleichtert stellte sie fest, daß er lächelte. »Es ist mir ernst mit der Beförderung und meiner Ernennung zum Kurier – aber verdammt –, ich muß zugeben, daß ich daran nicht unschuldig bin. Ich werde viel zu ungeduldig, wenn ich mit der restlichen Armee hier herumsitze und mich frage, wie die Zeit vertreiben, vor allem seit du, mein Liebling, den ganzen Tag so beschäftigt bist.«

»Aber das bedeutet ja, daß du tagelang fort sein wirst!« jammerte sie. »Das wird sterbenslangweilig sein.«

»Du kannst ja all den jungen Offizieren und auch Don Porfirio selbst den Kopf verdrehen, sowie den amerikanischen Legionären, die eben in Texcoco einquartiert worden sind.«

»Du sagtest, du würdest mich schlagen, wenn du entdecken würdest, daß ich einen anderen Mann anschaue!«

»Das werde ich auch, wenn ich dich erwische. Sei also lieber diskret.«

Sie biß sich auf die Lippen, denn sie wußte wirklich nicht, ob er sie neckte oder nicht. War das vielleicht eine indirekte Warnung, daß er, wenn er auf einer seiner Reisen einem hübschen Gesicht begegnete, ein Angebot annehmen würde? Ich kenne ihn wirklich noch nicht gut genug, um sicher zu sein, dachte Ginny, während sie ihm weiterhin fragend in die Augen schaute.

Wie schön sie ist, dachte Steve. Diese grünen Augen, geheimnisvoll schrägstehend wie bei einer Zigeunerin; ihr pfirsichfarbener Körper, der rosig im Feuerschein leuchtete; das prachtvolle, kupfergoldene Haar, das wie ein Vorhang auf beiden Seiten ihres Gesichtes niederfiel, wenn sie ihn so ernst von oben her betrachtete. Der Gedanke, daß sie sanft und unmerklich sein Herz erobert hatte, war nahezu erschreckend.

Wenn man sich vorstellte, daß von all den Frauen, die er gekannt hatte, ausgerechnet sie die Macht hatte, in ihm zum ersten Mal in seinem Leben eine primitive, wilde Eifersucht aufsteigen zu lassen; die Macht auch, ihn zu zwingen, sogar sich selbst zuzugeben, daß er ohne sie nicht leben konnte! Seit ihrer ersten Begegnung hatte sie sich sachte in sein Herz eingeschlichen, bis es ihm blitzartig bewußt geworden war, daß er sie wirklich liebte.

Während seine früheren Beziehungen zu Frauen von dem ihm eigenen Egoismus geprägt waren, hatte Steve Morgan versucht, diese Frau zu verstehen und sich in ihre Stimmungen einzufühlen. Etwas macht ihr Sorgen. Was? Sanft zog er ihren Körper an sich und begann, sie ohne ein Wort zu liebkosen; er fühlte das leise Erschauern ihres Körpers unter seinen Händen, als sie plötzlich den Kopf senkte und sich mit einem leisen Seufzer ergeben an seine Schulter schmiegte. Woran sie wohl dachte?

Sie dachte an das starke, unzertrennbare Band zwischen ihnen; nicht nur ein Band des Fleisches, sondern auch des Geistes. Wenn sie, so wie jetzt, nahe beieinander lagen, und sich ihre nackten Körper berührten, so war das Verlangen immer da; aber da war noch etwas darüber hinaus, etwas Tiefgründigeres – ein Bedürfnis nach dem anderen und eine von beiden empfundene, tiefe Freude, wieder zusammen zu sein. Wenn sie ihn nur besser verstünde! Sie hatte seine schlimmsten Launen über sich ergehen lassen – seine sarkastischen Bemerkungen über ihr früheres Leben und ihre Liebhaber und sogar seine Grausamkeit –, denn sie war sich bewußt geworden, daß sie ihn liebte. Jetzt war er fast immer gleich nett und sanft mit ihr, obwohl seine Stimme manchmal einen scharfen Unterton haben konnte, wenn er schlecht gelaunt war. Aber sie liebte ihn. Was auch zwischen ihnen geschehen war, wie sehr er sie einst auch verletzt hatte, sie liebte ihn, und ihre einzige Furcht war, ihn zu verlieren, zu erleben, wie er sich wieder in jenen groben, Angst einflößenden Fremden zurückverwandelte, der sie durch ein Heraufziehen der Brauen oder einen scharfen Blick zusammenzucken lassen konnte.

Seit er zugegeben hatte, daß er sie liebte, war eine der Schranken zwischen ihnen gefallen. Jetzt brauchten sie nur Zeit. Zeit, sich aneinander zu gewöhnen, einander besser zu verstehen; Zeit um alle Barrieren abzubauen.

Mit der Zärtlichkeit, die er ihr jetzt entgegenbrachte, strich Steve ihr das Haar aus der Stirn, drehte seinen Kopf und hauchte ihr leichte Küsse auf den Hals und auf die Wange.

Mit einem Schlag war ihr bewußt, daß er ihr Unbehagen gefühlt hatte, ohne jedoch Fragen zu stellen. Er begann, ihr persönliches Innenleben zu achten.

»Ich liebe dich, Steve, nur dich.«

»Ich weiß, Liebling. Und ich liebe dich.«

Es brauchte keine weiteren Worte. In solchen Augenblicken, auch wenn die Worte, die sie gebrauchten, jene banalen Worte aller Liebenden auf der ganzen Welt waren, konnte sie kaum glauben, daß es ihr wirklich gelungen war, diesen Mann soweit zu bringen, sie zu lieben. Er hatte sich scheinbar immer so einfach von ihr lösen, sie mit einem spöttischen Lächeln betrachten können, als interessiere sie ihn nur wenig und als spiele er nur mit ihr. Wie oft hatte er ihr früher gesagt, wie sehr er seine Freiheit und seine Unabhängigkeit schätze. Hatte er ihr doch einmal gesagt: »Frauen machen gerne aus der Ehe eine Falle für die Männer, mit ihren allesumklammernden Armen und ihren Tränen ...« Aber sie würde nicht so sein; sie war überhaupt nicht diese Art Frau. Hatte er das wohl gemerkt?

Die Umarmung ihres Mannes und die sanften Liebesworte, die er ihr ins Ohr flüsterte, ließen Ginny ihre ungewisse Furcht vergessen, und sie gab sich uneingeschränkt der Leidenschaft hin, die die leiseste Berührung Steves in ihr weckte. Wie oft und wie weit er auch immer weggehen mußte, Steve würde immer zu ihr zurückkehren, und Ginny würde immer auf ihn warten. Das Schicksal hatte sie vereint, und die Liebe würde sie zusammenhalten.

Am Morgen ging Steve sehr früh weg, und als der staubbedeckte Bote aus Queretaro eintraf, saß Ginny bereits im Vorzimmer zu General Díaz’ Büro an dem kleinen Holztisch, der ihr als Schreibpult diente. Queretaro war gefallen, und der Kaiser hatte General Escobedo sein Schwert überreicht. Es war Verrat, so flüsterte man, und der Verräter war kein geringerer als Oberst Miguel Lopez, einer der engsten Vertrauten des ehemaligen Kaisers – Miguel, der sich immer damit gebrüstet hatte, ein Opportunist zu sein; der Mann, der auf beiden Seiten ein Eisen im Feuer hatte. Miguel, der auf eine Art ihr Freund gewesen war, und der nicht unbeteiligt daran gewesen war, daß Steve und sie sich wieder gefunden hatten. Ob er seit je her ein Doppelagent gewesen war, der im geheimen für die Revolution tätig war? Die Nachricht machte Ginny, ohne daß sie es wollte, nachdenklich und niedergeschlagen, obwohl sie doch wußte, daß damit der Krieg schneller zu Ende war.

Eine Stimme mit unverkennbar amerikanischem Akzent riß sie unvermittelt wieder in die Gegenwart zurück. »Verzeihung, Ma’am, aber ein Soldat sagte mir, sie sprächen Französisch.«

Der Mann, der vor ihr stand war groß gewachsen und trug einen Bart. Seine blaue Uniform, die ihr vertraut war, und die Mütze, die er in der Hand trug, wiesen ihn als Hauptmann aus.

Ginny hatte gedankenverloren auf die sich auf ihrem Schreibtisch bereits anhäufenden Papiere gestarrt, aber als sie den Blick hob, weiteten sich ihre grünen Augen und sie fühlte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich.

Bevor sie etwas sagen konnte, rief der blondbärtige Hauptmann überrascht aus: »Ginny! Ginny Brandon!«

Der Raum begann sich um sie zu drehen, und nur mit einer großen Willensanstrengung gelang es ihr, gelassen zu erscheinen.

»Sie sind doch Carl Hoskins, oder? Das nenne ich eine Überraschung, Sie hier zu sehen! Als ich Sie zum letzten Mal sah ...«

Er hatte beide Hände auf ihren Schreibtisch aufgestützt und lehnte zu ihr herüber. Seine Augen musterten ihr Gesicht und ihre Gestalt aufs genaueste, als könne er nicht glauben, daß sie es wirklich war. »Ich verließ die Stelle bei ihrem Vater, als wir nach Kalifornien kamen. Ich hatte ein Aufgebot als US-Marshal, als wir hörten ... ich meine ...« Er stolperte über die Worte und machte ein verlegenes Gesicht, während sie gelassen feststellte, daß sein Bart seinem attraktiven, nordischen Aussehen nicht abträglich war. Waren erst zwei Jahre vergangen, seit sie sich zu Carl Hoskins hingezogen gefühlt hatte? Sein plötzliches Auftauchen hier war unerklärlich ... ein wirklicher Zufall!

Ihre Wangen hatten inzwischen wieder Farbe angenommen, und das stand ihr gut; ihr Erstaunen war allerdings noch zu groß. »Sie hier? Und in Uniform?«

Entgegen allen guten Manieren starrte sie Carl weiterhin unverhohlen an, ohne die Blicke der anwesenden mexikanischen Offiziere zu beachten, die sich alle als »La Tenientes« inoffizielle Beschützer fühlten.

»Ginny Brandon – ich kann es nicht glauben ...«

»Sie sollten mich lieber nicht derart anstarren, Herr Hauptmann«, sagte sie mit einer Schroffheit, die ihn an ihre ungeduldige Art von früher erinnerte. »Sie haben mir noch immer nicht erklärt, was Sie hier wollen, und weshalb die Uniform! Sind Sie vielleicht geschäftlich hier?«

Er richtete sich auf und versuchte offensichtlich, sich zusammenzunehmen, aber seine Augen schienen sich nicht von ihrem Gesicht lösen zu können.

»Ich – ich gehöre zu der amerikanischen Ehrenlegion, die unter Oberst Green dem Präsidenten Juarez helfen soll. Wir sind eben nach Excoco beordert worden. Aber Sie hier zu finden, ausgerechnet hier – als Ihr Vater hörte, Sie seien aus Mexiko-City verschwunden, meinte er, Sie seien vielleicht gefangen genommen worden oder Sie seien nach Frankreich zurückgekehrt ... Mein Gott, Ginny«, so brach es plötzlich aus ihm heraus, »kannst du dir denn nicht vorstellen, wie besorgt wir deinetwegen alle waren? Als Mrs. Brandon halb verrückt vor Kummer und Sorgen zurückkam und deinem Vater mitteilte, du seiest entführt worden, ließ er mich als Marshal vereidigen. Ich gesellte mich zu ein paar Texas Rangers, die sich freiwillig gemeldet hatten, um dich ausfindig zu machen. Wir waren ein paarmal nahe daran, aber ...«

Gegen ihren Willen errötete Ginny jetzt wieder, denn sie erinnerte sich nur zu gut an jene lange, unglückliche Reise durch die Wüste und über Berge – eine Reise, auf der sie Steves Gefangene gewesen war und gemeint hatte, sie hasse ihn, und während welcher sie nur an Flucht und Rettung gedacht hatte. Es war klar, daß Carl einer der wenigen war, denen ihr Vater sich anvertraut hatte, und sie fragte sich plötzlich, ob seine Anwesenheit hier tatsächlich so zufällig war, wie sie zuerst angenommen hatte. Er war ein Mann des Gesetzes gewesen! Aber sicherlich konnte er jetzt und hier als Angehöriger der Armee keine Rechtsprechung üben ... Sie war auf einmal froh, daß Steve weg war, und daß er hier, in Mexiko, unter dem Namen Esteban Alvarado bekannt war.

Ihre grünen Augen wurden etwas schmäler, als sie sich zurücklehnte und Carl betrachtete.

»Weshalb über die Vergangenheit sprechen, jetzt, wo alles schon so lange her ist? Wie du siehst, bin ich jetzt in Sicherheit, und was ich hier tue, gefällt mir. Hier bin ich endlich zu etwas nütze.«

Carl runzelte die Stirne. Ginny Brandon!

Ginny mit den neckischen grünen Augen und dem verführerischen Mund, die gleichzeitig Dame und Kokotte gewesen war.

Er war halb verrückt gewesen vor Eifersucht und Enttäuschung, als sie den Wagenzug in El Paso mit diesem Franzosen verlassen hatte. Und als er dann erfahren hatte, daß sie mit Gewalt von dem Manne entführt worden war, den er immer gehaßt und dem er stets mißtraut hatte, waren seine Wut und seine Eifersucht ins Grenzenlose gewachsen. Er war fest entschlossen, Steve Morgan zu finden und ihn zu töten. Er wollte ihn wie einen Verbrecher – denn das war er ja – jagen und die reizende Tochter des Senators retten. Was war mit ihr während der letzten zwei Jahre geschehen? Was hatte sie durchstehen müssen? Und während er ihr ins Gesicht starrte – sie war so schön und so gelassen wie eh und je! –, plagte ihn im geheimen die Frage, wie vielen Männern sie sich wohl hingegeben hatte. »Ich kann es kaum glauben, daß du es wirklich bist«, murmelte er jetzt. »Du mußt der weibliche Leutnant sein, von dem mir einer meiner Soldaten gesprochen hat. Er sagte, die neueste Errungenschaft in General Díaz’ Stab sei eine goldblonde Frau, die europäisch aussehe und Spanierin sei, eine Kreolin – wie konnte er dich nur für eine Mexikanerin halten?«

Voller Wut über die unverhüllte Verachtung, die seinen letzten Worten zu entnehmen war, preßte Ginny ihre Lippen zusammen. Carl hatte es schon immer verstanden, sie zu ärgern – er hatte sich kein bißchen verändert, außer dem Bart! Und jetzt erinnerte sie sich, daß sie seine Küsse kaum hatte ertragen können.

»Du kamst also nur aus Neugierde hierher? In diesem Falle, Hauptmann Hoskins, will ich Ihre Neugierde befriedigen, damit Sie Ihren Männern meine Stellung hier erklären können. Ich gehöre zum Stab des Generals, aber ich habe keinen militärischen Grad. Und du sollst auch das erfahren ...«, einen Augenblick lang verschleierten sich ihre grünen Augen, dann schaute sie ihn wieder direkt an, »ich bin mit Major Esteban Alvarado verheiratet, einem der Offiziere des Generals.

Carl warf ihr einen Blick zu, der ungläubiges Erstaunen und Wut zugleich ausdrückte.

»Das kann nicht dein Ernst sein! Als ich vor wenigen Monaten noch mit deinem Vater sprach, erwähnte er nicht ...«

»Er erwähnte meine Hochzeit nicht, weil er noch nichts davon wußte! Es ist Krieg hier. Ich kam erst vor kurzem dazu, einen privaten Brief zu schreiben. Gingst du zur Ehrenlegion, um mich zu finden, oder waren es patriotische Überlegungen?«

Er hatte den Anstand, zu erröten.

»Ich war schon in die Armee eingetreten, als sich mir diese Gelegenheit bot«, sagte er steif. »Aber ich muß zugeben, daß dein Vater seiner Sorge um dich Ausdruck gab, als ich mit ihm sprach, bevor ich Kalifornien verließ. Kann man ihm das übelnehmen? Er hatte seit Monaten nichts mehr von dir gehört! Und jetzt teilst du mir mit, daß du verheiratet bist, und daß dein Vater nichts davon weiß. Um Gottes willen, Ginny, was ist in dich gefahren?«

Mit einem harten Ausdruck in ihren Augen blickte sie ihn an, und ihre Stimme klang wütend, als sie sagte: »Ich glaube kaum, daß dich das etwas angeht, oder? Ich bin verheiratet und Mexiko ist meine Wahlheimat.« Carls Gesicht nahm einen seltsam unnahbaren und eigensinnigen Ausdruck an, als würde er ihr nicht glauben, was ihre Wut verstärkte, obwohl sie sich alle Mühe gab, mit ruhiger, gleichmäßiger Stimme zu sprechen. »Wirklich Carl, du scheinst zu vergessen, daß ich nicht mehr das unerfahrene Mädchen bin, das du vor zwei Jahren gekannt hattest! Ich bin hier, weil ich es so will, und ich bin glücklich dabei!«

Bei diesen letzten Worten wurde ihr Stimme unmerklich sanfter und das Grün ihrer Augen schien dunkler zu werden. Carl Hoskins fühlte, wie sich seine Gesichtsmuskeln anspannten, als er auf sie herunterblickte. Gott, wie schön sie war, trotz ihrer strengen Frisur und der einfachen Kleidung! Und der Ausdruck auf ihrem Gesicht, als sie sagte, sie sei glücklich – wie war das nur möglich? Was hatte sie dazu gebracht, einen Mexikaner zu heiraten? Es fiel Carl Hoskins schwer, sich zusammenzunehmen und sich zu einem Lächeln zu zwingen.

»Na – ich glaube, eine Entschuldigung meinerseits und meine Glückwünsche wären jetzt am Platze. Es tut mir leid, Ginny, aber dich hier anzutreffen, war irgendwie ein Schock für mich.«

Sie entschloß sich zu einem schwachen Lächeln.

»Dich hier auftauchen zu sehen, war ebenfalls ziemlich überraschend! Was willst du nun wirklich hier, Carl? Du bist sicher nicht den ganzen Weg hierher geritten, nur um die Frau zu sehen, über die deine Männer klatschen?«

Er errötete unter seiner leichten Sonnenbräune.

»Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich bin geschäftlich hier. Oberst Green schickt mich mit einer Botschaft an General Díaz. Weißt du, von uns spricht keiner gut Französisch, und wir erwarten in Bälde einen vornehmen Besucher hier – einen russischen Prinzen.«

»Einen russischen Prinzen?« Diesmal hoben sich ihre Brauen überrascht. »Weshalb sollte ein russischer Prinz hier in diese Gegend kommen und noch dazu in einer so bewegten Zeit?«

»Prinz Sahrkanov war in den vergangenen Monaten in Washington, um über den Verkauf von Alaska an die Vereinigten Staaten zu verhandeln. Die Sache wurde die ganze Zeit geheim gehalten, aber jetzt hat Staatssekretär Seward die Presse orientiert. Ich enthülle also nichts, was ich nicht sollte.«

»Alaska, ich dachte, dort gäbe es nichts als Schnee und Eis.«

»Das meinen viele, aber Mr. Seward ist der Meinung, daß ein Gebiet, das so nahe bei den Vereinigten Staaten liegt, besser in unseren Händen ist, als in den Händen einer fremden Macht.«

»Und warum kommt der Prinz hierher?«

»Oh ...«, Carl Hoskins zuckte gleichgültig die Achseln, obwohl es ihn insgeheim freute, endlich Ginnys ungeteilte Aufmerksamkeit erregt zu haben. »Ich glaube, er liebt Kriege. Er ist als Beobachter hier, natürlich mit dem Einverständnis von Präsident Juarez. Ich glaube, Oberst Green hat Angst, der Prinz könnte sich entschließen, an ein paar Kämpfen als Freiwilliger teilzunehmen – sein Ruf als Scharfschütze soll weithin bekannt sein.«

»Er wird sicher bald feststellen, daß der richtige Krieg etwas ganz anderes ist als ein Duell«, erwiderte Ginny etwas verärgert. Dann erinnerte sie sich an ihre Pflicht und sagte nachdenklich: »Ich teile dem General lieber mit, daß du hier bist. Er ist zwar sehr beschäftigt heute morgen – du hast sicher gehört, daß Queretaro endlich gefallen ist? – Aber in Anbetracht dessen, was du mir eben gesagt hast ...«

Carl Hoskins half Ginny galant aus ihrem Stuhl und beobachtete, wie sie mit einem der Offiziere sprach, die im Raume herumlungerten und ihn streng überwachten. Er fragte sich nicht ohne Bitterkeit, ob wohl einer von ihnen ihr Mann war. Was wohl in sie gefahren sein mochte? Sie, die eine französische Gräfin hätte sein können, hatte es vorgezogen, irgendeinen mexikanischen Bauern zu heiraten – es war einfach unfaßbar!

Ginny war jetzt im Büro des Generals verschwunden, und Carl blieb nichts anderes übrig, als auszuharren, bis sie wieder auftauchte. Der junge mexikanische Hauptmann, mit dem Ginny gesprochen hatte, kam herüber und bot ihm einen Stuhl an. Als er lächelte, konnte man das Weiß seiner Zähne blitzen sehen. »Sie sind also ein alter Freund von Señora Alvarado, ja? Ich nehme an, Sie waren überrascht, sie hier anzutreffen? General Díaz schwört auf sie und wüßte nicht, was er ohne sie tun würde. Es ist ein Glück, daß sie so viele Sprachen spricht.«

»Ich bin sicher, daß sich ihr Mann auch glücklich schätzt«, wagte Carl zu bemerken, und das Lächeln des Mexikaners wurde breiter.

»Ja, Esteban Alvarado ist der beneidenswerteste der Offiziere unter General Díaz! Besonders weil er eine Frau hat, die sich nicht scheut, ihm in den Krieg zu folgen. Leider ist er jetzt gerade nicht hier.«

Ihr Mann war also nicht da? Carls Neugierde war erst recht angestachelt. Ohne dies allzusehr zu zeigen, gelang es ihm, aus dem freundlichen, jungen Offizier herauszubekommen, daß Ginnys Mann als Kurier unterwegs war und daß er ein enger Freund von Oberst Felix Díaz, dem Bruder des Generals, war.

Als Hauptmann Hoskins eine halbe Stunde später das Büro des Generals, der ihm eine Unterredung gewährt hatte, verließ, machte er einen selbstzufriedenen Eindruck. Da Ginny General Díaz’ offizielle Dolmetscherin war, mußte dieser, schon aus Höflichkeitsgründen, dem alliierten Oberst Green ihre Dienste anbieten. Allein die Tatsache, daß El Presidente persönlich die Zustimmung zum Besuch des Prinzen gegeben hatte, bewies, wie wichtig der Mann war. Ginny war nicht entgangen, daß der General verärgert die Lippen aufeinanderpreßte. Aber er behielt für sich, was er über die Tatsache dachte, daß der Präsident der Anwesenheit eines Ausländers zustimmte, ohne den befehlshabenden General um Rat zu fragen.

Ginny hatte ihre eigenen Probleme, denn Carl Hoskins schien entschlossen, ihr Gesellschaft zu leisten, und die Höflichkeit verlangte, daß sie sich wenigstens mit ihm unterhielt.

Sie war einerseits froh, daß Steve weg war, anderseits aber gleichzeitig verärgert und zornig. Ausgerechnet Carl Hoskins! Warum mußte gerade er hier aufkreuzen? Dieses Gefühl des Unbehagens, von dem sie sich befreit geglaubt hatte, plagte sie von neuem, jetzt, wo sie nicht einmal mehr Steves Anwesenheit oder seine Umarmungen darüber hinweg trösten konnten. Es war unangenehm, besonders weil sie einige Zeit in Carls Gesellschaft würde verbringen müssen, Carl, auf den Steve immer eifersüchtig gewesen war, und von dem er behauptete, er sei einmal ihr Liebhaber gewesen. Ob Steve bei seiner Rückkehr immer noch so dachte? Sie konnte nicht umhin – und der Gedanke erschreckte sie ein wenig – festzustellen, wie jung und wie zerbrechlich ihre Ehe noch war. Sicher, sie liebten einander, aber waren noch nicht lange genug zusammen gewesen, um einander voll und ganz zu vertrauen. Zu lieben konnte auch heißen, zu verletzen ...

Drittes Kapitel

Liebe! Noch bevor die Woche um war, konnte Ginny dieses Wort nicht mehr hören. Seit sie mit Carl an einem Nachtessen mit Oberst Green und seinen Generälen teilgenommen hatte, überschüttete man sie mit Liebeserklärungen. Das halbe Regiment war in sie verliebt, so konnte man wenigstens vermuten, in Anbetracht der vielen Blumen und Briefchen, die ständig in der Posada eintrafen, wo sie wohnte.

Als sie sich bei Oberst Díaz darüber beklagte, lachte dieser bloß und zeigte keinerlei Anteilnahme.

»Ach, ich glaube, Sie sind durchaus fähig, auf sich selbst aufzupassen, sollte sich einmal einer Ihrer Verehrer vergessen, oder etwa nicht, Chica? Darüber sollten wir jedoch unsere Gastgeberpflichten gegenüber unseren tapferen amerikanischen Alliierten nicht vernachlässigen. Sie werden sie an die Mädchen erinnern, die sie zu Hause ließen, oder?«

»Was, glauben Sie, wird mein Mann sagen, wenn er zurückkommt und sieht, was hier vorgeht? Ich kann es Ihnen ja sagen, er hat diesen Hauptmann Hoskins immer verdächtigt, und wenn er jetzt zurückkommt und sieht, daß mir Carl dauernd zu Füßen liegt ...«

»Dann wird Esteban einmal mehr Gelegenheit haben festzustellen, welch attraktive Frau zu heiraten er das Glück hatte.« Oberst Díaz zwinkerte Ginny zu. »Um welchen der beiden machen Sie sich denn mehr Sorgen, meine Kleine?«

»Wie können Sie nur so etwas fragen!« Sie blickte ihn wütend und vorwurfsvoll an, aber er lachte nur und klopfte ihr auf die Schulter. »Ach, betrachten Sie die Sache doch mit Humor. Diese armen Americanos brauchen ganz einfach eine Frau, mit der sie flirten und die sie bewundern können. Und wenn der Russe kommt, werden wir stolz darauf sein, daß wir hier in Mexiko so schöne und gebildete Frauen wie Sie haben.«

»Ich fürchte mich langsam vor seiner Ankunft, das können Sie mir glauben«, erwiderte Ginny wegwerfend.

Ginny verbrachte wieder mehr Zeit mit den Soldaderas, denn einerseits war ihr Carl Hoskins viel zu zudringlich und frech, und andererseits war sie auch der unverhohlenen Verehrung der Americanos überdrüssig. In Gesellschaft dieser erdgebundenen, freundlichen Frauen fühlte sie sich heimischer als mit ihren amerikanischen Landsleuten, deren höfliche Manieren kaum zu verhüllen vermochten, daß sie sie begehrten. Durch ihre Ehe mit einem mexikanischen Offizier betrachteten sie die Soldaderas als eine der ihren.

Der kleine Raum, den sie mit Steve geteilt hatte, schien Ginny plötzlich unerträglich einsam, um so mehr, als einige Americanos regelmäßig die kleine Kneipe unten besuchten, nur um eine Gelegenheit zu haben, einen Blick von ihr zu erhaschen. Auch Carls Fragerei konnte sie kaum mehr ertragen, seine Ungläubigkeit, wenn sie ihm beteuerte, ihre Ehe sei glücklich und sie sei sie ohne jeden Zwang eingegangen.

»Aber um Himmels willen, Ginny, hast du je daran gedacht, was du nachher tun willst? Wie und wovon wirst du leben? Deinen Vater wird es jedenfalls wenig freuen, wenn er erfährt ...«

»Daß ich mit einem Mexikaner verheiratet bin? Das bin ich nun einmal und daran kann weder er, noch sonst irgendwer etwas ändern. Sei so gut, Carl, und reite nicht auf meinen persönlichen Angelegenheiten herum, sonst müßte ich unseren Gesprächen ein Ende setzen!«

Wenn er merkte, daß sie wirklich verärgert war, entschuldigte er sich bei ihr und versicherte ihr, daß ihm einzig und allein ihr Wohlbefinden am Herzen läge.

»Ich bin noch immer in dich verliebt, Ginny! Ich kann nichts dagegen tun. Du gingst mir von Anfang an nicht mehr aus dem Kopf, und eine Zeitlang, da bin ich sicher, begannst du ebenfalls, mich lieb zu gewinnen.«

Sie mußte sich selbst eingestehen, daß sie ihn tatsächlich ermutigt hatte, und nur ihre eigenen Schuldgefühle zwangen sie, ihn weiterhin zu sehen. Außerdem, auch das mußte sie zugeben, war es angenehm und beruhigend, manchmal in Begleitung zu sein. Und wenn sie mit Carl nett war, würde er vielleicht ihrem Vater ausrichten, daß sie hier glücklich sei, vielleicht würde er auch den. geächteten Steve Morgan vergessen, den er gehaßt hatte und noch immer bitter haßte. Sie mußte dafür sorgen, daß Carl nicht herausfand, daß Steve und ihr Mann ein und dieselbe Person waren, obwohl sie sich von Zeit zu Zeit gereizt fragte, ob Steve damit überhaupt einverstanden wäre.

Der einzige Mensch, den sie in ihre Probleme eingeweiht hatte, war der General selbst, und dieser hatte nichts als ein belustigtes Grinsen für sie übrig gehabt.

»Sie haben also Angst, daß Ihr heißblütiger Ehemann sich mit dem beharrlichen Hauptmann Hoskins schlagen und unsere guten Beziehungen zu Oberst Green gefährden könnte? Seien Sie unbesorgt, Señora, ich werde ihm das alles selbst erklären – und in der Zwischenzeit finde ich vielleicht noch andere Orte, wo ich ihn hinschicken kann.«

Sie errötete.

»O nein! Ich meine damit nicht, daß Sie ihn von hier fernhalten sollten! Er wäre erbost, wenn er erführe, daß ich ...«

»Wir wollen doch keine Unannehmlichkeiten, oder? Wenn erst dieser Russe wieder weg ist, finden wir vielleicht eine Möglichkeit, daß sich Esteban und Hauptmann Hoskins’ Wege nicht kreuzen, sí?«

Ob es dem General gelingt, Steve das verständlich zu machen? Und ob Steve glauben wird, daß sie Carl wirklich nicht ermutigt hatte? Ginny mied jetzt immer öfter ihr Zimmer und ging zu den Wagen und Lagerfeuern. Dort saß sie dann wieder in ihren ältesten, bequemsten Kleidern, das Haar unter einem Rebozo versteckt, mit den anderen Frauen und sprach über den Krieg, über die Männer und manchmal über die Kinder. Die Frauen neckten sie und sprachen davon, wann auch sie ein Kind haben würde. Schließlich war sie ja verheiratet – es war höchste Zeit!

»Du solltest zur Kirche der Jungfrau von Guadelupe gehen«, sagte eine der Frauen ernsthaft zu Ginny. »Schau dir Consuelo an – wie dick sie ist. Manuel fragte sich langsam, ob sie wohl unfruchtbar sei, dann machte sie eine Novena, das Resultat sieht man ja!«

»Aber ich will noch kein Kind – Esteban ist ein rastloser Mann, er reist gerne und ich will mit ihm gehen.«

»Aber du willst dich doch sicher irgendwo niederlassen wollen, wenn der Krieg vorüber ist, oder? Es gibt nichts Besseres als die Verantwortung für ein Kind, damit ein Mann seßhaft wird – sieh mich an!«

Carmencita hatte acht Kinder und hatte eben den vierten Mann geheiratet, deshalb rief ihre Bemerkung allgemeines Gelächter hervor, auf das sie nur mit einem Zurückwerfen des Kopfes reagierte.

Aber das Gespräch hatte Ginny nachdenklich gemacht. Angenommen, sie würde schwanger werden? Würde das etwas ändern? Der Gedanke war ziemlich erschreckend für sie – durch ein Kind gebunden zu sein, niemals mehr wirklich frei sein zu können. Und Steve – wie würde er reagieren?

Nun, sie würde einfach nicht mehr daran denken, bis es wirklich einmal soweit wäre, sagte sich Ginny entschlossen und verscheuchte den Gedanken.

Dennoch ging sie am nächsten Morgen mit ein paar Frauen zu der riesigen Kathedrale der dunklen Jungfrau, die sich am Fuße des Tepeyac befand, wo einem armen Bauern die Jungfrau auf dem Berg erschienen war.

Es war der Namenstag von Dolores Bautista, mit der Ginny besonders eng befreundet war. Sie war die ungetraute Frau von niemand anderem als dem schurkisch dreinsehenden Ex-Guerilla Manolo, der jetzt Feldwebel bei der Armee war.

»Nach dem Kirchgang kommst du mit uns zur Fiesta, nicht, Doña Genia?«

Ginny schüttelte verärgert den Kopf, weil Dolores immer noch darauf bestand, vor ihren Namen das »Doña« zu setzen.

»Nur wenn du endlich zur Kenntnis nimmst, daß ich niemand anders bin als die Soldadera, die ich war, bevor dies Don Porfirio störte!« sagte Ginny schroff. Aber im nächsten Augenblick lächelte sie, umarmte die kleine, dunkelhäutige Dolores und schob ihr das Geschenk in die Hand, das sie für das Mädchen gefunden hatte – ein feines Goldhalsband mit einem winzigen, mit Zuchtperlen eingefaßten Medaillon, das die Heilige Jungfrau von Guadelupe darstellte. Sie hatte es noch in Vera Cruz gekauft, in der Absicht, es bei ihrer Rückkehr nach Kalifornien Sonja, ihrer Stiefmutter, zu schenken; glücklicherweise hatte sie ja dann aber Steve zu sich zurückgeholt.

»Heute abend werde ich mir für einmal keine Sorgen machen – ich werde zufrieden sein«, sagte sich Ginny, als sie mit den anderen Frauen loszog – ein barfüßiges, kicherndes Grüppchen, in dem sie unterging.

Sie lächelte bei dem Gedanken, was Carl sagen würde, wenn er sie jetzt sähe! Armer Carl, er konnte manchmal schrecklich anstrengend sein! Sie hatte ihn am frühen Abend kurz gesehen und dann Kopfschmerzen vorgetäuscht, um in ihr Zimmer flüchten zu können. Er wäre entsetzt, wenn er wüßte, daß sie sich umgezogen hatte und durch die Hintertür weggegangen war, ohne daß ihr jemand besondere Beachtung geschenkt hätte. Auch der General würde dies kaum gutheißen, aber von den Soldaten und deren Frauen würde sie niemand verraten. Die kühle, sternenglänzende Nacht war so schön und der Spaziergang so erfrischend, daß Ginny sich eigentlich auf das nachfolgende Fest freute. Sie hatte schon so lange nicht mehr tanzen und sich gehenlassen können!

Sie gingen den Hügel hinauf zur Kathedrale. Gutgelaunt antworteten sie auf die frechen Neckereien der Soldaten, an denen sie vorbeigingen. Eine kleine Patrouille von Amerikanern hielt an und erkundigte sich, ob die Señoritas eine Eskorte brauchten. Und Ginny, die sich in ihrer Gruppe gut getarnt fühlte, schrie mit den anderen spöttisch: »Haut ab, Gringos, wir kämpfen so gut wie ihr!«