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September 1991. In Kalifornien steht eine politische Entscheidung an, die für Lesben und Schwule weitreichende Folgen hat. Es geht um das Gesetz, das die Diskriminierung Homosexueller am Arbeitsplatz verbietet und für das der Gouverneur sich starkgemacht hat. Donnelly, Aktivistin auf höchster nationaler Ebene, kennt die Entscheidung bereits. In einem Wochenendhaus in den Bergen Südkaliforniens warten drei Frauen und ein Mann auf sie - ihre Wahlfamilie, Menschen, mit denen sie einen Teil ihres Lebens verbracht hat. Donnelly verlangt von ihnen allen eine außerordentliche persönliche Entscheidung. Doch die Konsequenzen dieses Wochenendes übertreffen selbst Donnellys kühnste Vorstellungen …
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Seitenzahl: 311
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FRAUEN IM SINN
Verlag Krug & Schadenberg
Literatur deutschsprachiger und internationaler
Autorinnen (zeitgenössische Romane, Kriminalromane,
historische Romane, Erzählungen)
Sachbücher und Ratgeber zu allen Themen
rund um das lesbische Leben
Katherine V. Forrest
Das Gebot der Stunde
Roman
Where the Streets Have No Name
QUEER NATION lautete die in den Ton gebrannte Aufschrift quer über der Brust des Flamingos, der im Vorgarten des Wochenendhauses von Pat Decker aufgepflanzt war.
Pat eilte die Verandatreppe herab, riss den Flamingo aus dem Boden und schleuderte ihn in den wuchernden Farn vor den Fenstern.
Bradley Jones schüttelte grinsend den Kopf. Warren Newman tänzelte neben ihm von einem Fuß auf den anderen, als habe er ein Lied im Ohr, dann sang er: »In-a-your-face, ever-y-place.«
»In San Francisco offen schwul zu leben ist kein Kunststück, junger Mann!«, fauchte sie. »Spar dir deinen ACT-UP-Kram für Averill.«
Sie baute sich vor Bradley auf empört über seinen Aufzug, die modischen Risse an den Knien und das verdammte Loch direkt neben seinem Schwanz. Wütend darüber, dass er sie womöglich benutzte, sich Warren gegenüber als radikal aufzuspielen, deutete sie auf das weggeworfene Ding. »Versuch du mal, mit all diesen Mackern hier zu leben, Bradley. Mal sehen, ob du dann immer noch so ne große Klappe hast.«
»Sind tatsächlich eine Menge Broncos und Subarus den Berg raufgefahren«, räumte er ein und ging auf sie zu.
»Cowboys«, schnaubte sie, ohne sich beschwichtigen zu lassen.
»Ich steh auf Cowboys«, bemerkte Warren und ergriff grinsend ihre Hand.
Er wurde ihr etwas sympathischer, obwohl sein Aufzug auch nicht besser war als Bradleys weite flattrige Baumwollhose mit albernen ägyptischen Motiven in Schwarzweiß und dem obligatorischen schwarzen T-Shirt.
Bradley schlang ihr seinen muskulösen Arm um die Schultern und schmatzte ihr einen Kuss auf die Wange. »Die Cowboys hier oben müssen zwei Stunden fahren, bis sie am Strand sind, Patsy.«
»Die Cowboys hier oben sind bewaffnet«, entgegnete sie steif in seinem Arm. »Nachts höre ich Gewehrschüsse.«
»Tja, wer nicht. Wer ist bereits hier?«
»Ihr seid die Ersten.«
»Wie déclassé.« Vorsichtig zog er seinen Arm weg, als hätte er Angst, ihr weh zu tun. »Was will Donnelly eigentlich?«
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete sie und schob die Hände in die Taschen. Er wollte ja bloß herausfinden, was sie wusste, ohne mit seinen Informationen herauszurücken, dachte sie. »Versuch nicht, mir weiszumachen, dass dus nicht wüsstest.«
»Aber ich weiß es nicht.«
»Donnelly pfeift, und Brad kommt angetanzt«, bemerkte Warren mit so höhnischem Unterton, dass Pat zusammenzuckte.
»Nenn mich nicht Brad«, entgegnete Bradley so resigniert, als handele es sich um einen Dauerkonflikt. Er ließ seinen Blick über die Bäume zum Himmel schweifen. »Es ist wundervoll hier, Patsy. Tolle Lage. Und diese Luft …« Er breitete die Arme aus und atmete tief ein.
Bei Bradleys anerkennenden Worten folgte sie seinem Blick über das Dach des Wochenendhauses zu den Kronen der Kiefern. Es roch nach Rauch aus dem Kamin und schwerem Kiefernduft, der ihr süßer als Weihrauch erschien, und auf einmal überkam sie das Gefühl eines unabwendbaren drohenden Verlusts.
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