Amateure - Katherine V. Forrest - E-Book

Amateure E-Book

Katherine V. Forrest

4,4

Beschreibung

Der erste Roman um die Kommissarin Kate Delafield Ellen O'Neils neuer Job fängt ja gut an: Gleich am ersten Tag findet sie den Zweigstellenleiter Fergus Parker mit einem Brieföffner in der Brust. Mord! Die gestrenge Kriminalkommissarin Kate Delafield gibt sich humorlos und lässt keinen Zweifel daran, dass beinahe alle Angestellten ein Motiv hatten. Was die Arbeitsatmosphäre nicht gerade verbessert. Doch dann bemerkt Ellen, dass sie bei der Kommissarin sehr persönliche Erinnerungen wachruft ... Der erste Fall der kompetenten, kühlen Kriminalkommissarin Kate Delafield aus Los Angeles ist ein klassischer Whodunnit. Die Zweigstelle eines Möbelimperiums dient als Kulisse für den temporeichen Aufklärungskrimi im homophoben und frauenfeindlichen Angestelltenmilieu der 1980er Jahre. Binnen Kurzem ist klar, dass Parker ein waschechter Widerling war, dem viele den Tod wünschten. Aber wer hat es wirklich getan?

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KatherineV. Forrest

Amateure

Kate Delafields 1. Fall

Deutsch von Anke Grube und Maren Klostermann

Ariadne Krimi 1015

Argument Verlag

Ariadne Krimis

Herausgegeben von Else Laudan

www.ariadnekrimis.de

Romane mit Detective Kate Delafield:

1. Fall: Amateure (Ariadne Krimi 1015)

2. Fall: Die Tote hinter der Nightwood Bar (Ariadne Krimi 1007)

3. Fall: Beverly Malibu (Ariadne Krimi 1029)

4. Fall: Tradition (Ariadne Krimi 1037)

5. Fall: Treffpunkt Washington (Ariadne Krimi 1107)

6. Fall: Kreuzfeuer (Ariadne Krimi 1113)

7. Fall: Knochenjob (Ariadne Krimi 1125)

8. Fall: Vollrausch (Ariadne Krimi 1155)

Titel der amerikanischen Originalausgabe: Amateur City

© 1984 KatherineV. Forrest

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

Alle Rechte vorbehalten

© Argument Verlag 1991

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Danksagung

Für Sheila

… mein ganz persönliches Rätsel

Kapitel 1

Kurz vor halb acht trat Ellen O’Neil aus dem Fahrstuhl in den menschenleeren Empfangsraum des großen Büromöbelunternehmens Modern Office Incorporated. Sie schob den Gedanken an den Grund ihres frühen Kommens – einen gewaltigen Aktenberg, den sie gestern vorsortiert hatte – für einen Moment beiseite, um die Umgebung aufzunehmen. Sie befühlte den rauen bambusfarbenen Stoff, der Wände und Fahrstuhltüren bedeckte, und bewunderte zwei kühn gestaltete Sofas mit dazugehörigen Stühlen in Staubbraun und Lachsrosa, die um einen Cocktailtisch ganz aus Glas und Chrom gruppiert waren.

Das würde Stephie gefallen, dachte Ellen und betrachtete riesige Gemälde mit geometrischen Formen in Grüntönen, bombastische Pflanzen mit gewaltigen gezackten Blättern und eisblaue Teppiche, zwischen denen abgetretener Steinfußboden zu sehen war. Ja, sogar Stephie würde das hübsch finden.

Ellen ging an Judy Markhams Rezeptionstisch vorbei, einem gigantischen schwarzen Klotz, der auf einer Plattform thronte und das Areal majestätisch überblickte. Sie kramte ihren Schlüssel aus der Handtasche, schloss eine der Doppeltüren auf und ging weiter in ihr Büro. Dort legte sie ihre Tasche und zwei kleine Radierungen von Fischerbooten auf den Schreibtisch. Die Bilder hatte sie von ihrem Arbeitsplatz in der vorherigen Firma mitgebracht. Stephanie hatte sie sich in ihrer gemeinsamen Wohnung verbeten.

Ellen blieb stehen. Die Stille war fast fühlbar. Sie spürte ein deutliches Surren, der Boden vibrierte unter ihren Füßen. Wahrscheinlich verursacht von irgendwelchen klimatechnischen Vorrichtungen, die nötig waren, um dieses 16. Stockwerk bewohnbar zu machen.

Die Akten konnten noch etwas warten. Sie würde die frühe Stunde nutzen, um ihre neue Umgebung zu erforschen. Das Büro nebenan – sie erinnerte sich, dass es einem Ingenieur gehörte – enthielt Dutzende von maßstabsgetreu verkleinerten Modellzimmern, die durch durchsichtige Glaswände voneinander getrennt waren. Verstohlen schlich sie in das Zimmer und versank beim Anblick der Puppenhausmöbel in kindliches Entzücken: Da gab es winzige Sofas, Stühle, Pulte und Tische, jeder Raum war vollständig ausgestattet mit Teppichen, Lampen, zauberhaft kleinen Bücherregalen und Pflanzen.

Lächelnd ging sie weiter in das nächste Zimmer, das höhlenartig und still war, als ob es für einen kurzen Moment erstarrt wäre, bevor der nächste Anfall wütender Betriebsamkeit ausbrechen würde. Mit Papier übersäte Schreibtische standen dichtgedrängt nebeneinander. Ein- und Ausgangskörbe quollen über, auf den Aktenschränken türmten sich Ordner und graue Metallkörbe mit abzuheftenden Papierbergen. Computerbildschirme rissen ihre matten, leeren Mäuler auf. Ein graugrüner Tisch, auf dem zwei ineinander verknäuelte Mikrofilmrollen lagen, war an ein mit dicken Katalogen unordentlich vollgestopftes Bücherbord geschoben. Ein winziger Philodendron, gefährlich nah an der Kante eines Aktenschrankes platziert, erreichte mit seinen spärlichen Blättern nicht ganz den Boden – die einzige persönliche Note, die sie in diesem chaotischen Zimmer mit seinem ärmlichen dünn-grauen Teppich entdecken konnte.

Sie konnte sich Stephies verächtlichen leisen Kommentar vorstellen. »Ein vollendetes Beispiel, meine liebe Ellen, für die geistige Armut der Geschäftswelt.«

Auf der anderen Seite des Raumes sah sie mehrere dunkle, durch dünne Wände voneinander abgetrennte Büros und entzifferte den verblassten Schriftzug auf einer Glastür: Buchhaltung. Luther Garrets Büro. Sein Name war einer der wenigen, an die sie sich von gestern erinnerte. »Luther«, hatte sie Gail Freeman nachgesprochen. »Wie manche Leute ihre Kinder nennen.« Im selben Moment hatte sie diese Bemerkung gegenüber ihrem neuen Chef bedauert, dessen eigener femininer Name eine unfaire Last für einen Schwarzen zu sein schien. Doch er hatte nur zustimmend gelächelt.

Ellen ließ die Tür ins Schloss fallen und ging den Flur hinunter. Ihre hohen Hacken versanken lautlos in dem dicken rostfarbenen Teppich. Vor der nächsten Tür blieb sie stehen. Auf einem an zwei Haken befestigten Schild stand in weißen Buchstaben der Name Fred Grayson. Ihr fiel ein, dass dies das eine Eckbüro sein musste, das sie noch nicht gesehen hatte. Die anderen gehörten Gail Freeman, Fergus Parker – und natürlich Guy Adams mit seinem spektakulären Büro … bei der Erinnerung an ihn musste sie lächeln.

Als sie weiterging, kam sie an den Namensschildern von Harley Burton und Duane Fletcher vorbei. Vor Gretchen Phillips blieb sie stehen. Sie hatte alle diese Verkaufsleiter noch nicht kennengelernt, aber wirklich neugierig war sie nur auf Gretchen Phillips. Wie mochte Gretchens Aufstieg zur Verkaufsleiterin gewesen sein? Oder besser gesagt, was für eine Art Frau mochte das sein, die für einen Mann wie Fergus Parker arbeitete?

Ellen drückte die Tür zum Konferenzraum auf. Um einen mächtigen Tisch aus dunkel poliertem Holz standen ein Dutzend mit schwerem Goldstoff bezogene Stühle. Eine Wand wurde fast völlig von einem Gemälde verdeckt, das vage von Sonnenlicht und sanften Hügeln kündete. Eine verschlossene Glasvitrine enthielt eine Sammlung von Fotozubehör. Ellen warf nur einen kurzen Blick in das Zimmer und schloss dann vorsichtig die Tür. Sie befand sich ganz in der Nähe von Fergus Parkers Büro – in gefährlicher Nähe. Wenn er zufällig früher gekommen wäre …

Aus den Deckenlautsprechern waberte seichtes Musikgedudel, als Ellen auf dem mit Teppichboden ausgelegten Korridor wieder zurückging, vorbei an Fred Graysons Büro, ihrem eigenen und dem von Gail Freeman. Sie schlenderte weiter durch den Korridor zu den rein funktionalen Bereichen wie Materiallager, Fotokopierer, Pausenräumen, Küche und Esszimmer. Als sie die offene Küchentür erreichte, stieg ihr Kaffeegeruch in die Nase.

Wer außer ihr war so früh hier? Fergus Parker oder Guy Adams oder beide. Einer von ihnen musste es sein, die anderen Büros hatte sie fast alle gesehen, und wenn nicht jemand hinter geschlossenen Türen arbeitete … Ellen entschied, dass es höchstwahrscheinlich Guy Adams war und fühlte einen freudigen Stich bei dem Gedanken. Fergus Parker würde einen Kaugummiautomaten nicht von einer Kaffeekanne unterscheiden können.

Sie goss sich Kaffee in einen Styroporbecher und nippte anerkennend daran. Zumindest könnte sie Guy Adams noch einen Kaffee anbieten … Sie nahm die Kaffeekanne und ging über den Flur zu seinem Büro. Es war leer. Während sie ihren Kaffee trank, betrachtete sie erneut mit Freude die Zimmereinrichtung: den Rauchtisch mit grünen Lederintarsien im amerikanischen Kolonialstil; einen elisabethanischen Stuhl, dessen Rückenlehne aus rotem Holz zu kunstvoll geschnitzten Schnörkeln gearbeitet war; das Sitzpolster aus Satin schillerte in reich variierenden Blautönen. Neben einem fein gemusterten, silbergrauen Sofa mit klauenförmigen Beinen stand ein Louis-Seize-Sessel aus Elfenbein mit ovaler Rückenlehne und einer weiß und pfirsichfarben schimmernden Polsterung. Der glänzend polierte Kirschholzschreibtisch wurde von einer chinesischen Lampe in der Farbe heller Jade geschmückt. Unter einem Teewagen mit furnierten Intarsienarbeiten lag eine leuchtend rote Perserbrücke, und an den Wänden hingen drei kleine Ölbilder mit englischen Landschaftsmotiven. Durch die Fenster sah Ellen die Berge am Horizont, braune Falten, die allmählich grau wurden. Über dem Meer hing weißer Nebel.

Vom Ende des Korridors kam ein dumpfes Beben, eine leichte rhythmische Vibration des Fußbodens … Sie schaute sich um, doch hinter ihr lag nur der leere Korridor. Dann schlug eine Tür mit so nachdrücklicher Gewalt zu, dass Ellen vor Schreck beinahe die Kaffeekanne fallen ließ. Sie machte automatisch einen Schritt auf Fergus Parkers Büro zu, hielt dann aber inne. Was immer da hinten passierte, ging sie nichts an. Dann hörte sie ein lautes, fortgesetztes Krachen, als ob Glas zertrümmert und zerbrochen würde. Als sie den Korridor hinuntereilte, war das Geräusch immer noch zu hören.

Sie verlangsamte ihre Schritte, schaute in Fergus Parkers Büro und blieb wie angewurzelt stehen. Diesmal ließ sie die Kaffeekanne fallen. Fergus Parkers fahrbare Bar war umgestürzt, auf dem hellen Teppich breitete sich eine klumpige Masse aus Glasscherben und schmutzigem Rot und Braun aus. Fergus Parker saß in seinem großen Ledersessel am Schreibtisch, die Arme flehend ausgebreitet, die Hände voller Blut, mit hervortretenden Augen, deren Pupillen wie Rosinen auf Eiweiß aussahen. Von dem Gegenstand mit dem Elfenbeingriff, der in seiner Brust steckte, quoll ein breiter Strom hellen Blutes und zeichnete sich scharf auf der weißen Hemdbrust ab.

Ellen begann zu schreien und schlug im selben Moment die Hand vor den Mund. Sie war allein mit einem Mörder.

Als sie in eines der Büros flüchten wollte, um sich zu verstecken, blieb sie wie gelähmt stehen. Der Gedanke, die Sicherheit dieses menschenleeren Korridors zu verlassen, erfüllte sie mit Entsetzen. In jedem Büro, in das sie laufen würde, könnte der Mörder sein. Wild schaute sie um sich. Wo war die Treppe? Sie konnte sich nicht erinnern. Mit zitternden Knien stolperte sie auf die Doppeltüren zu, die zum Empfangsraum und zu den Fahrstühlen führten. Sie drehte an einem der beiden Türknöpfe und zuckte zusammen, als sie das Klicken des Schlosses hörte. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt. Der Mörder könnte in den Korridor kommen, um das Gebäude zu verlassen …

Sie stürzte in den Empfangsraum, versteckte sich hinter Judy Markhams großem schwarzem Tisch und kauerte sich auf den Boden.

NOTRUF: 5000. Die großen roten Zeichen, auf einem durchsichtigen Plastikschild ans Telefon geklebt, zogen Ellens Blick an. Während sie sich weiter geduckt hinter dem Schreibtisch hielt, zog sie vorsichtig den Hörer von der Gabel, schaltete die Telefonanlage ein und drückte mit steifen Fingern die Notrufnummer.

»Carlson.«

»Bitte, ich …«

»Ich kann Sie nicht verstehen.«

»Bitte, jemand ist tot –«

»Um Himmels willen – wo sind Sie?«

»Sechzehnter Stock.«

»Fünfzehnter Stock? Ich kann Sie nicht verstehen.«

»Sechzehnter.« Ellen wollte schreien, doch heraus kam nur ein heiseres Flüstern. »Hören Sie, hier ist ein Toter, und wer immer es getan hat, ist wahrscheinlich noch hier –«

»Um Himmels willen! Bleiben Sie genau da, wo Sie sind, und rühren Sie sich nicht von der Stelle.«

Ellen legte den Hörer auf und schlang beide Arme um sich, sie fror und begann heftig zu zittern, während sie zusammengekauert auf dem Boden saß. Ihre Zähne hämmerten unkontrolliert aufeinander.

Er hört mich, er kommt heraus und hört mich. Ich muss sterben. Und das, wo Mutter von mir enttäuscht ist und Stephie wütend, weil ich überhaupt hier bin.

Auf Augenhöhe sah sie an der Wand einen Regler mit der Aufschrift Musik, der auf einer Skala von insgesamt zehn Einheiten auf vier eingestellt war. Ellen schob den Regler auf zehn hoch und saß von heftigem Schüttelfrost überfallen auf dem Boden, während die Vorhalle von Red Sails in the Sunset widerhallte. Ein Fahrstuhllicht blinkte, die Tür öffnete sich und zwei blaugekleidete Männer mit gezogenen Waffen kamen vorsichtig heraus.

Sie sprang auf. Die Waffen richteten sich ruckartig auf sie. »Ich habe Sie angerufen! Ich bin es.«

»Verdammt!«, brüllte ein muskelbepackter blonder Wachmann und ließ die Waffe sinken, die er mit beiden Händen zitternd umklammert hielt. »Beinah hätte ich Sie erschossen.«

»Hol die Dame, Rick!«, befahl der dunkelhaarige Wachmann. »Ich sichere diese Tür, du behältst die Tür hinter ihr im Auge.«

Ellen drehte die Musik leiser, als der Sicherheitsbeamte namens Rick vorsichtig näher kam. Seine weit aufgerissenen Augen waren starr auf die Doppeltür hinter ihr gerichtet, und die wieder erhobene Pistole zitterte in seinen Händen.

»Sind Sie sicher, dass er noch da drin ist?«, flüsterte er heiser.

Der Anblick offizieller blauer Uniformen und schwarzer Waffen hatte sie beruhigt. »Sicher bin ich nicht. Es könnte sein.«

»Gehen Sie in den Fahrstuhl«, rief der dunkelhaarige Wachmann. »Sofort. Beeilen Sie sich.«

Sie rannte durch den Raum und riss in der Eile einer im Weg stehenden Pflanze einige Blätter ab. Im Fahrstuhl drückte sie wieder und wieder den Knopf Eingangshalle. Nichts geschah. Sie starrte hinaus und beobachtete, wie die beiden Wachleute sich rückwärts dem Fahrstuhl näherten, ihre Pistolen zielten auf die Doppeltür. Der dunkelhaarige Wachmann steckte einen Schlüssel in ein Schloss, die Fahrstuhltüren schlossen sich, der Fahrstuhl fuhr abwärts. Voller Erleichterung atmete sie tief durch und fragte: »Sollte nicht einer von Ihnen oben bleiben?«

»Nicht um alles in der Welt«, sagte Rick, schob seine Waffe tief in das Halfter und ließ den Verschluss zuschnappen. »Nicht für fünfeinhalb Dollar die Stunde. Die Polizei ist auf dem Weg. Was ist passiert? Was haben Sie gesehen?«

»Ein Mann … wurde erstochen …« Sie stockte und schwieg, versuchte, das Bild zu verdrängen.

Der dunkelhaarige Wachmann sagte: »Ich bin Mike. Das ist Rick.«

»Ellen«, flüsterte sie.

»Können Sie den Täter beschreiben –«

»Ich habe den … Mörder nicht gesehen.« Sie schloss die Augen. »Ich habe gehört, wie –«

»Sind Sie sicher, dass der Mann tot ist?«

»Ja.« Ellen brach in Tränen aus.

»Lass sie in Ruhe, Rick. Sie wird noch genug Fragen beantworten müssen.«

Die Fahrstuhltüren öffneten sich. In der Eingangshalle drängten sich Dutzende von Leuten vor den nicht funktionierenden Fahrstühlen. Einige der Wartenden kamen zu ihnen herübergeeilt.

»Außer Betrieb«, rief Mike und zog seinen Schlüssel aus dem Schloss. »Die Fahrstühle sind außer Betrieb!«

»Was zum Teufel ist denn los?«, fragte verärgert ein korpulenter Mann im grauen Anzug mit einer Aktentasche.

»Wir warten auf die Polizei. Treten Sie bitte zurück.« Mike nahm Ellens Arm und führte sie aus dem Fahrstuhl.

Mit schrillem Sirenengeheul fuhren nacheinander vier Polizeiwagen vor. Polizisten – einige mit Gewehren bewaffnet – stürmten heraus und rannten in das Gebäude.

»Sechzehnter Stock«, sagte Mike, als sich fünf Polizisten durch die Menge zum Fahrstuhl vorgedrängt hatten. »Es gibt keine Beschreibung, ich kann Ihnen nicht sagen, nach wem Sie suchen sollen –«

»Sie.« Ein schnurrbärtiger Polizist deutete mit seinem Gewehr auf Rick. »Sie bringen uns hoch.«

»Wenn es unbedingt sein muss«, sagte Rick unglücklich und steckte seinen Schlüssel in das Schloss. Die Fahrstuhltüren schlossen sich.

»Bitte verlassen Sie das Gebäude!«, rief einer der zurückbleibenden Polizisten. Mit ausgestreckten Armen trieben sie die Menge vor sich her. »Gehen Sie zurück! Zurück! Zu ihrer eigenen Sicherheit!«

Mit kreischenden Sirenen und dröhnenden Auspuffen hielten ein weiterer Streifenwagen und zwei Motorräder vor der Tür.

»Kommen Sie mit in unser Büro«, sagte Mike zu Ellen. »Ich besorge Ihnen eine Tasse Kaffee.«

Stephie … Ich werde Stephie anrufen … Alles wird gut werden …

»Bitte«, flüsterte Ellen. »Danke.«

Kapitel 2

Die Kriminalbeamtin Kate Delafield bog vom Olympic Boulevard ab, hielt ihren Plymouth an und sah die Merlin Street hinunter. Es war ihr immer merkwürdig vorgekommen, dass man in dieser modernen Stadt eine mehrspurige Durchgangsstraße verlassen und in eine Seitenstraße einbiegen konnte, die so schmal war, dass zwei Autos nur mit knapper Not aneinander vorbeikamen. Wie so viele andere Straßen war diese voller winziger, stuckverzierter Häuser, die gelb, braun, weiß und grün gestrichen waren, meistens gab es irgendwo dazwischen auch noch ein rosa Exemplar. Die Häuser hatten die üblichen roten Ziegeldächer und die üblichen spanischen Rundbogenfenster. Gehwege mit gesprungenen Platten grenzten an unscheinbare Rasenflächen, die von verschiedenen niedrigen kalifornischen Gewächsen mit dicken Blättern umgeben waren. Aber diese Straße war anders als die anderen. Hier gab es Bäume. Eichen. Sie sah die schwarzen knorrigen Zweige an, die sich gegen den Februarhimmel abhoben, und dachte sehnsüchtig an Anne und an die ausladenden grünen Bäume ihres Heimatstaates Michigan. Als sie ausstieg, bedauerte sie, dass dieser Mord nicht im Mai oder im Juni passiert war, wo sie diese Bäume in voller Schönheit hätte bewundern können.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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