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"Viele Betrachter werden womöglich Schwierigkeiten haben, die Orte wiederzuerkennen, die Kotzebue auf seinen USA-Reisen festhielt. Kotzebue sah und sieht Amerika mit den kritischen, distanzierten Augen eines Europäers. Er sieht hinter die aufdringlichen Fassaden, nimmt das Geschrei der Werbung und das imperiale Auftrumpfen der gigantischen Wolkenkratzer fast nicht wahr. Sein Blick fragt nach ganz anderen Dingen: nach den Menschen und der Substanz ihres Lebens. Er stellt die Fragen, die im großen amerikanischen Traum nicht formuliert und folglich auch nicht gedacht wurden."
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Seitenzahl: 103
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Zum Inhalt:
New York im Sommer 2010 in Manhattan. Der Maler Charles Milton ist aus Italien zurück. Dort war die Zeit für ihn zu Ende.
In die USA zurückgekehrt erweitert ihn ein Auftrag, der erstaunlich war und auch dubios. Er nimmt ihn an, trotz allem Zweifel. Die Skrupel lässt er sein, er muss von etwas leben.
NY City/New Yersey / Pennsylvania u.a.
Maryland /Ohio/ Indiana u.a.
Missouri / Iowa / Dakota u.a.
Nebraska/ Kansas / Colorado u.a.
Arizona/ New Mexiko/ Texas u.a.
Arkansas/ Mississippi/ Alabama u.a.
Florida / Georgia and mysterious places
Tennessee bis Minnesota
Nachsatz
Das war es also erst einmal gewesen. Charles Milton, als C.M. bezeichnet, hatte dort das Glück gesucht, als Maler in Italiens Mitte. Doch bald begann der Blues und er verließ das Land. Denn irgendwann geht jeder Traum zu Ende.
C.M. räumte sein kleines Konto bei der Bank, der Monte dei Paschi di Siena. Es war nicht viel was ihm geblieben war, dort wo er bis dahin noch ein kleines Haus besessen hatte. In Mercale di Cortona, nahe des Lago Trasimeno, Umbriens Grenze. So verließ er das Land auf einem Schiff, er stieg im Hafen von Livorno zu, das ihn bis Portugal dann brachte.
Es war im Frühling noch in der Toskana und alles blühte, vor der Hitze, diebald kommen sollte. Was nun geschah wird jetzt erzählt. War es ein Zufall oder nicht? Das Leben öffnet und verschließt jedem und in jedem Augenblick verborgene Türen. 3 Monate später schon sah für C.M. vieles anders aus, er hätte es nicht glauben können:
Im Jahre 2010, in jenem heißen Sommer also, gab es zwischen dem Mississippi und den weiten Flächen vor den Rocky Mountains, den „Great Plains", eine auffallende Häufung von Bettwanzenbefall in den Motels im Mittelwesten. In der „Times" von New York und selbst in der „Washington
Post" wurde dies „Phänomen" erwähnt, ,,Fox-News" 1m TV verbreitete die Nachricht weit im Lande.
Doch C.M. wusste es schon länger, zwar ahnte er es nicht wann und wo vonÜbernachtungsgästen und schließlich von den Behörden und selbst der Polizei dies eine Nachricht wäre, dies offiziell bemerkt und in den Medien verbreitet.
Seine Sorge hatte einen Grund, war er es doch selbst gewesen, der die Wanzen dort verteilte. Sein Auftraggeber, wer immer es auch wäre, der blieb imHintergrund, nicht unbegründet.
Befallen waren also die Motels in Mittelwesten. Die Unterkünfte an den Backroads mit den Autos vor den Eingangstüren. Das sogenannte Hinterland schien hier betroffen. Denn dieses ist sehr dünn besiedelt und der Verkehr und die Verbreitung seiner Wanzen wären gut zu kontrollieren, in Feldversuchen schon bewährt.
In diesen heißen Sommertagen, die flachen Bauten der Motels im Hitzedunst der Parkflächen und „Country Roads". Es ist sehr still, C.M. bedient den Automaten, Softdrinks gibt es dort, sehr stark gefärbt und Eis, das hier oft auch mit Chlor, mehr als ihm nötig scheint, vorsorglich wohl behandelt ist.
Für wen ist Charles Milton hier unterwegs? Für welche Firma, welche Group macht er hier Dinge, die er nicht durchschaut, es auch nicht soll? Denn wo hätte wer an was Interesse? Interessen sind es meist, die unsere Wege leiten,die wir bedienen, wenn jemand diese auch uns noch bezahlt. C.M. ist also „on the road" die Wanzen zu verteilen. Dieses nach Vorschrift und nach Plan, doch weiß er nicht, wofür und wer ihn noch bezahlt letztendlich. Die Frage aber bleibt,wie kommt er denn dazu, wie es geschildert wird, diesen dubiosen Auftrag hier anzunehmen? Vorerst wird das vor Abschluss seiner Fah1i, vielleicht doch eine Antwort finden?
Es war in Lissabon gewesen, etwa 3 Wochen nachdem er von Bord gegangen war. Dies von der Yacht des Oligarchen, dessen Gast C.M. einmal in der Toskana an einem langen Abend war, der ihn dann einlud zu der Fahrt nach P01iugal.
Drei Wochen wanderte C.M. allein und auch recht einsam durch die schöne alte Stadt, einmal auch Mittelpunkt eines Weltreiches selbst. Er wohnte billig, seinen Mitteln angemessen. Er saß meist in dem Café mit einem weiten Blick auf Hafen und auf das Meer. Dann aber traf er eines Tages in der Unterstadt in einer Bar den Freund aus alten Tagen. ,,Jack Mac'Kie" so ist sein Name, den Exmarine der besten Sorte. Zwei Tage später flogen beide im selben Flugzeug nach New York. Jack stieg dort nach Fort Myers um, man wollte aber sich in etwa 10 Wochen im „Buffalo Chips", einem Restaurant am Golf von Mexiko schon wieder treffen.
Vorher jedoch vermittelte „Jack Mac'Kie" dem Freund und Kumpan aus alten Tagen einen delikaten Job. Ein Transatlantic flight, sie waren zusammen von Europa eingeflogen. An einem Samstag Anfang Juli 2010.
C.M. sollte vorerst in YMCA an der „Lower Westside" 2 Nächte bleiben und dort auf eine Nachricht warten. „Bank Holiday" heißt es. Für C.M. bedeutet dies ein langes stilles Wochenende im südlichen Manhattan. Der Airportbus bringt ihn ins Zentrum. Er fährt durch Queens, den elend weit gestreuten Vorort vor dem Bast River. Sehr lang zieht sich der Van Wyck Expressway nach Westen. Nach Midtown New York. Es geht hinab den Tunnel. Der Bast River ist tief unterfahren und aufgetaucht liegt nun Manhattan im hellen Mittagslicht. Fassaden glänzen, spiegeln sich.
„Chrysler" und „Empire State" leuchten in der Sonne, ,,Grand-Central-Station" ist erreicht. C. Milton ist alleine fast. ,,Vanderbilt Ave" und eine sehr große Uhr. „Art Deco" der alte Bahnhof, das Pan-Am-Gebäude im Norden und
„Trump Tower" an der „Park Ave" irgendwo.
C.M. fühlt leere Zeit, wie er es im Moment empfindet, er weiß es nicht damit jetzt umzugehen. Schließlich wählt er ein Taxi, der Fahrer hilft C.M. er istaus Puerto Rico.
Das Ziel, das YMCA, ,,Eight Ave Hudson Street", ist dünn belegt. Ein großer alter Komplex aus roten Ziegeln mit Durchblick auf die Docks am Hudson River. Zwei Straßenblocks scheinen die Gebäude sich zu reservieren, auch mal französische Botschaft, aus welchen Gründen immer, so genannt.
Ein sehr stiller Nachmittag, C.M. legt sich auf das Bett in einem schmalen tiefen Raum. Durch das Fenster sieht er hinaus, sieht er die Kräne des Containerhafens von Hoboken und Jersey City im Südwesten C. Milton wartet jetzt, wann aber en-eicht ihn diese Nachricht, die er braucht? Das lange Wochenende liegt mit seiner Stille auf dieser sonst so lauten Stadt. Als ein Gewicht wirkt sie, nicht sichtbar aber doch zu spüren. Nur Mittellose bleiben noch und die Touristen in den Straßenschluchten.
Noch gibt es keine Botschaft an der Rezeption für ihn. C. Milton weiß es wirklich nicht, wann diese ihn en-eichen soll. Am Dienstagmorgen wird sie kommen, vielleicht nach dem diesmal so langen Wochenende.
Der Sonntag, der Morgen, als Rätsel fast fühlt jetzt C.M. den Tag. Sehr ruhig war der Vormittag, nur eine Morgen-Sonntagsmesse im Versammlungsraum. Ein friedlicher Sopran sang das „Ave-Maria" von Franz Schubert bearbeitet sicher von Bizet. Der Tag begann so friedlich noch und die Bewohner begannen gesammelt, in sich gekehrt die stillen Stunden.
New York, südliches Manhattan Sommer 2010, ,,Bank Holiday" und Sonntagvormittag.
C.M. tritt auf eine menschenleere Straße. Er wählt die Richtung nach Norden, bald liegt auf der linken Straßenseite das „Chelsea Hotel". Ein Baldachin wie bei vielen Etablissements der Art üblich. Der Eingang ist so markiert von der Markise, einmal rot-weiß ist sie schon recht grau in den Kontrasten. Die Nummer 222, auch legendär wie viele seiner ehemaligen Bewohner. Angejahrt und ein Geruch von Altersheim ein wenig. Und viel Geschichte von New York, erinnerte Kultur und einmal Wohnort diverser Künstler, Künstlerinnen. Wie zu erwarten Menschen auch manchmal in recht prekärer Enge.
C.M. wandert weiter nach Norden fast bis zu dem „Columbus Square". Unschlüssig ist er, was will er diesen Vormittag? Er erinne1i sich nicht mehr, er steigt hinab in irgendeinen Schacht der Metropolitan, betritt die erste Bahn die hält in Richtung Brooklyn.
Ein Geruch nach altem Eisen, Oel und Urin vielleicht und eine Luft die sichhier unten eingerichtet schien schon lange.
Er fuhr und fuhr, gleichgültig war es ihm wohin. Irgendwann dann stieg er aus, ,,South Eastside" vielleicht war es draußen im Gelände, ein Sommertag dortoben in New York. Er war jetzt sehr allein, und alles was er besaß trug er bei sich. Er könnte es sehr schnell verlieren.
Der Stopp war weit von Brooklyn noch entfernt, nicht einmal den East River hatte die Metro bis dorthin gequert. C.M. hatte kein Wissen und auch keinGefühl für die Entfernung in New York. So war er wirklich erst südlich der
„Bowery" angekommen. Südlich der „Dover Street" dort irgendwo im Brachland zwischen verlassenen Fabriken, die aufgegeben in der toten Zone, menschenleer, dies an den Wochenenden sowieso.
Kein Mensch war auch zu sehen in den recht dunklen Gängen. Als einziger Passagier verließ er den alten leeren Zug, das von anderen Mitfahrern längst verlassene Abteil. Die Luft schien stickig unten zwischen grauen Kachelwänden. Die Kabel, Drähte hingen dort verloren unter Eisenträgern. Der Boden selbst war angemessen grau und dreckig und abgefallene Kachelteile an den Rändern.
Wo aber ist ein Ausgang aus den Katakomben? Er sucht den Aufgang, sucht das Tageslicht. Etwas davon nur indirekt im Tunnel, ein Treppenaufgang ist schon zu vermuten. Nach einer Biegung wird es heller, die Treppe endlich. Etwa drei Meter breit ist sie, gerade scheint sie und ohne Absatz, vielleicht liegt dieser nicht erkennbar in der Mitte.
Er sieht im Gegenlicht drei Gestalten wie schwarze Schatten oben stehen. Sie warten so verteilt, dass sie den Aufgang kontrollieren. Er macht sich nichts vor, er war allein. Eindeutig war die Situation, er hattekeine Chance. So stieg er ruhig weiter und tat als würde er sonst nichts bemerken. Er blickte vor sich hin, allein nur auf die
Stufen. Er stieg so langsam, aber sicher einem Showdown entgegen.
Dies bis er schon dicht, fast im Bereich des Mundgeruchs, der mittleren Figur angekommen war. Ein Ausweg war für ihn nicht möglich hier, wie es so manchmal scheint im Leben.
So schien es jetzt und Straßenraub war man an manchem Ort gewohnt, nicht ungewöhnlich selbst noch in New York City. Vielleicht war der auch selbstverständlich in der Gegend. Was sollte man denn sonst hier tun an dieser traurigen vergessenen Stelle.
Am Treppenaustritt rechts an eine hohle Wand gelehnt wartete ein blonder,blasser dünner Mann. Sein rechtes Bein war angewinkelt. Der braucht offensichtlich irgendwas, das ihm jetzt fehlte. Dass es die Drogen waren, konnteman sich denken. Links außen stand ein Herr-, der wirkte kräftiger und sehr gerade, war als Latino unschwer zu erkennen. Da war noch jemand breit ganz inder Mitte. Es war die Mischung aller in New York hier lebenden Exemplare. Und dieser Mann schien ruhig und bereit, die Lücke, die noch links von ihm bestand, blitzschnell zu schließen.
Der schmale Raum den diese drei ihm ließen war es dann auch, in den Charles Milton sprang. Nicht ganz drei Meter breit war der Bereich, nur zwischen der linken und der mittleren Figur blieb Platz für eine Flucht und breit genug um durchzuschlüpfen.
Es war die allerletzte Stufe also. Und er eneichte sie, den Blick allein auf fremde Füße ganz gezielt gerichtet. Drei große Schatten nur waren es bisher im Gegenlicht des Sommertages da draußen in New York. So hatte er im Augenwinkel auch das Licht der Lücke.
Und diese war die Möglichkeit zur Flucht, so drückte er das rechte Kniegelenk, das abgewinkelt war, blitzschnell nach oben. Er katapultierte sich direkt aus einem Stillstand in die freie Stelle. Es war so wie der Start von einem Starblock aus für einen Sprint für eine kurze Strecke.
Die Überraschung schien gelungen und er sah nur noch nach vorne. Er blickte nicht mehr nach den Seiten, er sah sie nicht, zerstörte Mauern und Ruinenfelder, Flaschenreste, Kabelenden. Er nahm nur wahr, was vorne war, doch seitlich Schatten noch erwartend. So schnell wie es ihm möglich, rannte er, es war wie in der Schule auf der Aschenbahn vor vielen Jahren. In dieser Disziplin hatte er derzeit noch kaum Probleme.
Er hatte wirklich Glück, so würde er es nennen. Er trug ja alles was er hattenoch bei sich. Er hätte es verloren: den Führerschein, den Pass, verärgert wären die Räuber auch gewesen, denn Bargeld war kaum zu erbeuten. Was sonst geschehen wäre, an das wollte er nicht weiterdenken.