Das große Buch vom Ho‘oponopono - Ulrich Emil Duprée - E-Book

Das große Buch vom Ho‘oponopono E-Book

Ulrich Emil Duprée

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Beschreibung

Entdecken Sie die transformierende Kraft von Ho‘oponopono – für inneren Frieden und Heilung! Beim traditionellen hawaiianischen Ritual geht es um mehr als Vergebung – es ist ein ganzheitlicher Ansatz, um Beziehungen zu klären, seelische Belastungen zu lösen und das eigene Leben in Einklang zu bringen. Diese kraftvolle Methode hilft Ihnen, nicht nur den Schmerz der Vergangenheit hinter sich zu lassen, sondern auch neue, unterstützende Energien in Ihr Leben zu integrieren. Der Bestseller-Autor Ulrich Emil Duprée zeigt Ihnen in klaren Schritten und anhand zahlreicher praktischer Beispiele, wie Sie dieses Ritual nutzen, um emotionale Wunden zu heilen, Ihre Beziehungen zu verbessern und Ihr Herz für Freude und Liebe zu öffnen. Ob allein, in der Gruppe, im Alltag oder zu besonderen Anlässen: Entfalten Sie mit Ho‘oponopono Ihr wahres Potenzial, und beginnen Sie ein erfülltes, harmonisches Leben in innerem und äußerem Frieden. Überarbeitete und ergänzte Neuausgabe des Titels »Heile dich selbst, und heile die Welt«.

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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat, sondern dienen der Begleitung und der Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors oder des Verlages. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Dieses Buch enthält Verweise zu Webseiten, auf deren Inhalte der Verlag keinen Einfluss hat. Für diese Inhalte wird seitens des Verlags keine Gewähr übernommen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich.

ISBN Printausgabe: 978-3-8434-1566-8

ISBN E-Book: 978-3-8434-6547-2

Ulrich Emil Duprée:

Das große Buch vom Ho‘oponopono Die Magie der Vergebung und das Geheimnis der inneren Heilung

© 2016, 2024 Schirner Verlag, Darmstadt

Umschlag: Michael Dulaney, Schirner, unter Verwendung von # 591787853 (© yspbqh14), # 728268757 (© fotosanka), # 2348719115 (© Marina Storm) und # 2317701087 (© putra_purwanto), www.shutterstock.com

Print-Layout: Michael Dulaney & Anna Twele, Schirner

Lektorat: Bastian Rittinghaus, Schirner

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany

www.schirner.com

Überarbeitete und ergänzte Neuausgabe 2024 mit neuem Titel (vormals »Heile dich selbst, und heile die Welt«) – 1. E-Book-Auflage Oktober 2024

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

Inhalt

VORHANG AUF!

WAS IST HO‘OPONOPONO?

Wortbedeutung – oder: ein Konsens ist möglich

Herkunft und Ursprung

Dein Problem ist auch mein Problem

Aktiv am Gesundungsprozess der Welt mitwirken

Historische Strömungen

HO‘OPONOPONO – DIE PRAXIS

Die vier Menschen, denen wir vergeben sollten

Die Vorgehensweise in einem traditionellen Ho‘oponopono

Die hawaiianische Familienkonferenz im Detail

Das vereinfachte Ho‘oponopono

Dem Problem auf den Grund gehen (Mahiki)

Allein ein schriftliches Ho‘oponopono machen

Ein Ho‘oponopono in der Gruppe durchführen

Wenn es keine Lösung gibt

WORAUF GRÜNDET HO‘OPONOPONO?

Energie, Geist und Materie

Eine große Familie

Das Problem mit Gott und das Haus der Wahrheit

Verantwortung ist eine Antwort

Schuld und Schuldzuweisungen

Gewalttaten und die Verbrechen unserer Ahnen

Mitgefühl, Empathie und Versöhnung: ein ganzheitliches Bewusstsein

Loslassen und vor der eigenen Haustür kehren

Der Frieden beginnt mit mir

Die drei Selbste

Wie innen, so außen

KLEINE WUNDER AUS DER PRAXIS

SPIRITUELLE LÖSUNGEN FÜR MATERIELLE PROBLEME

Christliche Vergebung und Ho‘oponopono

Man erntet, was man geistig sät

Wer wir wirklich sind

Vertrauen und Glauben

Von unersättlichen Wünschen und vom Frieden

EINE NEUE ART, ZU DENKEN

Eine Entscheidung für das Leben

Beten oder handeln oder beides?

Das Bild, das wir von uns haben

Das Spiel des Lebens

DER MOMENT DER KRAFT IST JETZT!

ANHANG

Hawaiianische Worterklärungen

Studien- und Literaturhinweise

Bildnachweis

Über den Autor

Widmung

Gewidmet der Urquelle, dem Himmel, der Erde, den Tieren, den Pflanzen und der Familie der Steine, gewidmet dem Feuer, dem Donner, dem Meer, dem Wasser, den Bergen, den Ältesten, den Ahnen, meinen Lehrerinnen und Lehrern in allen Inkarnationen, meinen Studenten und Studentinnen und Seminarteilnehmern und -teilnehmerinnen, meinen Freundinnen und Freunden und meiner Familie. Für unsere Kinder, Enkelkinder und alle, die nach uns kommen.

In Demut verneige ich mich

vor Mutter Erde, dem hawaiianischen Volk und

allen indigenen Völkern.

Vorhang auf!

Bedenke, dass jede Begegnung eine heilige Begegnung ist.

So, wie du jemandem begegnest, begegnest du dir selbst.

So, wie du mit jemandem sprichst, so sprichst du mit dir selbst.

So, wie du jemanden behandelst, so behandelst du dich selbst.

Jede Begegnung ist eine heilige Begegnung.

Willkommensspruch über einer Haustür,

gesehen in England

Zwar leben wir unser Leben vorwärts, erkennen es allerdings erst in der Rückschau. Blicke ich auf mein Leben, so sehe ich zahlreiche Begegnungen mit vielen weisen Menschen, darunter christliche Mystiker, buddhistische Mönche, Yogis und Asketen, Unternehmerinnen und Unternehmer. Besonders wertvoll waren in den letzten Jahren die Begegnungen mit meinen wundervollen Seminarteilnehmern und -teilnehmerinnen.

In meinen Studien zur Psychologie, Philosophie und Spiritualität lernte ich über all die Jahre zwei Denkrichtungen besonders intensiv kennen: die christliche und die altindische vedische Philosophie. Letztere dürfte den meisten als Hinduismus bekannt sein. Beide Lehren scheinen sehr unterschiedlich zu sein, doch betrifft dies nur ihre äußere Erscheinung. Sie sind wie Kleider, ja, wie Bühnenbilder, die demselben Inhalt eine Gestalt geben. Sie sind Ausformungen der einen Wahrheit, die sich zu allen Zeiten und in allen Kulturen offenbart. Es scheint mir fast so, als würde das Göttliche – die kosmische Intelligenz, die Liebe oder die Wahrheit – sich einem Schauspieler gleich verkleiden und sich in tausendfacher Gestalt und mit tausend verschiedenen Namen den Zuschauenden entsprechend ihren Neigungen offenbaren. Die Ureinwohner Hawaiis nennen diese Wahrheit Ke akua – die Urquelle.

Nun, diese Stelle des Vorworts scheint mir geeignet zu sein, all jenen zu danken, die ebenfalls den Weg der Wahrheitssuche gehen oder schon gegangen sind und dabei für die nachfolgenden Pilgerinnen und Pilger verschiedene Schlüssel am Wegesrand liegen gelassen haben. Schlüssel zu einem wertvollen Schatz. Danke!

Auf meiner Wanderung habe ich in Ho‘oponopono, einer alten hawaiianischen Methode, um Beziehungen zu heilen, solch einen Schlüssel erhalten. Indem ich Ihnen diesen Schlüssel nun weiterreiche, möchte ich Sie an einem großartigen Schatz teilhaben lassen. Vielleicht ist es der Schlüssel zu Ihrem Herzenswunsch, der Schlüssel zu Ihrer Berufung, der Schlüssel zu innerem Frieden oder zu einer liebevollen Beziehung. Es liegt an Ihnen, welche Tore Sie öffnen möchten. Ich kann Ihnen diesen Schlüssel nur überreichen – nutzen und benutzen müssen Sie ihn selbst. Mögen Sie aus den folgenden Seiten für sich und für die Welt, in der Sie leben, einen unendlich großen Nutzen ziehen. Herzlich willkommen in einer Welt voller Wunder!

Aloha und Namasté

Ihr Ulrich Emil Duprée

Was ist Ho‘oponopono?

Die amerikanische Ärztin Dr. Erika Haertig bezeichnete Ho‘oponopono bereits 1970 in dem Buch Nana I ke Kumu (»Schau auf die Quelle«) als die wohl wirkungsvollste Konfliktlösungsmethode, die je von einer Kultur erfunden wurde.1 Es handelt sich dabei um eine einfache und elegante Methode, die eigenen persönlichen Probleme, zwischenmenschliche Konflikte innerhalb einer Partnerschaft oder einer Gruppe sowie Umwelt- und globale Probleme durch Anschauen, Annehmen, Analyse, Verantwortung, Mitgefühl, Ausgleichen, Vergeben, Danken, Versöhnen und gemeinsames, zielgerichtetes Handeln zu lösen.

Ho‘oponopono kommt aus Hawaii2 und ist traditionell eine Familienkonferenz – ein klar strukturiertes System, um einerseits die Harmonie innerhalb einer Familie oder Gemeinschaft wiederherzustellen und andererseits ein gesundes, reiches und erfülltes Leben zu garantieren. Dieses Konfliktlösungskonzept drückt den Wunsch aus, mit sich selbst, den Menschen, der Natur, Mutter Erde, dem Kosmos und dem Ursprung allen Seins, der universellen Urquelle, in Harmonie und Frieden zu leben. Mit dieser Technik kommen Sie und Ihre Familie, Ihre Freundinnen und Freunde, Ihre Bekannten, Ihre Mitarbeitenden und Ihr Umfeld wieder in ein inneres Gleichgewicht. Alle gelangen von einem Gefühl des Getrenntseins in eine Art Einheit, in ihre natürliche Kraft, in die Mitte und somit in die Heilung.

Ho‘oponopono zielt darauf ab, wieder heil im Sinne von vollständig zu werden. Das, was bisher abgelehnt und ausgeklammert wurde, wird gewürdigt, wieder aufgenommen und verwandelt. Wie Sie feststellen werden, ist Ho‘oponopono eine Möglichkeit, sich zu reinigen – und die Heilung Ihres Herzens, Ihrer Beziehungen, Ihres Unternehmens oder Ihrer Finanzen folgt dann wie von allein aus der Integrität, der Harmonie, der Vollkommenheit, der Gemeinschaft, der Verbundenheit, der Erkenntnis, dem Frieden und der Klarheit im Handeln heraus.

Wortbedeutung – oder: ein Konsens ist möglich

Der Begriff Ho‘oponopono bedeutet wörtlich übersetzt »die Dinge wieder richtigstellen«. Spüren Sie in diesem Sinne einmal in sich hinein, wie es wäre, wenn Sie in Ihrem Leben am richtigen Ort stünden. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie in Ihrer Familie und an Ihrem Arbeitsplatz einfach richtig wären?

Ho‘o heißt »machen«, »verursachen«, »auf den Weg bringen« und »sich kümmern«. Pono bedeutet »richtig«, »in Ordnung«, »harmonisch«, »milde«, »barmherzig«, »gerade« und auch »flexibel«. Das Leben selbst ist flexibel und anpassungsfähig. Veränderung und Wandlung sind die große Konstante im Leben, und bleibt unsere eigene Anpassungsfähigkeit aus, so treten Härte und Stagnation, finanzieller Verlust oder Krankheit ein. Das Leben will fließen und ein Maximum für alle Beteiligten erreichen. Möchte man Konflikte mit Liebe und nicht mit psychischer oder körperlicher Gewalt lösen, sollte man flexibel sein. Es ist gerade das Wesen zwischenmenschlicher Beziehungen, sich auf den anderen einlassen zu können – und was für Paare gilt, gilt auch für Nationen, für die Wirtschaft oder allgemein für das Zusammenleben aller Wesen auf der Erde. Das Leben ist Vielfalt. Was hätte es auch für einen Nutzen, wenn alle anderen genau so wären wie man selbst? Wer möchte schon exakt mehr von dem, von dem man sowieso schon genug hat? In dieser Flexibilität finden wir den Kern von Ho‘oponopono – oder wie mir die hawaiianische Priesterin Haleaka Iolani Pule anvertraute: »Bei Ho‘oponopono geht es nicht darum, wer recht hat, sondern um gute Beziehungen.«

Ponopono ist eine Verstärkung im Sinne von »wirklich richtig«. Es bedeutet »richtig für mich und gleichzeitig richtig für dich; richtig für die Menschen und gleichzeitig richtig für die Tiere und Pflanzen; richtig für die Erde und die Natur und richtig für jeden Einzelnen« – kurzum, Lebenserfolg für alle. Statt eines Kompromisses oder gar einer Win-lose-Beziehung wird ein Konsens aller Beteiligten erreicht. Diese Win-win-Situationen machen Ho‘oponopono so effektiv. In diesem Sinne ist es ein geistig-spiritueller Prozess, der sich mit »ein Weg zur Vollkommenheit« übersetzen ließe. Aktiv dürfen Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, auf den Weg machen und Ihren Platz im Leben finden und ganz einnehmen.

Herkunft und Ursprung

Ho‘oponopono gehört zum praktischen Teil der alten hawaiianischen Lehren, und zwar zu den traditionellen Reinigungsmethoden innerhalb der Kahuna-Wissenschaften innerhalb des Huna. Die Heiler und Heilerinnen, die Schamanen und Schamaninnen erkannten frühzeitig, dass es weniger die äußeren Herausforderungen sind, die das Leben beschwerlich machen. Sie sahen innere psychologische Gründe, sogenannte Gedankenmuster, dysfunktionale Mentalprogramme, als Ursache für verschiedene Krankheiten, aber auch für Unfälle, Verlust und selbstverständlich für jeglichen Konflikt, Streit bis hin zur Gewalt.

Bevor die Sonne untergeht, vergib.

Sprichwort aus Hawaii

Man kann beobachten, wie in großen Bambuswäldern manchmal ein Feuer ausbricht. Dort weht ein sanfter Wind, und die langen Rohre wiegen sich würdevoll hin und her. Reiben zwei Bambusstämme nur genügend lange aneinander, entsteht eine große Hitze, und bald beginnt es, zu brennen. Wer trug Schuld – der rechte oder der linke Bambus oder der Wind? Wenn Menschen zusammenleben, gibt es immer Konflikte, weil sich die Egos aneinander reiben. Wenn man so eng wie die Hawaiianer zusammenlebt, ist man schon von Natur aus gezwungen, Lösungen zu finden, will man in Frieden und Fülle leben. Sämtliche Reibereien, Probleme und Schwierigkeiten innerhalb der Familie (Ohana) müssen irgendwie gelöst werden. Alle Vermeidungsstrategien, um sich dem Problem nicht stellen zu müssen – zum Beispiel weglaufen, wegsehen, sich betäuben oder jemanden ausgrenzen –, hätten auf Hawaii nur zu noch mehr Problemen geführt. Rache und Vergeltung hätten die Inseln entvölkert, und auf die Idee, Gefängnisse zu bauen, kam man zum Glück lange nicht.

Stattdessen stellten die »Kinder des Mondes« (so nennen sich manche Hawaiianer noch heute) einen allgemeinen Verhaltenskodex mit ethisch-moralischen Zielen auf, der sich mit einem Wort zusammenfassen lässt: Aloha. Das Wurzelwort Alo bedeutet »etwas miteinander teilen«, und Ha ist »die Essenz«. Ha ist auch das Ausatmen, und so wurde der Mensch in verschiedenen spirituellen Überlieferungen dadurch belebt, dass der Schöpfergott seinen Atem, den Lebensodem, in ihn hineinblies. Aloha bedeutet Liebe, Wertschätzung und willkommen: »Ich sehe das Göttliche in dir, und ich sehe das Göttliche in mir.« Aloha ist die Urkraft im Leben. Sie ist die Essenz der Urquelle, die alles durchdringt. Die Liebe möchte Wachstum, Gesundheit, Wertschätzung, Erfolg, Entwicklung und Fülle für alle Lebewesen. Man sagt, Aloha sei der Ursprung jeglicher Heilung, weil in ihr keinerlei Negativität existiert – und genau davon handelt die folgende Geschichte.

Die Flamme von Aloha:Wie man das innere Licht wieder zum Leuchten bringt

In einem alten Gesang vergleichen die Ureinwohner von Hawaii das Herz eines Menschen mit einer Schale. In dieser Schale brennt ein wundervolles, sanftes Licht: die Flamme der Liebe – Aloha. Mit und durch diese Liebe ist alles möglich, mit ihrer Hilfe kann man mit den Vögeln fliegen und mit den Haien schwimmen. Dies mag ein Hinweis darauf sein, dass man mit einem liebenden Herzen Mitgefühl und Empathie für die unterschiedlichsten Wesen entwickeln kann. Jedes Mal allerdings, so geht es in diesem traditionellen Chant weiter, wenn jemand zum Beispiel ärgerlich oder neidisch wird, ist es so, als würde er einen Stein in seine Schale legen. Dieser Stein verdrängt das Licht, und mit jedem Stein des Neids, der Gier oder des Zorns wird es dunkler im Herzen, denn zwei Dinge können nicht zur selben Zeit am gleichen Ort sein. Wenn das Herz dann kalt und schwer, das Gemüt trübe wird und die Kräfte nachlassen, wird es unmöglich, mit den Vögeln zu fliegen und mit den Haien zu schwimmen. Dann muss man seine Schale herumdrehen und die Steine hinausfallen lassen. Das Licht der Liebe, die Flamme von Aloha, brennt wieder hell, sanft und strahlend wie zuvor – und alles wird wieder möglich. Mit einem Ho‘oponopono verfolgen wir eine der folgenden fünf Absichten:

• Harmonie in der Ohana etablieren

• Einen Ausgleich zwischen Opfer und Täterin oder Täter schaffen

• Das Ablösen von Fremdenergien, Häusern, Situationen, Verstorbenen (Ho‘o mahiki)

• Heilung manifestieren bzw. die Selbstheilungskräfte aktivieren (Ho‘o ola)

• All das gipfelt im Frieden (Malu) – im Frieden mit sich selbst, mit anderen, mit der Natur und mit Gott, und diesen Frieden zu etablieren, nennt man Maluhia.

Dein Problem ist auch mein Problem

Hatte ein Hawaiianer oder eine Hawaiianerin ein Problem, so war dies das Problem aller. Dies galt allerdings nicht als eine Art Belastung, sondern als Möglichkeit, etwas zu heilen. Die Dinge mussten in einem größeren Kontext wieder richtiggestellt werden. Ein Mensch wurde in seinen Nöten nie isoliert, sondern stets vor dem Hintergrund seiner Umgebung – zu der man auch selbst gehörte – betrachtet. Er galt immer als Teil seines Stammes, einer gemeinsamen Familiengeschichte und der Insel, abhängig vom Meer und eingebettet in die Natur. Was war geschehen, dass es ihm oder ihr nicht gut ging?

Jeden Buchstaben, jedes Wort, das Sie hier zum Beispiel lesen, können Sie nur wegen des Hintergrunds des weißen Papiers erkennen. Wäre das Papier schwarz, so würde die schwarze Schrift unleserlich werden und ihre Funktion verlieren. In ähnlicher Weise wird jeder Mensch erst vor dem Hintergrund seiner Umgebung lesbar, vor dem Hintergrund seiner sozialen und kulturellen Geschichte und den damit verbundenen Rollen zum Beispiel als Mutter, Vater, Tochter oder Sohn. Menschen definieren ihre Identität aber nicht nur durch ihre Position innerhalb einer Familie, sondern auch durch ihre Nationalität, durch ihre Zuordnung zu einer Mehrheit oder Minderheit, durch ihre Hautfarbe, Religion usw. Kurz gesagt: Der Mensch muss immer als Mitglied einer Gruppe gesehen werden. Man sagt allgemein, dass jeder dem Durchschnitt seiner fünf nächsten Freunde entspreche; Menschen, die ihn einerseits beeinflussen und mit denen er andererseits bestimmte charakterliche Merkmale und Neigungen teilt. Wir tragen bestimmte Stempel bewusst und unbewusst in uns und mit uns herum – und diese erweiterte ganzheitliche Sichtweise wurde in den 1950er-Jahren in den USA von der Familientherapie aufgenommen.

Als Mitspieler auf der Bühne des Lebens sahen sich die Hawaiianerinnen und Hawaiianer aber nicht nur an Problemen innerhalb der hawaiianischen Familie, der Ohana, beteiligt, sondern an sämtlichen Problemen auch ihre Umwelt betreffend, denn der Mensch und die Natur leben ebenfalls in einer Gemeinschaft zusammen.

In unserer modernen, mobilen Informationsgesellschaft sind wir geneigt, uns von unserer Familie zu trennen. Das beginnt schon sehr früh, indem Kinder einsam vor dem Fernseher oder ihrem Tablet sitzen. Später mögen wir uns von unserer Familie räumlich und gedanklich trennen – doch wir alle nehmen unsere Familiengeschichte mit.3

Versuche, unser geistiges Erbe und unsere Wurzeln abzulehnen, enden bestenfalls auf der Couch eines Therapeuten, aber auch der Konsum von Alkohol, Drogen oder Tabletten, Überarbeitung, eine Essstörung oder sogar ein Suizid kann die Folge sein, wenn das Leben selbst nicht mehr zu ertragen ist. Studien zeigen, wie haltlos entwurzelte Menschen sind und dass sie dazu neigen, in Extreme oder in eine Depression zu fallen. Will man wirklich frei sein, gilt es die Vergangenheit und alle belastenden Erinnerungen durch Annehmen, Reflektieren und Vergeben zu heilen und sie nicht durch Verdrängung von sich zu schieben. Um persönlich zu wachsen, müssen wir zurück von der Trennung in die Einheit mit uns selbst kommen. Wir sind aufgefordert, die Spaltung zu überwinden und zu lernen, uns selbst und anderen zu vergeben.

Aktiv am Gesundungsprozess der Welt mitwirken

Es gibt viele Gelegenheiten, Beziehungen zu heilen und zu vergeben, und die Variationsmöglichkeiten, dabei ein Ho‘oponopono anzuwenden, scheinen grenzenlos: Probleme in der Partnerschaft, mit den Eltern, den Kindern oder am Arbeitsplatz, Geldsorgen, wiederkehrende blockierende Muster, Arbeitslosigkeit, Konflikte mit Kundinnen oder Mitarbeitern, Schwierigkeiten bei der persönlichen Zielfindung, Versuche der Einigung und Versöhnung auf nationaler Ebene – um nur ein paar wenige zu nennen. Auf Hawaii und in den USA nutzen es Therapeuten und Beraterinnen erfolgreich in der Sozialarbeit, in der Eheberatung, in der Jugendbetreuung, im Täter-Opfer-Ausgleich, bei außergerichtlichen Schlichtungen und, um allgemein das emotionale und körperliche Wohlbefinden zu fördern.4

Zahlreiche Studien in den USA, unter anderem an den Universitäten Berkeley, Iowa, Harvard und Walden, haben gezeigt, dass sich diese Methode hervorragend eignet, die persönliche und berufliche Entwicklung zu beschleunigen, Beziehungen zu heilen, aber auch, um psychosomatische Krankheiten zu begleiten, indem man darunter liegende Gedankenmuster auflöst. Manche nennen sie einen »Turbo«, um Bestellungen ans Universum zu richten oder um persönliche und berufliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Man kann ein Ho‘oponopono allein oder in einer Gruppe vielseitig zur Konfliktlösung anwenden: um den Teamgeist zu stärken und Ziele und Beweggründe zu definieren, um ein Geschäft oder ein Unternehmen wieder aufzurichten oder um die seelischen Ursachen von Krankheiten zu finden.

Das Besondere an Ho‘oponopono ist, dass auch die persönliche Umgebung, die Familie und das Arbeitsumfeld eine positive Veränderung erfahren, sobald man in den inneren Frieden tritt und sich dabei selbst heilt. Man kommt mit sich ins Reine oder anders ausgedrückt: Man schließt mit sich selbst und dem Universum Frieden. Wir alle sind ein Teil dieser Welt und beeinflussen einander. Wenn wir leiden, vergrößern wir das Leid in der Welt, und wenn wir zu innerem Frieden gelangen, vergrößern wir den Frieden in der Welt – ganz einfach.

Heute scheinen wir Menschen das Maß unseres Handelns allerdings verloren zu haben. Der ökologische Fußabdruck beweist, dass wir mehr von der Erde nehmen, als wir geben. Wie im Vorübergehen vergiften wir die Luft und das Wasser. Tiere, Pflanzen, Menschen werden ausgebeutet oder getötet. Artensterben und Kriege um Ressourcen stehen auf der Tagesordnung. Deswegen scheint mir die Methode des Ho‘oponopono auch dafür geeignet, auf vielerlei Krisen zumindest besänftigend zu wirken und neue Perspektiven zu eröffnen – denn wie wir alle wissen, lassen sich Probleme nicht mit derselben Sichtweise lösen, mit der sie verursacht wurden. Dazu aber später mehr.

In den folgenden Kapiteln geht es um Ihren persönlichen und um den internationalen Frieden. Ich lade Sie dazu ein, sich für neue Gedanken zu öffnen und diese in Ihre Tätigkeiten als Eltern, Therapeutinnen, Coaches, Lehrerinnen, Seelsorger, Wissenschaftlerinnen oder Politiker miteinzubeziehen. Nutzen Sie einfach jene Informationen aus diesem Buch, die zu Ihnen und Ihrem Leben passen.

Historische Strömungen

Das schamanistische Ho‘oponopono

Die Anfänge von Ho‘oponopono reichen weit in die Vergangenheit zurück, und in jener alten Zeit galten Reinigungsrituale und Vergebungszeremonien immer als wichtige Vorbereitung auf die Heilung körperlicher Krankheiten. In der Tradition des Ho‘oponopono werden Krankheiten genauso wie Kriege oder Umweltkatastrophen (in unserer Zeit auch Terrorismus, Bankenund Flüchtlingskrisen, Zivilisationskrankheiten oder der Klimawandel) als sichtbare, an die Oberfläche kommende Symptome der inneren Konflikte der Menschen gesehen: Ein Unrecht gegen die Natur, die Tiere, die Pflanzen, gegen andere Menschen oder gegen sich selbst führt zu einer sogenannten Verspannung, einer emotionalen Blockade, einem dysfunktionalen Gedankenmuster und Fehlverhalten, die in einer Ho‘oponopono-Zeremonie gelöst werden können. Schon vor Jahrhunderten rief man dafür den oder die Kahuna ho‘oponopono, der bzw. die untersuchen sollte, was auf geistiger Ebene geschehen oder was der auslösende innere Konflikt war. Welches Gedankenmuster hatte zum Unrecht geführt? Gab es ein traumatisches Erlebnis? So heilte man das Seelische – und die Heilung des Körpers folgte häufig wie von selbst.

Heute sind diese Themen aktueller denn je und werden unter anderem in der Gesellschafts- und Wirtschaftspsychologie sowie in der Mind-Body-Medicine5 erforscht. Vergebung und Meditations- und Entspannungstechniken sind damals wie heute wichtige Faktoren auf dem Weg zur Genesung.6 Im Anhang sowie in meinem Online-Kurs finden Sie dazu eine reiche Sammlung von wissenschaftlichen Studien.

Das traditionelle Ho‘oponopono

Seit den Veröffentlichungen der hawaiianischen Wissenschaftlerin und Autorin Mary Kawena Pukui (1895–1986) in den 1950er-Jahren kennen wir im Westen Ho‘oponopono als Familienkonferenz bzw. als Familientherapie. Es ist die traditionelle Methode, die in vier oder zwölf Schritten beschrieben wird und auf das Lösen und Klären von Konflikten innerhalb einer Gruppe, der Ohana, abzielt. Missverständnisse und Fehlverhalten werden im Beisein eines Vermittlers, einer Vermittlerin oder eines Mediators, einer Mediatorin (Haku und Tutu) besprochen und diskutiert. Anschließend blicken alle Beteiligten vor der Urquelle, den Ahnen und den Anwesenden in ihre Herzen, wo sämtliche Aspekte des Grolls, der Enttäuschung, des Widerstands und Misstrauens, die einem konstruktiven Miteinander entgegenstehen, durch bedingungsloses wechselseitiges Vergeben gelöscht werden.

Das moderne Ho‘oponopono

In den 1970er-Jahren stellte die als lebendiger Schatz Hawaiis geehrte Morrnah Nalamaku Simeona (1913–1992) der Öffentlichkeit eine modernisierte Methode in zwölf Schritten vor. Sie integrierte christliche und indische Elemente sowie das System der drei Selbste in das traditionelle Ho‘oponopono und präsentierte es so als Hilfe-zur-Selbsthilfe-Methode. Nun war es möglich, diese Technik zur mentalen und seelischen Reinigung für sich selbst auch ohne einen Vermittler anzuwenden. Im Zentrum dieser Methode stehen Gebete.

Weiterentwicklungen

Nach dem Tod Morrnah Simeonas übernahm 1996 einer ihrer zahlreichen Schüler, Dr. Ihaleakala Hew Len (1939–2022), die Leitung ihrer Stiftung Foundation of I. Durch ihn und seine Geschichte wurde der Bekanntheitsgrad von Ho‘oponopono noch größer.

1983 wurde Dr. Ihaleakala Hew Len von einem Bekannten gebeten, in der psychiatrischen Abteilung des Staatsgefängnisses von Kaneohe auf Hawaii zu arbeiten, wo über dreißig psychisch kranke Gefangene einsaßen. Es herrschte Personalmangel, und das hatte seinen Grund, denn die Anstalt und die dortige Arbeit wurden allgemein als »die Hölle« bezeichnet. Das Gros der Angestellten war krank, dienstuntauglich oder kündigte so schnell wie möglich nach der Einstellung. Dr. Ihaleakala Hew Len willigte ein, dort zu arbeiten – jedoch unter der Bedingung, eine Methode anwenden zu dürfen, die er gerade gelernt hatte. Dies wurde ihm gestattet, doch durfte er nur die Krankenreporte der Gefangenen lesen und keine Gespräche mit den Insassen führen.

Was tat Dr. Ihaleakala Hew Len? In den folgenden vier Jahren las er mehrmals täglich die Berichte über die Gefangenen und fragte sich dabei: »Was ist in mir an Dunkelheit, an Negativem, an Gewalt und Hässlichkeit, dass es so etwas in meiner Welt gibt? Was ist mein Anteil daran, dass mein Bruder im Geiste so etwas getan hat?« Immer, wenn er etwas davon auch in sich, in seinem Herzen gefunden hatte (Gewalt, Aggression, Hass, Rache, Neid, Eifersucht – die ganze Palette menschlicher Abgründe), machte er ein Ho‘oponopono nach hawaiianischer Tradition und fasste es mit folgenden Sätzen zusammen: »I love you. I am sorry. Please forgive me. Thank you. – Ich liebe dich. Es tut mir leid. Bitte verzeihe mir. Danke!«

Dr. Ihaleakala Hew Len arbeitete ausschließlich an der Reinigung seines Herzens und Bewusstseins (Nou nou), und nachdem er eineinhalb Jahre lang ein Ho‘oponopono gemacht hatte, hatte sich die Stimmung und die Atmosphäre im Gefängniskrankenhaus verändert. Keiner der Gefangenen trug mehr Handschellen, das Personal, die Wärter und Therapeuten, kamen gern zum Dienst, und der Krankenstand der Angestellten verringerte sich. Therapeutische Gespräche mit den Gefangenen wurden möglich, und nach vier Jahren waren bis auf zwei Gefangene alle Insassen geheilt. Die Anstalt wurde schließlich geschlossen.

Hat Dr. Ihaleakala Hew Len nun jemanden geheilt? Die Betroffenen sagen sicher: »Ja.« Dr. Ihaleakala Hew Len erklärte jedoch in einem Interview, er habe nur an seiner eigenen Reinigung und der Löschung von Informationen in seinem inneren Kind bzw. Unterbewusstsein (Unihipili) gearbeitet. Er betonte, die Lösung des jeweiligen Konflikts sei erfolgt, weil er 100 % Verantwortung für das Vorhandensein der Gefangenen in seinem Leben übernommen hatte. Dr. Ihaleakala Hew Len lehrte Ho‘oponopono unter anderem als Reinigung von Erinnerungen (Daten), die der inneren Harmonie entgegenstehen. Seine Methode wird häufig als ein vereinfachtes Ho‘oponopono bezeichnet, das sich in vier Sätzen zusammenfassen lässt:

Ich liebe dich.

Es tut mir leid.

Bitte verzeihe mir.

Danke.

In diesem Buch werden wir diese vier Sätze nutzen, um einen direkten Einstieg in die Übungen und in die Praxis des Ho‘oponopono zu finden. Sie sind wie vier kleine Diamanten, denn sie fassen das komplexe Ho‘oponopono-System zusammen, und wenn Sie den Übungen und den Ho‘oponopono-Inspirationen auf den weiteren Seiten folgen, werden Sie immer mehr Edelsteine finden.

Welches Ho‘oponopono ist das richtige?

Die Kahuna Haleaka Iolani Pule beantwortete mir diese Frage 2012 folgendermaßen: »Ho‘oponopono besteht aus vielen Blättern – genau so, wie ein Baum voller Blätter ist. Doch die Blätter sind nicht der Baum.«

In diesem Buch möchte ich Ihnen von diesem Baum berichten. Die Blätter sind dabei die Möglichkeiten, Ho‘oponopono für sich zu entdecken und je nach Aufgabe zu variieren, ohne am Sinn etwas zu verfälschen. So sieht ein Ho‘oponopono in der Paarberatung natürlich anders aus als in einem Unternehmensgespräch, wo es zum Beispiel darum geht, einen Fall von Mobbing zu beenden, Fehlzeiten zu verringern, Tarifverhandlungen zu führen oder zu untersuchen, warum sich verschiedene Kunden zurückziehen. Sie können aber auch ein Ho‘oponopono machen, wenn Sie zum Beispiel eine neue Wohnung suchen, um eine Immobilie erfolgreich zu verkaufen, wenn Ihre Nachbarn zu laut sind oder Ihr Knie schmerzt.

Manchmal wird die eine oder andere Variante als die einzige oder wahre Methode bezeichnet. Wir alle kennen solche Aussagen in Bezug auf »die wahre Religion«, »den einzig wahren Weg« usw. Doch wohin führen solche Bezeichnungen? Zu Streit. Ho‘oponopono hat nichts mit einem bestimmten Glauben bzw. einer bestimmten Religion zu tun, sondern mit einfachen Wahrheiten, die Sie in vielen Traditionen finden können. Es geht um gewaltfreie Kommunikation, Mediation und psychologische Phänomene. Das, was Sie hier lesen, finden Sie auch im tibetischen Dhammapada7, in der Verhaltenspsychologie und in der Bergpredigt Jesu von Nazareth im Neuen Testament. Nutzen Sie einfach die im Folgenden aufgeführten praktischen Komponenten im Sinne Ihrer eigenen Affinität.

Ho‘oponopono – die Praxis

Die vier Menschen, denen wir vergeben sollten

Als Nelson Mandela (1918–2013) nach siebenundzwanzig Jahren aus dem Gefängnis freikam, wurde er von einem Reporter gefragt, ob er noch Wut, Hass und Verbitterung gegenüber dem Apartheid-Regime empfinde. Darauf antwortete er: »Wenn in mir noch Wut und Hass wären, dann würde ich zwar dieses physische Gefängnis verlassen, doch ich wäre immer noch in meinem eigenen seelischen Kerker eingesperrt.«

Die Arbeit mit meinen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern