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Nina lag auf ihrem Bett und schrieb Tagebuch. Es war so viel geschehen in so kurzer Zeit … Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren. Endlich halten Nina, Luzy, Delia, Daniel und Felix den Gral in Händen. Niemand ahnt, welche Geheimnisse er birgt, bis der Geheime Club der alten Weide auf eine Schriftrolle mit dem Text einer uralten Liebeslegende stößt. Während Nina und Daniel noch von ihren Gefühlen füreinander verwirrt sind, kommt es zu tragischen Ereignissen. Was hat der Gral damit zu tun? Den Sibunas bleibt wenig Zeit, sieben Aufgaben zu lösen, um eine Katastrophe abzuwenden … Die Buchreihe zur Nickelodeon-Erfolgsserie – jetzt als eBook! Jetzt als eBook: „Der geheimnisvolle Fluch“, der Roman zur Serie „Das Haus Anubis“. jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.
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Seitenzahl: 374
Über dieses Buch:
Endlich halten Nina, Luzy, Delia, Daniel und Felix den Gral in Händen. Niemand ahnt, welche Geheimnisse er birgt, bis der Geheime Club der Alten Weide auf eine Schriftrolle mit dem Text einer uralten Liebeslegende stößt. Während Nina und Daniel noch von ihren Gefühlen füreinander verwirrt sind, kommt es zu tragischen Ereignissen. Was hat der Gral damit zu tun? Den Sibunas bleibt wenig Zeit, sieben Aufgaben zu lösen, um eine Katastrophe abzuwenden …
Die Buchreihe zur Nickelodeon-Erfolgsserie – jetzt als eBook!
In der Serie Das Haus Anubis erscheinen bei jumpbooks auch die folgenden eBooks:Das Haus Anubis: Der geheime Club der Alten Weide
Das Haus Anubis: Das Geheimnis des Grabmals
Das Haus Anubis: Die Auserwählte
Das Haus Anubis: Das Geheimnis der Winnsbrügge-Westerlings
Das Haus Anubis: Die Träne der Isis
Das Haus Anubis: Pfad der 7 Sünden
Das Haus Anubis im Internet:www.DasHausAnubis.de
www.DasHausAnubis-DerFilm.de
www.studio100.de
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eBook-Neuausgabe April 2016
Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer und Andrea Kluitmann, bearbeitet von Igor Hartmann und Andreas Guni
Copyright © der Originalausgabe 2010 Studio 100 Media GmbH
Text von Alexandra Penrhyn Lowe, basierend auf den Drehbüchern zur TV-Serie Het Huis Anubis von Hans Bourlon, Gert Verhulst und Anjali Taneja
Copyright © der Neuausgabe 2012 dotbooks GmbH, München
Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München
Titelbildabbildung: © 2012 Studio 100 Media GmbH
E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH
ISBN 978-3-96053-002-2
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Das Haus Anubis
Der geheimnisvolle Fluch
Das Buch zur TV-Serie
jumpbooks
Nina lag auf ihrem Bett und schrieb Tagebuch. Es war so viel geschehen in so kurzer Zeit … Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er gleich explodieren. Jetzt wollte sie endlich mal alles in Ruhe aufschreiben – und zwar der Reihe nach. Sie schaute kurz aus dem Fenster und beugte sich dann wieder über ihr buntes Tagebuch.
Wenn mir jemand, bevor ich ins Haus Anubis zog, gesagt hätte, was alles geschehen würde – ich hätte es niemals geglaubt. Alles fing an mit der seltsamen alten Frau bei meiner Oma im Seniorenheim. Sie erzählte mir, im Haus Anubis sei ein Schatz versteckt, und gab mir ein altes Medaillon mit dem Foto eines kleinen Mädchens.
Als Luzy mich danach als Mutprobe auf den Dachboden schickte, entdeckte ich eine Geheimwand und dahinter ein Gemälde des Mädchens aus dem Medaillon und einen Zettel mit dem ersten Rätsel. Ich wusste nicht, wer das Mädchen war, und das Rätsel verstand ich auch nicht. Obwohl die alte Frau im Seniorenheim gesagt hatte, ich dürfe niemanden ins Vertrauen ziehen, weil das nicht sicher sei, habe ich schließlich doch Daniel gefragt. Er war der Einzige im Haus, der ein wenig freundlich zu mir war, und so hatte ich das Gefühl, ihm vertrauen zu können. Daniel war echt großartig! Er half mir sehr, und langsam wurde er wirklich mein Kumpel. Oder doch mehr? Gemeinsam haben wir das erste Rätsel gelöst. Wir fanden die Wachsrollen auf dem Dachboden. Und dann bekamen wir noch raus, dass das Mädchen im Medaillon und die Frau im Seniorenheim ein und dieselbe Person waren. Sarah Winnsbrügge-Westerling, die Tochter eines berühmten Archäologenehepaars, das bei einem geheimnisvollen Autounfall ums Leben gekommen war ...
Arme Sarah – sie tut mir so leid. Sie hat nie erfahren, wo der Schatz lag, dabei wollte sie ihn so gern nach Ägypten zurückbringen ... Aber klar, sie war ganz allein, und ich hatte den Club der Alten Weide, deren Mitglieder fast ihr Leben gegeben hatten, um den Schatz zu finden. Erst gehörten nur Daniel und Delia zum Club, dann auch Luzy und Felix. Wir haben den Gral gemeinsam gefunden – eher als Victor, eher als Zeno Trabas, eher als Magnus. Der Geheime Club der Alten Weide fand den Schatz als Erster! Ich kann mir keine besseren Freunde vorstellen. Und vor allem Daniel ... Er hat mir so sehr geholfen. Ohne ihn hätten wir die Rätsel niemals gelöst und den Schatz niemals gefunden. Wie sollte man auch daraufkommen, dass der Gral in Corvuz versteckt war? Aber Daniel hat es herausgefunden. Der arme Corvuz ist dabei leider explodiert. Victor tobte vor Wut, und wir konnten gerade noch aus dem Haus und zum Schulball flüchten.
Wenn ich an den Ball zurückdenke, kommt es mir wie ein Traum vor. Alles war perfekt: das Kleid, das ich von Sarah bekommen hatte, die glitzernde Krone, weil Daniel und ich zum König und zur Königin des Schulballs gewählt wurden. Der Gral war endlich in Sicherheit, und dann dieser Kuss …
Vielleicht war es blöd von mir, ihn zu küssen. Aber ich wollte es schon so lange, und jetzt zweifle ich sehr ... Sind wir noch Freunde oder ist alles vorbei?
Nina starrte durchs Fenster in den Himmel, der sich langsam dunkel färbte. Sie wollte gerade ihre Nachttischlampe anschalten, als die Tür aufgerissen wurde und Delia ins Zimmer stürmte. Schnell klappte Nina ihr Tagebuch zu, aber Delia hatte es schon gesehen.
»Na, schreibst du über deinen Prinzen?«, zog sie Nina auf, während sie sich auf sie stürzte und versuchte, ihr das Tagebuch aus den Händen zu reißen.
»Delia! Lass das!«, sagte Nina panisch. Sie wollte auf gar keinen Fall, dass Delia las, was sie gerade geschrieben hatte.
»Och, bitte, bitte! Ich will jede Einzelheit! Alles!«, bettelte Delia, aber sie versuchte zum Glück nicht mehr, Nina das Tagebuch wegzunehmen. »War das dein erster Kuss?«
Nina sah sie völlig erstaunt an. »Woher weißt du, dass ich geküsst habe?«
Delia schob sich ihr blondes Haar hinter die Ohren und sah Nina ungläubig an. »Wie meinst du das? Das wissen doch alle! Nina, ihr standet mitten im Saal!«
Nina wünschte sich sehnlichst ein großes Loch in den Boden, in dem sie versinken könnte. Alle wussten es? Die ganze Schule?
»Es sah sehr, sehr süß aus«, sagte Delia tröstend. »Seid ihr jetzt zusammen?«
Aber bevor Nina antworten konnte (auch wenn sie nicht wusste, was sie auf diese Frage hätte entgegnen sollen), stürmte Felix ins Zimmer. Ihm folgte Luzy – und danach (oh nein!) Daniel. Nina wusste nicht, wo sie hinschauen sollte, und konzentrierte sich darum auf Felix, der zur großen Kommode rannte und eine Schublade aufzog.
»Super-Felix sucht den verschwundenen Gral. Wo ist er?«, rief er laut und zog ein Kleidungsstück nach dem anderen aus der Schublade.
»Mensch, das ist privat!«, antwortete Delia entsetzt und riss Felix einen cremefarbenen Seiden-BH aus den Händen. Sie schubste ihn neben Luzy auf Ninas Bett.
»Und? Küsst er gut?«, fragte Luzy Nina flüsternd. Sie deutete mit dem Kopf auf Daniel. Der hatte sich auf Delias Schminkhocker gesetzt und fummelte an einer Dose Gesichtscreme herum.
»Du musst auch alles anfassen, oder?«, gab Delia doppeldeutig zu verstehen und nahm Daniel die Dose aus den Händen.
»Ja, er kann die Hände nicht bei sich behalten«, meinte Felix trocken, während er einen roten BH vom Boden aufhob und ihn sich wie zwei Mickymausohren um den Kopf band.
»Das gilt offensichtlich auch für dich.« Delia zog Felix den BH vom Kopf und warf ihn zurück in die Schublade. Dann kramte sie ein wenig in der Wäsche herum. »Tadaaa!«, rief sie triumphierend und hielt den Gral hoch.
»Wow.« Felix streckte die Hände aus und schaute den goldenen Kelch bewundernd an.
»Hast du keine Angst, dass Victor ihn dort findet?«, fragte Daniel beunruhigt.
»Zwischen meiner Unterwäsche? Das soll er sich mal trauen, da zu suchen!«
»Aber das hat Felix doch auch getan«, bemerkte Daniel mit seiner eisernen Logik, die keine Gegenargumente duldete.
Delia wusste einen Moment nicht, was sie sagen sollte.
»Victor sitzt doch eh immer nur im Keller rum«, sagte Luzy. Seit sie durchs Fenster zum Schulball geflüchtet waren, hatte niemand mehr Victor gesehen. Er zog sich in den Keller zurück, um Corvuz wieder zusammenzuflicken. Er war wie von Sinnen gewesen, als er merkte, dass sein ausgestopfter Rabe – sein treuer Freund – explodiert war, und hatte seither nichts anderes im Kopf. Aber das dauerte bestimmt nicht ewig. Sobald Corvuz wieder heil war, würde Victor die Jagd nach dem Gral mit Sicherheit wieder aufnehmen.
»Was machst du denn da?«, fragte Daniel Felix, der in den Gral biss.
»Prüfen, ob er echt ist«, murmelte Felix. »Dann können wir ihn verscherbeln.«
»Nein!«, warnte Nina sofort. »Du weißt doch, was Sarah gesagt hat. Der Gral muss zurück nach Ägypten.«
Daniel zog den Kelch rasch aus Felix’ Händen. »Aber wohin denn bloß? Und wie?«
Auf einmal rief Luzy: »Da kommt jemand, hoffentlich nicht Victor!«
Alle wurden panisch. Felix tauchte unter Delias Decke ab, Daniel rollte sich unters Bett, und Luzy rannte zum großen Schrank. Und schon wurde die Türklinke heruntergedrückt ...
»Moment! Ich bin nicht angezogen!«, sagte Nina gehetzt.
Delia rannte zu ihrem Bett und warf sich rasch auf die Bettdecke, unter der Felix lag.
»Ich erwarte dich in zehn Minuten in meinem Büro«, erklang Victors Stimme gedämpft.
Plötzlich fiel Delias Blick auf etwas, was ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ: Der Gral stand noch auf ihrer Kommode!
»Nina!«, rief sie ängstlich.
Nina hechtete auf den Gral zu und stopfte ihn unter ihre Decke.
»Da ist doch auch Delia!«, ertönte Victors Stimme wieder. »Du kannst gleich mitkommen – in zehn Minuten. Und keine Sekunde später!«
Die Klinke ging wieder hoch, und sie hörten Victors Schritte verhallen.
»Na endlich, ich wäre fast erstickt!« Felix kam mit rotem Kopf unter der Decke zum Vorschein. »Mensch, bist du schwer!«, sagte er zu Delia, die ihm sofort ein Kissen an den Kopf warf.
»Jetzt hört auf rumzublödeln!«, meinte Nina beunruhigt. »Victor will uns sprechen.«
»Es geht um den Gral, wetten?«, stellte Delia fest.
Die anderen nickten.
»Wir können das Ding nicht ewig verstecken«, seufzte Luzy.
»Hast du eine bessere Idee?« Nina schaute auf ihre Hände. Sie machte sich Sorgen. Wenn Victor auch nur die geringste Vermutung hatte, dass sie den Gral besaßen, würde er keine Ruhe geben, bis er ihn hatte. Und dann? Nina wollte gar nicht daran denken. Wenn sie ihn versteckten, war es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis Victor ihn fand.
»Sagt mal, hat Victor den Gral eigentlich jemals gesehen?«, fragte Felix plötzlich.
Nina zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht. Er kam erst, als ich weg war, und da hatte ich den Gral schon.«
»Aber er war im Turmzimmer, oder?« Felix ließ nicht locker.
»Ist das nicht völlig egal?«, sagte Luzy genervt.
»Ich glaube, er war kurz dort, aber dann ist er sofort hinter Nina hergelaufen«, entgegnete Daniel.
»Also hat er wahrscheinlich nicht genau hingeschaut?«, fragte Felix.
»Wahrscheinlich nicht.«
»Sag mal, was willst du eigentlich?« Luzy verschränkte die Arme vor der Brust.
Felix erklärte, dass sie Victor – wenn er nicht genau hingesehen hatte – vielleicht weismachen konnten, dass der Gral durch die Explosion geschmolzen sei.
»Und dann?« Daniel verstand den Sinn der Sache nicht.
»Dann hört er auf zu suchen, und wir können in aller Ruhe herausfinden, was es mit dem Gral auf sich hat«, verkündete Delia triumphierend. Es war kurz still.
»Eine ziemlich gute Idee«, gab Luzy zu. »Aber fällt er darauf herein?«
»Wenn wir etwas anderes schmelzen und auf den Fußboden gießen schon.«
»Ja! Das machen wir!«, rief Delia erfreut.
»Gute Idee, wir nehmen deinen Schmuck«, meinte Luzy entschlossen zu Delia.
Delias Lachen verging wie Schnee in der Sonne. »Was? Aber, das geht doch nicht!«, sagte sie bedrückt.
»Quatsch, das ist auch nicht nötig«, entschied Daniel. »Wir schmelzen einen Kerzenständer ein, und ihr haltet Victor in Schach.« Er nickte Nina und Delia zu.
Delia sprang auf und hielt sich die linke Hand vors Auge. »Sibuna.«
Die anderen erwiderten ihren Gruß. Für den Bruchteil einer Sekunde kreuzte Ninas Blick den von Daniel, und sie spürte, wie sie knallrot wurde.
»Sibuna«, erklärte sie feierlich. Nina war mächtig stolz, als sie sich die Mitglieder des Clubs der Alten Weide so anschaute. Sie hatten einen Plan: weitermachen, bis sie wussten, wohin der Gral gehörte. Victor würde ihn jedenfalls niemals bekommen, niemals!
Sie folgte den anderen aus dem Zimmer. Luzy, Daniel und Felix schlichen sich nach unten, um den Plan auszuführen, während sie und Delia vor Victors Bürotür zögernd haltmachten. Eine schwache Lampe brannte, und der große, ausgestopfte Schwan an der Decke schaukelte sanft hin und her. Victor war nirgends zu sehen.
»Los, wir gehen schon mal rein«, sagte Delia tapfer und drückte die Klinke hinunter.
Nina schluckte, während sie sich in dem unheimlichen Raum umsah. Sie wollte gerade zu Delia sagen, dass lieber nur sie reden sollte, als die Tür mit einem Knall zuschlug und die Rollläden herunterrauschten. Delia schrie auf.
»Schlechtes Gewissen?« Victor stand plötzlich hinter ihnen und legte eine Hand auf Ninas und Delias Schulter. Nina schluckte wieder und sah zu ihrer Freundin, die so heftig den Kopf schüttelte, dass ihre Ohrringe aneinanderklirrten.
»Habt ihr vielleicht eine Ahnung, warum ihr hier seid?« Victors Hand drückte schwer auf Ninas Schulter.
»Nein«, entgegnete sie mit fester Stimme.
Sie spürte, dass Victor ein wenig fester zugriff.
»Nina, Nina«, drohte er. »Ich hätte dich für ein wenig klüger gehalten. Vielleicht lässt das Wort Gral ja was klingeln?«
»Gral? Was ist das?«, meinte Delia gespielt dumm.
»Hab ich dich was gefragt?«, schnauzte Victor sofort und kam mit dem Mund so nah an Ninas Ohr, dass sie seinen Atem spüren konnte. »Also?«
Victor schaute zur altmodischen Uhr an der Wand. Die Zeiger standen auf kurz vor acht.
»Ich habe Zeit, sehr viel Zeit – bis morgen früh! Aber seid ihr dann auch noch so tapfer?«, fragte er gelassen und wartete ab. »Wo hast du den Gral versteckt?« Victor kam um die beiden herum und stand nun drohend vor ihnen. Er sah Delia an, die deutlich hörbar schluckte.
»Ich hab ihn nicht, ich schwöre es«, ratterte sie los.
»Es gibt überhaupt keinen Gral«, unterbrach Nina. Sie fürchtete, Delia wäre so verängstigt, dass sie sich verplappern würde. Dann wäre alles umsonst gewesen.
Victor lachte heiser. Es klang wie das Krächzen einer Krähe. »Und das soll ich euch glauben? Und die Explosion, was ist mit der?«
»Das war einfach ein Spaß, der ein wenig außer Kontrolle geraten ist.«
»Ein außer Kontrolle geratener Spaß? Und dafür habt ihr Corvuz umgebracht?«
»Corvuz war doch schon tot«, meinte Delia unschuldig.
Victor sah jetzt bedrohlich aus. Er schaltete die eiserne Lampe auf seinem Schreibtisch an, deren Licht genau in ihre Augen schien. Nina sah jetzt nur noch Victors Silhouette. »Ihr werdet mir ganz genau erklären, wie Corvuz explodiert ist und wo der Gral ist«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme.
Nina hörte, wie Delia den Atem anhielt. Sie schaute zur Seite. Delia starrte geblendet in den Lichtstrahl, in dem sie aussah wie ein Gespenst. Stotternd erzählte Nina, dass sie zusammen mit Felix ein Experiment machen wollten und dass Corvuz dabei aus Versehen explodiert war.
Aber so leicht gab Victor nicht auf. »Es kam also zu einer Explosion. Und dann?«
»Dann war da Rauch.«
»Und was hast du in dem Rauch gesehen?«
»Ich weiß nicht genau ... Corvuz’ Federn?«
Victor schlug fest mit der Hand auf den Schreibtisch. »Den Gral!«, schrie er laut.
Delia hielt sich die Ohren zu und jammerte, aber Nina gab sich nicht geschlagen. Sie spähte zur Uhr. Es war halb neun. Ob die anderen schon fertig waren?
»Vielleicht habe ich doch etwas gesehen«, sagte sie auf einmal.
Victor schnaufte gierig. »Was? Los, raus mit der Sprache!«
»Vielleicht eine Art Kelch, einen Schatten. Aber wir bekamen so einen Schrecken, als Corvuz explodierte, dass wir weggerannt sind.«
»Ohne den Gral? Das kannst du deiner Oma erzählen.«
Aber Nina und Delia nickten beide sehr überzeugend.
»Dann müsste er eigentlich noch dort sein«, murmelte Victor.
»Das könnte gut sein …«, fing Nina an.
Aber Victor unterbrach sie sofort: »Halt deinen Mund. Komm mit!« Mit einem Ruck riss er die Bürotür auf und zeigte nach draußen.
Nina sah Delia an, und sie setzten sich zögernd in Bewegung. Hoffentlich hatten Daniel und Felix genügend Zeit gehabt, ihren Plan auszuführen!
Nina ging langsam aus dem Raum, die Treppe hinunter zum Eingang des Turmzimmers. Delia schlich neben ihr, und Victor folgte ihnen wie ein Tiger auf Beutefang. Von der Treppe aus schauten sie in die dämmerige Halle, aber sie konnten niemanden entdecken. In der Luft hing jedoch ein merkwürdig scharfer Geruch. War es den anderen gelungen?
»Macht schon hin!« Victor schob sie mürrisch in Richtung der Porträts der Winnsbrügge-Westerlings, die neben der Tür des Turmzimmers hingen.
Nina schickte ein Stoßgebet an Herrn Winnsbrügge-Westerling. Wenn der Club dafür gesorgt hatte, dass Sarah und er jetzt wieder zusammen waren, konnte er ihnen doch ein wenig helfen.
Victor schnaubte missbilligend, als er sah, dass die alte Holztür zum Turmzimmer schief in den Angeln hing. Das kam natürlich von der Explosion.
»Macht Platz«, befahl er und zog an der Tür, die sich krächzend öffnete. Das runde Zimmer war leer und dunkel.
»So. Und wo ist jetzt der Gral?« Victor schaltete die trübe Lampe an, die sich über der rostigen Kette befand, an die Nina und Daniel Corvuz gehängt hatten.
Nina zeigte in Richtung der Kette. »Corvuz ist dort explodiert.« Dann deutete sie auf den Fußboden. »Und dort habe ich den Schatten des Kelchs im Rauch gesehen.«
Und tatsächlich! Auf dem Fußboden glänzte etwas Metallisches. »Was ist das?« Sie zeigte auf die Lache.
Jetzt sah Victor es auch. Er beugte sich vor und strich über das Metall.
»Oh nein! Der Gral ist geschmolzen«, sagte Delia dramatisch und zwinkerte Nina zu.
Victor kniete sich hin und hob ein geschmolzenes Metallteil auf.
»Ich glaube, zum ersten Mal in deinem Leben hast du recht, Delia«, stotterte er ergriffen und seufzte tief. Sein Kopf sank auf die Brust, während er das Metall an sich drückte.
Nina schluckte kurz. Es war seltsam, Victor so zu sehen. Fast hätte sie Mitleid mit ihm gehabt.
Das war jedoch sofort vorüber, als Victor sich aufrichtete, das Metallteil in den Kittel stopfte und sie wütend ansah. »Aber eurer Strafe entgeht ihr nicht!«
»Strafe? Wir haben doch gar nichts gemacht!«, rief Delia entrüstet.
»Und was ist das hier?« Victor zeigte auf die kaputte Tür. »Ich werde mir ein paar hübsche Strafarbeiten für euch ausdenken.« Mit diesen Worten stampfte er nach oben und schlug die Bürotür mit einem Knall hinter sich zu. Im nächsten Moment war das Haus Anubis erfüllt von den traurigen Klängen eines melancholischen klassischen Musikstücks.
Nina und Delia rannten in ihr Zimmer, wo Luzy, Felix und Daniel schon gespannt auf sie warteten.
»Er hat es geglaubt!« Nina vergaß in dem Moment alles und umarmte Daniel.
»Gut so«, sagte er. Seine Stimme klang kühl, und Nina zog ihre Arme sofort verschämt zurück. Um davon abzulenken, schaute sie zu Delia und Felix, die einen Rap-Tanz aufführten. »Der goldene Gral – ein Bleirinnsal. Wir führen ihn richtig vor – den Dummkopf V.I.C.T.O.R.«, sangen sie übermütig.
Nina lachte. Der Gral war in Sicherheit. Luzy klatschte mit Nina ab, und Felix tanzte auf Daniel zu, der still auf Ninas Schreibtischstuhl saß.
»Daniel, sag mal, bist du nicht froh? Ja, hallo, wie geht’s denn so?«, rappte Felix unermüdlich weiter.
Aber Daniel stand auf und ging zur Tür. »Bin ein wenig müde ... ich geh schlafen«, sagte er matt und verließ das Zimmer.
»Was hast du mit Daniel angestellt, Nina?«, fragte Felix.
»Mensch! Geküsst hat sie ihn!«, antwortete Delia statt Nina, die unsicher zur Tür starrte.
»Erstklassiger Kuss! Er ist völlig hin und weg«, rief Felix fröhlich.
Aber Nina war überhaupt nicht nach Lachen zumute. Sie spürte einen großen Knoten in ihrem Magen. Der Gral war zwar in Sicherheit, aber mit Daniel und ihr sah es nicht gerade nach einem Happy End aus.
Nachdem Felix und Luzy weg waren, traute Nina sich endlich, Delia zu fragen, was sie von Daniel hielt.
Delia gestikulierte heftig beim Reden und bespritzte Nina mit einer blauen Gesichtsmaske.
»Er mag dich auf jeden Fall!«, sagte sie aufgeregt. Sie wischte sich den letzten Rest Blau vom Gesicht und kroch neben Nina unter die geblümte Decke.
»Das sah heute Abend aber nicht so aus, er hat mich fast gar nicht beachtet.«
»Wenn Jungen Mädchen mögen, beachten sie sie oft nicht!«
Nina lachte spöttisch. »So wie Petkovic dich auf dem Schulball nicht beachtet hat?«
Delia schaute einen Moment lang gequält. Sie war so sicher gewesen, dass ihr Geschichtslehrer Luka Petkovic sie auf den Schulball mitnehmen wollte, aber sie hatte es völlig falsch verstanden, und er hatte stattdessen ihre Sportlehrerin Steffi Lehmann gefragt.
»Das gilt nicht«, wehrte sie sich. »Er ist erstens viel älter und zweitens unser Lehrer.«
»Das hat dich sonst aber wenig gestört.«
Delia überging die Bemerkung. »Hör einfach auf mich, ich bin Expertin in Liebesangelegenheiten«, sagte sie voller Überzeugung und kniff Nina kurz in den Arm.
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