Das Leben des Augustinus - Possidius - E-Book

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Possidius

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Beschreibung

Possidius war Bischof von Calama in Numidien und Verfasser dieser Abhandlung über das Leben des Heiligen Augustinus und einer Liste seiner Schriften . Die Daten seiner Geburt und seines Todes sind nicht bekannt; laut Prosper, der in seiner "Chronik" berichtet, dass Possidius und zwei weitere Bischöfe vom Vandalenkönig Genseric, einem Arianer , verfolgt und aus ihren Ämtern vertrieben wurden, lebte er im Jahr 437 im Exil. Possidius spricht, nachdem er den Tod des Heiligen Augustinus beschrieben hat, von seiner ununterbrochenen Freundschaft mit ihm über vierzig Jahre hinweg. Ebenso lässt er verlauten, dass er zum Klerus des Heiligen Augustinus gehörte.

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Seitenzahl: 108

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Das Leben des Augustinus

 

POSSIDIUS

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

Das Leben des Augustinus, Possidius

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849660840

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Einleitung. 2

Vorrede.32

Kap. 1 (Augustins Herkunft, Bekehrung und Taufe).34

Kap. 10 (Der Wuteifer der Zirkumzellionen).41

Kap. 20 (Wie er für Schuldige eingetreten ist).52

Kap. 30. (Ratschlag ob, wenn die Feinde sich nahen, die Bischöfe ihre Kirchen verlassen dürfen.)63

Kap. 31 (Tod und Begräbnis).63

 

 

Das Leben des Augustinus

 

Bibliographische Angaben:

 

ABHANDLUNGEN DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN JAHRGANG 1930 PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE NR.l POSSIDIUS A U G U S T I N S LEBEN EINGELEITET UND ÜBERSETZT ADOLF v. HARNACK BERLIN 1930 VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN KOMMISSION BEI WALTER DE GRUYTER U. CO. Vorgelegt am 27. M arz 1930. Zum Druck genehmigt am 27. Marz 1930, ausgegeben am 4. April 1930. (Commentary, Deutsch).

 

ABHANDLUNGEN DER PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN JAHRGANG 1930 PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE NR.l POSSIDIUS A U G U S T I N S LEBEN EINGELEITET UND ÜBERSETZT ADOLF v. HARNACK BERLIN 1930 VERLAG DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN KOMMISSION BEI WALTER DE GRUYTER U. CO. Vorgelegt am 27. M arz 1930. Zum Druck genehmigt am 27. Marz 1930, ausgegeben am 4. April 1930. (Translation, Deutsch).

 

 

 

 

Einleitung

 

 Am 28. August 430 ist Augustin gestorben - vor 1500 Jahren. Ich bin weit von dem Vorschlage entfernt, die Jubiläen und Gedenktage dieses Jahres noch zu vermehren: der Geist Augustins lebt in den Grundlagen unserer Kultur fort, und er findet auch noch immer seine lebendigen Verehrer unter uns; er bedarf daher keines Kranzes der Erinnerung. Aber ein Versäumnis ist doch nachzuholen: Augustins Biographie ruht auf zwei, freilich sehr ungleichen Fundamenten, auf seinen ,,Konfessionen“ und auf der ,,Vita Augustini“ seines Schülers und Freundes Possidius (Überlieferung hauptsachlich in den kalendarischen ,,Vitae Sanctorum“). Beide werden seit einem Jahrtausend und fort und fort zur Lebensbeschreibung Augustins herangezogen. Aber während die „Konfessionen“ daneben noch eine so großartige und reiche Geschichte haben wie kaum ein zweites Werk der Weltliteratur, gibt es bei uns für die ,, Vita“, die unter dem schweren Schatten der Konfessionen liegt, keine Monographie, ja m. W. nicht einmal eine Übersetzung. Weil sie neben den Konfessionen sachlich und schriftstellerisch dürftig erscheint, glaubte man ihr genug getan zu haben, wenn man ihre Angaben benutzte, sie aber sonst beiseiteschob und sich nicht weiter mit ihr befaßte. Dieses Verhalten ist nicht gerechtfertigt, vielmehr - je häufiger und eingehender man sich mit der ,, Vita“ als selbständigem Schriftwerk beschäftigt, desto höher steigt ihr Wert. Ein Kunstwerk freilich kann man aus ihr nicht machen; aber der Anspruch ihres Verfassers, mit Respekt und Dank gehört zu werden, ist gerechtfertigt. Eben deshalb versuche ich es im Gedächtnisjahr Augustins, eine längst fällige Schuld der deutschen Wissenschaft einzulösen.

Der deutschen Wissenschaft — bei den anderen Kulturnationen steht es insofern anders, als wenigstens zwei von ihnen eine Monographie über die Vita besitzen, die Italiener und die Amerikaner. Jene ist schon 200 Jahre alt und war für ihre Zeit keine üble Leistung;1 diese ist vor nicht langer Zeit erschienen, geht auf die meisten Probleme, um die es sich handelt, ein und ist vortrefflich.2 Bevor ich meinerseits in die Untersuchung eintrete,3 gebe ich einen kurzen Bericht über WEISKOTTEN's Werk.

 

 

Fußnoten

 

1.       S. Aurelii Augustini Hipponensis episcopi Vita autore S. Possidio Calamensi episcopo, ad Mss. Codd. recensita notisque illustrata opera et studio D. Joannis Salinas, Neapolitani, Can. Reg. Lat. ac S. Theol. Lect., Romae, 1731. 

2.       Herbert T. WEISKOTTEN, S. Augustini Vita scripta a Possidio episcopo, edited with revised text, introductions, notes and an English version, Princeton University Press, Princeton, 1919. 

3.       Durch die Beigabe einer Übersetzung hoffe ich schwierigere Stellen geklärt zu haben und zugleich der Schrift eine weitere Verbreitung zu geben. 

 

 

§ 1. WEISKOTTEN's Monographie ,,Augustini Vita scripta a Possidio“.

 

WEISKOTTEN bietet zum erstenmal einen zuverlässig hergestellten Text. Die zahlreichen Ausgaben vor ihm — einschließlich der relativ besten, der Benediktiner-Ausgabe (Paris 1679- 1700) und der Ausgabe von SALINAS — sind berichtigte Abdrucke bzw. leichte Verbesserungen des Löwener Textes von 1564. Die Benediktiner haben fünf  Handschriften herbeigezogen, aber nur flüchtig und planlos benutzt. Dasselbe gilt von SALINAS, der ebenfalls etwa ein halbes Dutzend Handschriften (es. sind andere als die der Benediktiner) benutzt, aber den Text der Benediktiner nur wenig verändert hat. Daß die „Verbesserungen“ dort und hier auch Berichtigungen darstellen, die sich nicht sowohl auf die Manuskripte stützen, als vielmehr den Text glatter und verständlicher machen wollen, ist in jenem Zeitalter, das strenge Textkritik nur selten gekannt hat, nicht überraschend. Hier hat W EISKOTTEN's Arbeit eingesetzt. Von den vielleicht 200 oder mehr Handschriften der „ Vita“, die noch existieren, hat WEISKOTTEN 105 markiert und zeitlich bestimmt, nämlich 61 französische und belgische (unter ihnen 13 Brüsseler und 31 Pariser), 19 italienische (unter ihnen 12 römische und 5 Mailänder), 16 deutsche und österreichische (unter ihnen 4 Münchener, 2 Wiener und I Berliner), 5 englische (unter ihnen 3 Londoner) und 4 schweizerische (2 in St. Gallen)1 Genau untersucht hat er 10 der besten von ihnen (5 französische und 5 italienische), die 5 Handschriften der Benediktiner hinzugezogen und außerdem noch 17 französische Handschriften konsultiert. So hat er für seine Ausgabe eine tragbare Grundlage geschaffen, deren beste Quadern die Handschrift von Chartres 112 saec. IX/X (A) und der Vatikanische Codex Reginae Sueciae 1025 saec. XI (B) sind. lm Apparat erscheinen diese 32Handschriften mit ihren Sigeln, dazu noch eine Handschrift Q aus den Acta Sanctorum der Bollandisten (mit beachtenswerten Lesarten). Was die Art der Abwägung und Entscheidung in bezug auf die Varianten betrifft, so handelt es sich a priori um eine schwierige Aufgabe, denn die „Heiligenleben“ sind bekanntlich im Altertum, im Mittelalter und im Beginn der Neuzeit mit großer Willkür behandelt worden, und oft sind die Abschriften durch die Interessen der Verständlichkeit, Erbaulichkeit usw. bestimmte eigenmächtige Rezensionen. Hier jedoch sche1nt es anders zu stehen. Nach den bisher geprüften Handschriften ist der Text in sachlicher Hinsicht kaum geändert worden; die Varianten beziehen sich fast ausschließlich auf die Grammatik, den Stil und sonstige Kleinigkeiten. Hier freilich sind Probleme genug vorhanden. Die Unsicherheit, in der auch WE1SKOTTEN häufiger steckengeblieben ist, zeigt sich u. a. darin, daß er an einigen Stellen nicht nach dem von ihm festgestellten Text, sondern nach einer im Apparat verzeichneten Variante übersetzt hat.2 Ob die Wi·ener, die in ihrer Ausgabe der lateinischen Kirchenväter den Possidius bringen müssen, weiterkommen werden, ist abzuwarten (sachlichen Änderungen von Belang sehe ich nicht entgegen); sicher bezeichnet WEISKOTTEN's Ausgabe einen Fortschritt.3 Ich habe  mich, nicht imstande den Wienern vorzugreifen, an den hier gebotenen Text meiner Übersetzung gehalten, jedoch stillschweigend an einigen Stellen Varianten bevorzugt, die im Apparat stehen. Zu den mageren historischen Abschnitten der „Vita“ im engeren Sinn (Erzählungen von Personen, Aktionen, Synoden im Zusammenhang mit Augustin usw.) hat schon SALINAS die dazugehörigen Mitteilungen aus den Büchern, Briefen und Predigten Augustins und aus den Konzilsakten wesentlich vollständig vermerkt und WEISKOTTEN hat das zum Abschluß gebracht. Deshalb und da das Material bei Augustin ungleich umfassender ist und Possidius für diese Partien nur eine bescheidene Nebenquelle bildet, die zu Ergänzungen gar nicht auffordert, werde ich darauf verzichten, diese Nachweise zu wiederholen. Sie beziehen sich vor allem auf die Kapitel 1. 2. 6. 9. 10. 12. 14. 1 6. 17. 18. 20. 22—25. Außerdem hat WEISKOTTEN in seinem Kommentar (p. 147 168) eine Reihe guter sprachlicher und historischer Bemerkungen mitgeteilt und in der „Einleitung“ die einschlagenden literarischen Hauptfragen erörtert. Zu dem letzten und m. E. wichtigsten Problem ist er aber nicht vorgedrungen.

 

 

Fußnoten

 

1.       1 Zu vergleichen ist für die Vatikanischen und Pariser (Nationalbibliothek) Codd. Der „Catalogus Codd. Hagiographicorum Latinorum“ der Bollandisten. Bemerkt sei, daß die Mss. Die Kapiteleinteilung der Editionen nicht kennen. Die Zerlegung der Kapitel in Paragraphen stammt von mir. Die Überschriften der Kapitel stammen von SALLVAS: ich habe sie zu leichterer Orietierung beibehalten, obsschon sie z. T. unvollständig sind. Nur die Überschriften c. 27 u. 28 habe ich ergänzt. - Die Berlmer Handschrift (Staatsbibliothek, Lat. I 23, Meermann, beschrieben von ROSEN) habe ich eingesehen. Sie stammt aus St. Vincentius bei Metz (13. oder 14. Jahrhundert; Schreiber: Jacobus) und war dann im Besitz des Collegium Parisiense Soc. Jesu. Großfolio. Pergament, Sammlung der Vitae Sanctorum für liturgische Zwecke (Unsere Vita fol. 344-355). Textkritische Mitteilungen aus ihr, die nichts Besonderes bietet, zu machen, wäre bei der Fülle der Handschriften zwecklos. 

2.       Selbst der ursprüngliche Titel der Schrift läßt sich heute nicht mehr genau feststellen; auch ist das Urteil darüber an mehreren Stellen nicht leicht, ob der rohere oder der feinere Ausdruck der ursprünglichere ist. Ferner ist es öfter zweifelhaft, ob bei einer sprachlich oder syntaktisch korrekten Überlieferung neben in Bibelzitaten, wenn die Zeugen auseinandergehen, die Fassung des Autors nicht immer sicher. Hat er die Vulgata gekannt? Höchstwahrscheinlich. Ist er ihr stets gefolgt? 

3.       Sollte es glücken, die Mehrzahl der Mss. In Familien zusammenzufassen, so werden wahrscheinlich dadurch nur die jüngeren betroffen werden. Die 10 Mss., die WEISKOTTEN genau untersucht hat (A-K), sind voneinander direkt nicht abhängig ( G H J K sind übrigens nicht vollständig). Die auffallendsten Lesarten von C (Vatikan 541) sind als singulär verdächtig. WEISKOTTEN schließt (p. 36) seine Einleitung in bezug auf den von ihm gebotenen Tex mit den Worten: „The purpose of this edition is to present a revision of previous editions in the light of fuller evidence from a larger number of Mss . and to arrive at a text which reproduces as nearly as possible what Possidius wrote, rather than what he should have written. While the result is a text written in a manner somewhat more uncouth, abrupt and awkward than is found in the editions where the text abounds in smooth corrections of erlitors, it is nevertheless evidently the truer text.“ 

 

§ 2. Zeit und Verfasser der „Vita“.

 

Der terminus ad quem ist das Jahr 439. Denn in diesem Jahr wurde Garthago von den Germanen zerstort; aber nach c. 28, 11 war die Stadt noch unversehrt. Nach demselben Zeugnis (dazu 28, 13 und 14) war Hippo bereits von seinen Bewohnern verlassen und verbrannt. Da dafür der Juli 431 feststeht, ist unsere Schrift zwischen 431 und 4391 verfaßt; es findet sich nichts in ihr, was diesem Datum widerspricht. Sie ist also bald nach dem Tode Augustins niedergeschrieben.

Der Verfasser der Schrift, Possidius, ist hinreichend bekannt, so schmal das Quellenmaterial auch ist.2 Herkunft und Jugendzeit bleiben im Dunkel; aber als Augustin sein Kloster in Hippo als Presbyter gründete (390/91), trat Possidius der neuen Gemeinschaft bei, blieb ihr trotz des Wechsels der äußeren Umstande treu und stand als Schüler und Verehrer 40 Jahre lang mit Augustin in der innigsten („farniliaris ac dulcis“ ), niemals getrübten Gemeinschaft.3 Schon im Jahre 397 wurde er Bischof der kleinen Stadt Calama in Numidia proconsularis, nur eine gute Tagereise von Hippo entfernt (südwestlich in der Richtung auf Cirta). Von dort aus konnte er leicht die stetige Verbindung mit Augustin und der klösterlichen Gemeinschaft in Hippo aufrechterhalten. Als die Vandalen das Land überschwemmten, flüchtete Possidius nach Hippo, blieb dort während der ganzen Zeit der Belagerung (14 Monate) und stand an Augustins Sterbelager,4 den er also, selbst schon ein Greis, noch im letzten Lebensjahr täglich gesehen und gesprochen hat.

 Daß ihn Augustin hochgeschätzt hat, ergibt sich nicht nur aus der langjährigen ununterbrochenen Verbindung, sondern auch daraus, daß Augustin es war, durch dessen Ermittlung Possidius wahrscheinlich den Bischofsstuhl erhalten hat, 5 ferner durch einen Brief Augustins an ihn 6 und durch ein paar Erwähnungen an anderen Stellen. Hier ist Ep. 101 (an den Bischof Memorius) am wichtigsten, weil der in bezug auf Possidius von Augustin gebrauchte Ausdruck „ in quo nostram non parvam praesentiam reperies“ in klassischer Kürze das wahre Verhältnis zwischen beiden charakterisiert7: Augustin sah in Possidius einen besonders willkommenen Schüler, weil er sich darauf verlassen konnte, daß dieser Schüler keinen höheren Ehrgeiz hatte, als im Sinne des Meisters zu wirken. Aber eben deshalb ist es nicht richtig, wie es geschieht, Possidius den durch Seelenfreundschaft mit Augustin Vertrauten oder den Lieblingsschüler zu nennen. Dieser Titel ist Alypius und vielleicht noch einem anderen vorzubehalten; Possidius war für ihn nicht selbständig und bedeutend genug.

Possidius erhebt in der „Vita“ auch gar nicht den Anspruch, der Seelenfreund Augustins zu sein, sondern begnügt sich damit, in unhedingter Verehrung zu ihm aufzuschauen. Unter den zahlreichen Prädikaten, die er ihm gibt,8 sind die wichtigsten das absolute „magister noster“ und das gewichtige und fein gewählte „praecipuum dominici corporis membrum“ (c. 17, 2 und 18, 6). Das letztere macht es deutlich, daß Possidius ein richtiges Verständnis der Bedeutung Augustins gewonnen hat: Er ist ihm nicht nur „praecipuum membrum“ der Kirche von Afrika, sondern er ist als solches der ganzen katholischen Kirche geschenkt. Ob es um 435 bereits viele gegeben hat, die so geurteilt haben? Diese Stellung Augustins sah Possidius aber als eine dauernde an; denn (31, 7) „in seinen Predigten finden ihn die Gläubigen fort und fort als lebendigen“.

Die kirchlichen Aktionen zu erzählen, an denen Possidius beteiligt gewesen ist, erübrigt sich, da er nie Führer war und die Nachrichten für seine Biographie Augustins nichts austragen9. Sein Todesjahr ist unbekannt, auch der Ort. Daß er schwer unter dem Vandaleneinfall zu leiden gehabt hat und exiliert worden ist, berichtet Prosper.10 Diesc Verfolgungen haben ihm im 17. Jahrhundert die Würde eines Heiligen eingetragen. Der 17. Mai als Heiligentag scheint willkürlich gewählt zu sein.

Wichtig ist es, den Bildungsgrad des Possidius zu bestimmen. Die „Vita“ ist nicht in Vulgäirdlialekt geschrieben, sondern, wie die Werke Augustins, im Latein der Literaten. Possidius ist augenscheinlich durch die Rhetorenschule gegangen, aber — mit sehr viel geringerem Erfolg als Augustin. Das folgt nicht schon aus der übrigens nicht großen Anzahl von vulgären neugehildeten Wörtern bzw. aus der Aufnahme Plautinischer 11