Das Marsprojekt (3). Die gläsernen Höhlen - Andreas Eschbach - E-Book

Das Marsprojekt (3). Die gläsernen Höhlen E-Book

Andreas Eschbach

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Beschreibung

Unruhe herrscht unter den Marsbewohnern - jeder Tag kann jetzt bahnbrechende neue Erkenntnisse über außerirdisches Leben auf dem Planeten bringen! Eine Expedition wird losgeschickt und Carl ist mit an Bord. Seine Schwester Elinn und seine Freunde Ariana, Ronny und Urs versuchen derweil den Inschriften auf den mysteriösen Steinen ihr Geheimnis zu entlocken. Bisher wissen nur die Marskinder von ihrer Existenz. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Die Expedition entdeckt neue rätselhafte Bauwerke. In den Valles Marineris stoßen sie auf Höhlen, deren Eingänge mit dickem Glas verschlossen sind! Plötzlich verschwindet Carl so spurlos wie vor Jahren sein Vater …

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Titel

Andreas Eschbach

Das Marsprojekt

__________

Die gläsernen Höhlen

Impressum

Erste Veröffentlichung als E-Book 2012© 2006 Arena Verlag GmbH, WürzburgAlle Rechte vorbehaltenDieses Werk wurde vermittelt durch dieLiterarische Agentur Schlück GmbH, 30827 GarbsenUmschlaggestaltung: Constanze SpenglerISBN 978-3-401-80151-3www.arena-verlag.deMitreden unter forum.arena-verlag.de

1. Raumschiffe über dem Mars

Zwei gewaltige Raumschiffe näherten sich dem Mars.

Es handelte sich um die beiden Transporter MAHATMA GANDHI und MARTIN LUTHER KING, zwei der größten Raumschiffe, die Menschen jemals gebaut hatten. Sie waren im Weltraum montiert worden und würden niemals die Oberfläche eines Planeten berühren. Für den Flug hierher hatten sie vier Monate gebraucht und die meiste Zeit über hatten die Menschen an Bord nur Leere ringsumher gesehen. Erst in den letzten Tagen war der Planet, den sie ansteuerten, sichtbar geworden. Als kleiner rotgelber Lichtfleck zuerst, aber inzwischen prangte auf dem Hauptbildschirm der Steuerzentrale eine gewaltige rostrote Kugel, deren südliche Hälfte zu einem großen Teil von gelblichen Schlieren überzogen war.

»Sind das Sandstürme?«, fragte der Kommandant der MARTIN LUTHER KING, Mahmoud Al Salahi, seine Navigatorin.

Die nickte. »Ja. Ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Auf dem Mars ist gerade Frühling, da sind Stürme dieses Ausmaßes eher selten.«

»Aber sie kommen vor?«

»Ja. Sie kommen vor.«

Der Planet sah aus, als bestünde er aus Eisen und sei im Lauf der Jahrtausende verrostet. Dieser Eindruck war nicht ganz falsch: Die Oberfläche des Mars enthielt einen hohen Anteil an Eisenoxid, was tatsächlich nichts anderes war als Rost.

Eine schmale, von Pol zu Pol laufende Linie, die Hell und Dunkel voneinander trennte, wanderte über den Westrand der Valles Marineris hinweg: die Dämmerungszone. Dort, am Fuß des Tharsis-Massivs, lag die Marssiedlung, wo in diesem Augenblick die Sonne aufging. Eine schwache blasse Sonne in den Augen von Erdenmenschen freilich, da der Mars viel weiter von ihr entfernt war als die Erde.

Die Valles Marineris … Das riesige, weit verzweigte Geflecht tiefer Schluchten sah unglaublich eindrucksvoll aus, selbst aus dem Weltraum. Die Formation ähnelte dem Grand Canyon auf der Erde, war aber viel, viel größer. Sie umspannte fast ein Viertel des Planetenumfangs, und wenn man sie so in ihrer Gesamtheit sah, hatte man unwillkürlich den Eindruck, auf eine uralte, vernarbte, schreckliche Wunde zu schauen.

»Wir sollten diesen Anblick genießen«, meinte der Kommandant versonnen. »Im Grunde bleibt uns nicht viel anderes zu tun.«

Das war das Frustrierendste an ihrer Mission. Sie waren vor etwa vier Monaten aufgebrochen, würden knapp einen Monat auf dem Mars verbringen und der Rückflug würde noch einmal dreieinhalb Monate dauern. Fast ein Dreivierteljahr unterwegs – für nichts! Denn die Aufgabe, deretwegen sie gestartet waren, hatte sich inzwischen erübrigt.

Salahis Blick fiel auf den Mann am Orterpult, der sich, seine Instrumente studierend, am Kopf kratzte. Weiter nichts. Eine ganz normale Geste, zumindest hatte es den Anschein.

Man sagte Kommandant Salahi nach, er besäße einen sechsten Sinn. Manchmal schien er Ereignisse zu erahnen, bevor sie passierten, und es gab Leute, die ihn im Verdacht hatten, Gedanken lesen zu können.

»Jim«, fragte er, »was gibt es?«

Jim Weber, der Orter, fuhr herum, als hätte man ihn bei etwas Verbotenem ertappt. »Ähm … wahrscheinlich nichts, Sir.«

»Wahrscheinlich …?«

Der Mann seufzte. »Da waren bloß ein paar Radarsignale, die seltsam aussahen.«

»Können Sie das vielleicht ein bisschen genauer erklären?«, hakte Salahi nach. »Womöglich in Form einer Meldung? Sie wissen schon, so, wie sie es einem an der Weltraumakademie beibringen.«

Weber wurde rot. »Entschuldigen Sie, Sir.« Er räusperte sich. »Kommandant, melde, dass ich vor etwa einer Stunde Signale aufgefangen habe, die aussehen, als würden sich noch mindestens fünf weitere Raumschiffe dem Mars nähern.«

Alle Augen waren nun auf den Orter gerichtet.

»Interessant. Darf ich mal sehen?«, bat der Kommandant.

Ein paar Schaltungen, dann verschwand das Bild des Roten Planeten vom Hauptbildschirm und eine Aufzeichnung der Radarsignale lief ab.

»Das geht ungefähr zehn Minuten lang so, dann verschwinden die Echos wieder«, erklärte Jim Weber. »Wenn ich das Radar jetzt auf dieselbe Stelle ausrichte, ist nichts mehr zu sehen. Aber da, sehen Sie? Wie eine kleine Flotte.«

Salahi nickte nachdenklich. »Haben Sie Space Control informiert?«

»Ja. Die sagen, ihnen sei nichts bekannt.«

Salahi hatte nichts anderes erwartet. Die zentrale Raumüberwachung hätte es ihn wissen lassen, wenn weitere Schiffe losgeschickt worden wären.

»Meinen Sie, das sind Aliens, Sir?«, fragte der Orter und wischte sich einen Schweißtropfen von der Schläfe.

»Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass es sich um eine technische Fehlfunktion handelt?«

»Ach so.« Weber riss die Augen auf, als hätte er noch nie gehört, dass so etwas vorkam. »Na ja, wenn Sie so fragen … Möglich ist alles.«

»Checken Sie alle Systeme gründlich durch. Wir haben ja Zeit. Und behalten Sie das Phänomen im Auge. Wenn Sie es noch einmal beobachten, informieren Sie mich.«

»Alles klar, Sir.«

Die Leute waren nervös. Das war nur zu verständlich. Die Ereignisse hatten sich förmlich überschlagen. Vor vier Monaten hatte man sie auf die Reise geschickt, mit dem unliebsamen Befehl, die seit dreißig Jahren existierende Marssiedlung aufzulösen und alle Siedler zur Erde zurückzubringen. Doch kaum waren sie gestartet und auf Reisegeschwindigkeit gewesen, hatte eine Sensationsmeldung die nächste gejagt. Auf dem Mars waren zwei blaue Türme entdeckt worden. Es hieß, die auf dem Mars lebenden Kinder hätten etwas damit zu tun gehabt. Es handelte sich eindeutig um künstliche Gebilde, mit anderen Worten, Hinterlassenschaften unbekannter, fremder Intelligenzen. Natürlich war ab diesem Zeitpunkt keine Rede mehr davon gewesen, die Siedlung aufzugeben, im Gegenteil. Nun, da bewiesen war, dass es außer den Menschen noch andere intelligente Wesen im Universum gab, galt es, alle Anstrengungen darauf zu richten, mehr über sie herauszufinden. Die Erde stand kopf seitdem. Man hatte sogar eines der neuen, mit Fusionsantrieb ausgerüsteten Raumschiffe losgeschickt: die BUZZ ALDRIN. Sie hatte ihre Expedition inzwischen überholt und war schon auf dem Mars eingetroffen, an Bord eine Ladung der besten Wissenschaftler der Föderation.

Sie dagegen hätten eigentlich umdrehen und wieder nach Hause fliegen können. Doch so etwas war bei interplanetaren Raumflügen nicht möglich, jedenfalls nicht beim derzeitigen Stand der Technik. Alle Flugmanöver waren präzise vorausberechnet, die Treibstoffvorräte genau eingeteilt. Wenn man einmal auf Kurs war, musste man ihm folgen und hatte nur noch minimale Steuerungsmöglichkeiten.

Deswegen hatten sie bis zum Mars weiterfliegen müssen, obwohl es dort für sie nun nichts mehr zu tun gab. Sie würden so leer zur Erde zurückkehren, wie sie gestartet waren.

Aber niemand an Bord war darüber wirklich traurig.

Nach den aufwühlenden Ereignissen der letzten Tage hatte das Leben in der Marssiedlung wieder Tritt gefasst. Ein ahnungsloser Beobachter hätte den Eindruck bekommen können, alles sei wie gehabt. Und doch schwang der Schock und das Entsetzen über das, was passiert war, immer noch nach. Wer in den tief liegenden Gängen und Hallen der Siedlung unterwegs war, zuckte häufiger als sonst zusammen, wenn er irgendwo ein Geräusch hörte, das sich nicht gleich einordnen ließ. Die Unterhaltungen beim Essen in der Kantine verliefen ruhiger, gedämpfter, ernsthafter. Die Asiatische Station war zerstört worden. Jurij Glenkow, der für die Fusionsreaktoren zuständige Techniker, sowie Urs Pigrato, der erst kurz zuvor von der Erde eingetroffene Sohn des Erdstatthalters, waren nur knapp dem Tod entronnen. Mittlerweile hatten sich beide Gott sei Dank wieder erholt. Der Russe war schon nach zwei Tagen aus dem Krankenbett geflüchtet, in das Dr. De-Jones ihn gesteckt hatte. Urs blieb drei Tage auf der Krankenstation, ehe er so weit wiederhergestellt war, dass er sein normales Leben aufnehmen konnte. Was man eben so als normal bezeichnete auf dem Mars. Es war ein Leben, an das Urs sich noch längst nicht gewöhnt hatte.

»Ich habe nicht geahnt, dass es hier auf dem Mars so gefährlich sein würde«, hatte seine Mutter gesagt, als sie an einem der Abende nachdenklich an seinem Krankenbett saß. Sie war überaus besorgt gewesen, fast so, als gebe sie sich die Schuld an allem, was passiert war. »Ich meine, gut, dass es gewisse Risiken gibt … das ist normal im Weltraum. Aber das, solche Anschläge … diese Gewalt …«

»Halb so wild«, sagte Urs daraufhin, aber seine Mutter schüttelte entschieden den Kopf. In ihren Augenwinkeln glitzerten Tränen oder bildete er sich das nur ein? Nach dem, was er erlebt hatte, konnte er manchmal immer noch nicht mit Sicherheit sagen, was wirklich war und was nicht.

»Nein, nein«, sagte sie leise, fast flüsternd, »wir müssen darüber nachdenken … nicht jetzt, aber ich habe schon mit deinem Vater geredet … wir müssen darüber nachdenken, ob es nicht doch besser ist, wenn wir wieder zur Erde zurückkehren. Vielleicht war es ein Fehler, hierher zu kommen. Ich würde die Familie gerne beisammen haben, aber wenn es zu gefährlich ist …«

Urs sah seine Mutter an, versuchte sich das vorzustellen. »Du kannst doch nicht noch weitere sechs Jahre lang von Dad getrennt leben«, sagte er nach einer Weile. »Das ist ja eine Ewigkeit.«

Sie nickte bedächtig und sie musterte ihn aufmerksam dabei. Sie schien etwas sagen zu wollen, aber nicht recht zu wissen, wie.

»In deiner Schule – auf der Erde, meine ich«, begann sie schließlich zögernd, »in deiner Lerngruppe, da waren doch zwei Jungs, deren Eltern auf dem Mondobservatorium arbeiten, nicht wahr?«

Urs schluckte. »Ja. Danny und Patrick.« Die beiden lebten im Internat. Er ahnte auf einmal, worauf sie hinauswollte.

Aber Mutter hatte nicht weitergeredet, hatte ihn nur ernst und traurig angesehen und ihn dann umarmt. »Wir werden darüber reden, wenn du wieder gesund bist.«

Kurze Zeit später war er entlassen worden, doch das Thema Rückkehr kam nicht mehr auf. Urs dachte zwar ab und zu daran, aber obwohl er sich noch vor kurzem nichts sehnlicher gewünscht hatte, als zur Erde zurückzukehren und sein altes Leben wieder aufzunehmen, war dieser Wunsch im Lauf der Ereignisse außer Sicht geraten. Vielleicht, weil das Leben hier auf dem Mars zwar anders war, aber – auf eine Weise, an die man sich erst gewöhnen musste – interessanter als das, was er kannte. Abenteuerlicher. Gefährlicher auch, das hatte er am eigenen Leib erlebt. Doch das würde ihm nicht wieder passieren. Man konnte lernen auf sich aufzupassen.

Außerdem hatte er sich mit Ariana DeJones angefreundet. Und je öfter er mit ihr zusammen war, desto unwichtiger wurde die Erde und das, was hinter ihm lag.

Ach ja, und dann waren da noch die »Artefakte« … Urs träumte von ihnen. Er konnte sich nicht erklären, warum, aber sie tauchten mehrere Nächte hintereinander in seinen Träumen auf. Die Artefakte – und das Leuchten …

Auf den ersten Blick handelte es sich bei den Artefakten einfach um flache, glitzernde Steine, aus denen man hübschen Schmuck hätte machen können. Aber angeblich waren die blauen Türme mithilfe eines solchen Steins entdeckt worden. Und bislang hatte einzig das jüngere der Mädchen, Elinn Faggan, solche Steine gefunden.

Bis zu dem Leuchten, von dem Urs träumte …

Elinn nannte die Steine Artefakte. Das Wort Artefakt hieß: künstlich gemacht. Elinn glaubte, die Marsianer würden diese Gebilde herstellen, eigens für sie. Die Forscher sagten dagegen, es handele sich nur um verschmolzenes Silizium mit Beimengungen anderer Elemente, wodurch der schöne Glanz entstehe. Ansonsten gebe es keine Marsianer und habe auch nie welche gegeben, da der Mars nie höheres Leben hervorgebracht hatte. Auch die Türme in der Daedalia-Planum-Ebene mussten von Wesen stammen, die den Mars nur besucht hatten.

Doch dann hatte auch er das Leuchten gesehen …

Und nun besaßen sie zwei Artefakte, die sie niemandem zu zeigen wagten, weil es zu unglaublich war, was man darauf sah.

Auf dem einen stand, in großen, goldglänzenden Buchstaben, der Name ELINN.

Und auf dem anderen: URS.

Dieses Rätsel würden sie auf eigene Faust lösen müssen.

2. Geheimnisvolle Vorbereitungen

Carl Faggan war berühmt, seit er auf die Welt gekommen war. Der damalige Föderationspräsident Emilio Sanchez hatte seinerzeit eine Pressekonferenz einberufen, nur um vor laufenden Kameras – und vor schätzungsweise sieben Milliarden Zuschauern – die Geburt des ersten auf dem Planeten Mars geborenen Menschen zu verkünden. Carls Mutter besaß noch eine Aufzeichnung davon, wie der sympathische, stets lächelnde Mann ein Foto hochhielt und sagte: »53 Zentimeter. 3400 Gramm. Eine normale Entbindung, Mutter und Kind sind wohlauf.«

Seither stand Carl in allen Nachschlagewerken, in denen man auch längste Flüsse, höchste Berge, teuerste Gemälde, älteste, dickste und kleinste Menschen fand und eben auch: Erster auf einem anderen Planeten geborener Mensch: Carl Faggan, geboren am 4. August 2071 auf dem Mars; Sohn von James und Christine Faggan.

Was für eine dämliche Art von Ruhm!

Trotzdem blieb es Carl nicht erspart, immer wieder zu seinen Vorlieben, Abneigungen, dem Leben auf dem Mars und so weiter befragt zu werden. Das erste kleine Interview hatte an seinem fünften Geburtstag stattgefunden. Einer der Siedler – ein Mann namens René Greiff, der inzwischen nicht mehr auf dem Mars lebte – hatte ihm ein paar Fragen gestellt und das Gespräch auf Video aufgezeichnet. Eines der großen Nachrichtennetzwerke auf der Erde hatte daraus eine halbstündige Reportage gemacht, die zu sehen Carl erspart geblieben war. Wie oft er seither Rede und Antwort gestanden hatte, per Mail, per Telefon oder persönlich, hätte er beim besten Willen nicht mehr sagen können.

Also sagte er »Ja, klar, kein Problem«, als Wim Van Leer, der Journalist, ihn um ein Interview bat.

»Passt dir morgen Nachmittag? Sagen wir, um zwei Uhr in der Mediathek?«

»Kann ich einrichten.«

Wim Van Leer hatte dünnes blondes, ewig ungekämmtes Haar und ein für sein Alter ungewöhnlich verwittertes Gesicht. Er war mit der BUZZ ALDRIN von der Erde gekommen und ein berühmter Journalist. Einer von denen, die in Krisengebiete gingen, Vulkanausbrüche aus nächster Nähe filmten und bis an die Zähne bewaffnete, irre aussehende Rebellenführer interviewten. Und jetzt ihn? Na ja. Warum nicht.

Doch obwohl der Termin nun ausgemacht war, dachte Van Leer nicht daran, wieder zu gehen. Stattdessen trat er ans Fenster des Schulungsraums, sah auf den Vorplatz hinab und fand offenbar höchst interessant, was da vor sich ging. Dabei ging gar nichts vor sich; nur ein paar Wartungsarbeiten an den Rovern oder so was.

Die Anwesenheit des Journalisten war lästig. Carl versuchte ihn zu vertreiben, indem er sich demonstrativ auf die Lektion konzentrierte, die er auf dem Bildschirm hatte. Geografie. Afrika und seine Landschaften. Das interessierte ihn zwar gar nicht, war aber sowieso nur Tarnung. Bis zu dem Augenblick, in dem Van Leer in den Schulraum geplatzt war, hatte Carl nämlich in den Dateien von Professor Caphurna gestöbert, dem großen Fachmann für Fragen außerirdischen Lebens. Heimlich und völlig verboten natürlich, aber Carl kannte die nötigen Tricks. Und er konnte es kaum erwarten, endlich damit weitermachen zu können.

»Stimmt es, dass wieder eine Expedition stattfinden soll?«, fragte Van Leer unvermittelt.

Carl sah hoch. »Eine Expedition? Keine Ahnung.«

»Ich habe so was gehört.«

»Man hat seit acht Jahren keine Expedition mehr durchgeführt,« sagte Carl. Die letzte war die Cydonia-Exkursion gewesen. Damals waren sein Vater und dessen Begleiter ums Leben gekommen. Sie waren mitsamt ihren Rovern in einen gigantischen Sandteufel geraten und spurlos verschwunden.

Van Leer nickte nachdenklich, den Blick unverwandt nach draußen gerichtet. »Ja, das ist eine lange Zeit.«

Er schwieg eine Weile, schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann drehte er sich einfach nur vom Fenster weg und sagte: »Okay. Bis morgen?«

»Bis morgen«, nickte Carl.

Endlich. Carl schaltete erleichtert die Geografie-Lektion weg und holte die Unterlagen zurück, die die Wissenschaftler von der Erde über ihre Untersuchung der »Artefakte« angelegt hatten.

Leider verstand er kaum die Hälfte davon. Es waren Texte voller Fremdwörter und die bizarren grafischen Darstellungen der Molekularanalyse sagten ihm auch nichts. Je länger er las, desto stärker wurde Carls Gefühl, dass ihm das alles keinen Schritt weiterhelfen würde.

Sie mussten das Rätsel der Artefakte alleine lösen. Bloß hatte Carl nicht den Hauch einer Idee, wie sie das anstellen sollten.

Über die Sache mit dem Interview machte er sich längst keine Gedanken mehr.

Ronny half Jurij Glenkow bei Umbauten an dem Rover, mit dem der Techniker seine Kontrollfahrten zu den Reaktoren machte.

»Unser guter Doktor würde mich am liebsten die ganze Woche ans Bett fesseln, nur weil mir ein bisschen schlecht geworden ist«, brummte der grauhaarige Russe, während er die Befestigungen von etwas festschraubte, das wie ein Bohrer aussah. »Aber in der Krankenstation liegen ist nichts für mich. Etwas unternehmen, das ist für mich die beste Medizin … Außerdem kann es so nicht weitergehen.«

»Was kann so nicht weitergehen?«, wollte Ronny wissen.

»Diese Störungen in der Leitung des südlichen Reaktors! Erst gestern – oder halt, nein, es war vorgestern –, jedenfalls, da war schon wieder ein Spannungsabfall. Enorm! So stark wie noch nie. Es wird immer schlimmer. Gerade so, als ob uns irgendjemand Strom abzapft.«

Ronny riss die Augen auf. »Heißt das, wir haben irgendwann nicht mehr genug Strom?«

Der Reaktortechniker wischte schmunzelnd ein paar Staubkörner von seinem Raumhelm. »Nein, nein. Strom haben wir mehr als genug. Die beiden Reaktoren könnten eine Million Menschen mit Energie versorgen, das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass wir nicht wissen, was los ist. Das kann so nicht bleiben.«

»Ach so«, sagte Ronny. Er verstand nicht ganz, was daran so schlimm war, aber wenn Mister Glenkow es sagte, würde es schon stimmen.

Er musterte den Rover, der sich über ihnen erhob. Wenn Leute frisch von der Erde auf den Mars kamen, erschraken sie immer erst einmal, wie riesig diese Fahrzeuge waren, mit ihren gewaltigen Drahtreifen und der gläsernen Steuerkanzel vorne.

»Wie riesige Insekten, bloß auf Rädern«, sagten viele. Manchen fiel dann ein, dass er und Elinn und Carl und Ariana auf dem Mars aufgewachsen waren, und fragten: »Wisst ihr überhaupt, was Insekten sind?«

Die hielten einen echt für blöd. Klar wusste er, was Insekten waren. In den Treibhäusern wimmelte es davon. Bienen, Ameisen, alle möglichen Käfer und Mücken und so weiter. Manche Insekten waren notwendig, damit das Ökosystem der Siedlung funktionierte, andere hätte man lieber nicht auf dem Mars gehabt, aber sie waren eben versehentlich irgendwie eingeschleppt worden.

Mrs Dumelle, die die Oberaufsicht über die Gärten unter den Plastikkuppeln führte, hatte ihnen einmal erzählt, dass sie in der Marssiedlung mehr Insekten zu Gesicht bekamen als der normale Bewohner einer Stadt auf der Erde.

»Okay«, sagte Glenkow schließlich. Er rüttelte noch ein bisschen an der Befestigung, schien aber zufrieden zu sein. »Gehen wir rein und probieren wir es aus.«

An der Seite des Rovers war eine Schleuse, in die immer genau eine Person hineinpasste. Drinnen gab es atembare Luft, sodass sie ihre Helme abnehmen konnten.

Der bärtige Russe begann an dem Messgerät zu hantieren, das am Steuerpult befestigt war.

Auf Ronnys Nachfragen erklärte er bereitwillig, was er vorhatte: »Es ist ziemlich schwer, eine Störung in einer Leitung zu finden, wenn sie unregelmäßig auftritt.«

Er nickte zu seinem Datenpad hinüber, auf dessen Schirm eine Liste der Spannungsabfälle stand, mit Datum, Uhrzeit und der Höhe des Abfalls. Es war deutlich zu erkennen, dass jedes Mal mehr Energie verschwand. »Siehst du? Es gibt kein Muster. Man weiß nie, wann die nächste Störung auftritt. Und wir können auch nicht die ganze Leitung ausgraben, nur um sie zu kontrollieren. Die ist über zwei Kilometer lang.«

Ronny bemerkte, wie drei Gestalten in Raumanzügen aus der Hauptschleuse traten. Sie winkten herüber, aber die Helme spiegelten, sodass nicht zu erkennen war, wer in den Anzügen steckte. Er winkte trotzdem zurück.

»Ah, jetzt regt sich etwas«, rief Glenkow, immer noch mit seinem Apparat beschäftigt. »Das sieht gut aus.« Er warf den Motor an, ließ den Rover behutsam ein Stück vorwärts rollen.

Auf einmal veränderte sich das bunte Muster auf dem Messschirm.

»Siehst du? Das ist das Stromkabel, das vom Modul 2 zur Beleuchtungsanlage führt. Es liegt einen Meter unter der Oberfläche, genauso tief wie die Leitungen zu den Reaktoren. Und wenn wir es beschädigen sollten, ist es nicht so schlimm. Wir können also mal probieren, ob das Ding funktioniert.« Glenkow tätschelte den Kasten vor sich. »Das haben die Messingenieure gebastelt. Die Antenne sendet Signale in den Boden, die von elektrischen Leitungen aufgefangen und zurückgeworfen werden. Und an denen orientiert sich der Bohrer.«

Er drückte auf einen Knopf und Ronny vernahm ein schrilles Sirren, das irgendwo unter seinen Füßen entstand. Im nächsten Moment veränderte sich das Geräusch: Stahl fraß sich in Stein.

Die drei Gestalten draußen machten sich an dem Sammelsurium zu schaffen, das seit ewigen Zeiten zwischen den beiden äußeren Modulen lagerte und, in Plastikfolie verpackt, vor sich hin staubte. Sie manövrierten mit einem Rover umher, spannten Seile, zerrten Dinge hierhin und dahin und zogen schließlich etwas heraus, das aussah wie ein Tank. Es schien außerdem schwer zu sein, zumindest hinterließ es tiefe Schleifspuren im Boden.

»Und wozu soll das gut sein?«, fragte Ronny. »Wollen Sie die Leitung anbohren?«

»Nein, eben gerade nicht«, erklärte der Fusionstechniker. »Wenn alles richtig funktioniert, bleibt der Bohrkopf dicht vor dem Kabel stehen und bläst es mit Pressluft vollends frei. So wie jetzt, hörst du?«

Das Bohrgeräusch wurde leiser und man hörte ein durchdringendes Zischen.

»Und an die freigelegte Leitung kann ich dann ein Messgerät anschließen, das die ganze Zeit den Durchfluss misst und an das Überwachungssystem funkt. Das mache ich alle hundert Meter, und wenn der nächste Spannungsabfall kommt, lässt sich auf diese Weise genauer eingrenzen, wo es passiert. Hundert Meter, so viel kann man aufgraben, um nachzusehen.«

Die drei Gestalten waren dabei, die Plastikfolie herunterzuzerren. Zum Vorschein kam ein zylindrisches Gebilde mit Sichtluken und allerlei Halteösen, Handgriffen und angelegten Antennen. Es war sichtlich nicht mehr neu; die Oberfläche wies eine Menge Schrammen und Kratzer auf, die man selbst aus dieser Entfernung sah.

»Was machen die da?«, fragte Ronny. »Und was ist das eigentlich?«

Glenkow hob kurz den Kopf. »Das? Ein Kabinenaufbau.« Auf Ronnys erstaunten Blick hin fügte er hinzu: »Bei den beiden langen Rovern kann man die Ladefläche abmontieren und stattdessen dieses Ding draufsetzen.«

»Und wozu?«

»Das hat man früher für Expeditionen benutzt. Eine Kabine hat Platz für vier bis fünf Leute. Na ja, was heißt Platz – es ist eng da drinnen, aber ein paar Wochen kann man es aushalten.«

»Heißt das, dass wieder eine Expedition stattfindet?« Das konnte sich Ronny gar nicht vorstellen. Man hatte mit den Expeditionen aufgehört, als er noch ein Kleinkind gewesen war; er kannte sie nur vom Hörensagen und von alten Videos.

»Wahrscheinlich checken sie nur durch, ob noch alles funktioniert. Oder sie wollen es zur Erde bringen. Vielleicht, wenn die ALDRIN demnächst zurückfliegt. Ah, wo wir gerade von Raumschiffen sprechen – siehst du? Da!« Glenkow zeigte hinauf, wo sich ein Lichtpunkt aus dem sanftgelben Firmament herabsenkte, grellweiß lodernd wie ein eingeschalteter Schneidbrenner. Das Shuttle. »Das werden die Leute von den Transportern sein. Die GANDHI und die KING. Die sind schon seit zwei Tagen in der Umlaufbahn; wird Zeit, dass sie uns mal besuchen.«

Ronny hatte seit der Ankunft der BUZZ ALDRIN vor knapp zwei Wochen genug Shuttles landen sehen, um von dem Anblick nur mäßig fasziniert zu sein. Es war etwas anderes, das plötzlich seinen Blick fesselte.

Diese Zahl da auf der Liste der Stromschwankungen, in der letzten Zeile …!

Er beugte sich vor und merkte sich den Namen des Dokuments und wo in der Datenbank es zu finden war.

In der Ferne, hinter dem Horizont, setzte das Shuttle auf. Das gleißende Licht erlosch und eine gewaltige Wolke aufgewirbelten Staubs stieg langsam himmelwärts.

3. Das Mäusenest

Ariana und ihr Vater wechselten sich meistens ab, wenn es darum ging, das Abendessen zuzubereiten. Heute Abend war Dad dran. Er bruzzelte etwas, das er »Sprossen-Pilz-Mischmasch« nannte und das früher Arianas Lieblingsgericht gewesen war. Sie deckte derweil den kleinen Tisch in der Küche.

»Du weißt, dass nächsten Montag die BUZZ ALDRIN zurück zur Erde startet?«, fragte Dad unvermittelt, heftig in der Pfanne rührend. »Oh, reich mir doch mal bitte das Chilli-Gewürz.«

Ariana griff nach der Dose und schob sie ihm hin. »Und?«

»Danke. Was heißt ›Und?‹? Ich dachte, du wolltest mit?«

»Ich?«

Dad drehte die Gasflamme herunter und wandte sich der Aufgabe zu, zwei Eier in einer Schale zu verrühren. »Habe ich das nur geträumt? Letzter Stand unseres Gesprächs war, dass du zur Erde wolltest, um bei deiner Mutter zu wohnen und dort zur Schule zu gehen.«

»Ach so, ja«, machte Ariana unbehaglich. »Aber ich bin nicht dazu gekommen, Mom zu fragen, was sie davon hält.« »Habe ich gemerkt«, nickte ihr Vater. »Deswegen habe ich sie gefragt.« Er rührte die Eier sorgfältig und höchst konzentriert, genauso, wie er auch seinen Beruf als hauptamtlicher Arzt der Marssiedlung ausübte. »Heute kam die AntwortMail.«

Ariana spürte ihre Hände feucht werden. »Und?«

»Deine Mutter ist einverstanden.«

»Echt?«

»Sie freut sich sogar. Schreibt sie zumindest.«

Ariana sah ihren Vater bestürzt an. Es stimmte, sie löcherte ihn seit Monaten deswegen, seit Jahren eigentlich, aber das war jetzt doch irgendwie … Nächsten Montag? Da sollte sie – was? Mit einem Shuttle hoch ins All und an Bord eines Raumschiffes, zur Erde, mutterseelenallein? Okay, natürlich würden die Leute von der Besatzung an Bord sein und einige andere Reisende, aber … Der nächste Montag, das waren ja nur noch sieben Tage!

Es zischte, als Dad die Eier unter das gebratene Gemüse hob. »Deine Mutter hat sich schon erkundigt«, erklärte er, »und es ist alles kein Problem. Du kannst sofort an die Flagstaff High School gehen. Die soll gut sein, kleine Lerngruppen und so weiter. Nicht so klein, wie du es gewohnt bist, aber das wolltest du ja gerade, nicht wahr? Andere in deinem Alter kennen lernen.«

»Ja, schon …« Das kam alles so plötzlich. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Überhaupt, da fiel ihr etwas ein … »Aber was ist, wenn es mir nicht gefällt dort? Auf der Erde, meine ich?« Dad hatte selbst gesagt, dass die Plätze in den Raumschiffen, die Richtung Mars flogen, wegen der blauen Türme auf Jahre hinaus ausgebucht sein würden.

Dad hob die Pfanne vom Herd. »Ist alles geregelt.« Er fing an das Sprossen-Pilz-Mischmasch auf die beiden Teller zu verteilen. »Und besser, als ich dachte. Die Raumfahrtbehörde wird dir einen Rückflugplatz fest zusagen. Das heißt, wann immer du es dir anders überlegst, kannst du das nächste Raumschiff nach Hause nehmen.«

»Ah. Gut.«

Sie setzten sich. Dad holte den Korb mit dem Fladenbrot. Den hatte sie selbst geflochten, als sie acht Jahre alt gewesen war. Den würde sie dalassen müssen.

»Du siehst nicht gerade begeistert aus«, meinte Vater.

»Das ist alles ziemlich … überraschend«, brachte Ariana mühsam heraus. Zur Erde! Das hieß, weg von zu Hause, weg von Dad, weg von Elinn, Ronny und Carl … und von …

»Du weißt ja, wie Raumschiffe sind. Sie müssen starten, wenn die Planeten im richtigen Winkel zueinander stehen. Dass die ALDRIN nächsten Montag losfliegt, steht seit fast vier Monaten fest. Das würde ich nicht gerade als ›überraschend‹ bezeichnen.«

Ariana nickte. Sie stocherte mit der Gabel im Essen herum. Auf einmal hatte sie gar keinen Hunger mehr.

»Wegen der Reise selbst brauchst du dir übrigens keine Sorgen zu machen«, fuhr ihr Vater fort, während er ihre Gläser mit Wasser füllte. »Wenn die ALDRIN an McAuliffe Station andockt, wird jemand vom Raumhafendienst sich um dich kümmern, eine Frau . . . Wie hieß die noch gleich? … Weiß ich gerade nicht, aber ich habe den Namen aufgeschrieben; jedenfalls, sie setzt dich ins richtige Shuttle, zum Raumhafen Edwards Base in Arizona. Und dort wird dich deine Mutter abholen.«

Ariana legte die Gabel beiseite. »Ich glaube, ich will in Wirklichkeit gar nicht zur Erde.«

Dad kaute unbeeindruckt weiter, sah sie nur an. »Du willst sagen«, meinte er schließlich, »dass wir die ganzen Diskussionen der letzten Jahre nur geführt haben, damit es nicht so still in der Wohnung ist?«

»Nein …« Ariana sah sich Hilfe suchend um, aber natürlich war weder von dem braun gefliesten Küchenboden noch von den zartgelb verputzten Wänden irgendwelcher Beistand zu erwarten. Wie sollte sie das nur erklären? »Es ist nicht so. Es ist … Die Dinge haben sich eben verändert.«

»Du hast es dir anders überlegt?«

»Ja.«

»Ich gebe zu bedenken, dass die Gelegenheit so günstig ist wie selten. Die ALDRIN braucht nur drei Monate zur Erde, mit dem neuen Fusionsantrieb. Du kannst es dir noch einmal überlegen und vier Wochen später mit der KING oder der GANDHI fliegen, die allerdings fast einen Monat länger brauchen, wenn ich recht informiert bin.« Dad nahm einen Schluck Wasser. »Danach ist dann erst mal wieder Pause. Da sind wir, ich glaube, über ein Jahr lang von der Erde aus nicht zu erreichen. Es sei denn, die Whitehead-Werften kriegen diesen superneuen, superschnellen Flitzer in Gang, was kaum noch jemand glaubt.«

»Ich bleibe auf dem Mars«, erklärte Ariana entschlossen. Was sollte sie auf der Erde, jetzt, wo … Ach! Und außerdem: »Du hast selber gesagt, der Mars ist bis auf weiteres der interessanteste Ort im ganzen Sonnensystem!« Sie richtete den Finger auf ihren Vater. »Deine Worte.«

Dad nickte. »Worauf du gesagt hast, dass dir die blauen Türme und so weiter nichts bringen, weil ihr Kinder da ohnehin nicht hindürftet. Was so auch nicht stimmt, anbei bemerkt. Ihr braucht bloß darum zu bitten, dann wird man euch schon hin und wieder mit zum Löwenkopf nehmen.«

Ariana blies die Backen auf. »Für eine Besichtigungstour! Zwei Stunden quer übers Gelände und dann im Mannschaftszelt sitzen und Kaffba trinken, bis das Flugboot zurückfliegt. Na, danke.«

»Was erwartest du? Dass sie euch an den ersten Bauwerken fremder Intelligenzen, die wir je entdeckt haben, herumspielen lassen?«

»Wir haben die Dinger entdeckt, Dad. Carl, Elinn, Ronny und ich, deine Tochter, haben die blauen Türme gefunden. Nur zur Erinnerung.«

»Ihr seid darüber gestolpert, zugegeben. Aber das qualifiziert euch nicht sie auch zu erforschen. Beim besten Willen nicht.«

Ariana stieß einen unwilligen Laut aus, packte ihre Gabel und stach damit auf das Essen ein. »Jedenfalls bleibe ich hier«, erklärte sie kauend.

Vater musterte sie. Sie hielt dem Blick stand.

»Ist es wegen Urs?«, fragte er schließlich.

»Wieso?« Ariana hob die Augenbrauen. »Was hat Urs damit zu tun?«

»Das frage ich mich eben. Ich frage mich, ob dein Entschluss, nun doch auf dem Mars zu bleiben, etwas damit zu tun haben könnte, dass seit neuestem der gut aussehende Sohn unseres geschätzten Erdstatthalters hier lebt.«

»Quatsch.«

»Wenn du morgen erfahren solltest, dass Urs mit der ALDRIN wieder zur Erde zurückfliegt, wäre dir das also völlig egal? Das würde an deinem Entschluss nichts ändern?«

Ariana schob den nächsten Bissen nach und kaute heftig, um nicht antworten zu müssen.

»Ich frage nur«, fuhr ihr Vater fort. »Immerhin muss ich jetzt ein paar Arrangements rückgängig machen, und wenn ich das getan habe, kann ich nicht noch mal ankommen. Nicht mehr in diesem Jahr.«

Urs würde nicht zur Erde zurückkehren. Das hätte er ihr gesagt.

»Warte noch ein paar Tage«, bat Ariana.

Urs Pigrato fühlte sich etwas verloren unter all den Leuten, die auf einmal die Wohnung bevölkerten. Sie standen herum, redeten durcheinander und machten keinerlei Anstalten, an dem schön gedeckten Tisch Platz zu nehmen. Und ihn schien man überhaupt nicht zu bemerken.

Der Statthalter der Erdregierung auf dem Mars, Tom Pigrato, hatte zum Abendessen geladen. Mutters Idee natürlich, Vater wäre so etwas nie eingefallen. Sie hatten einen riesigen Tisch besorgt und in einem der großen, leeren Zimmer aufgebaut, von denen es in dieser Wohnung etliche gab. Für jemanden, der von der Erde kam, war es kaum zu fassen, wie verschwenderisch man hier auf dem Mars mit Platz umging.

Und das waren nun wohl alles irgendwie wichtige Leute. Die stämmige Frau mit der Lockenmähne, deren Namen Urs schon wieder vergessen hatte, war die Kommandantin der MAHATMA GANDHI. Sie unterhielt sich angeregt mit ihrem Kollegen von der BUZZ ALDRIN und einem großen, breitschultrigen Mann mit grauen Haaren, der in einem fort nickte. Den kannte Urs: Das war Dr. Spencer, der Chef der Marsforschung. Nur die Erforschung der blauen Türme am Löwenkopf lag in den Händen von Professor Caphurna, dem Spezialisten für außerirdisches Leben, dem Vater gerade erzählte, dass das hier mal sein Arbeitszimmer werden sollte.

Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein hoch gewachsener Mann mit einer scharfen Adlernase vor Urs und schüttelte ihm die Hand. »Du bist also Urs, der Sohn von Mister Pigrato?«

Urs schluckte überrascht. »Ähm … ja.«

»Du bist noch nicht so lange auf dem Mars, habe ich gehört?« Der Mann hatte eine dunkle, kehlige Stimme.

»Seit zwei Wochen«, nickte Urs. »Ungefähr.«

»Meine Frau und mein Sohn sind mit der BUZZ ALDRIN angekommen«, mischte sich Vater ein. Wo kam denn der jetzt auf einmal her? »Nach der Entdeckung der blauen Türme hat der Senator meinen Dienst auf dem Mars um sechs Jahre verlängert und so lange wollten wir dann doch nicht voneinander getrennt bleiben.«

»Verstehe«, nickte der Hochgewachsene. Vater nahm ihn beiseite: »Auf ein Wort, Kommandant Salahi …«

Urs sah ihnen verwundert nach, wie sie da in der Ecke standen und tuschelten. Das Einzige, was er noch verstand, war, dass Vater »keine Gerüchte aufkommen lassen« wollte. Was für Gerüchte?

Der Chinese mit dem schmalen, faltigen Gesicht war Yin Chi, bis vor kurzem Leiter der Asiatischen Marsstation und seit deren Zerstörung zu Gast in der Marssiedlung. Er überreichte Mutter ein Geschenk, eine kleine Zeichnung, wie es aussah, und bedankte sich in blumigen Worten für die Einladung. »Es riecht einfach köstlich, muss ich sagen.«

Mutter strahlte. »Das ist die Basilikumsoße. Die wird hier auf dem Mars ganz anders, als ich das gewohnt bin, und sie schmeckt viel besser …« Sie betrachtete die Zeichnung. »Was ist das?«

Yin Chi lächelte zurückhaltend. »Ein eher missratener Versuch, die Schönheit des Mons Ascraeus im Stil der klassischen chinesischen Tuschmalerei einzufangen. Aber ich wollte nicht ohne ein Gastgeschenk kommen.«

»Missraten, wieso missraten?« Mutter schien wirklich beeindruckt zu sein. »Das ist wunderschön, Mister Yin. Vielen herzlichen Dank.«

Der betagte Chinese deutete eine Verbeugung an. »Der Dank ist zweifellos auf meiner Seite, Mrs Pigrato.«

Vater tauchte auf, schüttelte Yin Chi ebenfalls die Hand. »Ich wollte Ihnen noch sagen, dass es mich freut, dass Sie und Ihre Mitarbeiter beschlossen haben auf dem Mars zu bleiben.«

Der Chinese neigte lächelnd den Kopf. »Nun, nicht alle, wie Sie wissen. Mister Lungs Gesundheitszustand hat sich in den letzten Monaten bedauerlicherweise so verschlechtert, dass ihm die Ärzte eine Rückkehr zur Erde angeraten haben. Und Mister Hsien kehrt auf eigenen Wunsch nach Hause zurück.«

Vater nickte. »Nun ja, das kommt vor. Meine Assistentin, Mrs MacGee, wird uns ebenfalls mit der ALDRIN verlassen.«

In diesem Augenblick war ein leises Klingeln aus der Küche zu vernehmen. Mutter legte das Bild hastig beiseite, klatschte in die Hände und rief in die Runde: »Ich darf bitten, dass sich alle setzen! Es wird höchste Zeit.«

Christine Faggan war müde, als sie in den Aufzug stieg, um noch einmal zur Oberen Station hochzufahren. Es war wieder einmal ein langer Tag gewesen, aber wenn nun nichts mehr dazwischenkam, würden sie mit den neuen Wohnungen bis zum Ende der nächsten Woche fertig sein.

Was für heute noch zu tun blieb, war die Belüftung für den Bauabschnitt hochzuregeln. Es würde ein paar Tage dauern, bis die Feuchtigkeit und der Gestank des Innenausbaus verschwunden waren. Das hätte sie als stellvertretende Bauleiterin zwar auch jemand anderem auftragen können, aber es war ihr lieber, es selber zu tun.

Im Maschinenleitstand roch die Luft abgestanden, ausgerechnet. Oder bildete sie sich das ein? Sie nahm die notwendigen Schaltungen vor, eine Sache von Minuten. Dann rieb sie sich die Schläfen. So, endgültig Feierabend. Zeit, nach Hause zu gehen. Die Kinder warteten bestimmt schon.

Stattdessen trat sie an den schmalen Fensterschlitz, durch den man auf den Vorplatz hinausspähen konnte. Draußen war es längst dunkel, einzig das Licht der Sterne ließ Konturen erkennen. Die Umrisse der nahen Berge, die Kante des Ringwalls, der den Platz umschloss, die Rover …

Es durchzuckte sie wie ein elektrischer Schlag, als sie die beiden Rover sah. James! James ist zurück! Er lebt …!

Wieder die Gespenster der Vergangenheit. Sie wandte sich ab, holte Luft. Das war unmöglich. James war tot, seit acht Jahren. Sie hatte geglaubt sich damit abgefunden zu haben.

Aber das da draußen waren Rover, wie man sie für Expeditionen verwendet hatte! Sie schaltete die Außenbeleuchtung ein, um sich zu vergewissern. Tatsächlich. Zwei Expeditionsfahrzeuge, komplett mit Kabinenaufbauten, angeflanschten Seilwinden und seitlichen Vorratstanks, standen vor der Schleuse 1, als solle es morgen losgehen.

Aber das ergab doch keinen Sinn! Man würde doch nicht jetzt, in dieser Situation, wo alle Aufmerksamkeit den blauen Türmen galt, den Hinterlassenschaften außerirdischer Intelligenzen, wieder eine Expedition starten wie in alten Zeiten!

Alle lobten den Salat, der raffiniert angemacht war, mit gerösteten Tofustückchen, verschiedenen Sprossen und einer leckeren Soße. Mutter nahm das Lob lächelnd entgegen und fragte dann, wohl um das Tischgespräch in Gang zu bringen: »Dr. Spencer, ich habe gehört, dass Sie wieder eine richtiggehende Expedition planen; stimmt das?«

Der Wissenschaftler nickte kauend. »Ich gehe sogar davon aus, dass wir über das Stadium der Planung schon hinaus sind«, meinte er, nachdem er heruntergeschluckt hatte. »Meine Mitarbeiter haben heute angefangen die Fahrzeuge auszurüsten. Zumindest hoffe ich, dass sie das getan haben.«

»Diese umgebauten Rover, die wir bei der Herfahrt vom Shuttle gesehen haben?«, fragte die Kommandantin der GANDHI, sich eine Locke aus der Stirn streichend.

Dr. Spencer lächelte. »Sie haben also tatsächlich angefangen. Danke für den Hinweis. Ich hatte keine Zeit, selber nachzusehen.«

»Aber warum eine Expedition? Und warum ausgerechnet jetzt?«, wollte Kommandant Salahi wissen. »Ich habe den Eindruck, dass hier bei Ihnen auf dem Mars auch ohne so ein Unternehmen gerade mehr als genug los ist.«

Dr. Spencer nickte. »Aus zwei Gründen. Erstens: Auch wenn sich zurzeit alles um die blauen Türme und so weiter dreht, gibt es doch unter uns Wissenschaftlern etliche, die dazu schlicht und einfach nichts beitragen können. Wir haben ja bis zum Eintreffen der Kollegen um Professor Caphurna« – er nickte dem Brasilianer zu – »getan, was wir konnten, aber weit hat uns das nicht gebracht. Es hat eben jeder sein Spezialgebiet und das unsrige ist nun einmal der Mars. Auch ohne Außerirdische bleiben noch genug ungelöste Fragen um den Roten Planeten und deshalb haben wir beschlossen uns wieder dem zu widmen, wovon wir etwas verstehen.« Er pickte nach einem Tofustückchen.

»Sie sprachen von zwei Gründen. Was ist der zweite?«

»Er!« Dr. Spencer deutete mit der Gabel auf den Kommandanten der BUZZ ALDRIN, als wolle er ihn aufspießen. »Die ALDRIN hat einen Satelliten mit einem neuartigen Radarsystem ausgesetzt, der, seit sie angekommen ist, die Oberfläche des Mars abtastet.«

»Wir versuchen auf diese Weise eventuell vorhandene weitere Bauwerke der Fremden aufzuspüren«, erklärte der Kommandant, ein kantig wirkender Mann mit millimeterkurz geschnittenem Haar.

»Was Sie aber stattdessen aufgespürt haben«, ergänzte Dr. Spencer triumphierend, »war das System der ›Mäusegänge‹.«

Urs bemerkte zu seiner Beruhigung, dass die meisten der Leute am Tisch genauso ratlos dreinblickten wie er.

»Was, bitte, sind Mäusegänge?«, fragte Mutter schließlich, als niemand sonst es tat.

»Ein areologisches Phänomen, das uns seit jeher Rätsel aufgibt«, erklärte der Wissenschaftler. Urs fiel wieder ein, dass das, was man auf der Erde Geologie nannte – die Wissenschaft vom Aufbau des Planeten – hier Areologie hieß, nach Ares, dem griechischen Namen für den Mars.

Dr. Spencer war also ein Areologe. »Es handelt sich um Röhren im Gestein, die bis zu einem Meter Durchmesser haben und manchmal geradlinig, manchmal in ziemlichen Windungen verlaufen. So, als hätten sich gigantische Regenwürmer durch den Fels gefressen, ehe er fest geworden ist. Oder als hätten riesige Mäuse mit Diamantzähnen Gänge gebaut.«

»Im Untergrund der Siedlung gibt es auch ein paar von diesen Gängen«, sagte Vater missmutig. »Früher haben sich die Kinder dort ab und zu versteckt; ein Alptraum! Zum Glück sind die meisten von ihnen inzwischen zu groß dafür.«

»Die Mäusegänge bilden ein weit verzweigtes System, erweitern sich an manchen Stellen zu blasenartigen Höhlen und münden bisweilen auch an die Oberfläche«, fuhr Dr. Spencer fort. »Das war ein ziemliches Problem, als man die Siedlung baute. Es war unvermeidlich, etliche davon anzugraben, und auf einmal verlor man Unmengen von Luft, weil sich das Gangsystem damit füllte.«

Vater schüttelte den Kopf. »Man hätte die Gänge einfach an den betreffenden Stellen zuschäumen sollen.«

»Das wollte man nicht, es war ein interessantes Phänomen. Außerdem bieten einige der tieferen Mäusegänge einen bequemen Zugang zu den Eisreservoirs. Deswegen hat man Roboter in die Röhren geschickt, die sie weit außen abgedichtet haben. Das Netz der Mäusegänge, die mit der Siedlung verbunden sind, hat heute einen Radius von mindestens einem halben Kilometer.«

»Haben die Mäusegänge damit zu tun?«, fragte Mutter. »Mit dem Wasser unter der Oberfläche des Mars?«

Dr. Spencer schüttelte den Kopf. »Wir wissen schlicht nicht, wie sie entstanden sind. Vermutlich vulkanisch, steht in den Berichten, aber das ist eigentlich eine Verlegenheitsantwort. Das Wasser jedenfalls hat sie ganz bestimmt nicht geschaffen.« Er legte die Handflächen gegeneinander. »Jedenfalls, nun hat uns der neue Satellit eine Karte dieser Gangsysteme geliefert. Und zu unserer Überraschung sieht man darauf deutlich, dass so etwas wie ein Zentrum existiert, ein Ort, von dem die Mäusegänge auszugehen scheinen. Dieses »Mäusenest« wie wir es nennen, liegt in der Region Capri Chasma am östlichen Ausgang der Valles Marineris. Dort wollen wir hin und uns das ansehen. Und dass wir jetzt hinwollen, hat einen einfachen Grund: Es könnte sein, dass wir dort etwas finden, das wir zur Erde schicken müssen, damit es mit den richtigen Mitteln untersucht werden kann. Sie wissen alle, dass uns ärgerlicherweise wieder eine jener Perioden bevorsteht, in denen die Erde und der Mars so ungünstig zueinander stehen, dass fast ein Jahr lang kein weiteres Raumschiff ankommen wird. Mit anderen Worten, wenn wir etwas finden sollten, wäre es gut, wenn wir es der MAHATMA GANDHI oder der MARTIN LUTHER KING mitgeben könnten.«

»Das wird trotzdem knapp«, wandte der Kommandant der KING ein. »Wir sind nicht mehr ganz vier Wochen da. Glauben Sie wirklich, dass Sie es in dieser Zeit schaffen? Sie brauchen doch mindestens zwei Wochen, nur um Ihr Ziel zu erreichen. Und dann haben Sie noch keinen Stein umgedreht.«

»Zwei Wochen wäre gut. Wir rechnen mit sechzehn Tagen.«

»Sechzehn Tage? Ein ganz schön strammes Programm. Sie werden jeden Tag vom frühen Morgen bis Sonnenuntergang fahren müssen, um das zu schaffen«, ließ sich Yin Chi vernehmen.

»Genau so werden wir es machen«, antwortete Dr. Spencer.

»Also. Macht hin und zurück zweiunddreißig Tage. Das reicht nicht«, rechnete Kommandant Salahi nach.

Urs wunderte sich, dass niemand die Frage stellte, die ihm die nahe liegendste zu sein schien. Schließlich beugte er sich vor und hob die Hand. »Entschuldigen Sie«, sagte er in eine kurze Gesprächspause hinein.

Alle sahen ihn an. Als wäre er bis jetzt unsichtbar gewesen und plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht.

»Dr. Spencer, warum eine Expedition mit Rovern? Warum fliegen Sie nicht einfach mit den Flugbooten zu der Stelle, die Sie interessiert?«

Jetzt ging ein amüsiertes Lächeln um den Tisch. Sie warfen einander Blicke zu, als hätte er etwas reichlich Dummes gesagt. Egal.

Dr. Spencer rückte das Besteck um seinen Teller herum zurecht, während er antwortete. »Urs, die Stelle, die uns interessiert, liegt Luftlinie etwas über dreitausend Kilometer entfernt. Die Reichweite der Flugboote beträgt knapp fünftausend Kilometer, aber da sie ja immer wieder zur Siedlung zurückfliegen müssen, kann man damit keinen Punkt erreichen, der mehr als zweieinhalbtausend Kilometer entfernt liegt. Jedenfalls nicht ohne großen Aufwand.«

»Und der Löwenkopf …?«

»Bis dahin sind es nur etwas über zweitausend Kilometer. Es reicht gerade. Aber wenn ein Flugboot bis zum Mäusenest fliegen würde, käme es nicht mehr zurück. Deswegen müssen wir fahren.« Er wandte sich lächelnd an Kommandant Salahi. »Wenn wir aber etwas finden sollten, das zur Erde muss, brauchen wir damit nicht den ganzen Weg zurückzufahren. Es reicht, wenn wir es bis in die Reichweite der Flugboote bringen. Und sollte es zeitlich knapp werden, gäbe es noch die Möglichkeit, mit dem Shuttle zu landen. Das Shuttle kann jeden Punkt des Planeten erreichen.«

»Aber mit einem irren Aufwand an Treibstoff«, sagte die Kommandantin der GANDHI.

»Wie gesagt, nur im Notfall.«