Das Randa-Prinzip - Randa Weiser - E-Book

Das Randa-Prinzip E-Book

Randa Weiser

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Beschreibung

Empowerment gegen Selbstentwertung, Selbstzweifel, Selbstsabotage Randa Weiser kennt diese negativen Gedankenmuster nur zu gut. Für sie sind die inneren Kritiker »miese Verräter«: Hinterhältig, gemein, toxisch, überfallen sie einen am liebsten dann, wenn man gar nicht damit rechnet. Sie rauben einem die Energie, neue Ideen in die Tat umzusetzen, und wagt man es trotzdem, feiert kleine oder große Erfolge, lauern sie schon im Hinterkopf und reden einem ein, nicht gut genug gewesen zu sein.   Randa hatte irgendwann genug, nahm den Kampf gegen sie auf und erkannte: Du kannst die abwertenden Stimmen in deinem Innern nicht mit Worten vom Gegenteil überzeugen – aber du kannst sie kontrollieren lernen. Sie sind ein Teil von dir, der geheilt werden will.   Und hier greift das Randa-Prinzip: Was immer die Vergangenheit oder andere Menschen dir angetan haben, was immer das Leben dir vorsetzt: Lass dich nicht unterkriegen! Mach was draus! Nimm den ganzen Schmerz, das Misstrauen, die Selbstzweifel, die Ungerechtigkeiten, sieh sie als Herausforderungen – und verwandle sie in Chancen!

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Seitenzahl: 219

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Randa Weiser

Das Randa-Prinzip

Besieg den miesen Verräter in dir

 

 

Über dieses Buch

 

 

Empowerment gegen Selbstentwertung, Selbstzweifel, Selbstsabotage

 

Randa Weiser kennt diese negativen Gedankenmuster nur zu gut. Für sie sind die inneren Kritiker »miese Verräter«: Hinterhältig, gemein, toxisch, überfallen sie einen am liebsten dann, wenn man gar nicht damit rechnet. Sie rauben einem die Energie, neue Ideen in die Tat umzusetzen, und wagt man es trotzdem, feiert kleine oder große Erfolge, lauern sie schon im Hinterkopf und reden einem ein, nicht gut genug gewesen zu sein.  

Randa hatte irgendwann genug, nahm den Kampf gegen sie auf und erkannte: Du kannst die abwertenden Stimmen in deinem Innern nicht mit Worten vom Gegenteil überzeugen – aber du kannst sie kontrollieren lernen. Sie sind ein Teil von dir, der geheilt werden will.

Und hier greift das Randa-Prinzip: Was immer die Vergangenheit oder andere Menschen dir angetan haben, was immer das Leben dir vorsetzt: Lass dich nicht unterkriegen! Mach was draus! Nimm den ganzen Schmerz, das Misstrauen, die Selbstzweifel, die Ungerechtigkeiten, sieh sie als Herausforderungen – und verwandle sie in Chancen!

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Biografie

 

 

Randa Weiser, geboren 1985, ist die Freundin von nebenan: eine Frau, die neue Wege ausleuchtet, wo andere gegen Wände laufen. Mit ihrer unerschöpflichen Energie und Lebensfreude begeistert sie zusammen mit ihrer Familie als Randa_and_the_gang eine große Fangemeinde in den sozialen Medien. 

Inhalt

[Widmung]

Vorwort

Einleitung

Kapitel 1 Zwischen zwei Welten

Tausendundeine Nacht in Lichtenrade

Annehmen

Kapitel 2 Der Cut

Vom Leiserwerden

Ein mieser Verräter

Kapitel 3 Verbündete

Auf Strategiesuche

Empathie

Kapitel 4 Ich werde laut

Fußball, Musik und die Engelchen

Kapitel 5 So verliebt …

Auf der Achterbahn

Ziele und Visionen

Kapitel 6 Angst

It happens for you

Life Hack: Der kontrollierte Atem

Kapitel 7 Im dunklen Schacht

Gefangen

Das Randa-Prinzip

Kapitel 8 Auf dem Weg der Heilung

Die Macht der Gedanken

Näher ans Ziel

Kapitel 9 Randa and the gang

Die Kids sind im Bett

Im Fluss bleiben

Kapitel 10 Raus aus der Komfortzone

Unter Wasser

Besieg den miesen Verräter!

Nachwort

Danksagung

Anhang

Tools

Social Media und Podcasts

Podcasts

Literatur

Dieses Buch widme ich all denjenigen, die auf der Suche nach ihrem eigenen Weg und ihrem inneren Glück sind. Möge es euch Mut machen, eure eigenen Träume zu verfolgen und euer wahres Potenzial zu entfalten.

 

Für meine Familie, meine Freunde und meine Community – ihr seid mein Rückhalt und meine Inspiration. Dieses Buch ist für euch.

 

Eure Randa

Vorwort

Viele von euch kennen mich als randa_and_the_gang aus Social Media, wo ich als Content Creatorin einen Lifestyle-, Fashion- und Family-Account betreibe. Immer wieder wollen meine Follower von mir wissen, wie ich es schaffe, so positiv zu sein. Gute Frage! Aber wie sollte ich nicht positiv und vor allem glücklich sein, wenn ich mir den restlichen Teil meiner Gang ansehe: meine drei Kinder, Dominic, meinen Mann – und auch meine Community, die beste überhaupt … Doch halt, stopp! So einfach ist das nicht. Denn das Glück findet man nun mal nicht im Außen, zumindest nicht auf Dauer. Wir können ein ganzes Leben damit zubringen, es in anderen Menschen und hübschen Dingen zu suchen und trotzdem nie wirklich zufrieden sein. Es ja wäre auch zu schön, wenn man sich das Glück kaufen könnte und es dann immer bei sich hätte.

Die meisten von uns wissen es längst: Das wahre Glück sitzt im Innen. Es gibt nur einen Haken. Wenn wir es dort suchen, dann begegnen wir erst mal ganz anderen Dingen als dem Glück: unseren Ängsten, jeder Menge Schmerz, traurigen, auch dunklen Erinnerungen aus der Vergangenheit. Und dann ist da noch diese fiese innere Stimme, die zu allem, was wir tun oder gerne tun wollen, ihren Senf dazugibt. Sie vergleicht uns permanent mit anderen, deutet punktgenau auf unsere Schwachstellen und hat eine Menge richtig gemeiner Sprüche auf Lager. Was tun?

Ängste, Schmerz und Selbstzweifel kenne ich zur Genüge. Mein Leben gleicht nämlich einer ziemlichen Achterbahnfahrt: von dem pfiffigen Kleinkind, das mit seinen knallroten Gummistiefeln in der Sommersonne stand und sich die Pfützen so fest herbeiwünschte, bis ein Platzregen niederging, hin zu dem verschüchterten Schulmädchen, das sich für dumm und wertlos hielt. Von der hochgradig depressiven jungen Mama bis hin zur Content Creatorin, die jede Menge Spaß am Leben hat und es liebt, die Menschen zum Lachen zu bringen. Lange Jahre habe ich geglaubt, dass ich dem Schicksal mit all seinen Wendungen ausgeliefert bin. Wie ein Boot ohne Steuer, das auf einem Fluss treibt – mal ruhig, mal als Spielball der Wellen und hin und wieder kurz vor dem Kentern. An meinem allertiefsten Punkt begriff ich, dass ich eine Wahl habe: unterzugehen oder meine letzten Kräfte zusammenzusammeln, um mich aufzuraffen und das Steuer selbst in die Hand zu nehmen.

In all den schweren Phasen hätte ich mir jemanden gewünscht, der mich an der Hand nimmt und sagt: »Ich kenne das. Du kommst da raus. Du schaffst das. Alles wird gut.«

 

Aus dem Grund habe ich auch dieses Buch geschrieben: um euch teilhaben zu lassen an meinem Leben und meiner Heilung. Ich möchte euch von meinen schönsten und meinen traurigsten Momenten erzählen und davon, wie es mir gelang, mit dem richtigen Mindset das Glück in meinem Leben zu manifestieren. Und ich möchte all die Tools, die mir auf meinem steinigen Weg geholfen haben, mit euch teilen. Um euch Mut zu machen. Denn auch ihr seid es wert, das Glück zu finden und euer wahres Potenzial zu entfalten.

Eure Randa

Einleitung

Wir alle kennen sie, die Miesmacher: Ob wir nun eine neue Idee haben, ein tolles Projekt planen, kleine Erfolge feiern oder uns einfach mal lustig, schön, kreativ finden – schon stehen sie bereit, um uns niederzumachen. Beharrlich erinnern sie uns an frühere Misserfolge, unterwandern unser Selbstvertrauen und geben uns das Gefühl, niemals gut genug zu sein. Ich rede nicht von den Hatern auf Social Media, von gemeinen Kommentaren, von Leuten, die hinter unserem Rücken über uns herziehen. Die gibt es leider auch. Ich rede hier von den Stimmen, die in unserem Kopf leben: den inneren Kritikern, die uns herabsetzen, uns demütigen, kleinhalten wollen.

Oft hören wir sie nicht mal bewusst, sondern fühlen uns ganz automatisch ausgebremst und ersticken unsere kreativen Ideen, unsere positiven Gedanken und unseren Wunsch nach Glück im Keim. Manchmal aber dringt ihre Botschaft klar zu uns durch: »Pass bloß auf. Das schaffst du sowieso nicht.« – »Brauchst gar nicht erst anfangen, du bist einfach nicht gut genug.« Und was tun wir? Statt solche Aussagen in Zweifel zu ziehen, erkennen wir sie als wahr an. Und setzen oft auch noch einen drauf: »Kannst gleich aufgeben!«

Würden wir diesen Stimmen mal einen ganzen Tag lang zuhören und uns aufschreiben, was sie uns einreden, wir wären erschüttert. Keiner Freundin, keinem Freund würden wir erlauben, so mit uns zu reden, wie wir es mit uns selbst tun.

Aber woher kommen sie eigentlich, diese inneren Kritiker?

Aus der Psychologie weiß man, dass besonders Kinder die Aussagen von Autoritätspersonen als wahr anerkennen. Sie ziehen sie nicht mal eine Sekunde lang in Zweifel! Wenn sie sie öfter zu hören bekommen, glauben sie daran und verinnerlichen sie: »Du bist dumm.«– »Du bist zu dick.« – »Du bist unsportlich.« – »Du bist unmusikalisch.« – »Du bist viel zu schüchtern.« – »Das schaffst du nie.« Und der kleine Junge, der sich als Mädchen kleiden will, bekommt vielleicht zu hören: »Das ist falsch, das tut man nicht.«

Jetzt ist es nicht unbedingt so, dass die Eltern ihr Kind bewusst oder gar mit böser Absicht in die Schranken weisen wollen. Meist haben sie diese einschränkenden Glaubenssätze selbst von ihren Eltern oder Großeltern zu hören bekommen und als Wahrheit verinnerlicht. Ein typisches Beispiel dafür? »In unserer Familie hat noch niemand Abitur gemacht. Also: Schuster, bleib bei deinem Leisten …«

Vielleicht haben sie sich auch gegen solche pauschalen Aussagen zur Wehr gesetzt und sind dann doch gescheitert. Haben das Abitur machen wollen und mussten in der Oberstufe die Schule abbrechen. Haben geträumt, hoch hinausgewollt und sind unsanft in der Realität gelandet. Hinter ihren Worten steckt dann vor allem das Bedürfnis, uns zu schützen: vor herben Enttäuschungen, vor Scham, vor dem Versagen.

Was auch immer die Motivation ist – die Wirkung von negativen Glaubenssätzen ist zerstörerisch. Denn sie können ein Leben lang dafür sorgen, dass Selbstzweifel in uns aufsteigen. Und die können so massiv werden, dass sie krank machen, zu Ängsten, Panikattacken und Depressionen führen.

Nicht nur enge Verwandte sind die Ursache für die kritischen Stimmen in unserem Innern. Auch andere Autoritätspersonen, wie Lehrer oder Trainer, haben die Macht, uns glauben zu lassen, dass wir dumm, hässlich, nicht genug sind. Ihre Aussagen sind besonders problematisch, weil die Eltern oft nichts davon ahnen. Negative Urteile ziehen tiefe Scham nach sich, die Kinder schweigen – und nehmen wehrlos hin, dass ihr Selbstbild Risse bekommt. Die Eltern spüren vielleicht, wie sich etwas in ihrem Kind verändert. Wie die Selbstverständlichkeit, mit der es durchs Leben und auf andere Menschen zuging, plötzlich schwindet, als hätte sich ein Schatten über seine Seele gelegt. Was sie auch spüren werden, ist, dass sämtliche Beteuerungen, wie einzigartig, wie liebenswert ihr Kind sei, irgendwie verpuffen. Und das hat einen Grund.

Wenn die Botschaften von Eltern und anderen Autoritätspersonen sich widersprechen, siegt fast immer das Negative. Denn in unserer Gesellschaft ist es üblich, sich auf die Schwachstellen zu konzentrieren. Auf sogenannte Fehler. Auf das, was noch »verbesserungswürdig« ist. Das fängt schon in der Schule, teils sogar im Kindergarten an. Und so werden eben die negativen Glaubenssätze vom Kind als Wahrheit anerkannt.

Klar ist: All diese Botschaften wirken, als wären sie in Stein gemeißelt. Einmal verinnerlicht, ist es immens schwer, sie auszuradieren. Und wer es dennoch schafft, sich zu behaupten, wer im Leben erfolgreich ist und in der Lage, aus seinem Potenzial zu schöpfen, sieht sich später häufig mit dem sogenannten Hochstapler-Syndrom konfrontiert. Selbst Figuren des öffentlichen Lebens, wie Michelle Obama, und Stars wie Lady Gaga leiden darunter. »Ich fühle mich immer noch wie ein Loser in der Highschool und muss mich selbst jeden Morgen daran erinnern, dass ich ein Star bin«, gab Lady Gaga in einem Interview preis.

Dieses Phänomen ist auch unter dem Namen »Imposter-Syndrom« bekannt (von impost, engl. Betrug). Es bezeichnet eine Wahrnehmungsverzerrung, die viele von uns kennen und längst für normal halten. Wann immer wir Erfolg haben, schleicht sich das Gefühl ein, diesen Erfolg in Wahrheit gar nicht zu verdienen. Dann glauben wir, dass wir einfach Glück hatten, noch mal davongekommen sind, dass die äußeren Umstände einfach zu unseren Gunsten waren. Aber mit wahrer Begabung, mit Können – so denkt man – hätte das gar nichts zu tun. Deshalb redet man seine Erfolge klein. Und wenn mal was schiefgeht? Klar, man ist halt ein Versager.

Das Tückische am Hochstapler-Syndrom: Die Angst, ja, die Überzeugung, nicht gut genug zu sein, führt oft zu übertriebenem Perfektionismus. Und der erzeugt noch mehr Druck.

Vielleicht kennst auch du diesen Teufelskreis: Am Anfang steht eine Herausforderung, ein neues Projekt, mit dem du beauftragt wirst. Warst du zu Beginn noch stolz, dass andere dir das überhaupt zutrauen, und voller positiver Energie, setzen nach und nach Selbstzweifel ein: Schaff ich das wirklich? Wäre nicht jemand anders viel besser dafür geeignet?

Diese Selbstzweifel nagen an dir, verderben dir die Freude an der Aufgabe. Sie können sich zu Ängsten und gar zur Panik steigern, rauben dir nachts den Schlaf und stören deine Konzentration. Das kann so weit gehen, dass du nicht mehr in der Lage bist, zu handeln. Vielleicht schiebst du Dinge auf und sabotierst dich selbst. Und machst dich deshalb gleich noch mehr fertig. Oder aber du arbeitest wie besessen, tust weit mehr als andere, bereitest dich doppelt so intensiv vor. Weil du ständig glaubst, dich beweisen zu müssen.

Schaffst du es trotz deiner Selbstzweifel, dein Projekt erfolgreich zu beenden, macht dein innerer Kritiker jegliche Gefühle von Stolz, Freude und Selbstwert schnell zunichte. Er findet garantiert etwas, was er an deiner Performance auszusetzen hat. Und wenn jemand dir eine positive Rückmeldung gibt? Dann tust du sie ab, redest sie klein. Denn tief im Innern bist du überzeugt, dass du es eben doch nicht draufhast. Die Selbstzweifel kehren zurück, und bei einigen Menschen gesellt sich dann eben noch die Angst hinzu, von anderen als Betrüger, als Hochstapler entlarvt zu werden. Selbst- und Fremdwahrnehmung klaffen in solchen Situationen völlig auseinander. Das Traurige daran ist, dass sie von uns nicht mal ein ehrlich gemeintes Kompliment annehmen können. Sie haben niemals das Gefühl, so, wie sie sind, genug und von Wert zu sein.

***

Meine eigene Geschichte ist voll von Negativ-Botschaften. Das lag jedoch nicht an meinen Eltern. Sie liebten und unterstützten mich, wo sie nur konnten. Das kleine Mädchen, das meine Eltern voller Wärme heranzogen, glaubte noch an sich, es träumte, und zwar groß! Es fand sich schön, war lustig, spontan, manchmal nachdenklich und fast immer glücklich. Wenn mein Papa mich fragte, was ich mal werden wollte, sagte ich: »Prinzessin. Oder Millionärin.« Später dann: »Ärztin!« Denn anderen Menschen dabei zu helfen, wieder gesund zu werden, das war in meinen Augen wirklich das Größte.

Doch in meiner Geschichte gibt es einen Bruch. Denn ich bin Legasthenikerin. Etwas, was im Jahr 1992, als ich in die Schule kam, niemand erkannte. Statt zu glänzen, scheiterte ich, und zwar schon an den kleinsten Aufgaben. Ich kannte die Buchstaben, aber sie ergaben für mich keinen Sinn, wenn ich sie zusammensetzte. Lesen war eine Tortur. Und das war nicht nur auf den Deutschunterricht beschränkt. Textaufgaben im Rechnen stellten mich vor unlösbare Probleme. Die Lehrerinnen und Lehrer waren schnell und vernichtend mit ihrem Urteil und ließen mich spüren: »Mit dir stimmt was nicht. Du bist dumm.«

Es tat so weh, dieses Gefühl, nicht zu genügen. Ich schämte mich so.

Dagegen konnte selbst die Liebe meiner Familie nichts ausrichten. Ein schwarzes Loch tat sich in mir auf, ich entwickelte starke Ängste. Und zweifelte an den Worten meiner Eltern. Sah, wie meine Träume sich auflösten. Ärztin? Dafür musste man richtig schlau sein, etwas können. Aber ich? Ich war ja dumm.

Doch gab ich nicht auf, ich strengte mich an, suchte nach Strategien, kämpfte für mich selbst. Aber diese ständige Stimme aus dem Off, die mich niedermachte, war einfach übermächtig. Später, als ich eine schwere Depression entwickelte, stand ich irgendwann an einem Scheideweg. Entweder, ich gab mich auf – oder ich suchte nach einem Weg, um zu heilen. Mit viel Liebe, Unterstützung und auch Mut gelang es mir, zurück zu mir, zu meinem wahren Potenzial zu finden.

Seither weigere ich mich, diesem inneren Kritiker so viel Macht zu geben. Ich nenne ihn den miesen Verräter, denn damit kann ich umgehen. Kann ihm das Maul stopfen, wenn er mal wieder so richtig über mich herzieht. Wie ich das geschafft habe?

Mit dem Randa-Prinzip, das ich dir in diesem Buch vorstelle und mit dem wir uns in den hinteren Kapiteln ausführlicher beschäftigen. Es besteht aus fünf Schritten, die mich aus meinen Selbstzweifeln, meiner inneren Erschöpfung und diesem übermächtigen Gefühl von Wertlosigkeit herausgeholt haben.

Der erste Schritt ist das Anerkennen, dass irgendetwas nicht richtig läuft im Leben, sich falsch anfühlt.

Der zweite Schritt geht ein Stück tiefer, in die Beobachtung hinein. Was ist es, was mich runterzieht? Mich triggert?

Der dritte Schritt beschäftigt sich mit der Frage: Was muss passieren, damit es mir gutgeht? Wie soll die Veränderung aussehen? Sobald wir ein Ziel vor Augen haben, können wir konkret damit arbeiten: mit Hilfe eines Vision Boards, mit Affirmationen, dem Nein-Sagen. Und mit Dankbarkeit für das Gute, das schon in unserem Leben ist.

Der vierte Schritt ist die körperliche Bewegung. Es ist immer wieder spannend zu erleben, wie viel besser wir uns fühlen, wenn wir unsere Bequemlichkeit überwinden. Und wenn es nur ein Spaziergang ist. Dann atmen wir tiefer, der Körper wird besser durchblutet, wir spüren uns wieder.

Der fünfte Schritt ist die Dankbarkeit. Wir lernen, wieder stolz auf das zu sein, was wir erreichen. Freuen uns über uns selbst, unsere Ideen. Sind dankbar dafür.

 

Ich will ganz ehrlich sein: Auch wenn wir in die Heilung gehen, sind sie immer noch da, die miesen Verräter. In Dauerschleife wiederholen sie ihre Negativ-Sätze und graben ständig neue Gemeinheiten aus. Doch wenn wir in der Lage sind, sie als das zu identifizieren, was sie sind – nämlich längst vergangene Urteile, die nichts mit der Realität, nichts mit der Wahrheit zu tun haben –, dann verlieren sie an Macht. Ich weiß, wovon ich rede:

Ein Date mit meinem Mann, fünf Minuten vor dem Spiegel? »Boah, wie seh ich denn heute aus …« Stopp, finde ich mich gerade wirklich hässlich? Ich muss bloß in meinen Bauch spüren, dann weiß ich es: Ach ja, der miese Verräter mal wieder.

Oder wir haben für meinen Instagram-Kanal ein neues Video gedreht. Noch bevor ich es mir überhaupt ansehe, höre ich da auch schon diese Stimme in meinem Kopf: »Ach du Scheiße, was hab ich denn da wieder gemacht!« Hallo, du Miesmacher!

Ob mein mieser Verräter mich einfach nervt oder ob er es an schlechten Tagen doch wieder schafft, mich in die Falle der Selbstzweifel und Versagensängste zu ziehen: Sobald ich mich an die fünf Schritte erinnere, verliert das Negative seine Macht über mich. Und dann erlebe ich Momente, in denen ich mich völlig frei fühle, in denen ich stark bin, glücklich, ganz in meinem Element.

 

Genau das möchte ich mit dir teilen.

Kapitel 1Zwischen zwei Welten

In meinem Leben hat Dankbarkeit einen immens wichtigen Stellenwert. Ich bin dankbar für meine Kinder und meinen Mann. Für meine Familie, meine Freundinnen und Freunde. Für meinen Job, der einen großen Teil meines Lebens ausmacht, und für die liebste Community der Welt, die immer an meiner Seite steht und mich bei allem unterstützt. Ich bin auch dankbar für kleine Dinge, das Gänseblümchen auf der Wiese hinterm Haus, die Nachbarin, die mich freundlich anlächelt … und für all das, was für viele von uns selbstverständlich ist, nicht aber für einen Großteil der Menschen auf unserer Erde: ein Dach überm Kopf, fließend Wasser, genug zu essen.

Eine Erinnerung steigt in mir auf …

Sommer 1989

Ich sitze am großen Esstisch in unserer Wohnung in Berlin-Lichtenrade. Mama kocht, der Duft von Zimt kitzelt meine Nase. Ich spiele mit meinen Polly Pockets, aber irgendwie finde ich sie langweilig. Dauernd muss ich daran denken, dass es neue Polly Pockets gibt. Ein Mädchen aus unserer Straße hat eine bekommen, mit blondem Pferdeschwanz. Die hätte ich so, so gerne!

Ich rutsche vom Stuhl und laufe zu Mama in die Küche. Sie steht am Herd und rührt im Topf, damit nichts anbrennt.

»Mama? Kann ich bitte, bitte eine neue Polly Pocket haben? So eine mit Pferdeschwanz? Die Natalie hat auch eine …«

Mama rührt weiter im Topf.

»Du hast doch schon welche. Sei dankbar für das, was du hast. Ich hatte gar nichts«, sagt sie.

Ich will weiter quengeln und drängeln, aber irgendwas hält mich davon ab. Ich zögere … Ich will die Puppe so sehr! Aber Mama sagt das nicht einfach so. Als sie zwölf war, musste sie fliehen. Da war Krieg. Was sie zu fassen bekamen, haben sie in den Lkw von ihrem Papa geladen, dann sind sie losgefahren. Das war ganz schön gefährlich. Am Straßenrand brannte es, überall lagen Menschen, die bluteten und sich nicht mehr bewegten. Ein Stück vor ihr fuhr ihr Onkel, sein Auto wurde von einer Bombe getroffen. Als es nicht mehr weiterging, mussten sie fast alles zurücklassen und zu Fuß um ihr Leben rennen.

Mama hatte gar kein Spielzeug mehr. Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Ohne meine Polly Pockets will ich nirgendwohin.

Wenn Mama davon erzählt, klingt es für mich wie ein gruseliges Märchen. Da gibt es auch Bösewichte, und die guten Menschen geraten in Gefahr. Doch die Geschichten gehen immer gut aus.

Ich bin froh, dass Mamas Märchen auch gut ausgegangen ist. Vielleicht brauche ich ja wirklich keine neue Polly Pocket. Ich könnte mir ein neues Spiel ausdenken. Ideen kann man immer mitnehmen, auch wenn man fliehen muss.

Meine Eltern erzählten uns oft von den Entbehrungen und dem Grauen ihrer Kindheit. Für meine Geschwister und mich war das alles ganz normal. Zum Schrecken der anderen Kinder und der Erzieher erzählte ich während der Frühstückspause im Kindergarten gerne mal, was ich zu Hause so aufgeschnappt hatte: »Mein Papa wurde als kleines Kind angeschossen. Da ist sein halber Darm aus dem Loch in seinem Bauch gequollen.«

Ich sah die Narben am Körper meines Vaters. Versuchte mir vorzustellen, wie meine Mutter das schöne Haus, in dem sie gelebt hatten, mit leeren Händen verlassen musste. Doch der Schmerz, der in meinen Eltern steckte, erreichte mich nicht, sie hatten ihn eingekapselt, und er brach nur selten aus ihnen heraus, zeigte sich an der Oberfläche. Wenn meine Mama plötzlich Angst bekam, dass uns etwas passieren könnte. Oder wenn der Blick meines Papas sich in der Vergangenheit verlor. Es war, als hätten sie mit sich selbst die Vereinbarung getroffen, uns Kindern den Schmerz zu ersparen und uns eine glückliche, behütete Kindheit zu schenken.

Dabei hatte alles ganz dramatisch begonnen.

Tausendundeine Nacht in Lichtenrade

»Damals, in Palästina …« So begann mein Vater seine Geschichte, wenn wir sonntagnachmittags um den Couchtisch zusammensaßen und vom Obstteller Datteln und Feigen naschten. Dann erzählte er, wie er als Dreijähriger mit seinen Freunden ein Stück die Straße hinunter gespielt hatte. Sieben Kinder waren sie gewesen, als plötzlich ein Jeep angefahren kam. Aus dem Fenster ragte der Lauf eines Maschinengewehrs, es ratterte, alle sanken getroffen zu Boden. Ein Nachbar rannte aus seinem Haus, sah nach, ob irgendeines der Kinder überlebt hatte. Nur mein Vater atmete noch. Doch er hatte mehrere Bauchschüsse abbekommen, seine Gedärme traten aus der schützenden Bauchhöhle und quollen auf den Staub der Straße. Der Nachbar packte ihn, presste die bloßen Hände auf die Wunden und rannte zur nächsten Rettungsstation.

Mein Vater war an diesem Tag nicht das einzige Opfer. Überall herrschte Chaos. Als seine Eltern ihn suchten, befand er sich nicht mehr auf der Station, und alle dachten, er sei gestorben.

Drei Monate später las sein ältester Bruder in den Anzeigen der Überlebenden den Vornamen meines Vaters, Naim, und sein Alter. Es war ein ungewöhnlicher Name, so dass mein Onkel Hoffnung schöpfte. Schnellstmöglich machte er sich auf den Weg in die Nachbarstadt – und fand ihn tatsächlich in einem Waisenhaus.

Manchmal zeigte unser Papa uns die Narben an seinem Bauch oder deutete auf die fehlende Fingerkuppe: »Die wurde mir auch weggeschossen.« Für mich war es irgendwie selbstverständlich, dass Eltern Schussverletzungen hatten. Und so locker, wie mein Papa davon erzählte, hörte sich das Ganze für mich wie eine Lucky-Luke-Geschichte an. Welche Schmerzen dahintersteckten, durch welche Einsamkeit er als schwerverletztes Kleinkind gegangen war, ja, was Krieg wirklich bedeutet, das begriff ich damals nicht.

Mein Vater besuchte die internationale Schule in Jericho. Als er vierzehn war, hatte er einen Lehrer aus Stuttgart im Werkunterricht. Bei ihm lernte er das Polstern und stellte sich so geschickt an, dass der Lehrer vorschlug, er solle doch nach Deutschland kommen, bei ihm wohnen und eine Lehre machen. Dann könnte er später an der Schule arbeiten und anderen das Handwerk beibringen. Nachdem der Lehrer zurück nach Deutschland gegangen war, machte mein Vater sich tatsächlich auf den Weg. Zwei Wochen brauchte er mit Bussen, dem Schiff und Zügen, arbeitete in Häfen, um etwas Geld für die Weiterreise zu verdienen, und traf eines Abends in Stuttgart ein. Ein Jahr sollte die Lehrzeit dauern. Doch der Lehrer und auch sein Chef in der Firma, in der er bald eine Anstellung fand, baten ihn zu bleiben, da sie seine Fähigkeiten so schätzten. Was mein Vater denn auch tat.

Einmal reiste er nach Berlin. Zufällig war es der Tag, an dem John F. Kennedy seine berühmte Rede hielt, die mit den Worten »Ich bin ein Berliner« endete. Mein Vater stand in der Menge und war fasziniert. Die damals noch geteilte Stadt, die nach wie vor Spuren des Krieges aufwies, fühlte sich für ihn wie eine zweite Heimat an. Und so fasste er den Entschluss, eines Tages dorthin zu ziehen.

All die Jahre fuhr er im Sommer für zwei Wochen nach Jordanien, um seine Familie zu besuchen. Eines Tages lernte er flüchtig ein Mädchen kennen und erkundigte sich nach ihr. Sie hieß Najieh. Ihre Mutter fragte sie, ob sie sich vorstellen könne, den jungen Mann kennenzulernen. Najieh war sehr angetan von ihm und stimmte sogleich zu. Zwischen meinen Eltern war es Liebe auf den ersten Blick. Als der Urlaub meines Vaters zu Ende ging, gaben sie sich das Eheversprechen und feierten Verlobung. Meine Mutter hat das Kleid, das sie damals trug, noch heute.

Im Jahr darauf folgte sie meinem Vater nach Berlin, wo er zwischenzeitlich hingezogen war und eine neue Stelle gefunden hatte.

So richtig Zeit, sich aneinander zu gewöhnen und das gemeinsame Leben zu planen, hatten meine Eltern nicht, denn schon im nächsten Februar brachte meine Mutter Zwillinge zur Welt. In ihrer Heimat hatte sie das Abitur gemacht, doch kurz nach ihrem neunzehnten Geburtstag war ihr Vater plötzlich verstorben, und als Älteste hatte sie eine Menge Verantwortung für ihre acht jüngeren Geschwister übernommen. In Berlin vermisste sie ihre eigene Mutter und die Geschwister, die in Jordanien geblieben waren, und die Aussicht, eine eigene Familie in der neuen Heimat zu gründen, machte sie glücklich. Auch bringen Kinder die Menschen miteinander in Kontakt, und so konnte sie sich leichter in der großen, fremden Stadt einleben.

Im Hochsommer, sechseinhalb Jahre nach den Zwillingen, wurde ich geboren. Dreiundzwanzig Stunden lag meine Mutter in den Wehen. Mein Vater musste damals vor dem Kreißsaal warten. Als die Hebamme mich in seine Arme legte, griff ich seinen linken Zeigefinger und hielt ihn fest umklammert. »In dem Moment hast du mein Herz gestohlen«, erzählt er heute noch.

Ich erlebte Jahre voller Geborgenheit. Wir wohnten in Lichtenrade, einer grünen, kinderfreundlichen Gegend ganz im Süden Berlins. Menschen mit arabischen Wurzeln gab es außer uns dort nur wenige. Und so lebten wir in einer kleinen Blase, in der meine Eltern ihre Traditionen und Werte bewahrten. Zugleich schätzten sie ihre neue Heimat und hießen all unsere Freundinnen und Freunde immer willkommen.

Meine Mutter ist eine echte Vollblutmama und liebte es schon immer, ihre Familie zu umsorgen. Ständig brutzelte und köchelte etwas auf dem Herd. Das gemeinsame Essen hatte einen großen Stellenwert bei uns zu Hause. Ein einziges