Das rätselhafte Wesen - Hanni L. Boeckle - E-Book

Das rätselhafte Wesen E-Book

Hanni L. Boeckle

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Beschreibung

Ein motziger Stein streitet mit einem sprechenden Eichhörnchen? Arthur ist zurück in der geheimnisvollen Welt des Wals! Doch diesmal ist es schattenschwer und nachtumhüllt. Ein zwielichtiges Wesen treibt sein Unwesen. Die außergewöhnliche Reise zwischen Fantasie und Wirklichkeit ist ein Auf und Ab der Gefühle. Geheimnisse werden gelüftet, Freundschaften geknüpft und überraschende Entdeckungen gemacht.

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Seitenzahl: 137

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Das rätselhafte Wesen
Impressum
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
Danksagung
Über die Autorin

Hanni L. Boeckle

Das rätselhafte Wesen

Wunderbar! Fantastisch!

Arthur reist durch die Welten

Teil 2

XOXO Verlag

Dieses Buch ist meinen zwei Jungs

– Micha und Tim –

gewidmet!

Danke,

dass ihr mein Leben

so wundervoll bereichert,

und es dadurch zu etwas

ganz Besonderem und Einzigartigem macht.

Impressum

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überwww.d-nb.deabrufbar.

Print-ISBN: 978-3-96752-230-3

E-Book-ISBN: 978-3-96752-728-5

Copyright (2024) XOXO Verlag

Hergestellt in Deutschland (EU)

Umschlaggestaltung: Grit Richter, XOXO Verlag

Illustrationen und Coverbild von Kerstin Lünenschloß

Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag

XOXO Verlag ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH

Alte Heerstraße 29 | 27330 Asendorf

Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

1. Kapitel

Der Stein

»Wie kannst du es wagen?!«, brüllte die Stimme und hallte bedrohlich von den Wänden nieder. »Du hast nicht das Recht, das Wort an mich zu richten!«, stellte sie wütend fest.

»Für einen so kleinen Stein ist das ganz schön großspurig«, murmelte Arthur leise.

Au Backe, hatte er das tatsächlich laut gesagt? So frech war sonst eigentlich nur Loki, sein kleiner tierischer Freund.

»Ich möchte dir nicht zu nahetreten«, versuchte der Junge es daher erneut, »aber ich möchte jetzt wirklich wissen, wo ich hier bin.«

»Du hast mich zu Siezen, du unverschämtes Bürschchen!«, schrie der handgroße ovale Stein. »Und auch, wenn du nicht weißt, wo du bist. Ich weiß es genau: Auf dem direkten Weg nach Hause. Verschwinde, du hast hier nichts zu suchen!«

»Bitte entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit!«, so leicht gab Arthur nicht auf. »Ich weiß sehr wohl, dass ich im hintersten Teil des Waldes bin, in den sich sonst keiner traut.«

»Sagen wir mal eher ›verirrt‹«, warf der sprechende Stein herablassend ein.

»Sicher – ›verirrt‹. Vielen Dank für die Korrektur.« Arthur lächelte gekünstelt. »Ich stehe also in diesem riesigen uralten Gebäude, das die Form eines Blauwals hat und sich mitten im hintersten Teil des Waldes befindet.«

»Richtig, mein Junge. Ich stelle fest, dein Gehirn funktioniert noch«, erwiderte der Stein gehässig.

Unbeirrt sprach Arthur schnell weiter: »Und ich bin in diesem unglaublichen Zimmer, das scheinbar endlos groß und von oben bis unten mit allem Möglichen vollgestopft ist.«

Arthur sah sich beeindruckt nach allen Seiten um. Sein Blick fiel auf die unzähligen Gegenstände im Zimmer: Puppen in allen Größen und mit sämtlichen Haarfarben, unzählige Kleidungsstücke für Jungen und Mädchen: Mützen, Handschuhe, Schals, Hosen, T-Shirts, Jacken, Schuhe, Kappen – alles in den unterschiedlichsten Farben und Größen. Er sah Feuerwehr-, Polizei- und Rennautos sowie Trucks, Flugzeuge, Bälle, Seile, Puzzles, Legosteine, Stifte, Malbücher, kleine und große Figuren, Plüschtiere, alles ebenfalls in den verschiedensten Varianten und Ausführungen. Mehrere Spiele stapelten sich neben einem Tisch fast bis zur Decke: ein riesiger, hoher Turm, der jederzeit einzustürzen drohte. Dann blickte er den blau leuchtenden ovalen Stein an, der direkt vor ihm in der Luft schwebte.

»Dann habe ich dich – äh, ich meine natürlich ›Sie‹ auf dem Tisch hier entdeckt und in die Hand genommen. Und plötzlich sind Sie lebendig geworden und Sie haben in allen Farben des Regenbogens geleuchtet. Als weiße Blitze aus Ihnen herausgeschossen sind, habe ich Sie vor Schreck fallen gelassen.«

»Oh ja, das war besonders lustig, als du so zusammengezuckt bist,« amüsierte sich der Stein und fuhr stolz fort: »Und ich muss zugeben, dass die Blitze eine besondere Fähigkeit von mir sind. Das war sicherlich sehr beeindruckend für dich, nicht wahr? Insbesondere, weil ich danach angefangen habe, nach oben und vor dein Gesicht zu schweben?«

»Ja, allerdings.« Arthur nickte anerkennend.

»Meine tiefe Stimme geht tatsächlich durch Mark und Bein und hallt wunderschön von den Wänden des Wals wider«, stellt der Stein selbstlobend fest und strahlte dabei in einem tiefen Meeresblau.

Plötzlich sprang ein kleines rotes Eichhörnchen auf den Tisch und sah die beiden mit großen runden Knopfaugen an. Sein kleines Mündchen zeigte bereits ein zaghaftes Lächeln, das schnell immer breiter und frecher wurde. Augenblicklich begann sich die Farbe des Steins von Blau in ein dreckiges Lila zu verändern und ging sofort in ein wütendes Rot über. Bedrohlich leuchtend schwebte er nun näher an Arthurs Gesicht heran. Hier fing er an, in einem blutroten Takt zu pulsieren und brüllte: »Du darfst überhaupt nicht hier sein! Du bist ein Eindringling und musst bestraft werden.«

Daraufhin schoss der Stein nach vorne und knallte dem völlig verblüfften Jungen mit voller Wucht gegen den Kopf. Arthur hörte einen lauten Knall und spürte einen heftigen Schmerz. Entsetzt sah er zu seinem kleinen pelzigen Freund herab. Lokis rot-braunes Gesicht fing an, sich im Kreis zu drehen. Erst leicht, dann immer schneller. Ihm wurde übel. Sofort schloss er die Augen und augenblicklich war er von Dunkelheit umgeben.

Nach einiger Zeit drangen Stimmen an Arthurs Ohr. Zuerst wusste der Junge gar nicht, wo er war, nur langsam kehrte sein Bewusstsein zurück. Die Stimmen, die er hörte, waren erst ganz leise gewesen, aber jetzt wurden sie immer lauter. Eine quiekende Stimme schrie: »Was sollte das denn? Bist du irre geworden?«

»Ach, papperlapapp – das Bürschchen hat mir keine Fragen zu stellen!«, bellte eine tiefe Stimme zurück.

»Aber deshalb musst du ihn doch nicht gleich k.o. schlagen!«, erwiderte die quiekende Stimme vorwurfsvoll.

»Jetzt hör’ aber mal auf! Der Junge darf überhaupt nicht hier sein! Das habe ich dir schon die ganze Zeit gesagt,« stellte die tiefe Stimme überheblich fest.

»Der Kleine ist so weit!«, quiekte es aufgeregt. »Da bin ich mir sicher! Er ist etwas Besonderes. Ich weiß es, seitdem er meinen Namen erkannt hat, ohne dass ihm jemand diesen vorher verraten hat.«

»Du und deine verrückten Ideen! Wir sind hier, um das Geheimnis zu bewahren, und die LETZTE von ihnen zu beschützen!« Jetzt brüllte die tiefe Stimme und fuhr schnippisch fort: »Zumindest ICH tue das!«

»Plustere dich bloß nicht so auf!«, brummte es trotz quiekender Tonlage genervt zurück. »Siewird ihn sehen wollen, das kannst du mir glauben. Sie wird auch etwas in ihm sehen.«

»Wer sprach denn da?«, fragte sich Arthur. »Und wo bin ich?«

Er war immer noch ziemlich benommen und sein Kopf dröhnte fürchterlich. Seine Augen waren geschlossen.

»Das kannst du doch gar nicht wissen!«, motzte die tiefe Stimme plötzlich. »Du setzt dich mal wieder über alle Regeln hinweg!«

»Du hast mir überhaupt nichts zu sagen! So wichtig bist du nicht«, fauchte es schrill zurück.

»Und ob ich das bin!«, kam die beleidigte Antwort. »Immerhin bin ICH der Beschützer von IHR!«, und jetzt dröhnte die Stimme bedrohlich laut durch den ganzen Raum.

Da erkannte Arthur die Stimme. Es war der Stein, der gesprochen hatte. Wieso war ihm das vorher nicht aufgefallen? Ein stechender Kopfschmerz gab ihm augenblicklich eine Antwort darauf.

»Oh, bitte!«, quiekte es. »Bei mir wirkt dein hallendes Dingsbums nicht.«

Aus diesen Worten hörte Arthur eindeutig ein freches Grinsen heraus. Spitz fuhr die Stimme fort: »Den Jungen kannst du damit vielleicht beeindrucken, aber ich finde das einfach nur lächerlich!«

»Das ist ein sphärisches Organ, mein Lieber! Nicht jeder von uns ist auserwählt, Andere zu führen.«

»Das hat doch nichts mit Führung zu tun«, murmelte die hohe Stimme spitz. »Dieses sphärische Dingsbums zwingt andere dazu, das zu tun, was du sagst.«

Keine Antwort.

Arthur fragte sich, ob der Stein nicht wusste, was er antworten sollte. Viel wichtiger war allerdings die Frage: Mit wem sprach der Stein da überhaupt? Der Junge öffnete langsam seine Augen und blinzelte vorsichtig. Seine Umgebung war immer noch verschwommen, aber langsam wurde sie schärfer. Direkt vor sich sah Arthur einen großen, hölzernen Tisch. Die Tischbeine waren mit seltsamen Schriftzeichen versehen, wie fast alle Möbel im Wal. Nur ganz oben waren die Beine mit dicken Fischen verziert, die aus dümmlichen Augen auf den Jungen herabblickten.

»Ich werde mich bei IHR über deinen Ungehorsam beschweren«, keifte der Stein plötzlich. »Vielleicht schmeißt SIE dich dann endlich raus!«

Ein herablassendes ›Pfff‹ war als Antwort zu hören.

»Ehrlich gesagt, ist das schon lange überfällig!«, murmelte das verärgerte Gestein leise weiter und rief genervt: »Und was machen wir jetzt mit dem hier?«

Arthur schloss schnell die Augen, versuchte aber, durch einen kleinen Schlitz zu erkennen, was über ihm vor sich ging. Sein Sichtfeld war zwar sehr verengt, aber er konnte gerade noch sehen, wie der Stein an der Tischkante vorbeischwebte. Plötzlich krabbelten zwei kleine, braune Händchen an den Rand der Kante und gleich darauf war ein rotbraunes Köpfchen mit dunklen Knopfaugen und spitzen Ohren zu sehen, das zu ihm herunterblickte.

»Wir sollten etwas zum Kühlen holen. Die Beule wird immer dicker und ist an einer Stelle schon aufgeplatzt«, sagte Loki mit quiekender Stimme.

Arthur traf fast der Schlag. Er konnte es nicht fassen.

Bildete er sich nun Dinge ein? Oder konnte Loki wirklich sprechen!

»Mist! Ich glaube, der Junge wird wach«, rief der Stein nervös.

»So ein Quatsch!«, erwiderte das Eichhörnchen. »Du spinnst.«

»Der hat doch gerade geblinzelt! Das habe ich genau gesehen!«

»Chill mal!«, gab das kleine Nagetier genervt zurück. »Wie kann man nur immer alles so überdramatisieren …«

»Jetzt werd‘ nicht frech«, drohte der Stein.

»Okeey, wenn du meinst«, lenkte das Eichhörnchen ein, »dann geh’ ich halt mal gucken.«

Und damit sprang Loki auf Arthurs Brust. Unwillkürlich zuckte der Junge zusammen. Mit dem Sprung hatte er nicht gerechnet. Er riss die Augen auf und das Eichhörnchen hielt augenblicklich in der Bewegung inne. Es starrte den Jungen aus seinen kleinen, runden Augen forschend an.

»Du kannst sprechen!«

Loki blickte unschuldig drein und klimperte mit den Äuglein.

»Du brauchst mich gar nicht so komisch anzugucken!«, rief Arthur. »Ich habe genau gehört, wie du mit dem Stein gesprochen hast!«

»Du kannst mich verstehen?«, fragte das Eichhörnchen fassungslos.

»Verdammt! Was ist hier los, Loki?«, quatschte der Stein irritiert dazwischen. »Der Junge dürfte dich überhaupt nicht verstehen.«

»Dann sieh doch mal auf seine Stirn!«, kam es vom rot-braunen Nagetier vorwurfsvoll zurück. »In seiner Wunde glitzert es blau! Weißt du, was das bedeutet?!«

»Nein«, antwortete der Stein tonlos.

»Ganz einfach: Du musst etwas von dir auf ihn übertragen haben!«, triumphierte das Eichhörnchen.

Der Stein antwortete nicht. Dann grinste Loki und ergänzte schadenfroh: »Und weißt du was – das ist allein deine Schuld!«

Arthur war der Streit herzlich egal, außer sich vor Freude fragte er seinen kleinen, tierischen Freund: »Warum hast du denn nicht vorher mal mit mir gesprochen?«

»Das hab’ ich ja, aber du konntest mich nur in deinen Gedanken verstehen. Und das auch nur ganz leise und nicht immer. Aber jetzt«, antwortete Loki aufgeregt, »ist das anders. Das ist die Schuld unseres Super-Beschützers ›Lapis Lazuli‹.«

Das Eichhörnchen lächelte hämisch und zeigte mit seinen winzigen Krallenfingern nach oben in Richtung Tischkante.

»Erstens, heißt das ›SIR Lapis Lazuli‹, und zweitens, geht mein Name dieses Menschenkind überhaupt nichts an!«

Und mit diesen Worten leuchtete der Stein giftgrün auf.

»Da hat scheinbar jemand sein vornehmes Königsblau in ein Kotzgrün gewechselt«, flüsterte Loki dem Jungen zu und beide begannen zu kichern.

Mit einem schmerzhaften ›Autsch!‹ richtete sich Arthur langsam auf und setzte sich hin. Vorsichtig tastete er seine Stirn und seinen schmerzenden Kopf ab. Etwas Blut blieb an seinen Fingern kleben.

»Die Platzwunde hast du diesem hitzigen Wichtigtuer namens ›Sir Lapis Lazuli‹ zu verdanken!«, stichelte Loki.

»Ach, halt die Klappe!«, maulte der Stein eingeschnappt. »Das war ein Versehen und ich kann mich nur abermals wiederholen: Dieser Junge ist ein Eindringling. Ich habe lediglich meine PFLICHT erfüllt und bin meiner AUFGABE gefolgt!«, und da war sie wieder, diese hallende Echostimme, die den ganzen Raum einnahm und keine Widerrede duldete.

»Geht das schon wieder mit diesem sphärischen Dingsbums los?«, seufzte Loki genervt.

»Ach, rutscht mir doch den Buckel runter«, erwiderte der magische Stein wütend, drehte sich in der Luft um und schwebte davon.

Arthur und Loki sahen sich stumm an. Plötzlich schrillte ein hohes Pfeifen durch den Raum, das immer lauter wurde. Dann riss das pelzige Tierchen sein kleines Mündchen immer weiter auf, bis die beiden winzigen spitzen Vorderzähne zum Vorschein kamen. Unvermittelt warf sich Loki auf Arthurs Brust und rollte dort von einer Seite zur anderen. Dabei hielt er sich sein rundes pelziges Bäuchlein mit seinen klitzekleinen Händchen fest und konnte nicht aufhören, zu lachen. Mit einem seligen Lächeln im Gesicht ließ Arthur in gewähren, bis er es nicht mehr aushalten konnte und das Eichhörnchen vorsichtig in die Hände nahm. Mit ernster Miene sah er Loki an und sagte: »So, jetzt will ich aber so einiges von dir wissen!«

2. Kapitel

Wem gehört der Wal?

Nur mit Mühe konnte sich das Eichhörnchen von seinem Lachanfall erholen. Es grinste immer noch breit, als es seinen menschlichen Freund in die Augen sah und nahezu beiläufig fragte: »Was willste denn wissen?«

»Ist das dein Ernst?«, fragte Arthur fassungslos. »Na, was das hier ist?«

Und damit stand Arthur auf, öffnete beide Arme, drehte sich einmal im Kreis und sah sich dabei überall im Raum um. Als der Junge an seiner Ausgangsposition angekommen war, blickte er zu Loki hinab und fragte gespannt: »Wer wohnt in diesem Zimmer?«

»Tja … das ist nicht so einfach zu erklären«, druckste das Eichhörnchen herum, »außerdem gibt es hier viele Geheimnisse. Uralte, die ich nicht verraten darf. Heimlichkeiten, über die keiner mehr spricht – keiner mehr sprechen darf.«

»Jetzt komm schon!«, drängte Arthur. »Das kannst du nicht machen. Nicht nach allem, was wir hier zusammen erlebt und entdeckt haben.«

Aber Loki schwieg.

»Weißt du nicht mehr, wir haben alle Zimmer zusammen durchsucht. Sind auf jedem Holzbett herumgesprungen und du hast wie ein Irrer Saltos geschlagen …«

Arthur sah Loki eindringlich an, hoffte auf eine Antwort. Aber das Eichhörnchen blieb immer noch stumm, deshalb argumentierte der Junge eindringlich weiter: »Du hast auf meiner Schulter gesessen als wir im dunklen Untergeschoss waren. Du hast genauso gezittert, wie ich, als wir in diesem gruseligen Raum die Löcher im Boden gefunden haben. Und …«, an dieser Stelle musste Arthur Schlucken und Tränen unterdrücken, »du und deine Eichhörnchenfamilie habt mich vor Damien, Kevin und Nils gerettet. Mit Eicheln und Haselnüssen habt ihr nach diesen Fieslingen geworfen.« Arthur grinste breit. »Tausende von euch saßen in den Bäumen. Jeder Wurf ein Treffer – das war fantastisch!«, platzte es aus ihm heraus.

»Ach, das war keine große Sache«, wiegelte Loki ebenfalls grinsend ab, »das war selbstverständlich. Wir sind doch Freunde.«

»Ja, das stimmt – die besten!« Arthur strahlte über das ganze Gesicht. »Und deshalb kannst du mir auch verraten, welche uralten Geheimnisse hier im Wal verborgen sind. Ich habe dich so oft danach gefragt, aber keine Antwort bekommen. Aber jetzt können wir miteinander sprechen und du kannst mir endlich alle meine Fragen beantworten.«

Loki kratzte sich an seinem kleinen Köpfchen und fragte sich, ob er es wagen konnte, den Jungen einzuweihen. Was, wenn sie doch nicht so interessiert an dem Jungen war, wie er glaubte …

»LOKI«, rief Arthur laut und riss das kleine Tierchen aus seinen Gedanken. »Jetzt komm schon!«

»Na gut, du gibst sonst wahrscheinlich eh’ keine Ruhe«.

Arthur nickte zustimmend mit dem Kopf.

»Das hier war früher ein Hotel. Ein Versammlungsort«, erklärte Loki. »Vor ewig langer Zeit. Später wurde es zu einem Zufluchtsort. Und dann … tja, dann kam irgendwie keiner mehr.«

Ein wenig Traurigkeit spiegelte sich in den sonst so frechen, braunen Eichhörnchenaugen wider.

»Für wen war das hier ein Ort der Zuflucht?«, drängte Arthur weiter.

»Na ja …«, Loki machte erneut eine Pause, zögerte. Aber dann sprach er doch weiter: »Für Lebewesen aus der anderen Welt. Für Wesen wie mich.«

»Wie meinst du das?«

»Wir sind Geschöpfe, die im Verborgenen leben und für euch Menschen nie wirklich existiert haben. Manche von uns hatten ihren großen Auftritt in längst vergangenen Zeiten und jetzt erinnert ihr euch nicht mehr an uns. Aus unseren Geschichten wurden Legenden, dann Mythen, die teils ganz in Vergessenheit gerieten …«, das Nagetier hielt inne und blickte ins Leere.

»Jaaaa und weiter …«, rief Arthur laut und wippte ungeduldig auf und ab.

Das Hörnchen schüttelte sich und sagte: »Ihr nennt uns Märchen- oder Fabelwesen.«

»Was?«, schrie Arthur. »Du veräppelst mich! Etwa Hexen und Zauberer?«, fragte er ungläubig.

»Ja, die gibt es auch«, lachte das Eichhörnchen. »Aber gar nicht so viele, wie du vielleicht denkst. Früher war die Anzahl von ihnen weitaus größer, dann wurden sie immer weniger. Das war auch bei den anderen Wesen so. Niemand kam mehr in den Wal. Es gab keine Versammlungen mehr. Sie verbrachten keine Zeit mehr miteinander.«