Das Rushing Woman Syndrom - Libby Weaver - E-Book

Das Rushing Woman Syndrom E-Book

Libby Weaver

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

<p>Im ewigen Wettlauf mit der Zeit?</p> <p>Die Kinder zur Schule bringen, rechtzeitig gut zurechtgemacht zum Meeting im Büro sein, bloß nicht den Arzttermin nach der Arbeit vergessen und abends wollte man sich eigentlich mit der besten Freundin treffen - haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass Ihr Tag einer einzigen endlos langen To-do-Liste gleicht und Sie sich selbst völlig aus dem Blick verlieren? Viele Frauen kennen das - aber hinterfragen wir auch, was das eigentlich für Körper und Seele bedeutet?</p> <p>Vom To-do zum To-enjoy!</p> <p>Die Biochemikerin Dr. Libby Weaver, Bestseller Autorin aus Australien, erklärt, wie sich der Dauerlauf im Hamsterrad auf unser Seelenleben auswirkt, aber vor allem auch welche fatalen biochemischen und hormonellen Prozesse er in unserem Körper auslöst. Entdecken Sie, warum Dinge wie PMS oder Verdauungsbeschwerden eng damit verknüpft sind, was wir uns täglich auflasten - und finden Sie mit den empathischen und alltagsnahen Lösungsansätzen von Dr. Libby zu mehr Gelassenheit.</p>

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Seitenzahl: 351

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Das Rushing-Woman-Syndrom

Was Dauerstress unserer Gesundheit antut

Dr. Libby Weaver

1. Auflage

7 Abbildungen

Zitat

Wir wollen Menschen aufklären und inspirieren, ihnen zu mehr Gesundheit und Glück verhelfen und auf diese Weise kleine Wellen in Gang setzen, die langfristig die Welt verändern.

Dr. Libby und ihr Team

Rushing-Woman-Syndrom

Den Begriff »Rush Hour« kennt wohl jeder. Aber was hat es mit »Rushing-Woman« auf sich? Der englische Begriff »rushing« bedeutet (laut Standardwerk Merriam-Webster) übersetzt: sich hastig oder ungeduldig vorwärts bewegen, weitermachen oder handeln, eine Leistung in kurzer Zeit oder bei hohem Tempo erbringen, Synonyme sind hetzen, eilen und rasen. Bei dem von mir geprägten Begriff »Rushing-Woman-Syndrom« (oder auch Immer-in-Eile-Syndrom) geht es um die Auswirkungen von ständiger Eile und Dauerstress auf Körper und Psyche der Frau. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Stress real vorhanden oder bloß eingebildet ist. Im Vordergrund steht die Wahrnehmung, ständig unter Druck zu sein. Das Gefühl, in Topform sein zu müssen, alles schaffen zu müssen, jedem gerecht werden zu müssen und alles im Griff haben zu müssen, bleibt nicht ohne Folgen. Permanenter Stress hat Einfluss auf zahlreiche Organe, auf Stoffwechselprozesse und die Verdauung, auf Nervensystem und Emotionen, auf den Hormonhaushalt und damit auf viele Lebensbereiche – von Menopause und Libido über Appetit bis Schlaf. Die gute Nachricht: Es gibt zahlreiche Wege zum Lösen des Problems. Der erste Schritt ist, die Hintergründe zu verstehen, die eigenen festgefahrenen Einstellungen und Verhaltensmuster zu reflektieren, individuelle Lösungsstrategien zu entwickeln und mit der richtigen Ernährung, Bewegung und Co. neue Energie zu tanken.

Einleitung

Dieses Buch beruht auf den Erfahrungen, die ich in den letzten 14 Jahren im Rahmen meiner Tätigkeit gesammelt habe. Gesundheit und Verhalten von Frauen haben sich grundlegend verändert.

Nie zuvor habe ich so viele Frauen erlebt, die verzweifelt versuchen, allem und jedem gerecht zu werden. Gleichzeitig habe ich nie ein derartiges Ausmaß an Problemen mit Fruchtbarkeit und Sexualität beobachtet wie heute. Frauen stehen permanent unter Strom. Viele sind auch permanent müde. Sie sind angespannt und abgespannt zugleich. Und diese ständige Anspannung, das Gefühl, dass die Zeit niemals reicht und die To-do-Liste niemals abgearbeitet ist, hat auf Frauen derartige gesundheitliche Auswirkungen, dass ich ein Buch darüber schreiben musste.

Ob eine Frau es nun zeigt oder verschweigt – das Gefühl, ständig in Eile zu sein, schadet ihrer Gesundheit massiv und auf nie dagewesene Weise. Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS), Endometriose, Unfruchtbarkeit und starke Wechseljahresbeschwerden infolge eines unausgewogenen Hormonhaushalts waren nie so verbreitet wie heute – ganz zu schweigen von der allgemeinen Erschöpfung.

Mir geht es jedoch um weitaus mehr als eine bloße Bestandsaufnahme – die unausgeglichene Hormonlage, die überforderten Nebennieren, die viel zu lange viel zu viele Stresshormone ausschütten mussten, die Schilddrüse auf Sparflamme und die Auswirkungen, die all dies auf uns und unsere Mitmenschen hat. Mindestens ebenso sehr interessieren mich die Ursachen dieser Misere, denn nur wer die Hintergründe kennt, kann nachhaltig etwas dagegen unternehmen. Warum leben Frauen so, dass sie gesundheitlich in diese Abwärtsspirale geraten? Welche Denkweise bringt uns dazu? Die Antwort steckt in unserer Biochemie, aber auch in unseren Überzeugungen.

Sobald Sie verstehen, was wirklich vor sich geht, können Sie erkennen, dass das Pendeln zwischen Dauerhetze und Gelassenheit Ihre Grundüberzeugungen widerspiegelt. Ihr Verhalten ist lediglich der äußerliche Ausdruck dieser Überzeugungen. Solange wir nicht hinterfragen, auf welchen Beweggründen unser Handeln beruht, wird sich dieses Handeln nicht ändern.

Wenn man das Leben grundsätzlich als Überforderung empfindet – unabhängig von den aktuellen Umständen, ganz gleich, ob man gerade großen oder kleinen Herausforderungen begegnet, ob die Probleme lebensbedrohlich sind oder nicht –, dann ist das sehr problematisch. Ich zitiere dabei gern das Motto: „Wie im Kleinen, so im Großen.“ Denn tatsächlich färbt der Umgang mit den kleinen Problemen des Alltags oft darauf ab, wie wir auf wichtige Fragen des Lebens reagieren.

Mit dem Tempo der Veränderung, das die heutige Welt uns abverlangt, kann der Körper häufig nicht Schritt halten. Das müssen wir uns unbedingt bewusst machen und unser Leben so gestalten, dass wir regelmäßig Zeit zum Abschalten finden. Jeden Tag, jede Woche und jeden Monat brauchen wir echte Ruhephasen. So wie der Körper nicht lange ohne Schlaf auskommt, braucht auch die Psyche immer wieder Zeiten, in denen sie entspannen und neue Kraft tanken kann. Wenn diese Phasen ausbleiben, hat das Folgen – und dieses intuitive Wissen ist wissenschaftlich gut untermauert.

Alle Lebewesen auf unserem Planeten entwickeln sich bei jeder Fortpflanzung ein Stückchen weiter. Das Ziel dabei ist, dass jede neue Generation besser an die jeweilige Umgebung angepasst ist und leichter damit zurecht kommt. Aktuell stehen wir vor dem Problem, dass unsere Umwelt sich in einem nie dagewesenen Tempo verändert. Dabei geht es hier nicht um Evolution im Darwin'schen Sinne gegenüber der biblischen Schöpfungstheorie, sondern lediglich um die Tatsache, was wir unserem Körper abverlangen.

Das Leben früher …

Seit circa 150000 bis 200000 Jahren besiedelt der Mensch die Erde. Wir haben uns langsam und stetig entwickelt und als Nomaden von dem Land gelebt, in dem wir umherstreiften. Wir waren Jäger und Sammler, und unsere Nahrungsauswahl sowie unser tägliches Handeln unterlagen lediglich dem Einfluss der Jahreszeiten, des Klimas und der Wetterbedingungen. In diesen Zeiten, in denen es ums pure Überleben ging, aßen die Menschen frische, natürliche Lebensmittel. Die Ernährung basierte in erster Linie auf grünen Blättern. Konzentriertere, nährstoffreichere Nahrung bekam man nur, wenn sich beim Jagen und Sammeln die passende Gelegenheit ergab.

Vor etwa 7500 bis 10000 Jahren wurden die Menschen allmählich sesshafter und entwickelten erste Formen der Landwirtschaft. Damals begannen wir mit dem Getreideanbau und nahmen erstmals in der Geschichte der Menschheit die Milch anderer Tiere zu uns. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Ernährung auch ausgeglichener, weil wir weniger jagen und sammeln mussten und regelmäßiger Feldfrüchte zur Verfügung standen. Dennoch waren Ernährung und Lebensweise nach wie vor von natürlichen Rhythmen bestimmt. Die Ernte richtete sich nach den Jahreszeiten, war Dürre und Flut unterworfen, und die „Arbeit“ wurde bei Tageslicht verrichtet.

Solange diese Veränderungen ganz allmählich verliefen, konnte unser Körper damit noch gut fertig werden. Die nächste bedeutsame Veränderung kam mit der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts. Damals wurden Prozesse mechanisiert, die Menschen zogen massenweise vom Land in die Städte. Mit dem Bevölkerungswachstum erhöhte sich einerseits die Abhängigkeit von der Landwirtschaft für die Lebensmittelproduktion; andererseits war die Arbeit in den neu entstehenden Fabriken weniger bewegungsintensiv. Je nachdem, wo die Menschen lebten und wie viel sie verdienten, klaffte der Lebensstandard weit auseinander.

Das Leben heute …

Machen wir nun den Zeitsprung ins Heute: In den letzten 20 Jahren – mit dem Siegeszug von Internet und Smartphone – hat sich die bisher schnellste Veränderungsphase der Menschheitsgeschichte abgespielt. Vor nicht allzu langer Zeit war man noch unerreichbar, wenn man zum Einkaufen ging, die Kinder zur Schule brachte oder zur Arbeit fuhr. Heute klingelt nicht nur bei einem Anruf das Handy, sondern bei jeder E-Mail und jeder Nachricht ertönt ein Pling. Die meisten Frauen in meinem Umfeld sitzen beim Warten an der roten Ampel nicht tatenlos herum, sondern lesen die letzte SMS, E-Mail oder den neuesten Kommentar im Gruppenchat. Früher haben wir in solchen Momenten in Ruhe nachgedacht, die Farbe des Himmels betrachtet, Dankbarkeit empfunden oder das Lied im Radio mitgesungen. So konnten wir mühelos und nebenbei ein wenig abschalten und Energie tanken.

Weil Menschen ständig in Eile sind, hat sich auch das Essverhalten verändert. Heute essen viele Menschen vorgefertigte „Nahrung“, die wenig echten Nährwert liefert. Essen muss einfach und praktisch sein, je schneller, desto besser, sonst wird das Angebot nicht angenommen. Doch diese Einstellung hat ihren Preis, und in unserem tiefsten Inneren ist uns das auch bewusst. Jeder weiß, dass frische Lebensmittel am gesündesten sind und dass die meisten Menschen deutlich mehr Gemüse essen sollten. Unsere Fehlentscheidungen beruhen nicht auf mangelnder Bildung. Sie beruhen auf unseren Grundüberzeugungen. Anstatt an diesen Vorstellungen zu arbeiten, setzen die meisten Menschen jedoch lieber auf noch mehr Wissen. Natürlich können umfassende Kenntnisse über Ernährung, Nahrung, gesunde Lebensweise und Wohlbefinden im Einzelfall von großem Nutzen sein. Aus meiner Sicht scheint Inspiration jedoch ebenso wichtig zu sein.

Nur der begeisterte Wunsch, sich wirklich gut um sich selbst zu kümmern, kann Überzeugungen nachhaltig verändern.

Ich beobachte gern Menschen, am liebsten am Flughafen. Sie betreten ein Rollband, doch statt weiterzugehen, um schneller am Gate zu sein, bleiben sie stehen. Noch ehe die Reise losgeht, sind sie erschöpft! Solche Vorrichtungen wurden erfunden, um uns schneller ans Ziel zu bringen, aber manchmal schaden sie auch der Gesundheit und halten uns von mehr Bewegung ab. Dank Fahrstühlen und Rolltreppen müssen wir keine Stufen mehr hinaufsteigen. Wir brauchen uns nicht einmal mehr selbst in den Laden zu begeben, geschweige denn unser Essen auf dem Feld zu ernten oder im Wald zu jagen. Stattdessen können wir es online bestellen und bekommen es bequem nach Hause geliefert. Damit will ich keine Wertung aussprechen. Es ist nur eine Beobachtung zur Spitze des Eisbergs – wie schnell und umfassend sich die Welt, in der wir leben, verändert hat. In vielerlei Hinsicht sind wir Versuchskaninchen. Noch nie waren größere Menschengruppen ihr Leben lang Pestiziden ausgesetzt oder hatten ein Gerät, das Strahlen sendet, regelmäßig so nah an ihrem Gehirn. Nie zuvor gab es das ganze Leben hindurch künstliche Süßungsmittel, Farbstoffe und Konservierungsmittel. Ich hoffe inständig, dass all diese Dinge ungefährlich sind. Mein Instinkt jedoch lässt mich daran zweifeln.

Unsere Biochemie und die Geschwindigkeit der heutigen Lebensstilveränderungen

Auf zellulärer Ebene gleicht der menschliche Körper weitgehend dem unserer Vorfahren. Die evolutionäre Anpassung von einer Generation zur nächsten verläuft in Trippelschritten und damit um ein Vielfaches langsamer als das neue schnelle Tempo unserer Welt. Der bewusste Verstand entwickelt zwar Strategien, um diese Veränderungen mitzumachen – wir schreiben E-Mails, während wir telefonieren, und prägen uns gleichzeitig ein, dass wir unbedingt noch den Kuchen für den Kindergeburtstag bestellen müssen (sprich: kaufen statt backen). Biochemisch jedoch haben wir uns in den letzten 150000 Jahren kaum verändert. Das gilt auch für das Unterbewusstsein, das Untersuchungen zufolge dem Bewusstsein eine Million Mal überlegen ist. Unser Unterbewusstsein ist der Teil des Bewusstseins, der den Gedanken nicht zugänglich ist, der aber den Herzschlag reguliert, die Haare wachsen und eine Verletzung heilen lässt, ohne dass wir es ihm sagen müssen. Sind nicht allein diese Abläufe absolut faszinierend? Ich glaube kaum, dass unser Nervensystem mit seinem erheblichen Einfluss auf jede Zelle unseres Körpers, jedes Hormonsystem, jedes Organ, jeden Aspekt der Fettverbrennung und natürlich auf unsere Wahrnehmung von Dringlichkeit mit der rasanten Veränderung Schritt halten kann, die die aktuelle Epoche in der Geschichte der Menschheit uns abverlangt.

Smartphones und E-Mails, Laptops und Hotspots verlangen dem Körper neue Höchstleistungen ab. Kommunikationswege ohne jegliche Verzögerung sorgen dafür, dass wir rund um die Uhr verfügbar sind, wenn wir dies zulassen. Dabei hatten wir nie so wenig Zeit wie heute, noch selbst zu kochen. Erst seit Kurzem tragen wir ständig Kopfhörer im Ohr, um uns selbst bei Sport und Spiel abzulenken und uns damit zugleich zu stimulieren. Wir müssen uns bewusst machen, dass die empfundene Dringlichkeit und das Tempo, mit dem wir leben, der Gesundheit – insbesondere von Nerven- und Sexualsystem – massiven Schaden zufügen.

Wir haben uns so weit von unseren Ursprüngen entfernt, dass viele Menschen einige oder alle der folgenden Punkte entweder für unerschwinglichen Luxus halten oder verächtlich als Ökokram abtun: essen, was gerade reif wird, hin und wieder barfuß laufen und die Erde unter den Füßen spüren, abends ab einer bestimmten Zeit das Smartphone ausschalten, nicht innerhalb von drei Minuten auf eine E-Mail antworten und jede Woche einen echten Ruhetag einlegen.

Wir haben nicht nur bezüglich unserer Ernährung, sondern für unsere gesamte Lebensweise die Verbindung zu unseren natürlichen Instinkten verloren. Dabei weiß Mutter Natur es meiner Ansicht nach am besten.

Bis vor Kurzem haben wir Erkältungen noch mit Knoblauch, Zitronen und viel Ruhe behandelt. Heute nehmen wir Medikamente und hasten weiter, weil die Arbeit unmöglich liegen bleiben kann. Vor dem Urlaub erledigt man unter Hochdruck das dreifache Pensum, und wenn man wiederkommt – meist erschöpfter als zu Urlaubsbeginn –, wartet dennoch stapelweise Arbeit. Sobald wir einen Schritt zurücktreten und all dies mit etwas Abstand betrachten, sieht es so aus, als hätten wir den Verstand verloren. Man muss sich schon sehr bewusst für ein anderes Leben entscheiden, das der Gesundheit in jeder Hinsicht zuträglicher ist. Mit vollwertigen Lebensmitteln sind wir besser ernährt, und letztlich sind es die Nährstoffe, die uns am Leben erhalten. Mehr unverplante Zeit nährt unsere Beziehungen, und damit sind wir in der Regel glücklicher und netter zu uns selbst und unseren Mitmenschen.

Ohne es zu merken, verlangen wir von unseren Drüsen und Organen – von Leber, Gallenblase, Nieren, Nebennieren, Schilddrüse, Eierstöcken, Gebärmutter, Gehirn und Verdauungssystem – in diesem Moment, dass sie unser Tempo mitmachen. Ein Leben auf der Überholspur geht selbstverständlich nicht folgenlos an uns vorbei. Dieses Buch beruht auf meinen Beobachtungen und Überlegungen sowie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, was diese Phase der Evolution uns abverlangt und unserer Gesundheit antut.

Unser Nervenkostüm ist nicht dazu geschaffen, ständigem Druck (ob eingebildet oder real) standzuhalten. Auch mit Fertigprodukten und sitzender Lebensweise vor dem Computer samt Kopfhörer im Ohr kommt der menschliche Körper auf Dauer nur schlecht zurecht. Wie ich schon sagte, ist dies nur die Spitze eines unrühmlichen, aber unglaublich faszinierenden Eisbergs. Frauen müssen wissen, was diese Entwicklung für sie bedeutet und warum sie so leicht unter Dauerstress geraten. Bewusstmachung ist ein erster Schritt. Manches in diesem Buch wird Ihnen vermutlich neu sein, anderes wird Sie an das erinnern, was Sie bereits wussten.

Bei der Arbeit an diesem Buch habe ich auf Beispiele und wahre Geschichten von permanent gestressten Frauen aus allen Schichten und mit unterschiedlichstem Hintergrund zurückgegriffen. Häufig beschreibe ich die berufstätige, heterosexuelle Mutter. Es gibt jedoch in Bezug auf Arbeit, Leben, sexuelle Ausrichtung, Beziehungsstatus und sozioökonomische Situation eine Vielzahl anderer Szenarien mit oder ohne Kinder. Meine Beispiele sollen lediglich als Augenöffner dienen, doch ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich dabei auch verallgemeinere und nur das erzähle, was ich am häufigsten höre. Und das ist natürlich nur eine Seite der Geschichte.

Mir ist bewusst, dass auch Männer unter Dauerstress leiden. Da sich die männliche Psyche jedoch durchaus von der weiblichen unterscheidet, konzentriere ich mich in diesem Buch bewusst auf Frauen. Das bedeutet nicht, dass mir die Männer egal wären. Ich glaube auch keineswegs, dass ihre Gesundheit gegen Druck und Stress immun ist. Vielmehr möchte ich ausdrücklich ausloten, warum Frauen gehetzter leben als je zuvor und welche Folgen dies für sie hat. Und natürlich biete ich Hinweise und Strategien an, um diesen Zustand zu ändern.

Ein Tag hat nur 24 Stunden. Wie Sie diese Zeit gestalten, liegt ganz bei Ihnen. Die Wahrnehmung, was man an einem Tag alles zu tun hat, ist sowohl von der eigenen Biochemie als auch von den eigenen Überzeugungen geprägt. Sie können ganz neue Einsichten in beides gewinnen. Ich lade Sie zu einer Reise ein, auf der Sie ein ganz neues Verständnis für Ihre Gesundheit entwickeln können. Vor allem aber können Sie mit den hier vermittelten Strategien und Ritualen Ihre gesundheitliche Zukunft maßgeblich verändern.

Selbsttest: Sind Sie eine Rushing Woman?

Die nachfolgende Checkliste hilft bei der Feststellung, ob auch Sie an dem Rushing-Woman-Syndrom leiden.

Wie viele dieser Punkte treffen auf Sie zu? Zählen Sie mal die Anzahl der Aussagen, in denen Sie sich wiederfinden, und lesen Sie dann in der unten stehenden Dauerstress-Skala unter der passenden Rubrik nach.

Die Frau unter Dauerstress

liebt ihren Kaffee und hat das Gefühl, dass ihr etwas fehlt, wenn sie ihren Kaffeekonsum reduziert; sie hält Kaffee für einen Energiespender, der das Gehirn oder den Darm in Gang bringt

antwortet „viel zu tun“ oder „gestresst“, wenn man sie fragt, wie es ihr geht

hat normalerweise Stresshormone (Adrenalin und Cortisol) im Blut

hat einen niedrigen Progesteronspiegel

hat Probleme mit der Periode, zum Beispiel Symptome des polyzystischen Ovarsyndroms, starke, klumpige Blutungen, unregelmäßige Blutungen, typische Beschwerden des prämenstruellen Syndroms (PMS) oder massive Menopausenbeschwerden

entwickelt leicht Heißhunger auf Zucker (besonders am Nachmittag und kurz vor der Menstruation)

fühlt sich oft überfordert

hat ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis

hat den Eindruck, dass der Tag immer zu wenig Stunden hat

neigt zu Überreaktionen, selbst wenn sie es äußerlich nicht zeigt

ist oft ausgepowert und gleichzeitig wie aufgedreht

hat eine Schilddrüse, die mal überaktiv, mal unteraktiv reagiert

kann sich nicht ruhig hinsetzen, sonst fühlt sie sich gleich schuldig … außer wenn sie völlig übermüdet ist … dann setzt sie sich hin, fühlt sich aber immer noch schuldig

schläft zu wenig

schläft manchmal nicht gut

verzichtet auf Schlaf, damit sie spät nachts noch etwas erledigen kann

ist reizbar oder fügt sich zähneknirschend

reizt beim Autofahren die Geschwindigkeitsbegrenzung aus, ob es nötig ist oder nicht

fragt sich, warum alle anderen so langsam fahren, ob es stimmt oder nicht

hat keine Zeit für sich selbst und erzählt anderen, das wäre selbstsüchtig, ein Luxus, den sie sich unmöglich erlauben kann

hat eine Aufgabenliste, die einfach niemals kürzer wird, und das stört sie

gerät leicht in Panik

hat oft Verdauungsprobleme wie Blähungen oder typische Reizdarmsymptome

ist furchtbar erschöpft, besonders nachmittags (dann ist sie völlig am Ende und hält Zucker, Koffein oder Alkohol für die Rettung)

übersieht leicht die besonderen Momente des Lebens, denn ihr Leben kommt ihr vor allem chaotisch vor

lacht weniger als früher

hat Schwierigkeiten, sich ohne ein Glas Wein zu entspannen

ist so zerstreut und durcheinander, dass ihr dieser Dauerzustand erst auffällt, wenn sie zufällig mal einen wachen Tag hat

macht sich Vorwürfe, sie wäre als Frau/Mutter/Freundin nicht gut genug

heischt ständig um Liebe oder Anerkennung, ob sie es merkt oder nicht

fühlt sich ohne ihr Smartphone unvollständig: sie prüft ständig, ob sie auch keine wichtige Nachricht verpasst hat; sie nimmt das Gerät mit zur Toilette

nimmt sich im Urlaub fest vor, sich endlich mal auszuruhen, kommt aber keine Sekunde zur Ruhe; die Ferien sind nur eine Verlängerung ihres üblichen Lebens

ist nach einem Kurzurlaub noch erschöpfter als vorher

atmet in kurzen, flachen Zügen und gerät leicht außer Atem; seufzt viel

hat entweder wenig oder (besonders nachts) ungezügelten Appetit

wirft gern anderen vor, ihr noch mehr Arbeit zu machen oder sie zu stressen, dabei macht sie sich den meisten Stress selbst

versucht tagsüber, so viel wie möglich zu schaffen, und erwischt sich, wie sie auf der Toilette, an der Ampel oder spät abends noch ihre E-Mails liest

findet Schuldgefühle ganz normal

bittet nur selten um Hilfe

kann nicht gut Nein sagen, und wenn doch, fühlt sie sich schuldig

Auswertung:

0 Punkte: Dieses Buch ist nicht für Sie bestimmt. Bitte lesen Sie trotzdem weiter, denn höchstwahrscheinlich ist die eine oder andere Freundin betroffen!

1 bis 4 Punkte: Sie sind keine Rushing Woman. Dennoch können Sie beim Lesen dieses Buches die Bereiche Ihres Hormonsystems identifizieren, die Unterstützung vertragen könnten. Beim PMS könnten Sie beispielsweise die dort empfohlenen Strategien ausprobieren.

5 bis 7 Punkte: Sie sind auf dem besten Wege zu einer Rushing Woman! Setzen Sie die empfohlenen Maßnahmen für mehr körperliche und emotionale Gesundheit um, damit die Punktezahl sinkt und es Ihnen bald besser geht.

7 und mehr Punkte: Willkommen im Club! Schön, Sie kennenzulernen. Beim Abstieg vom Stressberg bilden die hier empfohlenen Maßnahmen das perfekte Geländer.

Inhaltsverzeichnis

Teil I Kapitel 1: Das Rushing-Woman-Syndrom

1 Frauen unter Dauerstress

1 Frauen unter Dauerstress

Der von mir geprägte Begriff des Rushing-Woman-Syndrom umfasst die biochemischen Auswirkungen und die gesundheitlichen Folgen, die für Frauen aus ständiger Hetze und andauerndem Stress erwachsen. Ich spreche daher auch manchmal vom Immer-in-Eile-Syndrom oder vom Dauerstress-Syndrom. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Frau aktuell zwei oder 200 Punkte auf ihrer To-do-Liste hat. Im Vordergrund steht die Wahrnehmung, dabei ständig unter Druck zu sein. Sie muss immer in Topform sein und reibt sich täglich in dem Versuch auf, alles zu schaffen. Schließlich gibt es immer so viel zu tun, und sie hat nur ganz selten das Gefühl, alles bestens im Griff zu haben. Schlimmer noch: Ein tief empfundenes Bestreben, das Leben bis ins Detail zu steuern, kann ihr das Gefühl vermitteln, nicht einmal sich selbst im Griff zu haben. Manchmal ist sie so überfordert, dass sie glaubt, sie könne das nicht mehr bewältigen. Nicht jede Frau gibt solch ein Gefühl offen zu. Viele behalten es für sich und verschließen es in ihrem wie zugeschnürten Magen. Wenn die Sexualhormone jetzt nicht aus dem Takt geraten, hat man noch Glück, doch die meisten Frauen reagieren an diesem Punkt mit starken Menstruationsbeschwerden oder unregelmäßigen Blutungen. Frauen, die derart überfordert in die Menopause eintreten, klagen über massive Beschwerden.

Für diejenigen Frauen, die ich liebevoll als „Schilddrüsentypen“ bezeichne, ist Kaffee das Lebenselixier. Ohne Kaffee geht gar nichts! Sie behaupten, ohne Kaffee nicht klar denken zu können, durch Kaffee einen kleinen Energieschub zu bekommen (besser als nichts) und damit den Darm in Schwung zu bringen. Fast immer sagen sie, Kaffee würde sie glücklich machen. Schilddrüsentypen sind weniger angespannt als andere. Sie brauchen reichlich Koffein, bis sie unter Strom stehen, denn sie sind normalerweise abgespannt und müde bis in die Knochen. Die meisten dauergestressten Frauen hingegen sind angespannt, sie werden erst im Laufe des Nachmittags richtig müde und bauen üblicherweise am späten Nachmittag oder frühen Abend massiv ab. Wenn sie jedoch bis nach 22 Uhr aufbleiben, erzählen sie häufig von einem zweiten Kick und kommen dann nur sehr schwer vor zwei Uhr früh zur Ruhe.

1.1 Die körperliche Gesundheit der dauergestressten Frau

Permanenter Stress beeinträchtigt diverse körperliche Systeme, darunter

das Nervensystem,

das endokrine System mit

Nebennierendrüsen (die Stresshormone erzeugen),

Eierstöcken,

Schilddrüse und

Hypophyse (als Schaltzentrale im Gehirn),

und das Verdauungssystem.

Jedes einzelne oder alle dieser Systeme können durch ständige Hetze in Mitleidenschaft gezogen werden. Wird nur eines davon behandelt, geht es der Betroffenen zwar besser, doch wenn das zu hohe Tempo anhält, leidet die Gesundheit weiterhin. In diesem Buch geht es in erster Linie um eine funktionierende Biochemie. In den einzelnen Kapiteln erfahren Sie nicht nur, wie man feststellt, welches System besonderer Aufmerksamkeit bedarf, sondern auch, wie man es unterstützen kann.

Wenn die Biochemie aus dem Takt gerät (zum Beispiel die Sexualhormone), kann es sehr schwierig sein, das persönliche Wohlbefinden zu beeinflussen. Manche Frauen fühlen sich ständig überfordert, brechen wiederholt in Tränen aus oder werden zum wandelnden Pulverfass. Auch eine wilde Mischung solcher Symptome ist möglich. Der Körper erhält ständig Signale von außen aus der Umgebung sowie aus dem Körperinneren, die ihm mitteilen, welche Botenstoffe (Hormone) er gerade erzeugen soll. Sich diese Signale bewusst zu machen, ist ein wichtiger Beitrag zur Entschleunigung und hilft bei der Erkenntnis, dass keineswegs alles schon gestern hätte erledigt sein müssen.

Der folgende Text ist ein von mir verfasster Zeitungsartikel, der bei den Leserinnen einige Aha-Erlebnisse auslösen konnte.

Das Rushing-Woman-Syndrom

Atmen Sie tief durch und begleiten Sie mich auf einer kurzen Entdeckungsreise zu den Zusammenhängen von Nahrung und Hormonen, Gedanken und Wahrnehmung, Energie und Vitalität. Die Details können sich unterscheiden, doch Sie werden schnell verstehen, worum es hier geht.

Ein typisches Muster, das ich in Bezug auf die Nahrungsaufnahme regelmäßig beobachte, sieht so aus: Sie stehen morgens auf, löffeln rasch Ihre Frühstücksflocken in sich hinein und eilen zur Arbeit. Der Blutzucker steigt rasant an und die Bauchspeicheldrüse reagiert mit der entsprechenden Insulinausschüttung. Das ist an diesem Tag Fettspeicherfalle Nummer 1. Angesichts Ihrer vielen Termine und des hohen Arbeitspensums atmen Sie den ganzen Morgen nur flach, schaffen aber trotzdem nicht die ganze To-do-Liste. Nach dem morgendlichen Zuckerhoch sinkt der Blutzucker am späten Vormittag deutlich ab. Darunter leidet die Konzentration und irgendwann stellen Sie erleichtert fest, dass es schon halb elf ist. Bisher haben Sie zwar nur die wichtigsten E-Mails erledigt (zu den weniger wichtigen dringen Sie ohnehin niemals vor), aber jetzt ist wenigstens eine Kaffeepause drin, ob mit den Kollegen oder allein. Also ab in die Cafeteria oder zum Kaffeeautomaten.

Dieses Verlangen samt dem duftenden Muffin und dem großen Latte macchiato rechtfertigen Sie vor sich selbst mit all dem, was heute noch ansteht. Außerdem wollen Sie ja später noch zum Sport. Und schon tappen Sie dank Kaffee und Muffin in Fettspeicherfalle Nummer 2. Sie setzen sich wieder an den Schreibtisch, doch nach ein bis zwei Stunden werden Sie wieder unruhig und freuen sich aufs Mittagessen, denn das Blutzuckerhoch nach dem zweiten Frühstück ist vorüber. Der nächste Blick auf die Uhr zeigt: Mittagszeit. Nichts wie los!

Sie wissen zwar, dass es Ihnen an den Tagen besser geht, an denen Sie mittags kein Brot essen, aber Sie haben schließlich viel zu tun, also muss es schnell gehen. Ein Sandwich, ein Bagel oder ein belegtes Brötchen sind immer das Einfachste und ruckzuck vertilgt. Danach fehlt noch ein kleiner Nachtisch. Hmmm. Schokolade? Nein, jetzt noch nicht. Aber ein Stück Obst, das ist gesund! Und schon steigen Blutzucker und nachfolgend auch das Insulin wieder deutlich an (Fettspeicherfalle Nummer 3 an diesem Tag). Eine halbe Stunde später sind Sie völlig erledigt, fühlen sich kugelrund und sind frustriert. Tatsächlich sind es nur Blähungen, aber das unangenehme Gefühl im Bauch und sein Anschwellen führen dazu, dass Sie sich als Tonne betrachten. Weil Sie mit anderen zusammen im Büro arbeiten, achten Sie natürlich darauf, bloß kein Lüftchen entweichen zu lassen. Dafür sind Ihre Kolleginnen zwar sicher dankbar, aber die Blähungen (und damit die Bauchgröße) werden im Laufe des Nachmittags stärker.

Die Vorwürfe, die sich Frauen jetzt machen, sobald ihnen bewusst wird, was sie an diesem Tag alles gegessen haben, sind unglaublich schädlich für Gesundheit, Cortisolspiegel und Taille. Sie kommen sich vor, als hätten sie den ganzen Morgen nur gefuttert und auf ihrem Hintern gesessen. Dann denken Sie an das Kleid, das Sie eigentlich in drei Wochen bei dem besonderen Anlass tragen möchten. Auch wenn Sie bisher nichts weiter als Ihr Frühstück, einen Muffin, einen Kaffee und ein Brötchen zu sich genommen haben, kommen Ihnen Ihre Oberschenkel gerade besonders wabbelig vor. Sie werden nie in dieses Kleid passen, und obwohl Sie ja eigentlich abends noch zum Sport wollten, wird Ihnen jetzt klar, dass Sie heute früh viel zu wenig erledigt haben. Also machen Sie lieber Überstunden als Sport. Dabei kostet die Mitgliedschaft im Fitnessstudio einen Haufen Geld, und Sie waren schon drei Monate nicht mehr dort. Sie sind eine echte Versagerin! Prompt denken Sie wieder an die „Unmengen“, die Sie (aus Ihrer Sicht) an diesem Tag schon gegessen haben, und Sie hassen sich und Ihren dicken Bauch. Da! Ein Geistesblitz! Bei diesem Gedanken geht es Ihnen sofort besser. Plötzlich haben Sie wieder die Oberhand. Was dachten Sie da gerade im Nachmittagsloch mit Blähbauch an Ihrem Schreibtisch? Sie lassen den Nachmittagskaffee samt Keksen aus. Sofort geht es Ihnen besser, denn so können Sie den vermeintlichen Fressanfall und den dicken Bauch wieder ausgleichen. Welch ein Glücksmoment für das gepeinigte Gehirn einer Frau, die sich um ihre Figur sorgt!

Andererseits war Ihre Blutzucker- und Insulinkurve am Morgen eine wilde Achterbahnfahrt – glauben Sie, das hört jetzt auf, nur weil Sie beschlossen haben, die nächste Zwischenmahlzeit zu streichen? Was sollte das Ihren Blutzucker kümmern? Zwischen drei und vier Uhr ist er wieder im Keller und Sie sind erschöpft. Die kurzfristige Erleichterung dank des Entschlusses „Fasten bis zum Abendessen“ ist längst wieder verpufft und Sie haben das Gefühl zu verhungern. Was denken Sie, was der Körper bei einem derart niedrigen Blutzuckerspiegel fordert? Richtig: Zucker! Nichts hilft schneller, und das weiß unser auf Überleben getrimmtes biochemisches System ganz genau.

Aber Sie wollten doch nichts mehr essen! Und trotzdem stehen Sie kurz davor, die guten Vorsätze über den Haufen zu werfen. Wenn Sie jetzt nachgeben und etwas essen, brechen Sie Ihren Vorsatz, und welches Gefühl kommt dann hoch? Schuld. Und welches Stresshormon schüttet der Körper bei Schuldgefühlen aus? Cortisol. Nur leider ist Cortisol – im Übermaß erzeugt – ein weiteres Fettspeicherhormon. Was für ein ermüdender Teufelskreis! Ach so, müde sind Sie natürlich auch, das hätte ich fast vergessen.

Also geben Sie nach und essen etwas Süßes, was auch immer gerade verfügbar ist. Manche Frauen richten sich zu diesem Zeitpunkt lieber mit dem zweiten Kaffee wieder auf. Das ist um diese Zeit allerdings nur selten ein schwarzer Kaffee, sondern praktisch immer eine Spezialität mit Milch … Sie brauchen jetzt eben etwas „Nahrhaftes“! Wer sich mit Kaffee begnügt, kommt sich besonders stark vor, weil man ja immerhin nichts gegessen hat. Trotzdem wissen auch diese Frauen eigentlich genau, dass mehr Kaffee nicht die Lösung sein kann. Das erzählen mir meine Klientinnen Tag für Tag. Dennoch trösten sie sich mit dem Gedanken: „Immerhin habe ich nichts gegessen.“

Diejenigen, die doch etwas essen, reagieren zunächst erleichtert, weil der Blutzuckerspiegel wieder steigt (und mit ihm das Insulin). Fettspeicherfalle Nummer 4 an diesem Tag. Und damit setzt das innerliche Tadeln wieder ein: „Du bist ein hoffnungsloser Fall. Du hast keine Selbstdisziplin. Sieh dir nur deinen Bauch an!“ Das ist das „Soll ich, soll ich nicht, ich wollte nicht, ich hab’s aber trotzdem getan“-Syndrom, das bei Frauen unter Dauerstress häufig auftritt. Und wenn Sie um halb sieben immer noch am Schreibtisch festhängen, weil Sie endlich die Arbeit fertigstellen müssen, die Sie vor lauter Nachdenken über Essen und Sport und Kleid und Bauch und bloß nicht Pupsen im Laufe des Tages nicht erledigt haben, mault es aus derselben Ecke im Kopf, dass Sie heute wieder nicht zum Sport kommen, weil es schon so spät ist. Aber die Arbeit ist immer noch nicht geschafft, und wenn Sie bis Viertel nach sieben arbeiten, ist zu Hause noch nichts zu essen, also müssen Sie noch einkaufen, und dann wird es acht, bis Sie zu Hause sind, und dann dauert es ewig, bis das Gemüse geschnippelt ist, und dann müssen Sie noch kochen, essen und abwaschen, und bis das alles fertig ist, ist es bestimmt halb zwölf, und Sie haben zu Hause bestimmt noch mehr zu tun. Außerdem müssen Sie morgen früh noch Haare waschen, und dafür müssen Sie früher aufstehen, und damit geht das alles von vorne los … Und dann wundern Sie sich, warum Sie partout nicht abnehmen, wo Sie doch gar nicht so schlecht essen, und wieso Sie immer so erschöpft sind. Die Gründe liegen in Ihrer Biochemie und in Ihrer Psyche, garniert mit Schlafmangel – eine hervorragende Mischung! Diese Kombination fördert nun einmal eher die Fetteinlagerung als die Fettverbrennung und damit eine ständiges Auf und Ab von Energielevel und Zufriedenheit.

Jede Frau ist anders, doch die Muster sind ähnlich

Viele Frauen kennen dieses typische Muster. Manches habe ich vielleicht ein wenig überspitzt dargestellt (wenn auch nicht allzu sehr!), und natürlich gibt es zahllose Varianten, die Kinder, Partnerschaft, Eltern, Freunde oder andere Arbeitsplätze umfassen. Dennoch begegnen mir tagein, tagaus Frauen, die diese Spirale bestens kennen. Manchmal liegen erhebliche, traumatische Stressfaktoren vor, manchmal nicht – aber stets ist es ein unablässiges Jonglieren ohne jede Pause. Betroffen sind in erster Linie erwachsene Frauen zwischen 25 und 65, wobei die 30- bis 55-jährigen sich in der Beschreibung besonders gut wiederfinden. Häufig steckt der Wunsch dahinter, es allen Recht zu machen und rundum „nett“ zu sein – ein Verhalten, das von klein auf belohnt wurde. Sie wollen, dass man Sie gern hat, und es fühlt sich gut an, für andere da zu sein. Es fällt Ihnen schwer, sich selbst an die oberste Stelle zu setzen, und wenn Sie es doch tun, stellen sich nagende Schuldgefühle ein. Sie sind erschöpft, und nur solange Sie von Adrenalin getrieben sind, können Sie diese Erschöpfung ausblenden.

Der Hormoncocktail, der beim Dauerstress-Syndrom ausgeschüttet wird, besteht vor allem aus Cortisol und Insulin. Diese katastrophale Mischung stört die Progesteronproduktion. Dadurch kommt es zu einer Östrogendominanz mit starken, klumpigen Blutungen und PMS-Beschwerden. Dies wiederum bremst die Schilddrüsenfunktion, also trinken die Betroffenen mehr Kaffee oder mehr Wein oder beides, um schneller auf Touren zu kommen oder sich wieder zu beruhigen. Die Leber leistet täglich Überstunden, und natürlich isst unter solchen Umständen niemand genug grünes Blattgemüse. Einschließlich Gefühlschaos haben wir damit das perfekte Rushing-Woman-Syndrom.

Ein erster Lösungsansatz wäre nun eine gezielte Ernährungsumstellung, damit sich Blutzucker- und damit auch Insulinspiegel stabilisieren können. Mit einer besseren Ernährung ist es jedoch noch nicht getan. Denn dieses Gefühl, permanent unter Strom zu stehen, auch wenn man sich eigentlich eingestehen könnte, dass es dafür keinen Grund gibt (sofern man denn die Zeit dazu fände), und das unbewusste Bedürfnis, nett zu sein, und die ständige Selbstkritik … das alles sind Faktoren, die dazu führen, dass wir das Falsche essen und trinken. Mädels, es ist höchste Zeit zu entschleunigen.

1.2 Die Psyche der dauergestressten Frau

Bei einer Rushing Woman sind keineswegs nur die Hormone aus dem Gleichgewicht geraten. Keine Frau war schon immer so. Niemand ist so geboren! Dieses irrwitzige Tempo ist erlernt.

Vermutlich erinnern Sie sich an eine Zeit in Ihrem Leben, in der alles irgendwie einfacher war. Vielleicht sehnen Sie sich nach diesem Gefühl zurück. Aber wenn Frauen dann überlegen, was sie in ihrem gegenwärtigen Leben ändern könnten, wissen sie nicht, wo sie anfangen sollen, weil irgendwie alles mit allem zusammenhängt. Es erscheint so kompliziert! Ein Beispiel: „Wenn ich mache, was ich wirklich will – weniger arbeiten und mehr Zeit mit den Kindern verbringen –, dann können wir den Kredit und die Rechnungen nicht mehr bezahlen. Also kann ich nicht Teilzeit arbeiten. Aber ich bin erschöpft, und dabei ist mir bewusst, dass mein Mann mindestens ebenso unter Druck steht. Wenn ich dann beruflich kürzer trete, ist der finanzielle Druck auf ihn noch höher, und ich mache mir jetzt schon Sorgen um seine Gesundheit, seinetwegen und natürlich wegen der Kinder, also ist es einfacher, wenn bei mir alles so weitergeht.“ Wissen Sie, wie oft ich eine solche Aussage schon gehört habe? Tausendfach! Ich gebe zu, ein Teil von mir möchte den Leuten dann raten, ihr Haus zu verkaufen, etwas Kleineres anzuschaffen, weniger auszugeben und die materiellen Ansprüche zurückzuschrauben. Denn ich habe noch kein Haus gesehen, das wertvoller wäre als die eigene Gesundheit. Aus allem, was ich beobachtet und auch selbst erlebt habe, kann ich nur sagen: Kein Haus ist diesen Preis wert. Das ist natürlich nur ein Beispiel, doch es geht mir darum, dass unser Wunsch, besser auf uns zu achten, uns mitunter wie ein unerreichbarer Traum erscheint.

Doch jedes noch so verknotete Knäuel hat zwei Enden. Suchen Sie eines dieser Enden, und wenn Sie dann nicht auf eigene Faust weiterkommen, bitten Sie um Hilfe.

Das heutige Lebenstempo hat uns definitiv in eine neue Dimension mit nie dagewesenen Zwängen und einer ganz neuen Intensität katapultiert. Unsere Mütter und Großmütter mussten jedenfalls nicht aufs Smartphone sehen und noch Mails beantworten, nachdem die Küche aufgeräumt und der Berg Wäsche gebügelt war. Ja, die Zeiten haben sich geändert. Unsere Mütter hatten ihre eigenen Methoden, auf die Zwänge von damals zu reagieren. Vielleicht gaben sie zu viel Geld aus, wenn sie Geld hatten, oder sie aßen zu viel. Manche tranken zu viel Alkohol, andere wirkten äußerlich zufrieden, waren innerlich jedoch krank vor Sorge. Seit jeher haben Frauen Angst, „in Schwierigkeiten“ zu kommen oder andere „im Stich zu lassen“. Doch heute entwickelt sich dank der technischen Möglichkeiten mit immer mehr und immer schnellerem Input und einer entsprechenden Erwartungshaltung ein zusätzliches – und aus meiner Sicht noch gesundheitsschädlicheres –Reaktionsmuster, das typisch weiblich ist. Und darunter leiden Nerven-, Sexual- und Verdauungssystem der Frauen wie nie zuvor. Doch was ist das? Wie stellt sich ein solches Reaktionsmuster, das schon vor der heutigen Dauerstress-Belastung existierte und dadurch nur sichtbarer wurde, für eine Gesundheitsexpertin wie mich dar?

1.3 Warum? Das ist hier die Frage!

Ich stelle das jetzt provokativ in den Raum: Das Dauerstress-Syndrom der Frauen ergibt sich aus dem unablässigen Streben danach, sich nie zurückgewiesen zu fühlen.

Dieses innerste Bedürfnis, keine Zurückweisung