Das Schicksal von Cornish Cove - Oliver Erhardt - E-Book

Das Schicksal von Cornish Cove E-Book

Oliver Erhardt

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Beschreibung

Endlich Frühling in Cornish Cove. Der beliebte Küstenort bereitet sich voller Vorfreude auf die kommende Saison vor. Die dramatischen Ereignisse um den leuchtenden Nebel und den Fluch sind in Vergessenheit geraten. Doch unbemerkt braut sich im Hintergrund etwas zusammen. Das Schicksal hat das letzte Kapitel aufgeschlagen und lässt die Geister der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fast gleichzeitig auf die Menschen des Ortes los. Gemeinsam müssen sich alle, deren Wege sich hier zufällig gekreuzt haben, Freunde und Fremde, dieser Herausforderung stellen, hier in Cornish Cove. Das Schicksal von Cornish Cove ist der dritte Roman der „Cornish Cove" Reihe um die Abenteuer von Dee und Lizzy. „Der Nebel von Cornish Cove“, „Der Fluch Cornish Cove“, „Das Schicksal Cornish Cove“ sind Einzelromane, während „Das Geheimnis von Cornish Cove“ als Sammelband die ersten beiden Romane umfasst und bald werden „Die Chroniken von Cornish Cove“ erscheinen, die die ersten drei Romane beinhalten werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 109

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Oliver Erhardt

Das Schicksal von Cornish Cove

Auflage 1.0 Copyright ©2023 Oliver Erhardt

Geschichte und Umschlaggestaltung:

Oliver Erhardt

Mit der freundlichen Unterstützung von:

Lisa & Martina Erhardt und Elke Armborst

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN Hardcover: 978-3-347-88170-9

ISBN Softcover: 978-3-347-88168-6

ISBN e-Book: 978-3-347-88175-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Druck & Distribution im Namen des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

Bisher erschienen:

Der Nebel von Cornish Cove – Teil 1

Der Fluch von Cornish Cove – Teil 2

Das Geheimnis von Cornish Cove – Teil 1+2

Das Schicksal von Cornish Cove – Teil 3

In Kürze erscheint:

Die Chroniken von Cornish Cove – Teil 1+2+3

Mit dem Zufall will uns das Schicksal sagen, dass es auch einen anderen Weg gibt.

Frühling in Cornish Cove

Es war ein sonniger Frühlingsmorgen in Cornish Cove. Ein leichter Wind ließ kleine Wellen gegen die Fischerboote im Hafen schwappen, die dadurch sanft hin und her schaukelten. Möwen kreisten kreischend über ihnen, weil Boote in dieser Gegend immer etwas mit Fischfang zu tun hatten, und Fisch war nun einmal ihre Lieblingsnahrung. In Cornish Cove dienten die Boote allerdings nur noch als Ausflugsmöglichkeit für Touristen. Den Fischfang hatten die Menschen aufgeben müssen, als die Fischer in den Nachbarorten begannen, mit modernster Technik zu arbeiten. Jetzt lebte der Ort von seiner Tradition und das gar nicht mal so schlecht.

Scott McCanzie, der für die Touristenausflüge verantwortlich war, kümmerte sich nicht nur um das Wohlergehen der Gäste, er sorgte auch stets für die Möwen, die seiner Meinung nach ebenso zu Cornish Cove gehörten, wie die Fischerboote, der malerische Hafen und natürlich der schneeweiße Leuchtturm mit seinem kupfergrünen Dach. Daher sah man Scott McCanzie selten im Hafen ohne einen Eimer mit frischen Heringen, die er in die Luft werfend an die Möwen verfütterte.

An diesem Morgen war er allerdings nicht nur wegen der Möwen in den Hafen gekommen, er wollte auch die Vanessa Mae - seine alte Dame - wieder in Schuss bringen. Der Winter war kalt und feucht gewesen und hatte das Holz des ehemaligen Fischerbootes stark verwittert. Doch mit etwas Schleifpapier, Leinöl und Unterstützung würde sein Boot bald wieder im alten Glanz erstrahlen. Scott war glücklicherweise nicht auf sich alleine gestellt. Gleich würden alte Freunde dazu stoßen und ihm helfen. Fröhlich pfeifend zog er seine Kapitänsmütze zurecht und krempelte sich die Ärmel hoch.

Im Leuchtturm

Fünfundsechzig Meter über ihm lehnte sich Jennifer O’Brian, die gleichzeitig Leuchtturmwärterin und Radiomoderatorin des Ortes war, nach Luft schnappend gegen die riesige Panoramascheibe des Leuchtturms. Sie ließ den schweren Rucksack von ihren Schultern rutschen und blickte schweißgebadet nach unten in den Hafen. So früh am Morgen, waren dort kaum Menschen zu sehen. Nur wenige Ladenbesitzer kehrten vor ihren Geschäften und eine kleine Gruppe von drei Personen bewegte sich auf eines der Boote zu, die vor Anker lagen. Jennifer erkannte Alfred Jenkins - den Hafenmeister - der in seinem Rollstuhl saß und von seiner Frau Claire geschoben wurde. Sein bester Freund Errol war ebenfalls dabei. Er schien ein Brett zu überprüfen, das vom Pier zur Vanessa Mae reichte. Dann machte er ein Handzeichen und im nächsten Moment schob Claire den Rollstuhl auf das Boot, wo alle von Scott McCanzie freudig begrüßt wurden. Scott war neben ihrem Onkel ein besonderer Mensch für Jenny geworden. Ihm konnte sie ihr Herz ausschütten und darüber war sie sehr glücklich.

Ja, richtig, die Saison beginnt ja bald, dachte Jennifer - die alle nur Jenny riefen - und spürte, dass sich ihr Puls langsam wieder beruhigte. Das Treppensteigen machte sie jeden Morgen vollkommen fertig. Der alte Fahrstuhl des Leuchtturms hatte in der letzten Woche doch tatsächlich seinen Geist aufgegeben. Er war abends, als Jenny Feierabend machen wollte, krachend im Erdgeschoss aufgesetzt und hatte danach keinen Mucks mehr von sich gegeben. Was auch unternommen wurde um ihn wieder zum Leben zu erwecken, hatte er stur ignoriert und sich totgestellt. Nach all den Jahren, die er verlässlich im Leuchtturm auf und ab gefahren war, hatte er sich seine Pension aber auch redlich verdient, meinte Jenny und hoffte, dass bald ein neuer Aufzug eingebaut werden könnte. Doch im Moment war es schwierig an die benötigten Teile zu kommen. Also würde sie wohl noch eine Weile gezwungen sein, die tausendundnochwas Stufen jeden Morgen hinauf und am Abend wieder hinabzusteigen, so, wie es Dee im letzten Sommer vorhergesagt hatte. Seine Prophezeiung war tatsächlich wahr geworden und sie fand das keineswegs komisch.

Glücklicherweise war ihr nachts eine Idee gekommen, wie sie dieses ewige Treppensteigen vermeiden könnte. Sie würde abends einfach im Leuchtturm bleiben und ein Nachtprogramm im Radio anbieten, das um Mitternacht starten sollte. Jenny brauchte nicht viel Schlaf und eine Late-Night-Talk-Sendung hatte sie eigentlich schon immer ausprobieren wollen. Nun schien der richtige Moment dafür gekommen zu sein, eine Sendung im Radio zu machen, in der Zuhörer die Möglichkeit haben würden sie anzurufen und unerkannt über Dinge zu reden, die sie beschäftigten und die sie sonst vielleicht niemandem erzählen würden. Andere Zuhörer sollten gleichzeitig die Gelegenheit bekommen, darauf zu reagieren und ihre Meinung zu äußern. Die Sendung sollte kein Thema haben, alles würde spontan und zufällig geschehen. Der erste Anrufer würde den Ausgangspunkt des Gesprächs bestimmen, das im weiteren Verlauf hoffentlich über Gott und die Welt handeln würde. Jenny hatte sich zu diesem Zweck mehrere Telefonleitungen bestellt, sodass die Zuhörer auch miteinander reden konnten. Der Techniker wollte noch an diesem Tag vorbeikommen um die Arbeiten an der Telefonanlage abzuschließen. Er würde auch eine Software installieren, die die Stimmen der Anrufer verzerrt erklingen ließ. So könnte sich jeder Anrufer sicher sein, unerkannt zu bleiben.

Eigentlich konnte es Jenny kaum noch abwarten bis es endlich losging. Dieser Tag würde ein guter Tag werden.

Im gelben Schulbus

Die Vorstellung eines guten Tages hätte Dee auch sehr gerne in seinem Kopf gehabt, doch das Einzige, woran er denken konnte, war die Mathematikarbeit, die seine Klasse heute schreiben musste. In der sechsten Stunde! War das zu glauben?

Immer wieder musste seine Klasse Arbeiten in den letzten Stunden schreiben und er bekam den Eindruck, dass es den Lehrern entweder vollkommen egal war, dass sie die Kinder so lange warten ließen oder sie taten dies mit Absicht.

Was sprach denn dagegen, überlegte Dee und sah die grüne Landschaft an sich vorbeiziehen, zwei Stunden miteinander zu tauschen, sodass die Klasse die Arbeit in der ersten oder zweiten Stunde schreiben konnte und der andere Unterricht dann in der sechsten stattfinden würde? Stattdessen quälten sich die Kinder durch fünf Schulstunden, von denen sie sowieso nichts mitbekamen, weil alle nur an die Mathearbeit denken konnten und von Stunde zu Stunde immer nervöser wurden. Er würde mit der Klassenlehrerin sprechen müssen, sah Dee eine Möglichkeit, als Klassensprecher aktiv zu werden.

Dee war Klassensprecher geworden, nicht, weil er übermäßig beliebt war, sondern, weil die meisten Lehrer ihn mochten und sogar respektierten. Dee war im Diskutieren sehr hartnäckig und hatte so schon so manchen Lehrer auf die Palme gebracht. Das hatte seinen Mitschülern imponiert und sie hofften, dass er sich bei Gelegenheit ebenso hartnäckig für ihre Interessen einsetzen würde. Gedankenverloren sah Dee aus dem verschmierten Fenster und musste grinsen, weil er stolz auf sich war, doch ein Schlag gegen seinen Kopf holte ihn in eine lärmende und chaotische Realität zurück.

Obwohl er in der letzten Reihe des gelben Schulbusses saß, was ihm etwas Sicherheit vor solchen Angriffen geben sollte, hatte ihn der Tennisball von Barney Bloomfield aus der Parallelklasse getroffen.

„Nun wirf ihn schon zurück, Carpenter“, rief der sommersprossige Junge mit den kupferfarbenen Haaren hämisch grinsend, weil er wusste, dass er Dee aus seinem Tagtraum gerissen hatte. „Oder kannst du nicht werfen, Carpenter? Dann sollte wohl lieber die süße Lizzy neben dir werfen, was?“

„Ich heiße Dee“, rief Dee zurück, drehte den Tennisball in seiner Hand und warf ihn kraftvoll und gezielt seinem Konkurrenten entgegen.

Dee hatte Geschwister. Mick und Benny waren ebenfalls wilde Kinder, also wusste Dee, wie man mit solchen Mitschülern umgehen musste.

„Bist du verrückt“, rief der Junge verblüfft, als ihn der Ball so heftig auf der Brust traf, dass er gegen die Rückenlehne des Vordersitzes geschleudert wurde. Sein Vordermann, Logan Davies, der mit bald achtzehn Jahren immer noch in der zehnten Klasse war, sah ihn verärgert an und drohte mit der geballten Faust. „Sorry, Logan“, entschuldigte sich Barney ängstlich und warf Dee einen wütenden Blick zu.

„Der ist stinke sauer“, flüsterte Lizzy Dee ins Ohr.

„Mir doch egal.“ Dee war es manchmal wirklich leid, sich mit solchen Typen abgeben zu müssen. Doch andererseits bestärkten sie ihn in seinem Vorhaben, die Schule so schnell und so gut wie möglich zu beenden. Mehr denn je wollte er später unabhängig arbeiten können und das erreichte man nur mit guten Noten und nicht mit idiotischen Freunden wie Barney Bloomfield.

In Ophelia’s Bücherei

„Laudelina“, freute sich Siamsa, die auf einem Bücherstapel sitzend zur Eingangstür der Bücherei sah. Erwartungsvoll betrachtete sie die junge Frau über den Rand eines bunten Comic Hefts, das sie in den Händen hielt.

„Hallo Siamsa, wie geht es dir?“, grüßte Laudelina freundlich zurück und versuchte mit einer Handbewegung vergeblich ihr zerzaustes Haar in Form zu bringen. Sie hatte lange, widerspenstige schwarze Haare, die ihr immer in allen Richtungen vom Kopf standen. Würde man einen voll besetzten Kinosaal von hinten betrachten, konnte man mit einem Blick darauf sagen, ob Laudelina unter den Menschen war oder nicht.

Siamsa, die lange schwarze Locken hatte, musste grinsen.

„Ich bin froh, dass ich nicht deine Haare habe. So ein Durcheinander.“

„Du hast vollkommen Recht“, lachte Laudelina. „Ich wünschte, ich hätte deine.“

Mit einem stummen Grinsen genoss Siamsa das Kompliment und legte ihre glatte Stirn in Falten.

„Was willst du eigentlich hier?“, fragte sie direkt um den Grund für den seltenen Besuch zu erfahren.

„Das werde ich dir gerne sagen, aber du darfst es niemandem verraten, ok?“, tat Laudelina geheimnisvoll und senkte ihren Kopf, um Siamsa etwas ins Ohr zu flüstern. Das kleine Mädchen auf dem Bücherstapel riss zuerst die Augen und nach einer Weile auch den Mund auf.

„So ein Buch soll es geben und du glaubst, dass du es hier finden kannst? Ein Buch das den Zufall erklärt?“

„Ein Buch, das den Zufall erklärt?“, wiederholte Ophelia grinsend, die plötzlich neben Siamsa auftauchte.

„Och Mist, jetzt habe ich es doch verraten“, ärgerte sich das kleine Mädchen.

„Kein Problem“, lachte Laudelina und streichelte über Siamsas Wange, „deine Mama darf es natürlich auch erfahren.“

„Dann ist ja gut“, war Siamsa erleichtert und fand jetzt doch ihren Comic wichtiger, als das Gespräch der beiden Frauen, die plaudernd in den hinteren Teil der Bücherei gingen.

„Du suchst also ein Buch über den Zufall?“, fragte Ophelia interessiert und setze sich auf die mit rotem Samt bezogene Cförmige Couch. Laudelina blieb stehen und versuchte zu erklären, wovon dieses außergewöhnliche Buch handelte.

„Ophelia, pass auf. Ich habe von einem Buch gehört, das den Zufall erklärt und ich hoffe, dass ich es bei dir finden kann.“ Ophelia kreuzte die Arme vor der Brust und hörte konzentriert zu. „Dieses Buch beschreibt, ob es den Zufall tatsächlich gibt, oder ob er nur ein anderes Wort für das Schicksal ist“, begann Laudelina aufgeregt zu erzählen. „Stell dir vor, dass alles was passiert Schicksal ist, also vorherbestimmt.“

„Du meinst, dass alles was wir tun geplant ist?“

„Das ist ja eben die Frage. Denk doch nur an außergewöhnliche Ereignisse. An die Ankunft der Carpenters zum Beispiel. Dee kam mit seiner Familie nach Cornish Cove und dann rettete ausgerechnet er die Vermissten aus dem Nebel. Meinst du, das war Zufall oder war es Schicksal?“

„Hm, das kann ich nicht sagen.“

„Oder denk an etwas, das jeder erlebt: Wo kommen unsere Ideen her? Wir wissen es nicht, oder? Plötzlich sind sie da und helfen uns in schwierigen Situationen, lassen uns Entscheidungen treffen, die unser Leben verändern. Warum ist das so?“ Laudelina kam jetzt richtig in Fahrt. „Und wieso haben die Menschen, jeder für sich, andere Talente? Wo kommen diese Talente her? Wir werden mit ihnen geboren und dann, irgendwann entdecken wir sie. Sind wir alle hier in Cornish Cove aus einem besonderen Grund zusammengekommen, jeder mit seinem eigenen, besonderen Talent? Also wenn das Zufall ist, hat es vielleicht keine Bedeutung, dann war es nur Glück, dass uns Dee zum Beispiel helfen konnte. Aber, wenn es Schicksal war, also gewollt, wer wollte es dann? Wer wollte, dass wir uns treffen und was wollte er oder sie oder es? Was sollen wir gemeinsam mit unseren verschiedenen Talenten tun?“

Laudelina sah ihre Freundin gespannt an.

„Ophelia, hast du von einem solchen Buch gehört?“

Ophelia dachte nach. Ihr gingen die Fragen durch den Kopf, die Laudelina gestellt hatte und sie versuchte diese mit der wichtigsten Frage zu verbinden: Gab es tatsächlich ein solches Buch und hatte sie es womöglich in ihrer Bücherei?

Sie überlegte: Wenn das so sein sollte, war das dann Zufall, Schicksal oder Glück?

Der Techniker