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Bruno Giordano

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Beschreibung

"Geeignet um alle Veranlagungen des Geistes vorzubereiten und die Gesinnung zu vervollkommnen", wie Giordano Bruno schrieb. Dieses Buch erläutert einen Weg zur Bewusstseinsbildung, zum Erkennen und Verstehen, in den nicht nur Logik und Objektivität, sondern alle menschlichen Fähigkeiten einfließen: Gefühle, Emotionen, Phantasie, Vorstellungskraft, Verstand und Bewusstsein. Mehr über die Bücher Giordano Brunos unter https://erikarojas.de/GiordanoBruno/GB.html

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Das Siegel der Siegel

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Das Siegel der Siegel

(Sigillus Sigillorum)

Übersetzt von Erika Rojas

Das Siegel der Siegel

Geeignet um alle Veranlagungen des Geistes vorzubereiten und die Gesinnung zu vervollkommnen.

I. Dies flüsterte mir unter anderem jener göttliche Geist zu, der niedrige Seelen niemals beunruhigt: Du Beharrlicher und für das Wesentliche bis ins Innerste Begeisterter, beachte von Anfang an, dass du als jenes, von dem du äußerlich angespornt und innerlich angeregt wirst, zuerst und zunächst Gott verehrst, den Schöpfer preist, die Götter anrufst und deine Augen dem Licht zuwendest.

2. Sei sodann eingedenk, dass drei Dinge in jeder menschlichen Kunst nötig sind: Erstens soll jedes einzelne vor seiner Entstehung mit Weisheit erdacht werden, zweitens soll es ausgereift und entschlossen durchgeführt werden, drittens soll das Erdachte und Veröffentlichte bewahrt und mutig verteidigt werden.

3. Das Altertum überliefert zudem, dass alle Künste unter dem Schutz dreier Götter stehen: Pallas, Vulkan und Mars. Dies ist die dem schöpferischen Wirken geweihte Dreiheit der Götter, wobei Jupiter als höchster Baumeister immer gegenwärtig ist, so dass sich die ganze Dreiheit auf Jupiter bezieht wie Vulkan und Mars sich auf Pallas.

4. Wir sehen, dass zu diesen drei Beherrschern der göttlichen Kunst auch in der Natur drei Merkmale gehören: Das Merkmal der Pallas ist die Ordnung in der Einteilung der Dinge, das Merkmal des Vulkans ist die schnelle Entwicklung und die gleichsam mit der Entstehung sich zeigende Beschleunigung, das Merkmal des Mars ist die von den Erzeugenden an die Erzeugten weitergegebene Struktur.

5. Weshalb jedes einzelne aus der immerwährenden Quelle 1. entströmt, 2.reift, 3. während es in seinen Ursprung zurückkehrt in ihn zurückfließt: 1. entsteht, 2. heranwächst, 3. vollendet wird. Deshalb sagte Orpheus, dasselbe sei der Ursprung, die Mitte und das Ende.

6. Wahrlich herauszufordern und zu versuchen zwingt dich überdies die Notwendigkeit, wofür ein der Gefahr ausgesetzter Mensch nach den Flügeln - wie es heißt - der Morgenröte verlangt und nach ihnen greift, so dass nach dem Willen Jupiters, der keinen menschlichen Geist lähmt und seine Lebendigkeit auslöscht, zu den auftauchenden Härten nicht noch das Elend hinzukommt.

7. Erinnere dich, dass Prometheus nicht das Wohlwollen der Götter fand, da den menschlichen Geist stumpfsinnig zu machen scheint, wer die Schätze der Götter ausstreut oder sogar das Hervorragendste gemein macht, wenn er Würdiges und Unwürdiges vermischt.

8. Du sollst folglich ein wenig von dem Geschmack jenes heilsamen Tranks aus Nektar bei dir haben, mit dessen Hilfe du dich nach der gründlichen Reinigung von den einschläfernden Säften des Lethe Stroms ohne Mühe auf den Weg machen wirst um zuerst ein himmlisches Leben mit den himmlischen Göttern zu führen und dann den jenseits des Himmels gelegenen Umkreis mit den jenseits des Himmels Wohnenden zu durchwandern. Nicht als höher stehend sind deshalb die Stumpfsinnigen und Gemeinen zu betrachten, die mit der Menge den Carneades, Cineas und Metrodorus verwerfen.

9. Obgleich die Zeit der Pythagoreer als die unwissendste und einfältigste nicht deinen Beifall findet, da nun einmal gerade damals alles in Vergessenheit geriet und dadurch zerstört wurde, wirst du die Zeit des Simonides doch nicht ablehnen, da durch dessen Verdienst alles erforscht, gelernt und entdeckt wurde, das Vergessene wieder deutlich hervortrat, und das Unterbrochene von neuem aufblühte.

10. Allen schenkt die Natur hinreichend vorzügliche Flügel, aber es gibt nur wenige, die geeignet sind, sie zu entfalten und mit ihnen die Luft zu zerteilen und zu bewegen. Ebenso sehr wie die bewegte Luft jedoch zum Fliegen führt, verhindert sie offenbar, dass sie zerteilt wird. Nachdem du sie allerdings mühevoll zerteilt und zum Weichen gebracht hast wird sie selbst dich gerne emporheben und vorwärtstragen.

11. Es begegnen uns Dinge, Zeichen, Bilder, Vorstellungen oder Erscheinungen. Wir unterscheiden sie als hassenswert, wenn sie hässlich und schlecht sind, und begehrenswert, wenn sie schön und gut sind. Wenn sie aus zweien oder dreien von ihnen zusammengesetzt sind, sind die Liebenswerten gut und die Hassenswerten hässlich. Auch ist beim sinnlich Wahrnehmbaren dasjenige leicht zu erfassen, das weder hervorragt noch abgeschwächt ist und beim geistig Wahrnehmbaren das Abstrakte. Schwierig zu erfassen ist beim sinnlich Wahrnehmbaren das Geschwächte und das Maßlose und beim geistig Wahrnehmbaren das am meisten in seiner Natur Wahrgenommene. (Da es ohne Abstraktion geschieht.)

12. Mit diesen Zweiteilungen stattet die Natur die Sinne, das Begehren, die Wahrnehmung und den Willen aus, woraus das Sehen, die verschiedenen Arten der Berührungen, die Vorstellungskraft, das Denken, die erste Erinnerung, das Überlegen und Verstehen hervorgehen. Aus diesen entsteht die zweite Erinnerung die als das Erreichen von Bewusstsein und Persönlichkeit bezeichnet zu werden pflegt. Diesen wird die Ausgestaltung des Charakters hinzugefügt, von denen es folgende Arten gibt: die verschiedenen Arten von Meinungen, die Verlegenheit, das Gefühl der Angst, das Gewissen, das Selbstvertrauen und die verschiedenen Arten von Verlockungen, die den Genuss anregen, den Ehrgeiz, die Neugierde und die Zuversicht. Außerdem gibt es einen gewissen Zerstörungstrieb, der zu Gräueln, Schrecken und Abscheu anstachelt. Sie alle bringen das Auswählen und Fliehen hervor, aus denen Übereinstimmung und Widerspruch entstehen.

13. In ihnen ist das einfache Begreifen oder auch das erste Ergreifen, das Zählen, das Messen, das Wiegen, das Trennen, das Verteilen, das Unterscheiden, das Ordnen, das Bestimmen, das Darlegen, die Beweisführung und das Verstehen. Dieses ist das zweite einfache Ergreifen oder auch - wenn es so genannt zu werden gefällt - die Auslegung. 

14. Diese werden von uns auf eine solche Weise geordnet und von dir, da sie erkannt werden sollen, erkannt, das heißt, mit dem Verstand genau untersucht, dass für diejenigen, die in der Natur entstehen, und zu deren Betrachtern wir leicht gemacht werden können, zuerst im Geist des ersten Schöpfers die Ideen präexistieren, nach deren Abbild alle vorhandenen Gattungen und die Arten der Gattungen hervorgebracht werden. Unter ihnen offenbaren sodann entweder die Individuen statt ihrer eigenen Unvergänglichkeit die Unversehrtheit der Art, oder in der fluktuierenden Abfolge und Verteilung der Materie zeigen sich Kontinuität und Vielfalt in einer bestimmten Reihenfolge. Diese werden anfangs, wie ich betonen will, vom ersten Geist dem Bewusstsein mitgeteilt, aus dem die in der Natur hervortretende Realität gleichsam am Rande, irgendwie eingeschlossen und auf diese Weise natürlich entsteht, nachdem sie vorher nur im unendlichen Archetypus existierte.

15. So tritt durch die Wahrnehmung, gleichwie durch eine Pforte, aus dem Metaphysischen das Physische hervor, und aus dem Physischen entsteht das Rationale und die Aufteilung in die inneren Sinne des Menschen, in denen es fortdauert, um sich den geistigeren Kräften anzunähern.

16. So kommt Gott von der höchsten Welt, der Quelle der Ideen, von der es heißt, dass Gott in ihr sei oder auch, dass sie in Gott sei, zur Welt der Ideen herab, von der es heißt, dass sie durch ihn oder aus ihm entstanden sei, und von dieser kehrt er, der als beide Welten beherrschend betrachtet wird, zurück zur ersten, und wie jeder aus der ersten Welt durch die zweite existiert, so erkennt er die erste durch die zweite. Deshalb entsteht auf dem Kreislauf von der ersten zur dritten Welt die Ausbreitung und von der dritten zur ersten die Rückkehr oder - anders ausgedrückt - durch eine Rückwendung entsteht aus der ersten zur dritten Welt der Abstieg und aus der dritten zur ersten durch die mittlere der Aufstieg.

17. Wie wunderbar wird dein Werk sein, wenn es durch das Wirken beider Naturen gestaltet ist. Wenn es dagegen unverständig und umherirrend vollbracht wurde, wird es sich mit einer undurchdringlichen Finsternis erfüllen, die man den Schatten des Todes nennt. Durch die Erinnerung und das Bewusstsein der dreifachen Welt und nicht ohne das in ihr Enthaltene, kannst du die Kunst und die Verkettung empfangen und hervorbringen. Wenn du die Kenntnis beider Welten und auch ihrer bewundernswerten Quelle anwendest, wirst du das Licht sichtbar machen können, das sich von Osten und von Westen, von Norden und von Süden ausbreitet.

18. Sodann ist zu berücksichtigen, dass die Sinne und ihre Organe, Fähigkeiten und Tätigkeiten wie natürlich auf gleichsam ein einziges Zentrum zurückgeführt werden, von wo sie als nächstes zu den Hallen der Phantasie gelangen und mit den Formen durch das Wirken der Vorstellungskraft die Ruhestätte der Erinnerung bebauen. Wer sich zu erinnern wünscht, für den es ist deshalb der Mühe wert, diesem Weg in derselben Ordnung zu folgen. Deshalb entfliehen dir nämlich sehr unzugänglich Tausende von gesehenen und gehörten Dingen. Doch wenn nur ein einziges Mal die Sinne sie leicht dort berühren, wo sie in Ewigkeit fortwährend wirken, erfassen sie das Innerste des Gedächtnisses. Was von der Vorstellungskraft verarbeitet wird, wurde von eben dieser Phantasie aufgenommen. Doch sie wird entweder geringgeschätzt und an den Toren zerstreut oder ist ohne jede eigene Kraft und deshalb nicht weniger verloren.

19. Nicht ohne Grund also nannte Sokrates die Vergesslichkeit eine Dummheit. Er hätte die Sache jedoch sicher tiefgründiger erklärt, falls er es ebenso als eine ähnliche Dummheit bezeichnet hätte, wenn das Gedächtnis den ausgeworfenen Samen des Erinnerungswürdigen nicht empfängt.

20. Wenn die Phantasie nicht sehr lebhaft im sichtbaren Anblick pulsiert, wird sich die Vorstellungskraft nicht öffnen, weil auch die Tore der Vorstellungskraft nicht geöffnet wurden, und die Mutter der Musen wird den Anblick für unwürdig halten und ihn nicht bei sich aufnehmen.

21. Es regt also an, was durch die begleitende Mitteilung, die Vorstellungskraft und eine lebhafte Phantasie Empfindungen auslöst, wodurch wir uns als Eifersüchtige, Verachtende, Liebende, Hassende, Trauernde, Vergnügte und Bewundernde dem Urteil der Sinne zuwenden und mit Eifersucht, Verachtung, Liebe, Hass, Trauer, Vergnügen und Bewunderung von der Form des im Gedächtnis zu Bewahrenden ergriffen werden. Denn wenn diese Eindrücke sehr stark und heftig sind, prägen sie sich folglich auch sehr stark und heftig ein.