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Akt II – Aufstieg des Sterns
Meister, Lord und Priesterin. Unbeugsam im eigenen Streben und doch bloß Figuren eines Schlachtplans. Göttlicher Wille lenkt ihr Schicksal. So heißt es.
Priesterin Aphila ist wieder präsent und Meister Methos leitet deswegen besondere Schritte ein...
Aphila lernt ihren Fähigkeiten erneut zu vertrauen und die Verantwortung auf ihren Schultern, durch das von ihr selbst hinterlassene Erbe, wiegt schwer.
Unterdessen machen sich Vaith und Athanael zusammen mit Neo-Angel Mädchen Zeosys endlich auf, um effektive Fortschritte im Zirkelsystem zu erreichen.
Bald schon stehen sie vor einem der drei Lords und müssen sich mehr denn je beweisen.
Varivinia ist auf den Stadtinseln angelangt. Ihrem Ziel nahe, kommt es zu einer unverhofften Wendung.
Erfolgreich und doch mit leeren Händen, gibt sie sich ihrem neuen Schicksal hin.
Der zweite Akt des apokalyptischen Finales!
Triggerwarnung:
Dieses E-Book enthält explizite Gewalt, Sex, Missbrauch, Drogen, Alkohol etc.
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Die ersten, frühen Strahlen der Morgensonne streichelten die Dächer und Häuserschluchten auf der zweiten Stadtinsel, als Varivinias Reise vorerst ihren Zenit fand.
Ihr Herz pochte freudig, die zweite Etappe erreicht zu haben, aber auch etwas ängstlich, da ihr Weg zum Ziel nun nebulöser wurde.
Ihre Füße taten weh. Vor etwa zwei Tagen hatte die Rockerbande sie überfallen. Einen Tag später hatte das neue Motorrad aufgehört zu fahren - der Tank war leer. So hatten sie keine Wahl mehr gehabt, als die restliche Strecke zu laufen. Ihr Meister hatte das schwere Gepäck übernommen, sie selbst trug das Schwert "Michael" und die Geldbörse.
Als die beiden die ersten Schritte auf zivilisiertem Asphalt tätigten, schnaubte Varivinia: "Wurde auch Zeit! Verdammte Rocker. Die hätten wenigstens auf ihren Füllstand achten können." Der Meister schwieg, sah sie lediglich wachsam von der Seite an.
Bei der nächstbesten Bank an der Straße, pflanzte sie sich hin und gebot ihm mit einer flapsigen Geste es ihr gleichzutun. Er besah sich zunächst die Bank, dann Varivinia – und setzte sich.
Sie rieb sich die Augenlider, die Stirn. Er fragte: "Hast du Kopfschmerzen? Du solltest etwas Wasser trinken." Varivinia brachte ein Lächeln zustande: "Nein, das ist es nicht. Ich bin einfach tierisch müde. Seit dem Kampf – den du zugegebenermaßen komplett alleine ausgefochten hast – gab es keine echte Pause mehr. Eine Normalsterbliche wie ich, steckt das weniger gut weg."
Der Meister sah sie emotionslos an: "Dann schlaf."
Kichernd, kommentierte sie das gar nicht erst.
Ihre verdammten Füße brannten. Vielleicht hatte er sogar recht. Mit ihm hatte sie schließlich einen fantastischen Leibwächter. Bei der Vorstellung etwas Erholung zu bekommen, sprang sie auf – bereute das beim Aufkommen auf ihren Füßen sofort – und meinte: "Okay! Ich schlafe aber nicht irgendwo auf einer Bank. Wir suchen uns eine billige Unterkunft."
Der Meister nickte fast unmerklich und erhob sich ebenso.
Im Dickicht der modernen Stadt wurde Varivinia schnell bewusst, wie weltfremd sie noch immer war. Ihr blieb mehrmals der Mund offen stehen, wenn sie alleine die Bürger der Stadt an ihr vorbeischlendernd betrachtete. Menschen, Engel, dämonische Gestalten. Ein bunter Haufen an magischen Energien in der Luft. Doch auch eine Wand von Abstoßung, eine spürbare Distanz zwischen ein jedem hier. Befremdlich, war ihr Stamm immer herzlich und offen gewesen. Andererseits hatten ihre bisherigen Begegnungen auch schon das gegenteilige Bild gespiegelt. Sie sah an sich herunter, schaute skeptisch: "Ob die Kleidung, die ich von Margret bekommen habe, noch ins Bild der Stadt passt?"
Da warf der Meister ein: "Das ist zweitrangig. Spar dein Geld für die Grundversorgung."
Die Lippen schürzend, gab sie ihm stillschweigend Recht.
Nach einer Weile fanden sie nun tatsächlich eine günstige, wenn auch nicht ganz saubere Absteige. An der Rezeption stand ein großgewachsener Mann mit schwarzen Flügeln.
Er schaute gelangweilt von einem nicht weiter erkennbaren Magazin zu ihnen hoch.
"Was darf's sein?", fragte er monoton.
Der Nephil fragte müde, aber gespielt höflich: "Ist noch ein Zimmer für meinen Gefährten und mich frei?"
Der Mann sah sie und ihn abschätzig an, meinte: "Hm, denk schon. Aber wenn ihr mir die Bude vollsaut, nehm ich extra."
Etwas irritiert, was er meinte, nahm sie den Schlüssel entgegen und suchte nach der Zimmernummer, die er ihr nannte.
Wenig später war der Meister vor der Zimmertür platziert, mit der Anweisung absolut niemanden hineinzulassen und Varivinia gönnte sich endlich Ruhe.
Das Bett war hart und sie wollte gar nicht erst darüber nachdenken, wann das Laken wohl zuletzt gewaschen worden war. Immerhin konnte sie ihre Beine entlasten und minimal ausspannen.
Die Stunden vergingen, die Sonne zog ihre Bahnen in den Mittagshimmel hinauf. Immer wieder schwankte Varivinia zwischen dösen und einschlafen. Sie war doch so müde gewesen, aber die neue Umgebung und die Tatsache nun vor dem nächsten Schritt ihrer Reise zu stehen, beschäftigte sie unentwegt.
Sie stand auf und ging ins Bad. Immerhin war das Waschbecken sauber genug, dass sie sich traute ein paar Schlucke Leitungswasser zu nehmen.
Leicht erfrischt, warf sie sich erneut ins Bett und endlich, endlich schlief sie ein.
Als sie aufwachte, war es später Nachmittag. Sie fühlte sich trotz steiniger Matratze recht wohl, streckte sich und wollte mal nach dem Meister sehen.
Der stand, als sie die Tür öffnete unbeeindruckt wie noch am Morgen da und wachte über den Flur. Wäre seine Art nicht so versteift gewesen, hätte sie das fast süß gefunden.
Sie fragte zaghaft: "Wie ist es dir ergangen?"
Er schaute sie verständnislos an.
Sie seufzte, setzte neu an: "Gab es irgendetwas, was du erzählen solltest?"
Seine Miene klarte auf: "Nein, meine Wache verlief ohne Zwischenfälle. Der Besitzer kam lediglich einmal vorbei und fragte mich, warum ich nicht bei meinem Weib liege und wir doch wohl keinen Dritten eingeschleust hätten, dann nehme er auch Extra. Aber ich habe ihm erklärt, dass du dich ausruhst und nicht gestört werden willst. Dies hat er akzeptiert."
Varivinia unterdrückte ein Seufzen. Diese Stadt war genauso abgefuckt wie alles, was sie bisher von der modernen Welt zu sehen bekommen hatte.
"Also gut, wir brechen auf",verkündete sie.
Er sah an ihr herunter: "Geht es deinen Füßen besser?"
Sie stutzte, dann realisierte sie was er meinte: "Oh, ja. Du hast Recht. Meine Füße sind wieder in Ordnung. Der Schlaf hat geholfen."
Er grummelte: "Immerhin hast du die Regenerationskräfte eines Nephils..."
Dies ließ sie unkommentiert.
An der Theke beäugte der Neo-Angel sie von oben bis unten: "Na, schön ausgeruht?"
Sie antwortete ehrlich: "Eigentlich war die Matratze ziemlich hart, aber immer noch besser als der Erdboden in der Wildnis."
Er sah sie schief an: "Dein Ernst? Ach, bezahlt einfach und haut ab!"
Pampig schlug er mit der flachen Hand auf die Theke, sein Geld abwartend.
Varivinia gab ihm sein Geld. Murrend zählte er nach und schaltete auf Ignoranz.
Da fiel ihr etwas ein: "Sie gehören doch zum Meister dieses Ortes, oder?"
Der Mann sah missmutig hoch: "...Welchem Meister denn? Einem der Lords? Ich gehöre einem Mietszirkel an."
Varivinia erklärte sich: "Vor vielen, vielen Jahren kam ein Mann mit schwarzen Flügeln zu meinem Stamm. Er nahm uns unser Allerheiligstes, aber war auch sehr freundlich zu uns. Ich denke, ich muss seine Spur aufnehmen, um meine Mission weiterzuführen. Sie haben auch solche Flügel, also arbeiten sie für ihn?"
Der Mann sah sie abschätzig, aber fast schon amüsiert an: "Du meinst Meister Methos. Heh, genau! Ich gehöre zu seinen allergeheimsten Vertrauten. Deswegen sitze ich hier auch in einer scheiß Absteige fest und verdiene mein Geld, damit Huren und ihren Freiern Zimmer zu vermieten. Dabei bin ich kein verdammtes Bordell, aber das will ja niemand hören. Schätzchen, ich weiß nicht, was du willst oder von was du da redest, aber an diesem Ort ist ein Mäulchen wie deines für Schwänze und nicht für kluge Fragen gedacht."
Die Präsenz des Meisters neben ihr wurde deutlich. Sie federte ab: "Ist schon ok. Dieser Typ ist verbittert und bringt uns nicht weiter. Wir gehen besser."
Mit einem letzten Blickabtausch, bei dem sich der Neo-Angel anbietend in den Schritt fasste, gingen sie hinaus auf die Straße.
Varivinia nahm die Schwertscheide, auf die er während ihres Nickerchens Acht gegeben hatte, von den Schultern des Meisters und warf sie sich selber um.
Sie meinte: "Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, wie es weiter geht.
Wir suchen nach einer mächtigen Nephil, in einer von in vier Städte aufgeteilten Region in der Nephilim sich bedeckt halten müssen. Herumfragen könnte so trostlos wie ernüchternd werden. Noch dazu schamlos wie gerade eben oder auch gefährlich."
Der Meister sah sie an: "Aber du gibst nicht auf, oder? Ich habe mich dazu verpflichtet, dir beizustehen und zuweilen lief es reibungslos. Die bisherigen Gefahren waren überschaubar. Da kenne ich weit Schlimmeres von dem Ort, aus dem du mich gerufen hast..."
Verwundert über diese Anmerkung, hakte sie nach: "Ach ja richtig, du bist ja nicht der eigentliche Meister. Wo kommst du wirklich her?"
Er schüttelte den Kopf: "Unbeschreiblich in sterblichen Worten. Abgeleitet von dem, was ich über das Wissen dieses Körpers erfahre, würde ich behaupten, es kommt eurer Vorstellung der Hölle gleich. Aber man kann nicht sagen, ich sei ein Dämon. Ich kann es nicht sagen, woher ich komme oder was ich in euren Augen wäre. Jedoch zählt wohl am ehesten, dass ich fähig bin die Macht des Meisters in mir abzurufen. Ich habe sein Leben inne. Auch habe ich sowohl das Bedürfnis nach Seelenessenz, als auch nach pulsierendem Fleisch..."
Varivinias Blick verschwamm kurz: "...Herzen, der Nephil in deiner Brust."
Es schüttelte sie.
Weiter die Straße entlang war ein Kellner mit bläulich-blasser Haut der geistigen Spur Akryriels auf den Fersen. Die Bestie des Schlüssels der Teufels Gabe hatte aufgeholt.
Es verlangte ihm noch immer nach seinem ehemaligen Träger. Auf dem Weg begegneten ihm verschiedenartige Passanten. Bei so vielen seltsamen Gestalten, wie diese Welt zu bieten hatte, fiel er nicht weiter auf. Doch je mehr Seelen ihn umgaben, desto mehr wurden seine Gelüste nach frischer Essenz größer. Es gierte ihm nach Magie, nach Kraft.
Der humanoide Mund wurde unnatürlich weit aufgerissen, ein animalischer Schrei drang hervor und plötzlich schnappten mehrere Sterbliche in der unmittelbaren Umgebung nach Luft. Ihre Seelen wurden vom Sog erfasst und die Körper gingen zu Boden. Das Monster ließ es sich schmecken, doch dieser Energieschub nährte bloß das Verlangen nach mehr. Schmatzend, lief der Körper weiter. Der Spur des Geistes hinterher.
Der Meister stockte. Schaute den Straßenverlauf entlang.
Varivinia fragte: "Ist etwas?"
Seine Augen zusammengekniffen, meinte er: "Da kommt eine seltsame Aura auf uns zu. Unheilig, verdorben."
Besorgt meinte sie: "Dann sollten wir wohl weiterziehen. Es braucht keinen zusätzlichen Ärger in den wir hineingezogen werden."
Doch Akryriel tauchte unverhofft neben ihr auf: "Zu spät. Er hat unsere Fährte. Ich habe es viel zu realisiert bemerkt, aber ich kenne diese Energie... Es ist meine Qual. Der Schlüssel der Teufels Gabe ist uns gefolgt!"
Varivinia bekam große Augen: "Aber – Aber wir haben ihn gemeinsam besiegt! Wieso lebt der noch?"
Der Meister grinste: "Lebendig würde ich das, was ich da spüre eher weniger nennen. Es fühlt sich eher nach einer Widernatur zu dieser Ebene des Seins an. Fast schon etwas heimisch für mich. Was für diese Welt nichts Gutes bedeutet."
Varivinia wurde hektisch: "Warum stehen wir hier herum und reden darüber, wenn es auf uns zukommt? Auch wenn es uns folgt, was sollen wir denn tun? Kämpfen? Was will es von uns?"
Der Geist sprach verdrießlich: "Es will mich. Mich, den ursprünglichen Träger... eventuell reicht es, wenn ich mich stelle - "
Doch Varivinia unterbrach ihn: "Kommt nicht in Frage! Du bist mein Schutzengel! Du gehörst an meine Seite. Dann kämpfen wir eben..."
Akryriel murrte: "Toll, jetzt muss der Schutzengel beschützt werden..."
Der Meister trat vor sie, legte die von ihm getragenen Sachen zu Boden. Sie sah ihn an, aber er hatte sich mit dem Rücken zu ihr gewandt.
Ein großer, korpulenter Mann stand wenige Meter vor ihnen auf der Straße. Sie erkannte ihn. Es war der Kellner aus der Raststätte.
"Wieso ist der Mann jetzt davon besetzt? Er war nicht einmal in der Nähe der heiligen Stätte", fragte Varivinia sich laut.
Akryriel dachte nach: "Hat er etwas von dir bekommen, was aber von dort stammte?"
Sie sog scharf die Luft ein: "...Die Fische! Es muss sich irgendwie in die Fische geschmuggelt haben!"
Das Monster riss das untote Maul auf und brüllte aufbegehrend. Akryriels Gestalt spannte sich an, ein zögerliches Zittern ging von ihm aus. Auf der Brust des besetzten Mannes flammte das Hexagramm durch. Flammen entzündeten sich auf der Bekleidung ringsherum. Alleine dieser Anblick ließ den Geist auf die Knie gehen.
Da sprintete der Meister vor und sprang mit athletischer Eleganz beidbeinig dem Wesen in den Magenbereich. Das Biest wurde wie ein nasser Sack von seiner angestammten Stelle zurück in ein naheliegendes Gebäude geschleudert, deren Front mit lautem Krachen bei der Wucht zerbarst und das Wesen unter Schutt begrub. Der Meister kam leichtfüßig wieder auf.
Ein fleischiges Schmatzen war zu hören, als sich der aufgeschürfte Arm durch die Trümmer schob und der anatomisch verdrehte Leichnam sich selbst wieder hervorgrub.
Es gab Gurgel- und Würgegeräusche, während die Knochen und die Haut sich an die vorgesehenen Stellen zurückschoben.
Nochmals schoss der Meister vor und rammte seinen Oberkörper mit Wucht auf die Kreatur. Sie brachen auch noch durch die Hinterwand, landeten somit auf einer neuen, belebteren Straße.
Das Bild einer beschaulichen, gut besuchten Straße gefror in diesem Augenblick regelrecht in der Zeit, als das Biest sein Maul öffnete und all die schmackhaften Seelen in nächster Umgebung aufsaugte. Zahlreiche Körper, seien es Mensch, Engel oder Konsorten gingen ausgeliefert zu Boden. Seelenessenzen, teils von farbigen Flammen der Macht umhüllt verschwanden im Wanst des Monsters. Die Haut dessen veränderte sich.
Sie wechselte die Konsistenz zu einem gräulichen Brei und der Körper wuchs heran.
Die bis dahin noch als Mensch erkennbare Form mutierte endgültig zu einer dämonischen Perversion. Einem lebendigen Abstrakt. Der Meister reagiert, seine Arme schnellten ausgestreckt vor und zwischen seinen Handballen formte sich eine energetische Lichtkugel. Diese feuerte er ab. Auf der schlammigen "Haut" auftreffend, drückte sich die Kugel in die Masse hinein und war sofort von ihr verschluckt. Die Bestie lachte verhalten.
Der rechte Schlamm-Arm streckte sich vor, hin zum Meister. Dieser sprang zur Seite weg. Die Hand klatschte matschig und leer auf dem Boden auf. Sie holte ebenfalls zur Seite aus und Hand und Arm trennten sich auf Höhe des Handballen im Schwung voneinander.
Dies traf den Nephil unerwartet ins Gesicht. Er taumelte rücklings und stolperte über eine der Leichen. Schleimiges Lachen verhöhnte ihn. Doch dem Meister wurde etwas bewusst. Er sah auf die Leiche des jungen Mannes über den er gestolpert war. Seelenlos, ja, aber körperlich intakt. Selbst sein Herz schlug noch... sein Herz!
Die Hand des Meisters umschmiegte eine beißende Magie, als er in den Brustkorb vor ihm hineingriff. Sein Leib war der eines Nephils. Er wurde von Herzen stärker!
Ob nun, weil es begriff, was er vorhatte, oder wegen der innerlichen Tobsucht – unter Brüllen formte sich die fehlende Hand neu und es setzte zum nächsten Angriff an.
Das Herz in Händen, biss der Meister hinein, kaute, schluckte, biss. Er würgte es in Windeseile hinunter. Sein eigenes Herz pochte. Eine Urgewalt bahnte sich den Weg durch seine Adern. Das Leben floss, die Macht erwachte. Seine Augen fokussierten sich blutunterlaufen. Er zischte mit geschärften Sinnen auf.
Aus dem Rachen der Bestie schoss ein rötlicher Energiestrahl auf ihn zu.
Der Strahl prallte auf eine neongrünlich-leuchtende Barriere um den Meister und wurde Funken sprühend auf die umliegenden Häuser umgeleitet, wo die Fassaden krachend Furchen erlitten.
Als es begriff, so nicht mehr an ihn heranzukommen, bäumte es sich auf und eine magische Aura in jenen Farben in denen die verschlungenen Seelen eingehüllt waren, traten aus dem Schlammkörper hervor, umschlangen diesen und plötzlich hob das Biest in eine Magiesphäre eingeschlossen vom Boden ab. Es bildeten sich drei unterschiedlich farbige Runenkreise um diese Sphäre. Der Meister staunte nicht schlecht, als aus diesem Bollwerk der Magie mehrere Energiekugeln auf ihn niederschossen. Sie wirbelten in der Luft herum, als wollten sie spielen, aber stoben brachial auf seine Barriere hinab. Sie wechselten sich ab, sodass seine Barriere unter Dauerbeschuss stand. Die Barriere hielt stand, aber der Nephil spürte durchaus, dass er damit erschöpft werden sollte. Nach jedem Treffer floss ein winziger Teil seiner Kraft in die Barriere zur Stabilisierung.
Die klobige Bestie, die in der Luft schwebend nochmals grotesker wirkte, formte aus der eigenen Masse kleine Schlammgeschosse. Diese warf es aber nicht auf den Meister, sondern auf herumliegende Seelenlose.
Erst als der Schlamm sich selbstständig auf den Körpern verteilte und sie umschloss, realisierte der Meister, was geschah.
Das Biest machte die Körper zu zombiehaften Dienern. Kaum war ein Körper vollends unter Schlamm begraben, richtete er sich fremdgesteuert auf.
Der Meister musste schneller sein!
Er rannte zur nächsten, freiliegenden Leiche und riss hastig das Herz heraus. Verspeiste es. Verschluckte sich – hustete - er musste sich beeilen.
Zu seinem Vorteil, war die Wirkung der Herzen zügig und prägnant. Er wurde agiler, stärker – aber auch instinktiver.
Er wich den sich herannahenden Schlammkörpern flink aus, ergriff die nächste Seelenlose, öffnete die Brust, zog den roten Fleischklumpen hervor.
Eine Schlammhand umgriff die Seine, in der das Herz lag.
Er fauchte, was eine Druckwelle auslöste. Der Körper unter der Schlammschicht wurde an den Gliedmaßen davon zerrissen. Man sah, dass die Arme und der Hals nur noch vom Schlamm in Position gehalten wurden. Des Meisters Macht stieg. Mit jedem Herz wurde er gefährlicher, aber die fremde Seele verlor auch zunehmend die Kontrolle über den angeborenen Willen des Nephilim-Meisters.
Die schlammüberzogene Hand lag noch immer um das Herz, gerade so weit genug vom Meister entfernt, dass die Fingerspitzen von der Barriere gekitzelt wurden. Er zog seinen Arm zu sich heran und die Hand des Gegners wurde unter einem Gurgelgeräusch zurückgezogen, als der Schlamm von der Barriere gegrillt wurde.
Missbilligend sah er die Dreckspur auf dem Herzen. Er pustete das Gröbste hinfort und stillte seine Hungerwut. Die unheiligen Gene in seinem Blut kochten auf, seine Anatomie veränderte sich. Flügel sprossen ihm, eines Nephils würdig. Grau und erhaben spannten sie sich auf. Die Prozedur war schmerzhaft, aber er war so vom Instinkt überwältigt, dass er dies kaum noch realisierte.
Das Biest erkannte, dass sein Widersacher weiter an Stärke zugenommen hatte und seine Armee der Untoten strömte auf den Meister ein. Der wiederum entsandte eine Lichtwelle in alle Himmelsrichtungen und dies trocknete den Schlamm aus. Die Körper verloren ihre Bewegungskraft. Es tobte über ihm schwebend. Der Meister stieß sich vom Boden ab und startete einen Frontalangriff. Beide holten zum Schlag aus. Die Kugeln, die zuvor versucht hatten einzeln durch die Barriere hindurchzubrechen, sammelten und fusionierten sich an der geballten Faust des Monsters und schon trafen die Schutzauren aufeinander.
Die entfesselte Kraft des Energiestoßes destabilisierte die Barriere um den Nephil und dieser wurde verdutzt zurück auf den Boden geschlagen.
Eine Schrecksekunde für den Meister verging, aber er war direkt neben einer noch intakten Leiche gelandet. Schnell holte er das blutige Gold hervor. Verschlang das dritte Herz in Folge.
Feuer, es brannte wie Feuer durch ihn hindurch. Ein Kreischen drang aus seiner Kehle. Sein Körper leuchtete auf.
Die Straße um ihn herum erbebte und Risse brachen unter seinen Füßen hervor.
Nun würde er das Monster spielend zerfetzen. Jenes spürte den erneuten Schub natürlich ebenfalls und schoss zu ihm hinab. Krachend schlug es beim Landen die oberste Schicht des Straßenbelags herunter. Die Schutzsphäre sog sich in sein Inneres, der Brustkorb öffnete sich und dort wo das begehrte Herz schlagen täte, kam die Ansammlung der seelischen Energien rundlich zum Vorschein. Von dieser wanderten feingliedrige, verschiedenfarbige Adern über den Körper. Der Schlamm härtete aus und nahm einen noch tieferen Grau-Ton als die Flügel des Nephils an. So trat es ihm nun entgegen. Gestählt, hart, bereit ihm die Knochen zu zertrümmern.
Er zwinkerte keck.
Sein Herz setzte einen Schlag aus.
Des Meisters Seele fand sich in der Leere an einem Lagerfeuer wieder.
"...Was ist das jetzt?", fragte er sich selbst laut. Eine Gestalt tauchte neben ihm auf.
Sie sprach zu ihm: "Du bist also jene fremde Seele, die sich meinem auferstandenen Körper aufgedrängt hat. Glaubtest du, ich spürte nichts von diesem Diebstahl?"
Erschrocken sah ihn die Seele an: "Du bist der eigentliche Besitzer? Warum hat das Ritual dich nicht gerufen?"
Doch der wahre Meister schüttelte den Kopf: "Wie es dazu kam, ist belanglos. Doch sei dir gewahr, dass ich es nicht toleriere, dass eine Kreatur aus einer fernen Ebene wie deiner meinen Körper und meine Macht zu Diensten hat. Mit jedem verzehrten Herzen, hast du meine einstige Bindung an den erschaffenen Leib gestärkt."
Die verlorene Seele ahnte Böses: "Willst du den Platz mit mir tauschen? Mich zurück ins Sein zwischen den Welten entsenden?"
Wieder scherte der Meister ein: "Es ist von der Stunde in dem du mein Fleisch dein Eigen nanntest nicht mehr gegeben die Verbindung im Leben zu trennen. Dennoch kann ich dich nicht einfach mit meinem Erbe laufen lassen. Es gibt nur einen Ausweg..."
Es schauderte die Seele, als sie wieder ins Kampfgeschehen auftauchte.
Die Faust des Ungetüms durchbrach soeben die wackelige Barriere und ehe der falsche Meister sich versah, flog ihm die Faust ins Gesicht und brachte ihn zu Fall.
Er keuchte: "Das ist gar nicht gut! Ich habe durch die Herzen die eigentliche Seele dieser Hülle aufmerksam gemacht. Ich spüre, wie er mich umklammert und die Kräfte seines Körpers versucht zu blockieren, aber ich muss diesen Kampf bestehen!"
Das Biest trampelte klobig auf ihn zu.
Indes stand Varivinia wie angewurzelt dort, wo der Meister sie zurückgelassen hatte. Sie mischte sich bewusst nicht in den Kampf, der sich von ihnen entfernt hatte ein, denn Akryriel war ihr Schutzengel und begab sie sich ins Geschehen, war er gezwungen mitzukommen und da er das Ziel war, blieb ihr nur die Distanz.
Der falsche Meister wusste, er musste nun schnell etwas tun. Solange er noch eine gewisse Kraft innehatte, war ein gewaltiger Schlag möglich, der dem Biest zu schaffen machen sollte.
Er rappelte sich auf, füllte seine Lungen tief und mit Gebrüll formierte er eine Aura der blanken Zerstörung um sich herum. Der Klotz vor ihm schlug unbeeindruckt mit dem Faustklumpen zu. Die konzentrierte Gewalt des Nephils krachte gegen die Faust und die Energien zermalmten den Boden unter ihren Füßen, gruben tiefste Risse ins Fundament der Gebäude und ließen die Luft aufpeitschen.
Die Szene war unwirklich eingefroren, obwohl die Umgebung durch die Einwirkungen massiv in Bewegung geriet. Wie bei einem Vulkan bildete sich entlang der Klumpfaust orangene Risse über den Arm zum Körper hin.
Angespannt aber durchaus erleichtert dem Feind geschadet zu haben, sah der Meister den wandernden Rissen zu. Die Streuung der Riss-Intensität wurde um die Bündelung an der Brust herum besonders deutlich.
Ein ersticktes Würgen drang hervor.
Dann zerbrach die Hülle.
Die Seelenessenzen wirbelten im Kreis umher, festgehalten von der Kraft des Schlüssels selbst. Doch dies war keinesfalls ein Triumph.
Die Macht des Schlüssels ordnete die seelischen Komponenten neu und in wenigen Augenblicken konnte man Zeuge sein, wie aus reiner, offenliegender Energie der Rohbau eines humanoiden Körpers wurde. Das Nervensystem und die Adern setzten ein Schema vor und alsbald wurde ein männlicher, fester Körper aus diesem Schauspiel.
Ein feiner, schwarzer Anzug legte sich über die nackte Haut. Weiße Handschuhe, edles Leder an den Füßen. Schwarze, kurze Haare. Als das Biest die Augen öffnete, blickte der Meister in rötliche Pupillen mit Hexagrammen in sich.
Sarkastisch seufzte er: "Jetzt wird's also richtig schön anspruchsvoll, was?"
Es wurde eng, die seelische Umklammerung des wahren Besitzers des Körpers umschloss merklich sein Herz, schnürte ihm die Kehle zu. Dieser letzte Angriff hatte ihm wie vorauszusehen die Kraft zur Wehrhaftigkeit gegen den inneren Kampf genommen. Wie angewurzelt stand er da, die Arme am Zittern während ihn eine unsichtbare Gewalt gefangen hielt.
Das neu formierte Biest trat eleganten Schrittes heran. Die Hand vor ihm ausgestreckt, schoss dem Nephil ein Feuerschwall entgegen. Es riss ihn von den Füßen, seine Federn fingen Feuer, gerade so schaffte er es, eine hauchdünne Schutzbarriere um seinen sterblichen Leib zu schaffen, die kurz vorm Aufschlag auf dem Boden wieder verschwand.
Das Biest sprach: "Dich hatte ich nicht als Ziel, aber du hast dich als würdig erwiesen. Ich nehme dich als meine Hülle in dieser Welt. Meine fragile Erscheinung hält nur für einen begrenzten Zeitraum. Ich brauche einen Körper wie den euren. Wie des Engels – oder deinem."
Die selbstsüchtige Umklammerung der Seele hielt an.
Plötzlich gab es einen geistigen Ruck und der wahre Meister wurde von ihm losgerissen. Dieser erboste sich: "Wer wagt es?!"
Akryriel stand vor ihm. Er grinste: "Ich habe zu viel Angst vor dem Biest, aber dich kann ich in Schach halten!"
Der Meister sah ihn mit durchbohrendem Blick an: "Das bereust du!"
Wissend, was er sich da aufgehalst hatte, zog Akryriel sein Schwert.
Der falsche Meister atmete auf. Er war frei. Doch zum Ausruhen blieb keine Zeit, das Biest stand vor ihm. Er sprang auf und boxte ihm mit aller spontaner Kraft in den Magen. Zwar war der Nephil nach Allem trotzdem nicht mehr ganz fit, aber sein Kampfgeist war geweckt und ebenso war die geweckte Macht des Nephilim-Erbes vorerst wieder seins.
Das humanoide Biest sah ihn milde erstaunt, aber gefasst an: "Das ändert nichts. Es weckt bloß eine noch tiefere Begierde nach deinem Fleisch."
Der Nephil machte eine einladende Geste.
Es durchzuckte die Beine des Biests, welches zum Ansturm übergehen wollte, als es von der Seite einen Speer durch die Brust gejagt bekam.
Varivinia war unbemerkt aus der zertrümmerten Hauswand hervorgehechtet und hatte ihm im Flug ihren Speer entgegen gejagt.
Überrumpelt hielt seine durchstoßene Lunge den Atem zurück. Der Speer bohrte sich durch die instabile Hülle aus Seelenessenz, die lediglich von der Macht des Schlüsselbewusstseins zusammengehalten wurde. Reflexartig fasste es mit den Händen den Schaft und stemmte sich gegen Varivinias Vorwärtsbewegung durch seine Brust und aufdringlich das Schulterblatt penetrierend.
Das Biest realisierte keinen ausreichenden Widerstand zu bieten, löste eine Hand vom Schaft und schoss mit dieser eine windige Druckwelle auf die Kriegerin ab.
Varivinia wurde frontal von ihm weggehauen, zog den Speer mit sich und das Monster fluchte mit zusammengebissenen Zähnen, als die Spitze sich dabei nochmals durch ihn hindurch grub.
Sie landete schräg vom vermeintlichen Meister. Bei einem kurzen Blickabtausch meinte sie schelmisch: "Jetzt wo mein Schutzgeist schon eingreift, kann ich auch endlich helfen!"
Er nickte dankbar. Mit einem beiläufigen Flügelschlag wurden die Federspitzenflammen erstickt.
Beider Aufmerksamkeit wanderte wieder auf den gemeinsamen Feind.
Der wahre Meister sah sich Akryriel gegenüber.
Er höhnte: "Es ehrt dich, dass du dich einem übermächtigen Ahnengeist stellst um deine Verpflichtung zu erfüllen. Doch zugleich ist es eine Abscheulichkeit dem Dieb meines Leibes beizustehen!"
Akryriel erwiderte: "Ich hinterfrage nicht die Gerechtigkeit dieser Tat.
Es ist meine Loyalität, die hier Priorität erfährt und das dürfte dir auch klar sein. Ich bin... war, ein Gotteskrieger und wurde mit der Brut des teuflischen auf meiner Seele zurückgelassen. Es kam niemand zu Hilfe. Nicht über Äonen. Erst die Macht, die mich an dieses Mädchen gebunden hat, tat etwas für mich. Daher bin ich zu Dank und Dienst verpflichtet. Nichts persönliches."
Sein Gegenüber schmunzelte schattig: "Gleichfalls."
Der Meister besah sich dessen Schwert: "Hm, ein Runenschwert. Extrem selten... und nutzlos."
Akryriel stürmte heran. Mit Leichtigkeit blockte der Meister ihn, indem er ihm mitten im Ausholen ans Handgelenk griff und seine blanke Handfläche auf Akryriels Brust drückte.
Er sinnierte: "Ich wurde um meines Platzes im Leben betrogen. Diese fremde Seele in meinem Körper... ist das kein Verbrechen, dem ein rechtschaffender Engel nachzugehen hat?"
Der Engel sah ihn unter Anstrengung gegen seine Hand anzuhalten gleichgültig an: "Hast du nicht zugehört? Sie haben mich im Stich gelassen, ich bin kein gewöhnlicher Engel mehr. Ob ich abtrünnig bin, könnte ich auch nicht sagen, aber ich stehe in keiner himmlischer Pflicht mehr."
Des Nephils Augen blitzten auf: "Dann bist du meiner unwürdig!"
Er ließ den Schwertarm los und die Klinge sauste quer über seine Gestalt.
Grinsend, aktivierte Akryriel die violetten Runen.
Ein kurzes, gelbliches Flimmern war alles, was geschah. Akryriel kämpfte um ein Pokerface.
Doch der Meister wusste, was los war: "Na, überrascht? Wir sind Geister, uns kann so ein Schwert nichts anhaben!"
Zähnefletschend murrte der Engel unverständlich.
Er steckte das Schwert ein: "Also gut, dann eben so."
Die Fäuste geballt, ging er auf den Meister los. Dieser sah ihn äußerst unmotiviert an, während er die Schläge jeweils mit den Händen parierte.
Akryriel meinte: "Wusste ich es doch. Die Seelen können trotzdem in direkte Konfrontation gehen!"
Dem Meister blieb bloß ein abfälliges Zischgeräusch aus den Mundwinkeln übrig.
Auf der Straße sahen sich die Reisenden dem Monster in Gentleman-Gestalt weiter gegenüber. Varivinia richtete die Speerspitze zur Drohgebärde in dessen Richtung, während ihr namenloser Begleiter unbewaffnet und merkbar am Keuchen war.
Das Biest tastete seine von Varivinia erzeugte Schulterwunde ab. Es klappte die wabernden Essenzpartien zusammen und kommentierte: "Das sollte ich besser ab jetzt verhindern. Ihr habt mich schon zu viel köstliche Seelenessenz gekostet."
Beide grinsten, wenngleich es nicht als Kompliment gedacht war.
Er ballte seine Fäuste und sie glühten rot auf. Eine zerstörerische Aura knisterte um sie.
Der falsche Meister stürmte einfach vor. Trotz seiner momentanen Freiheit war ihm schmerzlich bewusst, dass er nicht von Dauer Herr seiner Kräfte sein würde.
Er musste jetzt handeln.
Von seinem Vorpreschen überrumpelt, hechtete Varivinia nach.
Die linke Faust des Biests schoss vor und der falsche Meister überkreuzte seine Arme um sie abzuwehren. Doch zu seinem Schreck, war diese gar nicht für ihn gedacht; die zerstörerische Energie löste sich von der Faust und schoss an ihm vorbei zu seiner Herrin.
Diese parierte geistesgegenwärtig mit dem Speerstab, welches den Angriff zerstob und ihr lediglich die verbliebenen Funken eine leichte Gänsehaut bescherten.
Sie waren nun quasi direkt vor ihm, beide auf dem Sprung zu ihm.
Das Biest schnellte mit der noch geladenen Hand vor und umfasste einen Arm des falschen Meisters. Dieser wurde praktisch unter Strom gesetzt, was ihn ausstoppte.
Varivinia stieß mit dem Speer Richtung Hexagrammbrust zu. Sie riss die Spitze wie eine Klinge von unten schräg herauf und riss dem Monster somit den Wanst und die Brust auf.
Dieses schaute ernst, finster.
Es zog den Körper des Meister zu sich.
Alles geschah in Bruchteilen von Momenten.
Der aufgeschlitzte Wanst erzeugte einen Sog und verleibte sich den paralysierten und geschwächten Nephilim-Meister ein. Fast zeitgleich wurde Varivinia von einer händischen Druckwelle fortgepustet.
Der wahre Meister spürte unter den Schlägen Akryriels, was vor sich ging: "Mein Körperdieb hat wie es aussieht gerade verloren. Seine Lebensenergie wird soeben Teil seines Feindes."
Von Akryriel kam nur ein: "Scheiße!"
Mit dem er sich zurückzog.
Das Biest hatte den Nephil hinterlistig verschlungen und machte nun eine Transformation durch.
Die neue Gestalt wies einen ganz ähnlichen Körperbau wie den des Meister auf, doch das Hexagrammsymbol auf der Brust und in den Augen machte diese Täuschung zunichte.
Es säuselte, die Finger in der Luft tanzen lassend: "So viel neue Macht!"
Es hatte sie ausgetrickst; eine Schwäche offenbart, die keine war.
Im Zentrum des Inselturms ging der Dämonenalarm. Ebenso in der Straße, in der sie sich befanden. Das Biest hatte nun die kritische Stärke erreicht, die Syberions System als Gefahr erfasste. Die Stadt-KI sah sich aufgrund der Eskort-Mission der Astralgötter und dem Niveau des aufgetauchten Individuums gezwungen selbst einzugreifen.
Die grünliche Gestalt aus Nullen und Einsen überraschte die Kontrahenten. Varivinia blieb achtsam zurück, während das Biest den Neuankömmling gierig und dämonisch verdorben im Blick fokussierte.
Syberion verzog keine Miene, als er das Hexagramm auf der Brust erkannte und den Datensatz überprüfte aus dem ihm dieses Symbol bekannt war.
"Ein gutes Exemplar für das Labor", verkündete er trocken.
Das Biest fletschte die Zähne und schlug zu, wurde jedoch von einer grünlichen Zahlenwand abgefangen, die sich prompt um die gesamte Entität gebildet und geschlossen hatte. Ein letzter wütender, verwirrter Aufschrei aus dämonischer Kehle war zu vernehmen, dann war der Käfig gebildet und Syberion teleportierte zusammen mit dem Monster weg.
So schnell wie das Ganze geschah, stand Varivinia noch einige Minuten angespannt und fast regungslos auf der Stelle. Es brauchte erstmal einen Moment um das Geschehene zu verarbeiten. Sie hatte gerade ihren Meister verloren – dafür aber auch das Biest wohl zum letzten Mal gesehen.
"Akryriel...?", fragte sie mitleidserregend dünn in der Stimme.
Der Geisterengel zeigte sich: "Ja, ich bin da... es ist vorbei."
Sie schüttelte den Kopf: "Nein, das ist erst der Anfang. Wir sind gerade in der Stadt angekommen. Hier laufen die Dinge anders. Es ist reine Hoffnung, dass das gerade...unüblich war..."
Der Nephil schluckte und hievte die Sachen, die der Meister vor dem Kampf abgelegt hatte auf ihren eigenen Rücken.
"Was jetzt?", fragte Akryriel. Sie seufzte zur Antwort. Es gab keine allzu offensichtlichen Spuren, denen sie nachgehen konnte. Die Stadt war voll mit mächtigen Präsenzen und keine königliche Aura stach daraus hervor. Varivinia wusste nicht, nach wem sie suchte. Irgendwie hatte sie gehofft in der Stadt selbst käme ihr einfach ein intuitiver Wink zur Hilfe. Doch nun, wo sie dort stand, kroch das Gefühl des Verlorenseins ihre Knöchel hoch.
Der Nephil versuchte klare Gedanken zu fassen und kam zu einem Schluss: "Wir mischen uns unter die Einwohner. Mit etwas Glück hat die Königin ja einen gewissen Ruf hier."
Wie zur Bestätigung, verschwand der Geist.
Sie gab ihm Recht, einen Geist an ihrer Seite schweben zu haben, mochte auch hier ungewollt Aufmerksamkeit erregen.
Die junge Frau machte sich auf und stand bald vor der nächstbesten Kneipentür. Mit Erinnerung an ihre Erlebnisse nach dem Besuch in der Raststätte wägte sie noch ab, ob sie wirklich reingehen wollte, als die Tür von der anderen Seite aufgeschwungen wurde und ein Gast an ihr vorbeischlenderte.
Affektiv machte sie den Schritt vor, hielt die Tür auf und huschte selbst hindurch.
Der Geruch von billigem Fusel und abgestandener Luft kam ihr entgegen. Es war laut, sowohl durch die Musik als auch die Besucher. Niemand schien sie zu beachten, mit Ausnahme des Wirtes an der Bar.
Dieser schaute ganz besonders aufmerksam zu ihr. Es war in seiner Mimik zu erkennen, dass er in ihr Ärger sah. Sie ging auf ihn zu.
"Hallo, ich bin neu in der Stadt und könnte Hilfe bei der Orientierung gebrauchen!", rief sie ihm zu.
Er brummte hörbar: "...Noch so ein Sonderling ohne Ahnung vom Leben hier. Wo habt ihr bitte euer Nest? Ich würde es gerne aufsuchen und ausräuchern."
Sie verstand nicht, aber das spielte auch keine Rolle, er schob ihr einen Barhocker zurecht und gebar ihr sich zu setzen.
Kurz wog sie ab, ob es klug war, sich nach so einem seltsamen Kommentar hierhin zu setzen, aber sie spürte keine Gefahr von dem Mann ausgehen.
Als sie saß, goss er einen Cocktail ein und reichte ihn ihr. Auch hier zögerte sie.
Der Wirt aber murrte: "Geht aufs Haus. Ich könnte wetten, der Hüne ist dein Freund oder so was und einen Stammkunden an euch Freaks verloren zu haben hat mir gereicht."
Varivinia hatte keine Ahnung wovon ihr hier erzählt wurde, aber nahm es hin und nippte am Cocktail.
Er war schön süß und er schmeckte ihr.
Ihr Gönner packte sich ein schmutziges Glas und begann es zu putzen. Er fragte, nun schon etwas gelassener: "Also, junge Dame. Du willst etwas wissen?"
Sie setzte den Strohhalm ab und sprach: "Ich bin auf der Suche nach einer mächtigen Frau. Sie müsste den Status einer Königin innehaben. Einen Namen habe ich leider nicht."
Der Wirt überlegte: "Mächtig und weiblich. Das könnte sowohl ein Zirkeloberhaupt als auch die Astralgöttin betreffen. Aber gilt ein Gott noch als weiblich? So ohne Körper? Nun ja. Welcher Rasse ist sie denn wohl zugehörig?"
Varivinia schluckte. Ob es so klug war, offen zuzugeben, nach einer Nephil zu suchen? Sie wusste nicht, wie geächtet sie in der Stadt waren.
Kopfschütteln: "Das weiß ich leider auch nicht."
Stirnrunzeln. "Du suchst nach einer Frau, die sehr mächtig ist und ganz klar hoch angesehen. Von einer Königin weiß ich nichts, aber ich schätze, du wirst da eher wen aus höheren Kreisen fragen müssen. Wenn du an so jemanden herankommst."
Sie hakte nach: "Wen gäbe es da?"
Das Glas jetzt etwas langsamer in der Hand drehend, mit dem Putztuch an der Innenfläche entlangstreifend, meinte er: "Da du so herumdruckst, tippe ich darauf, dass du meine Verachtung fürchtest. Also suchst du entweder nach einer Neo-Angel oder einem Nephil. Der höchste Neo-Angel ist der Meister. Den kannst du vergessen. Der höchste Nephil ist Lord Phiolus. Wie gut der erreichbar ist, kann ich nicht sagen, aber er ist ein Lord, also ebenfalls schlechte Karten für den einfachen Pöbel. Deine Infos sind ziemlich dünn. Ich würde dir raten, schließ dich einem Zirkel an und frag die aus."
Jetzt sah sie ihn verwundert an: "Woher wissen Sie, dass ich keinem Zirkel angehöre?"
Er aber sah sie bloß von oben bis unten an und lachte in den Schnurrbart hinein.
"Mädel, lass gut sein. Meine Kundschaft besteht aus dem dreckigen Pöbel der Stadt. Dein Auftreten und deine Sprechweise verraten dich. Mir ist es egal, verursache keine Verletzten oder Toten in der Kneipe oder vor der Tür und wir sind miteinander im Reinen. Allerdings kann ich dir nicht groß weiterhelfen. Es stimmt trotzdem, dass du wohl nach jemandem über meiner Gehaltsklasse fragst. Ich kann dir nur raten, was ich schon deinem Hünen-Kumpel raten konnte. Passe dich an. Die Leute mögen keine neugierigen Fremden – und ich gehöre zu den Leuten. Was das angeht, versuche ich bloß den Schadensumfang von Fremden wie dir kleinzuhalten. Das verstehst du, denke ich", appellierte er an sie.
Varivinia schlürfte an ihrem Getränk. Es reizte sie zu hinterfragen, wen der Wirt ganze Zeit fälschlicherweise für ihren Kumpanen hielt, aber solange dieser Fremde zu ihrem Trumpf wurde, war es zu riskant nachzufragen. Sie akzeptierte einfach, dass dieser "Jemand" dem Wirt Angst gemacht hatte und sie deswegen so angenommen wurde.
Sie versuchte es anders: "Gut, was haben Sie meinem Freund denn geraten? Wo ist er hingegangen?"
Bedauernd meinte der Wirt: "Der ist zum nächstbesten Zirkel gelaufen. Nur, da findest du nichts mehr, außer Leichen. Jemand, hat sich um diesen Zirkel gekümmert. Wenn du verstehst."
Oh, sie verstand.
Dieser Fremde war eine andere Hausnummer. Es bekam ihr wohl besser, den Wirt nicht merken zu lassen, dass sie weder eine solche Bedrohung war, noch dass sie keine Ahnung von dem früheren Gast hatte.
Sie trank leicht überhastet aus und machte sich bereit zum Gehen.
Der Wirt fragte erheitert: "Schon fertig mit der Befragung?"
Der Nephil nickte wortlos.
Dann stürmte sie schnellen Schrittes zur Tür hinaus.
Die wachsamen Augen des Wirtes, sahen den ihr folgenden Schatten vorbei huschen. Er murmelte: "...Immer nur Ärger mit den Neulingen..."
Varivinia fühlte sich wohler, als der kühle Wind ihre Haare draußen zu fassen bekam.
Gerne hätte sie noch etwas nachgebohrt, aber die angstvolle Präsenz, die ihr Nicht-Freund an diesem Ort zuvor erzeugt hatte war ihr selbst auf den Magen geschlagen.
Die Kneipentür schlug erneut auf.
Völlig beiläufig sträubten sich ihre Nackenhaare.
Sie drehte sich hastig um.
Ein mittelgroßer Mann stand in rabenschwarzer Kutte und verdecktem Gesicht vor ihr.
Er sprach sie an: "Du suchst nach jemandem?"
Varivinia räusperte sich: "...Ähm, schon. Aber nein danke, was auch immer. Ich komme schon zurecht."
Der Mann schmunzelte unter seiner Kapuze, ein hellgrünes Augenpaar leuchtete auf.
"Fremde, du brauchst eine führende Hand, nicht wahr?", sprach er fast flüsternd.
Es war, als drücke seine Stimme auf ihre Kehle. Nicht bedrohlich, aber dennoch aufdringlich. Als vergrabe sich seine Aura unter ihre Haut, um die Geheimnisse darunter zu ergründen.
Er rührte sich kein Stück, als sich Varivinia aus der Situation losriss und beschloss besser weiterzugehen.
Er rief ihr hinterher: "Nephil!"
Sie stockte, blieb stehen.
Der Söldner gab ihr einen Tipp: "Der, den du suchst, ist Lord Phiolus. Er ist zwar keine Frau, aber als Erster der Nephilim dieser Welt kann er dir sicherlich etwas zu eurer Königin erzählen. Wenn du willst, finde ich einen Weg für dich zu ihm. Genau wie die anderen Lords hält er sich mit seinem Aufenthaltsort bedeckt. Nur die Lords untereinander und ein paar wenige Vertraute können diesen bestimmen und auch erreichen."
Sie wandte sich ihm energisch zu: "Und was hast du davon, mir zu helfen?"
Der Mann streckte seine Hand nach ihr aus, zeigte sie ihr. Ein Ring mit eingefasstem Smaragd war an seinem Finger.
Er erklärte: "Ich bin ein Söldner der Leviathan Organisation. Es gehört zu meinem Beruf, verlorenen Seelen wie dir zu helfen und mich dafür bezahlen zu lassen. Du hast doch Geld, oder?"
Varivinia lächelte gekünstelt. So ganz geheuer war er ihr dennoch nicht.
Er beäugte sie, fügte anrüchig hinzu: "Zu einer Nacht mit dir würde ich auch zustimmen, wenn dir dein Geld zu lieb dafür ist."
Sie verzog ein Gesicht. Er kicherte rau.
Sein Schatten machte einen Sprung und plötzlich hörte sie ihn ganz nah am Ohr: "Wenn du es dir überlegt hast, suche dir eine ruhige Gasse und rufe nach Taiko. Ich werde dort sein."
Damit verschwand seine Präsenz und der Nephil stand wieder alleine dort.
Sie säuselte zu sich selbst: "...Lord Phiolus also."
Der große Zentralturm der mittigen Insel wuchs in Aphilas Wahrnehmung bedrohlich immer weiter an. Dabei kam sie ihm bloß näher und näher. Denn sie hatte sich den Astralgöttern gestellt und diese drei übermächtigen Entitäten eskortierten sie nun ins Herz der Stadtinseln, zum Turm des Meisters.
Zu Methos.
Jeder Schritt im Schatten des Hochhauses widerstrebte ihr. Die Knie hielten sie gerade so zittrig im Stand, ihr Herz protestierte schmerzhaft von Angst ergriffen. Der Nephil hatte sich freiwillig ergeben, aber jetzt allmählich wurde ihr klar, was sie damit verursacht hatte.
Lilith war das Tempo ihres Fangs zu langsam und sie schubste sie voran. Shitan ergriff das Wort: "Hey! Bleib mal gechillt, Liebes! Das ist Priesterin Aphila. Sie steht in ihrer Heiligkeit gleichauf mit unserem Meister. Es kommt denk ich nicht gut, ihr weh zu tun."
Die Astralgöttin sah ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen an: "Mir ist egal, wer sie ist. Meister Methos will sie bei sich haben und sie trödelt herum. Das ist unanständig genug um von mir getadelt zu werden."
"Genug jetzt!", befahl Cole, der blonde Junge mit der Baskenmütze.
Tatsächlich trat Schweigen ein.
Beim Gewahrsein, dass sie bald schon angekommen waren, wechselte Lilith ihr Äußeres. Ihr lebensfroher Kimono wurde zu einer bigoten, zugeknöpften Robe.
Aphila sah sich das im Augenwinkel an und fragte sich, was das zu bedeuten hatte.
War Methos etwa prüde geworden?
Sie verzog ein Gesicht, bei dieser unwirklichen Vorstellung. Für einen winzigen Moment, konnte dieser seltsame Gedanke ihre dumpfe Angst vor der Begegnung mit ihrem Todfeind abmildern.
Doch eben nur für diesen Hauch eines Augenblicks.
Die automatisierte Tür des Turms öffnete sich und sie schritten unter den Blicken der Bediensteten zum Fahrstuhl vor. Cole rief den Aufzug zu ihnen herunter. Dies war eventuell die letzte Chance noch Reißaus zu nehmen. Aphila schluckte, ein Zucken ging durch ihre Gliedmaßen, wie zum angetäuschten Test, zu prüfen, ob sie bereit war, jetzt auf alles oder nichts zu gehen...
War sie nicht.
Die Fahrstuhltür öffnete sich und alle vier gingen hinein. Es wurde eine Taste betätigt und er schloss sich. Das war’s, Aphila saß hier fest.
Einen schrecklichen Moment der Stille und des Wartens später, waren sie auf Höhe von Methos' Büro. Die Aufzugtür ging auf und Aphila, von den Astralgöttern weiterhin eingekesselt, zwang ihren Körper nach vorne.
Das Büro hatte eine ausladend breite Bodenfläche mit weichem, angenehmen Teppich. Zu beiden Seiten der Wände standen Topfpflanzen, weiter hinten im Raum gab es einen großen, breiten Arbeitstisch. Hinter diesem war eine weite, offene Fensterfront.
Das Licht der anderen Stadtinseln war aus der Ferne gut zu sehen. Der Turm war sehr hoch, von hier aus konnte man sehr wahrscheinlich alle umgebenen Stadtinseln überschauen, dachte sich Aphila.
Auf diesen Anblick hoffte sie aber nicht mehr.
Da stand er. Vor dem Arbeitstisch, mit dem Rücken zu ihnen.
Lilith trat vor, kniete nieder, ehe sie berichtete: "Meister! Wir haben Euch Eure Schwester gebracht! Priesterin Aphila ist hier!"
Einen Augenblick regte Methos sich nicht. Er machte auch keine Anstalten, seiner Dienerin zu antworten.
Das war es dann.
Aphilas Todesurteil.
Die Uhr der Apokalypse stand auf 5 Minuten vor Mitternacht.
Die Priesterin Aphila stand Meister Methos gegenüber.
Kein Athanael als gemeinsamer Feind vor ihnen, kein schlichtender Vaith.
Bloß sie zwei.
In ihrer Hinterhand bündelte sich unscheinbar Energie. Sie fokussierte ihren Mordwillen. Trotz ihrer bisher kläglichen Ergebnisse dabei, sah sie ihre Rettung in der Formung eines Todesdolchs.
Cole bemerkte es und umgriff sanft, aber bestimmend ihren Arm. Sie erschrak und die Idee des Dolchs verflüchtigte sich wieder.
Endlich erwachte Methos aus seiner Gedankenwelt.
Er nahm etwas in die Hand, was vor ihm auf dem Tisch gelegen hatte.
Der Neo-Angel drehte sich zu ihnen um.
Zähneknirschend traf Aphilas Blick den seinen.
Beide strahlten die Aura des Erinnerns an eine schmerzhafte und von Hassliebe geprägten Beziehung aus.
"Schwester...", begann der Meister: "Du bist wohlauf. Nach zwei Äonen, kann ich dich willkommen zurück in der Welt heißen. Vieles ist geschehen und doch fühlt es sich so an, als hätten wir gestern erst unserem gemeinsamen Feind getrotzt. Dennoch ist es eigentlich ewig her.
Nun, verlieren wir nicht allzu viele Worte... wir wissen beide, dass es da noch eine offene Rechnung gibt und es ist allerhöchste Zeit, diese ein für allemal zu begleichen!"
Er trat an sie heran. In seiner Hand lag fest umgriffen eine Art Dolch. Seine Machtausstrahlung war gewaltig. Die extreme Magie züngelte über Methos' Handfläche. Aphila unterdrückte ein Wimmern.
So wollte er es also zu Ende bringen.
Meister Methos machte einen Ausfallschritt nach vorn – und kniete nieder!
Seine Hände wanderten nach vorne, den Dolch anbietend.
Er sprach: "Ich habe furchtbare Dinge getan. Leben verschiedenster Sorte genommen, Seelen gequält und missbraucht. Du hast mich in meiner vollen Pracht der Zerstörung erlebt und du bist wohl das intimste und größte Opfer meiner Taten. Priesterin Aphila. Wenn du mich töten möchtest, dann ist dies der Moment dazu!"
Aphilas Atmung setzte kurz aus. Sie musste sich der Situation und des Angebots klar werden.
Dieser überaus mächtige Dolch lag frei vor ihr, in den anbietenden Händen ihres über alles verhassten Bruders.
Methos bekräftigte nochmals: "Diese Waffe ist eine der wenigen Artefakte, die in der Lage sind, mich sehr wahrscheinlich umzubringen. Es wird bei einem Stich ins Herz mein Höllenfeuer neutralisieren und mich töten. Der Fund dieses Dolches, der eigentlich kein Dolch war, hat mich seine Jahrhunderte gekostet. Es ist die Lanzenspitze mit der Michael einst den Erzengel Athanael in sein Grab verbannt hat. Als ich davon erfuhr, habe ich Himmel und Hölle durchsucht – und das meine ich genau so. Zu meiner Überraschung, hat Lamal offenbar den gesamten Himmel verwüstet, ehe er selbst verschwand. Trotzdem habe ich die letzten, auftreibbaren und rekonstruierbaren Dokumente aufwendig zusammen gesammelt und oftmals wirkte es, als sei die Lanze immer im Augenwinkel entfernt, greifbar und doch unauffindbar.
Erst als ich über eine Zeitreise Athanaels ehemaliges Grab höchstselbst fand, wurde mir ein Geheimfach an seinem Sarg – an den ich nur durch die Umstände jener Zeitreise herankam - bewusst und in diesem lag die Lanzenspitze verborgen!
Für den Fall bestimmt, dass er wieder freikommt. Wie ich annehme. Warum Gott sie nicht mitnahm, ist mir nicht bekannt. Vielleicht hat er ihn, mehr oder weniger, unter Kontrolle und will ihm keine Schwäche damit zeigen, dass er auf die Lanze zurückgreifen muss um ihn zu zähmen. Vielleicht habe ich ihm durch mein Eingreifen in die Zeit diese Chance verbaut, da er bis zu seiner Entscheidung davon ausging, Athanael wirklich von der Welt vergessen zu lassen. Dann wäre der Dolch bloß ein ungünstiges Beweisstück gewesen.
Doch was es auch ist... der Dolch – die ursprüngliche – Lanzenspitze, liegt nun hier auf meiner Handfläche, bereit ausgelegt um mich durch deine Hand sterben zu lassen."
Aphila fragte leise: "Warum...? Wer bist du geworden, dass du das tun würdest?"
Er schmunzelte wehmütig: "Nach deinem Verschwinden hatte ich gewonnen. Der Konflikt war vorbei. Dein und mein Lager wurden eins. Nicht gewaltlos, aber das muss ich wohl kaum erwähnen, es waren raue Zeiten. Ich wurde zum alleinigen Herrscher. Bald schon aber, holte mich die Realität des Herrscherseins ein und die Zeit veränderte mich. Die Machtgeilheit wich langsam der Vernunft. Zumindest ist das meine Ansicht. Unsterblich blieb ich aber und bin daher auch nicht weiter gealtert. Das Alter ist keine Hürde für mich... der Dolch schon. Mein Urteil wird heute von dir gesprochen, geliebte Schwester. Vergibst du mir, was ich einst war oder sitzt das Grauen so tief, dass du sagst, neues Ich oder nicht, ich bin ein Monster und verdiene es. Meine Astralgötter und Verbündeten werden dich in Frieden ziehen lassen, wenn du mich jetzt erdolchst. Sie sind dazu angewiesen worden. Es ist also deine freie und konsequenzlose Entscheidung."
Vorsichtig tastete Aphilas Hand nach dem Schaft des Dolchs. Seine Magie schlängelte sich an ihrem Handgelenk entlang. Es kribbelte etwas. Sie spürte den Puls der Macht.
Seine Schwester fragte: "Was ist mit dem Teufel? Mir wurde davon erzählt. Du bist zu seinem Handlanger geworden. Bist mit ihm mitgegangen! "
Methos erklärte: " Der Teufel ist nur so lange Herr über dich, wie du ihm erlaubst es zu sein. Er brauchte mich lebend für seine Pläne, also musste er mich bei zunehmender Gegenwehr gehen lassen, um meine Unversehrtheit und meine Kooperation zu garantieren.
Er hat seine Macht über mich überschätzt und ist nunmehr seit damals über mich am Fluchen und versucht mich regelmäßig umzustimmen. Ich wollte die Kraft, die er mir geben konnte und als ich sie hatte, wich ich von seiner Seite. Das belastet unsere Beziehung in gewisser Weise bis heute, aber er kann nichts tun. Ich bin Einer von Zweien, deren Schicksal er eingesponnen hat... genau wie dich. Nur, kam er bis jetzt nicht mehr an dich heran."
Aphila hielt den Dolch zwischen den Händen, fast wie zum Gebet zusammengefalten. Sie zitterte.
In Überlegungen versunken, was richtig war und was falsch. Wer Methos war und zu was er augenscheinlich geworden ist.
Er schaute ihr direkt in die Augen: "Tue es! Oder lass es! Aber entscheide dich jetzt. Auch ich fürchte mich vor dem nahenden Tod und ich apelliere an deine Gnade, es schnell zu tun!"
Unentschlossen, eher affektiv, holte Aphila mit dem Dolch aus.
Methos und Aphila zogen beide scharf Luft ein. Der Meister schloss seine Augen, das finale Urteil über sich ereilend.
Aphila versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Da kniete nun das unsterbliche Monstrum vor ihr, abwartend auf den längst überfälligen Todesstoß.
Eine Gelegenheit, um die sie viele unschuldige Seelen beneidet hätten. Auch und gerade Methos' Opfer.
Die Muskeln in ihrem Arm zuckten auf, um den Schlag nach unten anzusetzen.
Aphila entfuhr aus tiefster Kehle gebrüllt:
"FÜR RAPHAEL!!"
Astralgöttin Lilith schrie flehentlich auf: "Bitte nicht! Bitte verschont den Meister!!"
Die Geschwister sahen sie überrascht an.
Sie ging auf die Knie, ja auf alle Viere und verbeugte sich vor Aphila, die in der Bewegung gestoppt hatte: "Ich weiß, Meister Methos war in früheren Zeiten ein grausamer Mann. Ich sehe in sein Herz und weiß um die Narben seiner Schreckensherrschaft. Doch der Mann, den Ihr hier heute vor Euch seht, ist nicht mehr der Tyrann von damals! Er ist ein gütiger, liebenswerter Mann geworden, der die Welt unter gestrenger, aber gerechter Hand vereinigt hat! Ich bitte zutiefst um seine Begnadigung!"
Der Dolch in Aphilas Hand sank sanft herunter. Ihr Griff lockerte sich.
Ein Stich ging durch ihr Herz, welches Gerechtigkeit forderte.
Nur gerade so, konnte sie Methos aus den Augenwinkeln ansehen.
Mit schwächlicher Stimme verkündete sie: "...Gnade vor Recht."
Methos' Leben wurde verschont.
Sein Gesicht fiel ein, erstaunt – ja, fast enttäuscht.
Im nächsten Moment ergriff er in einer schnellen Bewegung selbst den Dolch aus Aphilas gelockerter Hand und rammte ihn in Etwas neben ihr. Die Dolchspitze bohrte sich in den Gehstock des Teufels. Der Gentleman sah leicht verärgert und doch süßlich amüsiert auf seinen malträtierten Wegbegleiter aus Holz und wandte sich an Methos: "Die Lanze Michaels mag ein Wesen wie dich vernichten können, lieber Methos, aber nicht den Teufel. Gott hat nicht die Macht dazu, wie soll es da Einer seiner Engel können?"
Aphila wich vor dem Mann, der urplötzlich neben ihr erschienen war, verschreckt zurück. An niemand bestimmtes gerichtet, fragte sie: "Wer ist das?"
Ihr Bruder antwortete, nun aufstehend: "Der Teufel, Aphila, der Teufel. Dieser nichtsnutzige Möchtegern lädt sich äußerst gerne selbst zu mir ein, um mir auf die Nerven zu gehen. Da er das jetzt hat, kann er also auch gerne wieder gehen."
Er zog den Dolch aus dem Gehstock heraus.
Süffisant lächelte der alte Mann im Anzug: "Aber, aber mein Guter. Immer so gastunfreundlich. Davon ab, bin ich diesmal nicht für dich hier."
Er drehte sich zu Aphila.
Sie wiederum machte einen weiteren Schritt zurück, nur um mit dem Rücken sanft an Coles Hand anzustoßen, der offenbar versuchte, eine beruhigende Geste auszuführen.
Der Teufel neigte den Kopf: "Warum denn so ängstlich, kleine Annabella? Wir sind doch...alte Freunde. Nun ja oder zumindest habt ihr es mir zu verdanken, dass ihr von Mephistopheles freikamt."
Sie schüttelte vehement den Kopf: "So war das nicht..."
Er erwiderte: "Sehr wohl... aber ich hielt es damals für klüger, euch über den Preis eurer Freiheit im Dunkeln zu lassen. Ihr habt vergessen, was ihr mir schuldet oder vielmehr, welchen Einfluss ich nun habe. Doch wie sich nun ergeben hat, kann ich ein Druckmittel gut gebrauchen. Insbesondere, da dein Bruder den größten Sturkopf seiner Rasse darstellt. Du, meine Teure, bist vielleicht mit der Zeit einsichtiger, als er. Entgegen ihm, hast du vielleicht mehr Verwendung für die Macht aus meinen Händen. Doch das werden wir noch zu sehen bekommen. Noch, ist die Entscheidung nicht notwendig. Nicht..."
Methos blaffte dazwischen: "ES REICHT! Geh jetzt oder ich hetze die Astralgötter auf dich!"
Fast schon fasziniert, fügte der Teufel leise, aber deutlich hörbar fragend hinzu: "...alle?"
Methos zeigte Zähne, blieb aber still.
Zufrieden über das verbale Schachmatt gegenüber seinem nicht ganz so treuem Schoßhündchen, sprach er ein letztes Mal zu Aphila: "Solltest du es dir überlegen – es gibt mehr als eine Waffe, die deinem Bruder schaden kann. Lass es mich wissen. Der Teufel, hört immer zu. Ich empfehle mich."
Und damit, war er fort.
Schnaubend, lockerte Methos seine Haltung wieder.
Sein Blick blieb auf dem Dolch in seiner Hand kleben.
Er sagte: "Syberion, ich habe Arbeit für dich. Da meine Schwester mir die Gnade erwiesen hat, mich leben zu lassen, werde auch ich mich zukünftig weiter mit dem Grauen des Athanaels befassen dürfen. Dieser Dolch hat ihn einst dazu gezwungen, in sein nicht ganz so ewiges Grab zu steigen – ich denke, er muss ihm ernsthaft schaden können. Ich möchte, dass du diese eine Waffe, die wir gegenüber dem Gefallenen haben an einem geheimen Ort versteckst, von dem weder Athanael, noch ich erwarten täten, dass sie dort aufzufinden ist. Ich denke, niemand von uns sollte Bescheid wissen, bis zu dem Tag, an dem wir sie brauchen.
Athanael ist mit seinen Gedankenspielen zu gefährlich und du bist der Einzige von uns, als KI, der sich seinen mentalen Tricks entziehen könnte."
Syberion trat voran und nahm die Klinge entgegen. Methos hielt kurz inne, als der Schaft des Dolches von seiner Handfläche in die Syberions überglitt: "Verteidige ihn mit deinem... nun ja, verteidige ihn einfach bis auf deinen letzten Schaltkreis. Ebenso wie die Information seines Aufenthaltsortes.
Ich persönlich muss die Freigabe erteilen, erfahren zu wollen, wo er ist oder gar ihn wieder hierhin bringen zu lassen. Das sollte hoffentlich ausreichen."
Syberion nickte kurz und in grünlichem Licht verschwanden er und der Dolch.
Methos sprach seine Schwester an: "Das war ein etwas holpriges Willkommen heißen. Trotzdem hoffe ich, dass wir unsere Differenzen ausräumen können."
Aphila brachte kein Lächeln zustande, aber fragte: "Es war auch nur halb so schlimm, dich wiederzusehen. Bruder. Doch ich werde bei meinen Freunden sicherlich schon arg vermisst also..."
Bedauernd, sah er sie an. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich zu diesen Ghetto-Typen zurückgehen lasse? Aphila, du gehörst zu meiner Familie. Heute mehr denn je! Mein Willkommen ist nicht nur ein Friedensangebot. Es ist eine Einladung. Eine, die du leider gar nicht ablehnen kannst", eröffnete er ihr.
Sie schauderte: "Dann ist das auch keine Einladung, sondern ein Befehl. Was tust du, wenn ich mich wehre? Stopfst du mir dann wieder Engelsfleisch in den Rachen? Wie damals?"
Die Astralgötter, besonders Lilith, sahen verstört von Aphila zu Methos.
Sie lachte hämisch-verbittert auf: "Ach, du hast deinen getreuesten Dienern nicht einmal erzählt, was du mir alles angetan hast? Dass wir nur deinetwegen zu versklavten Seelen eines Dämonen wurden? Wie du mich gezwungen hast, zu einem Neo-Angel zu werden und mich und meinen Geliebten bedroht hast, damit ich dein Verführungswerkzeug bleibe?"
Aphila drehte sich jetzt anklagend zu den Göttern um, die aufmerksam zuhörten: "Dieser Mann und ich haben KRIEG gegeneinander geführt! Seine Armee von mutierten Dämonen wollte meine Freunde und mich umbringen und fressen! Und den nennt ihr euren Meister!"
Es packte sie. Egal, wo sie war, egal wen sie da um sich herum hatte – sie musste da weg!
Aphila rannte los, durch die Reihen der Astralgötter und fort von Methos, der Abscheulichkeit in Person.
Sie wusste nicht mehr, wo oben und unten ist, es war auch egal, ihre Beine trugen sie irgendwohin, ihre Hände schlugen alle Türen auf, die ihr entgegen kamen, Treppen wurden gelaufen.
Mit einem Stoß, landete sie auf dem Dach.
Wild keuchend, begann sie zutiefst zu schluchzen.
Kurz vorm hyperventilieren, versuchte sie trotz Allem, sich noch zu fangen. Für einen Moment war sie sogar gewillt, sich mit geschlossenen Flügeln vom Dach zu stürzen. Doch das hätte er ohnehin nicht zugelassen. Dieser, allmächtige, unsterbliche...
Sie schrie es heraus: "WARUM HABE ICH IHN LEBEN LASSEN??!!"
Ihre Knie fingen sie auf, als die Beine schlotternd nachgaben.
Der Nephil weinte laut auf. Mit den Händen das Gesicht verdeckt. Es tröpfelte auf den Boden.
Sie war alleine. Hier gab es niemanden mehr. Es gab einen Vergewaltiger, einen Haufen freundlicher Fremder, einen komatösen "Freund", der sie nicht erkannte und einen Bruder, der wie schon immer ihr Leben mit in die Hand nahm – egal was sie davon hielt.
Hinter ihr fand ein Teleport statt. Lilith stand in ihrem Rücken. Doch sie sagte kein Wort.
Sie ließ Aphila den Schmerz der Sterblichkeit durchleben. Gefühle, Emotionen, das schmerzende Herz. Völlig fremd war Lilith das nicht.
Ihre Erinnerungen an frühere Zeiten gaben ihr einen Hauch von Ahnung, was die Priesterin gerade durchlebte.
Doch – so ehrlich musste sie dennoch sein – sie war weit davon entfernt, es ernsthaft zu verstehen.
Lilith schritt an dem aufgelösten Nephil vorbei und setzte sich auf den Rand des Daches.
Aphila hatte ihre Dachgenossin bemerkt und versuchte ihren Tränenfluss wieder einzukriegen. Es lag ihr so viel auf der Seele und die Zeiten wurden nur härter, nie einfacher. So hatte sie den Eindruck.
Die Astralgöttin fragte, ohne sie anzusehen: "Ist er nicht wunderschön?"
Aphila stutzte verschnieft: "...Wer?"
Die Göttin lächelte schattenhaft: "Der Ausblick. Von hier aus kannst du alle vier Stadtinseln und sogar die Ruinen der Fünften sehen. Immer, wenn ich dabei bin, zu vergessen was Menschlichkeit bedeutet, komme ich hierhin und sinne über all die Schicksale und Seelen da draußen nach. Manchmal glaube ich dadurch sogar, dass es neben all der Verdorbenheit und Gewalt vielleicht sogar so was wie eine zarte Pusteblume gibt. Ich habe immer daran festgehalten, dass es sie gibt.
Dieser Gedanke hat mich davor bewahrt, mich gegen alles und jeden zu stellen."
Aphila wischte sich die verbliebenen Tränen weg. Sie wollte klarer sehen, das sehen, was die Göttin sah. Sie stand, noch etwas zittrig auf den Beinen, auf und sah um sich herum.
Die Hochhäuser besaßen so was wie Landeflächen an den Außenseiten. Dies ergab sich aus den vielen fliegenden Einwohnern. Etwas kam Aphila verdächtig bekannt vor.
Sie nuschelte:"...Die Stadtinseln.. ihre Anordnung..."
Lilith kam ihr zur Hilfe: "Die Stadtinseln bilden ein Pentagramm, wenn man es von hoch oben betrachten täte. Diese Hauptinsel hier, der zentrale Turm bildet die Mitte in der - theoretisch - die Macht des Städtepentagramms entfesselt würde. Verschwörungstheorien darüber gibt es natürlich Viele. Manche glauben sogar, dass das in irgendeiner Weise mit der Erschaffung von uns Astralgöttern zu tun hatte und es darum nicht noch mehr von uns gab, weil eine Stadt vernichtet wurde."
Der Nephil sah sie ernst an: "Stimmt es?"