Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Krieg - Akandor Andor - kostenlos E-Book

Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Krieg E-Book

Akandor Andor

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Beschreibung

Gott und Teufel führen Krieg, doch von Gut und Böse kann hier keine Rede sein!
 
Der Auftakt zur finalen Schlacht um die gesamte Schöpfung!
 
2000 Jahre sind vergangen seit Priesterin Aphila in einem Riss durch Raum und Zeit verschwand. Methos' Weltherrschaftsgelüste haben sich erfüllt und er hat eine Riege der mächtigsten, lebenden Wesen der neuen Gesellschaft um sich geschart.
Die Welt hat sich erholt, aber wurde in ihren Strukturen grundsätzlich neu erfunden.
In diese fremde Welt werden sowohl Aphila, als auch Vaith und Athanael geschmissen, um den entscheidenden Akt der noch immer fortlaufenden Apokalypse zu göttlichen oder teuflischen Gunsten zu wenden.
 
Das apokalyptische Finale in mehreren Akten!
 
Akt I – Die fünf Stadtinseln
 
Fünf Stadtinseln und ein zentraler Name:
 
Meister Methos
 
Eine neue Zivilisation hat sich aus den verblassten Ruinen der Wüste erhoben.
Rau, tödlich – aber auch modern. Vielseitig. Bunt.
 
Aphila alias Hope wird in diese Welt gespült und muss alles hinterfragen, was sie glaubt über Methos und sich zu wissen.
 
Gleichzeitig arbeitet sich das ungleiche Duo Vaith und Athanael in Gottes Auftrag am anspruchsvollen Zirkelsystem der Städte entlang.
 
Abseits der Blicke macht sich eine junge Seele in Gestalt des Nephils Varivinia auf, der nebulösen Königin ihres Volkes ein übermächtiges Artefakt zu überbringen...
 
 
 
 
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Akandor Andor

Das Vermächtnis des Engels Nekro - Gottes Krieg

Akt I: Die fünf Stadtinseln (Kap 01-19)

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Prolog / Zusammenfassung

 

Philipp und Annabella sind zwei normale Jugendlichen, die sich mit einem Beschwörungsritual verzetteln und dadurch Poltergeister unter einem Dämon werden. Nach einer gewissen Zeit unter diesem dämonischem Meister werden sie selbst zu den Dämonen Methos (Philipp) und Aphila (Annabella). Sie stürzen ihren Meister (mithilfe des Teufels, der ihnen ihre Schicksale abkauft, aber das lässt er sie vergessen) und ihre Wege trennen sich.

 

Zur gleichen Zeit herrscht im Himmel und auf Erden Hochbetrieb, eine neue Generation Engel wurde erschaffen um der bevorstehenden Apokalypse genug entgegenzusetzen. Unter diesen Engeln freunden sich auch Vaith und Nekro an. Unter Leutnant Shekinah und auch in Zusammenarbeit mit anderen Engeln führen sie verschiedene Missionen für den Himmel aus.

 

Michael gerät in eine emotionale Diskussion mit dem stellvertretendem Anführer der Engel, der fragwürdigerweise Metatrons Platz eingenommen hat – und letztlich gibt Michael der Versuchung nach und haut zum Teufel ab, der auch bereits Lucifer an seiner Seite hat. Der Ablauf der Apokalypse erfährt damit eine weitreichende Störung mit Konsequenzen.

 

Nach einer dramatischen Situation in der die Heerscharen des Himmels in die Enge getrieben und viele gute Freunde sterben, kommen Vaith erste Zweifel über die Rechtschaffenheit dessen, was ihre Führung von ihnen verlangt auf.

Er und Nekro fangen an, ihr eigenes Ding zu drehen – was erfolgreich darin endet, dass alle vier apokalyptischen Reiter getötet werden, aber auch damit, dass alle Erinnerungen an die Engelsgeneration vor ihnen (also alle Engel, die wir kennen mit "realem Hintergrund") gelöscht bzw. unterdrückt werden und auch Nekro in eine tödliche Konfrontation mit Methos gerät.

 

Der Kampf zwischen Dämon Methos und Engel Nekro ist der Auftakt der Hauptgeschichte.

 

Methos wird durch den Verzehr von Engelfleisch zu einem Mutanten, einem Neo-Angel.

 

Er sucht seine Schwester auf, zwingt sie ebenfalls in diese Form und nimmt mit ihr (gegen ihren Willen) ein Menschenlager in Besitz.

 

Vaith wird indes abtrünnig und schwört Rache für seinen Bruder. Dem Himmel wächst die ganze Situation über den Kopf und die Schlachten fallen immer mehr zugunsten der Dämonen aus.

 

Vaith geht erst ein loses Abkommen mit einer Dämonin ein, später richtet sich der Teufel höchst selbst an ihn und Vaith verkauft seine Seele an den Teufel.

 

Methos wird in der Zwischenzeit nach einem Vorfall für tot gehalten, seine Schwester Aphila ist mit einem Menschen, den sie wertschätzt geflohen.

 

Doch Methos wird gerettet und nicht nur das – der Wohltäter spendiert ihm auch gleich noch eine kleine Armee, da er in ihm Potenzial sieht.

 

Aphila und ihr Mensch Rufus landen aus Versehen in einem gut geschütztem "Menschenlager" welches sich aber prompt als alles Andere als menschlich herausstellt.

Rufus wird als Engel erkannt, er ist genau wie das Lager unter einem Bann von Gott stehend, der die alten Engel unter einen Vermenschlichungszauber gelegt hat (jener Zauber, der weiter oben die neuen Engel vergessen ließ, dass es Engel vor ihnen gab)

 

Das Lager hat einen Weg um diesen Zauber zu brechen und diese "Menschen" wieder zu Engeln werden zu lassen. Dazu brauchen sie aber Aphilas Hilfe, die eher widerwillig mitmacht.

 

Zum selben Zeitpunkt in dem Aphila das Ritual mitmacht um den Zauber zu brechen, greift Methos mit seiner Armee an.

Es wird ein Wettlauf des Überlebens, während sich einfach mal herausstellt, dass auch Aphila einen Vorteil durch die Mitwirkung erhält – denn der Zauber gibt ihr eine Macht, den sogenannten "Runenchlüssel zu Gottes Gnaden".

 

Von diesem Moment an, ist Aphila sehr mächtig und schafft es sogar mit etwas Glück den ersten Erzengel der neuen Ordnung, der auf sie angesetzt wurde zu töten.

 

Methos und seine rmee jagen Aphila hinterher, als diese von den Stimmen des Runenschlüssels getrieben losfliegt.

 

Die frisch erwachten Engel versuchen ihn aufzuhalten.

 

Rufus, der inzwischen Erzengel Raphael ist, kämpft mit Methos und wird von ihm getötet und gefressen.

 

Der Anführer der vermenschlichten Engel war Michael, der vom Teufel heimlich unter die verbannten Engel gemischt worden war. Dieser und Lucifer treffen aufeinander und werden notgedrungen vom Teufel in verschiedene Orte und Zeiten teleportiert um seine Arbeit bei der Störung der Apokalypse weiter zu gewährleisten.

 

Aphila findet das Tor zu Gottes Gnade, welches sie mit der Macht ihres Runenschlüssels öffnen könnte – aber Vaith taucht auf und sie kämpfen gegeneinander, da es Vaiths Deal ist, dem Teufel den Runenschlüssel zu bringen.

 

Vaith besiegt Aphila, lässt sie aber schwerverletzt am Leben und nimmt sich lediglich den Runenschlüssel.

 

Der Ruf des Runenschlüssels ist aber auch für Vaith überwältigend und er geht selbst durch das Tor.

 

Er tut Buße indem er sich seinen Sünden stellt und sie symbolisch korrigiert.

 

Vaith erhält die Macht "Gottes Gnade", außerdem führt er nunmehr Nekros Seele mit sich, der sich darum kümmern soll, dass das Pakt-Mal des Teufels aus Vaiths Seele verschwindet.

 

Während Aphila ausblutend im Sterben liegt, gibt Vaith ihr den Runenschlüssel zurück und sie wird ins Tor gezogen. Vaith selbst wird von einem seiner Engelsbrüder abgeholt und in den Himmel mitgenommen.

 

 

Ein Jahr vergeht. Methos hat sich zum König der Neo-Angels und Dämonen erhoben während Priesterin Aphila ein Lager der verschiedenen Rassen aufgebaut hat.

Die unter Amnesie leidende Hope wird unter die Fittiche der Engel Ismael und Kazaan genommen und auf Geheiß von Priesterin Aphila versuchen sie die Neo-Angels zu missionieren, da Methos von neuen Erzengeln gefangen genommen und in den Himmel gebracht wurde um dort verurteilt zu werden. Doch Methos kehrt von dort zurück und als das Trio ihm in die Arme läuft, offenbaren sich wundersame Kräfte an Hope, die ihnen zur Flucht verhelfen.

 

Vaith ist aus dem Himmel zurückgekehrt und auch bekehrt worden und ist nun ein verrückter Botchafter Gottes. Er und Nekros Seele kämpfen um die Vorherrschaft in seinem Verstand, da der Teufelspakt in ihm hartnäckiger als erwartet ist.

 

Indes gibt sich der Engel Lamal als Gott zu erkennen und setzt in seiner misslichen Lage den gefallenen Erzengel Athanael frei, der mächtiger und schlimmer ist, als Lucifer.

 

Diesen setzt er darauf an, Methos und Aphila zu töten, da diese zwei die wichtigsten Schachfiguren des Teufels sind.

 

Während Aphila sich um das Wohlbefinden ihres Lagers kümmert, versucht das Trio aus Hope, Ismael und Kazaan zu diesem zurückzufinden.

 

Methos muss sich sowohl mit einer Intrige um seine Stele als König herumschlagen, als auch das Attentat von Athanael auf sich knapp überleben. Außerdem erhält er vom Teufel zusätzliche Unterstützung indem er von diesem seinen Gegensatz zu Gottes Gnade "Teufels Gabe" bekommt.

 

Methos und Vaith treffen aufeinander und Vaith überzeugt Methos trotz ihrer deutlichen Differenzen, dass sie eine Front gegen Athanael stehen müssen. Vaith wird also wieder abtrünnig, da er Gottes Entscheidung für eine Gefährdung der Welt hält.

 

Beim Kampf gegen Athanael wird Hopes gesamter, gewachsener Trupp aufgerieben, Ismael wird durch die Zeit geschleudert, Hope entkommt zum Lager, alle Anderen davon sterben.

 

Das Lager selbst macht sich auf eine Schlacht gegen Athanael bereit.

 

Alle, Aphila, Vaith und Methos halten gegen Athanael zusammen.

 

Hope und Aphila geraten in einen Konflikt als Hope offenbart Aphilas "gute" Seite zu sein, die sich durch Gottes Gnade von ihr abgespalten hatte. Sie werden wieder eins, wodurch Aphilas Neo-Angel Dasein so weit gereinigt wird, dass sie zu einem Nephil wird.

 

Methos und Vaith kämpfen gemeinsam gegen Athanael und sind chancenlos.

 

Athanael amüsiert sich köstlich, als sie es mit allem was sie haben schaffen, seinem Handschuh einen Kratzer zu geben.

 

Gott taucht auf und unterbricht damit den Kampf.

 

Als er Athanael befiehlt Methos endlich zu erschießen (seine Waffe ist ein Revolver mit Kugeln fähig einen Gott zu töten), wird dieser vom Teufel gerettet. Der Teufel krallt sich Gott und entzieht ihm eine gewisse Menge Energie. Als Athanael daraufhin auf den Teufel zielt, haut auch dieser ab.

 

Durch die Konfrontation von Teufel und Gott entsteht kurzzeitig ein Riss in Raum und Zeit in welchen Aphila hineingezogen wird.

 

Der bewusstlose Vaith wird von Gott und Athanael zurück in den Himmel mitgenommen.

 

Relativ kurz danach geraten Methos und der Teufel in des Teufels Reich in einen Streit und Methos spielt die Karte aus, dass der Teufel in so oder so lebendig braucht, woraufhin er gegen des Teufels Willen wieder in die Welt zurückkehrt.

 

 

Indes sucht Gott die Stelle in Raum und Zeit an die es Aphila getrieben hat und bricht mit den zwei unfreiwillig zum Team gemachtem Duo aus Vaith und Athanael zu dieser Stelle auf.

 

Methos hat somit völlig freie Bahn und wird Herrscher der Welt, führt Experimente durch und macht einen krassen Wandel innerhalb von 2000 Jahren neuer Zeitgeschichte mit.

Seine größte Errungenschaft in dieser Zeit sind die von ihm erschaffenen "Astralgötter" von denen es gerüchteweise entweder 3 oder 4 gibt.

 

Die gesamte Geschichte wird in die von ihm beeinflusste und neu aufgebaute Zivilisation 2000 Jahre nach Beginn seiner Herrschaft versetzt.

Kapitel 1 - Aphila im Wunderland

 

 

Das lange, schwarze Haar lag ihr im Gesicht, als Aphila schläfrig und träge die Augen aufschlug. Sie lag auf hartem Boden und stemmte sich mühevoll mit den Armen hoch. Das erste, was sie realisierte war, dass sie das Gewicht ihrer Flügel nicht spürte. Affektiv glitten ihre Finger über den Rücken – nur um keinerlei Flügelansätze ertasten zu können.

Gedankenleer und doch innerlich unruhig, versuchte sie ihre Lage zuzuordnen.

 

Ihr Blick schweifte in die dämmrig beleuchtete Räumlichkeit, die ihr seltsam vertraut vorkam. Sie strich sich die Haare nach hinten und wollte sich umsehen, als die Tür auf der anderen Seite des Raumes aufging. Die Beleuchtung ging an und Aphilas Augen erkannten nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, dass sie mitten im Wohnzimmer ihres ehemaligen Elternhauses stand!

Schreckhaft verwirrt, sah sie zu, wie zuerst ihr Vater, dann Philipp und schließlich Jennifer die Wohnung am Rande des Waldes betraten. Ihr Vater legte den Autoschlüssel und eine Einkaufstasche ab, ehe er sich mit einem gütigen Lächeln ihr zuwandte: „Na, da ist heute aber Eine verängstigt. Was ist denn passiert? Hast du wieder mit Streichhölzern herumgespielt und was angekokelt?” Aphila schüttelte langsam den Kopf.

Er meinte wie selbstverständlich: „Dann ist doch alles gut. Wenn du nichts angestellt hast, wärst du vielleicht so lieb und hilfst deiner Stiefmutter beim Abendessen vorbereiten?”

Noch immer stumm, nickte sie nur.

 

Bald schon war sie am Salatkopf abwaschen, während Jennifer neben ihr Karotten klein schnitt. Endlich fasste Aphila etwas Mut: „Jenni...was geht hier vor sich? Eben war ich noch in den Kampf zwischen Gott und Teufel verwickelt und jetzt stehe ich mit meiner eigentlich toten Stiefmutter in der Küche und arbeite am Abendessen. Wie kann das sein?”

Die Frau verzog mitleidig das Gesicht: „Ach, Schätzchen, was erzählst du denn da? Hast du heimlich in Philipps komischen Büchern gelesen und dabei was geraucht? Riechen tust du nicht danach, aber...” Aphila gab es auf. Sie steckte urplötzlich wieder in einer Situation vor all den Katastrophen ihres Lebens und war in den Schoß einer nicht optimal funktionierenden, aber lebendigen Familie zurückgekehrt.

 

Die Familie saß am Tisch und genoß das fertige Abendmahl. Aphila versuchte sich einzureden, alles sei normal und gut so. Spätestens aber beim ersten Löffel der Suppe, realisierte sie die Unwirklichkeit. Das Essen hatte gerade erst gekocht – aber sie spürte keinerlei Wärme. Im Gegenteil, es war ihr bibberkalt und die gewürzte Suppe, schmeckte nach dreckigem Flusswasser. Philipp sprach sie an: „Hey, Schwesterchen. Bist du bereit zu sterben?” Sie sah ihn erschrocken an: „...was?” Er wiederholte: „Ich fragte, ob es dir gut geht. Deine Arme sind übersät mit Gänsehaut, du musst dich erkältet haben, es ist doch voll warm hier drin. Selbst der Ofen läuft auf Hochtouren!”

Sie sah zum Ofen hin. Knisternd, loderte das Feuer vor sich hin.

 

Aphila stand auf und ging näher heran, wollte sich wärmen. Wie erwartet, kam ihr nur eiseskälte entgegen. In ihrer Lunge stieg das Suppenwasser wieder hoch, erschwerte ihr das Atmen. Sie griff sich an den Hals, ging in die Knie und kotzte sich aus. Die Stimme ihres besorgten Bruders echote: „...Schwester...” Im Augenwinkel sah sie noch, wie ihre Familie zu Staub zerfiel. Grausige Gewissheit machte sich in ihr breit: „Ich wusste doch, es konnte nicht sein.” Tränen ergossen sich über ihr Gesicht.

 

Eine neue Stimme ertönte: „Steh auf! Du darfst noch nicht ruhen! Deine größte Aufgabe steht dir noch bevor!” Aphila sah die geisterhafte Scheme Hopes vor sich. Sie rappelte sich auf ihre zittrigen Beine hoch und sagte verdrossen: „Und ich dachte, dich hätte ich hinter mir. Was ist das hier? Bin ich zurück in der Hölle?”

Hope sah sie still mit durchdringendem Blick an. Langsam packte Aphila die Wut: „WAS WILLST DU VON MIR!!?? Wieso ich? Was habe ich verbrochen?”

Der Geist sprach: „Naives Ding. Du kennst nicht einmal dein eigenes Schicksal. Wach endlich auf!” Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und verabschiedete sich ins Nichts.

 

Zurück blieb eine ratlose, am Boden zerstörte Aphila. Ein kalter Windzug streifte sie und mit einem Mal, zersprangen die Glaswände um sie herum und die umherfliegenden Splitter, die sie trafen, fühlten sich wie schneidend kaltes Wasser an. Plötzlich war die Wohnung nur noch eine Ruine. Das Licht war aus, die Möbel morsch und alles schon seit Langem verlassen. Aphila nahm sich einen der Stühle, stellte ihn wie einst üblich vor den Ofen und setzte sich.

Ununterbrochen liefen ihr die Tränen von den Wangen. Ihre Arme drückten sich fester an ihren Leib, in der Hoffnung auf etwas gespendete Wärme. Wärme, die sich beharrlich von ihr fernhielt. Für einen kurzen Augenblick, gab sie den Kampf gegen das Wasser in ihren Atemwegen auf. Nur, damit ein innerer Drang sie eine weitere Lache auskotzen ließ.

In ihren Gedanken, raste ihr Lebensweg falsch herum an ihr vorbei. Priesterin, Trägerin des Runenschlüssels, Neo-Angel, Dämonin, Poltergeist.

Es wurde langsamer.

Unter ihren Füßen leuchtete das einst mit Kreide aufgezeichnete Siegel des Mephistopheles blutig rot unter ihren Füßen auf. Dies war der Punkt, an dem jenes normale Leben endete, welches sie noch eben wehmütig nachgespielt hatte.

 

Ausgerechnet von diesem dämonischen Symbol, stieg nun eine Wärme zu ihr hoch. Eine Wärme, wie sie sie nicht länger wollte. Aphila sprang vom Stuhl auf, als der schwarze Rauch sich zu ihr erhob, nach ihr gierte, ihr die Seele aus dem Leib reißen wollte. Sie kreischte: „Nein! Bleib weg von mir! Nie wieder! Nie, nie wieder!”

Doch es half nichts, der Rauch bahnte sich seinen Weg in ihren Mund, hinunter in die Lunge und die verlorene Wärme des Lebens, erfüllte abermals ihren Körper.

 

 

Spuckend kam sie zu Bewusstsein. Der junge Mann, der sie bis gerade eben noch beatmet hatte, scherzte: „So ein schlechter Küsser bin ich nun auch nicht.” Der nasse, geschwächte Leib Aphilas drehte sich zur Seite und ihre Lunge presste das restliche überschüssige Wasser heraus. Gierig schnappte sie endlich wieder selbstständig nach frischer Luft. Inzwischen konnte sie auch ihre Flügel wahrnehmen, die lagen nämlich klitschnass und schwer auf ihr.

Der Mann vor ihr, fragte: „Bist du soweit okay? Ich meine, ich sah einen Blitz oder sowas hoch oben im Himmel und dann fiel da etwas Großes, was nach einem Körper aussah ins Wasser.” Noch mit sich kämpfend, wieder unter den Lebenden zu sein, kommentierte Aphila: „Typisch für mich.”

Sie versuchte sich hochzuhieven und schaffte es geradeso mit Unterstützung des Fremden.

Die erste Frage, die ihr Sinn zu ergeben schien war: „Wer bist du?”

Er schmunzelte: „Das könnte ich dich auch fragen, geheimnisvoller Wasser-Engel. Ich heiße Raphilius, bin Anführer einer kleinen aber feinen Bande der vierten Stadtinsel. Erfreut, dein Leben gerettet zu haben.”

Aphila sah ihn noch benommen, aber klarer werdend an: „...Stadtinseln?”

Raphilius erwiderte: „Hey, erstmal bist du mit antworten dran!”

Sie nickte, rieb sich über die Schläfe. „Ich bin... Aphila. Bis vor Kurzem noch...” Da gaben ihre Beine nach und sie landete direkt mit dem Rücken in seinen Armen. Er meinte: „Schätze, das können wir noch auf gleich verschieben, lass uns erstmal ein Plätzchen zum Ausruhen für dich finden.”

So gingen sie, Aphila halbtot an ihrem Retter hängend, weiter auf den Strand und fanden alsbald bei einer Gruppe von Pennern zwei Sitzgelegenheiten am offenen Lagerfeuer.

Er reichte ihr einen Stock, erklärte als sie ihn irritiert ansah: „Na, willst du deine Kleidung nicht am Feuer trocknen?” Sie schluckte, sah bereits die lüsternen Blicke der alten Männer auf sich. Mit etwas Überwindung, zog sie ihr Oberteil mühevoll aus und legte damit ihre Brüste frei. Das Oberteil wurde über den Stock gestülpt, aber Raphilius schien noch auf etwas zu warten. „Deine Hose?”, fragte er nach. Sie wurde knallrot bei dem Gedanken, aber schälte sich gehorsam heraus. Nun saß sie da, bis auf das Unterhöschen nackig, an einem fremden Ort und nur von Männern umgeben, die nicht gerade nach Zivilisation rochen. Beschämt verschränkte sie kauernd ihre Arme übereinander. Sie war sich sicher, durch die Nässe verdeckte auch ihr Höschen nichts mehr.

Raphilius ging zu einem rostigen Einkaufswagen in der Nähe und riss die Decke, die über ihn gespannt war herunter und reichte sie ihr. Sie nahm sie dankbar an und verhüllte prompt ihre Scham. So ging das Aufwärmen auch schneller.

 

Sie war so müde, ihr fielen gefühlt für wenige Sekunden die Augen zu. Es mussten wohl aber Minuten gewesen sein, da ihr Retter plötzlich mit einem Becher vor ihr stand und ihn ihr anbot. Sie nahm ihn fragend entgegen. Er meinte: „Der wird dich schnell wieder aufpeppeln. War gerade etwas einkaufen, während du weggedöst bist. Aber keine Sorge – die Jungs haben mir versichert, dich nicht angefasst zu haben.” Er zwinkerte, die bedrohliche Wahrheit dahinter mit Humor überspielend. Aphila spürte die Hitze des Getränks in ihrer Hand, sie begriff es nicht: „Warum hilfst du mir?” Raphilius grinste bloß. Er forderte sie auf, einen Schluck zu nehmen.

Als die heiße Flüssigkeit ihren Rachen hinunterfloss, fühlte sie sich kurz besser, ehe ein stechender Schmerz sich genau diesen Weg ihren Rachen entlang brannte. Sie quiekte auf und umfasste panisch ihren Hals. Raphilius rief entsetzt: „Hast du etwa eine Allergie gegen Essenzen?! Meine Güte, dein Hals färbt sich ja schon nach außen hin verbrennend – schnell trink das hier nach, das wirkt heilend!” Sie riss ihm den zweiten Becher regelrecht aus der Hand und goss sich die Hälfte begierig rein. Erleichtert spürte sie, wie ihre Schleimhäute in ihren vorherigen Zustand zurückkehrten. Raphilius stöhnte: „Sowas habe ich ja noch nie gesehen. Eine solche Reaktion auf eine Essenz dieser Stärke könnte ich mir bei einem Kleinkind, welches noch nie darauf sensibilisiert wurde vorstellen, aber einer erwachsenen Nephil? Ich dachte, ihr seid so mächtig?”

Allmählich platzte Aphila der Kopf vor Fragen. Ein Seufzer eröffnete das Gespräch, von dem sie sich Klarheit erhoffte: „Also, danke für meine Rettung und die Bemühungen um mich. Doch mir scheint, ich bin an einem Ort gelandet, der fernab meiner Welt liegt und ich wüsste allzu gerne, wie das passiert ist und wo ich bin.”

Raphilius sah sie argwöhnisch an: „Ich sagte ja schon, ich gehöre zu einer Bande der vierten Stadtinsel. Ich weiß, ist seltsam von einer Bande statt einem Zirkel zu hören, aber wir wollen uns der Politik nicht unterordnen.”

Es platzte endgültig aus ihr heraus: „Was ist eine Stadtinsel? Was ist ein Zirkel, Essenzen, wo bin ich hier generell und warum nennst du mich..Ne..Ne.. dieses Ding?”

 

Baff stand er da und ließ sich neben ihr fallen, als habe er gerade ein Gespenst gesehen. Eine Minute lang, starrte er sie einfach nur an, ehe er hoffend lächelte: „Du musst eine Gehirnerschütterung erlitten haben oder so, Gedächtnisschwund! Aus welcher Region solltest du auch stammen, wo du nichts aus der zivilisierten Welt kennst? Selbst der größte Hinterwäldler wüsste, was ein Nephil ist – besonders, wenn er selbst einer ist. Immerhin haben Nephilim eine starke Bindung zu ihren Ahnen und son Scheiß.”

Ihr standen schon wieder die Tränen in den Augen, diesmal nicht nur geträumt.

Er legte tröstlich seinen Arm um sie: „Hey, alles gut. Ich erkläre es dir ja schon. Gut, wo fangen wir da an... Also die Essenzen sind magisch verstärkte Gebräue, die der Gesundheit dienen. Normalerweise wird man als Kind schon auf die zunächst etwas ätzende Wirkung eingestellt. Passiere das nicht, würde es zu dem kommen, was du gerade erlebt hast. Der Körper wüsste sie nicht zu verarbeiten und nehme je nach Essenzstärke, Schaden. Zu denen gibt es eigentlich nicht mehr zu sagen, außer dass Gerüchten zufolge die wirklich starken Essenzen nicht aus Magie, sondern puren Seelen gemacht seien, ein modernes Gruselmärchen, wenn du mich fragst.” Das klang Aphila verdächtig nach den Seelensuppen, die sie bei ihrem einstigem, dämonischen Meister vorgesetzt bekam. Darüber hielt sie lieber den Mund. Raphilius setzte fort: „Nun...dann... ist mindestens so wichtig, was ein Zirkel ist. Ein Zirkel ist in erster Linie eine Verbindung von mindestens drei Leuten, die sich als Gruppierung eintragen ließen.

Damit ist man automatisch mit im politischem System drin. Allerdings ist es einfach überlebensnotwendig einem Zirkel anzugehören. Zirkellose Einzelpersonen sind leichte Beute für Jedermann, da sie nicht vermisst werden und sie keine Gruppenkonflikte auslösen. Meine Gruppe hat sich aber bewusst nie als Zirkel registriert, da wir dieses System nicht ausstehen können und auch ohne offiziellen Stempel zusammenhalten.

Dir sollte es als Neuankömmling also am wichtigsten sein, sofort einen Zirkel aufzusuchen, der dich aufnimmt. Sonst habe ich dir umsonst wieder Leben eingehaucht.”

Aphila fühlte, wie sie rot wurde, als ihr bewusst wurde, dass er sie beatmet hatte.

Sie presste hervor: „Und Nephilim?” Auch das erklärte er: „Nephilim sind ungefähr zur gleichen Zeit aufgetaucht, in der die heutige Zivilisation ihren Anfang nahm. Es sind Mischlinge, die durch die Paarung zwischen Neo-Angels und Menschen sowie zwischen Engeln und Menschen entstehen. Allgemein werden sie aber als Bastarde angesehen, sie sind der.. na ja.” Er schaute sie mitleidig an: „...Abschaum der Gesellschaft. Niemandem zugehörig, dafür äußerst mächtig oder zumindest haben sie das Potenzial dazu. Doch da kaum ein Zirkel sich auf die Missgeburten einlässt, erreichen sie auch nichts im System und verrecken entweder recht früh oder halten sich bedeckt.”

Sie keuchte etwas erleichtert auf: „Wenigstens sind mir die Rassen soweit vertraut. Es gibt immer noch Engel und Neo-Angels. Ob meine Freunde der alten und neuen Ordnung wohl noch leben?” Da gluckste Raphilius auf: „Wie jetzt? Du hast Freunde unter den Engeln? Und dann auch noch sprichst du von diesen Ordnungen? Ich meine, okay, die alte Ordnung ist mir geläufig, das sind diese ganz, ganz alten und mächtigen Engel. Diese Glückspilze altern irgendwie nicht, ihre Zahl hat über die Jahrhunderte aber trotzdem abgenommen. Die neue Ordnung, ist aber ein Begriff aus der selben Epoche wie der Beginn des Nephilimaufkommens. Diese Engel sind nicht vorm Alter gefeit und wenn du danach gehst ist das jetzt die neue, neue, neue, neue, neue...und so weiter Ordnung.”

 

Stirnrunzelnd hakte sie nach: „Du sagtest gerade über die Jahrhunderte. Was genau meinst du damit? In welchem Jahr befinden wir uns?” Dem Gesichtszug Raphilius' zu urteilen, hielt er sie jetzt doch für etwas verrückt: „Dein Ernst?... Also gut, wir sind im 2000sten Jahr w. WZ. d. M., allerdings ahne ich schon, dass ich das jetzt auch übersetzen darf?” Sie nickte entschuldigend.

Raphilius entschlüsselte: „Das 2000ste Jahr während der Weltherrschaftszeit des Methos.”

 

Sein Satz hallte in Aphilas Ohren nach, ihre Augen verloren an anwesendem Glanz, ihr Herz pochte schmerzhaft laut im Gehörgang. Ein entschiedenes: „Nein!”, drang aus ihrer sich gerade erholenden Lunge. Sie zitterte nun nicht mehr vor Kälte, sondern Entsetzen. Angewidert knirschten ihre Zähne. Raphilius verstand nun gar nichts mehr, womit er bei Weitem nicht alleine war.

Er fragte vorsichtig: „Was ist jetzt los?” Aphila versuchte sich zu beruhigen, auch wenn es ihr angesichts dieser schrecklichen Nachricht sehr schwer fiel, wieder Ruhe zu finden.

Sie konzentrierte sich, um es unmissverständlich zu erklären: „Ich kenne Methos. Wir sind zusammen aufgewachsen. Als die Apokalypse losbrach, sind wir zu Dämonen geworden und kurze Zeit später zwang er mich dazu, ein Neo-Angel zu werden. Ich war eine zeitlang sein versklavtes Werkzeug, ehe mir die Flucht gelang. Letztendlich hatte ich es geschafft, mir eine Stellung als Priesterin anzueignen, die seinen Plänen im Weg stand. Doch es kam anders...”

Raphilius hörte aufmerksam zu, doch zu ihrer Verwunderung, fing er lauthals an zu lachen. Als er wieder zum Luft schnappen kam, spottete er: „Wow! Du hast ja mächtig eine mitgekriegt. Hast keine Ahnung vom Hier und Jetzt, aber der Inhalt des Geschichtsunterrichts ist in dir verankert, als wärst du dabei gewesen. Du sprichst ja so, als seist du höchstpersönlich Priesterin Aphila gewesen!”

Sie erwiderte todernst: „Das ist mein Name und meine Position, wie ich sie vor dem Sturz hierhin besessen habe. Ich bin Aphila.”

Ihm verging das Lachen, auch er wurde ernst: „Hör mal. Lass das absolut Niemanden hören. Meister Methos und die Priesterin gehören zu den wenigen Personen der Geschichte, die einfach Jedem auf den Stadtinseln heilig sind. Gerade über Meister Methos, der mit eiserner, aber gerechter Hand das Leben von der Wüste zurück in die Stadt führte, solltest du keinen verwirrten Unsinn reden. Das kann sehr schnell tödlich enden. Noch dazu als zirkellose Nephil.”

Aphila blieb unbeeindruckt, zwang sich aber, still zu sein. Sie wusste nun, dass sie in einer weit zukünftigen Version ihrer Welt gelandet war und dass die Identität als Aphila ihr abermals gefährlich wurde.

Es war Zeit, erneut eine Maske aufzulegen.

Ihre ganze Mimik veränderte sich und sie schlug sich selbst auf den Kopf, als wäre ihr soeben etwas Offensichtliches wieder eingefallen: „Ach, ich Dummerchen! Natürlich! Ich fange an mich zu erinnern. Mein Name ist Hope und ich bin ein Nephil, der nach langer Reise entkräftet hier gestrandet ist. Tut mir leid, Raph, mein Kopf ist noch etwas durcheinander.”

 

 

 

 

Indes stand der Herrscher der Welt wie so oft vor der Glaswand seines Arbeitszimmers und schaute gedanklich abwesend auf die Wellen des Wasserringes, der den Turm im Zentrum der Stadtinseln umgab. Fünf Städte hatte er errichtet. Vier davon standen noch. In einer davon, hatten seine Sinne für den Bruchteil einer Sekunde eine vertraute, aber schwache Aura gespürt. War es die Sehnsucht nach den alten Zeiten oder die Angst vor der nahenden Zukunft – oder gar eine reelle Wahrnehmung, die ihn glauben – nein hoffen ließ, gerade eben die Energie seiner seit Äonen verschollenen Schwester gespürt zu haben?

 

Eine Frau in einem dunkelblauen Kimono, schwarzen, zu einem Dutt zusammengestecktes Haar, die ihr aber dennoch als Strähnen zu beiden Seiten ihr Gesicht umrandeten, betrat den Raum. Ihre stechend gelben Augen fixierten ihn. Er drehte sich nicht einmal zu ihr um: „Lilith. Sie könnte da draußen sein. Der Hauch ihrer Aura hang ungefähr in Höhe des Armenviertels der vierten Stadtinsel. Es ist nur eine vage Vermutung, nicht mehr als ein Gefühl, aber wenn Aphila wieder aufgetaucht ist, muss ich sie finden. Ehe jemand Anderes dazu kommt! Ich möchte dich nur ungerne ohne konkrete Hinweise losschicken, aber...” Lilith kniete vor ihm nieder: „Wie Ihr wünscht, Meister. Ich mache mich umgehend auf die Suche.” Methos pikierte sich: „Diese Marotte bekomme ich auch aus dir nicht mehr heraus, oder? Den Titel des Meisters habe ich schon vor Jahrhunderten abgelegt. Auch wenn das kaum Jemanden zu interessieren scheint.”

Ein belegtes Schweigen füllte den Raum.

Mit einer knappen Handbewegung gab er ihr zu verstehen, gehen zu dürfen.

 

 

Kaum war ihre Präsenz fort, da setzte sich eine andere, unliebsamere in einen der zwei Sessel vor dem Kamin. Genervt drehte sich Methos zum Teufel um: „Was denn, ist schon wieder so viel Zeit vergangen, dass du es erneut versuchst?”

Der Teufel zog an seiner Pfeife und stieß den Rauch aus, ehe er antwortete: „Du bist ein wichtiges Puzzleteil in der Entwicklung dieser Welt geworden und eigentlich – ganz und gar eigentlich – bist du nur aus purer Kulanz frühzeitig aus meiner Obhut wieder in die Welt entsandt worden.” Methos schmunzelte als Antwort. Der rauchende Gentleman richtete mahnend seine Pfeife gegen Methos: „Vergiss niemals, von wem du deine Unsterblichkeit erhalten hast! Es ist meine Macht und glaube ja nicht, dass sich das Höllenfeuer nicht auch zu einem Meer der Schmerzen und dem Wunsch zu sterben verwandeln lässt! Deine Eitelkeit hilft dir ohnehin nicht. Die Räder des Schicksals unterliegen schon lange genug meiner Beeinflussung, du kommst aus deiner Bestimmung nicht mehr heraus!”

Gehässig sprach Methos: „Dann ist es ja nicht weiter von Belang, dass ich erneut nein sage. Schieb dir dein Schwert Lucifer sonstwohin, ich brauche es nicht und werde es auch niemals entgegen nehmen!”

Kühl schnitt der Teufel eine Grimasse: „Jetzt vielleicht noch nicht, aber bedenke, Niemand war oder ist je sicher gewesen. Auch dein eigen Fleisch und Blut ist da keine Ausnahme.”

 

Zornig knallten Methos' blanke Hände auf seinen Arbeitstisch: „Halt SIE da raus! Wenn du dich an ihr vergreifst...!”

Unbeeindruckt rückte der Gentleman seinen Hut zurecht, empfahl sich und ehe er verschwand, flüsterte er verheißungsvoll: „Nicht mehr lange und du wirst deinen Stolz gegen die Sicherheit deiner Lieben abwägen müssen. Viele altbekannte Gesichter warten am Horizont.”

Kapitel 2 - Echos der Vergangenheit

 

 

 

Ein heller Raum erstreckte sich vor Vaith. Der Engel war mitten im Kampfgeschehen ohnmächtig geworden und hatte sich an diesem Ort wiedergefunden. Die Umgebung des weiten, unendlich wirkenden Raumes regte die Vermutung an, dass es sich um den Raum von Gottes Gnade handeln könnte. Allerdings stand eine schwarze Sonne am Himmel und war über glühende Adern mit dem Firmament verschmolzen.

Schritte kamen auf ihn zu und zu Vaiths Erstaunen, stand er alsbald seinem Bruder gegenüber. Er atmete erfreut auf: „Bruder! Dann ist das hier tatsächlich die Ebene von Gottes Gnade.” Nekro schüttelte den Kopf: „Nein, Vaith. Wir sind nach wie vor zwei Seelen in einem Körper. Gottes Gnade hat sich lediglich vorgearbeitet und statt dem höllischen Durcheinander dem wir zuvor ausgesetzt waren, habe ich jetzt dein Unterbewusstsein belegt. Von jetzt an, bin ich in der Lage, meine Präsenz von deiner abzutrennen und deinen Geist dennoch jederzeit zu einer Unterredung hierhin zu ziehen.” Vaith strahlte: „Das ist wunderbar! Wir sind wieder das unschlagbare Brüderpaar!” Ein erheitertes Schmunzeln flog über Nekros Gesicht, aber hielt gegen seine ausdruckslose, ernste Miene nicht stand. Er mahnte Vaith ab: „Du scheinst vergessen zu haben, wieso ich in dir bin. Meine Anwesenheit zeugt von deiner tiefen Unreinheit.”

Er zeigte auf die schwarze Sonne über ihnen. Vaith griff das auf: „Verstehe. Das da ist also die Symbolik für den Teufelspakt. Ich bin noch immer unter seinem Bann. Dabei hat es mir nicht einmal sonderlich viel gebracht. Der Pakt sagte aus, dass ich ihm den Runenschlüssel besorge und dafür bekam ich einen gewaltigen Machtschub.” Nekro sah finster drein: „Mit dem Runenschlüssel im Besitz des Teufels, wäre Gottes Gnade nie freisetzbar gewesen. Das hätte jenes empfindliche Gleichgewicht zwischen ihnen noch weiter gestört.”

Vaith grinste: „Aber dazu kam es nie. Genau wie Aphila bin ich sofort den Runenstimmen verfallen und aktivierte Gottes Gnade... traf auf dich. Dabei wurde mir die zusätzliche Kraft aus dem Pakt wieder entzogen.”

Sein Bruder schloss ab: „Und doch hat es nicht gereicht, dich gänzlich loszusagen. Darum ist meine Seele in dich gefahren und unterstützt Gottes Gnade darin, die Macht des Pakts einzudämmen und wenn möglich von dir loszulösen.”

 

Vaith rätselte: „Aber was hält den Pakt noch instand? Ich habe den Runenschlüssel zurückgegeben und da Gottes Gnade mich vor dem Zwang hinter dem Pakt schützt, werde ich auch nicht mehr versuchen, ihn nochmal zu stehlen.” Nekro mutmaßte: „Wahrscheinlich ist es eine Art automatisierter, magischer Bund. Der Pakt registriert lediglich, ob die Bedingungen erfüllt wurden oder eben nicht – und solange er nicht wahrnimmt, dass der Schlüssel von dir oder durch dich aus zum Teufel gelangt, wird die schwarze Sonne sich weiterhin an dich klammern. Das, oder wir finden einen Weg, ihn zu entfernen.

Leider hat Gott selbst gerade ganz andere Sorgen und ist zudem sicherlich sehr vom letzten Angriff auf sich geschwächt. Sonst wäre die Lösung sicherlich nur einen Fingerschnips seinerseits entfernt.”

 

 

 

Hektisch, aber konzentriert flogen Lamals Blicke über die wenigen noch intakten Beobachterlinsen. Er suchte nach den Anzeichen für Aphilas Wiederauftauchen, nachdem der raumzeitliche Riss sie verschluckt hatte. Die Linsen zeigten nun nicht mehr einfach die Erde im hier und jetzt, sondern ihre gesamte Raumzeit überlappte sich auf der Ansicht. Anders gesagt, Lamal sah die Orte in ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er musste bloß den Moment finden, in dem Aphilas neuerliche Aura als Nephil auftauchte.

 

 

Athanael stand neben ihm und besah sich das Ganze. Er kommentierte: „Wäre es nicht einfacher, in deine wahre Form zu wechseln um sie ausfindig zu machen?” Lamal sah ihn von der Seite an: „Warum sollte ich das tun? Ich kann sie so schon finden und wenn ich diese Hülle verlasse, wird sie das sehr wahrscheinlich nicht überstehen. Die nächstbeste Hülle, wärst du. Ich brauche dich aber in anderer Form – und du hast so ziemlich den gegenteiligen Ruf zu dem, für was Gottes Hülle stehen sollte.” Athanael witzelte: „Du meinst Macht, Charme und Galgenhumor? Ja, Lamal, das fehlt dir wirklich alles.” Gott machte ein ungläubiges Zischgeräusch: „Du und Galgenhumor?” Der Erzengel antwortete: „Ich sagte nicht, dass dieser mich betrifft.”

 

Lamal wandte sich wieder den Linsen zu. Er scheuchte einen von Athanaels Kettendämonen vom Rahmen einer Linse und meinte: „Deine Wächter sind nicht gerade manierlich im Verhalten. Ich akzeptiere, dass sie in ihrer dämonischen Natur herumtollen – aber es wundert mich bereits, dass sie nichts hier kaputt gemacht haben. Das Gerät ist äußerst empfindlich.”

Athanael konterte: „Es sind meineWächter, weil du sie dazu gemacht hast. Ich trage keinerlei Verantwortung für diese Biester. Eigentlich bin ich inzwischen darin geübt, sie vollständig zu ignorieren. Sie erfüllen nicht einmal einen richtigen Nutzen. Ich meine, soll es mich wirklich abschrecken, gegen deinen Willen zu handeln, dass ich von ihnen beobachtet werde?”

Lamal antwortete: „Sie mögen im Prinzip in ihrer Existenz keine Bedeutung für dich hegen, aber sie sind bewusst oder unbewusst immer eine Mahnung an dich, dass ich ein Auge auf deine Taten habe. Was wiederum ein gutes Stichwort ist – lass mich jetzt weiter auf meine Suche konzentrieren.”

 

Athanael trat stattdessen vor, was Lamal wachsam beäugte. Der Erzengel bot an: „Es wird langweilig, hier nur herumzustehen. Lass mich mal helfen.” Er streckte seinen Finger zur nächstgelegenen Linsen aus. Mit einem lauten Splittergeräusch, zerplatzte sie und ihre Fragmente stürzten als Feuerhagel zur Erde hinab.

Lamal keifte: „Danke, da verzichte ich nur allzu gerne.”

Doch Athanael schien der Ehrgeiz gepackt, eine Berührung ohne Zerstörung hinzubekommen und war im Begriff eine noch funktionierende Linse anzufassen. Affektiv schob Gott die Hand des Engels weg. Die Berührung dieser beiden übermächtigen Geschöpfe, löste eine querschlagende Schockwelle aus und ein Gebäude innerhalb der himmlischen Stadt zerbröselte zu Geröll und Staub.

 

Lamal schimpfte: „Das hätte genauso gut der Beobachterlinse passieren können! Behalte deine Finger bloß bei dir!”

Endlich nahm Athanael schmunzelnd Abstand ein.

 

 

 

Vom Lärm des zerstörten Gebäudes geweckt, fand sich Vaith in seinem alten Quartier wieder. Hier hatte er auch die Zeit verbracht, als er alleine mit Gott seinen Studien nachging. Damals nahm er Lamals Offenbarung, wer er ist einfach hin, schließlich war Vaith selbst zu dem Zeitpunkt nicht ganz bei Verstand, so als lustiger, doppelter Seelenhaufen. Er erinnerte sich zurück an die Zeit, als er mit ihm immer wieder in Konflikte geraten war, weil Nekro und er die apokalyptischen Reiter gejagt hatten. Heute musste er darüber trotzig grinsen, dass er da Gottes höchsteigene Ermahnungen übergangen hatte.

 

 

 

 

Er stieg aus seinem Bett auf und entdeckte ein Bündel auf einem Stuhl liegend. Die dort vorzufindende Rüstung war eher kitschig bis feminin. Ein Zettel lag dabei, den Vaith laut vorlas: „himmlischer Soldat Vaith,

mir fehlen die Muße und die Kraft um dich zum Erzengel zu ernennen. Dennoch brauche ich deine bestmögliche Kampfleistung, um dich die nächste - und vielleicht damit auch letzte - Mission in meinem Namen bestreiten zu lassen. Daher habe ich die Rüstung und Bewaffnung eines Engels, der dir einst viel bedeutete auf deine persönlichen Bedürfnisse angepasst. Eine offene Weste mag für einen Rebell angemessen sein, ein stolzer Krieger Gottes, trägt dies.

- Lamal, dein Herr.”

 

Vaith runzelte die Stirn und las die Notiz noch zwei Mal. Welcher Engel, den er mal kannte, trug eine goldene Rüstung?

Er riskierte es und zog sich das gepanzerte, goldene Oberteil, die Lederhose von der er überrascht war hineinzupassen, die dunkelbraunen Stiefel und die schwarzen mit Diamanten besetzten Handschuhe an. Zu guter Letzt schnallte er sich den Gurt quer über Schulter und Rücken. Irritiert zog er den Stab hervor.

Er fragte Nekro gedanklich: „Weißt du, welcher Engel das gewesen sein soll? Warum gibt er mir einen Stab? Ich bin Schwertkämpfer!” Nekro antwortete: „Das will mir auch noch nicht recht einleuchten. Probier mal einen Übungskampf mit einem imaginären Feind, vielleicht werden wir daraus schlau.”

Eher unmotiviert, fuchtelte er mit dem Stab herum.

Nach einigen Schlägen in die Luft, kam er sich lächerlich vor und packte den Stab weg. Er nuschelte: „Ich frage Lamal lieber selbst danach.”

 

So ging er hinaus in die Engelsstadt und hinüber zur Beobachterlinse, wo er Lamal vermutete.

 

Der Engel stoppte, als er sah, wer bei Lamal stand. Athanael warf ihm einen amüsierten Blick zu: „Ein gewöhnlicher Engel in dem Aufzug eines Seraphs. Sowas habe selbst ich noch nicht gesehen.”

Vaith schluckte, sagte nichts, zwang sich zu Lamal herüber zu gehen. Der schaute angestrengt auf die Linsen. Vaith fing nervös an: „Gott...?” Der murrte: „Nicht jetzt, Kind.”

Nekro drängte sich in seinem Geist vor: „Vater, wir - ” die Stimme Athanaels knurrte: „Nicht jetzt, hat er gesagt.” Sein Gesicht offenbarte äußerste Zufriedenheit, Gottes Ablehnung an einem anderem Sohn mitzuerleben.

Trotz der zwei Autoritäten bei ihm, platzte Vaith der Kragen. Der riss sich den Stab vom Rücken und knallte ihn zu Lamals Füßen. Der schaute mit Schlafzimmerblick zu Boden. Vaith rief ihm sauer zu: „Was ist das, heh? Ich bin ein Schwertkämpfer, mit so einem Ding kann ich nicht umgehen!”

Da stand Lamal auf, nahm den Stab zu sich und löste die Hülsen zu beiden Seiten, sodass die Klingen zum Vorschein kamen. Vaiths Temperament sank sofort in den Keller. Athanael kicherte.

Mit einer weiteren, ruckartigen Bewegung, löste der Stab sich zu einem Zwillingsschwertpaar.

Lamal seufzte: „Da die alte Ordnung ohnehin befreit wurde, macht es wohl auch keinen Sinn mehr, den Vergessenszauber aufrechtzuerhalten. Gut nur, dass ich die Umkehrrunen damals ebenfalls auf dir platziert habe.”

Vaith verstand kein Wort, als Lamal die Schwerter wieder zum Stab umfunktionierte und ihm zuwarf. Er steckte den Stab ein.

Plötzlich kam Lamal auf ihn zu und ehe Vaith sich versah, legte Gott zwei Finger auf seine Stirn und Runenzeichen auf seinem Körper, die er nie bemerkt hatte, leuchteten auf.

Eine Flutwelle der Erinnerungen wusch die Unschärfe des einst gewirkten Zaubers aus allen vorhandenen Erinnerungen über Erzengel Uriel und Seraph Shekinah.

 

Vaiths Beine gaben nach, er setzte sich auf den Hosenboden. Völlig entsetzt starrte er in die Leere. Wisperte: „...Wie konnte ich sie je vergessen?”

Lamal sprach altklug: „Das kann passieren, wenn Gott es so will. Auch wenn ich mir in dieser Hülle etwas behelfen musste.”

 

 

Ein sanftes Licht trat aus Vaiths unterem Rückenbereich hervor. Zwei weitere, etwas kleinere Flügelpaare bildeten sich und verschafften sich durch das Material der Rüstung hindurch Platz. Lamal raunte: „Natürlich, er hat auch seine vom Zauber als blockierende Kraft verwendete Flügel zurückerlangt, was heißt...”

Nekro sprach durch seinen Bruder: „Dass er wieder ein Cherub geworden ist.”

Lamal nickte.

 

 

 

Urplötzlich nahm Gott aus dem Augenwinkel heraus wahr, wonach er gesucht hatte. Er drehte sich blitzartig zu einer der Linsen um und fror das Bild ein.

Triumphierend gellte er: „Der Riss! Dort ist der Riss mit ihr gelandet!”

Schnell tippelte Gott auf dem Steuerungspult herum. Er murmelte: „...Die genauen Koordinaten sind... mhm... das wird Energie benötigen, aber...”

 

Vaith war von seinem geklärten Verstand noch gut von der Rolle. Es kam ihm vor, als sei das Wissen um Leutnant Shekinah ihm gerade in den Schädel hineinoperiert worden. Auch Nekro in ihm, war überwältigt von der Enthüllung, aber versuchte gefasst zu bleiben.

Der Cherub stand auf, fragte den geschäftigen Mann: „Kannst du Shekinah wiederbeleben?”

Lamal hörte kurz auf zu tippen. Er wandte sich Vaith zu: „Es tut mir leid. Gottes Natur sieht keine widernatürliche Umkehrung des Todes vor. Selbst wenn... Sie war ein Seraph, dazu wäre nötig, dass ich in einem Gesundheitszustand bin, der schlichtweg nicht gegeben ist.”

Vaiths kurze Hoffnung, erstarb in seinem Gesicht: „Ich verstehe...”

 

Gott lenkte ein: „Frag mich das nochmal, wenn wir den Krieg gewonnen haben. Jetzt geht es aber zunächst einmal, auf das Schlachtfeld dessen.”

Er ging an beiden vorbei und Funken sprangen aus seinen Händen. Die Engel schauten jeder auf seine Weise, gebannt zu.

Lamal befehligte Athanael mit scharfem Unterton, dass es gar nicht erst zur Nachfrage kam: „Beschütze Vaith und dich mit deinen Flügeln”

 

Der Erzengel breitete seine Flügel aus und legte sie mit dem Rücken zu Lamal vor Vaith.

 

Gott schrie: „Und wenn ich dafür alles riskiere, dieses Portal wird stehen!”

Er warf seine Arme energisch nach vorne und es wurde eine göttliche Urgewalt freigesetzt, die den gesamten Himmel erfasste. Alle Gebäude, das Gericht, die Bibliothek, die Schatzkammer und auch der Teil der Beobachterlinse, der nicht von Athanael bedeckt wurde – alles wurde hinweggefegt. Einsam und einzig blieben die stagnierten Schicksalsräder als stille Zeugen dieser Gottes Tat intakt.

 

Dies war der Preis, für das Portal in die Zukunft, welches sich nun vor ihnen auftat.

 

 

 

 

Lamal drehte sich, merklich schnaubend zu ihnen um. Athanael zog seine Flügel wieder ein. Restenergie elektrisierte die Luft, schmerzte beim Atmen.

Gott befahl: „Kommt her, beide.”

Sie traten zu ihm. Vaith zuckte etwas, als die selben Hände, von der diese alles vernichtende Kraft ausging, ihn und auch Athanael wie zuvor schon, nochmals am Kopf berührten.

Er sprach: „Ich habe gerade eure Auren getarnt. Niemand in der Welt, die wir jetzt gleich betreten werden, kann von nun an eure Kraft anhand der magischen Ausstrahlung abschätzen.”

Athanael maulte: „Hey, das ist aber ein ganz schön harter Eingriff in meine Privatsphäre!” Den Einwurf schmetterte Lamal sofort ab: „Deine Aura ist die auffälligste überhaupt. Ich hätte das schon viel früher tun sollen. Wage es dich nicht, an dieser Tarnung herumzuspielen, sie tut dir nichts. Die wahre Macht bleibt unangetastet, sie ist bloß unter einem Filter verborgen. Folgt mir jetzt, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.”

 

Lamal trat flugs durch das Portal, begleitet von schweren Blitzen, die auf den Unbeeindruckten niedergingen. Unsicher sah Vaith erst das Portal, dann Athanael an. Der spottete: „Vergiss es, ich mach die Flügel nicht nochmal für dich breit.”

Der Erzengel setzte sich in Bewegung und ehe Vaith überhaupt nachdenken konnte, hechtete er ihm durch das Portal hinterher.

 

 

 

Auf der anderen Seite landeten sie mitten in einem Trümmerfeld. Sie befanden sich offenbar auf einem Inselchen, welches durch die Kargheit aber kleiner wirkte, als es war.

Vor ihnen erstreckten sich mehrere weitere Inseln, allesamt mit Großstädten besetzt.

Sie waren angekommen. Lamal sprach zu ihnen: „Willkommen in der Zukunft. Wir sind etwa 2000 Jahre von unserem vorherigen Zeitstrang entfernt.”

Athanael verzog zu Vaiths Unmut freudig das Gesicht. Er fragte: „Was gibts zu grinsen?”

Der Erzengel kommentierte: „Richte deine Aufmerksamkeit mal auf die Präsenzen im Umkreis der Städte.”

Vaith fokussierte sich wie geheißen – und wurde bleich: „WAS ZUM FICK IST MIT DENEN KAPUTT?!”

Auch Lamal räusperte sich: „Die Zukunft hat starke Wesenheiten hervorgebracht. Ich würde fast meinen, zumindest unser lieber Vaith wird sich zügeln müssen, wenn er nicht von einem x-beliebigen Bewohner dieses Ortes erschlagen werden will.”

Sadistisch, lachte Athanael auf.

Gott warf dafür ein: „Was heißt, dass du ihn beschützen musst.”

Dem Erzengel verging das Lachen und er rümpfte die Nase: „Wie lange haben wir denn vor, hier zu gastieren? Schließt sich das Portal nicht bald wieder?”

Lamal erklärte: „Tatsächlich bleibt dem Portal nur noch ein kurzer Augenblick. Es war nur ein Spalt im Raumzeitgefüge, der sich selbst reparieren kann. Allerdings sehe ich auch nicht, dass wir hier allzu bald wieder wegwollen.

 

Oder hast du die außergewöhnliche Gabe, unter den hunderten bis tausenden überlappenden, starken Auren hier, unsere zwei Ziele zu erfassen? Ich muss ganz ehrlich zugeben, ich spüre hier sehr, sehr viel und selbst die Ausnahmestärken sind hier an einer Hand abzuzählen. Nicht einmal Aphilas Aura ist klar vernehmbar, obwohl wir direkt nach ihrer Ankunft gelandet sein dürften. Mutmaßlich liegt es daran, dass sie selbst als Nephil mit Gottes Gnade in sich nicht weiter in diesem machtvollen Mischmasch hier einen Unterschied macht. Sie dürfte ähnlich verloren sein, wie Vaith.”

 

Athanael vermeldete eine provokante Idee: „Und wenn ich meinen Revolver nehme und alle Inseln einfach mit den Kugeln vernichte? Ich meine, sie können Götter töten, da werden sie ja wohl auch zur Massenvernichtung geeignet sein.” Lamals Mimik zuckte: „Das kannst du gerne probieren...”, Sofort griff Athanaels Hand unter seinen Mantel,”wenn du es riskieren möchtest, von eventuell Überlebenden angegriffen zu werden. So unwahrscheinlich das ist, ich kann um die vier Präsenzen wahrnehmen, die selbst dir ebenbürtig werden könnten.”

Athanaels Hand zog sich zurück.

 

Stattdessen blaffte er kleinlaut: „Was dann jetzt?”

Gott sprach: „Ich würde deinen Vorschlag ja einfach mit meiner eigenen Macht umsetzen, aber das würde nicht nur euch und jeden Gläubigen, den es in dieser Welt noch geben mag auslöschen – ich bin mit Erschaffung des Spalts auch weiter dramatisch in meinem Energielevel gesunken. Um genau zu sein, bin ich jetzt auf dem Niveau meiner Hülle angelangt. Die Kraft eines Seraph.

Somit werde ich mir einen Ort zum Zurückziehen suchen und mich dort verstecken. Ihr zwei Hübschen, werdet indes unsere Ziele ausfindig machen und wenn ihr meint es zu schaffen, sie auch eliminieren. Mir ist völlig egal, wie viel Zeit es braucht oder wie ihr das anstellt. Nur seid diesmal bloß gründlich.” Der letzte Satz ging mahnenden Blickes an Athanael.

Vaith muckte auf: „Ich werde niemals mit diesem Typen zusammenarbeiten – nicht einmal, wenn Gott es befiehlt! Ich habe die Schriften gelesen, ich weiß, was für ein Monster er ist!”

Lamal versuchte zu beschwichtigen: „Ich befehle es dir nicht. Ich bitte dich darum, Vaith. Du bist mitunter meine letzte Chance, diese, meine Schöpfung zu retten. Du hast über Athanael gelesen, aber du standest auch schon dem Teufel höchstpersönlich gegenüber – wer ist schlimmer?”

Der Cherub schwieg.

 

 

An Athanael gewandt, sagte Gott: „Dir dagegen, gebe ich ausdrückliche Befehle. Du bist von jetzt an sein Leibwächter und Diener. Du wirst auf Vaith hören und ihn unterstützen und zwar bis an die Grenzen des Verlangbaren – dem, was ich von dir verlangen kann. Ist das klar?”

 

 

 

Widerspenstig, nickte Athanael kaum sehbar. Lamal fügte hinzu: „Dieser Engel mag seine ganz eigene Fehlerhölle haben, aber er ist entgegen dir ein freischaffendes Lichtwesen mit meinem Segen mit sich. Lerne von ihm, wie sich ein Sohn Gottes zu verhalten hat. Vielleicht reden wir dann eines Tages, über Wege einer Schuldvergebung.”

 

Athanael schwieg, kniff lediglich die Augen zusammen.

 

Lamal seufzte: „Das wäre soweit geklärt. Ein letzter Tipp noch – es ist immer ratsam, sich in einer neuen Umgebung mit Informationen zu versorgen, ehe man vorschnell handelt. Arbeitet euch bestenfalls systematisch hoch und seht, wie nah ihr an die Obrigkeit herankommt. Irgendwo dort sollte sich zumindest Methos tummeln. Wie gesagt, habt ihr alle nötige Zeit. Noch kann ich Michael und Lucifer nicht innerhalb dieser Städte spüren, also bleibt bis zu einem Entscheidungsschlag ein gewisser Spielraum. Ich ziehe mich nun zurück. Arbeitet zusammen und berichtet mir, wenn es relevante Neuigkeiten gibt!”

 

Und damit, war er fort.

Kapitel 3 - Das Schwert Michael

 

 

 

Angespannt, aber regungslos stand Varivinia im Bach. Sie starrte auf den friedlichen Wasserfluss unter ihr und hielt ihren Speer bereit. Bei der ersten Bewegung in ihrem Blickwinkel, stieß die tödliche Steinspitze hinab und bohrte sich durch schuppige Haut und tief ins Fleisch. Zufrieden begutachtete der Nephil ihren letzten Fischfang des Tages. Nun hatte sie wieder einen mehrtägigen Vorrat. Der noch im Todeskampf zappelnde Lachs wurde zu den Leichen seiner Artgenossen im Korb geschmissen.

Varivinia löste die Kordel an ihrer Hüfte, tauchte die Reiseflasche ins kühle Nass und genehmigte sich anschließend die Hälfte des Inhalts, ehe sie sie nochmals füllte und zurückpackte.

 

Sie wischte sich den Mund und stieg aus dem Bach heraus. Ihr Körper war von selbstgeschneiderten Kleiderstücken aus Häuten erlegter Wildtiere bedeckt. Ein kurzer Rock sowie ein praktisch orientiertes Oberteil war neben ihren traditionsbewussten Armringen die einzige Bekleidung. Schuhe besaß sie keine, waren in ihrem Lebensstil auch nicht vorgesehen.

Sie war die letzte Angehörige des Urstammes der Nephilim. Als Kind noch innerhalb einer alternden, aber intakten Familie zum Überleben erzogen worden, stand sie heute alleine da. Ihr einziges Beziehungsverhältnis, pflegte sie zur wilden Natur, hier im Tal, in dem vor so langer Zeit der Keim zur neuen Erdbevölkerung gelegt wurde.