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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Es war Sonntagnachmittag. Ein strahlendblauer wolkenloser Himmel wölbte sich über Waldkogel. Es war sehr warm. Pfarrer Zandler wischte sich die Stirn ab, bevor er bei Edgar Schmitt an der Haustür klingelte. Es dauerte nicht lange, dann kam Edgar um die Hausecke. »Oh, Grüß Gott, Herr Pfarrer! Ich bin im Garten.« Sie gaben sich die Hand. »Grüß Gott, Edgar! Hast du einen Augenblick Zeit?« »Gern, wenn Sie mit in den Garten kommen. Ich hänge gerade meine Wäsche auf.« Edgar lächelte verlegen. »Ich weiß, dass des keine Sonntagsarbeit ist. Aber ich arbeite jeden Tag bis spät in den Abend, jetzt im Sommer auch am Samstag. Hochsommer ist Hauptsaison für Handwerker. Dafür ist es dann im Winter ruhiger.« Sie gingen hinter das Haus. Auf den Wäscheleinen, die quer über die Rasenfläche gespannt waren, hingen bereits eine Menge Wäschestücke. Edgar hängte die restlichen Teile aus dem Wäschekorb schnell auf. Pfarrer Zandler stand dabei und sah zu. »So, fertig! Setzen wir uns in den Gartenpavillon? Dort steht auch schon der Kaffee. Ich hole Ihnen noch eine Tasse.« »Bring Teller und Kuchengabeln mit, Edgar! Meine Haushälterin hat mir Kuchen mitgegeben.« Edgar lächelte und eilte davon. Augenblicke später saßen sie im lauschigen Gartenpavillon und aßen Kuchen und tranken Kaffee. »Zum Kuchenbacken komme ich im Augenblick wenig. Ich habe eben zu viel zu tun. Im Winter backe ich mir schon einmal einen Kuchen.« »Mei, Edgar, du scheinst ja der perfekte Hausmann zu sein. Was du nicht alles kannst! Du tust Waschen und Kuchenbacken.« »Ja, wer soll das sonst machen? Wenn man allein ist, dann muss man ran oder man geht unter.« »Du musst dir ein Madl
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Es war Sonntagnachmittag. Ein strahlendblauer wolkenloser Himmel wölbte sich über Waldkogel. Es war sehr warm.
Pfarrer Zandler wischte sich die Stirn ab, bevor er bei Edgar Schmitt an der Haustür klingelte.
Es dauerte nicht lange, dann kam Edgar um die Hausecke.
»Oh, Grüß Gott, Herr Pfarrer! Ich bin im Garten.«
Sie gaben sich die Hand.
»Grüß Gott, Edgar! Hast du einen Augenblick Zeit?«
»Gern, wenn Sie mit in den Garten kommen. Ich hänge gerade meine Wäsche auf.«
Edgar lächelte verlegen.
»Ich weiß, dass des keine Sonntagsarbeit ist. Aber ich arbeite jeden Tag bis spät in den Abend, jetzt im Sommer auch am Samstag. Hochsommer ist Hauptsaison für Handwerker. Dafür ist es dann im Winter ruhiger.«
Sie gingen hinter das Haus. Auf den Wäscheleinen, die quer über die Rasenfläche gespannt waren, hingen bereits eine Menge Wäschestücke. Edgar hängte die restlichen Teile aus dem Wäschekorb schnell auf.
Pfarrer Zandler stand dabei und sah zu.
»So, fertig! Setzen wir uns in den Gartenpavillon? Dort steht auch schon der Kaffee. Ich hole Ihnen noch eine Tasse.«
»Bring Teller und Kuchengabeln mit, Edgar! Meine Haushälterin hat mir Kuchen mitgegeben.«
Edgar lächelte und eilte davon.
Augenblicke später saßen sie im lauschigen Gartenpavillon und aßen Kuchen und tranken Kaffee.
»Zum Kuchenbacken komme ich im Augenblick wenig. Ich habe eben zu viel zu tun. Im Winter backe ich mir schon einmal einen Kuchen.«
»Mei, Edgar, du scheinst ja der perfekte Hausmann zu sein. Was du nicht alles kannst! Du tust Waschen und Kuchenbacken.«
»Ja, wer soll das sonst machen? Wenn man allein ist, dann muss man ran oder man geht unter.«
»Du musst dir ein Madl suchen.«
»Na, nur wegen der Hausarbeit mache ich des net. Ich brauche niemand, der meinen Dreck wegmacht. Außerdem hätte ich ein schlechtes Gewissen, wenn mich des antreiben würde, ein Madl zu suchen. Sicher halte ich Ausschau, Herr Pfarrer. Mein Herz sehnt sich nach Zweisamkeit. Es ist schon ein einsames Leben. Wenn ich heimkomme, ist niemand da, mit dem ich reden kann. Ich hoffe, der Himmel hat bald ein Einsehen. Aber der lässt sich Zeit.«
Pfarrer Heiner Zandler schmunzelte.
»Du bist net vergessen, Eddi«, sagte er freundlich und nannte Edgar so, wie er in seiner Jugend und von Freunden gelegentlich noch heute genannt wurde.
»Wenn Sie des sagen, Herr Pfarrer, dann muss es stimmen. Madln gibt es genug, aber ich habe die Richtige noch nicht gefunden. Ich gebe ja zu, dass ich net gerade ein einfacher Zeitgenosse bin, mit meiner Sammelleidenschaft. Mein Traum ist, dass des Madl zumindest Verständnis hat.«
Edgar Schmitt schenkte Kaffee nach.
»Sie sind sicherlich net hergekommen, um mich nach meinem Befinden zu erkundigen, wie?«
»Na, des bin ich net. Es geht um deinen Fund, um die alten Dokumente.«
»Das habe ich vermutet«, bemerkte Edgar. »Und wie ist es damit?«
Edgar gab Milch und Zucker in seine Tasse und rührte um.
Pfarrer Zandler erzählte von seinem vertraulichen Gespräch mit Bürgermeister Fellbacher. Er versicherte ihm, dass Fellbacher nicht wisse, dass Edgar der Eigentümer der wertvollen Urkunden ist.
»Fellbacher war sehr beeindruckt, Edgar. Er war sich sofort darüber im Klaren, welche Aufwertung das für Waldkogel bedeuten würde. Waldkogel wäre dann die älteste Siedlung weit und breit. Dabei handelt es sich immerhin um einige hundert Jahre. Doch ich kann ihn auch verstehen, dass er auf Nummer sicher gehen will.«
»Dann vermutet er, dass es eine Fälschung sein könnte?«
»So kann man das nicht sagen, Edgar. Da ich ihm keine näheren Angaben gemacht habe, blieb bei ihm eine kleine Portion Misstrauen. Das musst du verstehen. Als Politiker sitzt er im Rathaus immer auf einem Schleudersitz. Für Franz Huber wäre es die Chance, auf die er immer gelauert hat, um Fellbacher zu ruinieren.«
Edgar Schmitt lachte.
»Der Franz ist harmlos. In meinen Augen ist er ein ganz armer Tropf. Er ist eine Marionette, deren Fäden der Ruppert Schwarzer zieht.«
»Das weiß hier in Waldkogel jeder, Edgar. Trotzdem darf Fellbacher nicht blauäugig sein. Stell dir vor, Fellbacher veröffentlicht das ältere Gründungsdatum von Waldkogel. Dann male dir aus, was passiert, wenn es sich herausstellen sollte, dass die Dokumente, der Beweis dafür, nicht echt sind. Ich persönlich bin mir sicher, dass sie echt sind. Fellbacher hat nur die Kopien gesehen.«
»Das bedeutet, dass Fellbacher die Originale sehen will?«
»Edgar, sicher möchte er das. Aber auch er ist kein Experte. Deshalb solltest du dich dazu durchringen, einen Fachmann hinzuzuziehen. Der macht dann eine Expertise. So heißt das in der Fachsprache. Er schreibt ein Gutachten und damit ist es dann belegt, verstehst du?«
Edgar Schmitt schwieg. Er nahm sich noch ein Stück Kuchen und aß. Pfarrer Zandler ließ ihm Zeit.
»Ich kenne keine Experten. Wem kann ich vertrauen und was kostet so etwas?«
Da konnte ihn Pfarrer Zandler beruhigen. Er erzählte ihm von seinem Besuch beim Bischof. Er hatte mit seinem Vorgesetzten gesprochen und ihm die Kopien gezeigt. Edgar staunte, als ihm Zandler erzählte, dass die Kirchenverwaltungen hochkarätige Kunstexperten beschäftigte. Doch bei weiterem Nachdenken war es für verständlich.
»Die Kirche hat selbst Kunstschätze, die gepflegt werden müssen«, sagte Edgar leise.
Er schaute Pfarrer Zandler fragend an:
»Sie meinen also, ich sollte die Dokumente zur Verfügung stellen, damit sie untersucht werden können?«
Pfarrer Zandler nickte. Er ließ Edgar Zeit.
»Dann würde bekannt, dass sie mir gehören«, sagte Edgar.
»Net unbedingt, Edgar. Kannst du dir vorstellen, die Dokumente der Kirche zur Verfügung zu stellen? Sie bleiben dein Eigentum. Der Bischof versichert dir, dass du dir keine Gedanken machen musst.«
»Bekomme ich das schriftlich?«, fragte Edgar. Dabei errötete er tief. Das Wort des Bischofs anzuzweifeln, war schon eine Zumutung, dessen war er sich bewusst.
Pfarrer Zandler schmunzelte.
»Willst auf Nummer sicher gehen?«
»Ja, ich habe nix dagegen, dass der Bischof sie sieht und seine Experten sie prüfen. Aber ich will sie wiederhaben und es muss gewährleistet sein, dass niemand erfährt, dass sie mir gehören. Was danach geschieht, das entscheide ich, wenn es so weit ist.«
»Du bist ganz schön misstrauisch, Edgar.«
»Wenn Sie mir deswegen gram sind, Herr Pfarrer, dann tut es mir leid. Aber ich bin im Leben zu oft enttäuscht worden. Ich habe viel Lehrgeld bezahlt. Ich bin vorsichtig. Damit will ich dem Bischof und Ihnen nix unterstellen. Es ist nur so, dass ich schmerzlich gelernt habe, dass Gier und Neid die Menschen so beeinflussen, dass Anstand und Ehrlichkeit zu absoluten Fremdwörtern werden.«
Edgar schaute den Geistlichen an.
»Sie haben gerade heute Morgen in Ihrer Predigt gesagt, dass die Liebe die stärkste Kraft sei. Das Gefühl der Liebe kann alles verändern. Das ist richtig, denke ich. Erlebt habe ich es nie, denn ich war noch nie verliebt. Ich will auch net die schöne Predigt kritisieren, Herr Pfarrer. Doch Gier und Neid, das sind starke Gefühle. Sie vergiften die Hirne der Menschen, dass man selbst den besten Freund nicht wiedererkennt.«
Pfarrer Zandler lächelte.
»Ich widerspreche dir nicht, Eddi. Gier, Habgier und Neid gehören zu den großen Verführern. Ich leugne auch net, dass jeder davon befallen werden kann. Schlimm finde ich nur, dass dich die Angst davor zu einem verbitterten Menschen gemacht hat.«
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich bin lieber zu vorsichtig, als leichtsinnig und zu vertrauensselig.«
Pfarrer Zandler seufzte. Edgar Schmitt braucht dringend ein liebendes, selbstloses Herz, ein herziges Madl, das ihn aus seiner Einsamkeit holt, dachte Zandler. Dafür schickte er ein stummes Stoßgebet zum Himmel.
Zu Edgar sagte er: »Du hast doch Vertrauen zu mir?«
»Ja, des wissen Sie, sonst hätte ich nicht mit Ihnen über die Urkunden geredet und ihnen alles gezeigt. Doch nun kommen noch Außenstehende dazu. Auch wenn es der Bischof ist oder einer seiner Angestellten. Ich bin eben, wie ich bin. Ich hab’ so meine Schwierigkeiten damit, Fremden zu vertrauen.«
Pfarrer Zandler schmunzelte.
»Eddi, ich kenne dich und weiß, dass dir das Leben so manche Wunde geschlagen hat. Es braucht eben alles seine Zeit, bis so tiefe Kratzer verheilt sind. Das verstehe ich. Da hilft es nicht, wenn ich dir gut zurede. Ich denke, eines Tages bist darüber weg und dann hast du wieder mehr Vertrauen. Jedes Vertrauen ist ein Vorschuss. Das war schon immer so und wird immer so sein. Es tut mir leid, dass es in deinem Herzen an Zuversicht und Glauben an das Gute mangelt. Aber ich werde dir eine Brücke bauen. Jetzt sage ich dir, was wir machen. Ich lasse von einem Notar ein Schriftstück aufsetzen. Darin überlässt du mir die Dokumente zur Prüfung. Ich verpflichte mich, dafür zu haften und dich herauszuhalten. Niemand wird erfahren, dass du der Eigentümer bist. Ich verlange eine Quittung, wenn ich sie dem Experten zur Prüfung überlasse. Bist damit zufrieden?«
Edgar dachte einen Augenblick nach.
»Mm, damit bin ich einverstanden. Ich möchte noch einmal betonen, damit Sie mich net missverstehen, Herr Pfarrer: Ihnen vertraue ich.«
Pfarrer Zandler legte die Hand auf Edgars Schulter.
»Sei deswegen net besorgt, Eddi. Es ist alles gut.«
»Danke«, sagte Edgar, nach einer Weile fügte er leise hinzu. »Es ist schon sonderbar, dass gerade ich die Dokumente gefunden habe. Wer weiß, wann sie unter dem Fußboden versteckt und dann vergessen wurden.«
»Die Frage kann dir nur der Himmel beantworten. Ich denke mir, dass du dafür ausersehen wurdest, weil du ehrlich bist, Edgar. Vielen anderen käme es doch nur aufs Geld an, dass sie bekommen können. Bei dir ist der Schatz in guten Händen. Du hast Ehrfurcht vor alten Dingen und hütest sie als Vermächtnis der Geschichte an die nachfolgenden Generationen. So gesehen, bist du der Richtige dafür.«
Edgar lächelte.
»Bis wann hat der Notar das Schriftstück fertig?«
»In ein paar Tagen. Ich gebe dir Bescheid, dann treffen wir uns bei mir im Pfarrhaus.«
Edgar nickte.
Er schenkte den Rest Kaffee ein. Sie unterhielten sich über andere Dinge, bis Pfarrer Zandler sich verabschiedete.
»Danke für Ihren Besuch und die Mühe, die Sie mit mir haben«, sagte Edgar.
»Nix zu danken! Was machst du heute Abend? Drüben in Marktwasen ist Tanz. Gehst du hin?«
Edgar verneinte. Bis zum Abend sei die Wäsche angetrocknet, dann würde er sie gleich bügeln.
»Du bist mir schon ein bisserl ein Sonderling, Eddi. Ich flehe den Himmel an, dass du endlich ein Madl findest.«
Edgar lachte.
»Der Himmel hat mich die Dokumente finden lassen, vielleicht finde ich auch ein Madl.«
»Du findest bestimmt ein liebes Madl, oder es findet dich. Dann darfst aber net so misstrauisch sein, Eddi.«
»Ich bringe des Madl gleich zu Ihnen und stelle es Ihnen vor.«
Sie schüttelten sich die Hände. Pfarrer Zandler ging fort.
Edgar setzte sich einen Augenblick neben die Haustür auf die Bank. Er dachte daran, wie schön es wäre, nicht mehr allein zu sein. Irgendwann wird es geschehen, dachte er. Ich muss nur Geduld haben. Doch er nahm sich ernsthaft vor, nicht mehr so zurückhaltend den Madln gegenüber zu sein.
*
Die Abendsprechstunde war zu Ende. Die letzte Patientin verließ die Praxis.
Doktor Martin Engler legte das Stethoskop ab, er leerte die Taschen seines weißen Arztkittels, zog ihn aus und warf ihn im Nebenraum in die Wäschetonne.
»So, das war es für heute!«
Er hoffte, dass er nicht zu einem Notfall gerufen würde. Nicht, dass er arbeitsscheu war. Nicht gerufen zu werden, bedeutete, dass alle Patienten gut versorgt waren und niemand plötzlich neu erkrankt war.
Martin ging hinüber in den Wohnbereich. Seine Frau stand in der Küche und putzte den Salat fürs Abendessen.
»Oh, Martin, bist du schon fertig?«, fragte sie.
»Ja, heute waren weniger Patienten in der Abendsprechstunde. Mei, es muss doch nicht immer so spät werden!«
Er ging zu ihr, nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss.
»Ich habe auch einmal gern früh Feierabend, den verbringe ich lieber mit dir. Lass uns hinausgehen! Wir setzen uns auf die Bank und genießen den Abend.«
Katja warf ihrem Mann einen liebevollen Blick zu.
»Gute Idee!«, sagte sie.
Sie schenkte zwei Becher Kaffee ein. Dann gingen sie zusammen hinaus.
Sie setzten sich auf die Bank neben die Haustür. Martin legte den Arm um Katjas Schultern. Sie schwiegen eine ganze Weile.
»Das ist einer von den Augenblicken, in denen mir mein ganzes Glück wieder einmal richtig bewusst wird. Ich habe dich, einen schönen Beruf und die Praxis mit der kleinen Bettenstation für meine Waldkogeler Patienten auf dem schönen Schwanniger Hof.«
Er schaute Katja fragend an.
»Um diese Uhrzeit sitzt doch meistens die alte Walli drüben auf der Bank vor dem Altenteil. Geht ihr es nicht gut? Da fällt mir ein, dass ich sie heute noch nicht gesehen habe.«
Seine Frau lächelte ihn an.
»Mach dir um die alte Walli keine Sorgen! Sie ist noch fit wie ein Turnschuh. Sie ist heute schon früh nach Kirchwalden gefahren. Eine ihrer Freundinnen feiert achtzigsten Geburtstag. Sie wird erst morgen zurückkommen.«
»Richtig, davon hat sie erzählt. Das hatte ich vergessen. Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die alte Walli verändert hat, seit sie uns den Hof überschrieben hat. Ich staune oft über sie.«
»Das stimmt. Wir sind ihr Jungbrunnen, sagt sie oft«, bemerkte Katja. »Ich kann es auch verstehen. Sie war sehr einsam. Du als Arzt weißt es am besten, welche Zipperlein alte Leute entwickeln, wenn sie einsam sind und keine Aufgabe mehr haben. Die Einsamkeit treibt sie in die Krankheit. Dabei bezweifele ich nicht, dass das Alter manche Beschwerden mit sich bringt. Aber man kann sie so oder so sehen, sie auf die Art oder die andere Weise bewältigen.«
»Das stimmt, Katja. Es ist oft die Einsamkeit, die sie wöchentlich in die Praxis kommen lässt. Da fällt mir ein, Walli sollte sich von mir mal wieder durchchecken lassen.«
Katja lachte laut.
»Du kannst ja dein Glück versuchen, Martin. Walli wird davon nicht begeistert sein. Sie schätzt dich als Doktor und als Mensch. Aber sie will nicht verarztet werden, wenn sie es nicht für notwendig hält. Sie sagt immer, Arbeit ist die beste Medizin. Jeder Mensch braucht eine Aufgabe. Außerdem vertraut sie auf die Selbstheilungskräfte der Natur. Sicher gibt es Tage, da spürt sie ihr hohes Alter. Dann macht sie ein ausgedehnteres Mittagsschläfchen. Danach ist sie wieder fit. Ich habe sie richtig ins Herz geschlossen und sie so angenommen, wie sie ist. Außerdem weiß sie, dass sie nur über den Hof gehen muss, wenn sie deine Hilfe benötigt.«
»Ich habe sie gern, die Walli. Deshalb will ich mir keine Vorwürfe machen müssen, wenn sie ernsthaft krank werden sollte. Ich will nichts übersehen haben.«
Katja streichelte Martin die Wange.
»Du musst dir keine Sorgen machen, Martin. Walli ist sehr glücklich. Seit wir ihren Hof übernommen haben, geht sie nicht mehr am Stock.«
»Das stimmt. Sie wird ärgerlich, wenn ich ihr den Korb mit Holz hineintragen will«, lachte Martin. »Wir werden heimlich ein Auge auf sie haben.«
Martin und Katja waren sich einig.
Ein Auto kam langsam die Hauptstraße heran und parkte am Straßenrand.