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Es geht um Fragen, die seit jeher diskutiert werden. Welche Beweise gibt es für Gottes Existenz? Welche Argumente dagegen? Wenn es Gott gibt, warum dann dieses Elend auf dieser Welt? Erhört Gott unsere Gebete und ist es tatsächlich möglich, eine Vision von Gott zu erhalten? Der Autor vermag es, äußerst scharfsinnig die wichtigsten Streitpunkte zu dieser Thematik zu erörtern. In klarer Sprache grenzt er die unterschiedlichen Standpunkte voneinander ab und liefert darauf aufbauend ein Bild Gottes, das insofern überzeugt, als es neben seinem rationalen Fundament auch die spirituelle Dimension, die Beziehung zwischen Mensch und Gott, nicht vernachlässigt. Der Autor erläutert die Möglichkeit der Kommunikation, des Kontakts, der Vision und der Vereinigung mit Gott und zeigt auf, wie diese Vereinigung erlangt werden kann.
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Seitenzahl: 319
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Das Wesen Gottes
Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra
Das Original erschien unter dem Titel:
(Haaste Baaree Ta‘aalaa)
©Islam International Publications Ltd.
Erste Auflage in Urdu erschien 1925
Dritte, überarbeitete Auflage in Deutsch 2012
Aus dem Englischen von Kamal Volmar
Verantwortlich für die Veröffentlichung dieses Buches:
© VERLAG DER ISLAM
Genfer Straße 11
D - 60437 Frankfurt am Main
Mehr Informationen unter www.verlagderislam.de
ISBN 978-3-944277-04-2
EBOOK EDITION
Vorwort
Es gibt nur wenige Werke, die eine spirituelle Tiefe besitzen, wodurch das Innerste im Menschen aufgewühlt wird und Impule aufflackern, die tief im Menschen verborgen liegen. Es sind Impulse, die eine Sehnsucht wecken, ein Verlangen, seinem Schöpfer näher zu kommen, Ihn kennenzulernen und sich mit Ihm zu vereinigen.
Dieser Text, der einen Vortrag wiedergibt, der von Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra, der zweite Kalif des Verheißenen Messiasas des Islam und größte islamische Reformer des 20. Jahrhunderts, gehalten wurde, gehört zweifelsohne zu dieser Gattung Text: Ein Schriftstück, durchdrungen von tiefer Spiritualität, gespickt mit zeitlosen Weisheiten, doch trotzdem im Duktus klarer und überzeugender Rationalität. Diese Ambivalenz verleiht diesem Text eine Sonderstellung in der Reihe tiefreligiöser Texte, denn er schafft es scheinbar mühelos, ewige sakrale Botschaften in einem Gewand der modernen Rationalität zu kleiden, so dass die zeitlose Spiritualität durch seine Symbiose mit moderner Vernunft eine Durchschlagskraft erlangt, die selbst und vor allem in unserer Moderne sich Geltung verschafft.
Dieser Ansatz, der modern und zeitlos zugleich ist, ordnet sich geistesgeschichtlich in ein Religionsverständnis ein, das zwischen Vernunft und Glauben keinen Widerspruch sieht, sondern in seinem reformatorischen Anspruch die These vertritt, dass das Werk Gottes, die Natur und ihre Gesetze, niemals dem Wort Gottes, der Heilige Qur-ân, ja, die Religion schlechthin, widersprechen kann. Dies in aller Deutlichkeit formuliert zu haben und gleichzeitig den Fokus auf das Wesentliche jeder Religion - dem lebendigen, bewusstseinserweiternden, freudebringenden und ekstatischen Kontakt mit Gott - gelegt zu haben, war Botschaft des Verheißenen Messias des Islam und von allen großen Religionen erwarteten Reformers der Endzeit Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad aus Qadianas, der von 1835 bis 1908 lebte und beanspruchte, ein Prophet Gottes zu sein.
Vorliegende Abhandlung wurde von dem zweiten Nachfolger, Kalifen, des Messias verfasst. Sie thematisiert das Zentrum jeder Religion - Gott - aus islamischer Perspektive. Dies geschieht in Auseinandersetzung mit atheistischen Theorien und deistischen sowie pantheistischen Vorstellungen über Gott. In diesem Zuge werden zahlreiche Beweise für Gottes Existenz vorgelegt und Einwände gegen die Existenz von Gott widerlegt sowie Kritik an Gottes Wesen, wie zum Beispiel in der Theodizeefrage formuliert, entkräftet. Die Rede endet mit einer frohen Botschaft: Auf einem rationalen Fundament wird eine Perspektive gezeichnet, die den Menschen aus der Dunkelheit dieser gottfernen Zeit herausführt und mit einer Klarheit einen Weg vorzeichnet, über den eine lebendige Beziehung zu Gott, eine Vereinigung mit Ihm, eine geläuterte und reine Existenz, möglich erscheint.
Vorgetragen wurde diese Rede 1921 in Qadian, Indien. In Buchform erschien sie zum ersten Mal 1921 in Urdu. Diese deutsche Übersetzung wurde in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts von Kamal Volmar, einem Schweizer Ahmadi Muslim, geleistet. Der Verlag der Islam gibt dieses Buch, nachdem es jahrelang vergriffen war, in dritter, überarbeiteter Auflage heraus. Dabei wurde der Titel geändert: Hieß das Buch vormals „Die Person des Göttlichen Wesens“ wurde es nun dem urdusprachigen Original angepasst und in „Das Wesen Gottes“ umbenannt.
Für die Bewerkstelligung dieser Neuauflage ist folgenden Helfern zu danken: Sharafatullah Khan, Shahid Riaz, Kashif Mahmood, Iftekhar Ahmad, Qamar Mahmood sowie Tariq und Ayesha Hübsch. Möge Allah sie allesamt segnen.
Mubarak Ahmad Tanveer
Publikationsabteilung Ahmadiyya Muslim Jamaat
Vorwort der ersten Auflage
„Das Wesen Gottes“ - das ist der Titel der berühmten Ansprache von Hadhrat Mirza Baschir ud-Din Mahmud Ahmadra, dem verstorbenen zweiten Nachfolger des Gründers der Ahmadiyya Bewegung im Islam, die er anlässlich der Jährlichen Versammlung in Qadian im Jahre 1921 gehalten hatte.
In Buchform erschien diese Rede zum ersten Mal im Dezember 1925 und dann ein zweites Mal im November 1956, jeweils in Urdu, der Sprache, in der sie gehalten worden war.
Diese sehr dichte und einfühlsame Studie über die Existenz Gottes behandelt das Thema aus zahlreichen, wichtigen Blickwinkeln. Nachdem der Autor allgemeine Gründe vorweist, die dazu führen, dass man die Existenz Gottes verneint, belegt er anschließend die Segnungen, die man durch den Glauben an Gott erlangen kann. Dann führt er zahlreiche Ansichten über die Vorstellung von Gott an, die in den verschiedenen Völkern der Welt vorherrschen. Anschließend stellt er auf eine sehr gelehrsame Art und Weise Argumente für die Existenz Gottes vor, die den Hauptteil der gesamten Ausführung ausmachen. Er definiert Shirk, d. h. eine Tendenz mancher Leute, Gott Partner zuzustellen, und wie dessen unterschiedlichen Formen aussehen. Während er nun Eigenschaften Gottes aufzählt, zeigt er eine Reihe von möglichen Einwänden gegen diese auf und widerlegt einen Einwand nach dem anderen. Schließlich beschreibt er den praktischen Nutzen, den man durch das Wissen von diesen Eigenschaften erlangen kann. Am Ende seiner Rede behandelt der Autor die Frage der Erhörung von Gebeten, einer der unwiderlegbaren Beweise für die Existenz Gottes.
Der Aufsatz wurde von Mushtaq Ahmad Bajwa ins Englische übertragen, die deutsche Übersetzung wurde von unserem Schweizer Ahmadi-Muslim, dem verstorbenen Kamal Volmar angefertigt. Wir danken beiden Übersetzern und beten, dass Allah ihre Arbeiten auf das Reichlichste belohnen möge, besonderen Dank gebührt darüberhinaus Choudhry Mushtaq Ahmad Bajwa, dem langjährigen Imam der Züricher Mahmud-Moschee, der sich der Herausgabe dieser Schrift so sehr angenommen hat.
F. I. Anweri
Einführung des Verfassers
In meinem heutigen Vortrag werde ich ein Thema behandeln, das allumfassend ist. Jede andere Thematik kreist um dieses, ja, ist weniger wichtig, während diese allumfassende größte Wichtigkeit besitzt. Alle Themen, die ich bislang behandelt habe, waren nur Teilaspekte dieser Thematik, und auch all jene Themen, die ich, so Gott mir die Kraft verleihen wird, thematisieren werde, werden nur Hinführungen zu dieser übergeordneten Thematik sein. Und egal, wie häufig dieses Thema behandelt wird, die Auseinandersetzung mit ihm wird niemals enden, da der Gegenstand der Diskussion ein unendliches Wesen ist, und somit die Erörterungen über Selbiges selbst ohne Ende sind. Und egal, wie oft die Menschheit sich dieser Thematik zuwenden wird, niemals wird die Bedeutungsvielfalt abnehmen, nein, sie wird immer weiter zunehmen.
Alle Propheten, die erschienen sind, haben sich diesem Thema gewidmet, doch alle mussten schlussendlich sagen: „Schaut, dieses Thema, es wurde nicht vollends erörtert, wir aber ziehen von dannen.“
Kurzum, jeder Prophet und jeder Gelehrte, alle erläuterten immerzu dieses Thema, und solange das Universum existieren wird, wird dieses Thema behandelt werden, und selbst, wenn es untergehen wird, in der Leere des Raums wird dieses Thema weiter existent sein.
Dieses allumfassende Thema lautet: Die Existenz Gottes.
Die Diskussion über Gottes, bzw. Allahs Dasein ist eine sehr weite, wobei jede andere Thematik sich aus ihr ergibt. Schaut, was sind Engel? Sie sind Allahs Geschöpfe, die von Ihm für die unterschiedlichsten Zwecke eingesetzt werden. Was sind Propheten? Sie sind Allahs Geschöpfe, die von Ihm gesandt wurden. Was sind Himmlische Bücher? Sie sind das Wort Gottes. Was ist das Gebet? Es ist das Anflehen von Gott. Was ist das Ritualgebet, das Fasten, die Pilgerfahrt oder das Almosengeben? Alles Gottesdienste. Was ist der wohlwollende Umgang mit den Dienern Gottes? Es ist die Liebe gegenüber den Geliebten des Geliebten, dadurch der Wunsch nach der Zusammenkunft mit seinem Geliebten und das Hoffen auf Seine Gnade.
Kurzum, alle Themen umkreisen dieses eine, genau so, wie der Mond um die Sonne kreist.
1 „Ich nehme Zuflucht bei Allah vor Satan, dem Verfluchten. Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen. Wir preisen Ihn und rufen Seinen Segen herab auf Seinen edlen Propheten.“ (Anm. d. Ü.)
1. Folgen des Atheismus und seine Ursachen
Alle Sünde und Schlechtigkeit entsteht entweder aus absolutem Unglauben an Gott oder aus Mangel an wahrem Glauben an Gottes Wesen. Deshalb ist es sehr wichtig, die Ursachen für diese Leugnung Gottes richtig zu verstehen.
Die europäisch-amerikanische Erziehungsmethode hat der Jugend schrankenlose Freiheit gegeben und nun erachtet sie ihre Eltern und Großeltern als unwissend, nur weil diese an Gott glauben. „Es gibt keinen Gott und es ist überflüssig, an einen zu glauben!“ - so schreit solche Jugend übermütig nach allen Seiten.
Als ich nach Mekka pilgerte, traf ich auf dem Schiff drei Studenten, die von Indien nach England reisten. Von Haus aus waren zwei Muslime und einer Hindu. Als ich hörte, wie sie mit dem Pater über Religion stritten, schloss ich daraus, dass Religion ihnen einigermaßen am Herzen liege; in diesem frohen Gefühl begann ich nachher mit ihnen ein religiöses Thema zu diskutieren, worauf sie einstimmig ausriefen: „Meinen Sie etwa, dass wir an Gott glauben?“ „Ja, allerdings“, antwortete ich, „da Sie ja vorhin mit dem Pater über Religion diskutiert haben.“ Sie protestierten dagegen: „Das taten wir nicht; wir verteidigten zwar unsere nationalen Religionen, aber nicht aus Glauben an Gott, sondern allein für die Sache des indischen Patriotismus!“
Sünde
Eine der Hauptursachen des heute so weit verbreiteten Atheismus besteht in einem Übermaß an Sünde, durch die die Verbindung mit Gott unterbrochen wurde und die Herzen irregegangen sind. Daraus bildete sich ein Teufelskreis: aus der Unterbrechung der Verbindung mit Gott entsteht immer mehr Sünde und Schlechtigkeit, so wie wir sie als Folgen des Atheismus am Anfang dieses Kapitels erwähnt haben.
Verdammung der Naturwissenschaft durch die Kirche
Eine andere Ursache des Atheismus liegt in der Tatsache, dass die englischlesenden Asiaten und Afrikaner, unter dem Einfluss der Philosophie Europas, Gott vergessen und auch ihre Landsleute mehr oder weniger mit dem Atheismus infiziert haben. Aber warum und wie kam es, dass die Philosophie Europas und die europäischen Philosophen so weit von Gott abgefallen sind? Dies liegt wohl daran, dass zu Beginn des Bildungsfortschrittes der europäische Klerus seinen Einfluss auf die Volksmassen gefährdet sah, deshalb den Naturwissenschaften den Kampf ansagte und jede neue Entdeckung und Erklärung physikalischer Phänomene als „gottlos“ und „religionsfeindlich“ brandmarkte und sogar jede Beachtung derartiger Fortschritte als „Sünde“ verdammte. So wurde zum Beispiel der Astronom Galilei der „Ketzerei“ beschuldigt, weil er die frühe Entdeckung bestätigt hat, dass die Erde um die Sonne kreist!
Nun kann man sich fragen, wieso diese Feststellung „unchristlich“ sein sollte? Die Antwort ist einfach: von der Tatsache ausgehend, dass Gottes Wort auf die Menschheit herab kam und die Menschen auf der Erde leben, proklamierte der Klerus die Erde als den Mittelpunkt des Universums und als allen anderen Himmelskörpern überlegen; deshalb dürfe niemand die Erde als Satellit der Sonne bezeichnen, denn diese Abhängigkeit würde die Erde degradieren und ihre Bewohner der Ungnade aussetzen. Aufgrund dieses Dogmas wurde Galilei der Ketzerei angeklagt und schließlich zu folgender Selbstanklage gezwungen:
„Was ich über die Bewegung der Erde um die Sonne geschrieben habe, ist durch die Vernunft bewiesen, aber was ist die menschliche Vernunft wert, dass man sich auf sie verlassen könnte? Die Wahrheit ist: Satan ist Gottes und des Menschen Feind und möchte das Göttliche Licht daran hindern, sich über die Erde auszubreiten, und deshalb setzte Satan ketzerische Ideen in meinen Geist, so dass ich das Gefühl bekam, die Erde bewege sich um die Sonne.“
Mit dieser Entschuldigung bestärkte Galilei seine Behauptung in den Augen der wissenden Gelehrten, doch der Klerus in seiner Sturheit glaubte an Galileis Reue und nahm diese an. Das Ergebnis dieses Ereignisses war, dass die Forscher, Entdecker und Erfinder mehr oder weniger von Gott abfielen und diese Abkehr und Auflehnung so begründeten: Wenn bewiesene Tatsachen und selbstgesehene Phänomene den Glauben an Gott erschüttern können, dann existiert Gott gar nicht, denn es ist nicht möglich, dass Gott zuerst etwas sagt, was dann Seinen Eigenen Taten widerspricht.
Also erhoben sich die Naturwissenschaftler gegen die Religion und wurden darin von jenen Philosophen unterstützt, die die Religion schon kritisierten. So lockerte die fortschrittliche Naturwissenschaft immer mehr den Griff der Religion. Forscher, Entdecker und Erfinder bildeten sich ein, um dem Fortschritt zu dienen, müssten sie den Glauben an Gott bekämpfen. Doch dies ist nichts anderes als eine Flucht ins andere Extrem, eine Flucht vor dem Extrem des christlichen Klerus, der jede naturwissenschftliche Entdeckung als „Angriff auf Gottes Wort“ brandmarkte.
Abgestoßen von dieser Art von Christentum versteiften sich immer mehr Naturwissenschaftler und Schriftsteller in die automatische Verallgemeinerung, aus jeder ihrer Erforschungen das überhebliche Schlagwort „Gott existiert nicht“ abzuleiten: und als ihre Bücher auch im Orient verbreitet und studiert wurden, da geschah es auch dort, dass bereits angerostete Herzen von Gott abfielen und zur Beute des Atheismus wurden.
Bequemlichkeit
Die philosophischen Theorien können auch durch ihren unverbindlichen Zeitvertreib von der Religion ablenken. Sie regen den Geist zu angenehmen Spaziergängen an, ohne den ganzen Menschen zu folgerichtigen Handlungen und Taten zu verpflichten. Oberflächlichkeit wirkt auf viele Leute anziehend, während Betrachtung und Würdigung der Religion praktische Selbstverbesserung verlangt, die den Menschen zuerst hart erscheint.
Wenn z. B. jemand über den Islam nachdenkt und seine Vollkommenheit und Erhabenheit einsieht und schätzen lernt, so wird er sich bald dazu gedrängt fühlen, in diesem Sinn auch etwas Gutes zu tun, und jeder religiöse Fortschritt bringt ihm auch einen Fortschritt in seinen täglichen Handlungen und Taten. Wenn er zuerst nur die Fardh1 gebetet hat, so wird wachsende Einsicht in die göttliche Wahrheit ihn dazu führen, auch die Sunnah2 zu beten, und immer weitere Erkenntnis wird ihn davon überzeugen, dass auch Gebete über diese hinaus sehr nützlich sind. Dann wird er auch damit beginnen, sie immer weiter auszudehnen und mit entsprechenden Betrachtungen zu umrahmen. Je gründlicher also jemand über Religion nachdenkt, desto größeren Verpflichtungen unterwirft er sich. Anders ist es mit der Philosophie: diese prickelt zwar angenehm im Hirn, verlangt aber keine praktischen Übungen und Opfer. Und auch deshalb erfreut sie sich bei vielen Menschen größerer Beliebtheit.
Konfession der Eltern
Ein anderer Grund des Unglaubens liegt darin, dass viele Menschen nicht selbst über Religion nachdenken und nachforschen, sondern ihr Bekenntnis nur auf den hergebrachten Glauben der Eltern stützen. Wer über sein Bekenntnis nicht eigene Forschungen unternimmt, kann die gegnerischen Einwände nicht widerlegen, sondern wird von ihnen beeinflusst, weil bloßes Hörensagen gegen Argumente, die vernünftig begründet werden, niemals bestehen kann. Hätten alle Menschen aus innerster Überzeugung anstatt aus Tradition an Gott geglaubt, so hätte sich der Atheismus nie so weit ausbreiten können.
Wer einen sichtbaren und greifbaren Gegenstand vor sich sehen und greifen kann, der lässt sich diese Tatsache von keinem Philosophen wegreden. Und wer durch eigene Erlebnisse und Nachdenken Gottes lebendige Wirklichkeit gesehen hat, der wird keinem Atheisten glauben. Wer aber niemals selbst über Gottes Existenz nachgedacht hat, nur vom Hörensagen an Gott glaubt, der strauchelt schon beim schwächsten Gegenschlag. Deshalb fürchten solche Menschen jede Diskussion. Um einer solchen auszuweichen, sagen sie gegebenenfalls, sie glauben an Gott. Auf diese Weise betrügen sich viele Menschen sogar selbst, nur um vor einem inneren Konflikt zu fliehen. Tatsächlich sind auch sie Atheisten, obschon sie nicht als solche auftreten.
Aber wenn Gott existiert, und Er ist wirklich da‚ so kann weder Ausweichen noch Selbsttäuschung gegen Ihn schützen. Solche Leute werden am Tage des Gerichtes verdammt und zu den Atheisten gezählt werden. Darum ist es sehr wichtig, über Gott nachzudenken.
1 Die rituellen Gebete im Islam, die vorgeschrieben sind (Anm. d. Ü.).
2 Die rituellen Gebte im Islam, die der Praxis des Heiligen Propheten Muhammadsaw entsprechend verrichtet werden. Sie gehören nicht zu den Fardh, werden aber als quasi obligatorisch angesehen (Anm. d. Ü.).
2. Vorteile des Glaubens an Gott
Manch einer kann oder will nicht verstehen, warum er sich auf das Thema über Gottes Existenz oder Nicht-Existenz einlassen sollten, da sie es für ihr Leben als ganz nutzlos und zeitraubend betrachten. Sie arbeiten für ihren Lebensunterhalt und fragen: „Wenn diese Arbeit doch nicht leichter, kürzer und einträglicher wird, nachdem wir an Gott glauben‚ welchen Vorteil hätten wir dann, wenn wir mit dieser höchst überflüssigen Angelegenheit unsere Zeit verschwenden würden?“
Antwort europäischer Gelehrter
Die Antwort europäischer Gelehrter, denen diese Frage vorgelegt wurde, lautet:
„Wenn das Volk nicht an Gott glaubt, dann gibt es keinen Frieden in der Welt, denn die Polizei kann nicht überall sein, und Tausende von diebisch veranlagten Menschen verzichten nur aus Gottesfurcht auf Diebstahl und Raub. Lasst also das Volk an Gott glauben, obschon es in Wirklichkeit keinen Gott gibt, denn politisch gesehen ist es wichtig, den Glauben an Gott aufrechtzuerhalten, damit auf der Erde oder wenigstens innerhalb des Staates einigermaßen Ordnung und Friede bewahrt werden können.“
Diese sogenannte Glaube ging von Rom aus, wo man an drei Typen von „Göttern“ glaubte:
1. Der „Gott“ des gewöhnlichen Volkes, manchmal in Gestalt einer Frau dargestellt, manchmal in anderen Formen.2. Der „Gott“ der Philosophen, ein unverständlicher Geist, für die Schöfung verborgen.3. Der „Gott“ der Regierung, die zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Ruhe den Glauben des Volkes an ein höheres Wesen unentbehrlich hält.
Das alles ist Atheismus und dazu noch Verspottung des Wesen Gottes.
Schwäche des staatspolitischen Argumentes
Es ist dies überhaupt kein Argument, denn wenn Gott nicht wäre, warum sollte dann das Volk dazu verführt werden, an einen fiktiven „Gott“ zu glauben? Durch Betrug die Menschen von Sünde abzuhalten, ist an sich schon eine Sünde, welche die Frage aufwirft: „Wenn Gott nicht wäre, was wäre dann Sünde?“ In einer Welt ohne Gott müsste die Definition von Sünde geändert werden. So ist das Ziel, einen Glauben an Gott zu konstruieren, an sich selbst schon eine Sünde und dient dazu, das Volk in Ketten geistiger Sklaverei zu halten. Das riecht nach Atheismus, denn wenn etwas von seinem eigentlichen Ziel abgelenkt wird, so erlöscht die Aufmerksamkeit des Nachdenkens über seine Wirklichkeit.
Die erste Antwort
Die wahre Antwort auf die Frage: „Warum sollen wir an Gott glauben?“ lautet so: „Wir wollen an Ihn glauben, weil Seine Existenz eine wirkliche Tatsache ist.“
Wenn wir an anderen Tatsachen glauben, so geschieht das auch nicht immer mit der Absicht, einen Vorteil zu gewinnen, sondern wir glauben sie auch wegen ihrer tatsächlichen Gegebenheiten, und weil es Unsinn oder Wahnsinn wäre, den Glauben an eine Tatsache zu verweigern, nachdem man sie von glaubwürdigen Zeugen zur Kenntnis genommen hat. Wenn wir aber an kleinere Tatsachen glauben, ohne davon irgendeinen Vorteil zu erwarten, warum sollten wir uns dann verächtlich abwenden, wenn die wichtige Frage auf uns zukommt, wie die Erschaffung der Welt zu erklären sei?
Als die Menschen über die Kugelform der Erde und ihre Bewegung nachzudenken begannen, oder über die Entfernungen zwischen den Sternen, da hatten sie keinen anderen Vorteil im Auge als Befriedigung des Wissensdurstes und Erweiterung und Fortschritt der Naturwissenschaft. Wenn also jene Astronomen eifrig forschten und berechneten, ohne dabei schon im Voraus einen materiellen Gewinn zu ahnen, warum sollten wir dann nicht über das Wesen Gottes nachdenken? Diejenigen, die solches Nachdenken für überflüssig und zeitraubend erachten, verneinen gewissermaßen Gottes Existenz und verachten die geistigen Vorteile, die aus diesem Wissen erwachsen.
Darauf entgegnen die Atheisten: „Wenn jemand die Form und Bahn der Erde zu erforschen wünscht, so ist ihm das freigestellt, aber niemand zwingt ihn dazu - dagegen werden Menschen dazu verpflichtet, an Gott zu glauben, und man drängt sie dazu, hinsichtlich Seiner Person nachzudenken und zu forschen.“
Die zweite Antwort
Indes, dieser Einwand ist falsch: Die theologische Wissenschaft wird in derselben Weise verbreitet wie andere Wissenschaften auch. So wie alle Naturwissenschaften die großen Erforschungen jenen besonderen Menschen verdanken, die diesen Studien ihr ganzes Leben widmen, so ähnlich verhält es sich auch mit den Erkenntnissen um Gottes lebendige Wirklichkeit. Die Offenbarung von Gottes Wesen wurde jenen besonderen Menschen gegeben, die es verdienen, die vollkommene Kundgebung Gottes, des Allmächtigen, empfangen zu dürfen. Nachdem sie das Wissen der größten Wahrheit erhalten haben, luden sie die übrige Menschheit dazu ein, die Wahrheit ebenfalls anzunehmen und auch ihre Verkünder anzuerkennen.
Ohne Zweifel war nicht die ganze Menschheit mit der Erforschung der Erdform beschäftigt, aber nachdem ihre Kugelform bewiesen war, da zeigten sich allmählich doch alle bereit und fähig, diese Tatsache zu akzeptieren, so dass es heute mehr oder weniger unmöglich ist, in dieser Hinsicht etwas X-Beliebiges zu glauben.
Ähnlich verhält es sich mit der Theologie: Wenn einige Persönlichkeiten, von Liebe zu Gott erfüllt, Sein Wesen entdeckten, so obliegt es allen anderen Menschen, daran zu glauben, ganz gleich, ob sie darin einen Gewinn sehen oder nicht. Wenn nach den naturwissenschaftlichen Entdeckungen einiger Weniger die übrige Menschheit sich diesem Fortschrit zu fügen hat, warum wird dann hinsichtlich Gott gesagt: „Erzähl uns nicht von Gott, das ist doch ganz unwichtig“. Diejenigen, die von Gottes Wesen besonderes Wissen erworben haben, haben ein Recht und auch die Pflicht, dieses Wissen anderen Menschen mitzuteilen, und niemand hat das Recht, sich ihnen entgegenzustellen oder die Beachtung ihrer Wissenschaft als nutzlos oder überflüssig zu bezeichnen.
Die dritte Antwort
Mit dem Wissen um Gott werden die Eigenschaften der materiellen Dinge und Wesen genauer bewertet. Das Wissen um Gott fördert also sowohl den Fortschritt in der Naturwissenschaft als auch den in der höheren Weisheit. Wie kommt das?
Unwissenheit um Gottes Wesen führt zu Vielgötterei und diese hindert die Erforschung der materiellen Dinge und Wesen, die in der Vielgötterei vergöttert werden. Wenn Gottes Wille als die Ursache aller Dinge und Wesen anerkannt wird, dann können alle diese, zum Nutzen der Menschheit erschaffenen, Kräfte, Wesen und Dinge nicht mehr vergöttert werden. Sie bleiben nicht mehr „tabu“, auch nicht für die menschliche Erforschung wie z. B. Meteorologie, Astronomie und Astronautik.
Die vierte Antwort
Die Frage lautet nicht: „Warum sollen wir über Gottes Existenz nachdenken?“ Wir dürfen dieses Nachdenken nicht als unaufgefordert geringschätzen, sondern als Befolgung einer Aufforderung Gottes, Der uns durch Seine Botschafter zu Sich Selbst einlädt und unsere Aufmerksamkeit auf Sich lenkt. Wenn also von der anderen Seite eine Einladung kommt, so ist es nicht richtig zu fragen, warum wir Gottes Existenz erforschen sollten. Wenn wir dazu aufgerufen werden, so verschwindet die Frage mit unserer Anstrengung. Wenn auf einer Wanderung irgendetwas in unseren Weg kommt, dann können wir nicht sagen: „Warum sollen wir danach schauen?“, denn der Gegenstand war dort, bevor wir daran dachten. Wenn also Botschafter um Botschafter von Gott, dem Allmächtigen, gesandt werden, so ist es ganz bedeutungslos, danach zu fragen, warum wir Gottes Existenz beachten sollen. Diese Frage ist schon vollkommen dadurch beatwortet, dass wir Gottes Existenz beachten sollen, weil Sein Dasein Selbst Sich uns schon vorgestellt hat, und zwar in einer Art und Weise, die unmöglich ignoriert werden kann: Gott hat eine solche Kette von Boten zu uns geschickt, dass ein Atheist sagen kann, wir seien davon ermüdet und beleidigt. Und diese Kette wird fortgesetzt, solange Menschen fortfahren, Gott zu verwerfen und zu schmähen.
Zu allen jenen, welche die Ermahnungen Abrahamsas, Moseas, Jesuas, des Heiligen Propheten Muhammadsaw und des Verheißenen Messiasas ignorieren und nicht befolgen und Gott weiterhin verwerfen, zu solchen Leuten wird ein anderer Bote als Warner gesandt werden.
3. Wie kam der Gedanke an Gott zu den Völkern?
Auf diese Frage werden die Atheisten antworten: „Wenn Gott existieren würde, so hätte der Gedanke an Ihn durch Offenbarung zu den Menschen kommen müssen. Aber die Geschichte der Menschheitsentwicklung zeigt, dass die Idee der Existenz eines höheren Wesens stufenweise gewachsen ist, wobei das Erste aller Völker die Ihm schrecklich erscheinenden Wesen und Dinge anbetete. Gleich wie ein erschrockenes Kind zu quängeln und zu klagen beginnt, so begann der Mensch in seinem Schrecken vor irgendetwas zu flehen und zu schmeicheln und das war der Anfang des Gottesdiensts. Allmählich wurde die Idee um ein höheres Wesen fester und als der Mensch sein Wissen erweiterte, begann er immer höhere Wesen, Dinge und Kräfte anzubeten und die niedrigen zu vernachlässigen. Infolge des fortschreitenden Wissens wurden diese höheren Wesen als nicht-materiell begriffen, und die vordem angebeteten Dinge wurden als Kundgebungen dieser nicht-materiellen Kräfte und Mächte betrachtet, usw., bis schließlich die letzte Stufe erreicht war: Der Begriff von einem einzigen Wesen über allen anderen Dingen, Wesen und Kräften. So ist die Vorstellung von Gott vom Menschen geschaffen worden und nicht etwa wurde der Mensch von einem höheren Wesen erschaffen.“
Diese Philosophie behauptet ferner, die erste Wissenschaft in der Weltgeschichte sei die Astronomie gewesen, da Sonne und Sterne den menschlichen Geist am meisten fasziniert hätten und infolgedessen die Himmelskörper vor allen anderen Dingen und Wesen zu „Göttern“ erklärt worden seien. Ihre Bewegungen wurden beobachtet und studiert, um die göttlichen Absichten zu ermitteln. Als die Wissenschaft weitere Fortschritte machte, fühlte sich der Mensch von dieser Vorstellung nicht mehr befriedigt, und deshalb erklärten Priester die Himmelskörper zu Kundgebungen eines höheren Wesens.
Die Verfechter dieser Theorie behaupten deshalb, diese Entwicklung des menschlichen Denkens beweise, dass die Vorstellung von Gott ein Werk des menschlichen Bewusstseins sei und auf keiner weiteren Tatsache und auch nicht auf Offenbarung beruhe. Sie sagen: „Wenn es wirklich irgendeinen Gott gäbe und Er die Menschheit auf sich aufmerksam machen wolle, dann müsste in der Welt eine fertige Vorstellung von Gottes Wesen existiert haben.“
Dieser Einwand kommt allerdings aus einer falschen Betrachtungweise und verdient eine richtige Antwort. Jene Völker indes, die aus Furcht vor den heutigen Einwänden die Definition der Offenbarung abgeändert haben, machen sich die Antwort sehr bequem, indem sie sagen: „Die Idee, die ihr als unvollständig, und das Bild, das ihr als fehlerhaft beurteilt, ist sowohl durch Offenbarung als auch geistigen Fortschritt geschaffen worden. Am Anfang war die Idee, bzw. das Bild, nicht vollkommen, und deshalb hat Gott Sich in körperlichen Formen bekundet. Das wirklich Wertvolle ist aber der Kontakt mit Gott, so dass tatsächlich jeder Mensch in Wahrheit Gott verehrt und anbetet, wenn er z.B. eine Schlange, ein Skorpion oder einen Stern für einen Gott hält und mit guten Absichten anbetet. Ein solcher Mensch folgt damit einer Offenbarung, die seinem Verständnis angemessen ist. Wenn also am Anfang die Idee um Gott fehlerhaft war, so nicht deshalb, weil das menschliche Hirn diese Idee erfand, sondern weil das menschliche Gehirn seinerseits damals noch mangelhaft war und deshalb Gottes Wort noch nicht vollkommen empfangen konnte. Deshalb hat sich die Vorstellung von Gott dem menschlichen Denkvermögen gemäß entwickelt und Gottes Wesen hat Sich in verschiedenen Kundgebungen dem Menschen gezeigt.“
Daraus wird dann die Theorie abgeleitet, jedes Ding in dieser Welt sei eine Kundgebung eines höheren Wesens. Ganz abgesehen davon, ob diese Darstellung als starkes oder schwaches Argurment gelten kann, muss dazu folgendes gesagt werden: Wir, die wir an wörtliche Offenbarung glauben, können die oben zitierte Antwort an die Atheisten denselben nicht vorsetzen. Wenn Offenbarungen in Worten herabkommem, und ohne Zweifel kommen sie in Worten herab‚ so konnte Gott Sich der Menschheit in den frühesten Tagen in einer solchen Art und Weise vorgestellt haben, dass die Menschen erkannten, dass Gott andersartig ist als Seine Schöpfung und deshalb von dieser getrennt ist. Also brauchen wir eine andere Antwort. Aber bevor wir mit der eigentlichen Antwort beginnen, sollten wir den zu beantwortenden Einwand an seiner Wurzel packen. Wenn wir über diesen Einwand nachdenken, so finden wir, dass er aus zwei Teilen besteht:
1. Die Vorstellung von Gott entstammt aus Furcht und Staunen.2. Sie hat sich stufenweise entwickelt.
Wenn nun diese beiden Aussagen richtig wären, so müsste die durch menschliche Wesen entfaltete Gottesidee zeigen, dass die zuerst angebeteten Dinge diejenigen waren, die von der Menschheit gefürchtet wurden. Wenn wir darüber auch nur ein wenig nachdenken, so werden wir uns vergegenwärtigen, dass der Mensch am Anfang wilde Tiere fürchtete, die den damaligen Menschen den größten Schrecken einjagten, weil damals noch befestigte Wohnstätten fehlten. Und dennoch sehen wir, dass die Anbetung reißender Tiere nicht so verbreitet war wie die Verehrung von Reptilien. Die Anbetung der Schlange war am weitesten verbreitet, die der Löwen und Wölfe weniger. Schlangen greifen aus Verstecken an, Löwen aber offen. Der Löwe hat eine Stimme und einen großen Körper, die Schlange nicht, darin gleichen alle reißenden Tiere dem Löwen.
Wenn also der Gedanke an Gott mit Schrecken begonnen hätte und dann stufenweise gewachsen wäre, so hätten ganz zuerst Löwen, Tiger, Wölfe und Bären vergöttert werden müssen, aber die Anbetung dieser Tiere wird nicht in so vielen Ländern und auch nicht in so alten Überlieferungen gefunden. Das spricht allerdings für die Hypothese einer stufenweisen Entwicklung der Religion, aber nicht unbedingt dafür, dass diese Entwicklung durch Schrecken und Staunen ausgelöst worden sei. Das letztere wäre nur wahrscheinlich unter der wichtigen Voraussetzung, dass der Mensch plötzlich in der Welt auftrat und deshalb vor irgendwelchen schon vorhandenen Lebewesen oder Dingen erschrecken musste.
Aber diese Darstellung führt sogleich zwingend und direkt zu einer weiteren noch wichtigeren Voraussetzung: nämlich zu derjenigen der Existenz eines höheren Wesens, das die besondere Geburt des Menschen geplant und verwirklicht hatte. Daraus allein ergibt sich schon ein Beweis für Gottes Existenz und für Seine ganz besondere Erschaffung und Bestimmung des Menschengeschlechtes.
Aber gerade die Atheisten vefechten die Evolutionstheorie, sowohl hinsichtlich der Entstehung der Religion als auch des Menschen. Wenn nun aber der Mensch durch verschiedene Entwicklungsstufen aus dem Tierreich abstammen würde, so müssten wir annehmen, dass ihm nicht erst auf menschlichen Stufe und nicht urplötzlich Sonne, Mond und Sterne, Löwen, Tiger, Wölfe, Bären und Schlangen erschienen wären. Viel eher hätte er diese Dinge und Lebewesen doch schon auf seinen früheren Entwicklungsstufen gesehen sich an ihren Anblick und an ihre Gefährlichkeit gewöhnen können. Wenn also der „Mensch“ in seinen früheren Zuständen als Menschenaffe, Affe, Halbaffe oder sonst einem Tier mit der Lebensweise der Schlange schon vertraut war oder die Schlange sogar bekämpfte oder überlistete, wie wäre es dann möglich, dass er sie in seinem menschlichen Zustande aus Schrecken und Staunen zu vergöttern und anzubeten begann? Sie war ja dann nichts Neues für ihn, sondern seit Generationen etwas Gewohntes! Also wird die Theorie der „Entwicklung der Religion aus Schrecken und Staunen“ Auch durch die Theorie der „Entwicklung des Menschen dem Tierreich“ widerlegt, obschon diese beiden Theorien Töchter des Atheismus sind und mit- und nebeneinander propagiert werden!
Ob „von Schrecken und Staunen ausgelöst“ oder nicht, diese „stufenweise Aufwärtsentwicklung der Religion“ ist deshalb nicht wahr, weil sie mit materiellen Wesen und Dingen beginnt und mit einem von menschlichen Hirnen ersonnenen höheren Wesen endet, und weil die ganze Weltgeschichte gerade das Gegenteil beweist: Bei den ältesten der alten Völker finden wir das Wissen um den einzigen, einigen Gott.
Der Gedanke des ältesten Volkes an Gott
Die ältesten Urkunden aller Völker fand man in Mexiko, dessen Ureinwohner schon in ihrer frühesten Epoche an den Einen und Einzigen Gott glaubten. Sie nannten Ihn Avona Wilona,den Erschaffer aller Dinge, Wesen und Kräfte, den All-Umfassenden, den Vater aller Väter, den Allmächtigen, durch Dessen Idee eine Wachstumskraft aus dem absoluten Nichts geboren wurde und weiter anwuchs, bis sie die Form eines weiten Raumes oder einer Atmosphäre annahm. Dadurch offenbarte sich Gott als Licht. Diese Atmosphäre begann sich dann zusammenzuballen und daraus wurden Sonne, Mond und Sterne erschaffen.
Diese mexikanische Vorstellung ist uralt und dennoch den neuesten Ideen sehr ähnlich. Auch die christliche Lehre sagt, dass am Anfang Finsternis war, aus der dann die Welt gebildet wurde. Dasselbe lehrt auch der Islam. Seither haben Forschungen über Jahrtausende dasselbe bewiesen, worüber die moderne Naturwissenschaft folgendes sagt: Zuerst waren gasformige kleinste Teilchen, die ohne jede erklärliche Ursache zusammenkamen und sich zu Wolken ballten. Dann erhitzte sich in ihnen die dichteste Stelle und begann andere Teilchen anzuziehen, so dass die Sphäre sich vergrößerte und rundum wuchs, bis sie so weit wurde, dass sie in Stücke zerbarst, die zu Sonnen und Planeten wurden.
Alt-Babylonisches Wissen um Gott
Archäologen fanden ein Gebet eines alt-babylonischen Königs, das so lautet:
„O Ewiger König, Erschaffer aller Wesen, Du bist mein Erschaffer; O König Deiner Gnade gemäß, O allergnädigster Meister aller Gnaden [mit] Deinem weiten Königreich voll von Gnaden, zeige Du auch mir Deine Gnade, sei Du auch mir gnädig. Pflanze in mein Herz die Liebe für die Anbetung Deiner Göttlichkeit und was immer Du als gut erachtest, gewähre es mir, weil Du allein es bist, Der mein Leben in dieser Art gestaltet und eingerichtet hast.“
Welch große prophetische Idee aus diesem Gebete spricht! Der König sagte:
„Es ist möglich, dass ich etwas suche, was schädlich ist; deshalb, O Gott, gib mir das, was Du für mich vorziehst.“
Das ist ein Gebet eines Volkes, das als Götzendiener betrachtet wird.
Der Glaube der Hindus
Die Hindus glauben an einen Gott mit grenzenloser Macht. Sie nennen ihn Derona und sagen von ihm, dass er auch das Ungesehene kennt. Sie hüten eine alte Idee, die lehrt:
„Der Mensch eilt immer seinem Schicksal und Urteil entgegen, ganz gleich ob er stillsteht oder geht. Wenn zwei Menschen nebeneinander sitzen und einer dem anderen ins Ohr flüstert, vor König Derona ist nichts geheim, er weiß alles, er ist überall, als Schiedsrichter. Diese Erde gehört Derona und auch der Himmel mit seiner weiten Atmosphäre ist sein Reich. Wenn ein Mensch über die Himmel hinaus rennen könnte, so könnte er es doch nur mit der Vollmacht von Derona.“
Der Glaube der Ureinwohner Afrikas
Auch die Ur-Afrikaner wussten einst um ein höheres Wesen und in ihren Überlieferungen finden sich noch Spuren dieses Wissens. Aber infolge ihrer noch ungenügenden Denkfähigkeit vergaßen sie mit der Zeit vieles von dem, was sie einst (durch Offenbarung) gelernt hatten. So glaubte einer ihrer Stämme an die Existenz eines höheren Wesens, das alles in der Welt erschaffen habe, und das sie Nyongmo nannten.
Die Zulu, ein früher wilder Stamm in Südostafrika, glauben an einen unsichtbaren Gott, den sie als den „Vater der Welt“ betrachten undUnkulunkielu nennen. Ähnlich ein anderer wohlbekannter Stamm Afrikas, die Nyambi.
Der Glaube der Ur-Australier
In Australien, das bis ins 16. Jahrhundert unentdeckt und von der übrigen Welt absolut isoliert geblieben war, glaubten die Aranta an einen Gott, der im Himmel lebt, und den sie Altschira nannten und als einen geduldigen und nachsichtigen Gott ansahen, der nicht stirbt und „deshalb keiner Verehrung und Anbetung bedarf.“
Der Glaube der Nordamerikaner
Die Ureinwohner Kanadas und fast ganz Nordamerikas glaubten an einen einzigen Gott. So zeigt der Glaube an die Existenz eines allmächtigen unsichtbaren Gottes bei so frühgeschichtlichen und wilden Völkern, dass die Idee um Gott nicht stufenweise entstanden sein kann, sondern durch Offenbarung gegeben worden sein muss.1
Diese beispielhaften Feststellungen aus allen fünf Kontinenten werden allgemein anerkannt, aber viele Europäer erheben dagegen folgenden Einwand: „Diese Forschungsergebnisse beweisen zwar, dass sehr alte Völker schon an einen unsichtbaren, allmächtigen Gott glaubten, aber trotzdem fehlt der Beweis dafür, dass dieser Glaube schon vorher existierte und durch Offenbarung entstanden ist.“ Sie beharren also auf ihrer Theorie der „stufenweisen“ Entwicklung des Glaubens an den Einzigen Gott.
Unsere Antwort darauf lautet
1. Wenn wir die ältesten aller Völker und die Überlieferungen der wildesten aller wilden Stämme studieren, so entdecken wir in ihnen allen die Idee der Offenbarung. Sie glaubten bzw. glauben, dass ihr grundlegendes Gesetz ihnen von Gott offenbart worden ist. Da diese Völker und Stämme von der Wesensart der Offenbarung nichts wissen, so kann der Gedanke an die Offenbarung nicht stufenweise entstanden oder gar ausgedacht worden sein, sondern er kam durch die Offenbarung selbst in uralten Zeiten. Auch die Vedas (die religiösen Bücher der Hindus) zeigen, dass die Idee, dass die Religion oder die Gesetze von oben herabkommen, uralt ist. In Australien wurden wilde Stämme im primitivsten Zustande gefragt, warum sie auf gewisse Riten achteten. Sie antworteten, Nurrendior (Gott) habe ihnen das befohlen. Auch in Amerika glaubten sehr alte Stämme, dass ihre grundlegenden Gesetze durch Offenbarung mitgeteilt worden waren. Diese Zeugnisse zeigen, dass diese Ideen nicht durch stufenweisen Fortschritt entstanden waren, sondern in jedem Volk von besonderen Menschen verbreitet wurden, die sich selbst als Empfänger von Offenbarungen vorstellten. Solche Männer mögen als falsch oder betrügerisch herabgesetzt werden, aber niemand kann sagen, diese Ideen seien das Ergebnis stufenweiser Entwicklung.2. Archäologische Funde zeigen, dass viele Völker, die jetzt polytheistische Ideen haben, zuerst den Einzigen Gott anbeteten. In China entstanden immer mehr Götzen, weil man nicht nur jedem Element einen „Gott“ zuschrieb, sondern im Laufe der Zeit auch jedem einzelnen Ding, das sich irgendwie auf eines der Elemente bezieht, z. B. nach dem Feuer auch dem Herd, dann auch dessen Eisenplatte, usw.. Auf diese Weise diversifizierten und verbreiteten sich die Götzen immer weiter. In Indien geschah dasselbe. Nach vorsichtiger Schätzung gibt es dort 330 Millionen Götzen, aber in ältester Zeit wurde dort nur der Einzige Gott angebetet. Gleichartige Spuren wurden in der Geschichte Babylons gefunden. Diese Geschichte ist sehr alt und zeigt ebenfalls, dass schon in ältester Zeit die Idee um den einzigen Gott im Volke lebendig war.3. Die Theorie, nach der die Idee um den einzigen Gott erst in einem späteren Zeitabschnitt in die Köpfe der antiken Rassen gekommen sei, ist unlogisch, denn es ist eine bekannte Tatsache, dass bei allen Arten von Ideen (und Moden) immer die neuesten am meisten geschätzt werden, und dass in der zeitlichen Reihenfolge der „Götter“ immer der neueste am meisten angebetet wurde. Nun geht aber aus der Geschichte der alten Völker deutlich hervor, dass sie die Idee um den Einzigen Gott schon besaßen und trotzdem viele Götzen anbeteten. Wenn die Theorie, nach der die Idee um den Einzigen Gott stufenweise entstanden sein soll, richtig wäre, so müssten alle alten Völker schließlich den Einzigen Gott angebetet haben und eben nicht mehrere „Götter“. Gerade das Gegenteil geschah: Antike Völker beteten bis zuletzt immer kleinere und spezialisiertere „Götter“ an, während die Anbetung und die Bitten an den Einzigen Gott nur noch ganz selten in irgendeinem Stamm gefunden werden, obwohl der Gedanke an Ihn überall mehr oder weniger undeutlich weiterlebt.
Alle diese Forschungsergebnisse widerlegen also die Theorie der stufenweisen Entstehung oder Konstruktion des Glaubens an Gott. Diese Theorie kann außerdem noch in anderer Weise widerlegt werden, nämlich durch Schlussfolgerung aus heutigen Gebräuchen. Betrachten wir z. B. diejenigen gewisser muslimischer Volksmassen in verschiedenen Ländern. Da werden Gräber, Bäume, Djinns, Geister, Sterne angebetet, und zwar von Nachkommen derjenigen, die für die größte Wahrheit „La ilaha ill Allah“(Niemand ist anbetungswürdig außer Allah) ihr Leben opferten!
Kann aus dieser Verirrung gefolgert werden, dass diese Völker zuerst polytheistisch waren und dann später allmählich und stufenweise an den Einzigen Gott zu glauben begannen? Sogar die Gegner des Islam geben zu, dass diese Religion zuallererst aus dem Wissen um Gottes reine Einzigkeit und Einigkeit gegründet wurde, und dass alle ihre Lehren jede Spur von Vielgötterei verbieten, und dass diese Lehren dann im Laufe der Zeit etwas vernachlässigt wurden, was zu entarteten Gebräuchen führte.
Wenn die Weltgeschichte uns ein Volk (die Muslime) vorstellt, das aus dem Glauben an Gottes reine Einzigkeit und Einigkeit geboren wurde und später z. T. doch in den Abgrund der