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Übersetzung und umfangreiche Überarbeitung der Originalausgabe aus dem Jahr 1924 von Philip Gosse, THE PIRATES' WHO'S WHO - DAS WHO’S WHO DER PIRATEN - EINZELHEITEN ÜBER DAS LEBEN UND STERBEN DER PIRATEN UND FREIBEUTER, mit einer allgemeinen Einführung ins Piratenleben. Alphabetische Auflistung berühmter und berüchtigter Piraten und Freibeuter, Daten und Fakten, mit teils ausführlicheren Schilderungen des Lebens - und auch des oft sehr frühen Todes - dieser Schrecken verbreitenden Seeräuber. Bebildert, mit vielen Ergänzungen und Erläuterungen. Kein reines Who's Who, kein allgemeines Sachbuch, kein Roman, eher eine Mischung aus allem - wie ein Buch zu lesen, auf der Basis des alten Klassikers von 1924.
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Seitenzahl: 611
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In einem ehrlichen Gewerbe gibt es wenig Gemeinsamkeit, schlechte Bezahlung und harte Arbeit;
in der Piraterie aber, Freude und Behaglichkeit, Freiheit und Macht; und wer würde sich nicht dafür entscheiden,
wenn im schlimmsten Fall alle Gefahr darin besteht,
ein-, zweimal das Gesicht zu verziehen, wenn sich der Strick zuzieht.
Nein, ein fröhliches Leben und ein kurzes, soll mein Motto sein!
Frei nach dem berüchtigten Piraten Bartholomew Roberts
Nach dem Werk von Philip Gosse aus dem Jahr 1924
The Pirates‘ Who’s Who – Giving Particulars of the Lives and Deaths of the Pirates and Buccaneers
Ins Deutsche übersetzt und überarbeitet.
Bebildert, mit vielen Ergänzungen und Erläuterungen.
Erstausgabe des Originals: 1924
BURT FRANKLIN: RESEARCH & SOURCE WORKS SERIES 119
Essays in History, Economics & Social Science 51
BURT FRANKLIN, NEW YORK
Published by BURT FRANKLIN
235 East 44th St., New York 10017, USA
Library of Congress Catalog Card No.: 68-56594
Burt Franklin: Research & Source Works Series 119
Essays in History, Economics & Social Science 51
Vorbemerkungen zum Inhalt des Buches (ergänzt)
Die verschiedenen Namen für die Räuber der Meere (ergänzt)
Ränge und Funktionen auf einem Piratenschiff (ergänzt)
Informationen zum Autor der englischen Originalausgabe (ergänzt)
Vorwort von Philip Gosse (aus der Originalausgabe)
Das Who’s Who der Piraten
Einige berühmte Piratenschiffe und ihre Kapitäne (aus der Originalausgabe)
The Trial at Cape Cost Castle 1722 (ergänzt)
Hinrichtungen auf dem Boston Neck (ergänzt)
Hinrichtungen auf dem Execution Dock (ergänzt)
Jolly Roger – die Seeräuberflagge (ergänzt)
Weibliche Piraten (ergänzt)
Zur Geografie (ergänzt)
Erklärungen zu Orten, Namen, Begriffen (ergänzt)
Weltkarte
Buchstabe A
Buchstabe B
Buchstabe C
Buchstabe D
Buchstabe E
Buchstabe F
Buchstabe G
Buchstabe H
Buchstabe I
Buchstabe J
Buchstabe K
Buchstabe L
Buchstabe M
Buchstabe N
Buchstabe O
Buchstabe P
Buchstabe Q
Buchstabe R
Buchstabe S
Buchstabe T
Buchstabe U
Buchstabe V
Buchstabe W
Buchstabe X kein Eintrag
Buchstabe Y
Buchstabe Z
Eine Seite des Logbuchs von Captain Dampier
Ein Pirat wird zur Aussage „gepresst“
Ein Pirat wird auf dem Hinrichtungs-Dock in Wapping (London) gehängt
Anne Bonny und Mary Read, der Piraterie für schuldig befunden. Jamaika, 28. November 1720
Kapitän Bartholomew Roberts
Viele, nicht im Originalwerk vorhandene Illustrationen, sind im Buch verteilt.
Inhaltlich handelt es sich im Wesentlichen um eine Übersetzung des englischen Originals von Philip Gosse aus dem Jahr 1924.
Ursprünglich sollte es nur eine reine Übersetzung werden, dabei wurden aber Fehler und Ungereimtheiten festgestellt, die es schwer gemacht hätten, diese einfach zu ignorieren. Sie wurden – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – soweit möglich und erkennbar, korrigiert, gelegentlich auch ohne besondere Kennzeichnung. Man muss in diesem Zusammenhang natürlich die Verhältnisse und Möglichkeiten der Zeit in Betracht ziehen, in der das Originalbuch entstanden ist.
An vielen Stellen sind darüber hinaus weitere Kommentare oder Wissenswertes, mit „*)“ markiert, hinzugefügt worden oder befinden sich in Klammern (* …) im Text. Bei manchen Einträgen wurde nachrecherchiert und die Ergebnisse als Ergänzung hinzugefügt. Auch wurden ganze Kapitel, die im Zusammenhang mit der Piraterie und im Sinne dieses Buches von Interesse sind oder das Werk abrunden, neu aufgenommen.
Manche Textstellen sind in einem anderen Sprach- oder Kulturraum als dem angloamerikanischen, oft nicht sofort verständlich. Dies trifft auch zu, wenn man kein ausgemachter Experte in Sachen Piraterie ist. Hier bedurfte es der einen oder anderen Erklärung. Auch wären Aussagen des Originalautors, an mancher Stelle, ohne spezielle Anmerkungen dazu, nicht immer deutlich.
Die Einträge im Who’s Who – auch unabhängig von der Bedeutung der einzelnen Charaktere – schwanken zwischen eher umfangreich und sehr rudimentär. Das Buch kann und will auch nicht – sowohl im Original als auch in der hier vorliegenden, ergänzten Version – die vollständige Geschichte der Piraterie, wenngleich auch zeitlich eingeschränkt, abdecken. Vieles, was wir von Piraten wissen oder zu wissen glauben, hat ohnehin nie so stattgefunden. Literarisch hat man selten der Fantasie mehr freien Lauf gelassen, als bei der Piraterie, von den Hollywoodfilmen einmal ganz abgesehen.
Das Buch ist weder ein reines Who’s Who der Piraten, noch eine allgemeine Schilderung des Piratenlebens, eher eine Mischung aus beidem. Insofern wurden – neben notwendigen Korrekturen – Ergänzungen und Erläuterungen nur soweit vorgenommen, um sich nicht zu weit vom Charakter eines Who’s Who, mit eher eingeschränkten Detailinformationen, zu entfernen.
Andererseits, da sich dieses „Who’s Who“ eben nicht nur auf stichwortartige Beschreibungen beschränkt und mit vielen Anekdoten gespickt ist, kann man es sehr wohl – anders als ein Lexikon – wie ein Buch lesen und bekommt insgesamt einen guten Eindruck, was das Leben – und nicht zu vergessen das oft frühe Sterben – dieser Räuber der Meere angeht und wie die Dinge im Großen und Ganzen abgelaufen sind.
Dies liegt nicht zuletzt auch an dem umfangreichen Vorwort, welches dem Who’s Who der Piraten vorangestellt ist und nun auch an den zahlreichen, vorgenommenen Ergänzungen. So findet man viele Mosaiksteine, die mal hier und mal da ins Gesamtbild passen, und hat man es einmal zusammengesetzt, ist das Bild der Piraterie wesentlich plastischer, bleibt dabei aber realistischer und somit glaubhafter, obwohl sich auch dieses Werk, nicht von der dazugehörigen Mystik befreien kann.
Orte von Herkunft der Handlungen springen, weit über die Weltkarte verteilt, hin und her. Dies muss notgedrungen so sein, denn die Piraten sind, wie in einem Who’s Who üblich, rein alphabetisch sortiert. Soweit dies möglich war, wurden eine Reihe von Ortsnamen geografisch zugeordnet und Anmerkungen dazu zu gemacht. Weiterhin gibt es viele Plätze mit gleicher oder ähnlicher Bezeichnung, die es galt auseinander zu halten.
Damit sich Ergänzungen, bei Orten, Namen oder Begriffen, nicht endlos wiederholt durch das Buch ziehen, wurden einige davon in Anhängen am Ende des Buches separat zusammengefasst und die entsprechenden Stellen im Text mit „(*A)“, für „Anhang“, gekennzeichnet. Vielleicht fügt der Leser dazu auch, evtl. temporär, ein Lesezeichen auf Seite → ein.
Dies mag, besonders bei häufiger Wiederholung, übertrieben erscheinen, aber wer sich dort einmal entsprechend informiert hat, wird dann, beim weiteren Lesen des Buches oder bei gezielter Stichwortsuche, auf weiteres Nachschlagen im Anhang verzichten können. Letztendlich ist es auch unklar, wo der Leser – besonders bei einem Who’s Who – in den Text einsteigt.
Man kommt an jeden wichtigen Platz in der Geschichte der Piraterie, ob in die Jagdgründe auf den Meeren oder an Land, Verstecke, Häfen, Festungen, Gerichtsgebäude oder berüchtigte Hinrichtungsstätten. Der Charakter der einzelnen Hauptpersonen schwankt vom Gentleman und pfauenhaften Modenarren, bis hin zu blutrünstigen Monstern und in ihrer Grausamkeit pervertierten Gesellen, wobei die Taten Letzterer das Lesen stellenweise nicht immer einfach machen. Manche Passagen enthalten widerliche Grausamkeiten, andere regen eher zum Schmunzeln und stellenweise gar zum Lachen an. Wie bei vielen, eher ernsthaften Dingen oder Geschehnissen, fehlt auch hier die Komik nicht.
Um das Lesen flüssiger zu gestalten, wurde gelegentlich auf eine etwas freiere Übersetzung oder eine andere Textstruktur ausgewichen, ohne aber dabei den Inhalt zu verfälschen.
Einige ethnische Bezeichnungen entsprechen nicht mehr der heutigen sprachlichen Etikette. Dies wurde aber, im Sinne eines historischen Buches, so belassen.
Wer ist Pirat, Freibeuter, Korsar oder Kaperer? Nicht nur, dass die Grenzen selbst verschwimmen, auch Anlass und individuelles Verhalten bringen die Dinge durcheinander, und vieles hat sich im Laufe des Lebens eines Seeräubers verändert.
Egal ob Pirat, Freibeuter und schließlich auch die großen Entdecker, die große Triebfeder, war meist die Gier nach Reichtum, ob auf „eigene Rechnung“ oder im Auftrag. Nicht selten waren unter den Freibeutern aber auch große Entdecker oder Weltumsegler.
Im Englischen ist der Begriff ‚to go on the account‘, als Ausdruck für „Pirat werden“, in den Sprachgebrauch eingegangen. Dies ist schwer 1:1 zu übersetzten; leichter wird es mit der Variante ‚to go on his own account‘, wenn der Pirat „auf eigene Rechnung loszieht“, entweder weil er sich von einem anderen Piraten trennt oder sich, der Plackerei auf einem Handelsschiff müde geworden, vermeintlich leichterer und ertragreicherer Aktivitäten in der Piraterie zuwendet, mit eigenem oder gestohlenem Schiff.
Freibeuter, weil mit offiziellen Urkunden ausgestattet, sind doch nicht deshalb keine bösen Piraten, weil sie im Auftrag eines Landes gehandelt haben, um dem einen oder anderen in der großen Welt und Handelspolitik zu schaden und dabei nicht nur raubten, sondern auch grausam mordeten.
Diese Freibeuter haben sich auch oft vom strikten Auftrag weit entfernt, wie seriös oder dubios dieser ursprünglich auch war. Darüber hinaus ging man häufig – und parallel dazu – Piratenabenteuern „auf eigene Rechnung“ nach oder hat große Teile der Beute unterschlagen. Manche Piraten wurden gar nachtäglich zu Freibeutern, vollkommen begnadigt und gelegentlich als Nationalhelden gefeiert.
Die ganz großen, maritimen Unternehmungen, verbunden mit bedeutenden Entdeckungen, wie wir sie von Wafer oder Dampier kennen, waren zunächst nur mit offizieller Hilfe, durch Königshäuser oder privat finanziert möglich. Sie führten letztendlich aber auch nur dazu, dass der Weg geebnet wurde, um später in den Kolonien erst recht mit verbrecherischen Handlungen und Plünderungen loszulegen.
Wenn man als Pirat während der amerikanischen Unabhängigkeitskriege hauptsächlich den Engländern geschadet hat, war man amerikanischer Nationalheld und in England ein Verbrecher. Wenn die Engländer ihre Kriminellen zur See rausgeschickt haben, um anderen Nationen zu schaden, war man bei den Geschädigten Pirat und wurde in England zum Ritter geschlagen.
Unterschiedlich ist auch das Verhalten der einzelnen Seeräuber selbst.
Da hat mancher Pirat – wenn auch eher selten – seine Gefangenen gut behandelt und nur die Beute mitgehen lassen, während selbst die Freibeuter, in blutrünstigem Wüten, die Leute abgeschlachtet haben.
Manch ein Gebaren hat sich auch erst vor Ort ergeben und war abhängig von Gegenwehr und hartem Kampf, mit oft hohen Verlusten auf beiden Seiten.
Nicht selten waren Piraten sehr intelligente Menschen, aus bestem Hause und mit hoher Bildung, hervorragende Seeleute und gute Taktiker, die auch mit einem sehr kleinen Schiff, aber mit großer List und Tücke, ihrem Geschäft nachgingen. Manche Kriegsschiffe, mit vielen Kanonen und mit einer großen, schwer bewaffneten Mannschaft ausgestattet, hatten so gesehen eigentlich deutliche Vorteile, die aber auch nicht immer eine Niederlage abwenden konnten.
Viele Piraten wurden, aufgrund ihrer Erfahrung, später als „ehrliche“ Männer auf den Schiffen der Herrschenden eingesetzt. Andere hatten sich entweder unerkannt oder offen, dann meist unter Zahlung von Schmiergeldern an die Obrigkeit, ins Privatleben zurückgezogen.
Das Schicksal der meisten Piraten endete aber schon in jungen Jahren am Galgen, wenn sie nicht schon vorher im Kampf oder an Krankheiten gestorben sind. Viele haben sich auch totgesoffen, sind ertrunken und nicht wenige davon wurden von den eigenen Kameraden über Bord geworfen.
Die englischen Begriffe wie ‚pirat‘, ‚privateer‘, ‚buccaneer‘, ‚filibuster‘, ‚freebooter‘, ‚sea-robber‘, ‚sea-rover‘ oder ‚corsair‘ korrekt zu übertragen, ist etwas problematisch, da sich das einerseits nicht immer klar abgrenzen lässt, besonders aber deshalb, weil man für die verschiedenen Arten der Freibeuter ‚buccaneer‘, ‚privateer‘, ‚filibuster‘, ‚freebooter‘ im Deutschen nur den Sammelbegriff „Freibeuter“ kennt, bzw. das eingedeutschte Wort „Bukanier“, für ‚buccaneer‘, kaum bekannt ist.
Es ist aber wichtig, hier zu unterscheiden, da es schon einen Unterschied macht, wie, warum und in wessen Auftrag man unterwegs war. Dies betrifft dann auch die damit zusammenhängenden Benennungen von Schiffen und die Beschreibung von Handlungen.
Um nun Übersetzungen wie z. B. „Privat-Freibeuter“ für einen ‚privateer‘ oder ein Wort wie „Bukanier“ für einen ‚buccaneer‘ zu vermeiden, wurden im Buchteil des eigentlichen Who’s Who, die englischen Begriffe bei den verschiedenen Freibeutern – ‚buccaneer‘, ‚privateer‘, ‚filibuster‘ und ‚freebooter‘ – in Klammern hinzugefügt, dies gilt auch für davon abgewandelte Wortformen, bei Schiffen und Handlungen.
Die Unterscheidungen dieser Freibeuter-Begriffe sind, zusammen mit den anderen Varianten der Räuber der Meere, am Ende dieser Vorbemerkungen, grob zusammengefasst und erläutert.
Im Originalwerk werden Schwerpunkte gesetzt, auch zeitlich, die wohl aus dem Blickwinkel eines englischen Autors gesehen werden müssen. Bei manchen Namen findet sich lediglich eine sehr kurze Beschreibung, während auf andere ausführlicher, teils mit sehr einprägsamen Anekdoten, eingegangen wird.
Weiterhin findet eine Konzentration auf bestimmte Regionen und eine starke, zeitliche Eingrenzung auf die Blütezeit der Piraterie, ‚The Golden Age of Piracy‘ (das goldene Zeitalter der Piraterie, ca. 1650 bis 1730), statt.
Im Buch trifft man auch auf einen alten Bekannten. Selbst wer sich nicht für die Piraterie interessiert, kennt ihn bestimmt: Alexander Selkirk, besser bekannt als ‚Robinson Crusoe‘, die Hauptfigur in dem gleichnamigen Roman Daniel Defoe.
Man lernt einige realistischere Fakten über sein Schicksal kennen, insbesondere wie er auf die Insel kam und wer ihn eines Tages von dort – alleine und ohne einen Gefährten, genannt Freitag – gerettet hat.
Das Leben auf den Piratenschiffen, zumindest wenn man lange draußen auf See fuhr, war selten eine romantische Kreuzfahrt zwischen Trauminseln.
Wind und Wetter setzten ihnen zu, Riffe und Felsen lauerten auf unbekannten Routen, und die Gefahren in vielen Kämpfen, insbesondere wenn Kriegsschiffe sie gestellt hatten, lauerten überall.
Selbst untereinander schnitt man sich oft genug die Kehle durch. Da konnte manch ein Pirat, der es bis zum 30sten Lebensjahr geschafft hatte, bevor er unter dem Galgen stand, schon auf ein überdurchschnittlich langes Leben zurückblicken, gemessen an der sonst üblichen Lebenserwartung.
Und dass die Piraten immer auf großen, stolzen Schiffen gefahren sind, ist eine Suggestion aus Hollywoodfilmen.
Es war oft ein weiter und mühsamer Weg für die Piraten, sich vom Kanu zur 500-Tonnen-Galeone hochzuarbeiten, wobei viele nur auf einer kleinen Schaluppe auf See waren, bevor sie für immer im Meer schwammen oder am Galgen endeten.
Wer denkt bei piratischen Abenteuern schon gerne an Pflege und Hygiene – für Mannschaft und Schiff. Auch während dem „Goldenen Zeitalter der Piraten“ waren die Gesundheitsrisiken für die Mannschaft oft größer, als die Chance auf große Beute.
Die Schiffe waren schwer sauber zu halten, besonders da der Vorrat an frischem Trinkwasser viel zu kostbar und oft bis auf den allerletzten Tropfen weg war, bis man wieder an Land konnte.
Eine ordentliche Reinigung oder gar ein Bad, waren meist so unbekannt wie neue Kontinente. Kein Wunder, dass man bei Regen nicht immer in Deckung ging, sondern sich, auch der stinkenden Kleidung wegen, in voller Montur auf Deck stellte.
Links: das Piratenschiff Queen Ann’s Revenge
Das Trinkwasser konnte, besonders in den vorhandenen Gefäßen, nicht über lange Zeit frisch und sauber gehalten werden und war bald modrig und abgestanden.
Deshalb wurde das Wasser oft mit Alkohol vermischt, um den Geschmack und Geruch zu übertünchen, was dazu führte, dass viele Piraten gleich den Rum als Durstlöscher bevorzugten. Oft kam ein Pirat – auch nicht nur annähernd – an die gebotene Menge Trinkwasser pro Tag.
Der Toilettengang ging ins Meer, durch irgendwelche Löcher oder direkt über die Reling, und im Falle des Kapitäns, der seine Kabine hatte, erst in den anschließend ausgeschwenkten Nachttopf. Reinlichkeiten drum herum, eher spärlich.
Und wie Anne Bonny oder Mary Reed damit zurecht gekommen sind, und dabei nicht gleich als weibliche Piraten erkannt wurden, bleibt jedermanns Fantasie überlassen.
Das Essen bestand, wegen Haltbarkeit und Konservierung, aus trockenen Nahrungsmitteln wie Biskuits, Bohnen oder gesalzenem Fleisch. Darüber hinaus hatte man Lebendvieh an Bord, das aber selbst wieder für ausreichenden Dreck und Krankheiten sorgte.
Fisch gab es im Überfluss, im Gegensatz zu Vitaminen in Form von Früchten und Gemüse, was sehr problematisch war, denn bereits nach zwei Monaten Vitaminmangel, treten die Krankheitserscheinungen des Skorbuts auf.
Gingen dann auch noch die Essensrationen zu Ende, aß man auch schon mal Menschenfleisch. Die Piratenkapitänin Charlotte de Berry, aß mit ihrer Crew nicht nur zwei der Sklaven an Bord, sondern bei der Gelegenheit auch ihren Ehemann. Charlotte de Berry und ihre Geschichte sind aber wohl nur Fiktion.
Herz, das heisst Menschenherz, wurde auch gegessen – allerdings nur zur Einschüchterung – wie hier im Buch zu erfahren.
Die Mannschaft von Sir Henry Morgan machte sich in der Not über ihre ledernen Tornister her, die sie vorher mit Steinen weichschlugen.
Die Kombination von schlechter Nahrung, mangelnder Hygiene und oft auch nasser Kälte, bei engsten Behausungsverhältnissen, war Grund von Entstehung und schneller Ausbreitung von Krankheiten. Neben dem vom Vitaminmangel verursachten Skorbut, gab es Anfälle von Gelbfieber, Malaria oder Ruhr.
Wunden konnten oft nur schlecht versorgt werden und Wundbrand oder Blutvergiftungen waren die Folge. Falls überhaupt ein halbwegs geeigneter Arzt an Bord war, waren kaum Räumlichkeiten vorhanden, die dann meist auch noch dunkel waren und dreckig wie der Rest des Schiffes.
Aber auch die Schiffe selbst hatten oft arg gelitten. Das Piratenschiff Cygnet, auf dem zweitweise auch ein nicht geringerer als Dampier gefahren war, kam gerade noch in die Nähe von Land, bis der völlig marode Kahn, an seinem Ankerplatz in Madagaskar, langsam im Meer versank.
Dampier, immerhin einer der berühmtesten und erfolgreichsten Weltumsegler, stand nicht nur einmal auf den Planken eines solchermaßen verkommenen Schiffs.
Am letzten Tag im Jahr 1700 sichtete er die Küste von Neu Guinea. Seine von Skorbut geschwächte, eigentlich meuternde Mannschaft, nahm noch einmal alle Kraft zusammen und arbeitete Tag und Nacht an den Pumpen und schaffte es, am 21. Februar 1701, bis zur Insel Ascension, auch Himmelfahrtsinsel genannt.
Dort fiel die Roebuck auseinander, ihr Holz war verrottet und mit Seepocken bedeckt.
Während das Schiff versank, rettete die Mannschaft noch einige Habseligkeiten und wartete auf der trostlosen Insel, bis sie, am 3. April, von englischen Kriegsschiffen gerettet wurden.
So verwundert es nicht, dass Alkohol an erster Stelle der Vergnügungen, sowohl an Bord des Schiffes, als auch an Land stand, dies allerdings auch aus einem anderen Grund:
Wenn Piraten dem Alkohol nicht bedingungslos zugesprochen hatten, so waren sie in den Augen der Kameraden schnell verdächtig. Es war die beste Vorbereitung für eine Meuterei und die Übernahme des Schiffes, wenn man selbst für eine Weile nüchtern blieb.
Und schließlich erwarteten die Piraten, für vielerlei Vergehen oder bestimmtes Fehlverhalten, harte und schwere, meist körperliche Strafen, wenn man nicht gleich umgebracht wurde. Da war das Aussetzen in einem Boot auf offener See oder auf einer kleinen Insel, oft das kleinere Übel.
Ausgesetzter Pirat
Die Piraterie ist unter vielerlei Gesichtspunkten schwer einzuordnen. Sie ist auch kein Phänomen einer bestimmten Epoche, nur Art und Weise der Bereicherung haben sich mit der Zeit geändert; der kleine Mann und die Großen im Spiel der Gaunereien, legalisiert oder nicht, sind geblieben, und den Piraten und Freibeutern, werden mittlerweile Briefmarken gewidmet.
Links: Anne Bonny und Mary Read – rechts: William Dampier
Den Seeweg am Horn von Afrika hatten somalische Piraten in jüngster Zeit wieder zum gefährlichen Gewässer gemacht. Bevor die Kriegsschiffe kamen, hat man zeitweise lange Ausweichrouten, um das Kap der Guten Hoffnung herum, in Kauf genommen, wie zu Zeiten, als der Suezkanal, noch nicht gebaut war.
Zusammengefasst: Für den am Thema interessierten Leser sollte das Originalwerk von 1924, in der hier vorliegenden, korrigierten und ergänzten Übersetzung, sowie die eingefügten, zusätzlichen Kapitel, ein Beitrag zum Verständnis der Piraterie sein, neben den oft schwärmerisch ausgeschmückten, zwischen Fakten und Fabel, sowie Realität und Mystik, angesiedelten Romanen oder Verfilmungen und – vielleicht – eine Schatzgrube, das eigene Wissen zu erweitern.
P. S.: Piraten hatten übrigens keine sprechenden Papageien dabei, besonders keine, die verraten haben, wo ein Schatz vergraben liegt.
Edward Teach, auch Blackbeard genannt. Erst Freibeuter (privateer) dann Pirat.
Piraten (pirates): Verbrecher, die sowohl Schiffe, als auch Opfer an Land überfallen haben. Sie sind Mörder, Diebe, Lösegelderpresser, gewalttätige und einschüchternde Lumpen, die selten etwas mit den Figuren in romantischen Filmen gemein haben. Dass manche Seeleute wegen ungerechter Behandlung auf Handelsschiffen Piraten wurden, ist einerseits richtig, andererseits aber kein Anlass für Verständnis, wenn sie sich später gegegenüber ihren ehemaligen „Leidensgenossen“ so brutal verhalten haben.
Das Wort „Pirat“ wird umgangssprachlich auch als genereller Überbegriff für alle Seeräuber gebraucht. Ihre Schiffe hatten sie in der Regel gestohlen oder durch Meuterei übernommen, wobei sie sich hinsichtlich deren Größe und Ausstattung, durch die Kaperung neuer Beuteschiffe, nach oben arbeiteten.
Der im Zusammenhang mit Kaperfahrten verwendete Begriff ‚to go on the account‘, ist primär auf den Typ des reinen Piraten gemünzt, der in die eigenen Taschen arbeitet.
Freibeuter (buccaneer): Der Begriff ‚buccaneer‘, deutsch „Bukanier“, steht für eine spezielle Art von Piraten. Diese waren, hauptsächlich im 17. Jahrhundert, gegen die Spanier unterwegs, im Auftrag der Herrschenden fremder Nationen, die dem Handel der Spanier und deren Besitzungen schaden wollten. Sie wurden von diesen entweder direkt oder über Gouverneure vor Ort ausgestattet, hatten allerdings auch oft schon ihre „eigenen“ Schiffe. Ihre Raubzüge galten so oft Zielen an Land.
In der englischen Sprache wird dieser Name auch als Oberbegriff für alle Freibeuter oder Piraten verwendet, ausgehend von den englischen Siedlern auf Jamaika, die dieses Wort, ab dem Jahr 1684 herum, so gebrauchten.
Die englische Krone stellte diesen Freibeutern Kaperbriefe aus, was deren Treiben, gegen einen Anteil an der Beute, legalisieren sollte und gleichzeitig die eigene Kriegskasse schonte. Der englische Gouverneur lud die ‚buccaneers‘ gar dazu ein, sich ihr Hauptquartier in Port Royal, Jamaika, einzurichten.
Das Ganze ist allerdings nicht nur auf England zu begrenzen, da dies auch in anderen Ländern der Fall war und die Aktivitäten schließlich auch, je nach politischer Lage, in alle Richtungen gingen, besonders da sich auch viele Freibeuter nicht immer streng an irgendwelche Vorgaben gehalten hatten.
Die Haupttätigkeit der späteren ‚buccaneers‘ war zunächst die völlig harmlose, spezielle Zubereitung von Fleisch (meist Schwein oder Rind) der französischen Bevölkerung auf der Insel Hispaniola (heute Haiti und Dominikanische Republik), welches sie an die Schiffsbesatzungen verkauften. Das Wort selbst kommt ursprünglich vom Taíno-Wort „buccan“, was einen Holzrost bezeichnet, auf dem das Fleisch zubereitet wurde.
Später, nachdem die Spanier ihnen, etwa um das Jahr 1630 herum, ihre Lebensgrundlage genommen hatten, wurden sie Freibeuter und taten sich mit anderen Franzosen, Holländern und Engländern, gegen die spanischen Interessen zusammen, griffen aber lieber an Land an, als sich auf offener See zu engagieren. Deshalb waren am Anfang auch die Mannschaften jener Freibeuter größer und mehr auf diese Angriffe an Land ausgerichtet, als die anderer Piraten, die primär auf dem Meer operierten.
Später wurde der Begriff „buccan“ weiter gewandelt und findet sich im mexikanisch-spanischen Wort „barbacoa“ wieder, was schließlich zum dem wurde, was viele Zeitgenossen heute gerne machen, das ‚Barbecue‘ oder der Grill-Event, was uns – leider nicht selten – zu einem anderen kriminellen Umfeld führen kann.
Zwar werden wir heute nicht mehr im Garten oder auf dem Balkon von Piraten überfallen, legen aber beim Grillen unbewusst so manches Stück Gammelfleisch auf den Rost. So schlimm die Piraten auch damals gewütet haben, aber auf die Idee, sich zu bereichern, indem man seinen Mitmenschen vergammeltes Fleisch verkauft, wäre selbst der hartgesottenste Lump unter den Seeräubern nicht gekommen. Dazu wären sich selbst Blackbeard, Bartholomew Roberts oder Francois l‘Ollonais zu schade gewesen.
Die ‚buccaneers‘ sind die eigentlichen ‚Brethren of the Coast‘ (*A). Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verschwanden diese ‚buccaneers‘ wieder. Sie waren immer schwer zu kontrollieren und ihr Treiben führte zu unerwünschten Konflikten in den Kolonien und innerhalb der europäischen Länder. Auch wuchs das Verständnis zwischen den Regierungen, die Sitten der Kriegsführung nicht durch die Unterstützung dieser Aktivitäten „verlottern“ zu lassen.
Die meisten wollte man sesshaft machen und zu einer legalen Arbeit bewegen. Viele wurden danach zu „richtigen Piraten“, was sie allerdings vorher schon oft nebenbei waren, und schlossen sich zusammen. Das Einsatzgebiet wurde von der Karibik auf den Indischen Ozean, die Ostküste der USA oder Westafrika erweitert.
Manche gingen, als reiche Leute, zurück nach England und wurden gar von König geadelt, wie z. B. Sir Henry Morgan, der auch für eine Zeit lang Vize-Gouverneur von Jamaika war.
Es gibt aber auch eine andere Seite: Viele Freibeuter leisteten einen großen Beitrag bei der Entdeckung der Welt oder der Erfassung von Artenvielfalt in Flora und Fauna.
William Dampier (1651 - 1715), ein Hydrograf und Zoologe in der Südsee, hatte bereits eine Vorstellung von der Evolutionstheorie, 100 Jahre vor den Arbeiten von Charles Darwin, und seine Aufzeichnungen dienten diesem als Vorlage. Im „Hauptberuf“ überfiel Dampier aber Städte an der südamerikanischen Pazifikküste und fertigte unterwegs Skizzen an, welche auch grundlegend waren für die späteren Weltkarten.
Freibeuter (privateers): Privatpersonen, die unter den von Regierungen ausgestellten Kaperbriefen operierten, um dem Feind und dessen Handel zu schaden, bevorzugt in Kriegszeiten.
Man konnte so mehr bewaffnete Schiffe mobilisieren, ohne die Staatskasse zu belasten oder Ressourcen des Militärs anzugreifen. Da sie auf diesem Wege, wie die Piraten auch, reiche Beute machen konnten, klinkten sich „Investoren“ zwecks Finanzierung der Expeditionen ein, in der Hoffnung auf gute Rendite aus den Kaperfahrten. So wurde die Beute auch zwischen den Kapitänen, den Offizieren, der Mannschaft und den Finanziers aufgeteilt.
Der Begriff ‚privateer‘ wird deshalb auch für Beteiligte an solchen Beutezügen gebraucht, die nicht selbst auf See aktiv waren, wie z. B. die Schiffseigner oder die Geldgeber.
Die Zeit der Aktivitäten, die Teil des Seekrieges waren, kann man auf die große Zeitspanne vom 16. bis zum 19. Jahrhundert datieren. Auch hier ist allerdings die Abgrenzung vom „waschechten“ Piraten sehr schwer.
Die ‚privateers‘ nahmen selbst keine Befehle von der Marine an. Der Kaperbrief – an den sich die wenigsten strikt hielten – beschränkte die Aktivitäten auf bestimmte Örtlichkeiten und Schiffe oder ausgewählten Nationen. Gemeinsame Aktivitäten mit der Marine waren aber häufig der Fall. So war es auch 1588, als die englische Flotte gegen die spanische Armada kämpfte.
Da man auch „greifbare“ Partner an Land hatte, mussten diese, wie die aktiven ‚privateers‘ auch, nicht selten Sicherheitsleistungen erbringen, um Verstöße gegen die Bedingungen der Kaperbriefe ahnden oder eventuelle Entschädigungsleistungen erbringen zu können.
Die Regeln auf den Schiffen variierten stark. Manchmal war man so streng wie beim Militär, manchmal eher auf einer abenteuerlichen Kreuzfahrt mit losen Sitten.
Die Mannschaften waren bunt gemischt, Abenteurer, echte Seeleute, Piraten, vor den Gläubigern geflogene Schuldner und Verbrecher. Die Schiffstypen, anders als bei den Piraten, die sich auf immer bessere, gekaperte oder gestohlene Seefahrzeuge hocharbeiteten oder bei den Freibeutern, die aus der Staatskasse ausgestattet wurden, waren hier ein buntes Gemisch aus umgebauten Schiffen aller Art oder ausrangierten Kriegsschiffen.
War man beim schwimmenden Material nicht immer wählerisch, versuchte man die Mannschaft so groß wie möglich zu machen, viel größer als auf Handels- oder Kriegsschiffen, um die Effektivität bei den Beutezügen zu erhöhen. Waren diese erfolgreich, konnte es schon einmal sehr eng werden auf den Schiffen der ‚privateers‘, die ja die gesamte Beute zurückbringen sollten und nicht auf einer Insel vergraben.
Die ‚privateers‘ legten sich selten mit Kriegsschiffen an. Selbst wenn sie obsiegten, war da gewöhnlich nicht viel zu holen.
Dennoch wurden viele Kriegsschiffe – eher versehentlich – angegriffen, da es ein beliebtes Spiel auf allen Seiten war, erst mal die Identität zu verschleiern und auch eine harmlose oder befreundete Flagge hochzuziehen, bis man nahe genug dran war.
Da dies generell gerne so gemacht wurde, fuhren nicht nur Handelsschiffe freundlich den Piraten entgegen, auch die Piraten selbst merkten oft erst viel zu spät, dass sie längsseits eines Kriegsschiffes gegangen waren, es sei denn, sie taten das bewusst, um durch Kaperung den „schwimmenden Untersatz“ ein paar Stufen höher zu bringen.
Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die englische Kolonialmacht mischten die ‚privateers‘ kräftig mit, Seite an Seite mit der offiziellen Marine, und waren einer der entscheidenden Faktoren für den erfolgreichen Ausgang des Befreiungskampfes.
Nach der Französischen Revolution entstand ein kurzer, halboffizieller Konflikt zwischen den französischen Freibeutern und den USA, der primär auf See ausgetragen wurde.
Später legten sich diese Franzosen auch mit den Engländern an, die Schiffe auf den Bermudas aktivierten, um diese zu bekämpfen.
Viele der ‚privateers‘ wurden später echte Piraten, auch in den Augen der Nation, für deren Seite sie einst Partei ergriffen hatten.
Freibeuter (filibuster): Der Begriff wurde dem spanischen „filibustero“ entnommen, der wiederum – sprachlich verfremdet – dem holländischen „vrijbuiter“ (Freibeuter) entstammt. Damit waren die Piraten gemeint, die zwischen 1680 und 1800 die Karibik, geografisch eingegrenzt zwischen Kuba und Nicaragua, unsicher machten.
Das Wort wanderte weiter und hat heute eine wesentlich stärkere Bedeutung im politischen Zusammenhang. Im Senat der Vereinigten Staaten bedient man sich der Taktik eines ‚filibusters‘, um mit nicht enden wollenden Dauerreden eine Beschlussfassung der Mehrheit zu verhindern oder hinauszuzögern. Damit das auch einen Sinn macht, wird zeitgleich hinter den Kulissen versucht, Überzeugungsarbeit für oder gegen einen Beschluss zu leisten.
Im englischen Sprachgebrauch ist dieses Verhalten als ‚filibustering‘ bekannt. Dies ist alles nicht neu, sondern geht auf die Römerzeit und die Ermüdungsreden im römischen Senat zurück.
Im deutschen Sprachraum ist dieser Begriff ebenfalls als „Filibusterei“ bekannt, wo das System weiter perfektioniert wurde, um die Diskussion nicht nur generell hinauszuziehen, sondern auch eingeschränkte Redezeiten zu verlängern. Man nennt das dann „Anträge zur Tagesordnung“, „Anträge zur Vorklärung einzelner Themen“ oder „Wunsch nach verlängerten Pausen“.
Freibeuter (freebooter): Vom holländischen „‚vrijbuiter“, „vrij“ (frei) und „buit“ (Beute) abgeleitet. Ein anderes Wort für einen Freibeuter (‚buccaneer‘ oder ‚privateer‘), auch einer der ‚Brethren of the Coast‘ (*A), die in den Antillen gegen die Spanier unterwegs waren. Im generellen Sinne aber oft auch, außerhalb der Piraterie, für Personen verwendet, die von Beute leben oder Wohlstand und Freuden ohne Verantwortung suchen.
Seeräuber (sea-robber und sea-rover): Allgemeine Bezeichnungen für die Räuber der Meere, ein ‚sea-rover‘ ist dagegen mehr ein Wanderer auf See oder Meeresvagabund.
Korsaren (corsairs): Dieser Begriff wird für Freibeuter (‚privateers‘) benutzt, die primär im Mittelmeer operierten. Die Engländer (aber nicht nur die) verwendeten die Bezeichnung auch für fremde ‚privateers‘, entweder aus dem Raum der Muslime oder aus Frankreich.
Die berühmtesten waren die Berber-Piraten von der Berberküste (‚barbary coast‘) in Nordafrika, die den Mittelmeerraum vom 14. bis zum 19. Jahrhundert terrorisierten. Die europäischen Kreuzfahrer nannten ihre Gegner deshalb ‚barbarians‘ (Barbaren).
Sie attackierten keine muslimischen Schiffe und waren von den Herrschenden im muslimischen Raum autorisiert, Schiffe christlicher Nationen anzugreifen und verkauften ihre europäischen Gefangenen als Sklaven.
Es gab aber auch christliche Korsaren. Angehörige der Knights of St. John (Ritter von St. Johann) wurden, auch auf See, in einem religiösen Krieg gegen die Türken eingesetzt und waren von diesen sehr gefürchtet.
Während dem „Goldenen Zeitalter der Piraten“ (ca. 1650 bis 1730) wurden die französischen Freibeuter (im Auftrag der französischen Krone unterwegs) als Korsaren bezeichnet, ein sehr negativ belasteter Begriff zu dieser Zeit in England.
Selbst ein Henry Morgan, von den Engländern gar in den Adelsstand erhoben, und auf den eigentlich jegliche denkbare Beschimpfung passt, hatte sich über die ihm zugedachte Bezeichnung „Korsar“ mächtig aufgeregt.
Sie wurde von einem spanischen Verhandlungsführer verwendet, als Morgan gerade Lösegeld forderte, um die eingenommene Stadt Porto Bello nicht niederzubrennen.
Henry Morgan in Porto Bello
Es ist der peniblen Arbeit engagierter Historiker zu verdanken, dass dieser Halunke – zumindest teilweise – nicht auch noch Deutschland angehängt worden ist. Da wurden Spekulationen veröffentlicht, dass seine Mutter Deutsche gewesen sei, eine Bürgermeistertochter aus Lippstadt, namens Anna Petronella von Polnitz.
Der Autor darf diese Gelegenheit wahrnehmen und darauf hinweisen, dass Anna Petronella von Polnitz – genealogisch nachweisbar, aber schlimm genug – nicht mit seinem Vater, Robert Morgan, sondern mit dessen Bruder Sir Edward Morgan verheiratet war und somit nur seine – nicht blutsverwandte – Tante ist.
Es war nicht so einfach, Schiffe und Boote auseinanderzuhalten und sie den deutschen Klassifizierungen zuzuordnen, wie Prahm, Barke, Galeone, Galeasse, Brigg, Brigantine, Schaluppe, Schoner, Fregatte, Pinasse, Kanu, Galeere, Galeeren-Fregatte, Kutter, Rahsegler, Pinke, Ketsch, Langboot, Ruderboot, Kahn, Schute, Barge, Piroge, Schnau, Floß, Karavelle, Karacke, Korvette, Katboot, Dschunke, Fischerboote nach Fangart und viele, viele mehr, oder die einzelnen Arten von segelnden Kriegsschiffen, bei denen man im Englischen meist das Wort „man-of-war“ (Mann des Krieges), verwendet.
Der immer wieder vorkommende und den meisten Lesern sicher bekannte Zusatz bei englischen Schiffen der Krone ‚H.M.S.‘ bedeutet ‚His/ Her Majesty‘s Ship‘ (Schiff ihrer Majestät).
Die Piraten sind wohl mit allem gefahren, was schwimmt, um ihrem schlechten Tun nachzugehen, nur eine venezianische Gondel habe ich nicht gefunden, obwohl ich sicher bin, dass auch da so manches Mal die Hand rausging, um eine Tasche oder Geldbörse mitzunehmen.
Um das Verständnis zu erleichtern, ist es angebracht, vorab etwas zu den Rängen und Funktionen auf einem Piratenschiff, zu sagen, da sicher nicht jeder Leser Experte in diesen Dingen ist und es diesbezüglich oft zu Missverständnissen kommt. Die einzelnen „Dienstgrade“ und Zuständigkeiten sind nachstehend, nach einer kurzen Einleitung, tabellarisch aufgelistet. Sie gelten natürlich auch weitestgehend noch heute, auf zivilen Schiffen oder beim Militär.
Die Rolle des Kapitäns auf den Piratenschiffen war nicht immer so stark, wie man glaubt. Er wurde von der Mannschaft gewählt, die ihn auch wieder abwählen konnte. In letzterem Fall konnte er sich glücklich schätzen, wenn man ihn nur eingesperrt oder ausgesetzt, und nicht gleich über Bord geworfen hatte.
Lediglich die zivilen oder militärischen Kapitäne, die von der Regierung oder den Eignern eingesetzt wurden, hatten absolute Macht und ihre Absetzung bedeutete Meuterei, mit all ihren Folgen, meist die Todesstrafe. Wer eine solche Stellung auf einem Piratenschiff innehaben wollte, musste sich entweder die entsprechende Achtung auf dem Schiff erarbeiten oder – ersatzweise – mit Gewalt verschaffen.
Bei der meist vorhandenen, großen Abergläubigkeit der Mannschaft, konnte zudem jederzeit ein bestimmtes Ereignis – schlechtes Wetter, falsche Navigation oder Erfolglosigkeit bei der Suche nach Beute – als böses Omen gewertet werden und auch dem Kapitän den Job kosten.
Manche Kapitäne mussten ihren Platz – wie auch immer – räumen, weil sie zu blutrünstig und aggressiv waren, ein anderes Mal, weil sie zu gutmütig oder vorsichtig agierten.
Admiral: Wenn auf See, kommandierte er nicht nur sein eigenes Schiff, sondern eine ganze Flotte.
Captain, Kapitän: Kommandierte das Schiff als erster Mann an Bord und bestimmte den Weg und die Aktivitäten.
Commander, Kommandeur: Kapitän. Auch Überbegriff für einen Kommandierenden. In der modernen Marine, besonders auf großen Schiffen, z. B. bei der US Navy, ist es ein separater Rang unterhalb des Kapitäns.
Shipmaster: Kapitän. Nicht zu verwechseln mit „Master“ oder „Sailing Master“.
Quartermaster, Quartiermeister: Britische und angloamerikanische Piraten delegierten große Autorität an den Quartermaster. Während eines Kampfes bestimmte ausschließlich der Kapitän, den Rest der Zeit war man unter dem Kommando des Quartermasters. Er wurde direkt nach dem Kapitän von der Mannschaft bestimmt und vertrat deren Interessen.
Bei Streitigkeiten innerhalb der Mannschaft war er verantwortlich dafür, Ruhe zu schaffen. Ihm oblag auch die Verteilung von Verpflegung und anderer, wichtiger Dinge. Ernsthafte Vergehen oder Verbrechen an Bord wurden vor einem Schiedsgericht der Mannschaft verhandelt, bei kleineren Vergehen entschied der Quartermaster selbst.
Er führte die Aufzeichnungen und die Konten auf dem Schiff und entschied auch, welche Dinge man von einem erbeuteten Schiff nehmen sollte. Oft genug war dies aber reine Makulatur, denn manche Piraten nahmen grundsätzlich alles, brachten die Mannschaft des Beuteschiffs um, zwangen sie, sich den Piraten anzuschließen oder verkauften sie in die Sklaverei.
Das erbeutete Schiff wurde dabei meist beschlagnahmt oder, falls keine Verwendung bestand, abgebrannt. Hat man ein Schiff dagegen in die Flotte aufgenommen, wurde es häufig, zumindest temporär, vom Quartermaster kommandiert.
Sailing Master, Segelmeister: Dieser Offizier war für die Navigation und den Segelbetrieb des Schiffes verantwortlich. Er bewahrte die Seekarten und die Navigationsinstrumente auf.
Dies war eine der grundlegendsten Aufgaben auf dem Schiff überhaupt. Da man als wagemutiger Kämpfer noch lange kein Schiff steuern konnte, war der Sailing Master ein gesuchter Mann, von denen viele in diese Funktion auf den Piratenschiffen gezwungen wurden.
Master: siehe Sailing Master. Umgangssprachlich oft fälschlich verwendet für den Kapitän.
Boatswain, Bootsmann: Er war für die Unterhaltung des Schiffes und die Reparaturen verantwortlich, inspizierte regelmäßig dessen Zustand und den der Segel und berichtete an den Kapitän.
Darüber hinaus war er für alle Arbeiten an Deck verantwortlich, sowie die Aktivitäten an den Segeln und für das Werfen und Einholen des Ankers.
Carpenter, Schiffszimmermann: verantwortlich für alles Holz und die Holzarbeiten an Bord, besonders die Erhaltung und Wartung des Bootsrumpfes, der Masten und Rahen. War kein Arzt an Bord, übernahm er nicht selten dessen Aufgaben bei Amputationen und benutzte dafür seine Sägen und sonstigen Werkzeuge, meist ohne Betäubung.
Surgeon, Arzt: Jedes Schiff konnte sich glücklich schätzen, einen halbwegs beschlagenen Arzt an Bord zu haben, nicht nur bei Verletzungen, sondern bei Krankheiten aller Art, obwohl die „Künstler“ dieses Faches, genau wie die damaligen Kollegen an Land, die Dinge oft nur noch schlimmer machten. Großzügiger Aderlass und reichliche Verabreichungen von Quecksilber waren so unter den Standardbehandlungen.
Midshipman, Seekadett, Offiziersanwärter: früher, im 17. Jahrhundert, eine Bezeichnung für einen erfahrenen Seemann, der höhere Aufgaben hatte.
Der Ausdruck stammt von „midship“ (in der Mitte des Schiffs), wo er seine Tätigkeit auf Deck ausübte.
Coxswain: Auf fast allen großen Schiffen gab es ein besonderes Boot, das sogenannte ‚cockboat‘, welches vornehmlich der Kapitän benutzte, um an Land zu fahren.
Der Matrose, der für dieses Boot verantwortlich war und es steuerte, war der ‚coxswain‘. Das Wort ist eine Zusammensetzung aus ‚cock‘ (eigentlich Hahn), oder ‚cockboat‘, und ‚swain‘, ein alter, norwegischer Begriff („sveinn“ – Junge, Diener, Mittelenglisch ‚swein‘).
Gunner, Kanonier: Er war verantwortlich für die Schiffskanonen und deren Bedienung, sowie Geschosse und Schießpulver, welches er öfters umschichtete, um es trocken zu halten oder davor bewahrte, sich aus der richtigen Mischung zu verteilen.
Bei den sonstigen Waffen schaute er auf den guten Zustand und verhinderte Rostansatz, wobei die Handfeuerwaffen der Piraten von diesen selbst in Ordnung zu halten waren, was oft kontrolliert wurde. Ein guter Kanonier war wichtig für alle Waffen an Bord.
Mate, Maat: Hob sich in seinen Tätigkeiten von der gemeinen Mannschaft ab. Bei großen Schiffen gab es mehr als einen Maat, dann gewöhnlich mit einem „First Mate“ (erster Maat). Ein Maat kümmerte sich auf dem Schiff mehr um die Details und sah zu, dass genügend Seile an Bord waren, wie auch Flaschenzüge, Segel und alles andere was auf der Reise gebraucht wurde. Der Maat stand auch beim Heben des Ankers dabei und untersuchte einmal am Tag die Takelage und meldete dem Segelmeister, wenn etwas fehlte.
First Mate: erster Maat oder Obermaat. Damit konnte, besonders auf kleineren Schiffen mit kleiner Mannschaft, auch der zweite Mann hinter dem Kapitän gemeint sein. Oft waren sie auch Anlernlinge für höhere Aufgaben, beim Quartiermeister, Segelmeister, Bootsmann, Zimmermann oder Kanonier.
A.B.S. oder Able Bodied Sailor: Fähiger Matrose, eine Bezeichnung für einen gewöhnlichen Matrosen, der die wesentlichen Aufgaben auf dem Schiff, zumindest in Grundzügen, beherrschte, was ihm dann auch ermöglichte, irgendwann eine Stufe höher zu rücken oder in Zeiten der Not, besonders bei Verlusten in schweren Gefechten oder aufgrund von Problemen auf See, die Lücken zu füllen.
Er war, zusammen mit seinen Kameraden, nicht nur das Rückgrat des Schiffes, er musste sich auch an den Segeln, am Steuerrad oder am Ruder so gut auskennen, dass er die ihm gegebenen Vorgaben, bei Schiffsbetrieb und Navigation, praktisch umsetzen konnte. Dabei musste er auch den Himmel, das Wetter und den Wind lesen können.
Rigger, Takler: Sie waren hoch oben in den Masten beschäftigt und setzten die Segel oder holten diese ein. Obwohl es keinen sicheren Job an Bord eines Piratenschiffs gab, war dies einer der gefährlichsten.
Cabin Boy, Kabinenjunge: Viele Kinder und Jugendliche arbeiteten als Diener auf den Piratenschiffen. Einige wurden gekidnappt, andere sind irgendwo ausgerissen und nutzen die See als den Weg zur Flucht.
Powder Monkey, Pulveräffchen: Diese jungen Burschen holten während der Schlacht immer wieder Schießpulver aus dem Laderaum und brachten es zu den Männern an den Kanonen.
Swab oder Swabbie, Wischer: kein technischer Dienstgrad. Der Swab wischte das Deck mit einem Putzlumpen, genannt ‚swabbie‘.
Supercargo: nur sehr selten eine Funktion auf einem Piratenschiff, aber im Zusammenhang mit der Kaperung von Handelsschiffen ein oft erwähnter Titel.
Dieser ist abgeleitet vom spanischen Wort „sobrecargo“, ein Beauftragter des Eigentümers der Fracht auf dem Schiff, der dessen Handelsangelegenheiten regelt und Ware in den Häfen ein-und verkauft).
Galeasse, 17. Jahrhundert
Galeone, 15. Jahrhundert
Philip Gosse, mit vollem Namen Philip H.G. Gosse (1879-1959), entstammt einer bekannten Familie von Publizisten.
Sein fanatisch religiöser Großvater, Philip Henry Gosse (1810-1888), war ein englischer Naturwissenschaftler und Verfasser verschiedener Werke. Sein Vater, Sir Edmund William Gosse (1849-1928), war ein englischer Poet, Autor und Kritiker.
Philip Gosse erhielt seine Ausbildung in Haileybury, England und landete schließlich auf einer Landwirtschaftsschule. Danach studierte er Medizin am St. Bartholomew’s Krankenhaus in London und wurde praktischer Arzt in Beaulieu, einem kleinen Ort in Hampshire, England.
Im Jahr 1914 meldete er sich zum Kriegsdienst bei der Royal Army und diente im 1. Weltkrieg. Er war dort Offizier und offiziell zuständig für den Rattenfang.
1930 heiratete er Irena Maiden und zog nach Sussex um, wo er Bücher schrieb und Fischteiche aushob.
Das Studieren ließ ihn nicht los: Im Jahr 1941 immatrikulierte er an der Universität Cambridge und ging schließlich einer Arbeit als Forschungsstudent am Trinity College nach. Er starb im Jahr 1959.
Seinem Großvater, Philip Henry Gosse, schreibt man nicht nur die Erfindung des Seeaquariums zu, er war auch verblendeter Religionsfanatiker und der Verfasser des Werkes ‚Omphalos‘, welches die modernen Prinzipien der Geologie von Charles Lyell, mit der biblischen Entstehungsgeschichte in Einklang bringen wollte.
Als das Buch sich schlecht verkaufte, versuchte man es mit einem neuen Umschlag und Titel. Das war aber offensichtlich nicht das Problem, und die meisten Ausgaben wurden als Altpapier verkauft. Journalisten überboten sich mit Häme und Spott und meinten, dass Gott wohl Fossilien in den Felsen versteckt hätte, um Geologen zur religiösen Untreue zu verführen.
Dazu war sein Großvater, mit seinen kompromisslosen religiösen Ansichten, auch sehr despotisch veranlagt, eine Eigenschaft, unter der der Vater von Philip Gosse, Edmund Gosse, sehr zu leiden hatte.
Nach dem Tod des Vaters schrieb Edmund Gosse eine typisch Victorianische Biografie mit dem Titel ‚The Life of Philip Henry Gosse‘ (das Leben von Philip Henry Gosse), die 1890 erschienen ist und worin er mit dem Vater abrechnet.
Dieses Werk, zunächst anonym als ‚Father and Son‘ (Vater und Sohn) veröffentlicht, wurde für mehr als 100 Jahre nicht gedruckt, auch wegen der Reaktion auf die Beschreibungen von Persönlichkeit und Charakter von Philip Henry Gosse.
Dort findet man Ausdrücke wie „wissenschaftlicher Spinner“, „von der Bibel durchnässter Romantiker“, „ein starrer und repressiver Vater“ und „ein von der Kanzel polternder, puritanischer Rückfall ins 17. Jahrhundert“.
Wie gut, dass sich Großvaters Veranlagungen nicht auf den Enkel übertragen haben und sein Werk, ‚The Pirates‘ Who’s Who‘ (das Who’s Who der Piraten), wesentlich „sachlicher“ geraten ist.
Interessant ist auch, was er als Widmung voranstellt. Man wird hier den Verdacht nicht los, dass Philip Gosse ein wenig englischen Humor hat einfließen lassen, wohl in der Absicht, dieses Buch anschließend – mit sarkastischer Vorbemerkung – seinen Freunden im Fountain Club, einem ehrwürdigen Dinner Club des St. Bartholomew’s Hospital in London, zu präsentieren:
„Ich widme dieses Buch meinen Kollegen des Fountain-Clubs, verbunden mit der aufrichtigen Hoffnung, dass es nichts enthält, was sie dazu anstiften könnte, ihre Helden nachzuahmen.“
Streng wie die Satzung auf den Seeräuberschiffen, ist auch die Satzung dieses Dinner-Klubs, den es heute noch gibt: Wer unentschuldigt und ohne vernünftigen Grund beim monatlichen Dinner fehlt, fliegt raus; nur über Bord geworfen wird man nicht mehr.
Piraten teilen die Beute auf
Schiff in Not
Eines soll vorab in diesem Vorwort deutlich gemacht werden: Die folgenden Seiten wollen keine Geschichte der Piraterie sein. Vielmehr sind sie lediglich der Versuch, mithilfe verschiedener Quellen, nähere Angaben über diese gefürchteten Piraten und Freibeuter zu machen, deren Namen uns nur flüchtig überliefert wurden.
Ich beschäftige mich hier auch nicht mit kindlichen Fantasien; ich glaube, dass jeder der hier im Buch erwähnt ist, Mann oder auch Frau – zumal es sicher ist, dass auch das schwache Geschlecht eine wesentliche Rolle gespielt hat – tatsächlich existiert hat.
Die Zeit ist gekommen, wo für den angeblichen Studenten, jede Form des Lernens, wie absurd dies auch zu sein scheint, so einfach wie möglich gemacht werden muss.
Wissen ist in der Tat nichts anderes, als eine Aneinanderreihung von Fakten. Sie werden bearbeitet, sortiert, destilliert und in kompakter Form zur Verfügung gestellt, aufbereitet für eine schnelle Aufnahme.
Man braucht sich keine großen Gedanken zu machen, dass der Student, der in der Zukunft ein Meister eines bestimmten Faches werden will, sich erst in die ursprünglichen Quellen vertiefen muss, um nach Fakten und Daten zu suchen. (*eine beachtliche Aussage, bedenkt man, dass das Buch schon 1924 erschienen ist)
Natürlich haben Piraten, wenn man sie im weiteren Sinne betrachtet, in der Tat das gleiche Recht auf ein eigenes biografisches Lexikon, wie Geistliche, Rennpferde oder Künstler im Stahlbetonbau, welche alle – da bin ich mir sicher – ihr eigenes Who’s Who haben.
Haben die Mediziner nicht ihr eigenes Verzeichnis, die Anwälte ihre Listen, die Adligen ihr Adelsverzeichnis? Es gibt Bücher mit den Namen und Angaben von Musikern, Schulmeistern, Börsenmaklern, Heiligen und Buchmachern, und ich wage zu behaupten, dass es einen Almanach der Regulierer von Versicherungsschäden gibt.
Ein Adliger, ein Pferd, ein Hund, eine Katze und sogar eine weiße Maus, wenn sie ausreichend blaues Blut haben, haben ihren Stammbaum irgendwo aufgezeichnet.
Vor allem gibt es das erstaunliche und unterhaltsame Buch ‚Who is Who‘, das man in jedem Raucherzimmer findet. Es wird von Jahr zu Jahr dicker wird, vollgestopft mit Informationen über die Karrieren, die Hobbys, die Heiraten, von all den bedeutenden Personen, in allen Berufsgruppen, inklusive reichlicher Details über das Leben und den Zeitvertreib, von all unseren Journalisten.
Aber auf den Tischen der Klubs, wo diese Bücher stehen und Auskünfte parat halten, wie ‚Whitacker‘ (Almanach), ‚ABC‘ und ‚Ruff’s Guide to the Turf‘ (Ruffs Handbuch des Turf-Sports), gibt es nur eine Lücke, welche der Zusammensteller dieses Werkes – wie er findet – seit geraumer Zeit als bitter nötig erachtet, dass sie geschlossen wird:
Es gibt bis heute kein Werk, welches sofortige und vertrauenswürdige Informationen bereitstellt, über das Leben – und so bedauerlicherweise wichtig – das Sterben unserer Piraten und Freibeuter.
Beim Vertiefen in die Volumina des ‚ Dictionary of National Biography‘ (Enzyklopädische Nationalbiografie), war es für den Autor eine traurige Enttäuschung gewesen, so wenig Raum zu finden, der den Karrieren dieser pittoresken, wenn auch – wie ich zugeben muss – oft unziemlichen Personen gewidmet ist.
Es gibt dort natürlich auch manche Piraten mit bekannten Namen, wie Kidd, Teach und Avery. Auch einige der Freibeuter, angeführt von Sir Henry Morgan, haben ihren Anteil. Aber ich vergleiche mit Empörung, die magere Vorstellung von Piraten in diesem monumentalen Werk, in dem die Theologen im reichlichen Überfluss vorhanden sind.
Sogar während der Jahre, wo die Piraterie ihren Höhepunkt erreicht hatte – sagen wir von 1680 bis 1730 – werden die Piraten von Geistlichen vollkommen überschwemmt. Kann es sein, dass diese beiden Berufe kräftigst nebeneinander gediehen sind, und als der eine niederging, begann auch der andere zu verwelken?
Wie auch immer, es kann keine Entschuldigung für die vergangene und gegenwärtige Vernachlässigung diese Seeabenteurer geben. Es sind aber Veränderungen in Sicht.
Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass die etwas intelligenteren Teile der Bevölkerung dieses Landes (*gemeint ist England) und, noch mehr, die Erleuchteten der großen Vereinigten Staaten von Amerika, damit beginnen, ein ernsthaftes Interesse an dem Leben der Piraten und Freibeuter zu zeigen.
Dass dies so unter den Amerikanern der Fall sein sollte, ist ziemlich natürlich, wenn man nicht vergisst, welche enge Intimität zwischen ihren puritanischen Vorfahren Neu Englands und den Piraten bestanden hat, sowohl durch Blutverwandtschaft als auch durch den Handel, seit die Piraten keine bereitwilligen und geneigten Kunden für ihren erbeuteten Goldstaub, ihre gestohlene Sklaven oder Kirchenornamente mehr hatten, wie es bei den frühen Kolonialisten von New York, Massachusetts und Carolina, der Fall war.
Die Engländer tragen es vielen Piraten heute noch nach, dass sie, wie auch die Franzosen, gemeinsame Sache mit den Amerikanern, in deren Befreiungskrieg gegen die englischen Kolonialisten, gemacht hatten.
Die Schlacht von Virginia Cape während der Amerikanischen Befreiungskriege. Links die französische Linie, rechts die britische.
Fregatten mit französischen Truppen greifen die englische Garnison auf Dominica (Dominique) an.
Wenn man damit anfängt, eine Liste zusammenzustellen, wie man sie in diesem Buch finden kann, wird man sofort mit einer Schwierigkeit konfrontiert. Meine ursprüngliche Absicht war es, dass darin nur Piraten und Seeräuber aufgenommen werden sollten. Die Aufnahme von allen Kaperern, Korsaren und anderen Meeresvagabunden, hätte die Hinzufügung einer riesengroßen Zahl von Namen zur Folge gehabt, sodass die Arbeit unübersichtlich geworden wäre und der eigentliche Zweck des Buches, als ein Nachschlagwerk, wäre nicht erreicht worden.
Aber die Schwierigkeit bestand darin, die exakte Bedeutung eines Piraten und eines Freibeuters zu bestimmen. Im Lexikon wird der Pirat, als Seeräuber, Plünderer oder jemand der das Copyright verletzt, definiert, während ein Freibeuter, als Seeräuber oder ein Pirat, speziell an den spanisch-amerikanischen Küsten, bezeichnet wird. Das erscheint deutlich genug (*das hat Philip Gosse sarkastisch gemeint).
Ein Pirat war aber kein Pirat von der Wiege bis zum Galgen. Gewöhnlich begann er sein Leben auf See, als ein ehrlicher Seemann in der Handelsmarine.
Vielleicht hat er mit anderen in der Mannschaft gemeutert, den Kapitän ermordet oder anderweitig „entsorgt“, sich des das Schiff ermächtigt, einen anderen Kommandeur ernannt und ist dann „auf eigene Rechnung“ weitergesegelt. Viele ehrliche Seemänner wurden, zusammen mit dem Rest der Besatzung, von einem Piraten gefangen genommen und haben sich entweder freiwillig den Freibeutern angeschlossen und deren Satzung unterschrieben oder sie wurden gezwungen, ihre Dienste zur Verfügung zu stellen, wenn sie gute Navigatoren waren oder andere Seemannskünste beherrschten.
Andere wiederum waren auf Kaperschiffen unterwegs, die „legitime“ Kriegshandlungen gegen Schiffe feindlicher Länder ausführten, im Auftrag und mit Kaperbrief.
Sehr oft war der Auftrag oder Kaperbrief, den jeder Kaperer eifersüchtig bei sich trug, das Papier nicht wert, auf dem es stand, noch die paar Dublonen, die dafür bezahlt wurden.
Hispaniola, ehemaliger Name der Insel, spanisch La Española „die Spanische“, zweitgrößte der Westindischen Inseln. Dort befinden sich heute die Staaten Haiti und Dominikanische Republik.
Es gab einen Kaperer, der durch die Südsee segelte, spanische Schiffe plünderte, Kirchen ausraubte und Ortschaften niederbrannte, alles mit einem Kaperbrief, der ihm, für eine Vergütung, durch den Gouverneur von Dänisch West Indien, selbst ein ehemaliger Pirat, ausgestellt wurde.
Dieses kostbare Dokument, mit blumigen Schnörkeln und einem großen, beeindruckend Siegel verziert, war in dänischer Sprache verfasst. Jemand, der sich in dieser Sprache auskannte, hatte die Gelegenheit und die Neugier es zu übersetzen und fand heraus, dass dem Inhaber lediglich erlaubt wurde, auf der Insel Hispaniola (*A) Jagd auf Ziegen und Schweine zu machen – und nichts mehr.
Als am Ende der feindlichen Auseinandersetzungen der Friede verkündet wurde, empfand es die Mannschaft eines Kaperschiffes äußerst unbefriedigend, ihr Herumtreiberleben aufzugeben, und sie waren prädestiniert, in die Piraterie abzudriften.
Oft passierte es, dass nach einem langen Seekrieg die Mannschaften aufgelöst und die Schiffe und Flotten reduziert wurden, was zur Folge hatte, dass das Land mit untätigen Matrosen überflutet und die Straßen mit bettelnden und hungernden Seeleuten gefüllt waren.
Diese wurden zurück auf die See getrieben, wenn sie einen Schlafplatz finden konnten, oft halb verhungert, brutal behandelt und immer unterbezahlt, und sie wurden so leicht der Versuchung ausgesetzt, auf einem Schiff anzuheuern, welches unbestimmt in Richtung Südsee Kurs nehmen wollte. Keine Fragen wurden gestellt und keine Gehälter gezahlt, aber jede Hand an Bord hatte ihren Anteil am Abenteuer.
Die Freibeuter waren auch eine große Quelle für die Piraterie. Wenn ein Krieg aufzog, war die englische Regierung nur allzu gerne bereit, die Hilfe dieser wagemutigen und erfahrenen Seeleute anzunehmen; aber wenn der Frieden verkündet wurde, führten diese Allianzen zu internationalen Komplikationen und Maßnahmen wurden ergriffen, sie wieder abzuschaffen und sie in ehrliche Sieder auf den Inseln zu verwandeln.
Wenn jemand aber jahrelang ein freies Leben gelebt hatte und als armer Mann aus Jamaika herausgesegelt ist, um in sechs Wochen oder weniger, vielleicht mit einem Beutel voll Gold im Wert von zwei, drei oder viertausend Pfund zurückzukommen und sich damit brüstete, diese in den Tavernen und Spielhallen von Port Royal (*A), Jamaika, in einer Woche wieder ausgegeben zu haben, wie kann er dann sesshaft werden und zu eintöniger und ereignisloser Plackerei, mit kleinem Verdienst, zurückkehren?
Also geht er zurück auf „eigene Rechnung“ und segelt zu einem vorab vereinbarten Treffen mit den „Brüdern der Küste“ (*Anhang, Brethren of the Coast).
Die gesamte Historie der Piraterie aufzuschreiben, wäre ein großes Unterfangen, aber ein sehr interessantes. Die Piraterie muss in weit zurückliegenden, düsteren Zeiten begonnen haben.
Als irgendein nackter Wilder über einen tropischen Fluss gerudert ist und einen anderen Abenteurer getroffenen hatte, mit einem besseren Boot oder mit einem größeren Bündel von Bananen beladen, wurde der erste Akt der Piraterie durchgeführt. In der Tat, die Piraterie ist sicher der drittälteste Beruf der Welt, wenn man die Ehre des zweiten Platzes den alten Heilkünsten gibt.
Wenn eine solche Historie die gesamte Palette der Piraterie umfassen müsste, würde sie sich auch auf die Phönizier beziehen, auf die mediterranen Seevagabunden aus den Tagen des alten Rom, welche, hätten sie es nur gewusst, das zukünftige Schicksal der Welt im Griff hatten.
Eine Handvoll Piraten hatte den jungen Julius Cäsar gefangen genommen, um Lösegeld zu fordern. Sie wurden später von ihm erwischt und gekreuzigt.
Die Araber im Roten Meer (*A) waren für viele der vergangenen Jahre die Altmeister in der Kunst der Piraterie, wie auch die barbarischen Korsaren von Algier und Tunis, welche das Mittelmeer für viele Generationen von Seeleuten zu einem gefährlichen Platz machten. All das trug sich zu jener Zeit zu, als die Chinesen und Malaysier als Piraten aktiv waren, während die Küste des Persischen Golfs von allen Matrosen gefürchtet wurde.
Dann kam die große Periode, beginnend mit der Regentschaft von Henry VIII, die mit schnellen Schritten während der abenteuerlichen Jahre von Königin Elizabeth*) vorankam.
Viele Gutsherrn im Westen von England wurden aufgefordert, ihre Güter zu verkaufen und alles in ein Schiff zu investieren, welches entlang der spanischen Handelsrouten kreuzen sollte, in der Hoffnung, eine reiche spanische Galeone zu erobern, die sich auf dem Heimweg von Cartagena und Porto Bello (*A) befand, voll beladen mit den Reichtümern von Peru und Mexiko.
*) Königin Elizabeth I., die Tochter von Heinrich VIII., wurde 1533 geboren. Sie war von 1558, bis an ihr Lebensende im Jahr 1603, Königin von England.
Aus diesen halb-piratischen Abenteurern gingen die Freibeuter hervor, ein grob geschnitztes, waghalsiges Völkchen, die weder Gott, die Menschen oder den Tod fürchteten.
Zur Mitte des 18. Jahrhunderts hin war die Piraterie im Niedergang begriffen und zu Beginn des 19. Jahrhunderts praktisch ausgestorben. Der endgültige Schub der Zerstörung kam mit der amerikanischen und englischen Marine im Nordatlantik und im westindischen Meer.
Zu dieser Zeit war die Piraterie zur reinen Seeräuberei degeneriert, die Tage der tapferen und schonungslosen Seeschlachten waren vorbei, und der Pirat dieser vergangenen Tage war meist ein spanisch-amerikanischer Mischling, ohne Courage, ein reiner Räuber und Mörder.
Das Aufkommen des Telegrafen und der Dampfschiffe hat die Angelegenheit mit den Piraten für immer erledigt, ausgenommen in China, wo uns sogar heute noch durch die Presse Berichte von Industriepiraten erreichen (*erstaunlich, das hat man bereits im Jahr 1924 festgestellt!.)
Niemals wird sich aber wieder das schwarze, schnittig aussehende Schiff der Piraten, mit der wehenden Jolly Roger‘ (*Anhang, Jolly Roger) auf die arg- und harmlosen Handelsleute stürzen.
Die Bücher, die sich dem Leben und den Heldentaten der Freibeuter und Piraten widmen, sind nicht sehr zahlreich.
In der Tat, zwei davon stechen auffallend hervor, beides Meisterwerke ihrer Art: ‚The Buccaneers of America or a True Account of the Most Remarkable Assaults Committed of Late Years upon the Coasts of the West Indies… etc.’ (Die Freibeuter von Amerika oder eine wahre Beschreibung der außergewöhnlichsten Überfälle, die in letzter Zeit an der Küste der West Indies begangen wurden… usw.), welches von einem holländischen Schiffsarzt bei den Freibeutern, A.O. Exquemelin, geschrieben und erstmals 1679 (1678) in Amsterdam veröffentlicht wurde.
Es wurden zahlreiche Übersetzungen davon gemacht, die erste englische Version wurde 1684 von William Crooke, bei ‚The Green Dragon without Temple-Bar‘ in London, publiziert.
Die Veröffentlichung dieses Buches war der Anlass für eine Verleumdungsklage, welche Sir Henry Morgan (*ein walisischer Freibeuter, ‚buccaneer‘) gegen den Herausgeber vorbrachte.
Der Freibeuter-Kapitän gewann die rechtliche Auseinandersetzung und ihm wurden 200 Pfund Entschädigung und eine öffentliche Entschuldigung zugesprochen. In diesem Buch wurde Morgan als ein perfektes Monster dargestellt, wegen der grausamen Behandlung seiner Gefangenen.
Obwohl Morgan dies sehr übel nahm, war es eine andere Aussage, die ihn sehr verärgerte, und zwar die, welche dem Leser mitteilte, dass Morgan von sehr bescheidener Abstammung war und als Junge von seinen Eltern verkauft wurde, um als Arbeiter auf Barbados zu dienen.
Das größte Werk über Piraten wurde 1726 von Kapitän Charles Johnson (*Anhang, Johnson, Charles) geschrieben. Die Originalausgabe, mittlerweile äußerst selten, hatte den Titel ‚A General History of the Pirates, from Their First Rise and Settlement in the Island of Providence, to the Present Time‘ (eine allgemeine Geschichte der Piraten, von deren ersten Aufstieg und ihr Sesshaftwerden auf der Insel Providence, bis zur heutigen Zeit), mit interessanten Stichen illustriert.
Eine andere Ausgabe von 1734 ist ein schöner Foliant mit dem Titel ‚A General History of the Lives and Adventures of the Most Famous Highwaymen‘ (eine allgemeine Historie des Lebens und der Abenteuer der berühmtesten Straßenräuber), ‚To which is added a Genuine Account of the Voyages and Plunders of the Most Notorious Pirates‘ (mit dem Zusatz einer authentischen Schilderung der Reisen und Plünderungen der berüchtigtsten Piraten), mit vielen ganzseitigen Kupferstichen von J. Basire und anderen.
Den Piraten ist nur ein Teil der Seiten gewidmet, aber es enthält einige sehr feine Stiche von berühmten Piraten wie Avery, Roberts, Low, Lowther und Blackbeard.
Die dritte Ausgabe von ‚The History of Pirates‘ (die Historie der Piraten) aus dem Jahr 1725, hat ein uriges Titelbild, welches die zwei weibliche Piraten Anne Bonny und Mary Read zeigt, in Aktion mit ihren Schwertern, auf dem Deck eines Schiffes. Die vierte Ausgabe, welche 1726 in zwei Bänden erschienen ist, enthält die Geschichten der weniger bekannten Südsee Vagabunden.
Nachdem man das Thema Piraterie ausgiebig studiert hat, kann man nichts anderes als betroffen sein, was die Anzahl der Piraten anbelangt, die aus Wales kamen. Diese waren nicht nur beim Fußvolk zahlreich vertreten, sondern auch innerhalb der Anführer. Natürlich steht Morgan mit Kopf und Schultern über dem Rest.
Es ist erstaunlich, wie bestimmte Rassen eine besondere Anpassungsfähigkeit für bestimmte Berufungen zeigen.
Bis vor zweihundert Jahren waren die wichtigsten Piraten Waliser; heutzutage kommen die meisten Kurzwarenhändler (*auch Herrenausstatter) aus dem gleichen Land des Lauchs (*der Lauch und die Narzisse, sind Nationalembleme von Wales).
Es wäre interessant festzustellen, welche Gründe es für diese Berufungen gibt, die auf erste Sicht doch so unterschiedlich sind. Vielleicht wäre einer unserer führenden Kurzwarenhändler bereit, die Antwort darauf zu geben.
Ich wundere mich manchmal, was mit den modernen Piraten passiert; ich meine damit die Männer die, hätten sie vor 200 Jahren gelebt, Piraten gewesen wären.
Wo können sie heute ihre zweifelsfrei vorhandenen, wenngleich auch unsozialen Talente und Energien ausleben? Viele davon, denke ich, werden in der City (*Bankenviertel von London) Anstellungen im Finanzsektor finden (*wohl auch heute noch aktuell).
Die Politik, wiederum, hat mit Sicherheit ihre Freibeuter. Man kann sich z. B. einen führenden, modernen Politiker vorstellen – lasst uns mal sagen einen Waliser – der, wie Morgan, ein brillanter öffentlicher Redner ist, in der Lage, mit seiner Eloquenz, große Massen von Zuhörern zu beeinflussen.
Ob Freibeuter oder Wahlmänner, ein Mann mit schnellem und scharfsinnigem Verstand, ist in der Lage die beste Gelegenheit zu erkennen und zu ergreifen, völlig rücksichtslos in seinen Methoden, wenn die Notwendigkeit es erfordert. Wie einer der, wenn er sein Ziel erreicht hat, auf die er seine Ambitionen richtete, sich seiner Partei und Wählern entledigt, wie es Morgan getan hat, als er Panama geplündert hatte.
(* Philip Gosse bezieht sich hier auf den aus Wales stammenden David Lloyd George, 1st Earl Lloyd-George of Dwyfor (1863-1945), der von 1916 bis 1922 britischer Premierminister war.)
Aber auch das Europa von heute ist nicht ohne einen vergleichbaren Gegenpart zu den rüpelhaften Schiffsmannschaften, die in arroganter Weise „der Welt getrotzt und allen Nationen den Krieg erklärt haben“ (*das geht wohl gegen das deutsche Kaiserreich).
Eine große Schwierigkeit, auf die der Autor dieses Werks gestoßen ist, war zu entscheiden, wer nun Pirat war und wer nicht.
Bestimmte Freunde, welche ein freundliches, wenngleich auch etwas frivoles Interesse an der Zusammenstellung dieser Arbeit gezeigt haben, stellten die Frage, ob man nicht Sir Francis Drake mit aufnehmen sollte und man muss zugeben, dass dies eine Frage ist, die nicht so einfach beantwortet werden kann.
Selbst der leidenschaftlichste Patriot muss zugeben, dass es sich bei den frühen Reisen von Drake – gelinde gesagt – um Freibeuterei (‚buccaneering‘) handelte, während seine späteren Reisen der Freibeuterei (‚privateering‘) ähnlicher waren, als der Piraterie.
Wenn man aber einen Spanier während der Regentschaft von König Philip gefragt hätte, ob Drake ein Pirat ist, hätte er sicher mit „Ja“ geantwortet und dies ohne das geringste Zögern. Vieles hängt von der jeweiligen Sichtweise ab (* bei den Engländern ist Drake so etwas wie ein Volksheld, der besonders den Spaniern arg zusetzte).
In der 1814er Ausgabe von Johnson’s (*Anhang, Johnson, Charles) ‚History of Highwaymen and Pirates‘