Schottische Geistergeschichten - Thomas M. Meine - E-Book

Schottische Geistergeschichten E-Book

Thomas M. Meine

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Beschreibung

Übersetzung des 1912 erschienen Buches 'Scottish Ghost Stories' von Elliot O'Donnell. Er erzählt schottische Geistergeschichten, wie sie ihm berichtet wurden, im Volk umgehen oder er sie selbst erlebt haben will. Neben diversen Kurzgeschichten ist er auch der Verfasser vieler anderer Bücher zu diesem Thema. In der Zeit, in der dieses Buch geschrieben wurde, waren Vorstellungskraft und der Glaube an Übernatürliches wohl noch ausgeprägter als heute. Ein oder zwei Gläser schottischen Whiskys sollten aber auch heute wieder dafür sorgen, in einen ähnlich ausgeprägten Wahrnehmungszustand zu kommen. Dass man dafür vielleicht eher eine ganze Flasche braucht oder dass Elliot O'Donnell, möglicherweise, selbst ein paar Gläser zu viel davon genommen hat, sei dem Urteil des Lesers überlassen. KEINE Kinderlektüre!

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Flut in den Highlands, Peter Graham (1836 -1921)

'Scottish Ghost Stories'

von Elliot O'Donnell

Im englischen Original erschienen im Jahre 1912 bei

Keagan Paul, Trench, Trübner & Co. Ltd., London

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur Übersetzung

Der Todesgeist an der Kreuzung und die unauslöschliche Kerze im alten weißen Haus von Piltlochry

Das obere Dachgeschoss von Pringle's Manison (Pringles Villa) in Edinburgh

Die springende Figur des ___ Hauses nahe der Buckingham Terrasse in Edinburgh

Jane aus der George Street in Edinburgh

Die blässliche Frau aus der Forrest Road Nr. ___ in Edinburgh

Das Phantomregiment von Killiecrankie

Die 'perlige' Jean von Allanbank

Der Trommler von Cortachy

Der Raum jenseits. Wiedergabe eines Berichts über den Spuk von Hennersley, nahe Ayr.

Das ___ Haus nahe dem Blythswood Square in Glasgow. Das verhexte Bad

Der würgende Geist im ___Haus nahe dem Sandyford Place in Glasgow

Der graue Dudelsackspieler und die schwere Kutsche vom Donaldgowerie Haus in Perth

Der schwebende Kopf vom Benrachett Inn, nahe der Perth Road in Dundee

Der Spuk im ___Haus in der Nachbarschaft der Great Western Road in Aberdeen

Die 'weiße Lady' aus der Rownam Avenue (Allee) in der Nähe von Stirling

Der Geist des Hindu-Kindes oder der Spuk im White Dove Hotel nahe der St. Swithin's Street in Aberdeen

Glamis Castle

Vorwort zur Übersetzung

In seinem 1912 erschienen Buch 'Scottish Ghost Stories', erzählt Elliot O'Donnell schottische Geistergeschichten, wie sie ihm berichtet wurden, im Volk umgehen oder er sie selbst erlebt haben will. Neben diversen Kurzgeschichten ist er auch der Verfasser vieler anderer Bücher zu diesem Thema (siehe unten):

In der Zeit, in der dieses Buch geschrieben wurde, waren Vorstellungskraft und der Glaube an Übernatürliches wohl noch ausgeprägter als heute. Ein oder zwei Gläser schottischen Whiskys, sollten aber auch heute wieder dafür sorgen, in einen ähnlich ausgeprägten Wahrnehmungszustand zu kommen. Dass man dafür vielleicht eher eine ganze Flasche braucht oder dass Elliot O'Donnell, möglicherweise, selbst ein paar Gläser zu viel davon genommen hat, sei dem Urteil des Lesers überlassen.

For Satan’s Sake (1904), Unknown Depths (1905), Some Haunted, Houses of England and Wales (1908), Haunted Houses of London (1909), Reminiscences of Mrs. E. M. Ward (1910), Byways of Ghostland (1911), The Meaning of Dreams (1911), Scottish Ghost Stories (1912), The Sorcery Club (1912), Werewolves (1912, Animal Ghosts (1913), Ghostly Phenomena (1913), Haunted Highways and Byways (1914), The Irish Abroad (1915), Twenty Years’ Experience as a Ghost Hunter (1916), The Haunted Man (1917), Spiritualism Explained (1917), Fortunes (1918), Haunted Places in England (1919), Menace of Spiritualism (1920), More Haunted Houses of London (1920), Ghosts, Helpful and Harmful (1924), The Banshee (1907), Strange Disappearances (1927), Strange Sea Mysteries (1927), Confessions of a Ghost Hunter (1928), Great Thames Mysteries (1929), Famous Curses (1929), Fatal Kisses (1929), The Boys’ Book of Sea Mysteries (1930), Rooms of Mystery (1931), Ghosts of London (1932), The Devil in the Pulpit (1932), Family Ghosts (1934), Strange Cults & Secret Societies of Modern London (1934), Spookerisms; Twenty-five Weird Happenings (1936), Haunted Churches (1939), Ghosts with a Purpose (1952), Dead Riders (1953), Dangerous Ghosts (1954), Phantoms of the Night (1956), Haunted Waters, and Trees of Ghostly Dread (1958) u. a.

Fall I

Der Todesgeist an der Kreuzung und die unauslöschliche Kerze im alten weißen Haus in Piltlochry

Vor einigen Jahren, als ich mit dem Gedanken spielte den Ort Pertshire wieder einmal zu besuchen, der einige großartige Attraktionen für mich als Jungen bot, beantwortete ich eine Annonce in einer populären, wöchentlich erscheinenden Frauenzeitschrift. Soweit ich mich erinnere, ging es darin in etwa um: 'Vermietung einer komfortablen Wohngelegenheit an einen Gentleman (Junggeselle), in einem Haus einer älteren Lady in den Highlands bei Pitlochry, zu günstigen Konditionen, Postfach so und so.' Er musste ein strikter Abstinenzler und Nichtraucher sein.

Die Naivität und Originalität der Anzeige gefiel mir. Die Idee, einen Mitbewohner zu suchen, der als junger Mann gleichzeitig solcherlei Tugenden wie die Abstinenz vom Alkohol und Tabak in sich vereinte, hat mich gewaltig amüsiert. Und dann auch noch ein Junggeselle! Hatte sie die Absicht, ihn selbst zu verführen? Dieses durchtriebene Stück!

Sie hatte sorgfältig die Beschreibung 'ältere' gewählt, um jeglichem Verdacht aus dem Weg zu gehen, doch ich hatte keinen Zweifel, dass sie nach einer Heirat dürstete. Von allen Männern für tabu erklärt, die auch nur einen flüchtigen Blick von ihr erhascht hatten, war dies ihre letzte Gelegenheit – sie würde einen unachtsamen Fremden in die Falle locken, natürlich einen Mann mit Geld und ihn dazu verführen, sie zu heiraten.

Und so erwuchs vor mir, in meiner Vorstellung, eine große, kantige, 40-jährige schottische Junggesellin, mit hohen Backenknochen, giftigen rotblonden Haaren und stämmigen Armen – die Art Frau, die eigentlich keine Frau hätte sein sollen – die Art Frau, die ich eher nicht mag. Aber dennoch, es war Pitlochry, das himmlische Pitlochry, und es gab sonst niemanden, der in dieser Stadt annonciert hatte.

Ich hatte keinen Zweifel, dass ich ihren Voraussetzungen gänzlich entsprechen würde, die Heirat ausgenommen. Ich kann die Prüfung in jederlei Gesellschaft als ein Abstinenzler bestehen. Ich verabscheue den Alkohol (zumindest verabscheut er mich, was wohl auf das Gleiche herauskommen sollte) und ich bin tolerant und aufgeschlossen gegenüber meinem Umfeld, oder besser ich kann es sein, wenn es nicht absolut höllisch zugeht und es keine Kinder in Schussdistanz im Umfeld gibt.

Aber hier erwiesen sich alle meine Instinkte als falsch. Die annoncierende Lady – eine gewisse Flora Macdonald vom 'Donald Murray House' – hat in keiner Weise meiner Voreingenommenheit entsprochen. Sie war mittelgroß und zierlich – wie eine Märchengestalt in rauschender Seide gekleidet, mit welligem, weißem Haar, hellen, blauen Augen, klare und zierliche Erscheinung und Hände, deren Art und Feingliedrigkeit sie sofort als übersinnlich erscheinen ließen.

Sie begrüßte mich mit aller herrschaftlichen Höflichkeit der alten Schule. Dann wurde mein Handkoffer von einem würdevollen Burschen, im Schottenrock der Macdonalds, nach oben getragen.

Die Glocke für den Tee hatte mich nach unten gerufen, zu einer höchst appetitlichen Verköstigung von Erdbeeren mit Sahne, Teegebäck und herrlichem, gebuttertem Toast. Ich verliebte mich sofort in meine Gastgeberin – es wäre geradezu ein Sakrileg, diese göttliche Kreatur mit dem vulgären Begriff 'Wirtin' zu bezeichnen.

Wenn die eigenen Vorstellungen von einem Platz anfangs überschwänglich sind, werden sie später oft in gleicher Stärke wieder korrigiert. In diesem Fall war es jedoch anders. Meine Wertschätzung, sowohl für Miss Flora Macdonald als auch für ihr Haus, wurde täglich stärker. Das Essen war, wie man es sich nur wünschen konnte und mein Schlafzimmer hatte einen süßen Geruch von Jasmin und Rosen. Es zeigte solch ein Bild von anmutiger Sauberkeit, dass es in mir Gefühle von Beschämung auslöste, ich könnte es mit meiner staubigen, von der Reise strapazierten Ausstattung, verunreinigen.

Ich schmeichelte mir selbst, dass Miss Macdonald auch mich mögen würde. Dass sie mich nicht als einen aus der gewöhnlichen Herde betrachten würde, stand außer Zweifel, zumindest in einem gewissen Maß, aufgrund der Tatsache, dass sie eine Jakobitin war.

In einem Gespräch über die Assoziierung mit ihrer romantischen Namensvetterin 'Flora Macdonald' (eine als Heldin verehrte Jakobitin) mit Perthshire, kam heraus, dass unsere jeweiligen Vorfahren, Bataillone der berühmten schottischen und irischen Brigaden von Louis XIV. kommandiert hatten. Diese Entdeckung überbrückte alle Klüfte. Wir waren nicht länger nur Mietzahler und Geldempfänger – wir waren Freunde – Freunde fürs Leben.

Ich bekomme einen Knoten im Hals, während ich diese Worte schreibe, da ich kurz danach von ihrem Tod erfahren hatte.

Ungefähr eine Woche, nachdem ich mich in ihrem Haus niedergelassen hatte, machte ich, aufgrund ihres Ratschlages, eine Pause vom Schreiben (und ich stimmte ihr zu, dass es eine notwenige Pause war) und verbrachte den Tag am Loch Tay, den ich um sieben Uhr am Abend wieder in Richtung 'Donald Murray House' verlassen hatte.

Es war eine herrliche Mondnacht. Nicht eine Wolke am Himmel und die Landschaft erschien so klar wie am Tag. Ich war mit dem Rad unterwegs, und nach einer harten, aber durch und durch vergnüglichen Zeit des Pedaltretens, kam ich schließlich zur Landstraße, eine Meile von den ersten Lichtern von Pitlochry entfernt. Ich hielt an, nicht wegen Erschöpfung, da ich noch sehr frisch war, als ich startete, sondern weil mich die wunderbare Atmosphäre verzauberte. Ich wollte einige richtig tiefe Züge davon einatmen, bevor ich zu Bett gehen würde.

Der Platz, an dem ich innehielt, war ein dreieckiges, grasbedecktes Stück Land, an der Kreuzung von vier Straßen. Ich stellte mein Rad an eine Hecke und stand da, an einen Wegweiser angelehnt und mit dem Gesicht in die Richtung, aus der ich gekommen war. In dieser Haltung verharrte ich einige Minuten, vielleicht zehn, und war gerade dabei mein Rad wieder zu besteigen, als mir plötzlich eiskalt wurde.

Ein furchterregender, grässlicher Schreck erfasste mich, dermaßen intensiv, dass das Rad, welches meinen gelähmten Händen entglitt, mit einem Schlag zu Boden fiel. Im nächsten Moment lies etwas – ich wusste für mein Leben nicht, was es war, da seine Umrisse so verschwommen und undeutlich waren – den offenen Raum vor mir mit einem sanften Schlag erhellen und stand dann aufrecht da, wie eine zylindrische Säule.

Von weiter her kam das tiefe Grollen von Rädern, welches sich augenblicklich verstärkte, bis ein herandonnernder Wagen sichtbar wurde, niedergedrückt unter einem monströsen Heuhaufen. Oben auf saß ein Mann mit einem breitkrempigen Strohhut und unterhielt sich heftig mit einem Jungen in Cordhosen, der sich neben ihm ausgebreitet hatte.

Das Pferd, welches nun auch das mir gegenüberstehende, bewegungslose 'Ding' sah, stand sofort still und schnaubte heftig. Der Mann schrie laut 'hey! hey!, was ist los mir dir Biest?' Dann kam ein hysterischer Schrei 'Großer Gott!, was ist das für eine Gestalt, die ich da sehe?, was ist das für eine Gestalt, Tammas?'

Der Junge kam sofort hoch und kniete neben dem Mann, den er am Arm griff und schrie 'ich weiß nicht, ich weiß nicht, Matthew, pass aber auf, dass es mich nicht erwischt!' Sie ist hinter mir her!'

Das Mondlicht war so stark, dass ich die Gesichter der Sprechenden mit außergewöhnlicher Lebendigkeit erfassen konnte, und ihr entsetzter Ausdruck war sogar noch mehr erschreckend als die gespenstige Erscheinung des Unbekannten.

Die Szene kommt zu mir zurück, hier, in meinem kleinen Zimmer in Norwood, mit jedem Detail so deutlich erkennbar, wie in der Nacht, als sie sich ereignete. Die lange Kette der kegelförmigen Berge, die sich wie dunkle Silhouetten gegen den silbrigen Himmel abzeichneten, scheinbar still in staunender Erwartung, die glänzende Oberfläche eines entfernten Sees oder Flusses, die man nur ab und zu wahrnehmen konnte, wegen der mächtigen Ansammlung von sanft nickenden Pinienbäumen; die weißgewaschenen Wände von Landhäusern, welche inmitten der dunkelgrünen Dichte von dick belaubten Buchsbaumhecken glitzerten und dem leichten, zarten Blattwerk des Goldregens; die welligen Wiesen mit verstreuten Ginsterbüschen und grotesk ausgebildeten Granitfelsen; die weißen und weiß schillernden Straßen, beschienen von den Strahlen des Mondes; alles – alles war überwältigt von der Stille – die Stille, die nur den Bergen gehört, den Bäumen und Ebenen – die Stille des Schattenlandes.

Ich zählte sogar die Knöpfe, die Hornknöpfe, an den bäuerlichen Mänteln. Einer fehlte an dem des Mannes, zwei an dem des Jungen; ich bemerkte sogar die Schweißflecken unter den Achseln von Matthews Hemd und die Beulen und Risse in Tammas' weichem Fellhut.

Ich bemerkte alle diese Belanglosigkeiten und noch mehr. Ich sah das abrupte Heben und Senken der Brust des Mannes, als sein Atem in starken Stößen herauskam und einen Schwall von dreckigem Speichel, der zwischen seinem von Blaubeeren gefärbten Mund über sein Kinn heraustriefte; ich sah ihre Hände – die des Mannes mit kräftigen Fingern, schwarzen Nägeln, großen Adern, die vom Schweiß glänzten und sich verbissen an die Zügel klammerten; die des Jungen waren kleiner und, wenn überhaupt, eher dreckiger. Die eine war flach auf das Stroh gepresst, die andere streckte sich vor ihm aus, die Handflächen nach außen gewölbt und die Finger weit gespreizt.

Und während sich mir diese winzigen Einzelheiten einprägten, stand die Ursache für all das – die undefinierbare, geheimnisvolle Säule – still und bewegungslos hinter der Hecke und erstrahlte in einem bösartigen Schein.

Plötzlich brach das Pferd den Bann. Mit dem Kopf voraus stürmend, rannte es im Galopp los und, wild am Phantom vorbeistürmend, schossen sie Hals über Kopf die Straße links von mir hinunter.

Dann sah ich, wie Tammas einen Purzelbaum schlug, wie durch wundersame Weise davor bewahrt mit dem Kopf zuerst auf die Straße zu fallen. Er prallte von der Heugabel ab, die er senkrecht ins Heu eingekeilt hatte, während die Figur, die ihnen mit gewaltigen Sätzen folgte, offensichtlich versuchte, ihn mit ihren spinnenartigen Armen zu greifen. Ob es ihr aber gelang oder nicht, vermag ich nicht zu sagen.

Ich hatte eine so unkontrollierte Angst, es würde zu mir zurückkommen, dass ich mein Rad bestieg und davonradelte, wie ich noch niemals geradelt war.

Bei meiner Rückkehr beschrieb ich Miss Macdonald den Vorfall. Sie sah daraufhin sehr ernst aus.

Es war dumm von mir, dass ich Sie nicht gewarnt habe, sagte sie. Ich hätte ihnen sagen sollen, dass dieser bestimmte Platz schon immer – zumindest so lange, wie ich mich erinnern kann – den Ruf hat, von Geistern heimgesucht zu werden. Keiner der Einwohner von hier würde sich nach Einbruch der Dämmerung näher als eine Meile heranwagen. Die Fuhrleute, die sie gesehen haben, müssen Fremde gewesen sein.

Niemand hat je den Geist gesehen, ausgenommen in der verschwommenen Form, in welcher sie ihn wahrgenommen haben. Er kommt nicht jede Nacht an diesen Platz und erscheint nur sporadisch, aber seine Art und Weise ändert sich nie. Er springt über eine Mauer oder Hecke, bleibt dann auf dem Fleck stehen, bis jemand kommt, und folgt ihm dann mit riesigen Sprüngen. Die Person, die er berührt, stirbt unweigerlich innerhalb eines Jahres.

Ich erinnere mich noch gut, als ich ein Teenager war und an einer der Nächte, wie dieser, mit meinem Vater von der Krocket-Party bei Lady Colin Ferner, am Blair Atholl, nach Hause fuhr. Als wir an die Stelle kamen, die Sie erwähnt haben, scheute das Pferd, und bevor ich noch realisieren konnte, was geschehen war, rasten wir nach Hause, in einer fürchterlichen Geschwindigkeit.

Mein Vater und ich saßen vorne, und der Stallknecht, ein Junge von den Highlands aus dem Ben-y-gloe Tal, befand sich hinter uns. Da ich meinen Vater noch nie verängstigt gesehen hatte, war ich nun schrecklich beunruhigt und das umso mehr, als mein Instinkt mir sagte, dass dies durch etwas anderes ausgelöst worden war als nur das Durchgehen des Pferdes.

Bald war alles hell erleuchtet. Eine riesige Figur überholte uns mit Sätzen und Sprüngen. Es fuhr seine langen, dünnen Arme aus, berührte meinen Vater leicht an der Hand und verschwand dann mit einem grellen Schrei, mehr wie von einem seltsamen Tier kommend als von einem menschlichen Wesen.

Keiner von uns sprach ein Wort, bis wir zuhause ankamen. Ich lebte zur damaligen Zeit nicht hier, aber in einem Hause auf der anderen Seite von Pilochry. Mein Vater, der immer noch weiß war, wie ein Bettlaken, nahm mich zur Seite und flüsterte:

'Was auch immer du machst, Flora, verliere niemals ein Wort über das, was passiert ist gegenüber deiner Mutter, und lass sie niemals nachts auf dieser Straße entlang gehen. Es war der Todesgeist. Ich werde innerhalb von zwölf Monaten sterben.' Und so kam es auch.

Miss Macdonald machte eine Pause. Es folgte eine kurze Stille, und dann fuhr sie mit ihrer gewohnten Lebhaftigkeit fort:

Ich kann die Sache nicht mehr erklären, wie sie es können, außer dass ich den Eindruck hatte, es hätte keine Augen gehabt. Aber was es war, der Geist eines Mannes, einer Frau, oder ein ungewöhnliches Biest, könnte ich bei meinem Leben nicht sagen. Nun, Mr. O'Donnell, haben sie genug Horrorgeschichten für einen Abend gehabt oder würden sie gerne noch eine hören?

Ich wusste, dass an Schlaf überhaupt nicht zu denken war, und dass ein oder zwei zusätzliche Nervenkitzel keinen großen Unterschied mehr, bezüglich meiner angeschlagenen Nerven, machen würden. Ich antwortete ihr, dass ich ihr bei allem, was sie mir sagen könnte, eifrig zuhören würde, Hauptsache es ist schrecklich. Meine Zustimmung wuchs – und wuchs sehr bereitwillig – und Miss Macdonald begann mit ihrer Erzählung, aber nicht, so konnte ich bemerken, ohne ein oder zwei besorgte Blicke auf die raschelnden Vorhänge zu werfen. Es verlief alles, so gut mich erinnern kann, wie nachfolgend beschrieben.

Sie sagte: Nach dem Tod meines Vaters erzählte ich meiner Mutter von dem Erlebnis in der Nacht, in der wir von der Party bei Lady Colin Ferner heimfuhren, und fragte sie, ob sie sich erinnern könne, irgendetwas gehört zu haben, was dieses Phänomen erklären könnte.

Nach einem Moment des Nachdenkens erzählte sie mir diese Geschichte:

Die unauslöschliche Kerze im alten, weißen Haus in Piltlochry

Es gab einmal ein Gebäude, das unter dem Namen 'das alte weiße Haus' bekannt war. Es stand an der Seite der Straße, nahe bei der Stelle, wo sie sagten, dass das Pferd gescheut hatte. Einige Leute mit dem Namen Holkitt, Verwandte des verehrten, alten Sir Arthur Holkitt und große Freunde von uns, lebten dort.

Das Haus, so glaubte man allgemein, wurde am Rande einer sehr alten Begräbnisstätte erbaut. Jeder sagte, es würde dort spuken und die Holkitts hatten große Mühe, Diener zu finden. Das Erscheinungsbild des Geisterhauses widersprach nicht seiner Reputation, finsterer Garten, düstere Eingangshalle, dunkle Gänge und Treppen, und die unheimlichen Dachstuben hätten nicht deutlicher auf alle Arten von geisterhaften Phänomenen hinweisen können. Darüber hinaus war die ganze Atmosphäre des Ortes, egal wie heiß und hell die Sonne war, kalt und trostlos und es war eine fortwährende Quelle der allgemeinen Verwunderung darüber, wie Lady Holkitt da leben konnte.

Trotzdem war sie immer gut gelaunt und sie sagte mir, dass nichts sie veranlassen könnte, einen Platz zu verlassen, der von so vielen Generationen ihrer Familie geliebt wurde und mit den glücklichsten Erinnerungen in ihrem Leben verbunden war.

Sie liebte Geselligkeit und es gab kaum eine Woche im Jahr, in der sie nicht irgendjemand hatte, der bei ihr verweilte. Ich kann mich an sie nur als Witwe erinnern. Ihr Ehemann, ein Major bei den Gordon Highlanders, starb in Indien, bevor ich geboren wurde.

Sie hatte zwei Töchter, Margaret und Alice, die beide sehr hübsch und einige Jahre älter waren als ich. Dieser Altersunterschied hinderte uns aber nicht daran, sehr freundschaftlich verbunden zu sein, und ich wurde immer wieder in ihr Haus eingeladen – im Sommer zum Krocket und zum Bogenschießen, im Winter zu den Bällen.

Wie die meisten älteren Ladys zu dieser Zeit, war Lady Holkitt sehr dem Kartenspiel zugetan, und sie und meine Mutter spielten regelmäßig Bezique und Cribbage, während die Mädchen und ich etwas mehr Frivoles genossen.

Zu diesen Gelegenheiten kam die Kutsche immer um zehn Uhr abends zu uns. Aus dem einen oder anderen Grund wollte meine Mutter – ich habe den Verdacht, es war wegen des angeblichen Spukens – dass wir nicht nach dieser Zeit nach Hause gehen würden.

Wenn sie eine Einladung zu einem Ball angenommen hatte, geschah das immer unter der Bedingung, dass Lady Holkitt uns beide übernachten ließ, und die Kutsche würde uns dann am nächsten Tag nach dem Ein-Uhr-Essen abholen.

Ich werde nie das letzte Mal vergessen, als ich zum Tanz im 'alten weißen Haus' gegangen war, obwohl es jetzt eher mehr als fünfzig Jahre her ist. Meine Mutter hatte sich schon seit einigen Wochen nicht sehr wohl gefühlt, da sie sich, wie sie dachte, eine Grippe geholt hatte.

Sie hatte keinen Arzt konsultiert, einerseits, weil sie sich nicht krank genug fühlte, andererseits, weil der einzige Mediziner in unserer Nähe ein Apotheker war und von dessen Fähigkeiten sie eine schlechte Meinung hatte.

Meine Mutter hatte sich fast dazu entschlossen mich zum Ball zu begleiten, aber im letzten Moment, da auch das Wetter scheußlich war, folgte sie den allgemeinen Ratschlägen, und meine Tante Noah, die gerade bei uns zu Besuch war, begleitete mich an ihrer Stelle.

Es schneite, als wir uns auf den Weg machten, und da es auch die ganze Nacht durchschneite und auch den größten Teil des folgenden Tages, waren die Wege vollkommen blockiert und wir mussten im 'alten weißen Haus', von Montag bis zum Abend des folgenden Donnerstags, bleiben.

Tante Noah und ich belegten separate Schlafzimmer und meines war am Ende eines langen Gangs, entfernt von allen anderen. Zuvor hatten sich meine Mutter und ich immer ein Zimmer geteilt – das einzig wirklich angenehme im Haus, wie ich dachte – von welchem aus man den Rasen an der Vorderfront betrachten konnte. Aber da es bei dieser Gelegenheit eine größere Zahl von Besuchern gab, in der gleichen Lage wie wir, mussten wir uns, wo immer es ging, reinzwängen.

Da meine Tante und ich separate Räume bekamen (meine Tante wollte ihr eigenes Zimmer), war es selbstverständlich, dass sie das größere von beiden bekam. Folglich befand sie sich in dem Flügel, in dem alle anderen Besucher schliefen, während ich gezwungen war, mich in einen Durchgang auf der anderen Seite des Hauses zurückzuziehen. Dort befanden sich, mit der Ausnahme meines Zimmers, nur Abstellkammern.

Alles ging glatt und zufriedenstellend und nichts unterbrach die Harmonie unseres Besuches, bis zu der Nacht vor unserer Rückreise. Wir aßen zu Abend – unsere Mahlzeiten wurden zur damaligen Zeit anders gehandhabt – und Margaret und ich stiegen die Treppe hinauf auf dem Weg zu unseren Betten, als uns Alice, die vor uns die Treppe hinaufgerannt war, mit einem verschreckten Gesicht entgegentrat. 'Oh, kommt in mein Zimmer!', schrie sie. 'Es ist etwas mit Mary passiert' (Mary war eines der Hausmädchen).

Wir beide begleiteten sie, und als wir den Raum betraten, fanden wir Mary auf einem Stuhl sitzen und hysterisch weinen. Man musste sich das Mädchen nur kurz ansehen, um festzustellen, dass sie unter einem ernsthaften Schock litt.

Obwohl normalerweise rotbäckig und gelassen, kurzum eine sehr gesunde, behäbige Kreatur und die letzte Person, die man leicht beunruhigen konnte, war sie nun ohne einen Rest von gesunder Farbe, während die Pupillen ihrer Augen vor Schrecken geweitet waren. Ihr ganzer Körper, vom Scheitel des Kopfes bis zu den Sohlen ihrer Füße, zitterte, als hätte sie Schüttelfrost. Ich war grenzenlos geschockt, sie so zu sehen.

'Was, Mary', rief Margaret aus, 'was ist denn los? Was ist passiert?'

'Es ist die Kerze, Miss', keuchte das Mädchen, 'die Kerze in Miss Trevors Zimmer. Ich kann sie nicht löschen.'

'Du kannst sie nicht löschen?, warum?, was für ein Unsinn!', sagte Margaret. 'Bist du närrisch?'

'Es ist so wahr, wie ich hier sitze, Miss', hechelte Mary. 'Ich habe die Kerze auf den Kaminsims gestellt, während ich das Zimmer machte, und als ich fertig war und ging, um sie auszublasen, konnte ich es nicht. Ich blies, und blies, und blies, aber es hatte keine Wirkung, und dann hatte ich Angst, Miss, schreckliche Angst.' An dieser Stelle begrub sie das Gesicht in ihren Händen und bebte. 'Mir wurde noch nie ein solcher Schrecken eingejagt, Miss', antwortete sie langsam, 'und ich bin gegangen und habe die Kerze brennen lassen.

'Wie absurd von dir', schimpfte Margaret. 'Wir müssen gehen und sie sofort ausmachen. Ich will eigentlich, dass du mitkommst, Mary – außer dorthin! Bleib, wo du bist, und verdammt noch mal hör auf zu weinen, sonst wird dich jeder im Haus hören!'

Nachdem sie dies gesagt hatte, eilte Margaret los, und Alice und ich begleiteten sie. Als wir den Raum erreicht hatten, dessen Tür weit offen stand, entdeckten wir die brennende Kerze, an der Stelle, die Mary beschrieben hatte. Ich schaute die Mädchen an und erkannte, trotz meines Vorhabens das nicht erkennen zu wollen, die unmissverständlichen Anzeichen einer großen Furcht, die in ihren Augenwinkeln lauerte – eine Furcht vor etwas, das sie vermuteten, aber nicht wagten auszusprechen.

'Wer geht zuerst?', fragte Margaret. Niemand sprach.

'Nun dann', fuhr sie fort, 'werde ich es tun'. Sie ließ den Worten Taten folgen und wollte die Schwelle überschreiten. Im Moment, als sie dies tat, begann sich die Tür zu schließen. 'Das ist seltsam!', rief sie, 'drückt alle mit!'

Wir machten das, wir drückten alle drei, aber trotz unserer Anstrengungen stemmte sich uns die Tür beharrlich entgegen und wir waren ausgeschlossen. Dann, bevor wir Zeit hatten, uns von unserem Erstaunen zu erholen, flog sie auf. Aber ehe wir die Schwelle überschreiten konnten, kam sie gewaltsam zurück, in gleicher Weise wie zuvor. Eine unsichtbare Kraft hielt sie gegen uns.

'Lasst es uns noch einmal versuchen', sagte Margaret, 'und wenn wir es nicht schaffen, rufen wir um Hilfe.'

Ihrer Anweisung folgend, drückten wir noch einmal. Ich war am nächsten zum Griff und auf irgendeine Weise – wie, könnte keiner von uns jemals erklären – öffnete sich die Tür aus eigenem Antrieb. Ich rutsche aus und fiel in das Zimmer hinein. Dann, mit einem Knall, schloss sich die Tür wieder, und zu meinem absoluten Erschrecken fand ich mich alleine im Raum.

Für einige Sekunden war ich gebannt und konnte nicht einmal meine Gedanken fassen, um den Holkitts, die immer wieder an die Tür schlugen, eine Antwort auf ihre klagenden Bitten zu geben und ihnen erklären, was gerade geschieht.

Noch nicht einmal in der grässlichen Aufregung eines Albtraums habe ich einen solchen Schrecken erlebt, wie der Schrecken, den mir dieser Raum vermittelte. Obwohl man nichts sehen konnte, nichts außer der Kerze, deren Licht eigentümlich weiß war und flackerte, fühlte ich die Anwesenheit von etwas unaussprechlich Bedrohlichem und Schrecklichem.

Es war im Licht, in der Atmosphäre, in den Möbeln, überall. Von allen Seiten umzingelte es mich, von allen Seiten war ich bedroht – bedroht in einer Art und Weise, die seltsam und tödlich war.

Etwas sagte mir, dass die Quelle des Übels in der Kerze lag und wenn es mir gelingen würde, die Flamme zu löschen, sollte ich mich von der gespenstigen Umgebung befreien können. Ich bewegte mich zum Kaminsims und, nachdem ich tief einatmete, blies ich, blies – blies, mit einer Energie, die aus der Verzweiflung geboren wurde. Es hatte alles keine Wirkung.

Ich wiederholte meine Anstrengungen, ich blies fieberhaft, wie wild, aber es nutzte nichts; die Kerze brannte noch – sie brannte noch, sanft und höhnisch. Mich überkam ein fürchterlicher Schreck. Ich rannte auf die andere Seite des Zimmers, verbarg mein Gesicht an der Wand und wartete auf das, vor dem mich die schwachen Schläge meines Herzens warnten, was kommen würde.

Unter dem Zwang, etwas sehen zu wollen, drehte ich mich vorsichtig, nur sehr, sehr vorsichtig herum und da, da, mir verstohlen durch die Luft entgegenschwebend, kam die Kerze, die flackernde, leuchtende, unheilvolle Kerze.

Ich versteckte wieder mein Gesicht und betete zu Gott mich ohnmächtig werden zu lassen. Näher und näher kam das Licht, wilder und wilder wurden draußen die Bemühungen die Tür aufzukriegen.

Dichter und dichter presste ich mich an die Wand, und dann, als die Qualen schlimmer wurden als es ein menschliches Herz und der Verstand ertragen konnten, kam das Gefühl einer Berührung, die Andeutung einer Berührung, eine Berührung, die so schauderhaft war, dass zu guter Letzt meine Gebete erhört wurden. Ich wurde ohnmächtig und fiel hin.

Als ich wieder zu mir kam, war ich in Margarets Zimmer, und ein halbes Dutzend vertrauter Gesichter hatten sich um mich herum versammelt.

Es schien so, dass mit dem Sturz meines Körpers auf den Boden, die Tür, die sich so erfolgreich gegen jede Anstrengung gewehrt hatte, augenblicklich aufflog, und man fand mich am Fußboden liegend und die Kerze, immer noch brennend, auf dem Boden neben mir.

Meine Tante hatte keine Schwierigkeit die störrische Kerze auszublasen und ich wurde äußerst sanft in den anderen Flügel des Hauses getragen, wo ich die Nacht über schlief. Es wurde am nächsten Tag wenig über den Vorfall gesprochen, aber alle, die davon Kenntnis hatten, zeigten in ihren Gesichtern die größte Beklommenheit, eine Beklommenheit die mich, nachdem ich mich erholt hatte, sehr verwirrte.

Bei unserer Ankunft zu Hause wartete auf mich ein anderer Schock. Wir erfuhren, zu unserer großen Bestürzung, dass meine Mutter ernsthaft krank war, und der Arzt, der aus Perth am Vorabend gerufen wurde, in etwa zum Zeitpunkt meines Erlebnisses mit der Kerze, hatte gesagt, dass sie möglicherweise den Tag nicht überlebt. Seine Warnungen trafen ein – sie starb bei Sonnenuntergang.

Natürlich könnte ihr Tod nichts mit der Kerzenepisode zu tun haben, dennoch erschien es mir als ein eigenartiger Zufall, und es erscheint mir um so mehr seltsam zu sein, nachdem ich deinen Bericht über den Geist gehört habe, der deinen lieben Vater auf der Straße berührt hatte, so nahe an der Stelle, wo das alte Haus der Holkitts einmal stand.

Ich konnte nie herausfinden, ob Lady Holkitt oder ihre Töchter jemals etwas von einer übernatürlichen Art in ihrem Haus gesehen hatten; nach meiner Erfahrung waren sie sehr zurückhaltend, was dieses Thema betraf, und natürlich wollte ich auch nichts erzwingen.

Nach dem Tod von Lady Holkitt verkauften Margaret und Alice das Haus, was schließlich abgerissen wurde, da niemand darin leben wollte und ich glaube, das Grundstück, auf dem es einst stand, ist jetzt ein Rübenfeld.

Das, meine Liebe, ist alles, was ich dir dazu sagen kann.

'Nun, Mr. O'Donnell?', fügte Miss Macdonald hinzu, 'nachdem wir von unseren Erfahrungen gehört haben, die meiner Mutter und meine eigenen, was ist ihre Meinung? Denken Sie, das Phänomen mit der Kerze war auf irgendeine Weise mit dem Geist verbunden, den Sie und ich gesehen haben, oder ist der Spuk im 'alten weißen Haus völlig getrennt von dem auf der Straße?'

Die Schafe werden zum Scheren eingesammelt Richard Ansdell (1815 - 1885)

Fall II

Das obere Dachgeschoss von Pringle's Manison (Pringles Villa) in Edinburgh