Das Wunder von Andøya - Lavinia Dierssen - E-Book

Das Wunder von Andøya E-Book

Lavinia Dierssen

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Beschreibung

Atemberaubende Wunder erwarten dich in Andøya. Luna Doucer wuchs in einem Kinderheim auf, nachdem sie ein schlimmer Schicksalsschlag ereilte. Sie hatte ihre Hoffnung bereits aufgegeben, als ihr Leben eine rasche Wendung für sie bereit hielt und ihre Wege sie in das norwegische Andøya führten. Was ist wahr und was spielt in Lunas Fantasie? Diese Frage darfst du dir selbst beantworten.

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Seitenzahl: 114

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Lavinia Dierssen

Das Wunder von Andøya

Impressum

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

© Lavinia Dierssen

Verlagslabel: Lavinia Dierssen Cover von Julia Diederichs (@julisbookcorner)

ISBN Taschenbuch: 978-3-347-93467-2

ISBN Ebook: 978-3-347-93469-6

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Bibliografische Information der deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet

diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Content Note

Die in der Geschichte handelnden Figuren sind frei erfunden. Es werden Themen behandelt, die Dich triggern könnten. Eine Liste dazu findest du auf der Seite 186.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Content Note

Die Reise

Ein heißes Geheimnis

Das Düstere Geheimnis der Weihnacht

Das Ritual

Hel

Die Flucht

Tödlicher Verrat

Willkommen Zuhause

Alles nur ein Traum?

Gefangen

Schmerz hinter der Maske

Der Ausbruch

Wiedersehen

Versteckspiel

Freiheit

Epilog

Nachwort

Aufruf

Danksagung und Werbung

Triggerliste

Das Wunder von Andøya

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Titelblatt

Urheberrechte

Die Reise

Danksagung und Werbung

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Schweißperlen laufen meinen Rücken herab, mein Wollpullover klebt an meiner Haut. Die blaue Daunenjacke ist in diesem Moment keine große Hilfe für mich. Überfordert mit der erdrückenden Hitze und dem vielen Gepäck um mich herum, stehe ich inmitten eines typisch deutschen Flughafens. Gestresste Passagiere rennen von einem Ort zum Nächsten, ihre verschwommenen Gesichter huschen an meinen Augenwinkeln vorbei. Ihre Probleme sollen nicht meine sein, mich erwarten andere Abenteuer. Irritiert blicke ich auf das Flugticket in meinen feuchten Händen, es fühlt sich falsch an und doch pocht mein Herz vor Aufregung. Ein großes Abenteuer erwartet mich, das spüre ich. Werde ich finden, wonach ich schon so lange suche?

Beinahe betäubt von dem Lärm um mich herum bemerke ich die schnellen Schritte der einzigen mir hier bekannten Frau nicht.

Die kleine Person poltert sich den Weg durch die undefinierte Menge direkt in meinen Blickwinkel, ihre langen grauen Haare wehen in ihrem schnellen Gang. „Kind, da vorne musst du dein Gepäck abgeben, das

Gate findest du schon allein, ich muss leider los.

Frederick hat wieder versucht sein Zimmer in Brand zu stecken. Du kennst ihn ja. Pass' gut auf dich auf und benimm' dich bei deiner neuen Familie.“ Ich hatte auch nicht mit einem herzlichen Abschied gerechnet. So viele Jahre musste sie sich mit mir herum ärgern, meine Ideen und Flausen ertragen. Sie wird froh sein, sobald ich hinter der deutschen Grenze verschwunden bin. Ich ringe mit mir, bin um einen ruhigen Ton bemüht. „Ja, Frau Meier“, entgegne ich mit gesenkter Stimme. Sie soll nicht merken, dass mir die ganze Situation zu viel ist.

Die vielen Menschen, die Lichter, der Lärm.

Ein nicht enden wollender Strudel aus Reizen.

Ich mache einen zaghaften Knicks zum Abschied und begebe mich auf den Weg in das große Glück. Als Kind habe ich lange auf diesen Moment gewartet. Wird es so sein, wie ich es mir vorstelle? Meine Zukunftsträumereien bekommen einen herben Beigeschmack als ich mich an die erste Begegnung mit Frau Meier erinnere. Als kleines Mädchen wurde ich meiner leiblichen Mutter –oder Erzeugerin, wie ich sie gerne nenne– weggenommen, nachdem sie in ihrem Wahn meinen Vater umgebracht hatte und danach versuchte mich zu töten. Noch heute begleiten mich meine Albträume, ich kann deren kalten Fingern nicht entfliehen. Zwölf lange anstrengende Jahre habe ich auf diesen Moment gewartet und nun ist er zum Greifen nahe. Nur ein paar Flugstunden trennen mich von meinem Ziel: mein neues Zuhause und eine neue Familie. Unverkennbar entdecke ich den Check In, eine lange Schlange steht davor. Was wohl ihre Beweggründe für ihre Reisen sind? Ein schicker Urlaub mit der Familie vielleicht oder Flitterwochen.

Am Schalter angelangt, werde ich patzig von einer schwarzhaarigen Frau begrüßt. Ich nehme es ihr nicht übel, bin nur dreißig Minuten hier und würde am liebsten schreien. Ich hasse es von so vielen Menschen umzingelt zu sein. Nachdem ich mein Gepäck aufgegeben habe, mache ich mich mit mulmigem Gefühl im Bauch auf den Weg zum Gate. Nach ein paar Anläufen habe ich das Richtige gefunden und suche mir einen abgelegenen Sitzplatz, um auf meinen Flug zu warten. Unruhig inspiziere ich meine Umgebung, bis mein Blick auf dem Rollfeld hängen bleibt. Das ist das erste Mal für mich in einem Flieger. Die Angst breitet sich in meinem Körper aus, wenn ich daran denke, wie diese riesigen Maschinen wie Vögel durch die Lüfte gleiten. Zur Ablenkung beobachte ich die Menschen um mich herum, davon gibt es hier zu genüge. Einige Personen in schicker Kleidung tippen wild auf ihren mobilen Telefonen, gerne hätte ich mich selbst mit so etwas abgelenkt, durfte aber nie ein eigenes Handy haben. „Du machst eh nur alles kaputt.“

Das war die andauernde Begründung von Frau Meier. Auf der anderen Seite haben sich offenbar Familien zusammengetan. Kinder rennen freudig umher und rufen laut durcheinander. Hoffentlich muss ich meinen Flug nicht mit ihnen teilen. Die Aufregung in mir mischt sich mit Angst, doch werden sie beide von dem Gefühl der Freiheit beiseite geschoben. Selten habe ich mich in meinem Leben so frei gefühlt. Nachts habe ich mich oft auf das Dach des Nachbargebäudes geschlichen, eine sportliche Meisterleistung, wie ich finde, auch wenn es für sportlichere Personen bestimmt relativ einfach von meinem Fenstersims zu erreichen war.

Stille hatte mich dort heimgesucht und ich konnte in Ruhe die Sterne beobachten. Schon immer habe ich mich bei dem Anblick des weiten Sternenmeeres eher zuhause gefühlt, als bei dem Anblick der vielen menschlichen Gesichter um mich herum. Ich passe einfach nicht zu ihnen. Ich habe mich immer gefragt, welche Abenteuer mich wohl da draußen erwarten könnten, nun werde ich die Antwort bald erfahren.

Vorfreude ergreift mich als mein Flug mit einer metallischen Stimme per Ansage durch die Lautsprecher aufgerufen wird. Stolz präsentiere ich einer brünetten Dame am Schalter mein Flugticket, als wäre ich auf dem Weg zu einer magischen Zaubereischule – nicht, dass ich als Kind dort nicht gerne gewesen wäre – steige ins Flugzeug, lasse mir von der Stewardess den Weg zu meinen Platz erklären und setze mich aufgeregt hin.

Meine neuen Pflegeeltern haben mir extra einen Platz am Fenster reserviert, sodass ich während des Nachtfluges die Sterne beobachten kann. Iduna, meine neue Pflegemutter, hatte mir kurz vor dem Abflug eine Postkarte zukommen lassen. Auf dieser Karte stand nur eine kurze Nachricht: „Behalte immer die Sterne im Auge, sie weisen dir den Weg.“

Und genau das würde ich tun.

Nach mehreren Zwischenlandungen habe ich meinen Flug von insgesamt fünfundzwanzig Stunden gemeistert.

Immer wieder fallen mir die Augen zu, Müdigkeit überschwemmt mich mit riesigen Wellen, gegen welche ich verzweifelt versuche anzukämpfen. Es war eine stressige Reise und ich habe nur wenig Schlaf auf der gesamten Strecke abbekommen. Dennoch bin ich glücklich, endlich mein Ziel erreicht zu haben. Andøya ist nicht nur die nördlichste Insel Norwegens, sondern auch die zehntgrößte des Landes. Sie ist bekannt für die großen Moorgebiete und ihre Moltebeeren. Monatelang habe ich mich mit Sprachbüchern und Reiseführern auf diesen Moment vorbereitet, um einen guten Eindruck bei meiner neuen Familie zu hinterlassen. Ich habe einen herzlichen Empfang erwartet, der einer Party gleicht, oder zumindest so was in der Art, aber ich finde mich samt meiner Sachen auf einem kleinen ranzigen und schlecht beleuchteten Flugplatz wieder. Die Kälte hat die Landebahnen zerstört, wodurch der aufgeplatzte Teer den Narben auf meinen Armen gleicht.

Der Helikopter, der mich hierher gebracht hatte, ist Schnee aufwühlend gleich mit neuen Passagieren verschwunden, und so stehe ich nun vollkommen verlassen in der eisigen Einöde. Suchend lasse ich meinen Blick über die Landschaft schweifen. Viele Gebirge kann ich in dem diffusen Licht des Nachthimmels erkennen, auch einige Wälder sind zu sehen. Nicht weit entfernt steigen die langgezogenen Klippen an der Küste empor. Langsam nähere ich mich an die tiefen Felsen und genieße den Ausblick, soweit meine Augen meine Blicke tragen lassen, über das weite offene Meer. Keine Städte und keine Menschenmengen sind zu erkennen, in welche Richtung ich mich auch wende. Die Stille empfängt mich wie einen alten Freund. Frostiger Wind peitscht mir in mein blasses Gesicht und kündigt damit einen winterlichen Sturm an. Ich ziehe die Arme näher an meinen Körper, um mich vor der Kälte zu schützen, möchte mir einen schneesicheren Platz suchen, doch das Meer hat eine hypnotische Wirkung, je länger ich es beobachte.

Laute Rufe und wildes Gebell reißen mich jedoch aus meiner Trance heraus. Ich sehe mich um und entdecke entfernt einen Hundeschlitten auf mich zu kommen.

Kleine Lichter baumeln im Wind an dem Gefährt hin und her. „Das ist dann wohl mein Abholservice..“, lache ich vor mich hin und begebe mich zurück zu meinem leicht eingeschneiten Gepäck. An diese tiefe Dunkelheit müssen sich meine Augen erst noch gewöhnen. Mit einem lauten „Ho!“ bleibt der Schlitten vor mir stehen. Eine Schneewolke bläst mir ins Gesicht. Zehn hübsche, wenn auch hechelnde und atemlose, Huskies sind vor den hölzernen Schlitten gespannt. Zu gerne würde ich jeden von ihnen kurz mal streicheln. Hunde haben mich schon immer begeistert, wieder etwas, was ich nicht in meinem Leben haben durfte. Ein großer bärtiger Mann, welcher in einem Holzfällerhemd und Jeans gekleidet ist, verbeugt sich vor mir und begrüßt mich mit den Worten: „Willkommen, du musst Luna Doucer sein.

Mein Name ist Ragnarok und ich werde dich zu deinem neuen Zuhause geleiten.“

Überrascht von den guten Deutschkenntnissen, und seiner Kleiderwahl bei dieser Kälte, lächele ich bloß verlegen, nicke kurz und helfe Ragnarok beim Verstauen des Gepäcks auf dem Schlitten. Sobald alles fest gebunden ist und ich einen geeigneten Sitzplatz gefunden habe, startet der Schlitten in das Ungewisse. Es ist eine sehr stille Fahrt, bloß unterbrochen von

Ragnaroks Befehlen an die Schlittenhunde und deren lautstarke Rückmeldung in Form von Gebell. Während der eiskalte Wind meine Glieder versteift und mir undefinierte Spuren der Hunde ins Gesicht fliegen, beobachte ich die vorbeiziehende Natur. Auch während der einstündigen Fahrt kann ich keinerlei Einwohner entdecken. Ich frage mich, ob er mein neuer Pflegevater ist oder ob sich meine Pflegefamilie so etwas wie einen privaten Taxifahrer leisten kann. Die Zeit verfliegt und wir erreichen eine einsame und unscheinbare Holzhütte, für meine Augen die einzige Behausung weit und breit.

Sie ist recht klein, hat wenig Fenster und in der Nähe befindet sich ein kleiner Wald mit anliegendem Lagerplatz für gehacktes Holz. „Willkommen Zuhause“ , sagt Ragnarok beinahe teilnahmslos. Unsicher nähere ich mich dem Gebäude, aus welchem freundliches Licht durch die kleinen Fenster scheint und mir so den Weg weist. Will mich niemand begrüßen? Lebe ich hier alleine? Oder war ich so dumm einem merkwürdigen Mann zu vertrauen, der zufällig meinen Namen wusste?

Die Haare in meinem Nacken stellen sich auf und Unbehagen zieht in meiner Magengrube. Ich überlege einfach loszurennen, als auf einmal die krumme Tür auffliegt und zwei Personen aus der Hütte treten. Überrascht bleibe ich in Schockstarre stehen, bis ich eine der beiden Personen erkenne. Mein Unbehagen verfliegt und macht der großen Freude Platz. „Iduna, es ist so schön hier zu sein!“, rufe ich, während ich meiner neuen Pflegemutter um den Hals falle.

Wir umarmen uns innig, ein Gefühl der Wärme und Liebe macht sich in meinem Innersten breit und ich erinnere mich, wie sehr ich mich immer wieder auf ihre Besuche gefreut hatte. Nun nähert sich auch die andere